Fremde Welten von kiyahotep (Denn nur wer in der Hölle war, kann den Himmel wirklich sehen.) ================================================================================ # 3 --- Vorwort: So erstmal Danke für die Kommentare bis hierher. Das Kapitel ist ziemlich kurz, aber das nächste wird ein ganzes Stück länger, versprochen (und es passiert auch wieder mehr). Wird aber etwas dauern, da ich bald Prüfungen habe und daher wohl nicht zum Schreiben komme. Also ein bisschen Geduld bitte. Danke ;) ~kiya Kapitel 3 „Was soll das heißen, ihr könnt sie nicht finden?“ Tia hörte sich nicht sonderlich begeistert an. Die Situation in der er sich befand war ja auch nicht die angenehmste. Ein Himmelsprinz, gefangen in der Dämonenwelt. Teiou, der auch noch sein Freund war ... „Sucht gefälligst noch mal.“ Unter dem strengen Blick des Shuten verneigte sich der Diener kurz und verschwand eilig aus dem Arbeitszimmer um erneut nach dem Kronprinz des Südens, sowie dem Dämon, der Teiou gehörte, zu suchen. Seufzend lehnte Tiarandear sich zurück. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Keika würde sicher nicht einfach verschwinden, ohne zu wissen, was Tia zu tun gedachte. Bei Ashray verhielt sich das anders. Teiou war zwar auch sein Freund, aber es war normal, dass er bei Problemen erstmal umherstreifte, um sich zu beruhigen, oder auch abzureagieren. Außerdem hatte er sie sehr lange warten lassen. Es war schon Abend und bald würde die Dämmerung einsetzen. Was er zu tun gedachte ... Da war auch schon das, was ihm die letzten Stunden Kopfzerbrechen bereitet hatte. Er konnte nichts tun. Es waren nur geringe Teile der Dämonenwelt kartographisch bekannt und damit das Risiko erfolgreich einen Angriff durchzuführen viel zu hoch. Es ging einfach nicht und das musste er jetzt Keika sagen und nicht nur dem. Auch der Tenno des Ostens, Soryuou-sama, müsste informiert werden. „Es tut mir leid, sie sind nicht mehr im Turm und auch nicht in den Gärten.“ Der Bedienstete war wieder eingetreten. „Die Soldaten haben alles abgesucht.“ Alle Erwartung war hin. Tia sank tiefer in seinen Sessel und machte eine knappe Handbewegung, worauf er wieder alleine im Zimmer verblieb. Das war doch nicht möglich. Sollten die beiden etwa auf eigene Faust losgezogen sein? Nein. Keika war dazu zu vernünftig und Ashray würde Keika niemals freiwillig begleiten. Er schüttelte den Kopf. Auf was für abwegige Gedanken er hier kam. Trotzdem interessierte es ihn, wo sich die beiden rumtrieben. Der Blonde drehte sich zu seinem großen Spiegel um, legte die Hand kurz dran, murmelte ein paar Worte vor sich hin und wieder erschien ein Bild, wie schon bei seinem ersten Blick in den Spiegel heute war es ... Schwarz. Dunkelheit. Entsetzt starrte Tia die Fläche an. Schwarz. Sein abstruser Gedankengang von vorhin schoss ihm wieder durch den Kopf. Die beiden Gesuchten befanden sich tatsächlich in der Dämonenwelt. Bei genauerem Hinsehen erkannte er eine silberhaarige Gestalt, die sich eilig vorwärts bewegte. Keika ... Es konnte nur Keika sein. Der Spiegel irrte nie. Und Ashray schien bei ihm zu sein. Jedenfalls blieb das Bild schwarz, was soviel hieß, dass sich der auch in der Dämonenwelt befand. Seufzend erhob sich Tia von seinem Stuhl und ging zur Tür. Jetzt hatte er nicht nur Soryuou zu informieren, auch musste er dem Tenno des Südens, Ashraou, bescheid geben. Zwei Himmelsprinzen in der Welt der Dämonen. Er schüttelte den Kopf. Als ob sein Amt nicht schon schwer genug wäre ... ~*~*~ „Da bist du ja.“ Ashray hob den Kopf und blickte in das doch leicht besorgt wirkende Gesicht des Dämons. Er hatte ihn also gefunden. Mit dem Handrücken wischte er sich schnell durchs Gesicht, damit der andere seine Tränen nicht sah. Schweigend setzte Keika sich neben ihn, lehnte sich an die kalte Steinwand und atmete erstmal durch. Stundenlang, so schien es ihm, hatte er nach dem Rothaarigen gesucht, war durch die unzähligen Gänge und Höhlen geeilt um ihn zu finden, bevor das noch jemand anderes tat. Aus den Augenwinkeln betrachtete Ashray den neben sich sitzenden Keika, der mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte. Er sprach kein Wort. Das wunderte den jungen Prinz, er war aber auch ganz dankbar, dass er keine Vorwürfe zu hören bekam, wie er es von Keika erwartet hätte. „Vielleicht bleiben wir besser hier und ruhen uns aus. Es ist schon spät und bald dunkel. Jedenfalls dürfte das in der Himmelswelt der Fall sein“, durchbrach der Dämon nach langer Zeit des Schweigens die Stille. Er war müde. Sie waren ja auch weit gekommen. Den halben Himmel hatten sie durchquert, auf dem Weg zum Eingang, und sie befanden sich auch schon tief in den Höhlen der Dämonen. Wenn auch eher durch Ashrays unmögliches Verhalten. Außerdem war der Ort hier ganz gut um zu übernachten. Hier hinter den großen Tropfsteinen würde sie niemand so schnell finden. Keika wusste selbst nicht ganz genau, wie er Ashray hier gefunden hatte. ~*~*~ Immer wieder sah der junge Prinz verstohlen zu Keika. Mit dem Vorschlag vorerst hier zu bleiben war er zwar nicht sonderlich einverstanden gewesen, aber er hatte es lieber sein lassen mit dem Dämon darüber zu diskutieren. Dazu war er gerade nicht in der Lage, weil ihn zu viel beschäftigte. Der Moment, in dem ihn die drei Dämonen unverwandt angestarrt hatten, wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Vor allem Keikas Gesichtsausdruck. Was dachte der nun? Was hatte er in dem Moment gedacht? Es interessierte ihn gerade brennend, auch wenn er sonst nicht viel auf die Meinung dieses Dämons gab. Er starrte vor sich in die Dunkelheit. Zum Teil konnte er die abstrus geformten Steine sehen, hinter denen sie saßen und an denen entlang Wassertropfen hinab rannen, die von der Spitze der Steine tropften und mit einem leisen Widerhall auf dem Boden auftrafen. Er biss sich auf die Unterlippe, bevor er zögernd wieder zu Keika sah. „Was denkst du jetzt über mich?“ Seine Stimme war ungewohnt leise, für seine sonst so aufbrausende Art. „Hm?“ Langsam drehte Keika den Kopf zu Ashray und blinzelte ihn müde an. Er schien gedöst zu haben und anscheinend hatte er nicht zugehört. Ashray bereute es eigentlich auch schon wieder gefragt zu haben, dennoch wiederholte er seine Frage: „Was denkst du jetzt über mich?“ Eine Weile war es still. Der Silberhaarige schien leicht verdutzt über diese Frage zu sein und zu überlegen, soweit Ashray seinen Gesichtsausdruck in dem Dämmerlicht deuten konnte. „Was ich denke ...“ Leise flüsterte Keika diese Worte vor sich hin, während er darüber nachdachte, was er Ashray sagen wollte, konnte und sollte. „Ich denke ...“, setzte er zögernd an, „ich denke ich weiß, wie du dich damit fühlst. Wie sie dich ansehen und was sie von dir halten.“ Eigentlich konnte Keika gar nicht glauben, dass er sich hier ruhig mit Ashray, der ihn überhaupt nicht leiden konnte, was aber auf Gegenseitigkeit beruhte, unterhielt. Es stimmte aber. Keika konnte sich denken, wie die Himmelsbewohner auf das Horn reagierten. Er machte das immerhin auch schon fast drei Jahre mit, die er bei Teiou war. Alle starrten ihn an, weil er anders aussah und ein Dämon war. Wenn er in seiner Menschenform unterwegs war, war er ein Himmelsbewohner, wie alle anderen auch und niemand sagte etwas und er wurde akzeptiert. Für sein Heilwissen sogar von vielen anerkannt und verehrt. Schweigend betrachtete Ashray ihn weiter und wartete, dass der Dämon noch etwas hinzufügte. „Ich nehme mal an, deine Mutter war der dämonische Teil?“, fragte Keika leise und lehnte sich dabei wieder mit geschlossenen Augen zurück. Er hatte schon gemerkt, dass es Ashray viel Mühe kostete, mit ihm darüber zu sprechen und es war besser, wenn er ihn nicht weiter ansah. „Meine Mutter ein Dämon?“ Fassungslosigkeit schwang in seiner Stimme mit. „Ich glaube kaum, dass dein Vater Ashraou-sama dämonisches Blut in sich trägt“, antwortete Keika ruhig. Gerade fiel Ashray nichts mehr ein, was er sagen konnte. Seine Mutter eine Dämonin? Sein Vater hatte nie über sie gesprochen und Ashray hatte sie auch nie gesehen. Er wusste nichts über sie. Rein gar nichts. Sollte er jetzt etwas erfahren können, von Keika, den er so verachtete? Es war eine Chance die Frage zu klären, die ihn schon ewig beschäftigte: Seine ungewisse Herkunft mütterlicherseits. „Was ... woher willst du das wissen?“ „Dein Horn ...“ Keika gähnte leise, bevor er weiter sprach. „Die gehörnten Dämonen gehörten mit zu den Stärksten. Sie waren klug und außerordentlich gute Kämpfer. Allerdings sind sie vor über zwanzig Jahren verschwunden, als sie geschlossen den Himmel angriffen.“ Er sah kurz zu Ashray, der ihm anscheinend gebannt zuhörte. „Mein Vater hat mal gesagt, dass sie vernichtend geschlagen und vermutlich alle getötet wurden. Vielleicht sind sie aber auch zu Bediensteten und Sklaven geworden. Allerdings habe ich im Himmelreich noch keinen gesehen. Wer weiß. Aber es gibt diesen Clan nicht mehr.“ Ashray schüttelte den Kopf. „Du lügst! Das glaub ich dir nicht.“ Sein Vater hasste die Dämonen fast noch mehr als Ashray selbst. Wie konnte es dann sein, dass seine Mutter eine Dämonin gewesen sein soll? Andererseits schien durch diesen Umstand so vieles klar zu werden: Ersteinmal das Horn auf seinem Kopf, dann die Tatsache, dass er seine Mutter nicht kannte und auch, dass niemand über sie sprach. Und das ganze war knapp zwanzig Jahre her. Er lächelte bitter. Dieses Jahr würde er zwanzig Jahre alt werden. Es passte also. Oder hatte Keika ihn angelogen, er war immerhin ein Dämon. Nein, wahrscheinlich stimmte das alles. Keika log fast nie. Er war wie Teiou. Zwar deutlich zurückhaltender, aber er sagte seine Meinung immer gerade raus und zwar seine ehrliche Meinung. Außerdem hatte er Ashray ja eben auch vor den beiden Dämonen gerettet, wo er den einen aus Versehen gestreift hatte und dieser ihn, trotz seiner Unsichtbarkeit erwischt hatte. Wer wusste schon, was die mit ihm angestellt hätten, wenn Keika ihn nicht als Dämon ausgegeben hätte, oder ihn nicht davon abgehalten hätte seinen wahren Namen preiszugeben. Jetzt im Nachhinein sah Ashray seine Fehler ein und war dem Dämon ganz dankbar, auch wenn der dafür die schmerzhafte Erinnerung an Alan hatte wieder aufleben lassen. Sein Blick fiel wieder auf Keika, der schon wieder eine ganze Weile schwieg. Sein Kopf war leicht zu Seite geneigt und nur sein Brustkorb hob und senkte sich langsam in regelmäßigen Abständen. Keika schien eingeschlafen zu sein. ~*~*~ Nur das Tropfen des Wassers von den Höhlenwänden und Tropfsteinen war noch zu hören. In der Dunkelheit hallte es hundertfach wider. Es hörte sich beruhigend an. Dennoch unterstrich es die Trostlosigkeit hier. Eine Weile saß Ashray noch da und hörte dem Wasser zu. Diese Reise in die Welt der Dämonen konfrontierte ihn mit Tatsachen, die er erstmal verarbeiten musste, mit Problemen, denen er sich nie zuvor gestellt hatte. Außerdem nagte diese ständige Dunkelheit schon in ihm und die trostlose Atmosphäre hier unterstütze das nur noch. Dabei war er erst wenige Stunden hier. Er erinnerte sich, wie Keika einmal zu Teiou gesagt hatte, dass er nie mehr zurück wolle, egal wie schlecht man ihn auch behandelte, alles wäre besser als die Dämonenwelt. Es war komisch, aber Ashray konnte das jetzt irgendwie nachvollziehen ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)