Andys Jugendsünden II von LoveKills (In äußerst kreativer Zusammenarbeit mit BlackLightning. Der Kuchen und die jeweils zwei Cocktails im Wassermann waren schuld an dem, was ab Kapitel sechs passiert. XD Zum Glück) ================================================================================ Kapitel 4: Sommerhimmelblau --------------------------- Kapitel 4 Sommerhimmelblau 06.Januar 2007 „Oh man… ich brauch Bewegung.“, grummelte Tobs leise auf. Die roten Striemen von Andys Ringen waren mittlerweile fast nicht mehr zu sehen. Nur noch ansatzweise. Allerdings waren die innerlichen Wunden um einiges größer als die äußerlichen. Das waren sie immer. Nur dieses Mal war es wirklich schlimm. „Boris… wollen wir weggehen?“ Der junge Rothaarige schlappte gähnend in die Küche. Sah seinen Chef mit seiner Flamme am Herd knutschen und klopfte einmal hart an die Türe. Legte den Kopf kichernd schief. „Was?“ Boris war vollkommen verwirrt, ebenso wie Ben, der stark errötend am Herd lehnte und ertappt aus dem Fenster blickte. „Ich will tanzen gehen, kommt ihr mit? Irgendwohin wo…“ Tobs grinste wieder nur. „Wo man jemand gescheiten abschleppen kann. Bewegung eben.“ Ein eindeutig zweideutiges Grinsen wurde auf seinen Zügen sichtbar. Boris hob nur leicht eine Augenbraue. Fuhr sich durch die langsam länger gewordenen, blonden Haare. Schüttelte etwas den Kopf. „Du willst dir tatsächlich einen angeln?“ Der Barbesitzer konnte das, nach knapp einer Woche, nicht wirklich glauben. Tobs zuckte nur die Schultern. Lehnte sich weiterhin an den Türrahmen. „Wieso sollte ich auf irgendwen warten? Ich hab Andy klipp und klar gesagt, dass ich auf ihn keinen Bock mehr habe.“ Er konnte den leicht betrübten Unterton aus seiner Stimme leider nicht verbergen. Wieder nur ein Schulterzucken. „Na ja, ich geh auf jeden Fall weg. Wer mitkommen will, bitte gerne.“ Der junge Mann streckte sich noch einmal und verschwand leise vor sich hingähnend im Bad. „Tobs…“ Boris seufzte leise. Lehnte seinen Kopf leicht gegen Bens Brust und ging dem Gothic nach ins Badezimmer. „Du hast dich wirklich entschieden, was?“ Der Barbesitzer sah ihn ein klein wenig abschätzend an. Sein Blick trübte sich, als er das traurige Gesicht seines Barkeepers erblickte. „Boris, ich hab wirklich keine Lust, mich noch länger von Andy anschreien oder schlagen zu lassen. Das brauch ich mir wirklich nicht geben. Und ich werde mich demnächst nach irgendeiner Bude umsehen. Ich kann dir nicht ewig am Rockzipfel hängen.“ Mit langsamen, aber sitzenden Bewegungen, wurde aus den labbrig herunterhängenden Haaren eine Frisur, die irgendwann, sollte Tobs´ Mähne noch länger werden, an die Zimmerdecke zu stoßen drohte. Der Angesprochene seufzte wieder nur kurz auf. Stand am Waschbecken und betrachtete seinen Kumpel dabei, wie er einen kleinen Kajalstrich nach dem anderen zog, Kontaktlinsen einsetzte und irgendwann fertig gestylt vor ihm stand. „Ich hab dir doch gesagt, dass du so lang bleiben kannst wie du willst. Du gehst mir nicht auf die Nerven und hängst mir nicht am Rockzipfel, ich mein du bist so oder so nur abends nach der Uni zu Hause, oder im Rainbow. Also sehen wir uns eigentlich die wenigste Zeit. Bin ganz froh einen ´Mitbewohner´ zu haben.“ Der Blondhaarige lachte leise auf. „Wie gesagt, du kannst gerne hier wohnen. Kommt billiger.“ Er legte ihm für einen kleinen Moment seine Hand auf die Schulter. Lächelte leicht, während er einen kleinen Augenblick überlegte. „Ich komm mit. Beeeeeeeen!“, rief er aus dem Badezimmer zu seiner Schnecke, welche immer noch leicht rot im Gesicht, am Herd stand. „Ja, was ist denn?“ Also wenn noch mehr Leute hier im Bad stehen, wird es ein wenig sehr eng, ging es ihm innerlich schmunzelnd durch den Kopf. „Kommst du mit?“ „Wohin?“ Ein kurzes Gähnen und ein leises Kichern von Tobs, welcher noch einmal prüfte, ob es auch nicht zu viel Spray in den Haaren war. Ben sah die beiden an. Tobs zuckte leicht die Schultern. Keine Ahnung, „Ins Soul.. oder Carmens oder… N.Y. Wie ihr wollt.“ Boris und Ben blickten sich einen kleinen Moment lang unschlüssig an. Fuhren sich beide, fast gleichzeitig, als wäre es eine einstudierte Bühnenaufführung, durch die kurzen Haare. „Soul.“, sagten beide aus einem Munde. Sie waren wohl schon so aufeinander abgestimmt, dass sie sogar dasselbe dachten, sprachen und taten. Unheimlich, kam es dem Rothaarigen in den Sinn. „Gut, dann ab ins Soul. Mal gucken was da heute so Tolles los ist.“ Somit war das beschlossene Sache. Tobs schlüpfte noch flott in Ärmel loses Shirt und seine Lederhose. Die Springer waren natürlich nicht zu vergessen, ebenso wenig wie die Lederjacke. Man konnte immerhin nicht wissen, wie sich das Wetter noch veränderte. Boris und Ben waren fast im Partnerlook angezogen. Enge, knallbunte Hosen, ebenso knackige Oberteile und… Tobs hätte fast der Schlag getroffen, weiße Cowboystiefel. „Wir treffen uns dort, okay? Ich muss noch schnell wohin. Kann gut eine Stunde dauern. Ich komme einfach nach.“ Er grinste flüchtig. Erhielt beidseitiges Nicken und die kleine Gruppe machte sich gemütlich auf den Weg. Das Soul City lag in der Nähe des Karlsplatzes. Die Müllerstraße entlang, am Sendlinger Tor vorbei die Sonnenstraße Richtung Odeonsplatz. Vielleicht eine halbe Stunde war man von Boris´ Wohnung zum Soul unterwegs. Tobs allerdings hatte noch etwas vor. Das war eine kleine Kurzschlussreaktion gewesen. Und somit stand er keine zehn Minuten, nachdem sie aufgebrochen waren, vor ´Arafat´. Arafat war ein Piercing- und Tattoostudio. Ein relativ verrückter Kerl war dort Besitzer. Im Gesicht tätowiert und gepierst, aber nett wie man es vielleicht nicht erwartet hätte. Allerdings redete er gerne mal sehr viel und lange. Doch das verkürzte die Zeit, während sich Tobs das nächste Gebilde stechen ließ umso schneller. Und das zweite, was er sich gedacht hatte, ließ er sich auch noch stechen. Diesmal aber an die linke Seite der Hüfte. Mit einem Pflaster auf der noch leicht wunden Stelle an der rechten Halsseite verließ er das Studio und machte sich mit einem zufriedenen Grinsen auf den Weg in den Club näher der Handwerkskammer. Die Schlange hinunter in den ´Untergrund´ war gut fünf Meter lang. Bis auf den Gehweg standen sie an. Tobs freute sich schon. Er war richtig euphorisch. Tanzen, endlich tanzen, vielleicht einen netten Kerl abschleppen. Das würde, so hoffte er zumindest, eine sehr schöne, auslaugende Nacht werden. Ben und Boris waren schon kräftig am tanzen, wenn man es denn überhaupt noch tanzen nennen konnte. Die beiden verschlangen sich schon halb auf der Tanzfläche. Tobs hingegen war erst einmal zur Bar verschwunden. Hatte sich einen leckeren Cocktail bestellt und wippte leicht mit dem Kopf im Takt der Musik. Es war zwar nicht wirklich sein Ding, aber tanzbar war das Gedudel auf jeden Fall. Seine Lederjacke lag über einem der Barhocker. Er selbst stand mit dem Rücken zur Tanzfläche und unterhielt sich gerade mit dem Barkeeper. Bis er irgendwann eine Hand an seiner Hüfte spürte. Reagierte anfangs nicht darauf, bis er dieses Bärengrollen neben seinem Ohr hörte, die sich einen Wodka Redbull bestellte. „Was macht ein Lederkerl wie du in so einer Location?“ Das dunkle Brummen versetzte Tobs einen leichten Schlag, der ihn kurz erzittern ließ. „Lederkerl?“ Er drehte sich um. Zog eine Augenbraue nach oben, als er den Kerl ansah, dem diese dermaßen dunkle Stimme gehörte. Ere war vielleicht 1.80 groß, und sie passte absolut nicht. Wasserstoff blondierte, Korkenzieher Locken, welche ihm locker ins Gesicht hingen. Nur ein klein wenig mit Gel, oder sonst etwas Ähnlichem im Form gebracht. „Ich bin sicherlich kein Lederkerl.“, verneinte der junge Student grinsend. Sein Outfit mochte viele Leute täuschen. „Bist du dir da sicher?“ Etwas verwirrter Blick. Herrlich leuchtende grün-braune Augen, die ihn musterten. „Ich wäre mir da allerdings nicht so sicher.“ Seine Hand lag immer noch um Tobs´ Hüfte. Der Angesprochene nickte leise lachend. „Oh ja, ich bin mir absolut sicher. Nur weil ich in Leder rumlaufe, muss das nichts heißen. Das machen mehr als die Hälfte in der Schwarzen Szene.“ Er zwinkerte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass dieser Typ geschminkt war. Zwar nicht auffallend, aber wenn man ihn sich näher betrachtete. Wimperntusche, etwas Make-up... Tobs war an einen Metro-sexuellen Schwulen gelangt. Allein diese Einsicht veranlasste ihn breit zu grinsen. Das war ihm bisher auch noch nicht passiert, allein deshalb, weil viele von seinem Stil abgeschreckt wurden. „Schwarze Szene? Ach… ein kleiner Gothic, ja?“ Die Mine des Blonden hellte sich noch weiter auf. Er rückte ein Stück näher. Legte den Kopf etwas schief. „Dein Outfit könnte man schnell missverstehen.“ „Tja, das ist dann nicht mein Problem.“ Tobs nippte an seinem Flying Kangaroo. Lehnte sich entspannt an die Theke und betrachtete das aal-glatte Gesicht seines Gegenübers. Der Ziegenbart passte nicht so ganz zu ihm, aber gut. Er würde nur zu gerne mal daran ziehen, mal sehen was passierte, allerdings hielt er sich zurück. Der junge Student wollte ihn ja nicht sofort wieder vergraulen und vielleicht hatte er ja doch mehr drauf, als seine Nägel maniküren zu lassen. „Hm, wie Recht du hast.“ Er lauschte kurz. Grinste dann plötzlich noch etwas breiter. „Willst du tanzen?“, raunte er kurz an seinem Ohr. Tobs lauschte der Musik. Zog eine Augenbraue nach oben und schüttelte leicht angewidert den Kopf. „Wenn es nicht so krasser Techno wäre, ja, aber darauf, lässt sich nicht tanzen. Außer du verstehst das Herumgezappel als tanzen.“ Er grinste, als er Boris und Ben wieder sah. Der Student musste sich wirklich ein Lachen verkneifen. Sein Gegenüber zog die Brauen zusammen. Legte den Kopf schief und lachte dann tatsächlich leicht. „Verstehe, deine Musik geht wahrscheinlich in eine vollkommen andere Richtung. Schade aber gut. Darf ich deinen Namen erfahren?“ Er bewegte sich nur leicht im Takt von Scooter. Sah Tobs dabei in die Augen und entdeckte ein leichtes Grinsen darauf. „Ja.“, meinte dieser nur. Leerte sein Glas und bestellte sich noch ein Wasser. Er wollte sich nicht vollständig mit Alkohol zudröhnen. Er wurde erwartend angesehen, aber der Blonde hatte nur gefragt, ob er ihn erfahren würde, wenn er nicht fragte, wie er hieß, dann würde er ihm auch keine Antwort geben. „Und wie lautet dieser?“ Dieses Grollen in der Stimme. Irgendwie ein wenig unheimlich und dennoch anziehend. „Tobs.“, gab der Rothaarige von sich. Kicherte kurz auf. „Und wie lautet der deinige?“ Tobs zupfte kurz an dem engen Oberteil des vor ihm stehenden. Knallrot… gibt einen guten Kontrast zu der schwarzen Hose… steht auch nicht jedem, ging es dem jungen Mann durch den Kopf. „Samuel. Tobs… ist das eine Abkürzung?“ Sein Gesicht näherte sich dem des Rothaarigen. Verführerische schmale Lippen. „Sam, also.“ Er grinste. Wich ihm nicht aus. Blickte weiter in seine Augen. „Ja, eine Abkürzung.“ Er hoffte nur, dass er ihn nicht bei seinem vollständigen Namen ansprach. Da würde er wohl erst mal ausflippen. Tobs hasste es, wenn man ihn Tobias nannte. Bei seinen Eltern mochte er es noch nicht einmal, aber bei ihnen war nicht ganz so schlimm. Sams Lippen näherten sich denen Tobs´ noch ein kleines Stück weiter. Nur noch eine Blattbreite trennte sie vor einem Kontakt. „Von Tobias, schätze ich, hm?“ Er legte den Kopf etwas schief. Tobs zuckte kurz zusammen. Zog Sam an seinem Oberteil an sich heran und knurrte nur leise. „Nenn mich nie wieder so. Sonst läufst du Gefahr, mein Knie zwischen den Beinen zu haben.“ Denn genau das stand zwischen Sams Beinen. Er bräuchte es also nur kurz an zu heben und er würde ihn wohl nie wieder so nennen, wenn sie sich treffen würden. „Was bekomme ich dafür?“ Ein leicht anzügliches und herausforderndes Grinsen zierte die sanften Gesichtszüge. Der Student überwand den kaum vorhandenen Abstand ihrer Lippen. Leckte mit der Zungenspitze kaum merklich über die vollen seines Gegenübers. Hauchte sanft dagegen und blickte ihm unschuldig in die Augen. „Das dürfte für den Anfang genug sein, oder?“, schnurrte er lächelnd. Wieder nippte er an seinem Wasser. Hörte ein gutes Lied und zog sein Gegenüber einfach mit sich auf die Tanzfläche. Irgendwie freundete er sich immer mehr mit den Songs an, die im Augenblick auf den Musiksendern im Fernsehen liefen. Sunrise Avenue, waren eine dieser Bands. Guter Song, gute Lyrik, genialer Beat und absolut tanzbar. Der Text passte im Augenblick besser zu seiner Situation als er gedacht hatte. Find a new one, to fool Leave and don't look back, I won't follow We have nothing left, It's the end of our time Ja, es war tatsächlich vorbei. Mit eben diesem minimalen Kuss. Out of my life, Out of my mind Out of the tears we can't deny We need to swallow all our pride And leave this mess behind Out of my head, Out of my bed Out of the dreams we had, they're bad Tell them it's me who made you sad Tell them the fairytale gone bad Andy war raus aus seinem Leben. Hatte dort nichts mehr verloren. Er hatte keinen Bock mehr. Nein, er würde ihn endgültig vergessen. Keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden und leben. Und das tat er in diesem Moment. Bewegte sich grazil gegen Sam, welcher ihn wieder an sich gezogen hatte und ebenfalls kein schlechtes Taktgefühl besaß. Sich mit ihm bewegte. Ihm dabei in die Augen sah. Tobs´ waren leicht glasig. Die Gedanken an das Geschehene taten weh. Verdammt weh und wenn er sich nicht zusammen riss, würde er hier auf der Stelle noch zu heulen anfangen. Er spürte eine sanfte Hand seine Wange streicheln. Kleine Furchen waren das einzig Raue an ihnen. „Ist alles in Ordnung?“, flüsterte Sam fast schon zärtlich gegen seine Lippen. Er nahm Tobs das Kopfnicken nicht ab. Scheiß doch auf Andy… Herr Gott… fauchte Tobs in sich. Wieder brandete ein Kuss zwischen ihnen auf. Diesmal leidenschaftlicher. Ausdauernder und zärtlicher. Sam verstand es zu küssen. Tobs Zunge neckisch und eindringlich zu umspielen, ohne zu viel Speichel aus zu tauschen. Nichts war schlimmer, als ein vor Speichel triefender Kuss. „Es ist alles okay.“ Tobs lächelte leicht, als er ihren Kuss beendet hatte. „Lass uns wohin gehen, wo es etwas ruhiger ist, okay?“ Der Student ging langsam wieder zur Bar. Nahm einen Schluck Wasser, ehe er sich seine Lederjacke über die Schulter warf und zu den kleinen gemütlichen Ledersesseln in der Lounge ging. Dort war es um einiges ruhiger. Die Musik war gedämpft, man konnte sich in normaler Lautstärke unerhalten und sich nicht anbrüllen. „Hey, wait!“ Sam kam mit schnellen Schritten zu ihm. Lachte kurz auf und legte ihm, ohne zu fragen, seinen Arm um Tobs´ Hüfte. „I’m sorry.“ Er grinste. Lehnte sich, ohne weiter darüber nachzudenken, an den jungen Mann, welcher sich auf eines der Sofas gesetzt und den jungen Studenten einfach mit sich gezogen hatte. In dieser Art kleiner Lounge war es um einiges angenehmer. Das dumpfe hämmern des Basses war hier nicht ganz so krass zu hören und man konnte sich, ohne sich an zu schreien, unterhalten. „Tobs…“ Sam sah ihn für einen Moment an. Lehnte sich zu ihm und knabberte sich leicht über seine Wangenknochen hin zu seinen Lippen. „Ich hab immer gedacht, dass ihr Gothics, nichts von Techno haltet.“, flüsterte er. Drückte Tobs Gesicht leicht zu sich und sah ihm in die Augen. „Ich kann Techno auch nicht leiden.“ Der Student grinste. Biss Sam in den linken Zeigefinger, der leicht an seiner Wange ruhte. „Aber ich wollte tanzen und das richtig. Du verstehst?“ Sam benetzte seinen Mund leicht mit Speichel. Nickte. „Ja. Gezielt auf Körperkontakt, hm?“ Er schnappte etwas verspielt nach Tobs Lippen, welcher aus Jux ein wenig zurück wich. Er wollte ihn nur ein wenig necken. „Ganz genau.“ Seine Stimme nahm einen immer rauer werdenden Ton an. Sein Lächeln verwandelte sich langsam aber sicher in ein Grinsen. „Wie alt bist du eigentlich?“, fragte er frech heraus. Er schätzte ihn auf die 24, was er ihm auch mitteilte. „Nicht ganz.“ Sam schüttelte den Kopf. „Setz noch zwei Jahre drauf und du hast mich.“ Er zwinkerte schmunzelnd. Küsste Tobs flüchtig. „Und dein wertes Alter?“ Tobs überlegte einen Moment. Legte seine Rechte provozierend auf Sams Oberschenkel. „Noch knackige 22. Und weißt du was? Ich will noch was zu trinken.“ Der Rothaarige war schon dabei sich zu erheben, doch Sam drückte ihn nur zurück auf das Sofa. „Was kann ich dir bringen?“ „Was süßes… mit Sahne.“ Er zwinkerte. Er überließ Sam die Entscheidung. Hauptsache diese beiden Sachen wurden erfüllt. Alles andere war ihm im Grunde genommen egal. Und keine fünf Minuten später war Sam mit einem komisch weißlich aussehenden Cocktail wieder zurück. „Sieht komisch aus.“ Argwöhnisch betrachtete der Student sein Getränk. Nippte leicht daran und bekam leuchtende Augen. „Lecker.“ Sam lächelte herzlich. „Flying Kangaroo.“, meinte er. Nahm selbst einen Schluck von seinem Caipirinha. Lehnte sich entspannt zurück. „Hier lässt sich’s aushalten. Was machst du beruflich?“ Der Blonde drehte sich zu Tobs, welcher etwas abwesend vor sich hin starrte. Abermals an seinem Strohhalm ziehend antwortete Tobs. „Ich arbeite als Barkeeper im Rainbow und studiere Sprachwissenschaften.“ Er grinste einen Moment. Er mochte nicht unbedingt wie ein Student aussehen. Oft sagte man ja, dass Studenten Öko-mäßig herumliefen, weil sie sich nicht mehr leisten konnten. Gut, Tobs hatte jetzt auch keinen Geldscheißer, aber er konnte sich immerhin etwas zu essen kaufen. „Sprachwissenschaften?“ Sam hob beide Augenbrauen. Sah ungläubig drein. „Nicht schlecht. Sprachbegabt… ich hatte damit immer leichte Probleme. Zumindest mit Latein, Spanisch, Französisch. Ich konnte die Sprachen nie leiden und Deutsch ist so oder so kompliziert.“ „Es geht. Ich hab Englisch anfangs auch nicht leiden können, aber dann hab ich mein Abi drin geschrieben. Also… hat sich relativ schnell geändert. Dann auch noch ein Austauschsjahr, nach London.“ Tobs lächelte, als er an diese Zeit dachte. „War nicht einfach aber sehr schön. Und nächstes Semester geht es zum studieren nach England… Mal schaun wo sie mich hin stecken.“ Der junge Mann lachte leise. „Hob dann eine Augenbraue. Legte den Kopf etwas schief. „Deutsch und schwer?“ „Du, wenn du in England aufgewachsen bist, ist Deutsch schwer zu lernen.“ Sam grinste für einen Moment. „Du gehst echt nach England zum studieren? Ist ja genial.“ Tobs nickte. „Ich hab allerdings keine Ahnung wohin. Das wird mir erst noch gesagt und wenn es geht… dann würde ich dort zu ende studieren. Mich hält hier nichts mehr.“ Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. „Ja, für einen Ausländer, sag ich jetzt mal, ist Deutsch tatsächlich sehr schwer.“ „Wieso hält dich hier nichts mehr? Gott, Deutsch. Man hört meinen Dialekt vielleicht ein wenig heraus, aber diese ganzen Fäll, die Grammatik. Da blickt man doch nicht durch.“ Sam lachte laut auf. Schüttelte schmunzelnd den Kopf. Er fragte sich manchmal heute noch, wie er das hinbekommen hatte. Tobs schüttelte langsam den Kopf. Ihm war tatsächlich kein Dialekt aufgefallen. „Nein, mir ist kein Dialekt aufgefallen. Wie lange lebst du denn schon in Deutschland. Oder ich will es mal so ausdrücken, wie lange ´lernst´ du Deutsch schon?“ Er hatte es extra in Anführungszeichen gesetzt. Man lernte immerhin sein gesamtes Leben lang. „Wieso mich hier nichts mehr hält…“ Tobs blickte zu den paar Leuten, die in der Lounge saßen. „Was will ich mit jemandem, mit dem man sich nur noch streitet?“ Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. Sam zog fragend beide Augenbrauen nach oben. Sah etwas ungläubig drein. „Das ist wahr. Und was machst du, wenn du in England oben nicht zu Ende studieren kannst? Ich wünsche dir natürlich, dass es klappt, aber man kann nie wissen.“ Er nahm die Hand seines jüngeren Gegenübers. Ging nicht weiter auf Tobs Fragen ein, das hier war jetzt im Moment wichtiger. Vielleicht konnte er ihn ja für sich gewinnen. Immerhin, wenn er mit seinem Freund Schluss gemacht hatte. Obwohl das ja auch nicht unbedingt nett war, aber einen Versuch war es immerhin wer. Der junge Student zuckte nur leicht die Schultern. Sah auf ihre Hände und konnte sich ein flüchtiges Schmunzeln nicht verkneifen. Es sah mehr als komisch aus eine fremde Hand in der seinigen zu sehen. „Ich weiß es nicht. Ich wird mir wohl eine eigene Bude suchen. Kann meinem Kumpel ja nicht mein restliches Studentendasein auf der Pelle sitzen. Außerdem ist das Sofa auf Dauer keine Lösung.“ Er grinste Sam an. „Ich lass mich einfach überraschen.“ „Hmh, jetzt schon so groß zu planen, würde wohl nichts bringen. Aber ich könnte dir bei der Wohnungssuche helfen, wenn es wäre. Ich hab da so meine Kontakte und Vitamin B ist nie schlecht.“ Sam zwinkerte. „Vitamin B? Das stimmt. Connections sind wirklich nie schlecht. Hast du die Kontakte von der Arbeit her?“ Tobs wusste nicht woher dieses unbestimmte Gefühl kam, aber er wurde den Gedanken nicht los, dass Sam noch etwas vorhatte. Nur was? Das konnte er bei weitem nicht sagen. Sam nickte. „Ja, als Innenarchitekt kommt man schon rum. Ist allerdings auch nicht einfach, für einen Promi zu arbeiten. Mal Hü mal Hot… zum kotzen. Aber das ist halt die Branche, damit muss man leben und man lernt eine ganze Menge Leute kennen. Unter anderem auch Wohnungsmakler.“ „Nicht schlecht. Aber Promis sind doch so oder so recht wählerisch, denk ich mir jetzt mal. Ich werde eventuell drauf zurückkommen, danke.“ Tobs nickte. Nuckelte an seinem Cocktail und grinste vergnügt vor sich hin. Der Abend, beziehungsweise diese Nacht war atemberaubend. Sam hatte ein gutes Taktgefühl, wenn sie zusammen tanzten. Obwohl es Tobs etwas komisch vorkam, dass Sam gut einen Kopf kleiner war als er. Aber es kam ja nicht auf die Größe an. Der Innenarchitekt konnte dermaßen genial küssen, dass Tobs sich irgendwann hinsetzen musste, da ihm sonst noch die Beine unter dem Körper weg geknickt wären. Vielleicht lag es auch an dem Feuchtigkeitsmangel. Er brauchte etwas zu trinken, aber keine Alkohol mehr, sonst würde er noch einen Blackout bekommen. Betrunken war er nicht. Angeheitert, mochte er es auch nicht nennen. Er war einfach rundum zufrieden und dementsprechend gut drauf. Und die schönen Stunden im Soul mit Sam, brachten ihn sogar dazu, die Sache mit Andy zu verdrängen. Tobs Kopf fühlte sich leer an. Vollkommen luftig, leicht. Als wäre er ohne jegliche Materie. Vielleicht lag es an der kleinen, hellblauen Pille, die Sam ihm angeboten hatte. Tobs hätte in seinem gesamten Leben nicht daran gedacht, Ecstasy zu nehmen. Nein, das war für ihn vollkommen abwegig gewesen. Aber wahrscheinlich war sein Alkoholspiegel doch schon etwas höher gewesen und der Drang, diesem Blondling, vor ihm, gehören zu wollen, war zu stark gewesen. Mittlerweile hatte er einen unglaublichen Drang sich irgendwie zu bewegen. Kein Wunder also, dass er herum hibbelte, als sie vor der schneeweißen Türe zu Sams Haus standen, an die der junge Gothic keinen Moment später gedrückt wurde. Mit einem heißeren Knurren trafen ihre Lippen aufeinander. Lösten sich wieder voneinander und die beiden Erwachsenen stolperten durch die eben geöffnete Türe in Tobs´ Rücken. „Was zu trinken?“ Sam grinste ihn mit seinem Zahnarzt-Grinsen an. Der kleine Ziegenbart lud geradezu dazu ein, leicht daran zu ziehen, doch der Rothaarige unterdrückte dieses Bedürfnis. Grinste nur und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, sonst kipp ich wohl um. Oder… doch ein Wasser.“ Er lachte leise auf, als ihm der Hochgewachsene die Lederjacke abnahm. Ein Frösteln ließ Tobs´ Körper erzittern, als er diese unglaublich sanften Hände spürte. Durchzogen von ein paar Furchen an den Fingerspitzen. Sam stand hinter ihm. Ließ seine Lippen über die nackten Schultern seines Gegenübers gleiten. Grinste noch ein wenig breiter. „Du glühst ja richtig. Vielleicht sollte ich dich ein wenig abkühlen, hm?“ Leises Schnurren mit dieser fast schon unheimlich tiefen Stimme, die wie das Grollen eines hungrigen Bären in seinen Ohren klang. „Hn…. Vielleicht wäre das keine schlechte Idee.“ Der junge Student biss sich kurz auf die Lippe. Allein dieses kurze Streicheln brachte alles in ihm zum Glühen. „Das glaube ich auch.“ Sams Grinsen wurde noch breiter. Tobs stolperte mit ihm, durch die Küche in das riesige Schlafzimmer, seiner neuen Bekanntschaft, hinterher. Durch die Dunkelheit konnte er allerdings nicht wirklich viel sehen. „Wou, nicht so hastig.“ Der Student lachte auf, als er fast schon grob auf das ewig große Bett gedrückt wurde, welches fast mitten im Raum, wie ein Altar in das Zimmer ragte. Sam leckte sich leicht über die Lippen. „Schön hier bleiben. Ich komme gleich wieder.“, grollte er gegen die seines jungen Gegenübers. „Ich wüsste nicht, wohin ich gehen sollte…“ Tobs grinste. Sah Sam hinterher, welcher wieder in der Küche verschwand und irgendwo herumkramte. Es knackte und knirschte Angst einflößend. Tobs war mehr als gespannt, was Sam da herumraschelte. ~~~~ Anmerkung: Soul City, Carmens, N.Y Club und den Araft gibt es wirklich! Könnt ja mal nachsehen. XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)