Goldener Drache von abgemeldet (Zorros Reise) ================================================================================ Kapitel 11: Zu Hause -------------------- Mühsam kämpft er sich in die Höhe. Er fühlt sich erschöpft und sein Kopf ist schwer. Für einen Moment bleibt er reglos sitzen und genießt die Wärme der Sonne. Irgendetwas liegt auf der Veranda. Keuchend schleppt er sich nach oben und zieht die Luft an. Die Alte liegt auf den Brettern und bewegt sich nicht mehr. Alle Kraftreserven mobilisierend trägt er die alte Frau in die Hütte und legt sie auf ihr Bett. Die Sonne geht unter. In der Hütte steht die Luft. Zorro erhebt sich und entzündet eine kleine Kerze auf dem Tisch. Er kniet neben dem Bett nieder. „Ich sterbe.“ Sie hustet. Ihr Gesicht ist fahl, aber sie hat die Augen geöffnet. „Es war zu viel. Ich habe dich hingeschickt, aber es überstieg meine Kraft. Ohne Fäden war das mein Todesurteil.“ Zorro nickt, legt seine Hand auf ihre Stirn. „Alles war schon beschlossen, alles geplant.“ Er seufzt. „Wir waren nur Marionetten. Aber es ist gut so.“ Die Alte lächelt. „Es ist gut so. Soll ich dir die ganze Geschichte erzählen?“ „Gerne, erzähl mir von Alysia.“ Ihre Stimme wird klar und ihre Augen verlieren etwas von dem Schleier, der sich über sie gelegt hat. „Vor vielen Jahren, als ich noch jung war, da lebte ich in einem großen Kloster. Die Schwestern waren gute Menschen, kämpften für die Kinder auf der Grandline, die unter Kriegen und Piratenangriffen zu leiden hatten. Eines Tages legte sich das Flagschiff der Barmherzigen Schwestern mit dem Schiff eines gefürchteten Piraten an. Sie bescherten ihm eine Niederlage, von der sich sein Stolz nie erholte.“ Sie krümmt sich unter einem Hustenanfall. Zorro hebt sanft ihren Körper an. Langsam kommt sie wieder zu Atem. „Doch er war ein sehr kluger Mann und fand andere Waffen, mit denen er den Schwestern alles heimzahlen konnte. Er opferte sein Leben um den Schwestern einen alles vernichtenden Schatten auf den Hals zu hetzen. Damals war es meine beste Freundin, die den Mut fand sich ebenfalls schwarzer Magie zu bedienen. Sie gab nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Seele. Ewige Verdammnis. Sie rette uns alle. Die Schwestern verwehrten ihr eine Beisetzung in den Reihen des Klosters, man verscharrte sie einfach unter einem Stein. Ich empfand es als Verrat. Aber auch ich verriet sie.“ Ihre Stimme bricht. „Sie bekam keine Blumen. Kein Gebet, dass ihre Qualen vielleicht gelindert hätte. Man verscharrte nicht nur sie, sondern ihr Opfer und die Erinnerung an einen wunderbaren Menschen. Zuerst spürte ich nichts, aber es dauerte nicht lange und ich machte mir schwere Vorwürfe. Jede Nacht träumte ich von ihr, hörte sie unter Qualen schreien. Im Frühjahr nach diesem furchtbaren Winter, ging ich zu ihrem Grab und pflanzte dort eine paar Rosenstöcke. Ich redete mir ein, das würde genügen, meine Schuld an ihr zu begleichen. Es war in Ordnung, dass ich noch leben durfte, es war doch ihre Entscheidung. Die Träume hörten auf. Die Rosen wuchsen und umrankten den Stein und ich war glücklich. Doch als der erste Sommer kam und sie erblühten, waren die Blüten schwarz.“ Zorro streicht über die kleinen Wunden, von den Dornen der schwarzen Rose. „Ich verließ in diesem Sommer das Kloster und begann die schwarze Magie zu studieren. Das einzige was ich mitnahm, war eine Blume von ihrem Rosenstock.“ Die Alte lächelt weltentrückt. „Sie ist nie verblüht – Nun, ich verließ das Kloster, denn wenn das Licht ihr nicht helfen konnte“ Sie macht eine bedeutungsvolle Pause. „Oder wollte, dann half ihr vielleicht das Dunkel. Wenn sie den Mut hatte, sich für uns zu opfern, dann konnte ich den Mut aufbringen in der Dunkelheit nach einem Weg zu suchen. Ich wollte Alysia erlösen.“ Tränen rinnen über die faltigen Wangen. Zorro erhebt sich, blickt hinab zur Sterbenden. „Sie hat sich eine Welt aus Farben und Licht gebaut. Aber über kurz oder lang hätte man ihr Selbst gefunden und ihre Welt vernichtet. Irgendwann wäre sie wieder in die Verdammnis gestürzt und der Drache, die Unschuld, wäre gestorben.“ Die Alte schaut zu ihm auf. Ihre Augen flehen stumm. „Alysia hat das alles nicht verdient.“ Zorro nickt mit Tränen in den Augen. „Nein, das hat sie nicht. Würdest du für sie beten, denn ich kenne kein Gebet.“ Die Alte blickt zur Decke. Zorro zieht die Schwarze Rose, lässt das kleine Licht von der Kerze auf der Klinge tanzen. Mit einer geschmeidigen Bewegung fällt er auf die Knie, bettet die Klinge auf die Brust der Alten und legt ihre Hände auf den warmen Stahl. Sie schließt die Augen und bewegt stumm die Lippen. Ihr Gesicht verklärt sich und ein friedvolles Lächeln legt sich auf ihren Mund. Sie hört auf zu atmen. Ein Hauch von Friede liegt auf ihrem blasen Gesicht. Zorro wacht die Nacht über beim Leichnam. Beim ersten Sonnenstrahl nimmt er die Schwarze Rose wieder an sich und begräbt die Alte unter dem Akazienbaum. „Zorro, da kommt Zorro.“ Hektisch versammeln sich alle Crewmitglieder auf der Flying Lamp. Lysop purzelt vom Ausguck. Nur Ruffy schlendert übers Deck. „Was soll die Aufregung, hab doch gewusst, dass er wieder kommt.“ Mit ernstem Gesichtsausdruck betritt Zorro die Lamp. Nacheinander schaut er seine Freunde an. Dann tritt er vor den Kapitän. „Wenn ihr mich noch brauchen könnt, dann wäre ich froh, wieder ein Mitglied der Strohhutbande zu sein.“ Ruffy grinst. „Das warst du die ganze Zeit. Hat sich nie geändert.“ Der Reihe nach umarmen die Freunde den Heimkehrer. „Das müssen wir feiern.“ Zorro hebt müde die Hand. „Nein, bitte Chopper, keine Feier. Danach ist mir nicht zumute.“ Bitter wendet er sich von seinen Freunden ab. Ratlos blicken ihm alle nach. Mit unsicherer Stimme ruft Nami ihm hinterher. „Hast du ein neues Schwert Zorro?“ Triumphierend lächelnd, schaut sie zu, wie sich der Schwertkämpfer wieder zu ihnen dreht. Schweigend zieht er die schwarze Klinge aus der Scheide. Gleich einem Tanz teilt er die Luft. Perfekt führt er die Klinge. Absolute Stille herrscht an Deck. Alle halten den Atem an und lauschen dem Klang, wenn das Schwert durch die Luft gleitet. Es hört sich an, als würde eine Frau lachen. Er steckt die Klinge wieder ein. Sein Gesicht ist schmerzverzehrt. Die Stille wird noch greifbarer, die Gesichter der Freunde sind ernst und bestürzt. Zorro wendet sich wieder um. Nami stürmt zu ihm und schließt ihn, ohne dass er sich zu ihr umdreht, in die Arme. Mit erstickter Stimme flüstert sie: „Dein Schwert ist wunderschön.“ Zorro legt vorsichtig eine Hand auf ihre umschlungenen Hände. „Danke.“ Er streift ihre Arme ab, die Tränen wird er nicht wegwischen. Nein, er trägt sie mit Stolz, immerhin weint er sie für die Verdammten. „Mein Kind beruhige dich doch. Was ist los?“ „Ehrwürdige Mutter, ich war am Rosenstein. Wollte dort eine Blume hinlegen und für gutes Wetter für nächste Woche bitten.“ Die junge Frau zuckt unter dem strafenden Blick der Ordensfrau zusammen. „Das machen alle Novizinnen. Es heißt doch, wenn man auf den Stein eine Blume legt, wird die Blüte schwarz und von deinem Herzen fallen alle Sorgen ab.“ Die ehrwürdige Mutter schaut das Mädchen strafend an. „Es ist genug. Diesmal bekommt du keine Strafe, aber sollte ich je wieder von solchem Unsinn hören, dann Gnade dir Gott. Was ist nun mit dem Rosenstein? Und prüfe deine Worte, ob du sie nicht unnütz sprichst.“ Das Mädchen wird rot. „Ehrwürdige Mutter, die schwarzen Rosen, die auf dem Stein blühen, sind nicht mehr schwarz.“ Die Alte zieht die Luft ein. „Sie blühen in allen Farben, gelb, rot, rosa und eine sogar in blau. Mutter was hat das zu bedeuten?“ Sie bleibt der Novizin die Antwort schuldig. Schweigend folgt die junge Schwester der Vorsteherin des Klosters zu dem kleinen Felsen im Wald. Die junge Frau hat Mühe mit der alten Frau Schritt zu halten. Die jüngeren Schwestern wissen nichts von der Frau, die unter dem Felsen ruht. Sie hat nie einen Grabstein bekommen, nie wurde für sie ein Gebet gesprochen. Auch die jetzige Herrin des Klosters hat für ihre damalige Freundin nicht gebetet. Wie viele Tränen hat sie des Nachts geweint, als die Freundin starb und dann die nächste Freundin, wütend über den Verrat an der Mitschwester, das Kloster verlies. Sie mussten einst einen Schwur leisten, nie über sie zu berichten. Nie für sie zu beten. Sie hätte damals auch gehen sollen, aber sie blieb und schwieg. Vergessen konnte sie jedoch nie. Nun steht sie vor dem Stein, hinter ihr die junge Novizin. „Mutter, ihr weint ja.“ „Manchmal darf man weinen, mein Kind.“ „Aber…“ „Still jetzt Telli. Schau dir diese Rosen an. Sie blühen in Farben, die nicht von dieser Welt sind.“ „Was bedeutet das?“ Die Alte seufzt. „Das weiß ich nicht mein Kind, aber ich hoffe, dass es Erlösung verspricht.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)