Goldener Drache von abgemeldet (Zorros Reise) ================================================================================ Kapitel 9: Zorros Entscheidung ------------------------------ Seine Arme schmerzen, die Flying Lamp ist nicht mehr in Sicht. Mit müden Beinen schleicht er an einen Strand. Er zieht die schwarze Rose aus dem Tuch, das um seinen Oberarm gewickelt ist. Dabei ritzt er seine Haut mit den Stacheln auf. Er bemerkt es nicht. Gedankenverloren dreht er die Blüte in seinen Händen hin und her. Er schließt die Augen und fällt in den warmen Sand. „Du bist kein Traum. Aber was bist du dann? Beantworte mir meine Fragen! Bitte. Ich brauche Antworten.“ Wellen brechen am Strand. Ein Schwarm Möwen zieht kreischend vorbei. Zorro schläft ein, träumt von einem Drachen, der groß und angsteinflössend vor ihm steht. In seiner Seite steckt ein Sperr. Das große Geschöpf zerfällt zu Asche. Er hört eine Frau weinen, an einem Stein, wo schwarze Rosen blühen. Es ist schon Abend, als Zorro sich aufrappelt. Die Rose lag die ganze Zeit auf seiner Brust. Er steckt sie wieder in sein Tuch. Mit kräftigen Zügen schwimmt er zurück zur Lamp. Sanji empfängt ihn fröhlich mit einem – ich hab dir etwas zu Essen aufgehoben – Zorro winkt ab. Hunger hat er keinen, oder besser gesagt, den Hunger, den er verspürt, kann man nicht mit Essen stillen. Er will Antworten. Will Klarheit. Ruffy sägt ganze Wälder ab. Lysop brabbelt im Schlaf seine Lügengeschichten vor sich her. Und Sanji ist schon vor längerer Zeit aus der Kabine geschlichen. Zorro denkt schmunzelnd, dass man wahrscheinlich Joren auch nicht in ihrem Bett finden wird. Wache hat heute Chopper übernommen. Er will sowieso aufbleiben und die Sterne beobachten. Die sind hier so schön, hat er gemeint, da kann er auch gleich den Dienst für heute übernehmen. Zorro liegt wach. Die Rose liegt auf seiner Brust. Er richtet sich auf, fällt beinahe aus der Hängematte. Gerade noch rechtzeitig kann er das Wackeln ausbalancieren. „Der Schatten!!! Die Alte war der Schatten in der Hütte. Sie hat mir die Blume gegeben, damit mein Herz an den Goldenen Drachen gebunden wird. Sie will das ich wieder komme.“ Die Klarheit überwältigt ihn, er sinkt wieder auf sein Lager. „Ich soll wiederkommen. Die Alte will, dass ich zum Goldenen Drachen gehe.“ Er schweigt. „Ich soll die Strohhüte verlassen für eine Frau, die nicht real sein kann. Aber…“ Er schließt die Augen und erinnert sich an dieses goldene Wunder. Antworten, ich brauche Antworten und die Alte muss sie mir geben. Aber dieser Weg, wenn ich ihn wirklich gehen will, führt nur in eine Richtung. Er schließt die Augen. Er hat sie hier her gerufen. Die gesamte Crew steht vor ihm. Dunkle Augenringe lassen erkennen, dass er die letzten Nächte nicht viel geschlafen hat. Nicht viel geschlafen, noch weniger gegessen und fast nichts gesprochen. „Nun Zorro, wir warten, was willst du uns so wichtiges mitteilen.“ Sanji klopft mit den Fingern auf das Holz der Reling. Der Schwertkämpfer richtet sich auf. Schaut einem nach dem anderen finster an. „Ich verlasse die Stohhutbande.“ Wortlos dreht er sich um, ignoriert alle Rufe und geht zum Beiboot. Er lässt es zu Wasser und rudert fort. „Wir sollten ihm hinterher fahren.“ „Ne, lass mal Chopper. Ich glaube, wir werden ihn wiedersehen. Ich denke, er muss was regeln, wo er uns nicht brauchen kann.“ Alle schauen Ruffy an, der seinem Freund nachdenklich hinterher schaut. Eigenartigerweise schmerzt der Abschied nicht. Etwas hat in ausgehöhlt, ihn von innen heraus aufgefressen. Die quälenden Fragen, die verwirrenden Gefühle. Er braucht Klarheit und zwar gleich. Und die findet er nur alleine. Und nur an einem Ort. Bis er die Insel erreicht hat, wird noch ein Tag vergehen und bis zur Hütte im Sumpf bestimmt auch noch einer, denkt er bitter. Er rudert schneller. Kraft hat er, den Wille auch, nur Geduld hat er nicht mehr. Er findet die Alte auf der Bank, so wie er es vermutet hat. Ohne Einladung lässt er sich neben sie fallen. „Wir müssen reden.“ Sie nickt. „Du hast die Fäden gezogen und den Kranz gebunden, nicht wahr?“ Wieder nur ein stummes nicken. „Was soll das Ganze?“ „Willst du das wirklich wissen?“ Er spürt einen Klos im Hals. „Glaub mir, ich bin bereit.“ Sie seufzt. „Dazu nicht mein Sohn. Aber wir beide haben keine Wahl. Hatten es nie.“ Er zieht die Hand nicht weg, als sich die alten Finger um sie schließen. „Wir sind verbunden. Ohne es zu wollen, durch die Schuld an unseren Freunden.“ Zorro schüttelt langsam den Kopf und blickt dann betreten zu Boden. „Was geht hier vor?“ Die Alte erhebt sich. „Komm, du musst gehen. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Der schwere Teil des Weges liegt erst vor dir.“ Mit traurigen, alten Augen schaut sie den jungen Mann an. „Zorro, du darfst nicht auf ein glückliches Ende in dieser Geschichte hoffen.“ Der Schwertkämpfer hebt stutzig den Kopf. „Woher kennst du meinen Namen?“ Die Alte lacht, das Lachen geht in Schluchzen über. „Es ist unsere Vergangenheit, die uns einholt und sie kennen unsere Namen, sie kennen unsere Seelen. Aber du wirst selbst sehen.“ Er kann es sich nicht erklären, warum er es macht, aber irgendetwas verbindet sie. Vorsichtig legt er seine Hand auf ihre Schulter. „Zeig mir den Weg. Ich werde mir die Antworten holen.“ Die Alte wischt die Tränen weg. „Viel Glück.“ Mit entschlossenen Schritten steigt er die Treppe hinab, setzt sich im Schneidersitz auf den Boden. „Na los, schick mich zurück, ich bin bereit.“ Die Alte seufzt. „Es geht nicht mehr so leicht. Das letzte mal konnte ich dich mit Hilfe der Fäden in diese Welt ziehen. Du kannst dir das wie ein großes Schleppschiff vorstellen. Jetzt ist es komplizierter und gefährlicher.“ „Spuck schon aus, was los ist.“ „Du kommst hin mit einem Fluch. Aber nicht mehr zurück ohne die Fäden.“ Sie blickt zu Boden und schweigt. „Na los, ich habe nicht ewig Zeit.“ Die Alte schaut ihn an und Zorro lächelt. Die Frau auf der Treppe richtet sich auf, in seinem Kopf beginnt es sich zu drehen. Dann umschließt ihn die Dunkelheit, doch diesmal macht sie ihm keine Angst. Mutig und aufrecht, dem Druck gewachsen tritt er in die dunkle Weite. Bereit für alles, glaubt er. Und weiß nicht, wie sehr er sich irrt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)