The New Shinobi von abgemeldet (Season One) ================================================================================ Kapitel 14: Das Taumeln ----------------------- „The book of life is brief, and once a page is read all but love is dead. That is my believe.” - Don McLean, “And I love you so” Nur Monate nach diesem Tag hatten einige weitere Anfälle den Fürsten schwer gezeichnet. In Mokugan bemerkte man nichts von seiner fortschreitenden Lähmung, und auch Mija und Nemaru wussten nicht um das gesamte Ausmaß der Behinderung ihres Meisters. Er hielt sich vorwiegend in seinen Privaträumen auf. Wenn er nach draußen ging, dann nur mit Gefolge. Meist begleitete ihn die junge Kräuterkundige, die seit dem Tod ihres Bruders fast immer ernst und verbissen wirkte. Sie war inzwischen diejenige, die ihren Kameraden Trainingsanweisungen geben musste. Mija, die selbst daran arbeitete, ihre Künste zu verbessern, hatte damit weniger Probleme als Nemaru, der durch seine Zerstreutheit mehr als einmal einen Wutausbruch der damals sonst meistens in ruhiges, ernstes Brüten versunkenen Senshu herausforderte. Nachdem sie an die Stelle seiner Lehrmeisterin gerückt war, wirkte sie nur noch unnahbarer, langsam aber sicher fürchtete er es, ihre Ungeduld heraufzubeschwören. Senshu hingegen verzweifelte beinahe an ihrer neuen Aufgabe. Sie war keine gute Lehrerin – zumindest nicht für Nemaru. Sie verabscheute es, wie seine Gegenwart ihr jegliche Sicherheit raubte, sie ungeduldig und zynisch machte. Sich so selbst nicht wiederzuerkennen und denen, der ihr wichtiger waren als der Rest der Menschheit, ihre hässlichsten Seiten zu zeigen, war schier unerträglich. Als der Fürst Senshu an einem Herbsttag einmal mehr zu sich rief, sah er durch all seine eigenen Schmerzen die dunklen Schatten unter ihren Augen, die müde und leer auf den Boden starrten. Nenshin Sanguchi war gerade bei ihm. Er hatte ihn zu seinem persönlichen Krankenpfleger gemacht, der regelmäßig Untersuchungsergebnisse an Ärzte überbrachte und therapeutische Maßnahmen durchzuführen hatte. Der aufopfernde junge Mann hatte trotz der täglichen Anreise nicht widersprochen, als er darum gebeten worden war. Jetzt begrüßte er Senshu freundlich und erkundigte sich nach ihrem Befinden. Sie erwiderte pflichtbewusst: „Danke, alles in Ordnung.“ Sie zwang sich ein Lächeln ab, ohne ihn anzusehen. Dann verließ er auf den Befehl des Fürsten den Raum. „Angiri... auch er ist mein Sohn.“ „Was?!“ „Och... nur, falls du dich gefragt hast, warum ich ausgerechnet ihn zu meinem Pfleger gemacht habe.“ „Oh...“ Senshu dachte wie so oft etwas erheitert, dass ihr Meister ein Freak sein musste. Schlicht und ergreifend. Freak. Der Fürst lachte müde und setzte sich schwerfällig. Der schwere Mantel, der seinen ganzen Körper bedeckte, wenn er aus seinem Raum kam, lag jetzt über einem Stuhl. „Ich weiß, dass es eine harte Zeit ist, Angiri. Aber es wird besser werden.“ Senshu lächelte dankbar. Dieser von einer todbringenden Lähmung befallene Mann hatte das Lachen nicht verlernt, wie sollte sie sich erlauben, in Trauer zu versinken? „Angiri, ich ernenne dich hiermit zu meiner Leibwache.“ Das erste Mal seit Wochen wich der leere Schleier aus Senshus Blick. Er hatte sein Leben lang jede Art von Kampfbegleitung oder dergleichen abgelehnt. Aus Stolz vielleicht, aber er hatte es nie nötig gehabt. „Im späten Frühling nächstes Jahr findet in Konoha die Chu-nin-Prüfung statt. Meine Pflicht ist es, dorthin zu reisen und für unser Land Verbündete zu wählen. Dazu wird es nicht kommen, aber ich werde dennoch hinreisen. Ich kann nicht kämpfen. Schon jetzt nicht mehr. Sollte irgend etwas geschehen, bist du von nun an berechtigt, deine Künste einzusetzen.“ Das hob ein schwerwiegendes Verbot ihrer gesamten Ausbildungszeit auf. Und sie, die sich nie ernsthaft hatte bewähren können, sollte die Kampfkraft eines Großmeisters ersetzen? „Und wenn ich sterbe, will ich, dass ihr zusammen eure Pflicht erfüllt. Du kennst sie.“ Sie nickte nur. Fassungslos. „Angiri. Du bist jetzt meine Ninjutsu.“ Damit begann die Zeit nervenaufreibender Umstellungen erst recht. Der Fürst war schwer krank, und das musste verheimlicht werden. Die Folgen einer Offenbarung seiner Schwäche wären politische Umstürze, Erbfolgefragen und womöglich Mordversuche gewesen. Senshu befand sich neben der Verantwortung, die auf ihren Schultern lastete, in einem schrecklichen Gefühlstaumel, der sie schließlich in die nur allzu gern zum Trost bereiten Arme des jungen Nenshin Sanguchi trieb. Obwohl sie ihm gestand, dass ihre Gedanken stets um andere als ihn kreisten, war er bereit, ihre Einsamkeit zu lindern. Nach etwa zwei Monaten beendete sie diese von Anfang an durch das Gefühl der Falschheit geprägte Geschichte. Am Abend darauf ging sie mit hängendem Kopf zu Mija, die in der Küche war und die Katzen des Fürsten fütterte. Senshu beichtete alles und Mija, die vielleicht nicht erwartet hatte, dass ihre Freundin sich so in ihrer Schwäche verfangen hatte, meinte großmütig: „Nun, mach dir keine Vorwürfe. Man kann eben nicht immer stark sein, was soll’s?“ Senshu tätschelte halbherzig eine der um Mija herumschnurrenden Katzen. „Ja, aber... so etwas wollte ich nie. Und du hättest es nicht getan...“ „Das kann man nie wissen, oder?“, lächelte Mija. Senshu nickte zwar, fuhr aber fort: „Nie wieder... ich möchte nie wieder etwas tun, wovon ich weiß, dass es falsch ist. Aber ich glaube... jetzt kann ich langsam wieder ich selbst werden. Und mit der einzigen Entschuldigung, die mir wirklich etwas bedeutet, fange ich bei dir an. Verzeihst du mir... diesen Schwachsinn?“ Mija betrachtete das geknirschte Gesicht ihrer Freundin. „Natürlich. Du musst dich gar nicht entschuldigen. Es ist in Ordnung. Das Wichtigste ist, dass ich bemerke, dass du wieder mehr die Alte wirst.“ Senshu lächelte: „Ich will mich bemühen. Nenshin wird seine Entschuldigung erhalten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)