Andys Jugendsünden II von LoveKills (In äußerst kreativer Zusammenarbeit mit BlackLightning. Der Kuchen und die jeweils zwei Cocktails im Wassermann waren schuld an dem, was ab Kapitel sechs passiert. XD Zum Glück) ================================================================================ Kapitel 5: Depression --------------------- Kapitel 5 Depression 12. Februar 2007 Andy stand vor der Coffee Company am Gärtnerplatz. Hielt seinen Latte Macchiato in Händen und zog tief an seiner Zigarette. Ihn hatte es schon wieder an diesen Platz gezogen. Den Platz, an dem vor ein paar Tagen die Geschichte ihren Lauf genommen hatte. Und sie hatte alles andere als in einem Happy End geendet. Das konnte doch alles gar nicht wahr sein. Diese Aussprache war wirklich nicht so verlaufen, wie er es sich erhofft hatte. Er hatte wirklich gehofft, dass Tobs ihm verzeihen würde. Jeder machte doch mal einen Fehler, oder? Und er bereute ihn! Das tat er wirklich. Aber irgendwie… er konnte Tobs schon verstehen. Sie hatten sich gezofft, wie noch nie in ihrem Leben zuvor. Und allein diese Erkenntnis tat weh. Aber er hatte früher schon die Befürchtung gehabt, dass so etwas irgendwann einmal passieren würde. Nur Andy hatte Angst. Er hatte wirklich Angst. Angst um Tobs, dass er sich irgendwen anlachte, der ihm nicht gut tat. Der ihn ausnutzte, in irgendwelche Kreise brachte, aus denen er alleine nicht mehr hinaus kommen würde. Angst davor allein zu sein. Würde er Krissy und Cynthia davon erzählen. Wahrscheinlich würden sie sich auch noch auf Tobs´ Seite schlagen. Er konnte es schlecht sagen, aber das Gefühl ließ nicht nach. Ebenso hatte er Angst davor, seine Wut, seine Enttäuschung an jemand anderem, der überhaupt nichts dafür konnte, aus zu lassen. Das würde er sich selbst nicht verzeihen können. Mit eben solchen Gedanken, einem gebrochenen Herzen und unbändiger Wut auf sich selbst, ging er mit hängenden Schultern die Cornelius Straße entlang, bog in die Müllerstraße links ab und trabte zum Sendlinger Tor. Andy war so in Gedanken vertieft gewesen, dass er nicht merkte, wie er in jemanden hinein rannte. Er blickte kurz auf und sah in ein bärtiges Gesicht. Abgetragene Klamotten und… Birkenstocksandalen. „Junger Mann… sie sehen schlecht aus.“, meinte dieser Typ mit salbungsvoller Stimme. „Das brauchen Sie mir nicht unter die Nase reiben.“ Andy sah ihn abschätzend an. Pustete ihm den Zigarettenrauch ins Gesicht. Er wollte schon wieder gehen, da stellte sich dieser Kerl ihm einfach in den Weg. Hielt ihm einen Zettel unter die Nase. „Was will ich damit?“ Der Birkenstock-Typ lächelte. „Sie sehen aus, als wüssten Sie nicht, an wen sie sich wenden sollten… Vielleicht finden Sie Ihren Sinn des Lebens ja in Gott.“ Er verabschiedete sich und ging weiter. Andy zog eine Augenbraue nach oben. „Na ganz toll…“, grummelte er. Steckte diesen komischen Zettel in seine linke Gesäßhosentasche und ging weiter. Allerdings mit etwas besserer Laune. Dieser Kerl war zwar seltsam aber auf der anderen Seite lustig gewesen. Wieder zu Hause plumpste der junge Mann auf einen Stuhl in der Küche. Ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken und schloss die Augen. Sein Kopf dröhnte. Wieder kam ihm das vorherige `Gespräch´ mit Tobs in den Kopf. Hätte er diesen Mist doch erst gar nicht gemacht, dann wäre es nie so weit gekommen. Nur jetzt zu bereuen, war zu spät. Tobs war ihm aus den Händen geglitten, ebenso wie die Situation. Und genau das, machte die seinige nicht besser. Er wusste nicht, was er machen sollte. Wie er es anstellen sollte, dass Tobs ihm verzieh. „Oh man… und dann auch noch diese hässliche, kotzgrüne Hose… wie kann man so etwas überhaupt anziehen?“ Die Türe wurde zugeschubst und zwei lachende Frauenstimmen waren zu hören. „Oh Andy… alles in Ordnung?“ Krissy war mit Cynthia vom Shoppen zurück. „Hmm…“ Ein lautes Grummeln, und die Arme des Gothics baumelten leblos an den Seiten seines eingesunkenen Körpers herab. Die beiden jungen Frauen luden ihre Taschen im Flur ab. Cynthia machte schon einmal Kaffee, während Krissy sich neben ihren besten Freund setzte und mit ihm auf Augenhöhe ging. Sprich, den Kopf ebenfalls auf die Tischplatte legte und zu grinsen anfing. „Meine Güte, du siehst ja schlimm aus.“, meinte sie wahrheitsgemäß. „Danke, das hat mir heute schon dieser Zeugen Jehovas Typ gesagt.“ Andy hatte leise aufgeknurrt. Fuhr sich durch die Haare. Seine Finger zitterten. Cynthia lachte auf. Verschluckte sich an dem frischen Kaffee und stand keuchend und prustend zugleich in der WG-Küche. „Die haben uns heute auch schon angesprochen. Aua… mein Hals.“, jammerte sie leise auf. Krissy beäugte ihren Kumpel aufmerksam. Sie hatte ihn zwar schon öfter so zerknautscht und in sich zusammen gesunken gesehen aber nur dann, wenn irgendetwas mit Tobs vorgefallen war. Man hatte die Spannungen zwischen den beiden schon seit längerem spüren können. Die Streitereien waren kaum zu überhören gewesen. „Andy, was ist mit Tobs?“, fragte sie gerade heraus. Es war klar, dass der Gothic nicht von jetzt auf gleich mit der Sprache herausrücken würde. Schon gar nicht, würde er von sich aus den ersten Schritt machen und erzählen. Der junge Mann schwieg. Schloss nur die Augen und schüttelte den Kopf. „Oh man…“ Die Braunhaarige fasste sich an die Stirn. „Du hast dich kein Stück verändert. Lass dir nicht immer alles aus der Nase ziehen, Herr Gott. Und du kannst mir nicht weismachen, dass mit euch beiden alles okay ist. Ich kenn dich einfach schon zu lange um zu wissen, das da was nicht stimmt.“ Krissy verschränke die Arme von der Brust. Bedankte sich bei Cynthia mit einem kurzen Kopfnicken für den Kaffee und trat Andy wütend vors Schienbein. „Andy…“ Sie hatte einen drohenden Unterton in der Stimme. „Cynthia und ich haben eure ständigen Streitereien durchaus mitbekommen. Wir wohnen immerhin zusammen, falls du das vergessen haben solltest. Und der Brief von Tobs? Verdammt was soll das! Erst streitet ihr euch, dass die Fetzen nur so fliegen, dann haut Tobs ab, sagt noch nicht einmal wo er ist und du bringst dein Maul nicht auf! Jetzt rede verflixt noch mal!!“ Ihre Faust knallte auf den Tisch. „Was glaubst du denn was los ist!“ Andys Augen funkelten schon wieder so gefährlich auf. Er musste sich beruhigen. Er durfte seine Wut nicht an den beiden Mädls auslassen. Das war absolut nicht in Ordnung. „Das hab ich dich gefragt.“ Krissy atmete tief durch. Sie hatte nicht schreien wollen, aber sich machte sich eben Sorgen. Sie hatte noch zu gut in Erinnerung, was bei dem letzten Streit der beiden beinahe passiert war. Der Schwarzhaarige fuhr sich fertig durch die Haare. Über das Gesicht. „Wir haben uns gestritten.“, meinte er leise. Er konnte das jetzt nicht sagen. „Das war mir schon fast klar. Und jetzt? Wieso ist Tobs abgehauen?“ Sie nahm einen kleinen Schluck von dem heißen Gebräu in der roten Tasse. „Ich hab… hab es übertrieben. Meine Sicherungen sind total rausgeknallt.“ Seine Augen schmerzten. Sein Kopf drohte zu bersten und sein Herz schlug in seiner Kehle. Cynthia setzte sich an seine linke Seite. „Und das soll genau heißen?“ Ihre Stimme war um einiges freundlicher. Er schüttelte den Kopf. „Ich… hab ihn geschlagen.“, gab er leise zu. Seine Stimme versagte ihm und durch seine geschlossenen Augen drangen Tränen. Er hörte nur ein erschrockenes, noch wütenderes ´Du spinnst doch total´. Andy hatte ja geahnt, dass sie sich auf Tobs Seite stellen würden. „Krissy… jetzt warte doch erst mal ab, was überhaupt der Auslöser war.“ Cynthia sah die beiden vor sich an. Sie wollte sich jetzt noch kein Urteil darüber bilden. Sie kannte die Umstände immerhin nicht. „Wie kam es dazu?“ Die Schwarzhaarige erhob sich kurz und gab auch ihrem Kumpel eine Tasse schwarzen Kaffee. Vielleicht beruhigte ihn das etwas. „Es ist einfach… alles aus dem Ruder gelaufen.“ Er atmete tief durch. Blickte in das dunkle Gemisch vor sich. „Tobs ist schon wieder zu spät gekommen… sein Professor hätte ihn aufgehalten.“ Er lachte hohl auf. Mittlerweile nahm er es ihm wirklich ab. „Er geht wieder nach England… zum studieren.“ „Aber das kann dich ja wohl kaum dazu veranlasst haben ihm eine rein zu hauen.“, meinte Krissy, etwas freundlicher. „Ich hab ihm Vorwürfe gemacht… er hat mir unterstellt, dass ich… dass ich Schiss hätte, hier wieder ein Jahr ohne ihn zu sein.“ „Hatte Tobs Recht?“ Krissy zog die Augenbrauen nach oben. Sie sah, dass es Andy schwer fiel, das Geschehene noch einmal zu erzählen, nochmals zu durchleben. Aber sie wollten auch wissen, was eigentlich los war. „Ja verdammt.“ Andy fuhr sich über die Augen um seine Tränen zu entfernen. „Ich mein… wie würdet ihr euch fühlen, würde euer Freund ein ganzes Jahr lang nicht da sein? Ich hab den ganzen Scheißdreck schon mal mitgemacht… oh man… Scheiße.“ Wieder nur ein Kopfschütteln seinerseits. Er hatte überreagiert. Vollkommen. „Und was ist jetzt? Hast du mit ihm reden können? Weist du überhaupt wo er ist?“ Die beiden Frauen sahen ihn erwartungsvoll aber auch mitfühlend an. „Ja, er ist bei Boris untergekommen. Und… ich war vorher bei ihm.“ Er musste eine Ladung Tränen hinunter schlucken. Sich sammeln, bevor er weiter reden konnte. „Es ist aus… und diesmal endgültig.“, gab er leise von sich, ehe er sich erhob und in ihrem Schlafzimmer verschwand. Lange stand er einfach nur an die Türe gelehnt da. Hatte die Augen an die Decke gehaftet und seinen Tränen freien Lauf gelassen. Er hatte es vermasselt. Absolut vermasselt. Tobs hatte ihm klar gemacht, dass es vorbei war. Dass er ihn nicht mehr sehen wollte, nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Und er konnte es verstehen. Ja, verdammt, er konnte es gut verstehen! Er würde auch nicht mit jemandem zusammen leben wollen, der einen schlug. Anschrie… total die Beherrschung verlor! Und ihm tat es leid. Es tat ihm scheiß leid, aber das konnte er Tobs noch nicht einmal mehr sagen. Beziehungsweise, dieser würde es ihm nicht mehr glauben. Hatte es ihm nicht geglaubt. Das gesamte Zimmer roch noch immer nach ihm. Selbst die Bettwäsche, roch noch nach diesem sonderbaren Duft. Andy hatte die ganzen Jahre nicht erfahren, was es war. Tobs hatte daraus tatsächlich ein Geheimnis gemacht. „Andy? Darf ich rein?“, fragte Krissy vorsichtig. Sie wollte ihn nicht auch noch „Ja…“, murmelte der junge Mann leise in sein Kissen hinein. Lag auf dem Bauch auf dem breiten Bett und starrte aus dem Fenster. Hing seinen Gedanken hinterher. Seine beste Freundin schloss die Türe leise hinter sich und setzte sich neben ihn auf das Bett. Schwieg für ein paar Augenblicke. „Was willst du jetzt machen?“ „Keine Ahnung… was soll ich denn noch großartig machen? Ich hab mit ihm geredet, er hat mir klar und deutlich gesagt, dass er… keinen Bock mehr hat. Was soll ich also deiner Meinung nach machen?“ Andys sah sie verzweifelt an. Knautschte sein Kissen noch weiter zusammen und stopfte es sich irgendwie unter den Kopf, damit er sich besser mit Krissy unterhalten und sie dabei auch ansehen konnte. Wieder schwieg sie einen kleinen Moment. Blickte Andy an und zuckte leicht die Schultern. „Ich weis nicht. Vielleicht… solltest du ihm etwas Zeit geben. Ihn dann noch mal um ein Gespräch bitten. Vielleicht hilft das ja. Ich würde es euch wünschen.“, flüsterte sie betrübt. Andy nickte langsam. Setzte sich auf und schlang seine Arme um die Beine. „Vielleicht sollte ich das machen. Aber er hat… eindeutig gesagt, dass er mir nicht glaubt, dass es mir Leid tut. Und das tut es… ich mein… ich hab Scheiße gebaut. Richtige Scheiße, aber… er hat sich auch nicht in meine Situation hinein versetzt. Er sagt immer, ich solle doch Verständnis für ihn zeigen, aber er zeigt keines für mich.“ Krissy nickte leicht. „Ich denke, dass es für ihn auch schwer ist, zu gehen und dich ein Jahr nicht zu sehen. Aber du weist, wie wichtig ihm das Studium ist. Und vielleicht… hat er deshalb gesagt, dass du Schiss hast, damit… na ja, dass du ihm zeigst, dass er dir wichtig ist. Ich kann nicht in ihn hineinsehen.“ „Ich weis, dass es ihm wichtig ist. Aber er hatte überhaupt keine Zeit mehr. Dann noch als Barkeeper im ´Rainbow´. Das hat ihm total den Rest gegeben, du hast ja selbst gesehen, wie fertig er danach immer war. Wie sollte ich ihm denn zeigen, dass er mir wichtig ist, wenn er mich kaum noch an sich ran gelassen hat?“ „Andy, wieso muss es immer Sex sein, um dem Partner oder der Partnerin zu zeigen, dass er/ sie einem wichtig ist? Es gibt so viele Dinge. Candle Light Diner oder irgendwie so etwas.“ Andy seufzte für einen Moment leise. „Krissy, Tobs ist von der Arbeit gekommen, hat ein ´Hallo Schatz´ gebrummelt und halb tot ins Bett gefallen. Er hat sich noch nicht mal ausgezogen. Wie soll ich denn da bitte ein Candle Light Dinger veranstalten? Mit mir selbst?“ Ein kurzes Kichern der beiden war zu hören gewesen. „Und selbst wenn er nicht gleich eingeschlafen ist… kein Kuscheln… es ist…“ Andy schüttelte nur den Kopf. „Seit Wochen nichts mehr gelaufen?“, half seine beste Freundin ihm weiter. Drückte ihn dann an sich, als sie nur das betrübte Nickten gesehen hatte. „Gib ihm etwas Zeit. Rede noch mal mit ihm, du weist wo er ist.“ Die Braunhaarige küsste ihn flüchtig auf die Stirn. „Danke…“ Andy war wirklich froh, dass die beiden Verständnis für ihn hatten. Immerhin gehörten zu so einer Eskalation zwei dazu nicht nur einer. Andy würde wirklich noch einmal mit Tobs reden. Er wollte diese Sache aus der Welt schaffen. Und würde Tobs dann sagen, dass er nicht mehr wollte, dann würde er ihn ziehen lassen. Aber im Streit auseinander zu gehen, das wollte er nicht. Allerdings war es dem jungen Mann nicht bewusst, dass er dazu vielleicht gar keine Chance mehr bekommen würde. ~~ Klein aber fein Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)