Schlimmer geht's immer von kei_no_chi (oder: Wie tief kann ich eigentlich noch sinken?) ================================================================================ Kapitel 13: Ein Unglück kommt selten allein ------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 13/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Withering to Death (Dir en Grey), Fallen/ The Open Door (Evanescence) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: hey und ho xD Wieder einmal ist es so weit und ich muss euch mit meiner kranken Fantasie und meinem Hang zum Sadistischen belästigen ^^’ Ich hoffe, dieses Kapitel ist mir halbwegs gut gelungen und bitte, bitte nehmt es Uruha im zweiten Teil des Kapitels nicht allzu krumm, was er zu Aoi sagt. Ich werdet schon sehen, was ich meine ^^’ Ansonsten wünsch ich euch wie immer viel Spaß xD #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+##+#+#+#+#+#+#+#+#+ Kapitel 13: Ein Unglück kommt selten allein Aufgebracht verlasse nun auch ich den Aufenthaltsraum, doch scheint Fortuna wirklich nicht auf meiner Seite zu sein. Ausgerechnet der Person, die ich im Augenblick am wenigsten gebrauchen kann, muss ich begegnen. Und innerhalb von Sekunden wird mir klar, dass ich noch immer nicht an Schmitzbackes vorbei bin. Ich weiß nicht, wie ich deinen Blick deuten soll, doch irgendetwas in ihm lässt mich erschaudern. Es hat fast den Eindruck als würde es dir missfallen, mich aus Miyavis Aufenthaltsraum kommen zu sehen. Verlegen senke ich den Blick und eile an dir vorbei. Nachdem, was ich von Miya gesagt bekommen habe, verbunden mit meinem momentan äußerst chaotischen Gefühlszustand, kann ich es einfach nicht ertragen länger als nötig in deiner Nähe zu bleiben. Ich frage mich, wie ich den restlichen Tag nur überstehen soll. Doch anscheinend habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn ich bin noch nicht ganz an dir vorbei, als ich deine langen Finger an meinem Arm spüre. Ein Blitzschlag schlägt in meinen Körper ein. Zum einen, weil ich deine Berührungen auf meiner Haut nicht ertragen kann, und zum anderen, weil du genau meine Narben von meinem letzten Ausrutscher getroffen hast. Sie sind noch immer nicht wirklich verheilt und schmerzen bei jedem Kontakt. Unsicher bleibe ich stehen, versuche meinen Arm aus deinem Griff zu lösen und atme noch ein paar Mal tief durch, um mich letztendlich umzudrehen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Irgendwie muss ich versuchen, von dir weg zu kommen, denn lange werde ich diese Belastung nicht aushalten können. Meine Stimme ist leise und ich meide deinen Blick, als ich versuche dich zu überzeugen, in den Aufenthaltsraum, der nur ein paar Schritte entfernt vor uns liegt, einzutreten. „Wir sollten zu den anderen gehen, Uruha. Sie warten bestimmt schon auf uns.“ Keine Reaktion. Noch immer starrst du mich unverändert und ohne jegliche Regung an, den Griff um meinen Arm allerdings nur noch verstärkend. Er entlockt mir ein unterdrücktes, schmerzhaftes Stöhnen. Auch mein verzweifeltes Beißen auf die Unterlippe kann daran nichts ändern. Doch plötzlich erhebst du die Stimme. Sie klingt gereizt und auch deine Augen haben sich gefährlich verengt. Fast flößt du mir damit Angst ein. „Kannst du mir mal verraten, was das soll?“ „Bitte was?“ Verständnislos blicke ich dich an. Ich habe absolut keine Ahnung, was du von mir willst, immerhin habe ich mir meines Wissens nach nichts zu Schulden kommen lassen. Außer vielleicht, dass ich jeglichen Kontakt zu dir seit meinem Traum scheue und die Flucht ergreife, sobald du in mein Blickfeld trittst. „Stell dich nicht dümmer an, als du bist, Aoi. Denkst du denn, ich merke nicht, was da läuft? Immerzu weichst du mir aus, kannst mir nicht in die Augen sehen und beendest jegliche Gespräche wenn ich den Raum betrete. Sprichst du doch einmal mit mir, habe ich das Gefühl, als müsstest dich dazu zwingen und wärst gar nicht wirklich bei der Sache. Kannst du mir mal sagen, was ich davon halten soll?“ Ich werde bleich. Ich habe befürchtet, dass es dir irgendwann auffallen muss, aber ich habe gehofft, gebetet, dass es niemals zu dieser Gegenüberstellung kommen würde. Wie es scheint vergeblich. Ich wende den Blick noch weiter ab und stelle mit Erleichterung fest, dass du meinen Arm wieder losgelassen hast. Schnell streiche ich die Ärmel meines Sweatshirts wieder ganz nach unten und trete einige Schritte zurück. „Ich... ehm.. Ich weiß nicht, was du meinst. Du musst dir das einbilden...“ Und noch bevor du etwas erwidern kannst, mache ich auf dem Absatz kehrt und sehe zu, dass ich Land gewinne. Ich lasse dich vollkommen perplex und vor den Kopf gestoßen zurück. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und droht sich zu überschlagen, doch ich versuche es weitestgehend zu ignorieren und betrete schnellen Schrittes unseren Aufenthaltsraum, in dem die anderen bereits warten. Ich zwinge mich dazu, nicht den Kopf zu dir umzuwenden, sondern so gleichgültig wie nur irgend möglich zu sein, um absolut niemandem einen erneuten Vorwand zu liefern mich anzuklagen. Von der Seite her schiele ich zu Ruki. Er unterhält sich angeregt mit Kai über die letzten Photoaufnahmen und dem sich näherndem Pressetermin. Er spricht aus, was wir alle denken; jeder für seinen Teil. Dass der Auftritt in der Öffentlichkeit in einem Desaster ausarten wird. Doch im Augenblick will ich meine Nerven nicht mit solchen Bagatellen überstrapazieren. Es gibt wichtigere Dinge, über die ich mir Gedanken machen muss. Langsam schreite ich in die Mitte des Raumes, den Blick nicht von unserem Vokalisten abwendend. Ob er schon immer diesen harschen Zug um die Mundwinkel besessen hat? Es ist mir, als sehe ich diesen Ausdruck heute zum ersten Mal. Ich frage mich, was ihn wohl dieses Mal erzürnt hat. Leise seufze ich auf. Vielleicht ist ja das Gespräch mit Miyavi für diese plötzliche Gefühlsänderung verantwortlich. Noch einige Zeit lang sinniere ich in Gedanken über diese Theorie, ehe mich ein Geistesblitz durchfährt. Konnte das wirklich sein? Wenn ja, dann hat der aufgedrehte Gitarrist endgültig jegliche meiner Sympathie verloren. Was, wenn Miyavi einfach nur aufs Geratewohl irgendjemandem aus unserer Band eine Beziehung zu dir, Uruha, unterstellt hat? Nur um sich für ein paar Minuten lang zu amüsieren. Und da es bei Ruki nicht funktioniert hat, sah er in mir das perfekte Opfer. In der Tat, dies konnte die momentane Verfassung Rukis erklären. Eine ganze Weile fiebere ich diesem Gedanken hinterher, ehe ich ihn letztendlich als zu unwahrscheinlich abtue. Ruki ist nicht die Sorte Mensch, der die Angelegenheit im Stillen auf sich beruhen lassen hätte. Er hätte lautstark eine Richtigstellung gefordert, und zwar vor der versammelten Mannschaft. Ich bin zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, dass ich nicht bemerke, dass auch Ruki mich verstohlen mustert, ehe er von dir leicht zur Seite genommen wird und etwas ins Ohr geflüstert bekommt. Auch von deinem triumphierenden Grinsen und deinen selbstgefälligen Worten bekomme ich nichts mit. „Ich habe es dir gesagt. Ich habe dir gesagt, dass du verlieren würdest. Gib mir nur noch ein paar Tage Zeit. Ich freue mich schon auf deine Wetteinlösung....“ #+# Ich weiß nicht, wie ich den restlichen Tag überstanden habe, doch letztendlich habe ich es doch noch geschafft. Es ist schwierig, so zu tun, als wäre alles wie immer, wenn man den größten Teil seiner Zeit damit verbringen muss, dir auszuweichen. Es ist mir wohl bewusst, dass dies nicht lange Zeit gut gehen kann und nur eine kurzfristige Lösung ist, aber auch wenn du keine Chance hast: Nutze sie! Geschafft von den Anstrengungen des Tages sammle ich meine Siebensachen zusammen und mache mich auf den Weg zu meiner U-Bahn, denn ich hege nicht das gesteigerte Verlangen danach mich mit dir in ein und das selbe Auto zu quetschen, wo ich dir hilflos ausgeliefert sein werde. Noch nicht einmal von den anderen verabschiedet habe ich mich, denn dann hätte ich dich nur noch auf mich aufmerksam gemacht. Und das ist das letzte, was ich im Augenblick gebrauchen kann. Schnellen Schrittes verlasse ich das PSC Gebäude und mache mich auf den Weg zum Bahnhof, von wo aus ich gemütlich in meine U-Bahn nach hause einsteigen werde und meinen sauer verdienten Feierabend ohne dein Kreuzverhör genießen kann. Wie sehr ich mich doch schon darauf freue. Jetzt nur noch diese letzte Kreuzung überqueren, dann habe ich es geschafft. Ich kann den Eingang des Bahnhofs schon sehen, denn es trennen uns nur noch wenige Schritte, ehe ich endgültig der Gefahrenzone „Uruha“ entweichen kann. Doch plötzlich sehe ich aus den Augenwinkeln wie ein Auto mit ziemlich hoher Geschwindigkeit auf mich zurast und mit quietschenden Reifen vor mir zum Stillstand kommt. „Hey Aoi, hüpf rein, ich nehm’ dich mit.“ Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel. Womit habe ich das nur verdient, denn ausgerechnet du hast das Seitenfenster heruntergekurbelt und streckst mir grinsend deinen Kopf entgegen. Dabei war ich doch so nah dran. Nur noch wenige Meter, dann hätte ich in die U-Bahn einsteigen können und wäre dir zumindest heute noch einmal entronnen. Na ja, wer nicht alt werden kann, muss früh sterben. „Danke, kein Bedarf. Ich fahre gerne Bahn.“ Mit erhobenem Kopf und stark klopfendem Herzen will ich an dir vorbei schreiten, doch lässt du es dir nicht nehmen in Schrittgeschwindigkeit langsam neben mir her zu fahren und mich immer wieder zum Einsteigen zu überreden. Himmel Herrgott, wie das aussehen muss! Solche Szenen kennt man aus dem Film, wenn der Held sich mit der Heldin furchtbar gestritten hat, sie ihm eine aufwendige Szene macht und unter ohrenbetäubendem Türschlagen aus dem Wagen steigt. Und das Ende vom Lied ist immer so, dass sich die beiden unter Tränen und mit übertriebener, äußerst unrealistischer Bettakrobatik doch wieder vertragen. „Jetzt komm schon, Aoi, stell dich nicht so an. Du willst dich doch wohl nicht wirklich mit deiner schweren Gitarre in die überfüllte U-Bahn quetschen, wo du doch auch bequem gefahren werden kannst?“ Ich weiß nicht, was in mich gefahren sein muss, doch letztendlich finde ich mich doch in deinem Wagen wieder, der mit überhöhter Geschwindigkeit über die Autobahn donnert. Du kannst deine Zufriedenheit kaum verbergen, denn dein selbstgefälliges Grinsen ist unübersehbar. Und die Melodie, die du seit geraumer Zeit vor dir hersummst, fängt auch langsam an, mir auf die Nerven zu gehen. Ich verschränke die Arme vor der Brust und starre aus dem Fenster, sehe, wie die Lichter der Straßenbeleuchtung zu einem goldenen Strom in der Nachtschwärze verschmelzen und an uns vorbeirasen. Meine Sinne sind zum zerreißen gespannt, während Atmung und Herzschlag sich ein unerbittliches Duell in Überschlagungen liefern. Im Augenblick sieht es allerdings so aus, als würde das Herz gewinnen. Lange Zeit fahren wir so nebeneinander sitzend dahin, ehe deine Stimme mich aus meinen Gedanken holt. „Sag mal... Läuft zwischen dir und Miyavi irgendetwas?“ Ich reiße die Augen auf und fahre mit dem Kopf zu dir herum. Wie war das bitte? Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein. Nachdem, was der sich heute herausgenommen hat? Ich starre dich an, während meine Gedanken rasen. Was soll ich dir denn jetzt nur für eine Antwort auf solch eine unverschämte Frage geben? Selbst wenn ich dir die Wahrheit sagen würde, würdest du mir nicht glauben. Für dich zählt ja immer nur deine eigene Meinung. „Ich...“ Ob ich einfach spaßeshalber „Ja“ sagen soll? Es würde mich zu sehr mal interessieren, ob so jemand wie du auch eifersüchtig sein kann. „Also, ich... Bist du etwa eifersüchtig?“ Ich versuche meinem Gesicht einen leicht belustigten, ja vielleicht sogar entrüsteten Ausdruck zu verleihen, während ich deine Mimik auf Reaktionen untersuche. Doch so sehr ich mich auch bemühe, ich kann dir keinerlei Emotionen abgewinnen, denn noch immer starrst du mich unverändert an, ehe du deinen Blick wieder auf die Fahrbahn vor dir richtest. „Ja... Ich bin eifersüchtig.“ Meine Kinnlade fällt herunter. Mit so viel Ehrlichkeit habe ich nicht gerechnet. Blut schießt mir in die Wangen und ich wende den Blick peinlich berührt ab, fange wieder einmal an, leicht mit den Zähnen über meine schwarz lackierten Fingernägel zu fahren. Wieder herrscht Stille, doch sie ist drückend und unangenehm. Noch immer scheinst du auf deine Antwort bezüglich Miyavi zu warten, doch bin ich nicht gewillt dir diesen Gefallen zu tun. Die Straße rauscht nur so an uns vorbei. Es kommt mir fast so vor, als würdest du den Tacho absichtlich so in die Höhe treiben. Ein schneller Blick auf das Armaturenbrett bestätigt mir, dass mir knapp 130 Stundenkilometer fahren. Na, wenn das mal gut geht. Noch einmal riskiere ich einen Blick in deine Richtung, lasse meine Augen von sorgfältig gezupften Brauen über braune Iriden wandern, die mir für einen Moment den Atem rauben, ehe ich an deinen vollen Lippen hängen bleibe, die zu meinem Leidwesen leicht zusammengepresst sind. Ohne, dass ich es bemerke, öffnen sich dagegen meine eigenen Lippen leicht und auch mein Kopf verfällt in eine kaum merkliche Schräglage. Schon viel zu lange bin ich dir nun schon verfallen, dass ich— Ein Stromschlag durchfährt meinen ganzen Körper und reißt mich aus meinen Gedanken, doch es ist nicht das übliche Kribbeln, welches mich immer erfasst, wenn ich deine Berührung auf meiner Haut spüre, sondern eine Woge des Schmerzes bricht über mir zusammen, als deine Hand sich auf meinen Arm legt und leichten Druck ausübt. Meine Lippen fliegen auseinander und meine Augen weiten sich stark, als ich den Schmerz verspüre. Schnell wird die Hand erschreckt wieder zurückgezogen, während ich für meinen Teil um Atem ringe. Rote und schwarze Punkte tanzen vor meinem Inneren Auge, bis der Schmerz langsam abklingt. Noch einmal atme ich tief durch und streiche mir unbewusst mit den Fingern über die Narben, welche vom schwarzen Stoff meines Sweatshirtärmels verdeckt werden. Meine Hände beben und meine Atmung geht sprunghaft, als ich langsam den Kopf hebe und geradewegs in deine besorgten Augen blicke. Auch wenn ich es besser weiß, so kann ich doch den Blick nicht von dir abwenden, denn auch dir scheint der Schreck von meiner unerwarteten, und sehr heftigen Reaktion in den Gliedern zu stecken. Oh bitte, bitte werte es nur dafür, dass ich mich erschreckt habe. Bitte hinterfrage den Schmerz, der hinter meiner Reaktion steht, nicht. „Aoi? Ist alles in Ordnung?“ Es ist, als würde deine Stimme wie in einem Nebel zu mir durchdringen, doch ich bin nicht fähig auf sie zu reagieren. Ich will mit dem Kopf nicken, aber mein Nacken verweigert mir den Gehorsam. Wie betäubt sitze ich einfach nur da und lausche dem Rausch der Geschwindigkeit, der in meinen Ohren dröhnt. Doch plötzlich ist da wieder deine Hand, die nach meinem Arm greift und den Ärmel hochschieben will, doch mit einem Mal kehren sämtliche Lebensgeister zu mir zurück und wie panisch schlage ich deine Hand weg, doch es ist bereits zu spät. Mit Entsetzen muss ich feststellen, dass du meinen linken Unterarm vom Stoff befreit hast, der all die Zeit wirkungsvoll die lilafarbenen, fleischigen, wulstigen Narben vor ungebeten Blicken bewahrt hat. Ich weiß nicht, was in diesem Augenblick durch deinen Kopf gehen mag, doch meiner ist unangenehm leer. Wie in Trance ziehe ich den Ärmel wieder zurück in seine ursprüngliche Position und warte auf das nächstkommende. Ich habe sogar vergessen zu atmen. So bemerke ich auch nicht, wie sich deine Augen erschreckt weiten, als du mit nur einem Blick die Tragweite der Situation erfasst, und wie du dir bestürzt auf die Lippen beißt, die ich noch vor wenigen Augenblicken verzückt gemustert habe. Du willst etwas sagen, doch da du anscheinend nicht die richtigen Worte findest, schließt du unverrichteter Dinge wieder den Mund. Abermals hebst du die Hand, den Blick wieder auf die schlechtbeleuchtete Fahrbahn gerichtet, und führst sie in Richtung meines Armes, doch kurz bevor du ihn erreichst, zögerst du. Noch einmal holst du tief Luft, dann ziehst du die Hand wieder zurück und legst sie stattdessen auf die Kupplung, die deinen und meinen Sitz voneinander trennt. Fast schon gleichgültig blickst du starr auf die Straße, die sich vor dir erstreckt, ganz so, als suchtest du nach den richtigen Worten. „Wo hast du das her?“ Deine Worte stoßen mich in ein riesiges, schwarzes Loch, als sämtliche Luft aus meinen Lungen mit einem Mal herausgepresst wird und jeder Tropfen Blut in meinem Körper zu Eis gefriert. Ich bin nicht fähig zu antworten, denn mein Kopf ist schlagartig wie leergefegt, denn jeder noch so kleine Ansatz eines Gedankens verflüchtigt sich augenblicklich wieder, noch bevor er sich überhaupt verfestigt hat. Ich höre eine fremde, brüchige Stimme meiner statt antworten, und doch ist es unverkennbar mein Mund, der die Worte ausspricht, obwohl ich nicht das Gefühl habe, als wäre ich auch nur in irgendeiner Weise aktiv an dem Sinn meines Sagens beteiligt. „Ich... bin gefallen... Mit dem Fahrrad... in.. Stacheldraht...“ Ich fühle, wie ich in den Autositz gepresst werde, als du die Geschwindigkeit erhöhst, aber ich wage es nicht, mich zu dir umzusehen. Ich hoffe, bete, dass du meine Ausrede annimmst, denn den wahren Grund für die Verletzungen kann ich dir unmöglich nennen. Ich kann dir nicht sagen, dass ich sie deswegen habe, weil du mir gesagt hast, dass du mich liebst. „Du hast kein Fahrrad... Aoi.“ Ich bin froh, das ich sitze, denn ich habe das Gefühl, als würde ich jeglichen Halt zum Boden verlieren. Die Umgebung um mich herum scheint zu rotieren, doch in Wahrheit ist es nur der Schock, der mich diese Bilder sehen lässt. Ich weiß nicht, was ich jetzt noch antworten soll. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie du deine Hände fest um das Lenkrad klammerst, bis deine Fingerknöchel weiß werden. Deine Schultern beben, doch vermag ich nicht zu sagen, weshalb. Ist es Angst? Angst, dass ich mich hätte umbringen können? Oder vielleicht Trauer? Trauer darüber, dass ich mich dir nicht anvertraut habe? Doch schon im nächsten Augenblick muss ich erkennen, dass es Zorn ist, der dich beben lässt. Rasende Wut, in die du dich mit jedem Wort, welches du mir entgegenschleuderst, weiter hineinsteigerst. „Wieso lügst du mich an? Denkst du, ich bin zu blöd, um zu erkennen, dass diese Kratzer nicht von Stacheldraht herrühren? Willst du mir das etwa damit sagen? Dass ich so beschränkt bin, dass man mir solch einen Müll als Wahrheit verkaufen kann? Ich habe gedacht, wir könnten einander vertrauen. Darum geht es doch schließlich in einer Freundschaft, oder nicht? Dass man sich gegenseitig vertraut. Aber nein, du vertraust ja niemals jemandem. Nie lässt du jemanden an dich heran. Und doch soll dich jeder bemitleiden, ist es nicht so? Ist es nicht so?!“ Ich erwidere nichts, auch wenn ich weiß, dass du eigentlich eine Antwort erwartest. Stattdessen beiße ich mir auf die Lippen und starre aus dem Fenster, versuche deine wütende Stimme auszublenden, doch es gelingt mir nicht. Sie durchdringt meine Schutzwand und findet ihren Weg in jede Faser meines Körpers, nistet sich in die Zellen ein und bohret ihre Stachel tief ins Fleisch. Deine Worte tun weh. Heftiger, als jede Klinge dieser Welt schmerzen könnte. „Du hast dich geritzt, nicht wahr?“ Das ist keine Frage. Es ist eine Feststellung. Nein, schlimmer noch: Eine Anklage. Geritzt... Mit wie viel Verachtung in der Stimme sprichst du dieses Wort aus. Als würdest du geradewegs vor mir auf den Boden spucken. Jedoch nicht das Wort, sondern der offene Hass in deiner Stimme und deinen Augen ist es, der mir sprichwörtlich eine Ohrfeige versetzt. Ich antworte nicht auf deine Frage, stattdessen fahre ich fort aus dem Fenster zu starren und meinen Blick in der Nacht zu verlieren. Aber mein Schweigen wertest du anscheinend als stille Zustimmung. „Also tatsächlich... Und warum? Oder willst du mir das etwa auch nicht sagen? Wie du mir nie etwas von dir erzählst? Weißt du eigentlich, was du da getan hast?! Diese Narben... diese... Entstellungen... die werden niemals wieder weggehen. Verstehst du mich? Niemals! Willst du dich etwa absichtlich hässlich machen? Glaubst du denn, die Leute wissen nicht, was das für Male an deinem Arm sind? Oder hältst du die etwa auch für so dumm, wie du mich gehalten hast? Sie werden mit dem Finger auf dich zeigen. Und sie werden dich verhöhnen. Willst du das? Ist es das was du willst?!“ Ich beiße mir auf die Lippen. Hör auf, Uruha. Halt den Mund. Merkst du denn nicht, dass gerade diese Worte mich zu dem getrieben haben, was du nun so sehr verachtest? Dass deine Unverständnis mich wieder und immer wieder zur Klinge greifen ließen? Warum kannst du mich nicht einfach halten und mir deine Hilfe anbieten? Aber stattdessen verurteilst du mich. Du richtest mich für eine Tat, die ich aufgrund deines eigenen Handels hin in Kauf genommen habe, nur um mir meiner eigenen Dummheit noch mehr bewusst zu werden. Ich spüre, wie der Druck auf meine Augen zunimmst, fühle das charakteristische Zittern meines Kinns und das Aufblähen meiner Nasenflügel. Aber ich werde jetzt nicht anfangen zu weinen. Diese Blöße will ich mir nicht geben, gerade wo du wieder die Geschwindigkeit des Wagens erhöht hast. Der Tacho zeigt nun 180 Kilometer pro Stunde. „... Uruha... fahr langsamer...“ „Langsamer soll ich fahren? Hast du etwa Angst vor der Geschwindigkeit? Aber dich selbst zu verletzen, davor hast du keine Angst! Aber wenn ich Angst habe, interessiert es dich nicht. Dass ich Angst habe, wenn du dich so vor mir verschließt und dich dann auch noch selbst verletzt. Nein, das ist dir mal wieder egal! So wie dir alles egal ist. Aber dass du mir nicht egal bist, das stört dich nicht!“ Sei still... Sei doch bitte still, Uruha. Das stimmt alles nicht, was du da sagst... „... Fahr langsamer... Bitte...“ „Du bittest mich? DU BITTEST MICH?! Aber wenn ich dich bitte, mit dem Ritzen aufzuhören, würdest du das dann auch tun? Nein, mit Sicherheit nicht. Du—“ Alles was danach passiert geht so schnell, dass ich gar nicht mehr weiß, was eigentlich genau passiert ist. Dein Toben dröhnt noch immer in meinen Ohren, als in der Dunkelheit helle Scheinwerfer auftauchen, die mich blenden, und ein durchdringender Hupton eines Lastkraftwagens die Stille der Nacht und dein Gezeter durchbricht. Reflexartig reiße ich mir die Arme vor das Gesicht um mich zu schützen, während du mit voller Wucht das Steuer herumreißt. Ein Ruck geht durch den ganzen Wagen als er zur Seite ausbricht und für einen Augenblick verlierst du die Kontrolle über dein Fahrzeug, während ich wegen der Gesetze der Coreoliskraft gegen dich zur Seite geschleudert werde. Verzweifelt versuchst du wieder Herr der Lage zu werden, indem du hektisch das Lenkrad von der einen Seite zur anderen reißt, was das Auto ins Schleudern bringt. Ich selbst werde wie eine Pupe hin und zurück geworfen, unfähig etwas dagegen auszurichten. Ich kann mich nicht festhalten. Kann keinen klaren Gedanken fassen. Kann noch nicht einmal schreien, während ich mit vor Panik weitaufgerissenen Augen in dein kalkweißes Gesicht und die rotierende Umgebung außerhalb des Wagens starre. Die Zeit scheint still zu stehen und doch ist es so, als würde sie direkt an mir vorbei rauschen. Es kommt mir vor, als dauere es eine Ewigkeit ehe du mit quietschenden Reifen den Wagen orthogonal zur Fahrbahn zum Stehen bringst, doch in Wirklichkeit können es nur wenige Sekunden des Grauens und der Hilflosigkeit angesichts des offensichtlich unvermeidbaren Todes gewesen sein. Weder du noch ich, keiner von uns beiden ist in der Lage sich zu regen, geschweige denn auch nur einen Ton zu sagen. Wie versteinert sitzen wir einfach nur da und versuchen das gerade Geschehene in irgendeiner Form auch nur im entferntesten zu begreifen, doch die Gedanken wollen sich einfach nicht wieder zusammenfinden. Ich zittere am ganzen Körper, während ich gleichzeitig das Gefühl habe keinen Muskel regen zu können. Mein Hals ist trocken, doch meine Hände und mein ganzer Körper baden in Schweiß, als wäre ich geradewegs durch strömenden Regen gelaufen. Und ohne, dass ich den Kopf wenden muss, weiß ich, dass es dir genauso geht. Wir haben verdammtes Glück gehabt. Um ein Haar wären wir beide... Ich wage es nicht den Gedanken zuende zu führen, hingegen weiß ich längst, was passiert wäre, hättest du nicht geistesgegenwärtig das Steuer herumgerissen, geschweige denn das Fahrzeug wieder unter deine Kontrolle gebracht. Sämtliche Bilder ziehen an meinem Inneren Auge vorbei. Szenen, wie wir hin und her geschleudert werden. Wie der Wagen zerschellt im Graben liegt. Du blutüberströmt... Ein Würgereiz überfällt mich, als diese Vorstellung die Oberhand über mich zu gewinnen droht. Mit aller Kraft versuche ich diese Schatten in meinem Gehirn und die Gänsehaut auf meinen Armen zu vertreiben, doch es gelingt mir nur teilweise. Und mit einem Mal kommt alles aus meinem Traum wieder hoch. Abermals sehe ich dein Gesicht, wie du über der Klippe hängst. Die Verzweiflung und die sichere Gewissheit sterben zu müssen. Wie du in der Dunkelheit unter mir für immer verschwunden bist. Und beinahe hätte ich dich heute ein zweites Mal verloren. Eine zögerliche Bewegung neben mir lässt mich aufschrecken. Mit noch immer bebenden Händen lässt du das Lenkrad los, welches du bis gerade eben noch fest umklammert gehalten hast und lässt die Gliedmaßen auf deine Oberschenkel sinken. Auch dir steht der Schock noch ins Gesicht geschrieben. Ich muss schlucken, als ich dich so teilnahmslos und schwach einfach nur dasitzen sehe. Für jeden, der dich als jemand unglaublich selbstsicheren, und von sich überzeugten Menschen kennt, der du ganz zweifellos bist, ein unfassbar grausiger Anblick. Noch einmal atme ich tief ein und aus, schließe ein letztes Mal die Augen um wieder zu Kräften zu kommen, ehe ich allen Mut zusammen nehme und mich zu dir herüberbeuge. Es bricht mir das Herz dich totenblass und mich weitaufgerissenen Augen dort sitzen zu sehen, dass es mir die Augen mit Tränen füllt. Beinahe hätte ich dich für immer verloren. Zitternd hebe ich eine Hand und führe sie an dein Gesicht, berühre zögerlich und mit rasendem Puls deine Wange, während ich Angst habe, dass du bei jeder noch so winzigen Berührung zerbrechen könntest. Du zuckst zusammen und erschreckt will auch ich meine Hand wieder zurückziehen, doch plötzlich kommt wieder Leben in dich, denn deine eigene Hand schnellt empor und greift nach der meinen, hält sie fest umklammert, ehe du scheu den Kopf zur Seite drehst, um meinen Daumen, der zwischen deinen noch immer bebenden Fingern hervorsteht, leicht zu küssen. In diesem Augenblick kann ich meine Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Wie Sturzbäche bahnen sie sich einen Weg über meine Wangen, ehe sie meinem Kragen einen dunklen, nassen Fleck bescheren. Doch ich will die Tränen nicht mit dem Handrücken wegwischen, zum einen, weil es eh nichts bringen würde, da ständig neue nachkommen, und zum anderen, weil ich damit deine Berührung unterbrechen könnte. Wieder küsst du meine Hand, ehe du das Gesicht in meine Handfläche legst und dich zärtlich mit geschlossenen Augen dagegen schmiegst. Niemand von uns beiden sagt ein Wort, doch es scheint auch gar nicht nötig zu sein. Wir verstehen uns ohne Sprechen zu müssen, wissen, was der andere fühlt, ohne es offen darzulegen. Wieder sitzen wir einfach nur da, ungeachtet der Tatsache, dass wir noch immer mitten auf der Autobahn stehen und den Verkehr blockieren, doch da es schon spät in der Nacht ist, fahren nur noch vereinzelte Autos. Der Lastkraftwagenfahrer ist schon längst wieder aufgebrochen, noch nicht einmal nach unserem Befinden hat er sich erkundigt. Ich bin mir sicher, dass er uns beide sogar schwer verletzt unserem Schicksal überlassen hätte. Dein Gesicht löst sich aus meiner Handfläche. Du siehst mich unsicher aus deinen braunen Augen an, als du ganz langsam, Stückchen für Stückchen deinen Oberkörper nach vorne neigst und dich dem meinem näherst. Ich halte den Atem an, doch bin ich nicht fähig mich zu bewegen, weder zu dir hin, noch weiter von dir weg. Ich blicke einfach in dein näherkommendes Gesicht, ehe ich mich schließlich in deinen tiefgründigen Augen verliere. Dein Gesicht kommt näher, doch als es nur noch ein paar Millimeter von meinem entfernt ist, zögerst du. Ich spüre deinen Atem an meinen Lippen, der mir eine Gänsehaut beschert und meinen Puls für einige Sekunden zum Erliegen bringt. Ich kann nicht mehr klar denken, alles was in meinem Kopf ist, bist du. Ich bemerke nicht, wie du deine Hand von meiner löst und sie ihrer statt in meinen Nacken legst. Sanft streichst du einige längere Haare beiseite, ehe du auch den letzen Abstand zwischen dir und mir überbrückst und meine Lippen zärtlich mit deinen verschließt. Ein wohliger Schauer durchfährt mich, als ich deine Lippen auf meinen spüre, und ich habe das Gefühl als sei die Zeit eingefroren, oder als würde ich mich abermals in dem umherschleudernden Auto befinden. Es ist, als küsse ich dich zum ersten Mal, und als habe ich die anderen zwei Male zuvor gar nicht bewusst erlebt. Ich habe nie damit gerechnet, dass deine Lippen wirklich derartig sanft sein können. Ich kann nicht anders als die Augen zu schließen und zu meiner eigenen Überraschung drücke ich mich ein wenig mehr an dich heran. Du intensivierst den Druck in meinem Nacken und presst mich näher zu dir hin; zu gerne lasse ich mich zwingen. In meinem Kopf dreht sich alles, doch will ich unter keinen Umständen diese Empfindung wieder verlieren, die mir doch einen wohligen Schauer nach dem anderen garantieren. Doch plötzlich fühle ich, wie deine Lippen sich teilen und eine vorwitzige Zunge sanft über meine Unterlippe streicht; vorsichtig, ohne mich treiben zu wollen. Dennoch verkrampfe ich mich für einen kurzen Augenblick. Wieder deine Zunge. Wieder fährt sie leicht die Konturen meiner Unterlippe entlang. Es ist, als stände ich unter Strom, als wäre ich die Marionette eines Puppenspielers, als sich dieses Mal ohne weiteres Zögern meine Lippen öffnen und dem Fremdkörper Einlass gewähren. Als sich unsere Zungenspitzen berühren, scheint es mir, als hätte ein Blitz eingeschlagen und ich würde nun lichterloh in Flammen stehen. Noch nie zuvor habe ich ein solches Gefühl gekannt, doch es berauscht mich derartig, dass ich ohne nachzudenken auf das Zungenspiel eingehe, welches zu begonnen hast. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Also... irgendwie weiß ich nicht, was ich sagen soll, und das ist bei mir eigentlich eher selten xDD Ich hoffe, ihr nehmt es Uruha und mir nicht allzu sehr übel, dass er Aoi so anfährt, aber das ist nun einmal seine Art ^^ Und immerhin habe ich es ja mit dem Kuss wieder gut gemacht, nicht wahr? Ich habe überlegt, die beiden in ein Krankenhaus einliefern zu lassen, aber dann hätte ich die Lemon noch weiter nach hinten verschieben müssen, und das wäre doch für alle Beteiligten recht schade xD Aus diesem Grund kann ich voller Freude verkünden, dass sie (wer hätte das gedacht xD) im nächsten Kapitel kommen wird. Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^’) PS: Ich bin ab dem 14. für zwei Wochen in Urlaub, aber da ich den Laptop mitnehmen werde, will ich mich bemühen, dort weiter zu schreiben ^__^/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)