Auf Diät von caladriuss (Setox Joey) ================================================================================ Kapitel 9: Nachsitzen mal anders -------------------------------- Nachsitzen mal anders Wie erwartet wurden die nächsten Tage mehr als anstrengend. Seto hatte sich so einiges einfallen lassen, um mich auf Trab zu halten und er fing gleich nach der Schule damit an. Dabei konnte ich immer wieder nur staunen, welche Energie sich in seinem schlanken Körper versteckte. Wir joggten morgens mit den Hunden, fuhren Inliner, spielten Fußball oder andere Ballarten und abends gingen wir mit den Hunden spazieren. Und Kampfsport. Das schien er am liebsten zu machen. Er zeigte mir sogar ein paar Tricks zur Selbstverteidigung. Ich war einige Male davor an seiner Ausdauer zu verzweifeln, aber ans Aufgeben dachte ich nie. Dazu machte mir die Zeit mit Seto zu viel Spaß. Am Wochenende lernte ich dann wieder eine neue Lektion über Seto: er reagierte extrem giftig, wenn man ihm am Wochenende vor Zehn oder Elf Uhr morgens weckte. Wer das nicht respektierte, musste um sein Leben fürchten. Mir hatte er fluchend einen Wecker hinterher geworfen, zum Glück aber verfehlt. Aber ich nahms ihm nicht übel. Trotz seiner Energie war er wohl doch ein kleiner Langschläfer und das ließ ihn noch ein Stück liebenswürdiger erscheinen. Als ich am Montag zu ihm kam, schlief er noch tief und fest. Scheinbar fiel ihm der Übergang von Wochenende zu Woche etwas schwer. Ich fand sein Zimmer inzwischen schon alleine. Also machte ich mich munter auf, um ihn zu wecken. Aber das stellte sich als schwierig heraus. Ich rüttelte und zog an seiner Decke und was tat er? Er schubste mich einfach weg, wobei er nur „Verschwinde!“ knurrte. War ja recht süß, wie er sich gegens Aufstehen wehrte, aber langsam verlor ich die Geduld mit ihm. Immerhin wollte ich nicht schon wieder zu spät kommen. Ich wollte schon resignieren, als plötzlich Mokuba und Akito gefolgt von den Hunden reingestürmt kamen. „War klar, dass du noch schläfst“, meinte Akito. Dann sprang er aufs Bett und setzte sich auf Setos Rücken, was diesen aufkeuchen ließ. „Ich schlafe nicht, ich liege nur“, knurrte er. Jetzt sprangen auch noch Mokuba und die Hunde aufs Bett und tobten darauf herum. „Seto steh auf“, flötete Mokuba, „Ich hab Waffeln gemacht, ganz alleine“ „Steht die Küche noch?“ „Natürlich. Ich bin doch kein Anfänger“ Seto seufzte „Ihr nervt!“ Er warf Akito von seinem Rücken und rollte sich langsam aus dem Bett, „Womit hab ich das nur verdient?“ „Na weil wir dich alle so schrecklich lieb haben. Und jetzt zieh dich an. Wir warten in der Küche“ Nach einem mehr oder weniger ausgiebigen Frühstück fuhren wir in seiner Limo zur Schule. Je mehr sich der Unterricht dem Ende zuneigte, desto mieser wurde Setos Laune. Vermutlich dachte er an das Nachsitzen, denn immer, wenn ich an ihm vorbeiging, warf er mir einen bösen Blick zu. Dann war es soweit. Ich saß bereits im Raum fürs Nachsitzen, aber von Seto war keine Spur. Diesmal waren erstaunlich viele Leute da. Der Lehrer, der scheinbar nur eingestellt worden war, um die nachsitzenden Schüler zu betreuen, betrat kurz nach dem Klingeln den Raum. Zwei Minuten später tauchte Seto mit einem Becher Kaffee in der Hand auf und setzte sich ohne ein Wort der Entschuldigung auf einen Platz neben mir. „Dürfte ich erfahren, wieso Sie zu spät sind?“, fragte der Lehrer streng. „Der Kaffeeautomat in der Schule war leer. Deshalb bin ich zum Bäcker gegenüber gegangen“, meinte Seto gelangweilt, während er aus seiner Tasche ein Buch holte. „Fangen wir an“, seufzte der Lehrer, „Mein Name ist Herr Kanato und wir sind hier, weil - Was zum Teufel tun Sie da?“ „Ich lese“, meinte Seto kühl. „Legen Sie das Buch gefälligst weg! Sie können hier noch einiges Lernen“ „Beim... Nachsitzen“, er sah den Lehrer zweifelnd an, „Sind Sie nicht nur die Aufsicht? Was sollten Sie mir schon großartig beibringen?“ „Religion. Ich lehre Sie Religion!“ „Nein danke, ich glaube nicht an so ein Zeug. Da ist mein Buch schon spannender. Geht um so einen Typen, der von der Schule geflogen ist und nicht erwachsen werden will oder so“ Ich beugte mich zu ihm vor, „Verärgere den Typen lieber nicht. Sonst will er dich noch bekehren“ „Viel Spaß dabei!“ Herr Kanato kam auf uns zu und nahm Seto das Buch weg „Sie werden hier schön brav aufpassen, sonst sitzen Sie noch eine Woche länger nach!“ Jetzt verschränkte der Blauäugige die Arme vor der Brust und sah genervt nach vorn „Und um welche Religion geht es?“ „Das Christentum natürlich“ „Natürlich“, Seto verdrehte die Augen. Der Lehrer begann begeistert von der Religion zu erzählen. Jedes Mal, wenn ich bis jetzt bei ihm nachsitzen musste, erzählte er dasselbe. Wie toll doch alles sei und wie schlecht alle anderen Religionen wären. Seto beugte sich unterdessen zu mir „Hat er vor, das jeden Tag für den Rest der Woche zu machen?“ „Für den Rest seines Lebens wohl eher. - Möchtest du einen Muffin?“, ich reichte ihm einen. Denn wenn er einen aß, konnte ich meinen genießen, ohne gegen das Projekt zu verstoßen. „Eine Woche lang halt ich das nicht aus!“, murrte er, „Ich hol uns hier raus“ „Na dann viel Erfolg. Der Typ ist unbarmherzig“ Seto meldete sich „Herr Lehrer? Ich hab da mal eine Frage“ „Oh, konnte ich Ihr Interesse für dieses Thema doch entfachen?“, rief er erfreut. „So... ähnlich. Ist das Christentum denn die einzig wahre Religion?“ „Ja, mein Junge, das ist sie“, dann erzählte er weiter. „Hat der Typ mich gerade 'mein Junge' genannt?“, fragte er leise. „Scheint so“, ich stopfte mir den Muffin in den Mund. „Das wird er noch bereuen!“, er meldete sich erneut. „Ja, mein Junge?“ „Ich bin felsenfest überzeugter Atheist. Darf ich jetzt gehen?“ „Nein! Sie werde ich auch noch bekehren. Ich habe ja die ganze Woche Zeit dazu“ „Wieso? Was geht es denn Sie an, woran ich glaube?“ „Ich versuche Sie doch nur vor der ewigen Verdammnis zu retten, man! Dort landen nämlich alle, die an das falsche glauben“ „Ich glaube ja nicht an das falsche, sondern an gar nichts“, meinte Seto angriffslustig. „Noch schlimmer. Ungläubige sind Menschen, die den rechten Weg aus den Augen verloren haben. Sie sind nichts wert! Ich werde Sie wieder zurückholen auf den Pfad der Tugenden“ „Sind dann Menschen, die einer anderen Religion angehören auf den falschen Weg gekommen?“ „Erfasst!“ „Sie sind nicht sehr tolerant“, stellte Seto fest, „Dabei ist das doch einer der Grundsätze jeder Religion“ „Gegenüber dem bösen kann man nicht tolerant sein. Nur wer der wahren Religion folgt, ist gut. Und das ist das Christentum“, dann fuhr der Lehrer unbeirrt mit seinem Unterricht fort. „Der ist echt stur“, murmelte Seto zu mir, „ Der hat sich richtig in seiner Religion verrannt“ „Schon möglich“, meinte ich gelangweilt, „Was solls“ „So einen intoleranten Idioten kann man doch nicht auf die Schüler loslassen. Der schmeißt ja das ganze Prinzip von Toleranz und Glaubensfreiheit über den Haufen“ „Du wirst ihn wohl kaum bekehren können“ „Wer weiß. Keine schlechte Idee...“ Ich sah, wie es in Setos Augen kurz angriffslustig funkelte. Dann setzte er aber einen unschuldig naiven Blick auf „Und was ist mit dem Judentum und dem Islam? Sind das dann auch wahre Religionen?“ „Aber nein, natürlich nicht“ „Aber das Christentum, das Judentum und der Islam stammen doch alle voneinander ab. Dann müssen es doch wahre Religionen sein, oder nicht?“ „Nun das mit der Abstammung ist wahr. Aber die Religionen, die vor dem Christentum waren, waren nur erste Versuche. Und aus dem Dritten Versuch entstand dann die wahre Religion“ Seto war wirklich überzeugend als naiver Junge, der danach strebte mit Wissen gefüttert zu werden. Und der Lehrer schien davon vollkommen überzeugt zu sein. „Oh“, Seto sah den Lehrer aus großen blauen Kulleraugen an, „Wissen denn die anderen, dass sie an die falsche Religion glauben?“ Herr Kanato wuschelte Seto kurz durch die Haare und meinte „Du bist ein guter Junge. Aber nein, leider wissen sie es nicht. Und sie lassen sich auch nicht bekehren.“ Ich musste mir das Lachen verkneifen, als Seto total entgeistert sein Haar wieder glatt strich und dem Lehrer einen mach-das-nochmal-und-du-bist-tot-Blick hinterher warf. Der Lehrer fuhr derweil unbeirrt fort, „Als guter Christ muss man sich an viele Regeln halten. Kein Sex vor der Ehe, keine Spielsucht, keine Drogen, nicht töten, keine Eifersucht, kein Geiz, keine Völlerei, keine Eitelkeit...“, er zählte noch viel mehr auf. „An wie viele dieser Regeln muss man sich denn halten?“, fragte Seto leise. „Vermutlich an alle“, meinte ich. „Wie schade, dann kann ich wohl doch kein guter Christ werden.“, meinte er sarkastisch, „Ich hab ja schon mindestens gegen die Hälfte verstoßen“ „Hm“, ich nickte träge, „Was hast du eigentlich vor?“ Er grinste schief „Ich sorge dafür, dass er uns freiwillig aus seinem Nachsitzen verbannt“ „Wie willst du das machen?“ „Ich bombardiere ihn so lange mit dummen Fragen, bis er nicht mehr weiß, woran er noch glauben soll!“, er meldete sich erneut, „Herr Lehrer? Welche christliche Religion ist denn die wahre Religion?“ Herr Kanato blinzelte verwirrt „Wie meinst du das?“ „Na das Christentum ist die wahre Religion. Das habe ich ja verstanden. Aber was ist denn nun die wahre christliche Religion? Die Evangelen, die Protestanten oder die Katholiken?“ „Sie sind alle wahr, denn sie unterscheiden sich nicht besonders“ „Heißt das, der 30Jährige Krieg war völlig umsonst?“ „Krieg ist immer umsonst, mein Junge, denn er ist gegen Gottes Willen“ „Aber es ging dabei doch darum, ob die Protestanten oder die Katholiken Recht haben. Dann war es doch ein Streit um die wahre Religion, der gegen die Regeln Gottes verstoßen und damit beide Seiten unwürdig gemacht hat, sich die wahre Religion zu nennen“ „Das siehst du falsch. Es ging ja dabei nicht nur um Religion. Außerdem war es ja nur ein kleiner Krieg.“ „Ein kleiner Krieg, der 30 Jahre andauerte, Elend über Europa gebracht und nebenbei Deutschland von der Karte gewischt hat. Das Land hat sich erst über 200 Jahre später wieder als Kaiserreich vereinigt. Sowas nenne ich nicht gerade einen kleinen Streit“ Herr Kanato seufzte „Wenn es um die Verteidigung der wahren Religion geht sind auch manchmal unstete Mittel von Nöten, um die Wahrheit durchzubringen“ „Aha“, Seto nickte eifrig, „Der Zweck heiligt die Mittel“ „Exakt, schlauer Junge“ „Dann waren die sieben Kreuzzüge wohl auch gerechtfertigt.“ „Absolut“ In Setos Augen blitzte es kurz auf „Warum hat Gott den Christen, die ja wohl die wahre Religion verkörpern, dann nicht geholfen, die heilige Stadt zu halten? Ich meine, der erste Kreuzzug war zwar erfolgreich, aber die anderen sechs hätten sich die Christen dann wohl lieber sparen sollen“ „Er wollte ihren Willen testen.“ „Aha, sagten Sie nicht eben noch, jeder Krieg sei umsonst? Wie konnte Gott dann diese Kriege zulassen, nur um den Willen zu testen? Damit hat er die Menschen doch dazu gebracht, seine Regeln zu brechen.“ Herr Kanato seufzte „Gottes Wege sind unergründlich. Ist deine Frage damit beantwortet?“ „Nicht wirklich - wieso ist die Kirche gegen den Fortschritt?“ „Ist sie doch gar nicht. Wir begrüßen alles,was die Menschheit voran bringt“ „ - solange es nicht euren Lehren widerspricht. Sonst hätte die Kirche Galilei ja nicht weggesperrt, was die Wissenschaft um Jahre zurückwarf“ „Das hat nun wahrlich -“ „ - Beobachtet uns Gott denn unser ganzes Leben lang?“ „J-ja, natürlich“ „Wie viele Augen hat er denn?“ Amüsiert beobachete ich, wie der Lehrer immer mehr ins schleudern geriet. „Augen? Wozu?“ „Wie will er denn sechs Milliarden Menschen beobachten, wenn er nur zwei Augen hätte?“ „Er beobachtet ja nur die Christen“ „Also kann ich über ihn sagen, was ich will, wenn ich kein Christ bin, weil er eh nicht auf mich achtet?“ „Nein!“ „Beruht das Christentum auf der Bibel?“, Seto schien langsam Gefallen daran zu finden, den Lehrer auflaufen zu lassen. Trotzdem behielt er seinen naiven Blick bei. „J-ja“ „Ist das Buch nicht manchmal ganz schön widersprüchlich? Irgendwo heißt es doch, dass Kain seinen Bruder erschlägt und dann in ein anderes Land geht, wo er sich eine Frau nimmt. Dabei sind seine Eltern die ersten Menschen der Welt. Wie kann es da eine andere Frau, geschweige denn ein anderes Land geben?“ „Das war ein Übersetzungsfehler aus dem Lateinischen“ „Lateinisch? Oh, ich liebe Latein. Ich habe es drei Jahre lang gelernt. Geben Sie mir das Buch, vielleicht kann ich es ja richtig übersetzen. - Andererseits, wie kann denn eine Religion richtig sein, wenn sie auf einem Buch mit Übersetzungsfehlern basiert?“ „Die ganze Religion basiert doch nicht nur auf dem Buch“, langsam schien Herr Kanato zu verzweifeln, „Erst kam die Religion, dann die Bibel“ „Hat der Autor der Bibel noch mehr Bücher geschrieben?“ „Es waren mehrere Leute, die aus Überlieferungen die Bibel zusammengetragen haben. Und es waren keine Autoren!“ „Ach so. Unterhält sich Gott manchmal mit den anderen Göttern?“ „Welche anderen Götter?“, fragte der Lehrer. Er schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. „Na mit Zeus und Budda und Vishnu und Baldur und so weiter“ „Nein, denn er ist der einzige Gott!“ „Also ist er sich zu fein dafür?“ „Nei~ein!“ Und schon klingelte es. „Na endlich“, stöhnte der Lehrer, „Ihr könnt gehen“ „Aber ich hab doch noch so viele Fragen“, meinte Seto enttäuscht, „Aber ich kann Sie ja auch noch morgen fragen. Und übermorgen und überübermorgen...“ „Weißt du...“, der Lehrer stellte sich vor Setos Platz und sprach mit einfühlsamer Stimme, „Du bist wirklich ein kluger Junge. Ich denke nicht, dass es nötig ist, dass jemand wie du eine ganze Woche beim Nachsitzen verschwendet. Ich stelle dich davon frei. Was hältst du davon, hm?“ Seto sah ihn immer noch mit großen wissbegierigen Augen an „Aber ich will doch noch so viel lernen...“ „Dann nutze die gewonnene Zeit in der Bibliothek.“ Jetzt lächelte er brav „Okay, mach ich. Aber dann müssen Sie ihn auch befreien“, er deutete auf mich, „Wir müssen wegen einem Projekt alles zusammen tun“ „Schön schön, er wird auch freigestellt. Und jetzt geht!“ „Übrigens“, plötzlich sah Seto wieder ernst drein, „Religion ist eine gute Sache, solange man sie nicht übertreibt. Sie sollten mal Nathan der Weise lesen. Vielleicht haben sie danach ein bisschen mehr Toleranz für andere Glaubensrichtungen übrig. Jede Religion hat für sich etwas Gutes, sonst würde es sie nicht mehr geben, oder?“ „Raus hier!“, fauchte der Lehrer. „Denken Sie mal drüber nach“ Seto und ich verließen gehorsam die Schule. Dabei konnte ich einfach nicht aufhören zu grinsen. „Du warst ziemlich überzeugend. Hätte nicht gedacht, dass du so auf liebenswürdig machen kannst.“ „Bei solchen Lehrern kommst du mit Autorität oder einem Mörderblick nicht weit“, er seufzte, „Bei denen muss man sich schon demütigen, um sie loszuwerden“ „Demütigen?“ „Weißt du, es ist eigentlich nicht meine Art so dumm-naiv zu tun. Ich bevorzuge es doch lieber, seriös rüberzukommen“, er straffte seine Schultern und sah stolz und entschlossen geradeaus, „Eher so“ „So läufst du sowieso immer rum. Es ist viel interessanter, dich mal anders zu sehen. Wieso kannst du dich überhaupt so gut verstellen?“ „Ich hab drei Jahre lang bei der Theater AG mitgemacht. Ich kann alles spielen. Ich kann sogar auf Kommando heulen“ „Zeig doch mal“ „Sonst noch was?“, er verdrehte die Augen. „Moment... Unsere Schule hat weder eine Lateinklasse, noch eine Theater AG. Wo hast du das dann gelernt?“ „Hm, mal überlegen“, er tat so, als müsste er scharf nachdenken, „Ich bin vor zwei Jahren auf diese Schule gekommen. Könnte es vielleicht sein, dass ich davor auf einer anderen Schule war? Oder bin ich da nur durchs All geflogen? Hm, schwere Frage“ „Blöde Frage, schon kapiert. Was für eine Schule war es denn?“ „Es war ein Internat für besonders besserwisserische Kinder, die von ihren Eltern dorthin verfrachtet wurden, damit sie mal ein bisschen Ruhe haben“ „Ah, du meinst eine Schule für kleine Genies“ Er nickte düster. „Und wie waren die anderen Genies so? Unter deinesgleichen müsstest du dich doch ziemlich wohl gefühlt haben“ „Nein, das waren alles Freaks. Ich war als einziger normal. Immer ging es nur um Physik und Philosophie. Ich meine, wenn einer sagt, es wehe ein starker Wind durchs Land, wieso kann man das nicht einfach so stehen lassen? Muss man darüber gleich wochenlange Diskussionen führen, was er wohl gemeint hat? Vielleicht wollte der arme Mann ja wirklich nur sagen, dass es windig ist. Aber nein, ihm werden die Worte im Mund umgedreht! Die hatten alle so komische Weltansichten da. Freaks halt!“ Ich musste grinsen. Nach dem, wie ich Seto erlebt hatte, war er auch nicht unbedingt ganz normal. Allein die Sache mit den Schafen hatte das deutlich gemacht. „Vielleicht waren die anderen ja auch ganz normal und du warst derjenige, der aus der Reihe getanzt ist“, schlug ich vor. „Denkst du also, ja?“, er blähte beleidigt die Backen auf, „Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass die anderen die Freaks waren. Ich bin viel zu bodenständig für sowas“ „Bodenständig. Ich hätte andere Begriffe dafür“ „Sag jetzt nichts Falsches!“ „Fantasievoll, ein wenig... abgehoben“ „Wer zwingt dich denn bei mir zu sein?“, jetzt wirkte er richtig eingeschnappt. „Ich finde dich so, wie du wirklich bist, viel besser, als wenn du die ganze Zeit so steif tust.“, ich knuffte ihm gegen die Schulter, „Du bist wirklich schwer in Ordnung“ „Wer sagt, dass ich dir das alles nicht nur vorspiele?“ „Das verrät mir mein Gefühl.... und deine Augen“ „Meine Augen, genau“, er sah mich resignierend an, „Ich geh lieber arbeiten. Sonst bleibt noch alles liegen“ „Darf ich wieder nichts essen?“ „Mach doch, was du willst!“ „Ich will mich an das Projekt halten“ „Genau das ist dein Problem!“, knurrte er leise. „Wie?“ „Ach nichts“ „Na gut, dann bis morgen“, rief ich. Dann machte ich mich auf den Weg zu Yugi. Ich musste unbedingt mit ihm oder seinem Großvater reden. So fertig. Jetzt aber nichts falsch verstehen. Ich hab nichts gegen religion. Aber wir hatten mal einen Lehrer, der uns davon überzeugen wollte und meine Freundin und ich fanden das irgendwie seltsam Danke für die kommis ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)