Schlimmer geht's immer von kei_no_chi (oder: Wie tief kann ich eigentlich noch sinken?) ================================================================================ Kapitel 12: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung -------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 12/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Disney’s Magical Music Collection (Hey, nicht lachen ja, aber es passt wirklich zu diesem Kapitel =D ) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte bei diesem Kapitel irgendwie einen Blackout oder so was. Ich wusste zwar was ich schreiben will, aber die Worte wollten sich einfach nicht zusammen fügen. Na ja, mir liegen einfach keine fröhlichen Dinge... Hinzu kommt, dass ich mir irgendwie das Handgelenk gezerrt habe und deswegen nur halb so schnell tippen kann... Aber genug des Selbstmitleids, an dieser Stelle möchte ich noch einmal ein ganz großes Dankeschön an die Leute aussprechen, die mir die ganze Zeit über Kommentare geschrieben haben. Hört bitte nicht auf damit, ich freue mich über jeden noch so kurzen ^^’ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 12: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung Ich weiß nicht, wie ich den Rest der Nacht überstanden habe, aber irgendwie schaffe ich es schließlich doch die noch verbleibenden Stunden bis zum Klingeln des Weckers zu überbrücken. Noch einmal eingeschlafen bin ich nicht, denn jedes Mal, wenn ich versucht habe die Augen zu schließen, habe ich dein Gesicht vor mir gesehen. Ich kann es mir nicht so recht erklären, aber irgendwie hat die letzte Nacht etwas in mir verändert. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie meine Gedanken zu dir schweifen, sie mir ein feines Lächeln entlocken und mein Herz schneller schlagen lassen. Jedoch halte ich noch immer krampfhaft daran fest, dass dies nur post-traumatische Verhaltensstörungen sein können, hervorgerufen durch diesen vermaledeiten Traum. Ich schaffe es einfach nicht die Bilder aus meinem Gehirn zu vertreiben. Gähnend steige ich auch meinem Bett, tappe in die Küche und schütte mir Kaffee ein. Normalerweise trinke ich zwar lieber Tee, aber im Augenblick brauche ich so viel Koffein, wie ich nur bekommen kann, denn wirklich erholsam ist die Nacht ja denkbar nicht gewesen. Von wegen Morgenstund’ hat Gold im Mund. Mit Augenringen bis zum Kinn lasse ich mich auf den erstbesten Stuhl fallen und schlürfe geräuschvoll das bittere Gesöff. Ich habe Kaffee noch nie leiden können. Es ist mir völlig unverständlich wie du so etwas gerne trinken kannst. Na großartig, jetzt habe ich schon wieder an dich gedacht. Dabei habe ich mir doch extra vorgenommen es für die nächsten paar Minuten mal nicht zu tun. Vielleicht sollte ich mir einfach besser erreichbare Ziele suchen. Zum Beispiel nur alle dreißig Sekunden an dich zu denken. ... ... Ok, seien wir realistisch, sagen wir alle zehn Sekunden. Ich habe mir niemals vorstellen können, dass mir so etwas passiert. Ich war noch nie in meinem Leben verliebt, zumindest nicht so wie jetzt. Nein, halt! Mit fünf Jahren war ich mal in die Tochter von unseren Nachbarn verliebt, aber nachdem ihre Brüder mich recht schnell vom Gegenteil überzeugen konnten, war auch diese Schwärmerei wieder vorbei. Aber Moment mal. Wer behauptet eigentlich, dass ich dich lieben würde? Ich habe mir einfach nur Sorgen um dich gemacht und damit Ende der Diskussion. Als wenn ich mich jemals in dich verlieben würde. Okay, du siehst unbeschreiblich gut aus, bist sportlich, hast den tollsten Körper überhaupt, beherrschst dein Instrument wie kein anderer zuvor, kannst so dreckig reden, dass einem das Blut in alle möglichen Körperregionen läuft, doch genauso gut schaffst du es mir eine Gänsehaut zu bescheren, wenn du mich mit diesem einen bestimmten Blick musterst. Also, wieso sollte ich mich in dich verlieben? Dazu besteht überhaupt gar kein Grund. Ohne, dass ich es will, beginne ich vor mich hin zu summen. Die Melodie hat Reita letztens vorgestellt und ich kann nicht umhin, als sie zu mögen. Auch wenn Reita sie geschrieben hat. Dieser Vollspast. Wahrscheinlich hat er es nur irgendwo geklaut und ein wenig abgeändert. Zu eigenen Denkweisen ist der doch überhaupt nicht in der Lage. Meine gute Laune droht wieder zu verschwinden, denn immer wenn ich die Fresse von diesem Schmarotzer vor mir sehe, habe ich das dringende Gefühl mich übergeben zu müssen. Dabei habe ich sein Gesicht noch nicht einmal komplett gesehen, immer war dieses nervende Tuch im Weg. Nicht dass ich scharf darauf wäre, auch noch jede Einzelheit von dieser Visage sehen zu müssen, aber es würde mich zumindest interessieren. Vielleicht hat er ja eine fette Warze auf der Nasenspitze. Oder gleich eine Schweinenase. Passt zu einer Sau wie ihm. Noch eine ganze Weile lang stelle ich die unterschiedlichsten – und nicht gerade freundlichsten – Theorien dazu auf, warum der Bassist dieses Tuch niemals abzunehmen scheint, denn dadurch habe ich endlich etwas gefunden, womit ich mich von dir ablenken kann. Obwohl es natürlich taktisch klüger wäre, darüber nachzudenken, was ich tun soll, wenn du mich in einer halben Stunde wieder abholen kommst. So wie ich mich kenne, werde ich entweder kein Wort heraus bringen oder noch schlimmer: nur Schwachsinn labern. Und so wie ich mein Glück kenne, wird letzteres eintreffen. Schnell leere ich den Rest meines Kaffees, ziehe mich an und schminke mich. Wie immer Ton in Ton einheitlich und zwar Schwarz. Ich käme gar nicht auf die Idee mich so bunt anzuziehen wie du es tust. Und dann auch noch Lila. Na ja, besser als Rosa. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, also sollte ich lieber die Klappe halten und den Teufel nicht noch zusätzlich an die Wand malen. Gerade bin ich fertig mit schminken, als ich auch schon das Hupen eines Autos von unten vernehmen kann. Wie immer unser ausgemachtes Zeichen, dass du da bist und ich herunter kommen soll. Ich glaube, es wäre besser, wenn ich dir sagen würde, dass mein eigenes Auto gar nicht kaputt ist, sondern einfach nur in der Garage fröhlich vor sich hin rostet, weil es nie benutzt wird, denn dann hätte ich das Problem nicht, mich dreißig Minuten lang in deines zu zwängen. Ich schultere meine Gitarre, verschließe sorgfältig die Haustüre und haste gut gelaunt – wenn auch mit beachtlichem Herzklopfen – nach unten. Dieses Mal bin ich nicht arg so außer Atem wie sonst, anscheinend bekomme ich Kondition in Treppen steigen. Schnell richte ich meine Kleidung und die Haare, denn ich will ja nicht als völliger Trottel vor dir erscheinen, zumal du immer wie aus dem Ei gepellt aussiehst. Ich werfe meine Gitarrentasche auf die Rückbank zu deiner und lasse mich neben dir auf dem Beifahrersitz fallen. So, das wäre schon einmal geschafft. Ich bin nicht gestolpert, habe mir den Kopf nicht gestoßen und mir auch nicht die Hand eingeklemmt. Also im Augenblick keinerlei Peinlichkeiten in Sicht. Was sich natürlich noch früh genug ändern kann. Wieder einmal muss ich den Beifahrersitz in die richtige Position verstellen, denn anscheinend hast du zum wiederholten Male Kutscher gespielt. Ich verziehe griesgrämig das Gesicht bei diesem Gedanken, denn es geht mir gehörig gegen den Strich, dass jemand anderes als ich in deinem Wagen mitfahren kann. Ich bin zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich nicht bemerke, wie du mich schon seit geraumer Zeit anzusprechen versuchst, denn plötzlich spüre ich deine Hand auf meinem Oberschenkel, die mich zusammen zucken lässt. „Aoi? Hörst du mir eigentlich zu?“ Ich wende den Kopf und blicke dir genau ins Gesicht, wandere von deinen Augen weiter nach unten, bis ich an deinen vollen Lippen hängen bleibe. Die Hand an meinem Oberschenkel habe ich vergessen. „Ja... ich höre immer... aufs Wort...“ Deine Mundwinkel verziehen sich zu einem diabolischen Grinsen und auch der Druck deiner Finger verstärkt sich, während die Hand leicht nach oben wandert. Mit einem Mal reiße ich die Augen auf, als mir bewusst wird, was ich gerade gesagt habe. Innerhalb von Sekunden laufe ich flammend rot an, schlage deine Griffel beiseite und wende den Blick ab. Na wunderprächtig. Immer genau rein ins Fettnäpfchen. Das machst du ganz großartig, Aoi. Den Rest der Fahrt versuche ich mich darauf zu konzentrieren aus dem Fenster zu starren und mir einzubilden, dass diese Autobahn vor uns wirklich das interessanteste ist, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Gelingt nicht wirklich. Deine gleichmäßigen Atemzüge machen mich nervös und immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich verstohlen einen Blick zur Seite riskiere, um dich zu betrachten. Doch immer, wenn du auch deinen Kopf in meine Richtung wendest, sehe ich schnell wieder zur Seite. Lange Zeit geht das so, hin und zurück, zurück und hin, bis dir schließlich der Kragen zu platzen scheint. „Sag mal, geht es dir nicht gut?“ „Mir? Wieso? Mir geht es wunderbar, warum? Wieso sollte es mir nicht gut gehen? Geht es dir etwa nicht gut? Also mir geht es gut!“ Nein, nein, nein! Aoi, halt einfach die Klappe, du machst es nur noch schlimmer. Nicht nur, dass ich völligen Stuss von mir gebe, meine Stimme ist auch noch unangenehm hoch. Kurz blickst du mich verständnislos an, ehe ich ein leichtes Aufflackern in deinen Augen erkennen kann und auch deine Mundwinkel verräterisch zucken. Aber bevor ich mir sicher sein kann, ist dieser Ausdruck auch schon wieder verschwunden. Ich würde zu gerne wissen, was du gerade gedacht hast. Und ich habe das dumme Gefühl, dass es nichts gutes war. „Danke, mir geht es ausgezeichnet. In meinen Augen kann der Tag gar nicht mehr besser werden.“ Du wendest dich wieder der Fahrbahn zu und ich mich meinem Fenster, doch geistern mir deine Worte noch lange Zeit im Gedächtnis umher. Will ich wirklich wissen, warum der Tag für dich so ‚ausgezeichnet’ sein soll? Nein, ich denke nicht, dass ich das will. Endlich halten wir vor dem Gebäude der PSC, und wie immer schaffst du es deinen Wagen gekonnt an den Menschenmassen vorbeizuchauffieren, ohne dass es jemandem großartig auffällt. Aber wer würde auch schon auf die hirnrissige Idee kommen, dass in dieser – ich bitte vielmals um Verzeihung – „Schrottlaube“ zwei angehende Musikstars sitzen? Na bitte. Wir steigen aus und gerade will ich durch den Hintereingang eintreten, als du mich am Handgelenk sanft zurück hältst. Die Berührung beschert mir beinahe einen Herzinfarkt, handelt es sich doch genau um jenes, mit dem ich im Traum versucht habe, dich vor dem Absturz zu bewahren. Unsicher drehe ich mich um, blicke erst auf unserer beider Hände ehe ich leicht aufschaue um dir ins Gesicht zu sehen. Du schaust ernst zu mir herunter und scheinst mich mit deinen Augen nahezu durchbohren zu wollen um jede meiner Gedanken zu lesen. Ich kann den Blickkontakt nicht lange aushalten und drehe den Kopf wieder ab. Auch die Hand entziehe ich dir. Wenn auch ein wenig widerstrebend, denn ich verzichte nur ungern auf deine feine Berührung. „Aoi? Kann ich dich kurz etwas fragen?“ Nein, kannst du nicht. Aber du wirst dich sicher nicht davon abhalten lassen, es trotzdem zu tun. „Sag mal.. Wieso hast du mitten in der Nacht bei mir angerufen?“ Der Schreck fährt mir in die Glieder, das hatte ich ja völlig vergessen. Oh verdammt, ich hätte wissen müssen, dass die ganze Angelegenheit noch nicht ausgestanden sein würde. Aber vielleicht kann ich ja wenigstens auf Schadensbegrenzung hoffen. Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts. „Ehm.. was erzählst du denn da? Habe ich überhaupt nicht, wie kommst du darauf mir solche unlauteren Unterstellungen zu... ehm.. unterstellen? Nachts schlafe ich, du musst dir das eingebildet haben.“ Fehler. Ganz großer Fehler, denn du musterst mich lange Zeit nachdenklich, ehe du wieder das Wort erhebst. Adé, schöne Welt, es war schön mit dir. „Lüg mich nicht an. Komm schon, mach dir und mir nichts vor, ich kann deine Nummer im Handydisplay sehen. Also, raus mit der Sprache, wieso klingelst du mich mitten in der Nacht aus dem Bett?“ Ich fange an auf meinen Lippen herumzubeißen und spiele nervös mit meinem Piercing. Ich sitze jetzt endgültig in der Tinte und sehe absolut keinerlei Möglichkeiten mich hier jemals wieder herauszumanövrieren. Hat man einmal dein Misstrauen geweckt, verbeißt du dich wie ein räudiger Köter bis du die Wahrheit herausgepresst hast. Aber die Hoffnung stirbst zuletzt und lieber Arm ab, als arm dran. „Ich... ehm... Ah, jetzt fällt es mir wieder ein, na genau! Ich habe mich nur verwählt, ich habe eigentlich meinen Bruder anrufen wollen. Ja, so war es. So und nicht anders. Wie hatte ich das nur vergessen können...“ Ich versuche dich gewinnend anzugrinsen, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass du mir nicht glauben wirst. Aber hey, immerhin kann man nicht sagen, dass ich es nicht wenigstens versucht habe, oder? Der Zufall kommt mir zu Hilfe, denn just in diesem Augenblick hält Reitas Wagen neben uns und bewahrt mich vor einem weiteren Kreuzverhör. Heute scheint mein Glückstag zu sein, auch wenn meine liebe Frau Mutter immer darauf plädiert, dass Glück nur das Ergebnis jahrelanger Vorarbeit ist. Meine Miene verfinstert sich schlagartig, als ich Reita aus dem Auto aussteigen sehe, denn noch immer habe ich es nicht überwunden, dass er mich einfach die Klippe hinunter hat fallen lassen. Auch wenn es nur ein Traum gewesen ist, aber in solchen Angelegenheiten bin ich äußerst nachtragend. Dieser Schleimbolzen soll es sich nur mal wagen in deine und meine Nähe zu kommen. Meine Augen bestehen nur noch aus Schlitzen als ich feindselig jede seiner Bewegungen registriere und vorsichtshalber einen Schritt zurück gehe. Nicht, dass der mir noch zu nahe kommt. Das abwehrende Verhalten scheint aufzufallen, denn verwunderte Blicke streifen mich, doch es werden keine Stimmen laut, die etwas dagegen einwenden. Anscheinend hat Reita sich an meine Feindseligkeiten gewöhnt, kennt er doch keine andere Haltung von mir. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, drehe ich mich um und überlasse es den beiden ob sie mir folgen wollen oder nicht. Wie ich es erwartet habe, blickt Reita dich erstaunt an, ehe er dich mit einem leichten Handschlag begrüßt und ihr beide meinen Schritten nacheilt. Ich könnte schreien, wenn ich mir vorstelle wie er mir hinterher schleicht. Als sei er irgendein Straßenkläffer, der kein Zuhause mehr hat. Hat der eigentlich nichts zu tun? Ich erreiche unseren Aufenthaltsraum, der uns vor einiger Zeit extra zur Verfügung gestellt wurde. Es prangt sogar unser Name an der Tür. Ich bin riesig stolz darauf. Er wird genau von den Aufenthaltsräumen von Miyavi und einer Band namens Kaggra eingerahmt. Letztere sagt mir überhaupt nichts, ich habe nur einmal ein oder zwei Lieder von ihnen gehört. Sie scheinen eine Menge Potential zu haben, auch wenn ihre Musik für meinen Geschmack ein wenig zu sehr in Richtung Schnulze abdriftet. Aber vielleicht habe ich auch nur einfach Pech mit der Setlist gehabt. Kann ja mal vorkommen. Gerade will ich die schwarze Tür, die mit weißer Schrift „Gazette“ verkündet, aufstoßen, als sich plötzlich Miyavis Tür öffnet und ein mir nur allzu gut bekannter Herr hinausspaziert. Zu meiner Verwunderung ist es allerdings nicht Miyavi, sondern unser kleiner, etwa 1.60 Meter großer Sänger, der seit einem Streit mit dem Friseur nun recht kurze, schwarze Haare hat, bei der eine rote Strähne im Pony zu retten versucht, was längst nicht mehr zu retten ist. Aber wahre Schönheit kann ja bekanntlich nichts entstellen, wie du versucht hast, Ruki zu trösten. Na ja, trösten ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Die bessere Formulierung wäre wahrscheinlich gewesen, Ruki davon abzuhalten den Verursacher dieses vermeidlichen Desasters zu massakrieren. Und zwar ganz langsam und mit sehr viel Genuss. Denn bei seinen Haaren versteht unser Vokalist absolut keinen Spaß. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir Rukis momentane Frisur erschreckend gut gefällt, aber das scheint das angebliche „Opfer brachialer Zerstörungswut“ reichlich wenig zu überzeugen. Ganz im Gegenteil, nur Kais beherztes Eingreifen hat Ruki davor bewahrt den Friseur auf Schadensersatz zu verklagen. Kinder, benehmt euch doch einmal wie erwachsene und halbwegs zivilisierte Menschen. Wo kommen wir denn da hin? Aber zurück zum eigentlichen Thema. Was macht unser Sänger bei Miyavi im Aufenthaltsraum, wo uns doch der Photograph dringend wegen der Aufnahmen von letztens sehen will? Die Tatsache, dass Rukis breites Verschwörergrinsen innerhalb von Sekunden verschwindet und nun durch ein noch viel scheinheiligeres ersetzt wird, gibt mir auch nicht wirklich Klarheit auf mein Fragen. Denn ich habe Ruki noch nie auf eine solche Art grinsen sehen. „Ich kann dir aber nich’ versprechen, dass ’s klappt, Ruk-kun. Ich werd’ mein bestes versuchen, was aus ’m rauszukriegen, aber du solltest dich nich’ auf mich verlas—oh, hey Aoi. Was machst ’n du hier?“ Ich blicke Miyavi an, der just in diesem Augenblick hinter Ruki durch die Tür in den Gang getreten ist. Anscheinend waren die beiden in eine Unterhaltung vertieft und ich habe sie gestört. Ob ich dieses Gespräch wohl besser nicht mit angehört hätte? Auch wenn es nur ein Bruchstück davon war. „Ehm... Hi, alle miteinander. Keine Sorgen ich habe nichts gehört, ich weiß auch nichts davon, dass ihr jemanden ausfragen wollt, also keine Sorge, alles in Öl. Eh.. In Butter.“ Aoi, du bist ein Idiot. Nein, du bist ein Vollidiot. Jetzt hast du doch erst recht ihr Misstrauen erweckt. Rukis unterdrücktes Stöhnen untermauert meinen Verdacht, doch Reitas und dein Auftauchen hindert ihn an einer gepfefferten Antwort. Stattdessen gibt er sich mit einem leichten Kopfschütteln zufrieden und gibt Miyavi ein unsichtbares Zeichen, der daraufhin anfängt verschwörerisch zu lächeln. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl, denn aus einem mir unerklärlichen Grund meine ich zu wissen, dass die beiden über mich gesprochen haben. Du, der du gerade um die Ecke gebogen bist, scheinst die Spannung zu fühlen, denn du blickst verwundert zwischen Ruki und mir hin und her. Doch plötzlich scheinst du – ganz im Gegensatz zu mir – zu verstehen und dein Blick bleibt an unserem Sänger hängen. Allerdings scheint er alles andere als freundlich zu sein, eher um eine Erklärung heischend. Doch noch bevor du das Wort ergreifen kannst, erhebt Miyavi die Stimme. Ich hatte ihn bis dato fast vergessen. „Na, das is’ ja ’n Dingen, das Vögelchen hat seine ganze Voliere mitgebracht. Ich bin begeistert.“ Die Begeisterung scheint recht einseitig zu sein, denn sowohl Ruki als auch Reita und du taxieren ihn mit mehr oder minder verzückten Blicken. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren wenden sie sich zum gehen und auch ich will ihnen in unseren Aufenthaltsraum folgen, als ein lautes Klatschen mich erschrecken lässt. Schnell drehe ich mich um, kann so noch immer die rote Stelle an Miyas Stirn erkennen, vor die er sich mit der Handfläche geschlagen hat. „Himmel, Arsch un’ Zwirn, da hätt’ ich doch fast was vergessen. Ich wollt’ uns’rer Blaumeise ja noch was zeigen. Auf, auf zu neuen Taten, mein Herz, breit’ deine Flügelchen aus un’ entschwebe, wohin der Wind dich trägt.“ Keine Reaktion. So langsam fürchte ich, dass der Wahnsinn des Punks als krankhaft bezeichnet werden kann. Na ja, Hauptsache gesund, und solange er Bescheid gibt, wenn es anfängt weh zu tun, ist ja alles in Ordnung. Es dauert seine Zeit, bis ich erkenne, dass er mich mit seinen Worten angesprochen hat, doch noch bevor ich die Möglichkeit ergreifen kann, mit einem verzweifelten Sprint das Heil in der Flucht zu suchen, hat er mich am Handgelenk gefasst und in seinen Aufenthaltsraum gezerrt. Auf Hilfe seitens meiner Bandmitglieder warte ich vergeblich. „Wouh, wouh, wouh, halt, jetzt mach mal halb lang, Miyavi. Bist du noch bei Trost?“ Kurz steigt Ärger in mir wegen der rabiaten Behandlung hoch, doch verraucht er innerhalb von Sekunden wieder, als ich in Miyas strahlendes Gesicht blicke. Ich frage mich, wie ein Mensch allein nur immer so gute Lauen haben kann. „’türlich bin ich noch bei Trost. Die Frage is’: Was is’ mit dir?“ Was soll schon mit mir sein? Alle meine Körperfunktionen sind intakt und ich kann von mir behaupten nicht halb so geistesgestört zu sein, wie du es bist. Also alles im grünen Bereich. „Danke, mir geht es blendend. Ich habe ausgesprochen gut geschlafen und hatte ein hervorragendes Frühstück, gleich werden wir die Aufnahmen von letztens für die Musikzeitschrift besprechen ehe ich ein ausgezeichnetes Mittagessen genießen werde. Aber recht vielen Dank der Nachfrage.“ Ich will mich wieder zum gehen wenden, aber irgendetwas in Miyavis Stimme lässt mich innehalten. „Spätzelein... Komm ma’ bei mich bei... Nu’ verrat’ dem Onkel doch ma’ wo dich der Schuh drückt.“ Was? Welcher Schuh denn? Ich verstehe nicht, was mein Gegenüber von mir will, doch erwische ich mich dabei wie ich leicht an mir herunter schiele um mich zu vergewissern, ob er nicht doch die Latschen an meinem Fuß meint. Die Bewegung bleibt nicht verborgen, was dazu führt, das Miyavi theatralisch mit den Augen rollt und sich übertrieben verzweifelt an den Kopf fasst. „Kinners, das darf es doch nich’ geben! Setz dich, Vögelchen, setz sich.“ Immer noch ohne jegliche Ahnung was hier vor sich geht, lasse ich mich von dem Punk in den erstbesten Sessel drücken. Allerdings kann ich nicht umhin gleich mitsamt dem Stuhl einen halben Meter von ihm wegzurutschen, denn mittlerweile kommt mir die ganze Situation ziemlich suspekt vor. Ob es etwas mit dem zutun hat, worüber er mit Ruki gesprochen hat? Und wenn ja, was mag es dann nur gewesen sein? Auch wenn ein anderer Teil von mir es eigentlich gar nicht so genau wissen will. „Sag ma’, Vögelchen, haste eigentlich ’nen Freund?“ Mein Kopf schnellt herum. Mit so etwas habe ich nun beim besten Willen nicht gerechnet. Und schon gar nicht, dass Miyavi so geradeaus fragt. Auch wenn alles andere für ihn furchtbar untypisch gewesen wäre. Ich halte den Atem an und starre Miya entgeistert an. Wie kommt er auf solch einen Gedanken? Hast du, Uruha, wieder irgendwelche haltlosen Behauptungen in seiner Nähe ausgesprochen? Denn dass diese bei jemandem wie dem Punk auf fruchtbaren Boden fallen, das hätte dir von vornherein klar sein müssen. Aber vielleicht ja gerade deshalb? „Wie... wie kommst du darauf?“ Meine Stimme klingt seltsam schrill, auch wenn ich alles versuche um sie normal zu halten. Eigentlich könnte ich mir die Mühe sparen, denn sowohl meine zitternden Hände als auch die knallrote Gesichtsfarbe verraten mich. Wieso tut mein Körper nicht einmal das was er soll, nämlich mir gehorchen? Miyavis Lächeln wird breiter. Anscheinend weiß er, dass er genau ins Schwarze und somit meinen empfindlichsten Punkt getroffen hat. So beginnt er sadistischer Weise nachzubohren und mich einem höchstpeinlichem Verhör zu unterziehen. Im Mittelalter eine nette Umschreibung für etwas gänzlich anderes. Sprich: für Folter. „Komm schon, spuck’s aus. Haste gar ’ne Freundin? Oder biste noch dabei dem besagten Flittchen den Hof zu machen?“ Ich befinde es für das beste einfach gar nichts zu sagen, vielleicht habe ich ja Glück und mein Foltermeister hört von selbst wieder auf. Allerdings habe ich die Rechnung scheinbar ohne Miyavis Einfallsreichtum und seiner Wissbegier gemacht, denn er lässt und lässt einfach nicht locker. Es ist zum Haare raufen. Was soll das ganze Theater eigentlich? „Ich seh’ schon, keine Antwort is’ auch ’ne Antwort. Was’n los mit dir? Mit mir kannste doch offen reden, ich plauder’s schon nich’ aus.“ Irgendwie kann ich ihm das nur nicht ganz glauben. Könnte vielleicht daran liegen, dass der Punk entgegen seiner Worte unter dem PSC Mitglieder bekannt ist wie ein bunter Hund, dass er sehr gerne mal die ein oder andere Geschichte zum Besten gibt. Und da wäre es nicht gerade förderlich, wenn ich ihm lang und breit meine jüngsten Gefühle zu unserem schönen zweiten Gitarristen darlegen würde. Obwohl... welche Gefühle eigentlich? Ich empfinde nichts für dich, also gibt es auch rein gar nichts, was Miyavi zu meinem Nachteil verkünden könnte. „Na, du bis’ ja ’n ganz harter Brocken. Gut, dann frag ich nu’ ma’ anders. Haste vor in naher Zukunft mit Uruha zu ficken, oder nich’?“ Meine Gesichtszüge entgleisen und ich glaube meinen Ohren nicht trauen zu können. Was für ein krankes Spiel spielt Miyavi mit mir? Ich will ihn wütend anfahren, dass dies ja wohl meine Sache ist und ich ganz und gar nicht vorhätte mich von dir flachlegen zu lassen, ganz egal wie sehr du in der letzten Zeit um mich geworben hast und wie meine momentanen Gefühle aussehen, aber irgend etwas lässt mich weiterhin schweigen. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Alle Beleidigungen, die ich mir noch vor Sekunden für meinen Gegenüber ausgedacht habe, verpuffen im Nichts, ebenso wie sämtliches Blut aus meinem Gesicht verschwindet. ICH soll mit DIR schlafen? Soweit kommt es noch. Es ist eine Frechheit von Miyavi mir solch eine Frage zu stellen. Und dennoch.... Ohne, dass ich etwas dagegen ausrichten kann, muss ich feststellen, wie mein Herz bei den schmutzigen Worten anfängt schneller zu schlagen, wie das Blut aus meinem Kopf in südlichere Regionen schießt und vor meinem inneren Auge verschwommene Bilder auftauchen. Bilder von zwei nackten Körpern, mit einer leichten Schweißschicht bedeckt, und sich in Ekstase bewegend. Schnell versuche ich diese Hirngespinste wieder aus meinen Vorstellungen zu vertreiben, doch kann ich nicht leugnen, dass sie mir eine Gänsehaut beschert haben. Miyavis Stimme holt mich endgültig wieder in die Realität zurück, doch hat er es anscheinend darauf angelegt mich sofort wieder in jenes Traumland zurückzukatapultieren, denn seine Stimme hat einen mehr als anzüglichen Unterton und die braunen Augen glimmen gefährlich. „Bingo, da ham wir aber ’nen Punkt getroffen. Is’ ’s das, waste wills’? Willste Uruha spüren? Über dir? Unter dir? Oder vielleicht am liebsten IN dir? Wenn ich du wär, wüsst’ ich was ich tun müsst. Ich würd’ ’n nich’ von ’ner Bettkante stoßen, so ’ne Fickschnitte wie ihn findeste nich’ oft, da musste dich mit dem zufrieden geben, was der Markt so hergibt und—“ „Es reicht, Miyavi, halt den Mund!“ Mir ist endgültig der Kragen geplatzt. Ich lasse es nicht zu, dass er so über dich redet! Meine Hände zittern vor Wut, mein Kopf ist vor Zorn errötet und ich muss an mich halten die Ursache für diesen Zustand nicht anzuschreien. Am liebsten würde ich ihm sein überhebliches Grinsen für immer aus dem Gesicht schlagen, aber ich kann mich beherrschen. Meine Augen sind zu Schlitzen verengt als ich bedrohlich einige Schritte auf ihn zu mache, die Hand einsatzbereit erhoben. „Wenn du noch einmal so eine Scheiße von dir gibst, dann knallt es, sei dir dem bewusst. Wie kommst du überhaupt dazu, so über ihn zu reden, du kennst ihn gar nicht. Du bist nicht einmal halb so viel wert wie er, merk dir das! Und wie kommst du eigentlich dazu, zu glauben, ich würde etwas von ihm wollen?! Er ist nur zufällig ein Mitglied der Band, in der ich spiele, er bedeutet mir absolut gar nichts, verstanden?!“ Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, als ich Miyavi all diese Worte an den Kopf schleudere, doch mit jedem Satz werde ich lauter, bis ich ihn zuletzt anschreie. Ich denke nicht über meine Worte nach, nicht über ihre Bedeutung, und auch nicht darüber, was sie auslösen könnten, sollten unbefugte Ohren sie vernehmen. Zornig funkle ich Miyavi an, doch seine Miene bleibt unbeeindruckt. Nichts lässt verlauten, dass er mich in irgendeiner Weise ernst genommen hat, geschweige denn auch nur ein Wort von dem eben Gesagten glaubt. Doch nach einer scheinbar endlosen Zeit, in der er mich nur nachdenklich gemustert hat, schleicht sich wieder ein leichtes Lächeln in seine Züge. „Ach? Wenn das so is’, wieso kröppste dich dann so auf? Wenn er dir so egal is’...“ Mit diesen Worten wendet er sich zum Gehen. Anscheinend ist das Thema für ihn beendet. Doch ich will mich nicht wie der letzte Idiot von ihm abspeisen lassen. So gern ich Miyavi auch zu Anfang gehabt habe, mittlerweile habe ich eine immense Wut auf ihn in meinem Bauch. Eine Wut, die mich dazu treibt dem anderen hinterher zu eilen und ihn am Handgelenk grob zurückzuhalten. Ich bin mit ihm noch nicht fertig. „Warte gefälligst, so schnell entkommst du mir nicht! Wie kommst du darauf, dass ausgerechnet Uruha mir etwas bedeuten könnte? Raus mit der Sprache. Los!“ Miyavi bleibt stehen. Wendet sich zu mir um. Beäugt mich abschätzend von oben bis unten. Schweigt. Doch plötzlich beginnt er schallend zu lachen und es dauert eine Weile, bis er es schafft einen vollständigen Satz zu formulieren. Ein Satz, den ich von allen anderen am wenigstens hören will. „Na, du bis’ mir ja ’n Herzchen. Weil ’s mit der Zeit einfach widerlich wird, wie du ihm hinterher schmachtes’. Die Blicke, die du ihm zuwirfst sin’ ja fast schon... iiiiehh!“ Und damit ist er entgültig verschwunden und lässt mich allein zurück mit meinen Gedanken. Ich soll dir ‚hinterher schmachten’? Quatsch. Meine Blicke sollen dich betreffend widerlich sein? Dass ich nicht lache. Du bist nicht nur blind, sondern auch blöd, Miyavi! Aufgebracht verlasse nun auch ich den Aufenthaltsraum, doch scheint Fortuna wirklich nicht auf meiner Seite zu sein. Ausgerechnet der Person, die ich im Augenblick am wenigsten gebrauchen kann, muss ich begegnen. Und innerhalb von Sekunden wird mir klar, dass ich noch immer nicht an Schmitzbackes vorbei bin. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Oh... mein... Gott... Was hab ich da nur für eine Scheiße fabriziert... Das ist alles irgendwie eklig, vor allem Aois Gedanken (auch wenn sie recht aufschlussreich sind xD) Und was Miyavi angeht... War es wirklich das, worüber er mit Ruki gesprochen hat? Ahnt der Vokalist vielleicht etwas? Oder ist er aus ganz anderen Beweggründen bei dem Größeren aufgetaucht? Man darf gespannt sein.. (Bitte entschuldigt diese miserable Arbeit, aber es fällt mir wirklich nicht leicht, positive Handlungsstränge auszuformulieren. Auf vielerlei Wunsch habe ich versucht Miyavi noch einmal in die Handlung mit einzubeziehen, auch wenn ich geplant hatte, es bei dem einen Auftritt zu belassen. Ich hoffe, es ist mir gelungen^^’) Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)