The New Shinobi von abgemeldet (Season One) ================================================================================ Kapitel 17: Brauchtum in Mokugan -------------------------------- „Grampa says they’re happy now, they sit with god in paradise.” - Chris Rea, “Tell me there’s a heaven” Die Nachrichten, die Steele und Hekimaru aus Kijukai mitbrachten, waren unmissverständlich und nicht ganz unerwartet. Der Rechtsverwalter des Fürsten hatte das Testament verlesen und dabei zuerst festgestellt, dass ein Teil davon versiegelt war. Der lesbare Teil offenbarte zunächst, dass einigen wenigen Personen, unter anderem Nenshin Sanguchi, eine beträchtliche Geldsumme vom Vermögen des Fürsten ausgehändigt werden sollte, sollte sein Tod eingetreten sein. Dann, dass der Leichnam des Verstorbenen auf traditionelle Art von seinen folgend erwähnten Gefolgsleuten verbrannt und in der Heimat bestattet werden sollte. Des weiteren waren eben genannte Gefolgsleute zur Öffnung des Siegels vorzuladen, namentlich Nemaru Endan, Koch, Konditor, Ernährungsberater, Bote und Unterhalter, Mija Maneko, Studentin der Geschichts- und Sprachwissenschaften, Haushaltsvorstand sowie Besitzverwalterin und Senshu Angiri, Floristin, Gärtnerin, Ausbilderin, persönliche Beraterin und Leibwache. Hekimaru unterbrach die Unterhaltung an dieser Stelle und bemerkte: „Eine unsichere Maßnahme, finde ich. Was wäre gewesen, wenn ihr bei Orochimarus Angriff ebenfalls ums Leben gekommen wärt? Oder nur einer von euch?“ Senshu schüttelte den Kopf: „Keine Sorge. Wären wir gestorben, hätte sich das Siegel von selbst gelöst. Der Fürst war bestimmt umsichtig genug, für diesen Fall eine Magieklausel einzubauen.“ Ein zustimmender Laut von Steele ließ das Gespräch weitergehen. Die obersten Landesfürsten und Dorfvorsteher Kijukais verlangten nun natürlich eine rasche Rückkehr der drei, mit dem ordnungsgemäß verbrannten Leichnam ihres Herren. Steele sagte eindringlich: „Die Verlesung des Testaments ist sehr wichtig, das ist euch sicher klar. Ich weiß, was ihr geschworen habt, aber...“ Seine Schwester winkte nur ab: „Keine Frage. Er hat uns die Lage seiner Prioritäten in jedem Fall sehr genau klar gemacht. Ich hab’ etwas derartiges ohnehin erwartet. Wir haben ihn leicht zugänglich begraben, weil wir vermutet haben, dass entweder er selbst oder die anderen Fürsten auf seine Verbrennung bestehen würden, um feindlichen Spionen keine Chance zu geben, seinen Körper für Studien zu benutzen. Die Entscheidung darüber den Landesoberhäuptern zu überlassen, war reine Formsache.“ Hekimaru lehnte sich schnaubend zurück: „Klar, sonst würden sich die Ältesten ja auf den Schlips getreten fühlen.“ „Wen kümmert das?“, meinte Steele, aber es war trotzdem klar, dass er die politisch korrekte Vorgehensweise für richtig und sinnvoll erachtete. Nur war seine Meinung über designierte Oberhäupter der Gesellschaft wohl nicht die Beste. Ohne eine Antwort auf seine Bemerkung zu erwarten erhob er sich. „Normalerweise würden wir euch eskortieren, der Tod des Fürsten hat sich rumgesprochen, und wer weiß, was seine Feinde sogar aus seiner Asche herauszulesen in der Lage wären. Was sich noch nicht so sehr herumgesprochen hat, ist, dass ihr mehr als nur Diener wart.“ Er zwinkerte Senshu kaum merklich zu, aber sie bemerkte das unterschwellige Lob und errötete vor Freude. Bis zur Verlesung des Testaments hatte selbst ihr Bruder nicht gewusst, dass sie und ihre Freunde ausgebildete Ninja waren. „Allerdings haben wir noch auf dem Weg hierher eine Nachricht bekommen, dass wir so schnell wie möglich nach Erfüllung des Auftrages umkehren sollen, um die Besitztümer des Fürsten zu überprüfen und die Spuren eines Eindringlings zurückzuverfolgen. Irgend jemand hat sich dort herumgetrieben.“ Senshu wirkte augenblicklich aufgebracht: „Was?! Hat derjenige etwas gestohlen? Wo waren die Wächter?“ Hekimaru hatte sich ebenfalls erhoben und antwortete ihr mit verschränkten Armen: „Die Wächter hat er geschickt umgangen, aber es wurde nichts gestohlen oder zerstört. Jemand hat sich Zugang zu den Unterlagen des Fürsten verschafft. Zu welchem Zweck ist noch unklar. Deshalb ruft man ja uns. Die wissen, wen sie holen müssen, wenn die normalen Ordnungshüter nicht reichen...“ „Wir müssen die Unterlagen sichten, die konnten bisher wohl nicht...“ „Niemand kann die wichtigen Schriften einsehen.“, sagte Senshu. Plötzlich war ihre Stimme viel zu ruhig und ihr Blick hatte einen gefährlichen Schimmer angenommen. „Vielleicht die Ländereien- und Ahnentafeln, all das, was öffentlich zugänglich ist und auch anderweitig aufliegt. Aber was seine Künste und dergleichen betrifft, ist versiegelt. Ihr werdet es nicht können, und wenn derjenige, der in meinem Revier herumwühlt, es geschafft hat, ist er ein unüberwindbarer Meister.“ Steele und Hekimaru sahen sie erstaunt an. Nicht wegen ihrer Worte, sondern wegen der Art, wie sie gesprochen hatte. Sie bemerkte ihre Blicke und erhob sich ebenfalls, während sie einräumte: „Es ist mein Arbeitsplatz, und ob das nun von den Ältesten anerkannt wird oder nicht, die Verwaltung obliegt bis zu einer Neuordnung durch das Testament Mija und mir. Der Gedanke, dass jemand den Besitz meines toten Herren schändet, macht mich wütend.“ Hekimaru sah Steele mit hochgezogenen Brauen an, was Letzterer aber einfach ignorierte. Er kannte seine Schwester. Sie mochte es nicht, wenn jemand in ihren Bereich eindrang, schon gar nicht, wenn sie Hunderte Kilometer davon entfernt war. Oh, aber es ging ja gar nicht so sehr um ihren Bereich. Es ging um den Bereich, für den sie zuständig war. Ihre Verantwortung, ihre Pflicht, und darum, sich des Vertrauens ihres Auftraggebers würdig zu erweisen. Auch wenn er tot war. Kritik an ihrem Verhalten, selbst von seinem besten Freund, wollte Steele nicht akzeptieren. „Ich sorge dafür, dass das Haus bis zu eurer Rückkehr verschlossen bleibt und niemand mehr dort herumfingert. Wir werden den Palast bewachen und die regulären Wächter auf die restlichen Besitztümer verteilen.“ Senshu nickte dankbar und verabschiedete sich mit einem Händedruck von Steele und Hekimaru. Als die beiden sich auf den Heimweg nach Mokugan gemacht hatten, setzte sie sich zurück an den Küchentisch und schluckte eine weitere Kräuterpille. Gedankenversunken faltete sie Nemarus Nachricht und steckte sie mit der letzten Kräuterkugel in eine kleine Tasche, die sie immer bei sich trug. Dann kramte sie ein Buch aus eben jener Tasche und begann damit, sich auf das Bestattungsritual vorzubereiten. Als Nemaru nach der Arbeit bei ihrer kleinen Hütte anlangte, fand er dahinter die Leiche des Fürsten aufgebahrt, in weiße Tücher gehüllt, die in duftende Öle getränkt worden waren, um das Austreten von Verwesungsgerüchen zu verhindern. Nemaru war im Rahmen der Hintertür stehen geblieben und betrachtete von dort aus die ganze Szenerie. Der Umriss seines verstorbenen Herren unter den Tüchern rührte seltsam an sein Herz. Eine Art von Trauer, die er bisher gar nicht verspürt hatte. Er hatte den Fürsten wirklich sehr gemocht. Das frische Grün des Frühlings hatte den verwahrlosten Garten in etwas freundliches, lebendiges verwandelt, und der Duft von Narzissen lag in der lauen Abendluft, die Dank des Regens der letzten Nacht rein und klar war. Der dunkler werdende Himmel war von leuchtend gelb und rot schimmernden Wolkenbänken durchzogen. Inmitten dieser seltsam leuchtenden Schatten saß eine gebeugte Gestalt in einem schlichten, weißen Gewand, eine weiße und eine schwarze Feder in den von der Exhumierungsarbeit wunden Händen. Senshus schwarzes Haar hing lose auf die Schultern herab, es schien noch feucht zu sein – wahrscheinlich hatte sie die Arbeit erst vor Kurzem beendet. Die körperliche Arbeit zumindest. Nemaru gestand sich selbst ohne weiteres ein, nicht sonderlich viel über die Bestattungsriten seiner Heimat zu wissen, aber er vermutete, dass Senshu eine Art Totenwache abhielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)