Goldener Drache von abgemeldet (Zorros Reise) ================================================================================ Kapitel 7: Die Hand, die alle Fäden hält ---------------------------------------- Arm in Arm spazieren sie über eine malerische Blumenwiese. Die Sonne scheint gelb auf sie herab. Ein Meer aus roten und rosa Blüten umgibt sie. Sie folgen einem Steintafelweg, der zu einem kleinen Hügel führt. „Warum nicht mehr rot?“ Sie kichert. „Was?“ „Als ich hier angekommen bin, hat die Sonne rot geschienen, warum jetzt nicht mehr?” Verlegen guckt sie auf ihre nackten Füße. „Deine Haare, sie sehen scheußlich im roten Licht aus!“ Lachend packt Zorro die junge Frau und wirft sie über die Schulter. Scherzend schlägt sie auf seinen Rücken. „Was erlaubst du dir?“ Beide fallen in die duftenden Blumen. Mit einem Schlag wird sie wieder ernst, zieht in wieder auf die Beine. Erst als sie wieder auf dem Weg sind, hört sie auf ihn zu schieben. „Wohin führst du mich?“ Sie schmiegt sich an ihn. Irgendetwas scheint sie zu bedrücken. „Nicht jetzt. Später, wenn wir auf dem Hügel sind.“ Er folgt ihrem Blick. „In Ordnung, aber warte noch einen Moment.“ Fragend schaut sie zu ihm auf. „Ich weiß, das alles hier kann nicht wahr sein. Ich bin töricht…“ Zärtlich zieht er sie an sich. Sie schmiegt sich in seine Umarmung. „Deine Augen, sie sind so offen und ehrlich. Und ich lese den Abschied in ihnen. Aber,…“ Er küsst ihr goldenes Haupt. „Ich will nicht gehen. Ich will hier bleiben. Noch nie war ich so glücklich in meinem Leben, noch nie mein Herz so leicht.“ Mit funkelnden Augen schaut sie ihn an, um im selben Moment wieder traurig zu ihn aufzusehen. „Du weißt, dass du das nicht kannst. Du gehörst nicht in diese Welt.“ Sie küssen sich, umarmen sich und genießen diesen süßen Moment, auch wenn sie den Weg weiter gehen müssen. Oben auf dem Hügel angelangt kann Zorro die Türe sehen. Sie steht mitten im Blumenmeer. Dunkel und bedrohlich. „Ich habe keine Kontrolle über diese Türen. Sie sind da, wann sie es wollen. Ich kann sie nur zuschließen.“ Sie hebt die Hand und macht eine entsprechende Bewegung. Und plötzlich ist Zorro wieder kalt. „Aber ich werde sie für dich öffnen. Die Fäden laufen dort hinein.“ Nein, noch will er nicht wieder in die Kälte und in die Einsamkeit. Noch einmal zieht er sie an sich, atmet ihren Duft, den er nicht beschreiben kann, fühlt ihre Wärme und küsst die glänzenden Lippen, die noch nie von jemanden geküsst wurden, außer ihm. „Wir werden uns nie wieder sehen, nicht wahr?“ Ihr unschuldiges Lächeln brennt sich in sein Herz. „Niemand kann uns die Wege zeigen, die wir noch gehen werden.“ „Ich habe dir meinen Namen noch nicht einmal gesagt.“ Sie legt einen Finger auf seinen Mund. „Und das wirst du auch nicht. Geh jetzt. Dieser Weg führt dich dort hinein.“ Wie sie es gewünscht hat, dreht er sich um, die Türe im Visier. Eine Hand greift nach ihm, der Goldenen Drache dreht ihn noch einmal zu sich und küsst ihn leidenschaftlich, unschuldsfremd und erschreckend. Zorro schiebt sie von sich und wischt die Träne weg, die unschuldig über ihre Wange gleitet. Noch einmal schaut er sie an. Sie lächelt wehmütig. Verschwunden ist die Gier, sie ist wieder der Goldene Drache erhaben und weltfremd. Zorro verneigt sich vor ihr. „Nie werde ich vergessen. Niemals.“ Sie legt ihre Hand auf seinen Kopf. „Geh. Ich will dein Herz nicht binden und ich werde auch mein Herz nicht binden. Es würde nur Kummer daraus hervorgehen.“ Summend wendet sie sich ab, sie hat eine neue Idee, ihre Gedanken fliegen schon wieder von einer Blume zur nächsten. Lächelnd blickt er ihr nach und dann wendet er sich ab. Voller Kraft, die nur von seinem Drachen kommen kann, geht er auf die Türe zu. Mit der Hand am Griff des Schwertes öffnet er die Türe und betritt das Zimmer dahinter. Mit allem hat er gerechnet. Was hat er eigentlich erwartet? Ein Monster, dass die Fäden gefräßig in seinem Maul hat? Aber das ist nun wirklich seltsam. Er steht in einer Hütte, mit offenem Mund. Was soll er jetzt davon halten. Durch die Wände sieht man die dunkle Weite. Die Wände, ja sogar der Boden auf dem er steht ist durchscheinend. „Wir haben Besuch.“ Die Kleine steht fest und real in der sonst geisterhaften Umgebung. Sie zwinkert ihm mit dem schwarzen Auge zu. „Ich hab dir doch gesagt, wir werden uns wiedersehen.“ Ein Schemen sitzt auf einem Stuhl, wenigstens glaubt das Zorro und hält die Fäden der Freunde in der Hand. Die Finger, die einen Faden berühren, sind klarer gezeichnet. Geschickt flechtet es die Fäden zu einem Zopf. Mit verwischten Bewegungen hebt es den Kopf und schaut Zorro an, der sich immer noch nicht bewegen kann. „Keine Angst. Bald wirst du verstehen.“ Die Kleine stellt sich vor ihn. Er geht auf die Knie. Schüttelt den Kopf. „Was…?“ Die Kleine legt eine Hand auf seine Wange. “Du solltest nicht jeden Wildfremden dir so nahe kommen lassen. Ich habe die Kontrolle mein Lieber. Nur ich. Aber es gilt nach wie vor. Vertrau der Hoffnung in deinem Herzen.“ Mit schreckensgeweiteten Augen schaut er zu, wie die Fäden der Freunde abgerissen werden. Mit einem Ruck federn sie zurück und sind verschwunden. Die Finger binden den Zopf zu einem Kranz zusammen. Die Kleine dreht sich um und tritt zum Schatten, der ihr den Kranz, wie eine Krone aufsetzt. Dann löst sich der Schatten auf. Die Kleine seufzt. „Deine Zeit ist bald um. Dann bist du wieder fort.“ Sie dreht sich noch einmal um. „Das alles wirst du niemals vergessen, dass kannst du mir glauben. Sie kann dir noch soviel Kraft von sich gegeben haben. Du wirst nicht vergessen. Keine Sorge um deine Freunde. Sie sind gerettet. Gut gemacht.“ Zorro blinzelt. Irgendwie beginnt alles vor ihm zu verschwimmen. Panik steigt in ihm auf, er versucht das lächelnde Kindergesicht zu erwischen, will sich an der Kleinen einkrallen, aber er fällt haltlos in die Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)