Die Gärten von Versailles von Sketchymoth (D'Éon x Lia) ================================================================================ Ein Traum --------- Ein zarter Nebel lag über den Gärten von Versailles, schillernde Lichter zauberten feengleich bunte Kristalle in das Wasser des Brunnens. Liebevoll streichelte eine leichte Brise über D’Eons Haut. Er öffnete seine türkisfarbenen Augen und blickte um sich. Was machte er hier? Der Anblick, der sich ihm bot, war traumhaft schön, aber was machte er in Versailles? Seine letzten Erinnerungen befanden sich in Russland… „D’Eon.“ Der junge Mann schreckte zusammen. Diese Stimme war ihm vertrauter als alles andere auf dieser Welt. „D’Eon…“, wiederholte die sanfte Frauenstimme seinen Namen. Sie stand hinter D’Eon, so dass er sie nicht sah, aber er traute sich auch nicht, sich umzudrehen. Er kannte diese Stimme…! Schritte näherten sich langsam und zwei schlanke Arme schlangen sich um seinen Körper. Er wusste nicht, ob er glauben sollte, was gerade passierte. „Lia…“, flüsterte er kaum vernehmbar. „Es tut mir leid, D’Eon.“ Er schwieg; er musste seine Gedanken sammeln, Ordnung in seinen wirren Kopf bringen… „Kannst du mir verzeihen…?“ Ohne eine Antwort drehte er sich um und umarmte seine Schwester; fest, als würde er sie wieder verlieren können. Lia weinte leise. „D’Eon…“ Wie war das möglich? War das ein Traum? Oder war alles zuvor nichts weiter als ein böser Albtraum? Tausend Fragen schwirrten in D’Eons Kopf. Tausend Fragen, ohne Antworten…. Würde Lia sie ihm geben können? „Schwester, sag, wie ist das möglich…?“ „Ist das nicht unwichtig…? D’Eon… D’Eon, es tut mir so leid, kannst du…“, ihre Frage ging in wimmerndes Schluchzen unter. „Weine nicht“, flüsterte er ihr ins Ohr; doch auch er konnte es sich nicht länger verkneifen. Beide weinten sie, Bruder und Schwester, die sich verloren glaubten, und jetzt wieder hatten. „Ich verzeihe dir alles, Schwester…“ Lia verstummte. Liebevoll lächelte sie ihren Bruder an. Fragen… so viele Fragen; aber sie wurden D’Eon immer unwichtiger, er hatte seine Schwester wieder. Er hatte seine geliebte Schwester wieder! Und wenn nur für diesen Augenblick…Zärtlich lächelte er sie an, voller Glück, voller Liebe. Zaghaft beugte er sich ein kleines Stück zu ihr herunter. Er hatte es schon einmal getan, aber damals war es nur ihr Körper; ihr toter, blasser Körper… doch dieses Mal würden es nicht bloß ihre Lippen sein. Er liebte sie aus vollem Herzen, mehr als ein Bruder seine Schwester je lieben würde. Die Berührung ihrer Lippen versetzte D’Eon einen leichten Schock, doch er genoss seinen schnellen Herzschlag, dieses Kribbeln, ihre warme Zunge in seinem Mund… er konnte nicht aufhören, er wollte nicht aufhören… alles um hin herum wurde so unwichtig, nichts hatte mehr Bedeutung für ihn. Seine Zunge liebkoste ihre Lippen, ihre Lippen die seinen, wieder verharrten sie, um erneut ihre Lippen zu öffnen und diese Wärme herein zu lassen… Es war Lia, die den Kuss unterbrach. D’Eon öffnete seine Augen langsam, und blickte in die seiner Schwester. Es war, als würde er in einen Spiegel schauen. Seine ältere Schwester weinte wieder, mit einem glücklichen Lächeln auf ihren Lippen, diese weichen, warmen Lippen, die zuvor die D’Eons berührten. „Ich danke dir, D’Eon.“ Der Nebel wurde dichter, eine kühle Brise huschte über den Garten. Lia schritt etwas zurück, wollte sich wenden. Würde sie ihren Bruder wieder verlassen? „Schwester!“ Doch sie reagierte nicht. „Warte doch!!“ Er wollte ihr folgen, doch sein Körper streikte. Er wollte sie nicht noch einmal verlieren! Was war mit all seinen Fragen, die er hatte? „D’Eon.“ „D’Eon!“ Eine sanfte Jungen-Stimme weckte den jungen Mann. D’Eon riss seine Augen auf und schaute sich in seiner Umgebung um. Lia! Wo war sie…? Lia… „D’Eon, ist alles in Ordnung? Du siehst gar nicht gut aus…“ Robin warf seinem Gegenüber einen Sorgenvollen Blick entgegen. Doch D’Eon gab ihm keine Antwort. Er lag in einem weichen bett, und doch war er knallhart in die Realität zurück katapultiert worden. Lia war tot und er befand sich mit seinem alten Meister, Durand und Robin noch immer in Russland, bei Zarin Elisabeth. D’Eon verließ den Raum, er musste an die frische Luft. In dem Garten der Zarin setzte er sich an einen Brunnen. Er hatte keinesfalls dieselbe Schönheit wie der in den Gärten von Versailles, aber das Gefühl wie in seinem Traum kehrte wieder. Allerdings wandelte sich die scheinbare Freude wieder in unendliche schmerzende Trauer; eine Depression, die ihn seit dem Tode seiner Schwester Lia eine ewige Begleiterin war. Er beugte sich über den Brunnen. Das Wasser war glasklar, und es gab sein Spiegelbild wieder. Es war, als würde er in Lias Augen blicken, in die Seele seiner Schwester. Der Anblick schmerzte, aber er erinnerte ihn daran, dass sie seine ewige Begleiterin sein wird… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)