Etwas an dir zieht mich an von Serenah ================================================================================ Kapitel 12: Zweifel ------------------- Das Zimmer war in totale Finsternis gehüllt. Taro saß deprimiert auf seinem Bett und wartete. Plötzlich öffnete sich die Tür und lies einen hellen Lichtstrahl ins Zimmer eindringen. Eine schwarze Gestalt kam an Misakis Bett. „Wakabayashi? Bist du das?“ fragte der Junge ängstlich. „Nein, ich bin’s.“ antwortete eine sanfte Stimme. Die Gestalt setzte sich zu Taro und erst dann erkannte er das Gesicht seines Liebsten. „Kojiro! Wie gut das du hier bist!“ „Ich freu mich auch dich zu sehen. Ich habe dich vermisst Taro.“ Hyuga gab ihm einen zärtlichen Kuss. „Bleibst du bei mir?“ „Natürlich bleibe ich bei dir, ich werde für immer bei dir sein.“ Wieder küssten sie sich. „Du bist so lieb zu mir... so völlig anders. Vorhin warst du so kalt...“ „Ich weiß, aber ich werde nie wieder kalt zu dir sein, das verspreche ich dir. Ich liebe dich Taro.“ „Kojiro...“ Misaki lies sich aufs Bett drücken und schloss die Augen. Das Licht wurde immer heller, zu seinen Ohren gelangte das Gezwitscher von Vögeln... Langsam öffnete er die Augen erneut und fand sich in seinem Bett wieder. Allein. Kein Wunder. Sowas wäre ja auch zu schön um wahr zu sein... So ein Traum konnte einen wirklich runterziehen, trotzdem lies sich Taro nicht entmutigen. Schließlich war Kojiro ja gestern Abend wirklich lieb zu ihm... nur das er dann später wieder sauer wurde, das war vielleicht unverständlich aber dennoch typisch für ihn. Auf jeden Fall gab es keinen Grund zur Sorge – zwischen Taro und Kojiro war wieder alles in Ordnung und nun hieß es nur noch warten, bis Kojiro soweit ist und über seine Gefühle offen spricht. Er liebte Taro ganz bestimmt... aber vielleicht hatte er einfach Angst das zuzugeben? Er wollte ihre Beziehung ja um jeden Preis geheim halten, also war das wahrscheinlich der Grund, weswegen er nie offen gesagt hat, dass er Taro liebt. Eigentlich schade, aber wenn Kojiro sich damit besser fühlt, kann Taro auch damit leben... Morgen ist das Finale – mit diesem Gedanken betrat Misaki das Fußballfeld. Der ganzen Mannschaft waren Stress und Konzentration deutlich anzusehen. Den Jungs war ohne Zweifel bewusst, um was er morgen gehen wird. Taro war wie immer die meiste Zeit damit beschäftigt zu beobachten, was Kojiro macht. Hyuga war vor dem bevorstehenden Spiel gegen Deutschland sichtlich nervös. Er war zwar nicht mehr Kapitän, versuchte trotzdem das Spiel seiner Teamkollegen zu organisieren. „Matsuyama, Ishizaki, macht vorne dicht! Tsubasa kommt aufs Tor zu!“ Ohzora dribbelte Richtung Tor, gab dann zu Misaki ab, der wollte den Ball wieder zu ihm abspielen, aber sein Pass wurde von Hikaru abgefangen. „Misaki, was soll der Quatsch!“ brüllte Hyuga wütend. „Wir sind hier nicht im Kindergarten! Fang doch endlich an ordentlich zu spielen!“ „Tut mir leid Kojiro...“ murmelte der Junge als Antwort und widmete sich wieder dem Spiel. Es fiel ihm schwer sein bestes zu geben in einer Situation, in der Kojiro ihn ständig anbrüllte und Wakabayashi noch dazu im gegnerischen Tor stand. Kurz nach dieser Situation hatte Taro die Möglichkeit ein Tor zu schießen, doch als er auf Wakabayashi zurannte und dessen grinsen vernahm... Er konnte sich nicht konzentrieren, musste abspielen und Genzo hielt Nittas Schuss ohne Mühe. Dadurch ärgerte sich Hyuga noch mehr. „Misaki! Du Idiot! Wieso hast du Nitta angespielt?! Du warst doch schon im Strafraum und hattest eine viel bessere Gelegenheit zu schießen!“ Kojiro verstand wiedermal garnichts. Wie sollte Taro sich auf den Schuss konzentrieren, während er seinem Peiniger in die Augen blickt?! Das ging doch nicht... Alles was Taro noch an Selbstkontrolle und Konzentration übrig blieb, ging in diesem Moment verloren. Ab dann spielte er nur noch grottenschlecht, weswegen er sich weitere Anschimpfungen von Hyuga einhandelte. Völlig fertig ging Taro mit dem Rest der Mannschaft Richtung Umkleide. Er konnte selbst nicht glauben, wie sehr ihm Kojiros Worte und Wakabayashis Anwesenheit zusetzten. Dabei wollte er doch vor allem heute zeigen, wozu er fähig ist... Im Umkleideraum packte Hyuga Taro an der Schulter und zerrte ihn zur Seite. „Hör mir jetzt genau zu, denn ich werde mich nicht wiederholen: deine Stimmungsschwankungen sind im Augenblick das letzte, was die Mannschaft braucht also könntest du dich gefälligst zusammenreisen und wieder anfangen normal zu spielen?!“ „Kojiro, ich geb mir doch Mühe...“ „Das reicht ja offensichtlich nicht! Du hast heute gespielt wie ein Anfänger! Und morgen ist das Finale! Du weißt doch hoffentlich, dass die deutsche Mannschaft uns nichts schenken wird, oder?!“ „Natürlich weiß ich das...“ „Wieso benimmst du dich dann auf dem Fußballplatz wie ein Volltrottel?! Wieso hast du Wakabayashi nicht einen in den Kasten gedonnert?! Um sein Selbstwertgefühl noch ne Runde zu steigern? Wenn du so weitermachst, platz der noch vor Selbstzufriedenheit!“ „Ich... ich konnte nicht... ich konnte einfach nicht...“ Taro war kurz davor wieder zu weinen. „Und jetzt heulst du schon wieder?! Das hilft uns auch nicht weiter! Werd doch endlich erwachsen und hör auf ständig rumzujammern! Was ist heute wieder in dich gefahren?“ Hyuga sah sich kurz um, um sicherzugehen dass keiner sie belauscht und sprach leise weiter. „Ich hab dich doch gestern gevögelt, hab dir auch versichert, dass alles in Ordnung zwischen uns ist. Reicht dir das nicht aus um glücklich zu sein?“ „Gevögelt“? Wie konnte Kojiro so derb darüber sprechen?! War das etwa alles für ihn? Vögeln? Bedeutete ihm Sex mit Taro nichts weiter? War das am Ende vielleicht sogar nur ein Mittel um Taro „aufzuheitern“? Damit er nicht depressiv ist und im Finale sein bestes gibt? In der Überzeugung, er würde Kojiro etwas bedeuten? Nein, das konnte einfach nicht stimmen... Doch je länger Taro darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher schien ihm plötzlich, dass Kojiro ihn doch nicht liebt, sondern irgendein gemeines Spiel mit ihm treibt. Aber wozu? Um ihn jederzeit ins Bett zerren zu können? Um Spaß zu haben und dann vielleicht auch noch hinter Taros Rücken darüber zu lachen, wie leicht er rumzukriegen war? Das klang ziemlich wahrscheinlich... auch wenn dieser Gedanke furchtbar schmerzte... Nachdem er sich umgezogen hat, ging Taro wieder zurück aufs Fußballfeld. Er blickte kurz nach oben, als er die ersten kalten Regentropfen auf seiner Haut vernahm, dann senkte er niedergeschlagen den Kopf und starrte regungslos den auf Boden. Die Welt war nicht mehr so rosig, wie gestern. Seine Beziehung mit Kojiro plötzlich aus einer anderen Perspektive zu analysieren war für Misaki eine qualvolle und deprimierende Erfahrung. Zu sehr war der junge Fußballer bis jetzt auf seinen eigenen Gefühlen konzentriert, zu groß war seine Hoffnung Kojiro würde seine Liebe irgendwann erwidern... Kojiro schien nichts zu fühlen, absolut nichts... Wakabayashi hat gelacht, als Taro ihm versicherte, dass Hyuga ihn liebt. Hatte er am ende doch Recht? „Wie kannst du mir so was antun?“ flüsterte Misaki vor sich hin. „Wie kannst du mich in dieser Ungewissheit leiden lassen? Warum sagst du mir nicht endlich, was du für mich empfindest?“ Der Regen prasselte immer stärker auf ihn nieder als Taro Richtung Himmel verzweifelt schrie: „Ich halte das nicht länger aus!“ „Was hältst du nicht länger aus?“ fragte plötzlich eine heitere Stimme hinter Misakis Rücken. Der Junge drehte sich blitzschnell um und blickte in die Augen von Wakabayashi. „Wieder Probleme mit deinem geliebten Hyuga? Seine Gefühle für dich müssen ja wirklich stark sein. Ich hab gesehen, wie er dich heute in der Umkleide angeschnauzt hat. Normalerweise wäre ich auch auf dich losgegangen, aber da Hyuga dies schon für mich erledigt hat, hab ich es gelassen.“ Genzo lächelte. „Außerdem kann ich mir denken, warum du dich beim heutigen Training nicht konzentrieren konntest. Hast wohl an die schönen Stunden mit mir gedacht, was?“ „Du verdammtes Arschloch!“ „Na na! Hüte deine Zunge junger Mann! Sonst wirst du es bitter bereuen! Oder liegt dir nichts mehr an Hyuga? Bist du sauer auf ihn? Willst du ihm eins auswischen? Das lässt sich machen Tarolein – ich kann sofort zu unseren Mannschaftskameraden gehen und ihnen die freudige Botschaft verkünden, dass Hyuga sich als Schwuchtel entdeckt hat! Was hältst du davon? Wär doch ein Spaß zu sehen, wie sie darauf reagieren, was?“ Genzo drehte sich um und wollte gehen. Taro zögerte einen Moment, kämpfte sich aber doch noch dazu durch ihn aufzuhalten. „Wakabayashi! Warte!“ Der Torwart sah Misaki mit einem bösartigen Lächeln an. „Ja Taro?“ „Mach... mach das nicht.“ „Kaum zu glauben. Hyuga behandelt dich wie Dreck und du stehst trotzdem hinter ihm. Oder besser gesagt er hinter dir, hab ich recht?“ „Du hast mir versprochen, dass du ihm nicht schaden wirst.“ „Ja, aber unter einer bestimmten Bedingung. Morgen Abend bist du bei mir und zeigst mir, wie dankbar du dafür bist, dass ich schweige.“ Misaki senkte resigniert den Kopf und nickte. „Sehr gut, ich freu mich schon drauf, egal wie das Spiel ausgeht, obwohl ich ja natürlich überzeugt bin, dass wir gewinnen. Ich werde im Tor stehen, also wird unser Team kein einziges Tor kassieren, aber ihr müsst euch darum kümmern, dass wir auch den Siegestreffer landen. Ganz besonders du wirst dir Mühe geben müssen. Ich hoffe, dass du mehr leisten wirst, als es beim heutigen Training der Fall war. Wenn nicht, wenn wir tatsächlich verlieren... wirst du meine Wut zu spüren bekommen.“ Taro rannte in sein Zimmer und weinte sich den Frust von der Seele. Toll. Wirklich toll. Besser konnte es nicht mehr werden. Die heutigen Erlebnisse machten ihn fertig, er wusste nicht, was tun. Wieso lies er sich eigentlich von Wakabayashi so herumkommandieren? Nur um Kojiro zu schützen? War er es überhaupt wert?! Wenn er Taro gegenüber nichts empfand, sollte der doch nicht erlauben, das Genzo ihn so ausnutzt...! Leichter gedacht als getan. Taro liebte Kojiro über alles, auch wenn der dieses Gefühl nicht erwidern könnte. Und trotzdem... Taro wollte endlich wissen, welche Rolle er in Kojiros Leben spielt. Es war höchste Zeit das zu klären. Mit diesem Gedanken klopfte er an die Tür der Toho Spieler. „Hallo Ken. Ist Kojiro da?“ „Ja, warte einen Moment.“ Sofort kam Hyuga zur Tür gestürmt. „Bis du vollkommen übergeschnappt?!“ flüsterte er zornig. „Ich hab dir tausend mal gesagt, dass ich nicht will, dass...“ „Kojiro, dass ist mir im Augenblick scheißegal“ stellte Misaki mit einer Selbstsicherheit fest, die Hyuga und auch ihm selbst vollkommen neu war. „Ich will dich was wichtiges fragen also komm bitte mit.“ Hyuga sah ihn erstaunt an und zu Misakis großer Verwunderung folgte er ihm ohne Wiederworte nach draußen. Sie gingen hinter das Gebäude, Taro lehnte sich an die Wand und sah Kojiro mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Verzweiflung an. Hyuga war über sein Verhalten sichtlich verwundert. „Was ist los? Was wolltest du mich denn so wichtiges fragen?“ „Ich will... ich will, dass du mir endlich klar und deutlich sagst... was du mir gegenüber empfindest.“ „Das ist doch ein Witz, oder?“ „Nein, das ist kein Witz. Ich will es wissen Kojiro, sag mir endlich ehrlich was das zwischen uns ist. Ein Spiel? Was bin ich für dich? Liebst du mich? Oder bin ich für dich nur F... Fickmaterial?“ „Fickmaterial? Wie kommst du auf so bescheuerte Gedanken?!“ „Was bin ich dann?! Sag es mir! SAG ES MIR!“ „Verdammt nochmal! Was erwartest du denn jetzt von mir?! Eine Liebeserklärung?! Du weißt doch selbst, dass du so was nicht zu hören kriegst!“ Misakis Augen füllten sich mit Tränen. „Ich wusste es... ich wusste es... Ich bin dir egal, stimmt’s?!“ „Nein du Idiot! Muss du gleich von einer Extremität zur anderen übergehen?! Ich...“ Hyuga holte tief Luft um sich zu beruhigen und sah Misaki tief in die Augen. „Hör zu... ich kann verstehen, wieso solche Zweifel plötzlich bei dir aufkommen. Es ist wegen meinem heutigen Verhalten, hab ich Recht? Ich habe dich grundlos angebrüllt, das gebe ich zu... Das kam davon, dass ich mir Sorgen wegen dem morgigen Spiel mache. Es war nicht richtig von mir meine Wut an dir auszulassen...“ „Du kommst vom Thema ab Kojiro.“ „Also gut! Ich... ich mag dich. Du gehst mir zwar manchmal auf die Nerven... aber ich mag dich. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Du magst mich? Und das soll ich dir jetzt glauben?“ „Klingt das etwa so unglaubwürdig?! Aus was für einem Grund sonst würde ich das Risiko eingehen mit dir gesehen zu werden?! Warum sonst verbringe ich meine Zeit mit dir? Warum tue ich das?“ Hyuga küsste ihn. „Und warum führe ich mit dir diese sinnlose Unterhaltung anstatt mich einfach umzudrehen und zu gehen?“ „Du magst mich also wirklich?“ „Ja du Idiot, ich mag dich wirklich.“ „Warum nennst du mich dann ‚Idiot’?“ „Weil du einer bist. Du bist eben mein kleiner Idiot...“ wieder küsste Hyuga ihn und nachdem sie sich voneinander lösten, bildete sich auf Taros Lippen ein glückliches Lächeln. „Du bist manchmal richtig gemein zu mir Kojiro, aber solange ich ‚dein’ bin, kannst du mich nennen wie du willst.“ „Schön. Also können wir dieses Thema endlich schließen?“ „Ja, das können wir. Werden wir den heutigen Abend zusammen verbringen?“ „Kommt nicht in Frage. Morgen spielen wir gegen Deutschland, ich werde also heute noch trainieren.“ „Trainieren? Du? Kojiro, du bist doch der beste Stürmer Japans und damit die letzte Person in unserer Mannschaft, die heute noch trainieren muss!“ „Das glaubst vielleicht du, für mich ist das noch lange kein Grund das Training auszulassen.“ „Aber ich bin doch Grund genug, oder? Bitte! Tu’s für mich!“ Taro sah ihn mit einem flehenden Blick an. „Das geht nicht. Morgen können wir...“ „Aber ich brauche dich jetzt!“ Misaki warf sich Hyuga in die Arme. „Bitte Kojiro! Lass uns in unseren Park gehen, da stört uns keiner. Wir müssen ja auch nicht den ganzen Abend dort verbringen...“ „OK, meinetwegen!“ Hyuga befreite sich aus Taros Umarmung. „Wenn du aufhörst dich an mir festzuklammern geh ich mit dir in diesen Park! Aber lange bleiben wir dort bestimmt nicht, das kann ich dir jetzt schon versichern.“ „Egal, Hauptsache ich kann ein bisschen mit dir zusammensein.“ Misaki lächelte ihn an. Im Park setzte Kojiro sich auf eine Bank und Misaki krabbelte sofort auf seinen Schoß. „Wieso bist du eigentlich so furchtbar anhänglich? Das ist so eine Sache die mich manchmal an dir nervt.“ „Weil ich dich liebe Kojiro.“ „Ich weiß das, das musst du mir nicht ständig wiederholen. Es reicht, wenn du es einmal gesagt hast.“ „Du hast mich doch nach dem Grund gefragt, also hab ich dir geantwortet.“ Taro legte seine Arme um Kojiros Hals und schmiegte sich an ihn. Hyuga streichelte ihm über den Rücken. „Warum hast du heute so schlecht gespielt?“ Gründe gab es zwei, aber Misaki konnte ihm nur einen sagen. „Du hast mich nervös gemacht. Je mehr du mit mir geschimpft hast, desto schwieriger fiel es mir mich zu konzentrieren.“ „Aber jetzt ist doch wieder alles in Ordnung, oder?“ „Ja, jetzt schon.“ „Also wirst du morgen anständig spielen?“ „Ja, das werde ich. Ich werde mir extra für dich die größte Mühe geben.“ Nach einer Weile gingen sie wieder zurück ins Hotel. Hyuga hatte noch tatsächlich vor zu trainieren, also verabschiedeten sie sich und Taro ging auf sein Zimmer. Kojiros Worte haben ihn wirklich beruhigt, aber sie waren nicht imstande seine Zweifel ganz zu beseitigen. Taro wollte fest daran glauben, dass er für Kojiro wichtig ist... doch sein Glaube war nicht mehr so stark wie einen Tag zuvor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)