Auf Diät von caladriuss (Setox Joey) ================================================================================ Kapitel 17: Der Tag, der alles änderte -------------------------------------- Der Tag, der alles änderte Schon am Morgen war der Himmel von dunklen Wolken bedeckt. Hätte ich gewusst, was heute noch passieren sollte, hätte ich sie vielleicht als böses Vorzeichen gesehen und wäre einfach im Bett geblieben. Doch so machte ich mir nur Sorgen, dass ich zu spät aufgestanden war und jetzt bei Seto wahrscheinlich kein Frühstück mehr kriegen würde. Ich beeilte mich, um wenigstens noch halbwegs pünktlich für den Weg zur Schule da zu sein. Aber da Seto noch mit seinem Kaffee beschäftigt war, als ich ankam, konnte ich ja kaum viel zu spät sein - oder es war Seto wieder mal egal, ob wir zu spät kamen. Ich wollte ihn gerade darauf aufmerksam machen, dass wir langsam mal losgehen sollten, als ich seinen abwesenden Blick bemerkte. Er schien mich noch gar nicht richtig bemerkt zu haben, sondern starrte nur trübsinnig vor sich hin. „Hey, was ist los?“, fragte ich besorgt. Das schien Seto aus seinen Gedanken zu reißen Er blinzelte mich kurz verwirrt an und lächelte dann kopfschüttelnd „Es ist nichts. Ich hab nur nachgedacht.“ Okay... das erschien mir jetzt doch merkwürdig. So schnell konnte er doch einfach nicht die schlechten Gedanken abgeschüttelt haben. Aber wenn es ein falsches Lächeln war, merkte man es gar nicht. Nicht einmal seine Augen verrieten etwas. Sollte seine Maske etwa tatsächlich so perfekt sein? „Worüber hast du nachgedacht?“, fragte ich misstrauisch. „Mokuba hat Popcorn nicht nur an einen Freund verliehen, er hat ihn verschenkt“, Setos Ausdruck nahm etwas Trauriges an und in seiner Stimme lag etwas Gekränktes. Das war wirklich ganz schön übel von Mokuba, zumal er doch wusste, dass Seto ziemlich an seinen Hunden hing. „Das tut mir wirklich Leid“, murmelte ich mitfühlend. „Halb so wild. Ist doch nur ein Hund...“, er winkte ab, „Was solls“ Es war offensichtlich, dass er doch ziemlich angepisst deswegen war. Auch wenn er es nicht zeigen wollte. „Aber Raiko ist bestimmt traurig darüber.“, fügte er nah einigen Minuten hinzu. „Du willst mir also erzählen, dass dir das nichts ausmacht und du nur betrübt bist, weil Raiko traurig darüber sein könnte“, fasste ich zusammen, „Wem versuchst du etwas vorzumachen? Dir oder mir?“ Er sah mich verständnislos an „Dir natürlich“ Ich legte meine Hand auf seine Schulter „Wir sollten langsam los, sonst kommen wir wieder zu spät“ „Dein Taktgefühl ist aber auch noch ausbaufähig, oder?“ Na gut. Wenn er es so wollte. Ich zog ihn auf die Beine und umarmte ihn so liebevoll wie möglich. Tröstend strich ich über seinen Rücken. „Nicht traurig sein. Ich bin doch für dich da, mein armer Seto“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Okay okay. Nicht gleich übertreiben“, er drückte mich sanft aber bestimmt weg und sah mich schief an, „Man, ich kann mich nicht erinnern, jemals so umarmt worden zu sein“ „Und?“, fragte ich fürsorglich, wobei ich meine Hände zufällig auf seinen Hüften ablegte, „Fühlt es sich gut an?“ „Naja...“, ein leichter roter Schimmer zierte seine Wangen, „W-wir sollten besser gehen“ „Na gut. Aber vorher...“, ich zog ihn erneut in eine herzliche Umarmung, wobei ich mit einer Hand seinen Nacken kraulte. Anfangs versuchte er mich noch wegzudrücken, aber er gab schnell auf. Innerlich grinste ich, als er sich resignierend an mich lehnte. Ich war ziemlich sicher, dass seine Wangen einen leuchtenden Rotton angenommen hatten. Den Anblick hätte ich zu gern gesehen, aber ich wollte Seto nicht loslassen. „Es ist nicht fair.“, flüsterte Seto plötzlich. „Was meinst du?“, fragte ich sanft. „Wie konnte er Popcorn nur so einfach weggeben, als wäre es ein Spielzeug?“, seine Stimme klang auf einmal so verletzt. „Nimm es nicht so schwer. Popcorn ist nicht aus der Welt, er lebt jetzt nur an einem anderen Ort. Ich bin sicher, wir können ihn besuchen gehen.“, sagte ich tröstend. „Das ist nicht dasselbe“, er legte seinen Kopf auf meine Schulter, „Es ist fast so, als hätte Mokuba ein Familienmitglied weggegeben. Was kommt als nächstes. Wird er mich dann auch an jemand anderes verschenken?“ >Ja, bitte an mich, wenn es geht< „Dann hol ich dich eben wieder zurück. Du darfst dann auf meiner Couch schlafen und ich sorge dafür, dass du auch genug Auslauf kriegst, mein süßer kleiner Seto“, ich gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Momentan war es ungefährlich, weil er zu betrübt war, um darüber nachzudenken. Ich konnte es mir nicht verkneifen, die Situation ein wenig für mich zu nutzen. „Eines ist mal klar: du bist definitiv nicht witzig!“, murrte er, bevor er mich verärgert wegschubste. „War ja auch nicht witzig sondern ernst gemeint. Ich werde schon aufpassen, dass Mokuba dich nicht verscherbelt.“ „Klar, weil du ja auch mein großer Beschützer bist!“, er ging zu den Treppen. „Wo willst du hin?“ „Mich umziehen und meine Sachen holen. Schließlich willst du doch nicht zu spät zur Schule kommen“, in seinem Ton schwang immer noch etwas Beleidigtes mit. Ich setzte mich wieder an den Tisch und aß schnell noch ein Brötchen, während ich wartete. Heute brauchte Seto irgendwie unergründlich lange. So lange, dass ich noch ein zweites und drittes Brötchen verdrückte. Dann wurde es mir allerdings zu blöd und ich beschloss, doch lieber mal nach ihm zu sehen. Den Weg zu seinem Zimmer fand ich inzwischen im Schlaf. Ich klopfte kurz an, wartete aber nicht auf eine Antwort, bevor ich eintrat. Was ich sah, war einfach nur süß. Seto saß auf dem Bett und schmuste mit Raiko. Ich wollte diesen Anblick nicht zerstören. Also blieb ich im Türrahmen stehen und beobachtete ihn, wie er dem Hund sanft tröstende Worte ins Ohr flüsterte. Sein Blick war dabei so herzzerreißend traurig. Vorsichtig ging ich zu ihm „Er ist nicht für immer weg“, flüsterte ich sanft, „Du wirst ihn bestimmt wiedersehen.“ Seto erschrak, als ich neben ihm stand. Sofort festigte sich sein Blick wieder und er sah mich beinahe schon genervt an. Ruckartig stand er vom Bett auf „Wäre es zu viel verlangt gewesen, mal fünf Minuten Ruhe zu haben? Scheinbar schon“, er strich Raiko noch einmal über den Kopf, bevor er seine Schulsachen schnappte und an mir vorbeiging, „Komm schon! Gehen wir“ „Tut mir Leid“, murmelte ich, „Ich wollte dir doch nur helfen“ „Vergiss es einfach!“ Ich folgte ihm die Treppen hinunter und aus der Villa heraus. Täuschte ich mich oder war Seto heute wesentlich schneller gereizt als sonst? Egal, jetzt musste ich mich erst mal auf das, was uns bevorstand, konzentrieren. Nämlich den Biolehrer. Vor der Schule trennten sich unsere Wege. Während ich schon mal zum Bioraum ging, machte Seto einen Abstecher zum Bäcker. Es war vielleicht wirklich besser, erst mal unter vier Augen mit Herrn Noro redete. Zu meinem Glück saß er bereits am Lehrerpult und sah irgendwelche Blätter durch. Ich räusperte mich kurz, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Herr Noro? Könnte ich Sie kurz sprechen?“ Endlich sah er auf „Was gibt es, Wheeler?“, fragte er im gereizten Ton, „Geht es um Kaiba? Macht er Ihnen wieder Probleme?“ „Nein nein, er macht keine Probleme. Aber es geht um tatsächlich Seto“, ich kramte die Ergebnisse von Dr. Kana heraus und legte sie aufs Pult. „Was ist das?“ „Das sind die Ergebnisse verschiedener Tests, die Dr. Kana mit Seto durchgeführt hat“, erklärte ich. „Und was soll ich damit?“, fragte er schroff. Na der hatte ja eine Laune! „Wenn Sie die Ergebnisse durchsehen,werden Sie erkennen, dass Seto körperlich vollkommen gesund ist. Auch ohne Diät“ Herr Noro zog die Ergebnisse an sich heran und blätterte sie halbherzig durch „Worauf wollen Sie hinaus, Wheeler?“ „Brechen Sie das Projekt ab“ „Das werde ich nicht tun“, er kam um den Tisch herum und stellte sich vor mir auf, „Aber keine Sorge, Wheeler, Ihr ach so lieb gewonnener neuer Freund Kaiba wird dieses Projekt ganz schnell beenden. Glauben Sie mir“ „Was? Wieso sollte er? Wieso sind Sie da so sicher?“ Auf Herrn Noros Gesicht zeichnete ich ein fieses Grinsen ab. Er griff nach den Papieren auf seinem Tisch und drückte sie mir in die Hand. „Deswegen, Wheeler.“ Ich sah die Papiere durch. Es schien eine Art Zeitungsartikel zu sein und am Ende waren Bilder angeheftet. Als ich erkannte, was auf den Fotos war, sog ich scharf die Luft ein. Es waren Aufnahmen von dem Tag, als ich mit Seto und Ryo am Strand gewesen war. Sie zeigten den Moment, wo Seto sich sein Oberteil ausgezogen hatte, nur dass auf dem Bild seine Rippen unnatürlich deutlich zu sehen waren. Andere Bilder zeigten ihn von hinten oder von der Seite. Allerdings wirkte er auf allen Fotos erschreckend mager und ausgezehrt. „D-diese Bilder sind doch gefälscht!“, stammelte ich fassungslos. „Nein, Wheeler. Sie sind nur etwas retuschiert worden. Die Schatten wurden ein wenig unvorteilhafter verteilt. Das ist alles“ „Aber so sieht Seto doch gar nicht aus! Was soll der Mist? Wozu brauchen Sie diese Fotos?“, fuhr ich ihn an. „Lesen Sie den Artikel“ Ich richtete meinen Blick auf die Blätter in meiner Hand. Da stand in großen fetten Buchstaben als Überschrift: Seto Kaiba nur noch Haut und Knochen. Ist er magersüchtig? „Das ist eine verdammte LÜGE!“, schrie ich ihn an, „Das entspricht doch überhaupt nicht der Wahrheit!“ „Wen interessiert schon die Wahrheit. Hier geht es um Schlagzeilen, Wheeler!“, entgegnete Noro trocken, „Und jetzt lesen Sie weiter!“ Ich verstand nicht, wieso er so darauf bestand, dass ich diesen dämlichen Artikel las. Trotzdem tat ich es. Einfach nur aus Neugier. Seto Kaiba nur noch Haut und Knochen. Ist er magersüchtig? Anscheinend, wenn man nach den neuesten Fotos geht. Auf ihnen ist der Jungmillionär erschreckend dünn mit freiem Oberkörper zu sehen. Die von einem Mitschüler aufgenommenen Bilder zeigen deutlich, dass an Seto Kaiba nur noch Haut und Knochen dran sind. So manchen mögen diese Aufnahmen an die Zeit vor fünf Jahren erinnern, als Seto damals gleichzeitig mit seine Stiefvater und einem schwerwiegenden Drogenproblem zu kämpfen hatte. Sofort drängt sich die eine Frage auf: Hat er einen Rückfall? Nimmt er wieder Drogen? Es wäre zumindest eine Erklärung, wenn aber auch keine Lösung. Ich als sein Lehrer fühlte mich daher dafür verantwortlich, eine Gegenmaßnahme einzuleiten. Mit meiner Klasse startete ich ein Projekt, das bezweckte, das Gewicht er Schüler auf ein gesundes Maß zu bringen. Auch Seto Kaiba war gezwungen, daran teilzunehmen. Obwohl er sich von Anfang an uneinsichtig gab, blieb ich beharrlich am Ball. Ich teilte ihm einen Partner zu, der mich auf dem laufenden halten sollte. Aus regelmäßigen Berichten ging jedoch hervor, dass diese Hilfestellung wieder einmal an Kaibas Sturheit scheiterte und er keine Hilfe in Anspruch nehmen wollte. Bis zum bitteren Ende war besagter nicht bereit , sich seinem offensichtlichen Gewichtsproblem zu stellen. Doch genau diese Einsicht wäre der erste wichtige Schritt, um gegen sein Problem anzugehen und ein gesundes Gewicht zu erreichen. Allerdings sollten auch die Hintergründe untersucht werden. Wie mir ein persönlicher Vertrauter Kaibas berichtete, sei der Jungunternehmer vor allem psychisch vorbelastet. Von Selbstmordgedanken über Gewaltbereitschaft bis hin zu hemmungslosem Drogenkonsum schien er nichts ausgelassen zu haben. Würde herauskommen, dass es sich tatsächlich um Drogen oder ein psychisches Problem handelt, sollte darüber nachgedacht werden, auch gegen Kaibas Willen Maßnahmen zu ergreifen. Denn wenn sich sein Zustand weiterhin verschlechtern sollte, könnte sein Leben in Gefahr sein. Wenn der verbohrte Firmenleiter nicht selbst für sich sorgt, sollte es wenigstens ein anderer für ihn tun. „Was soll dieser Unsinn?“, fauchte ich, „Dieser Artikel ist doch totaler Mist! Wieso ziehen Sie mich da mit rein? Und wieso geben Sie mir das?“ „Dieser... Mist... ist heute in jeder Zeitschrift zu lesen“ „WAS?“, ich starrte ihn fassungslos an, „Wieso tun Sie das? Wieso schreiben Sie so etwas?“ „Mein Leben lang habe ich ehrlich und hart gearbeitet. Und trotzdem sitze ich auf einem großen Schuldenberg“, erzählte er verbittert, „Was meinen Sie, wie man sich dann fühlt, wenn ein KIND auftaucht, das noch nicht mal ganz trocken hinter den Ohren ist und trotzdem jeden Tag mehr Geld verdient, als Sie in Ihrem ganzen Leben sehen werden? Ich sage es Ihnen. Es ist erniedrigend!“ „Erstens ist Seto kein Kind mehr und zweitens gibt Ihnen das noch lange nicht das Recht, so etwas zu schreiben!“ „So unwahr wie sie denken ist der Artikel nicht. Sie müssen zugeben, dass Kaiba wirklich nicht unbedingt belastbar ist. Ich habe für diesen kleinen Artikel 50.000 Dollar bekommen. Und in ein paar Tagen wird keiner mehr davon reden. Ich habe mich mein leben lang abgequält. Da wird Kaiba die paar Tage Tratsch schon verschmerzen können. Ist ja schließlich alles nur Gerede. Und wenn nicht, dann hat er wenigstens eine Lektion fürs Leben gelernt“ „Was denn? Dass es falsch ist, eine Vergangenheit zu haben? Dass es falsch ist, erfolgreich zu sein?“, fragte ich bitter. Dieser Mistkerl hatte doch keine Ahnung, was er mit seinem Geschmiere bei Seto anrichtete. „Eine Vergangenheit“, Noro schnaubte abfällig, „Jeder andere wäre wegen Drogenmissbrauchs ins Jugendgefängnis oder wenigstens in eine Anstalt gekommen. Aber der große Seto Kaiba natürlich nicht! Er steht über dem Gesetz, nur weil er den Namen Kaiba trägt. Das ist verdammt nochmal nicht fair! Und dann wird ihm auch noch die Firma übertragen und alle Welt sieht sauber darüber hinweg, dass er eigentlich ein verfluchter Junkie ist“ „Aber Menschen können sich ändern. Seto hat sich geändert, das weiß ich ganz genau. Wie können Sie nur so über ihn urteilen? Sie kennen ihn überhaupt nicht!“, meine Stimme wurde immer lauter und je länger ich Noro ansah, desto wütender wurde ich. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? „Was ist, Wheeler? Sind Sie etwa enttäuscht von Ihrem tollen Kaiba? Haben Sie Dinge über ihn erfahren, die Sie vorher noch nicht wussten? Da sieht man ihn doch gleich in einem anderen Licht, nicht wahr?“ Innerlich kochte ich vor Wut. Wie konnte er nur so eine Scheiße über meinen Seto schreiben? Trotzdem versuchte ich ruhig zu bleiben. „Ich muss Sie enttäuschen, Noro!“, sagte ich so kalt wie möglich, „Seto hat mir alles über diese Dinge erzählt. Sie sind mir nicht neu“ „Aha, verstehe. Mr. Kaiba hat Ihnen weit genug vertraut, um Ihnen davon zu erzählen“, sein Blick fixierte einen Punkt hinter mir. „So sieht es aus. Er vertraut mir voll und ganz“, sagte ich fest. „Wie muss sich Mr. Kaiba dann nur fühlen, wenn er erfährt, dass Sie alle seine Geheimnisse an mich weitergeleitet haben wie ein Spion?“, Noros Stimme nahm auf einmal etwas Gehässiges an und sein Grinsen wurde breiter. „Was zum Teufel reden Sie da?“, was sollte das denn jetzt? Ich hatte ihm gar nichts erzählt, das wussten wir beide. „Sagen Sie, Mr. Kaiba. Wie fühlen Sie sich dabei?“ Was? Ich wirbelte herum. Keine zwei Meter hinter mir stand Seto, mit versteinerter Miene und Augen schwarz wie die Nacht. Mein Blick fiel auf eine Zeitschrift in seiner Hand. Wahrscheinlich hatte er den Artikel bereits gelesen. „S-Seto...“ „Sei ruhig!“, sein Ton war so kalt und schneidend, dass ich zurückzuckte. Dabei fixierte er Noro mit eiskalten Augen. Er kam auf uns zu und baute sich genau vor dem Lehrer auf, den er um mehr als einen Kopf überragte. „Was fällt Ihnen ein, so einen Mist zu schreiben?“, zischte er leise und bedrohlich. Noro blieb gänzlich unbeeindruckt „Was denn? Passt Ihnen die Wahrheit nicht?“ „Sie als Lehrer sind nicht dazu autorisiert über einen Ihrer Schüler zu urteilen!“ „Aber ich als Mensch bin autorisiert über einen anderen Menschen zu urteilen“ Setos Augen verengten sich zu Schlitzen „Dann haben Sie sich wohl mit dem falschen Menschen angelegt, denn im Gegensatz zu Ihnen besitze ich Macht. Ich werde dafür sorgen, dass Sie gefeuert werden und in dieser Stadt nie wieder einen Job finden!“ „Das nützt Ihnen auch nichts mehr. Der Artikel ist veröffentlicht und daran lässt sich nichts mehr ändern. Belassen wir es dabei.“, Noro wandte sich von uns hab und wollte wieder zurück zu seinem Schreibtisch gehen, „Nebenbei: ich habe nichts geschrieben, was nicht sowieso schon alle wissen. Und immerhin habe ich nicht geschrieben, was für ein Psychopath Sie sind“, ergänzte er gehässig. „Psychopath ja?“, Setos Geduld schien am endgültig am Ende zu sein. Bevor ich auch nur ansatzweise reagieren konnte, rammte Seto dem Lehrer die Faust ins Gesicht. Noro knallte gegen den Schreibtisch hinter sich und sackte dann zu Boden. Aus Nase und Mund floss Blut. „Und nun zu dir“, Setos Blick richtete sich auf mich, als er langsam auf mich zukam. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich wirklich Angst vor ihm, denn er schien momentan keine Kontrolle mehr über sich zu haben. Ich hatte das Gefühl, seine Wut würde die Luft zum Brennen bringen, sodass ich die Hitze sogar auf meiner Haut zu spüren glaubte. Instinktiv wich ich zurück. „Beruhige dich“, wenn ich es schaffte, dass er wieder zur Vernunft kam, konnte ich vielleicht verhindern, dass er etwas tat, was er später bereuen würde, „Wir finden eine Lösung für alles. Bestimmt. Zusammen schaffen wir das schon“ „Zusammen“, er schnaubte verächtlich, „Genau wie wir doch auch alles andere zusammen geschafft haben, richtig?“, er kam einen Schritt näher. „J-ja. Lass uns reden“ „Wozu? Damit du es wieder deinem Lieblingslehrer erzählen kannst?“ „I-ich habe ihm gar nichts erzählt, ich schwöre es dir“ „Nein, natürlich nicht. Der loyale kleine Joey würde so etwas doch nie tun!“, noch ein Schritt näher, „Der loyale kleine Joey würde mich doch nie verraten, nicht wahr!“, sein Ton triefte vor Sarkasmus. „G-genau. Seto, du kennst mich doch. Ich würde dich nie hintergehen“ „Ach ja? Was war damals, als du gleich zum Lehrer gerannt bist, nur weil ich nicht bei eurem dämlichen Projekt mitmachen wollte?“, noch ein Schritt, „Oder die Tatsache, dass du mein Tagebuch gestohlen hast?“ Ich wurde blass. Woher wusste er das? „Roland hat dich dabei gesehen“ „A-aber das habe ich doch nur getan, weil ich dich besser verstehen wollte“ „Ganz schön clever von dir, sich mein Vertrauen zu erschleichen, um mich auzuspionieren“, er ließ demonstrativ seine Fingerknöchel knacken, „So viel Durchtriebenheit hätte ich dir gar nicht zugetraut. Du warst wirklich überzeugend, das muss ich dir lassen, Wheeler“ Wheeler? Wieso nannte er mich beim Nachnamen? Das war definitiv kein gutes Zeichen. „Ich habe dir nichts vorgespielt!“, schrie ich ihm den Tränen nahe entgegen. „Ich bin tatsächlich auf dich hereingefallen“, in seiner Stimme schwangen gleichermaßen Wut und Enttäuschung mit, „Ich Idiot hab dir wirklich vertraut. Ich hab dir alles erzählt, dir die geheimsten Sachen anvertraut.“, er kam mit einem letzten Schritt wenige Zentimeter vor mir zum Stehen, „Und du hast alles aufgenommen wie ein Schwamm und dich vermutlich darüber kaputt gelacht, wie naiv ich doch war. Ja, du hast brav deine Informationen gesammelt, wie ein Spion!“ „Das ist nicht wahr! Das ist eine Intrige!“, schrie ich, wobei mir Tränen über die Wangen liefen. So durfte es nicht enden. „Nicht mal jetzt kannst du die Wahrheit sagen! Du bist so erbärmlich, Wheeler!“, er stieß mich so grob beiseite, dass ich zu Boden stürzte und neben dem wimmernden Lehrer landete. Derweil stürmte Seto aus dem Klassenraum, ohne sich noch einmal umzusehen. So durfte das alles doch einfach nicht enden. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Dieser verfluchte Lehrer! Nur wegen IHM war das alles passiert. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Seto war kein Unmensch. Wenn ich wenigstens eine Chance bekam mit ihm zu reden, würde er bestimmt verstehen, dass es nicht meine Schuld war. Gerade jetzt würde er meinen Beistand brauchen. Ich musste ihm zeigen, dass ich für ihn da war. Nur wegen so einem intriganten Lehrer würde ich jetzt doch nicht aufgeben. Nein, ich würde alles wieder in Ordnung bringen. Für Seto... ------------------------- So das war mal ein fiese Wendung. Aber awg Das nächte kappi kommt hoffentlich schneller... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)