Sanctuary von Tidus17 ================================================================================ Kapitel 4: Der Abend -------------------- Der Abend Ich wusste nicht so recht, was ich anziehen sollte, deswegen nahm ich die üblichen schwarzen Klamotten aus dem Schrank. Natürlich hatte ich auch normale Sachen drin, aber manchmal hatte ich das Bedürfnis mich in schwarz zu kleiden. Damit mich niemand anspricht. Kleider besaß ich nicht, eher kaputte Hosen, was Absicht war und ausgeleierte Hemden. Deswegen nahm ich trotzdem die guten schwarzen Sachen heraus. Ich war so vertief mit dem Sachen heraus suchen, dass ich die Zeit vergaß, als es auf einmal klingelte. "Wer ist das denn?" Ich schaute auf die Uhr und bekam einen Schreck. "Schon so spät!!!!" Kaum wollte ich los spurten, hörte ich wie meine Mutter die Tür aufmachte. "Ah Carola, was verschafft uns die Ehre?" "Ich wollte nur Danni abholen." "Komm rein, Danni ist oben." Immer wenn wir Besuch hatten, war meine Mutter immer so höflich, was sie in Wahrheit gar nicht ist und das kotzte mich dauernd an. Meine Zimmertür ging auf und Carola linste rein. "Ihr seid zu früh da......", grummelte ich leise. "Wieso zu früh.....sind doch nur 10 Minuten?" "Trotzdem, ich bin noch nicht fertig." "Wussteste etwa nicht was du tragen sollst? Lass dir Zeit." Was ich nicht mochte war, wenn mir jemand beim Umziehen zuguckte. "Und was ist mit deiner Freundin? Wo ist die eigentlich?" "Lena wartet unten im Auto. Die kann ruhig mal warten." "Wieso bist du so sauer?" Ich wunderte mich etwas, aber man konnte merken, dass Carola leicht schmollte. Irgendwie konnte ich mir denken, was vorgefallen war, aber ich wollte nicht weiter drauf anspielen und zog mich schnell um. Wir stiegen ins Auto, wo Lena auf uns gewartet hatte. "Was hat denn so lange gedauert?" Ich stieg hinten ein, Carola wollte lieber neben ihr sitzen. "Geht dich nichts an, fahr lieber los, sonst kommen wir zu spät!" Da ist ja jemand echt eifersüchtig, flüchtig fragte ich mich, warum ich überhaupt mitgekommen bin. Ich seufzte leise in mich hinein. "Sag mal, wat hatt'n dich gestochen. Hab ick dir wat getan?" Ich bemerkte erst jetzt, dass Lena ihr Cappie nicht auf hatte und man die kurzen rot-bräunlichen Haare sehen konnte, die etwas zerzaust waren. "Halt das Maul, wir hören Rammstein....." Lena war etwas perplex von den Worten, die sie da hörte. So ist nun mal Carola, wenn sie aufgebracht ist. Das kann ja was werden. "Wieso Rammstein?" "Haste was gegen Rammstein?" Sie legte die CD ein und die Musik ertönte. "......................." "Also wir beide finden die Musik toll und nun fahr." "......................." Man hörte, wie sie den Schlüssel umdrehte und der Motor anfing zu schnurren. Ein kurzer Blick nach links und schon fuhren wir los. Lena blieb ruhig und sagte nichts mehr. Ich lauschte der Musik und Carola drehte noch lauter auf. Manchmal übertreibt sie aber echt. Nach 28 Minuten waren wir auch schon da. Lena hatte auch gleich vorne am Eingang einen Parkplatz ergattert. Wir stiegen aus, Carola schmiss die Autotür dermaßen zu und ging schon mal vor. Ich fragte mich ernsthaft, was vorgefallen war und stieg selber aus. "Mann, ich frag mich echt, was mit ihr los ist?" Lena lief auf mich zu. Ich schaute sie fragend an. "Weißt du nicht, was vorgefallen ist?" "................eigentlich nicht so recht." Sie schloss ihr Auto ab und wir gingen dann gemeinsam rein. Ich dachte mal, sie haben sich gestritten und nachfragen wollte ich nicht, interessierte mich auch nicht wirklich. Wir standen vor der Kasse. "Was gucken wir uns denn eigentlich an?" Ich schaute die beiden an. Lena blieb ruhig und schmollte ein wenig. Carola schaute sie böse an. In den Moment musste ich schmunzeln und wusste, weswegen Carola so ausflippte. "Wir gucken uns Bruce Allmächtig an!" Unser Kino zeigt fast alles, sowohl neue als auch alte Filme. Ich konnte ein leises Seufzen von Lena hören. Ganz klar sie haben sich darüber gestritten, was sie gucken wollten. Obwohl mir nicht grad nach lachen zumute ist, wollte ich den Film auch gerne angucken, da ich viel Gutes darüber gehört hatte. "Klingt interessant." "Sag ich auch, der Film soll lustig sein und den kenne ich noch nicht." ".........ich hab den Film schon 2 mal gesehen, der ist doch alt." Prompt kam Lena eine Kopfnuss verpasst. "Sagte ich nicht etwas!" "Manno........" Wieder musste ich schmunzeln wegen des Gesichtsausdrucks von Lena. "Also ich würde ihn gerne sehen, kenne ihn auch noch nicht." "Echt? Na dann gucken wir ihn eben." Sie war etwas erstaunt, aber fing dann wieder an mich anzulächeln. "War ja klar........" Carola ging zur Kasse und bestellte die Karten. "Wat denn?........" Der Abend wird bestimmt lustig, wenn ich mir das Theater der beiden anguckte. Wir holten uns noch was zu knabbern und zu trinken und gingen auf unsere Plätze. Der Saal war nicht besonders groß und voll auch nicht. War ja auch Dienstag und ein alter Film. Der Film begann und ich schaute ihn mir interessiert an. Lena hatte echt eine faszinierte Lache. Carola fand das ab und zu peinlich, weil sich ein paar Leute umgedreht hatten, aber lachte mit. Ich selber fand den Film nicht schlecht und zum Teil belustigend. Irgendwie tat mir dieser Abend gut. Mal eine Abwechslung und ich musste nicht so viel nachdenken. "Der Film ist immer wieder gut" Lena grinste die ganze Zeit. "Ja, aber zuerst wollteste nicht rein.......und deine Lache...." "Was ist mit der?" Lena fing an zu schmollen. "Und was machen wir jetzt?" Ich ging dazwischen, damit wir noch was vom Abend haben und die beiden sich nicht dauernd in die Haare kriegen. "Am Besten wir gehen zum Park, den kennt Lena noch nicht." "Gute Idee." Einer meiner Lieblingsorte. "Wieso gehen? Is der um die Ecke?" "Jo, wäre blöd, wenn du mit dem Auto hinfährst. Kostet Benzin." Gesagt, getan. Wir liefen ein paar Straßen weiter. Von weitem konnte man den Park schon erblicken. Da es schon spät war, konnte man kaum noch Vögel zwitschern hören. Normalerweise ist dieser Park für Verliebte gedacht, aber dort tummeln sich auch noch andere Gestalten. Man könnte sagen, der Lieblingsort von jedem. Im Park ist noch ein kleiner Teich. Dort saß ich gerne und beobachtete alles um mich herum. Kaum waren wir im Park, bekam Carola einen Anruf auf ihrem Handy. Ich beobachtete sie beim Telefonieren und Lena lief in unserer Nähe ein wenig umher und schaute sich den Park an. "Sorry Leute, ich hab einen wichtigen Termin bekommen und muss auch gleich los. Macht euch beide einen schönen Abend noch." Oje, was soll das heißen? Das kommt mir nicht gerade Recht. "Wat denn für'n Termin??? Und dazu noch'n wichtiger? Seit wann bist du mal wichtig?" Lena lief mit beiden Händen in den Hosentaschen auf Carola zu und hob dabei eine Augenbraue. "Och vermisst du mich etwa? Das is aber süß. Komm, lass mich dich umarmen!" Prompt waren ihre Hände schon oben und fuchtelten wild umher. "Ne...lass mal......" Aber zu spät, Carola hatte Lena schon fest im Griff. Bei dem Anblick musste ich leicht grinsen. Das sah zu komisch aus. Carola fand das nicht gerade witzig und gab ihr zum Schluss wieder mal eine Kopfnuss, irgendwie tat sie mir leid. Ich bekam dann gleich eine Umarmung von ihr als Abschied. "Macht keinen Unsinn, wenn ich weg bin!" Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von uns und ging dann. "Und was machen wir jetzt?" Ich erschrak, weil Lena plötzlich neben mir stand. Für meinen Geschmack zu nahe. Deshalb hielt ich Abstand. "Ich weiß nicht....." "Mmmmhhh......wieso zeigst du mir nicht deinen Lieblingsort hier?" Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und ging einfach los. Lena folgte mir und blieb ruhig. Nach wenigen Minuten waren wir auch schon am Teich angekommen. "Das ist echt ein schöner Ort." Sie schaute nach links und rechts. Begutachtete jedes Detail und schaute mich dann an. Ich stand da wie angewurzelt, weil Lenas Gesten echt zu komisch waren. Sie grinste mich wieder an und dieses Mal lief ich dabei rot an. Zum Glück sah man das nicht, dank der Dunkelheit. "Ich schätze mal, dass du dort hinten am Baum sitzt und zeichnest." Sie zeigte auf einen Baum und ich war baff. Woher wusste sie das? "Durch deine Reaktion, denke ich mal, dass ich Recht habe." "....................." Irgendwie wurde mir Lena unheimlich. Sie las in mir wie in einem offenen Buch, obwohl ich so abweisend war und kaum etwas sagte. Ich beobachtete Lena fasziniert, so etwas hatte ich echt noch nicht gesehen. Dass mich jemand so gut kennt, obwohl sie mich zum ersten mal gesehen hatte! Wenn man gestern ausschließen würde. "Weißt du, ich bin nicht allwissend. Du denkst dir bestimmt, woher ich das weiß?" Sie lächelte mich an und legte ihre Hände hinter ihren Kopf. "Ich würde auch nicht sagen, dass ich intelligent sei oder so? Das bin ich weiß Gott nicht." Sie fing an zu lachen. Ich setzte mich derweilen ins Gras und lauschte ihren Worten. "Aber ich bin ein ziemlich guter Beobachter. Deine Gesten sind zum Teil offensichtlich und deine Zeichnungen sprechen Bände. So hab ich mich hier etwas umgeschaut und hab einfach nur eins und eins zusammen gezählt. Dieser Baum war der einzige, der in der Nähe des Teiches liegt und wenn man viel zeichnet wie du, ist dies ein idealer Ort für dich. Wenn man die Perspektive sieht und alles um diesen Baum herum, war mir das klar....." Sie stockte und ging in die Hocke. Für mich klang das aber eher intelligent, wenn ich mich erinnerte, was Carola zu diesem Ort sagte, so waren diese Worte sehr gut durchdacht. "....aber es gab noch einen anderen Grund, weswegen ich das weiß." War mir klar, dass es einen Haken hatte...niemand würde so gut kombinieren können. "Lass mich raten, Carola hat dir den Hinweis gegeben." Wäre zu schön, um war zu sein, dass ich jemanden treffe, der in mich hinein sehen könnte. Ich war leicht enttäuscht. Das hätte echt jeder Depp sagen können. Warum musste ich mir auch immer solche Hoffnungen machen. Ich hörte ein Kichern. "Also, so bin ich nicht gestrickt, das ich jemanden ausquetsche, nur um zu erfahren, was derjenige mag. So bin ich nicht, dann wäre ich ja so wie die Typen, die nur auf das eine aus sind." Bei diesen Worten schaute ich sie fragend an. Ich wunderte mich jetzt über die Worte, die sie gerade sagte. Wir starrten uns in die Augen. "....und woher weißt du das dann?" In diesen Augenblick schossen mir alle möglichen Gedanken in den Kopf. Es kann ja sein, dass sie mich aus der Ferne beobachtete. Wie ein Stalker, der sein Opfer gefunden hatte und durch Carola seine Chance sah, sein Opfer näher kennen zu lernen. Selbst dieser Gedanke war für mich abstoßend, wer würde so etwas machen? Ich kann Menschen ganz gut einschätzen und wenn ich mir Lena so anguckte, würde diese so etwas nicht machen. Obwohl, bei dieser Frau wäre alles möglich, ich kann sie einfach nicht einordnen. Schließlich dachte ich ja, sie sei ein Mann und jünger. So etwas passierte mir bis jetzt noch nicht. Ich verstand die Welt nicht mehr. Lena fing wieder an zu lächeln. "Das bleibt mein Geheimnis." Man konnte mir ansehen, dass dieser Satz nicht das war, was ich mir erhofft hatte. So musste ich mir weiter ausmalen, was sie damit meinte. Ich hoffte mal, dass es nicht die Variante mit dem Stalker sei. "Ich hab genug gesehen, lass uns gehen." Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Viel Negatives kreiste in meinen Gedanken umher. Schließlich fühlte ich mich leicht verarscht von Lena und was diese Worte sollten. Warum traf ich immer die falschen Leute? "...................." Ich wollte nicht mehr mit ihr reden und schwieg. "Ich bring dich nach Hause, schließlich ist es schon spät und du hast morgen Schule." ".......nicht nötig, ich finde den Weg auch alleine." Ich war verletzt. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Der Abend war für mich eine Abwechslung gewesen, aber jetzt stand ich wieder am Anfang meines Tiefs. Ich erhob mich aus dem Gras und wollte losgehen. Plötzlich spürte ich Lenas Hand an meiner. "Warum bist du nur so stur? Ich tu dir doch nichts! Sicherlich wunderst du dich über mich, aber ich bin wie du nur ein normaler Mensch. Wenn ich dir Worte gesagt habe, die dich verletzt haben sollten, dann tut es mir leid." Ich schaute ihr ins Gesicht, man konnte sehen, dass sie sich Sorgen machte, aber warum? Meine Blicke starrten auf ihre Hand, welche meine immer noch hielt. Ihre Hand war warm und weich. "Du hast nichts Verletzendes gesagt......." "Ich weiß........." Ich schaute ihr gefasst ins Gesicht. Schon wieder solche Worte, dieses Mal waren sie verletzend. So, als würde sie mich verarschen. "Aber dennoch entschuldige ich mich. Durch meine Worte kamst du ins Grübeln. Dein Problem ist, dass du manche Worte falsch interpretierst und alles ins Negative lenkst." Ihre Gesichtszüge waren so weich und ihre Augen schauten mich besorgt an. Sie brachte mich echt ins Grübeln. Woher wusste diese Person so viel über mich? Kein Mensch konnte in so kurzer Zeit jemanden interpretieren. Nicht aus Gesten und nicht aus meinen Bildern. Da steckt mehr dahinter, aber was? Ich kannte Lena nicht, aber sie scheint mehr zu wissen, als sie preisgab. "................................" "Ich bring dich jetzt nach Hause. Ob du willst oder nicht." Sie löste ihre Hand aus meiner und wartete auf meine Reaktion. "................................" Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Diese Person war für mich wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Hatte sie Recht mit ihren Worten, dass ich alles immer ins Negative lenkte. Wir beide gingen zu ihrem Auto. Ich wollte nicht vorne sitzen, also nahm ich hinten Platz. In dieser Zeit schwiegen wir beide. Sie schaltete keine Musik an. Ich starrte aus dem Fenster. Ein paar Lichter erhellten die Straße. Ab und zu musste ich Lena ein paar Anweisungen geben. Für mich kam die Fahrt wie eine Ewigkeit vor, aber in Wirklichkeit waren es 19 Minuten. Da kein Berufsverkehr mehr war, ging die Rückfahrt viel schneller als die Hinfahrt. Wir standen vor meinem Haus. Ich stieg ohne ein Wort aus und ging ins Haus hinein. Lena beobachtete mich, wie ich rein ging und fuhr dann los. Erschöpft ging ich die Treppen hoch und schleppte mich ins Zimmer und warf mich auf mein Bett. Alle schlechten Erfahrungen meiner Vergangenheit stiegen wieder in mir hoch. Es tat mir so weh, dass ich anfing, leise in mein Kissen zu weinen. All die Jahre hab ich versucht, diese Gedanken zu vergessen, aber jetzt durch Lenas Verhalten und Worte kamen sie mir einer nach dem anderen wieder hoch. All meine Wunden brannten und schmerzten bitterlich, mein einziger Gedanke war nur noch zu sterben. So weinte ich die ganze Nacht, bis ich vor Müdigkeit einschlief und meine Ruhe fand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)