The New Shinobi von abgemeldet (Season One) ================================================================================ Kapitel 7: Senshus Schatten, Part I ----------------------------------- „Man braucht zehn Jahre, sie zu kennen.“ - Numa Jushin, Geschichtsschreiberin aus Mokugan, über Senshu Angiri Senshu blieb plötzlich stehen. Mija und Nemaru, der sich mit beleidigtem Gesicht die Wange hielt, wandten sich nach ihr um. Nemaru fragte nuschelnd: „Waf ift?“ Senshu blickte mit gerunzelter Stirn umher, ihr Blick streifte über die in Stein gemeißelten Abbilder der Hokage. „Nichts.“, sagte sie nur. „Aber geht schon mal voraus, mir ist eingefallen, dass ich Iruka zurückgelassen hab. Er fragt sich sicher, was los ist. Außerdem will ich ihn nicht auf der Zeche sitzen lassen.“ Mija runzelte die Stirn, nickte aber nur. Nemaru war ebenso verwundert. Iruka würde sowieso davon erfahren, noch ehe sie ihm am nächsten Tag begegnen und ihm alles erzählen konnten. Es war schon spät und zu dem Imbiss war es ein großer Umweg. „Na los, ich komme gleich nach. Und legt etwas von meinen Heilkräutern auf.“ Damit verschwand sie. Noch verwirrender. Normalerweise hätte Senshu sich selbst um Nemarus Verletzung gekümmert – vielleicht mit kritischem Blick, aber dennoch hätte sie es gern getan, und sie hätte es vor allem gleich getan, bevor sie zu Iruka ging. Ihre beiden Freunde, vor allem Mija, kannten ihre Verhaltensweisen gut genug, um zu wissen, dass sie sich immer zuallererst um so etwas kümmerte, auch wenn es sich nur um eine Kleinigkeit handelte. Und sie überließ die Ausführung der dazu nötigen Maßnahmen nur anderen, wenn es ihr gleichgültig oder wirklich notwendig war. Vielleicht, um den Überblick über alles zu behalten, vielleicht aber auch, weil sie in ihrem tiefsten Innersten einfach nicht dazu in der Lage war, anderen – selbst ihren engsten Gefährten – vollkommen zu vertrauen. Senshu ging angestrengt lauschend den dunklen Weg zurück und fühlte wachsende Unruhe in sich. Ihr Instinkt verriet ihr, dass da etwas lauerte. Und weil sie nicht wusste, was es war, war es ihr lieber, allein zu sein, sollte sich offenbaren, was da im Dunkeln um sie herumschlich. Was immer es war. Ein Feind oder ein Ereignis. Aber sie hatte einen Verdacht. Und sollte der sich bestätigen, dann – oh ihr Götter, bitte! – war es ihr wirklich lieber, dem Schatten, der sie umschlich, alleine zu begegnen. Sie blieb stehen und blickte zum Abbild von Hokage dem Dritten empor. „Komm heraus.“, murmelte sie, ohne zu erwarten, dass daraufhin tatsächlich etwas geschehen würde. Plötzlich jedoch trat Gai hinter ihr aus dem Schatten eines Hauses. „Und schon bin ich da!“, strahlte er. Senshu drehte sich um und sagte entnervt: „...das hab’ ich nicht gemeint...“ „Ähm... ja. Der da oben versteckt sich nicht wirklich perfekt... nicht schlecht, wirklich nicht schlecht... aber na ja. Ich mache mir keine besonderen Sorgen wegen ihm. Du hast ihn ja schon bemerkt, und ich fühle keine bösen Absichten von ihm ausgehen.“ Auf Senshus Stirn bildete sich eine steile Falte und ihr Herz klopfte mit einem Mal etwas zu schnell. Also doch. Gai setzte sich mitten auf die Straße und zeichnete fröhlich Strichmännchen in den Sand: „Du freust dich nicht sonderlich über deinen Besuch, was?“ „...könnte man so sagen.“ Senshu seufzte und verschränkte dann die Arme: „Aber warum seid Ihr mir gefolgt, Meister Gai?“ „Nicht so förmlich!“, meinte er erstaunt. „Verzeiht. Ich bin es gewohnt, Respekt zu zeigen, wenn mich jemand an Weisheit und Fähigkeit überragt.“ „Ach, na dann.“ Gai kicherte, als er ein Kakashi-Strichmännchen vollendet hatte. Dann blickte er zu Senshu auf: „Hab’ gehört, ihr habt Ärger gehabt?“ „Nicht der Rede wert...“ „Worum ging’s?“ „Nur ein paar Stänkerer, die sich Nemaru vornehmen wollten. Hoffentlich begegnen sie ihm nicht, wenn er nüchtern ist, dann sind sie alle miteinander keine Gegner für ihn.“ „Du traust ihm ja einiges zu.“, meinte Gai ehrlich erstaunt. „Es hat bisher nicht so auf mich gewirkt. Eher so, als würdet ihr ihn schützen.“ Senshu starrte demonstrativ gelangweilt zu Boden: „Weil er der Jüngste in der Gruppe ist und man uns beigebracht hat, uns um unsere Leute zu kümmern vielleicht? Aber kommen wir zum Thema, bitte.“ Gai verwischte das Kakashi-Männchen vor sich und zeichnete einen Totenschädel: „Wir sind bereits dabei. Mir ist etwas aufgefallen.“ Er deutete auf ihr linkes Ohr. „Anfangs dachte ich, das Zeichen wäre bei euch allen gleich, aber das stimmt nicht. Es zeigt euren Reifegrad, wenn man so will, oder?“ Senshu nickte wenig beeindruckt. Die unterschiedlichen Symbole waren aufgrund ihrer Winzigkeit kaum sichtbar, aber dennoch vorhanden. Hinter ihrem Totenschädel kreuzten sich zwei Hände mit gespreizten Fingern, wobei eine der Hände ein wenig blasser war. Hinter Mijas Schädel befand sich nichts, aber er war umgeben von einem Rahmen aus winzigen Kirschblütenpunkten, die kaum sichtbar waren. Hinter dem Schädel von Nemaru war – noch – nichts, aber der Schatten eines Schwertes wäre mit einer Lupe erkennbar gewesen. Gai fuhr fort: „Ich bin nur neugierig, weil die Bräuche in eurem Land so anders sind... ihr seid nicht registriert, eure Ausbildung hat keinen gegliederten Aufbau... nur dieser Ohrring.“ „Solche Ohrringe tragen aber nicht viele Leute in Kijukai.“, meinte Senshu. „Ich weiß. Weil das Material, aus dem sie bestehen, selten ist, nicht wahr?“ „So ist es.“ „Um genau zu sein, ist es ein unbekanntes Material, es hat keinen Namen. Und viele sind danach auf der Suche, weil es die Fähigkeit hat, den Träger zu erkennen und sich nach dem Willen desjenigen, der es geschafft hat, das Material zu formen, zu verändern – selbst nach seinem Tod. Ist es nicht so?“ Senshu nickte nur. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen: „Ihr wisst ohnehin alles darüber, was wollt Ihr von mir noch?“ „Mich interessiert, warum ihr es tragt. Ich weiß, dass euer Herr das Material bearbeiten konnte. Aber warum hat er das bisschen davon, das sich in seinem Besitz befand, seinen Bediensteten überlassen und es nicht für sich selbst genutzt? Er muss einen bestimmten Zweck damit verfolgt haben...“ Senshu seufzte. Sie hatte genug zu bedenken, auch ohne langwierige Erklärungen. Noch dazu über Angelegenheiten, die sich schwer in Worte fassen ließen. Obwohl sie das Gefühl hatte, dass viele der Dinge, die jetzt noch im Verborgenen lagen und zudem durch die sich überschlagenden Ereignisse überschattet wurden, bald zumindest teilweise offenbart werden mussten. Es war – mal wieder – eine Zeit des Umbruchs für sie. „Es tut mir leid... ich weiß nicht, ob er wollen würde, dass ich all das verrate, was er mir anvertraut hat. Vieles davon wissen nicht einmal Mija oder Nemaru. Außerdem,... wie gesagt, er war exzentrisch.“ Gai nickte nachdenklich: „Ich weiß. Aber es gibt da jemanden, der versucht, das Geheimnis des Materials und seine Mächte zu ergründen – allerdings nicht durch Fragen. Und er wird sich besser verstecken als dein aktueller Verfolger, wenn er erst weiß, wo ihr seid.“ „Wen meint Ihr?“ „Ein alter Bekannter. Egal. Was ich eigentlich fragen wollte, ist... kennst du die ganze Macht dieses Materials?“ Senshu lächelte den Sternen entgegen: „Ich kenne sie vielleicht, aber nur in den Momenten, in denen ich mich selbst kenne.“ „Wie meinst du das?“ „Schwer zu beschreiben. Aber wenn man vollkommen man selbst ist, wenn man klar denken, klar hören und sehen, aber vor allem klar fühlen kann, dann kann man in Einklang damit sein. Aber nur, wenn es auf die Person geprägt ist, die es verwenden soll. Dabei geht es nicht ums Wollen.“ Senshu sah immer noch zum Himmel hinauf und ihr Blick wirkte entrückt. Ihre Stimme war auf einmal so leise und sanft, wie man sie sonst nie hörte, als hätte sie vergessen, dass Gai anwesend war. „Das Material öffnet sich nur, wenn man ganz klar die Kraft in sich spürt, die das Schicksal beeinflusst. Meist tut diese Kraft, was sie will, weil wir nicht genug wir selbst sind, um sie zu berühren. Wir sind mit so vielem beschäftigt, dass es einfach nicht geht. Aber manchmal legt man diesen unterirdischen Fluss frei, und dann kann man das Material vielleicht nutzen. Wenn es dafür geprägt ist. Die Schlüssel dazu sind vielfältig. Und nicht jeder Träger denkt so viel darüber nach. Die wenigen Male, die Nemaru es benutzt hat, waren vielleicht unbewusste Instinkthandlungen. Und Mija hat durch ihre Ausgeglichenheit oft Zugang dazu – was wiederum bedeutet, dass sie recht gut erkennt, wann sie es verwenden kann. Und sie geht sehr natürlich damit um.“ Gai erhob sich und verwischte mit dem Fuß den Totenschädel. „Dieses Material ist also für niemand anderen als euch von Wert, oder?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht besteht die Möglichkeit, die eingeprägten Informationen zu löschen oder zu ändern.“, überlegte Senshu. Gai klopfte den Sand der Straße von seinen Kleidern und meinte: „Ich ziehe mich jetzt besser zurück, ich habe noch zu tun. Außerdem will noch jemand etwas mit dir besprechen...“ Senshus Blick zuckte fragend hoch: „Wer?“ Ihre Gedanken flatterten panisch zu ihrem Verfolger auf dem Steindenkmal. „Iruka wollte dir noch etwas sagen.“ „Ach so...“ Ehrliche Erleichterung schwang in ihrer Stimme mit. „Meister Gai! Eine Bitte, bevor Ihr geht.“ „Ja?“ „Bitte... verratet niemandem etwas von...“ Ihr Blick wies hinauf zu Hokage dem Dritten und heftete sich dann wieder an Gai, der verstehend nickte: „Deine Angelegenheit.“ Dann verbeugte er sich grinsend und war kurz darauf verschwunden. Allerdings so, dass er nicht mehr erfühlbar war, wie vorhin. Er war eben doch um Klassen besser als sie und ihr Verfolger. Erleichtert ging Senshu ein paar Schritte weiter und wartete auf Iruka. Was für ein ereignisreicher Abend. Iruka kam ihr bald entgegen. „Choji Akimichi hat mir erzählt, was passiert ist.“ „Wer?“ „Ein ehemaliger Schüler, der in dem Gasthaus war. Alles in Ordnung?“ „Natürlich. Solche Dinge kommen doch immer wieder vor, oder?“ Iruka nickte nur. Senshu kramte ein paar Münzen hervor und reichte sie ihm, er lehnte sie jedoch mit einer bescheidenen Handbewegung ab. „Du bist eingeladen.“, lächelte er. Sie bedankte sich und war froh über diese freundliche Geste, die ein willkommener Ausgleich dazu war, dass ihre Anwesenheit zu Streitereien Anlass gegeben hatte. „Gai sagt, es gäbe noch etwas?“ „Ja, er hat vorhin kurz mit mir gesprochen und mir gesagt, dass der Ältestenrat beschlossen hat, euch – sobald Zeit dafür ist und Prüfer freigestellt werden – einem Test zu unterziehen, um eure Stärke und euren Rang festzustellen, falls ihr in Konohagakure bleiben wollt. Wir brauchen zur Zeit jeden Ninja, den wir haben, um Aufträge zu erfüllen. Und da ihr helfen wollt...“ Senshu verstand sofort. Sie sollten, wenn sie gut genug waren, auch als Ninja für Konohagakure arbeiten. „Wir sollen offiziell registriert werden?“, fragte sie erfreut. Diese Entscheidung beruhte wahrscheinlich vor allem darauf, dass das Dorf sich in einer Notlage befand, dennoch bestätigte sie eine gewisse Akzeptanz. „Aber ja. Gai hat euch beobachtet und beim Rat empfohlen. Ich auch.“ „Danke, wirklich! Wann, glaubst du, wird die Prüfung stattfinden? Und wie sieht sie aus?“ „Darüber weiß ich noch nichts, aber nur die Ruhe. Die nächste Zeit ist ohnehin mit Organisation und Wiederaufbau verplant. Bei Gelegenheit.“ „Klasse!“, grinste Senshu und vergaß über ihrer Freude für einen Moment ihren Verfolger. Iruka hingegen deutete in eben jenem Moment zum Denkmal hinauf: „Äh, da oben...“ „Raaah, ich weiß!“, stöhnte Senshu resigniert und ließ den Kopf hängen. „Bitte, erwähne ihn niemandem gegenüber.“ Iruka lachte lauthals: „Keine Sorge. Ein alter Bekannter?“ „So könnte man sagen, ja. Nah...“ „Schon in Ordnung. Es ist schon spät, was? Ich muss morgen früh raus. Mach’s gut!“ „Wird gemacht. Danke.“ Sie schüttelten einander kameradschaftlich die Hände und Iruka zog ab. Senshu seufzte tief: „Genug für heute.“ Sie machte sich auf den Heimweg. Jetzt, wo sie wusste, dass ihre Ahnung sich bewahrheitet hatte, konnte sie sicher sein, dass dieser Verfolger sich nur zeigen würde, wenn sie alleine war. Er würde sie nicht vor ihren Freunden behelligen. Immerhin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)