Auf Diät von caladriuss (Setox Joey) ================================================================================ Kapitel 19: Ryos Absicht ------------------------ sorry dass es diesmal so lange gedauert hat, aber ich hab meinen laptop geschrottet und es hat ganz schön gedauert, ihn wieder zum laufen zu kriegen. Ich beeil mich dafür auch beim nächsten kap Ryos Absicht Am nächsten Tag war ich schrecklich nervös. Ich konnte im Unterricht überhaupt nicht aufpassen, sondern starrte die ganze Zeit nur gebannt auf die Uhr. Das fiel auch Yugi auf. Er fragte mich ständig, was los sei. Aber ich konnte ihn da nicht mit reinziehen. Er hätte es vermutlich sowieso nicht verstanden. Dann klingelte es endlich. Ich packte schnell meine Sachen und stürmte nach draußen. Als Erstes musste ich Akito finden. Er stand zusammen mit Leo am Schultor. Erleichtert rannte ich zu ihnen und begrüßte sie. Ich gab es zwar nur ungern zu, aber wahrscheinlich hätte ich es allein nicht gewagt, Ryo zur Rede zu stellen. „Hey, Kleiner“, rief Akito, „Wo hast du den Verräter gelassen?“ Ich sah ihn verwirrt an, „Was meinst du? Wieso sollte ich ihn denn mitbringen?“ „Na ganz einfach. Du bringst ihn her und wir kümmern uns um den Rest“, erklärte Leo ungeduldig. „Und wie soll ich das machen?“ „Lass dir etwas einfallen!“ „Ja doch!“, beleidigt drehte ich ab und marschierte über den Schulhof. Jeder wusste, wo Ryo und seine Kumpels jede Pause abhingen. Sie versteckten sich hinter der Turnhalle, um heimlich zu rauchen, wenn sie nicht gerade unterwegs waren, um Leute zu schikanieren. Ich fand Ryo tatsächlich hinter der Turnhalle mit seinen kleinen Prollfreunden. Die Typen kannte ich doch... Das waren die Kerle, die Seto vor Kanas Praxis angreifen wollten. Sie schienen mich allerdings nicht zu erkennen. Als sie mich sahen, fingen sie sogleich an, über mich herzuziehen. „Seht mal, ein Streuner hat sich zu uns verirrt“, höhnte einer. Na toll! Das mit dem Hund hatte Seto damals verbreitet, bevor wir uns richtig kannten. Ich ignorierte es gekonnt. Gegen so lasche Sprüche war ich schon lange immun „Ich muss mit dir reden, Ryo“ Der Angesprochene blitzte mich spöttisch an „Welchen Grund sollte ich haben, mit dir zu reden? Verschwinde, bevor wir dich als Punshingball benutzen!“ „Wenn du nicht mitkommst, damit wir ungestört reden können, könnte mir etwas rausrutschen, was deine lieben Kumpels nicht wissen. Du weißt schon, wegen deiner Freundschaft zu einer Person, die deinen Freunden bestimmt nicht gefallen würde“, entgegnete ich kalt. Ryo schien einen Moment zu überlegen, nickte dann jedoch „Na schön. Ich hör mir mal an, was die Töle zu sagen hat.“ „Aber lass dich nicht beißen“, lachte einer. Ich wandte mich zu den anderen „Die ganze Hundegeschichte ist schon lange ausgereizt. Aber von Vollpfosten wie euch kann man ja nicht erwarten, dass sie sich mal selbstständig was ausdenken“, meinte ich ungerührt. Das schien ihnen jedoch nicht zu gefallen. Einer wollte direkt auf mich losgehen „Willst du Schläge, du Kläffer?“ Aber Ryo ging dazwischen „Überlasst ihn mir!“, knurrte er und zerrte mich mit sich. Erst als wir außer Sichtweite waren, ließ er los „Seto scheint auf dich abgefärbt zu haben. Du kannst ja plötzlich kontra geben“ Ich schwieg eisern und lief einfach weiter zum Schultor. „Worüber wolltest du reden?“, fragte er ungeduldig. „Über Seto“ „Ja, ich hab den Artikel gelesen. Er war bestimmt sauer, deswegen, was?“ „Kann man so sagen“, >Daran bist du doch Schuld, du miese Ratte!< Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen, aber mir war irgendwie nicht danach. Ich fühlte mich seltsam leer und teilnahmslos. Doch ich konnte einfach nicht sagen, wieso das so war. Wir hatten schon fast das Tor erreicht, aber ich konnte Akito und Leo gar nicht sehen. Vielleicht versteckten sie sich. Ansonsten wäre Ryo bestimmt auch schon getürmt. „Was wollen wir eigentlich hier am Tor?“, fragte er misstrauisch. Im selben Moment griff Akito nach Ryo und zog ihn hinterm Tor zur Seite, sodass die Mauer, die den Schulhof begrenzte, uns von den Blicken anderer Schüler abschirmte. „Wir wollen nur mit dir reden“, erklärte ich monoton. „W-was machst du denn hier?“, fragte Ryo erschrocken an Akito gewandt, „U-und wer ist der Typ hinter dir?“ „Das ist Leo. Er leitet das Kampfsportcenter in der Stadt“, meinte ich nüchtern. „Wollt ihr mich verprügeln oder was soll das werden?“ „Nein, wir wollen wirklich nur reden. Kannst du dir denken worüber?“ „Ich schätze mal nicht übers Wetter...“ „Ganz recht“, Akito packte Ryo plötzlich am Kragen und zog ihn dicht an sich heran, „Warum hast du das gemacht, du Mistkerl! Macht es dir Spaß, Seto so zu quälen?“ „I-ich weiß gar nicht, was du meinst“, stotterte er erschrocken. „Den Artikel. Nun rede schon endlich!“ „Was wollt ihr denn von mir hören?“, fauchte er. „Wie wäre es mit der Wahrheit?“, schlug ich nüchtern vor. „Sonst was?“, sauer riss er sich los, „Wollt ihr mich verprügeln, oder was?“ „Finde es doch heraus!“, knurrte Akito. Er wollte schon wieder auf Ryo losgehen, doch diesmal hielt ihn Leo zurück. „Krieg dich mal wieder ein!“, er schob Akito beiseite und baute sich mit finsteren Blick vor Ryo auf, „Hör zu, Kleiner. Ich kenne dich nicht, aber du scheinst nicht der hellste zu sein. Also hör gut zu. Ich werde es nur einmal sagen. Ich will, dass du mir erzählst, warum du diesen Artikel geschrieben hast. Ansonsten könnte es sein, dass ich sehr böse werde. Und glaub mir, du willst mich nicht böse erleben“ „Ich weiß nicht, was ihr wollt. Wer hat euch erzählt, dass ich den Artikel geschrieben habe?“, er wich einige Schritte zurück. Das war eine gute Frage. Theoretisch hatten wir gegen ihn gar nichts in der Hand... Aber das musste er ja nicht wissen! „Noro hat dich verraten.“, log ich, „Er meinte, das wäre alles deine Idee gewesen“ Schlagartig wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht. „D-das ist nicht wahr...“, stammelte er, „Noro hat gelogen! Ich habe gar nichts gesagt.“ „Ach ja? Er hat mir aber sehr überzeugende Beweise vorgelegt.“ „Was für Beweise?“ Verflucht! Natürlich konnte ich ihm keine Beweise vorlegen. Woher auch? Ich musste ihn noch etwas hinhalten und hoffen, dass er von selbst mit der Sprache rausrückte. „Kannst du dir das nicht denken?“, fragte ich möglichst gleichgültig. Er schien einen Moment zu überlegen „Meinst du die Notizen und die Fotos? Ich hab damit nichts zu tun. Ich schwörs“ „Joey hat aber nichts von Notizen oder Fotos erwähnt“, bemerkte Akito lauernd, „Woher weißt du also davon?“ Ertappt und scheinbar wütend über seine eigene Dummheit starrte Ryo uns an. Damit hatten wir den Beweis, dass er Noro die Informationen zugespielt hatte. Aber ich konnte mich nicht wirklich darüber freuen, denn genau das hatte Seto immer befürchtet. Dass ein Freund ihn verraten könnte. Und jetzt erbrachte Ryo den Beweis dafür, dass seine Sorge nicht unbegründet gewesen war. Plötzlich fing Ryo an zu lachen „Na schön, ihr habt mich erwischt. Na und? Was solls? Der Artikel ist draußen und ändern könnt ihr auch nichts daran.“ Wütend packte ich ihn am Kragen, doch er lachte immer noch „Was soll der ganze Mist? Wieso hast du das getan? Seto ist doch dein Freund“ „Seto und ich sind schon seit Jahren keine richtigen Freunde mehr und wir waren auch nie wirklich welche.“, er grinste mich hämisch an, „Damals als Riku und meine Schwester starben, halfen wir uns gegenseitig über diese Zeit hinweg. Wir waren eine Zweckgemeinschaft. Mehr nicht!“ „Was redest du für einen Blödsinn?“, fragte Akito ungläubig. „Wieso? Es ist doch wahr. Nachdem er auf diese ach so tolle Privatschule gekommen ist, wo er ja dann Akito hatte, da war ich vollkommen vergessen“, er lachte bitter, „Sicher, er hatte ja jetzt jemand anderen, der ihm half. Aber was aus mir wurde, war ihm doch ganz egal. Ich habe Briefe geschrieben, doch er hatte es nicht nötig, zu antworten.“ „Du hast doch gar keine Ahnung, was damals auf der Privatschule los war!“, fauchte Akito, „Seto hat damals öfters von dir gesprochen, aber für uns war es wichtiger, ihn erst mal wieder auf die richtige Spur zu bringen.“ „Das war ganz schön harte Arbeit, wenn du mich fragst“, nickte Leo, „Der Typ war ja dermaßen vorlaut und stur. Ich muss zugeben, dass Seto wahrscheinlich mein härtester Fall war, weil er sich wirklich gar nichts sagen lassen wollte“ „Allerdings. Zumindest haben wir ihm den Kontakt nach außen und vor allem zu dir untersagt, damit er sich erst mal nur auf sich selbst konzentrieren konnte. Und wie ich finde, haben wir ihn ziemlich gut rehabilitiert.“ „Und in dieser Zeit hat er erkannt, dass dein Einfluss für ihn absolut schädlich war. Also hat er sich von dir auch später fern gehalten“ Ryo schnaubte verächtlich „Und was aus mir wurde, war euch herzlich egal!“ „Für dich war das Beenden eurer Freundschaft auch eine Chance auf einen Neuanfang.“, erklärte Leo ruhig, „Eure Freundschaft hat euch beide immer nur in diesem Trauerstadium festgehalten. So konntet ihr euch endlich davon lösen“ „Ihr kennt mich doch gar nicht!“, zischte Ryo, „Woher wollt ihr schon wissen, was das beste für mich war? Was ich brauchte, war ein Freund und den habt ihr mir genommen. Seto hat mich im Stich gelassen. Es ist nur fair, wenn ich mich dafür revanchiere! Und durch den Artikel sind wir quasi quitt. Ob wir jetzt getrennte Wege gehen oder wieder Freunde werden, wird sich zeigen“ „Nicht zu fassen, wie blöd du bist!“, fauchte Akito, „Du hast doch keine Ahnung, was du Seto damit antust“ „Doch, ich kenne Seto sehr gut.“, entgegnete Ryo sauer, „Er wird eine Zeit lang schmollen und dann so weiter machen wie bisher. So was wirft ihn schon nicht aus der Bahn. Und wenn ihr mich jetzt entschuldigt. Der Unterricht geht weiter“, damit machte er sich von dannen, wobei er mir einen tödlichen Blick zuwarf. „Der Typ ist doch nicht zu fassen!“, ich hätte ihm liebend gern eine reingehauen, „Was denkt er sich eigentlich?“ „Lass ihn“, beschwichtigte mich Leo, „Er hat gar nicht so Unrecht. Teilweise ist es ja wirklich unsere Schuld. Ich hätte darauf achten sollen, dass nicht nur Seto Hilfe gebraucht hat, sondern auch Ryo. Aber das hab ich total übersehen“ „Du kannst dich doch nicht um jeden kümmern.“ „Als Setos Betreuer wäre das aber meine Aufgabe gewesen“ „Wir hatten genug mit einem Sturkopf zu tun. Da war keine Zeit mehr für noch einen anderen davon.“, Akito schüttelte den Kopf, „Und um unseren sollten wir uns jetzt kümmern.“ „Gut, fahren wir“, meinte ich entschlossen. Jetzt würde ich Seto den wahren Täter triumphierend um die Ohren hauen können. Dann würde er Schuldgefühle kriegen, weil er mich fälschlicherweise beschuldigt hatte. Aber in meiner Güte würde ich ihm verzeihen, worüber er dann so erleichtert wäre, dass er mich an seinen schlanken schönen Körper drücken und nie wieder loslassen würde. „Du bleibst hier und gehst brav zur Schule!“, widersprach Leo, „Wir kümmern uns schon um Seto“ „Genau. Reicht ja wenn er die Schule sausen lässt. Du musst ihm doch später erzählen, was er verpasst hat. Wir sagen dir dann morgen, wie es gelaufen ist“ Stimmt. Ich musste Seto doch auf dem Laufenden halten, damit er nicht im Unterrichtsstoff zurückfiel. Aber ich hätte ihn trotzdem gerne wiedergesehen. Ich vermisste ihn schrecklich. Langsam hatte ich schon die ersten Entzugserscheinungen. Außerdem machte ich mir immer noch Sorgen um ihn. Aber Leo und Akito sahen nicht so aus, als würden sie mit sich reden lassen. Nicht mal mein flehenster Blick schien sie zu erweichen. „Na schön.“, seufzte ich ergeben, „Dann gehe ich halt in den Unterricht und lasse mich zu Tode langweilen“ „Brav so“, Akito tätschelte mir grinsend den Kopf, „Und jetzt sei ein guter Junge und geh lernen“ Verärgert schlug ich seine Hand weg. „Ich geh ja schon!“ Ich sah den beiden nach, wie sie ins Auto stiegen und davonrasten. Resignierend ging ich über den Schulhof. Ich hatte schon fast das Hauptgebäude erreicht, als ich plötzlich von hinten am Kragen gepackt und zur Seite gezogen wurde. Erschrocken drehte ich mich um und sah in das wütende Gesicht von Ryo. Er zog mich näher zu sich, so dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. „Nicht zu fassen, dass du mich so ins offene Messer hast laufen lassen, du dreckige Töle! Das wirst du noch bereuen!“ „Was hast du vor? Willst du mich in der Schule verprügeln?“, fragte ich provozierend. Sollte er doch zuschlagen. Ich würde ihm schon zeigen, dass ich mich wehren konnte. Doch genauso plötzlich wie er mich geschnappt hatte, ließ er mich wieder los. „Nein“, er sah mich finster an, „So leicht wirst du mich nicht los. Ich werde mich dann revanchieren, wenn du nicht damit rechnest. Verlass dich drauf!“, er stieß mich zur Seite und ging ins Schulgebäude. Na das konnte ja heiter werden. Mit einem unguten Gefühl im Magen folgte ich ihm. Ryo würde mich nicht allein aufsuchen, das war klar. Ich lehnte an der Fensterfront meines Büros und versuchte, Akito mit meinem Blick zu erstechen. Leider war er dagegen vollkommen immun. Vielleicht hatte ich diesen Blick in den letzten Jahren zu oft angewandt, so dass er jetzt seine Wirkung verlor... Naja, jedenfalls hatte ich einfach keinen Nerv für ihn. Ich war es nach so langer Zeit nicht mehr gewohnt, im Akkord zu arbeiten, weshalb ich besonders gereizt war. Aber genau die Arbeit war das einzige, was mir half, mich vor der Presse zu verstecken, die in letzter Zeit mein Haus belagerte. Das war im Grunde genommen das ärgerlichste an diesem Artikel. Jetzt konnte ich keinen Schritt mehr tun, ohne von Kameras verfolgt zu werden und ständig tauchten neue Artikel von irgendwelchen Möchtegernjournalisten auf, die glaubten, mich beurteilen zu können. Die ganze Meute gehörte doch erschossen! Ich für meinen Teil wollte nur meine Ruhe, denn es ging mir wirklich an die Nerven, mich ständig mit meinem Gewicht konfrontiert zu sehen. Na schön, ich war nicht der kräftigste, aber ich war ja wohl auch nicht so abgemagert, dass man Angst haben musste, ich würde jederzeit umkippen. Also sollten die sich ihre Artikel sonstwo hinstecken! Ich konnte dieses Geschwafel einfach nicht mehr hören. Und genau da kamen Akito und Leo in mein Büro gestürmt und rollten das ganze Thema wieder von vorne auf. Ich hätte sie dafür am liebsten gegen die nächste Wand geklatscht. Aber egal. Stattdessen musste ich mir zum tausendsten Mal anhören, dass Joey den Artikel nicht geschrieben hatte. Als ob ich das nicht selbst gewusst hätte. Ich meine, seien wir doch mal ehrlich. Der Junge war warum auch immer dermaßen vernarrt in mich, dass es schon fast unheimlich war. Ich glaubte also wirklich nicht daran, dass er der Verräter war. Aber vorerst hatte ich erstmal die Schnauze voll von allen, die mir zu sehr auf die Pelle rückten und Joey gehörte nun mal dazu. Akito berichtete mir weiter darüber, was er heute mit Leo und Joey herausgefunden hatte. „Du siehst also, dass Ryo Schuld an allem ist“, endete er und sah mich erwartungsvoll an, „Was hältst du davon?“ „Was soll ich davon halten?“, ich fuhr mir müde über die Augen und ließ dann meinen Blick nachdenklich über die Stadt schweifen, „Das ist schlimmer als ich erwartet habe. Ausgerechnet Ryo.“ Es stimmte schon, dass er alles Recht dazu hatte, sich zu revanchieren. Aber er war mein ältester Freund. Wenn ich ihm nicht trauen konnte, wem dann? „Überrascht dich das etwa?“, wollte Leo wissen. „Nein. Ich hätte es mir eigentlich denken müssen, zumal seine Beweggründe doch so offensichtlich waren. Aber er hätte es einfach nicht tun sollen.“ „Das tut mir ehrlich Leid. Es muss ein herber Schlag für dich sein, dass ausgerechnet Ryo dahinter steckt.“, Akitos Mitgefühl war ehrlich, das wusste ich. Er umrundete den Tisch und kam auf mich zu, nur um mich in eine bärenhafte Umarmung zu ziehen. „Du weißt, dass du dich auf uns verlassen kannst.“, flüsterte er sanft, „Wir stehen hinter dir. Du bist nicht allein.“ Resignierend ließ ich die Umarmung zu „Wer ist 'wir'?“ „Na Leo, Joey und Mokuba, Noah und Raiko, Roland und ich. Wir sind dein Rückhalt“ Ich drückte Akito von mir weg und sah wieder aus dem Fenster. „Ich habe mich im letzten Jahr zu sehr auf diesen Rückhalt verlassen. Es wir Zeit, dass ich wieder mehr auf eigenen Beinen stehe“ „Willst du dich wieder so abkapseln wie bis vor einem Jahr?“, fragte Leo, „Das werde ich nicht zulassen!“ „Das habe ich auch nicht vor, keine Sorge. Aber ich will meine Ruhe haben. Nur für ein paar Tage. Ich brauche eine Pause, einfach nur Zeit für mich.“, ich sah die beiden nachdenklich an, „Könnt ihr das verstehen?“ „Ja, natürlich“, Akito seufzte ergeben, „Aber lass dir nicht einfallen, dich wieder von uns abzukapseln, sonst muss ich dir die Flausen aus dem Kopf prügeln“ Seine Worte brachten mich zum Lächeln „Keine Sorge, so leicht wirst du mich nicht los“ „Na dann will ich dir auch raten! Wie viel Zeit brauchst du?“ „Nur so lange, bis meine Suspendierung aufgehoben ist. Das sollte reichen“ „Und wie geht es dann weiter?“, fragte Leo. „Mal sehen. So viel wird sich schon nicht ändern. Ich werde es überleben, okay?“, zu viel Fürsorge war genauso nervig wie die Presse. Aber sie meinten es schließlich nur gut. Da konnte man doch nicht böse sein. Ich wartete noch, bis die beiden verschwunden waren, bevor ich mich auf den Weg zu Ryo machte. Irgendwie musste ich die Sache zwischen uns wieder hinbiegen. Er sah ziemlich verwirrt und nicht gerade begeistert aus, als ich vor seiner Tür stand. „Was willst du denn?“, fragte er schroff. „Kann ich reinkommen?“ „Willst du zu Ende bringen, was deine tollen Freunde heute Vormittag begonnen haben?“ „Ich habe davon gehört, was passiert ist. Aber du irrst dich, wenn du glaubst, dass ich sie darum gebeten hätte. Sie sind von allein zu dir gekommen“ Ryo schnaubte verächtlich, trat aber trotzdem zur Seite, um mir Platz zu machen. Ich glitt an ihm vorbei in die kleine dunkle Wohnung und setzte mich wie selbstverständlich auf die alte Couch. Dabei fiel mein Blick auf den Tisch vor mir. „Ich dachte, du hättest damit aufgehört“, meinte ich argwöhnisch. „Hab ich auch“, Ryo kam aus der Küche und drückte mir eine Flasche Bier in die Hand, „Aber ab und zu schadet es schon nicht.“ „Kommt darauf an, wie oft ab und zu ist.“ „Bist du gekommen, um darüber zu streiten?“ „Nein.“, ich nahm nachdenklich einen Schluck aus der Flasche, „Ich bin hier, weil ich denke, wir sollten unsere Differenzen ein für alle mal klären“ „Du weißt, dass ich den Artikel geschrieben habe, oder?“ „Ja. Und ich verstehe es“ „Du verstehst es?“, fragte er ungläubig. „Ja und es tut mir Leid, dass es so gekommen ist. Aber ich denke, wir sollten das Kriegsbeil begraben“ „Weißt du, dass du dich in den letzten Jahren ganz schön verändert hast?“, er grinste mich amüsiert an, „Früher hättest du nie Frieden gegeben, sondern dich gerächt und so lange gekämpft, bis ich nachgegeben hätte“ Da hatte er nicht ganz Unrecht. Aber das war früher. Und früher war ich noch ein anderer Mensch gewesen „Mein ganzes Leben habe ich für irgendetwas gekämpft. Ich bin müde davon. Ich will nicht mehr kämpfen, wenn ich es nicht unbedingt muss. Und dich würde ich nur ungern als Feind sehen“ „Also sagen wir, wir sind quitt?“, fragte er hoffnungsvoll. Ich nickte „Ich hab dich hängen lassen und du hast dich mit dem Artikel revanchiert. Wir sind quitt.“ „Na das ist doch ein Wort.“ Ich lehnte mich erleichtert zurück und schloss für einen Moment die Augen. Wenigstens das war wieder eingerenkt. Ich würde natürlich nicht mehr so blöd sein, Ryo irgendetwas anzuvertrauen. Aber er nun mal ein Typ mit dem man viel Spaß haben konnte. „Du siehst erschöpft aus“, meinte Ryo plötzlich, „Läuft wohl nicht so in letzter Zeit.“ „Wieso? Abgesehen davon, dass wegen deinem Artikel die ganze Stadt hinter mir her ist, läuft alles so wie immer“, meinte ich sarkastisch. „Ach armer Seto.“, spöttelte er, „Aber Onkel Ryo hat was für dich, was dich wieder glücklich macht“ Ich öffnete die Augen wieder und sah, wie er sich gerade den Joint anzündete, der vorher so offen auf dem Tisch gelegen hatte. „Ich bin weg von dem Zeug“ „Ich doch auch.“, er nahm einen tiefen Zug, „Von einem Joint wirst du schon nicht wieder abhängig. Außerdem kannst du dann mal richtig abschalten und kriegst bessere Laune“ Da hatte er Recht. Abschalten war gut. Nur für ein paar Minuten. Und was war schon ein einzelner Joint? Es würde ja sowieso eine Ausnahme bleiben. Der Tag war einfach nur so beschissen gewesen, dass ein bisschen Abschalten nicht schaden konnte. Nur heute. Nur einmal. Ich beugte mich vor und nahm den Joint entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)