The New Shinobi von abgemeldet (Season One) ================================================================================ Kapitel 6: Loyalität -------------------- „So was vergess’ ich nicht! Euch würd’ ich nie vergessen. Ihr seid die einzigen wirklichen Freunde, die ich hab’...“ - Nemaru Endan „Lasst ihn los!“ Eine Stimme, die es nicht gewohnt war, Anweisungen zu erteilen, ertönte vom Eingang des Gasthauses, woraufhin sich einige der Gäste ihr zuwandten. In dem großen, gut besuchten Raum war es schon vor einigen Augenblicken stiller geworden, als eine Gruppe Jugendlicher auf die drei Köche eines anderen Lokals losgegangen war – der Grund war noch nicht bekannt, aber unter Letzteren befand sich der rothaarige Endan aus Kijukai. Der vorwitzige Kerl von der Waldinsel. Natürlich hatte schon fast jeder von ihm und seinen Kameradinnen gehört. Noch einmal ertönte die Stimme: „Hey! Ihr sollt ihn loslassen!“ Und jetzt wandten sich ihr auch endlich die fünf oder sechs etwa achtzehnjährigen Kerle zu, die sich ganz offensichtlich besonders auf Nemaru konzentrierten. Seine beiden Begleiter hatten sie in eine Ecke gedrängt, wo sie von einem ihrer Leute in Schach gehalten wurden. Der Rädelsführer der Jugendlichen, ein zerraufter Bursche mit einer schweren Lederschürze und schmutzigen Arbeitskleidern, hatte Nemaru, der von den anderen festgehalten wurde, am Kragen gepackt und ihm, wie es aussah, bereits einen sauberen Schlag ins Gesicht verpasst, denn Nemarus linker Mundwinkel blutete ein wenig. Der rote Fleck auf seiner Wange zeigte, wo wenig später eine anständige Schwellung entstehen würde. Jetzt hob Nemaru seinen von diesem betäubenden Schlag und vielleicht ein wenig zu viel Alkohol schweren Blick und sah Mija in der Tür stehen. Sie hatte den groben Stoffvorhang, der im Eingang hing, mit einer Hand beiseitegeschoben, um erst einmal einen Blick in die Wirtsstube zu werfen. Jetzt ließ sie den Vorhang hinter sich zufallen und trat zwei Schritte vor. Sie warf dem Wirt einen kurzen, strengen Blick zu, den er gleichgültig von sich abprallen ließ. Er stand hinter seinem Schanktisch und beobachtete die Sache missmutig, aber offenbar ohne das Vorhaben, etwas dagegen zu unternehmen. Mija schlussfolgerte daraus, dass die Jugendlichen zu seinen Stammkunden gehörten und er daher zuließ, dass sie dem „Neuen“ eine Lektion erteilten – wofür auch immer. Sie wusste, dass Nemaru vorlaut sein konnte, wenn ihm das Verhalten anderer zuwider war. Aber sie war sich sicher, dass es für einen derartigen Aufstand keinen triftigen Grund geben konnte. Beinahe verächtlich blickte sie in den inzwischen stillen Raum und zu dem Jungen, der eben noch zu einem weiteren Schlag in Nemarus Gesicht ausgeholt hatte, sie jetzt aber belustigt ansah. Dabei dachte sie daran, wie verhasst es ihr war, dermaßen im Mittelpunkt zu stehen. Die auf sie gerichteten Blicke machten sie wütend, eine gute Vorraussetzung dafür, vor all den Fremden zu sprechen. „Ziemlich feige – nur traurig, dass du vier Leute brauchst, die ihn festhalten.“ Das Grinsen des Jungen wurde zu einer zornigen Fratze. Er stieß Nemaru grob in die Arme seiner Kameraden, von wo dieser sich in seinem momentanen Zustand nicht befreien konnte. Er wollte seinem Gegner etwas hinterher rufen, wurde aber durch einen brutalen Schlag in den Magen daran gehindert, woraufhin Mija forsch sagte: „Lasst ihn sofort in Ruhe! Was soll der Scheiß hier eigentlich?“ Anstatt irgend etwas zu erklären, legte der Junge mit der Schürze diese mit einem Schwung ab und ließ sie auf den alten, abgenutzten Holzboden fallen. „Dann eben zuerst du, Miststück! Wenn du genauso frech sein willst...“ Er lächelte siegessicher und begann damit, einige Schlüsselpositionen seiner Ninjutsu zu zeigen, die wohl bedrohlich wirken sollten. In der Tat waren seine schnellen, kraftvollen Bewegungen beeindruckend, aber Mija unterbrach schließlich eine Kombination von Fingerzeichen, die endlich einen ernsthaften Angriff einleiten sollten, indem sie vollkommen überraschend in die Falten ihrer Kleider griff und daraufhin ungerührt eine Waffe auf ihn richtete. Noch während des Ziehens hatte sie die kleine Muskete entsichert, und ohne weitere Verzögerung schoss sie. Die abgefeuerte Kugel schlug, kaum hörbar durch ein kollektives, entsetztes Aufschreien der Gäste, in der Wand auf der anderen Seite des Raumes ein. Während aufgeregtes Gemurmel durch die Menge wogte, tastete der Junge in schmutziger Arbeitskleidung fassungslos nach seinem Ohr, wo er immer noch die Hitze des vorbeirasenden Geschosses spürte. Als er seine Finger betrachtete, sah er nicht einen einzigen Tropfen Blut daran. Aber er fühlte die verräterische Wärme, die sich an der Vorderseite seiner groben Hose ausbreitete. Sein Kinn zitterte, doch bevor er etwas sagen konnte, hörte er die Stimme des Mädchens. Die Waffe war immer noch auf ihn gerichtet, trotzdem riss er den Blick vom Ende des qualmenden Laufes und sah ihr bedauernd wirkendes Gesicht an, während sie sprach: „Es wäre mir unangenehm, jemanden auf diese Weise zu verletzen. Aber du solltest dir zumindest der Möglichkeiten bewusst sein. Nicht jeder teilt meine Einstellung.“ Dann steckte sie die Waffe wieder weg und blickte ihn erwartungsvoll an. Der Junge bebte vor Wut und Scham darüber, hier unter seinen Bekannten und Freunden von einem ungefährlich wirkenden Mädchen gedemütigt zu werden. Als einer seiner Freunde von Nemaru ablassen und ihm zu Hilfe kommen wollte, warf er ihm einen warnenden Blick zu und deutete ihm, zu bleiben, wo er war. „Ich bring’ dich um...“, presste er zwischen den Zähnen hervor. Doch als er sich auf Mija zu bewegen wollte, erfasste ihn plötzlich jemand am rechten Handgelenk. Was ihn jedoch an seiner Bewegung hinderte, war nicht die Kraft der Hand, die ihn hielt. Es war das Gesicht, das sich in sein äußeres Blickfeld schob, noch bevor er sich Senshu vollständig zuwenden konnte. Wieder hob sich erstauntes Gemurmel, und mehr als einmal hörte man den Namen Orochimaru, nachdem die Dritte von den Leuten aus Kijukai durch die Hintertür gekommen war. Ihre Stimme fiel schwer und trotz des Geschwätzes um sie herum deutlich hörbar in den Raum: „Nicht so leichtfertig.“ „Wa - ?“ „Wer sich das Recht anmaßt, ein anderes Leben zu nehmen, muss gut sein, oder lebensmüde. Er muss bereit sein, und dazu in der Lage, sein Leben zu verteidigen.“ „Was redest du da, verrückte Hexe?!“, stammelte der Junge jetzt verwirrt und noch zorniger. Er versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, aber sie ließ nicht los. Statt dessen trat sie näher an ihn heran und verzog dabei angewidert den Mund. Ihm selbst wurde der Gestank bewusst, den seine Angst von ihm ausgehen ließ. „Du verstehst mich vielleicht nicht.“, fuhr sie mit erbarmungsloser Ruhe fort. Dann wurde ihr Blick grausam. „Ich meine, wer sich herausnimmt, zu töten – oder nur anderen mit dem Tod zu drohen – gibt ihnen das Recht, ihn zu töten, wenn sie es für erforderlich erachten.“ Der Junge zitterte jetzt merklich. „Du bist ja wahnsinnig...“, stotterte er. Mija stand immer noch mit verschränkten Armen am anderen Ende des Raumes und behielt von dort aus die Jugendlichen im Blick, die Nemaru immer noch festhielten. Sie wartete einfach ab, aber die ganze Angelegenheit schien sie ungeduldig und missmutig zu machen. Senshu lächelte bitter und senkte den Blick – was der Junge als Gnade empfand: „Mag sein. Aber drohe niemandem zu leichtsinnig. Es gilt gleiches Recht für alle in einem fairen Kampf. Und ich nehme das, was mein Gegenüber sagt, immer ernst.“ Er dachte fieberhaft darüber nach, wie er aus dieser Situation entkommen konnte. Er stammelte: „Ich... verstehe.“ Sie nickte nur und murmelte desinteressiert: „Mhm...“ Dann ließ sie seine Hand los. Mija schob ihn grob aus dem Weg und trat gemeinsam mit Senshu zu den anderen, die jetzt, da ihr Anführer überwältigt schien, einfach zurücktraten, als die Mädchen Nemaru in ihre Mitte nahmen. Senshu wischte das gerinnende Blut von seinem Kinn, was ihm sichtlich Schmerzen bereitete, denn er verzog den Mund und riss die Augen auf. „Lass das!“, fauchte er zornig. „Was war los?“, fragte Mija, woraufhin Nemaru den Kopf senkte und die Lippen aufeinander presste. Senshu dachte kurz daran, den Wirt oder sonst jemanden danach zu fragen, unterließ es aber dann. „Wir gehen besser.“, meinte sie und Mija nickte: „Ja. Der Abend scheint ja zumindest für euch gelaufen zu sein.“ Sie bedachte Nemaru und seine beiden Begleiter, die sich nun erleichtert aus der Bewachung ihres Gegners befreit sahen, mit einem Blick, der eine Mischung aus Bedauernd und Belustigung war. Sie verließen das Gasthaus zu fünft und auf der inzwischen dunklen Straße erläuterte einer der beiden jungen Köche: „Es war nichts... die waren einfach auf Ärger aus und haben ihn provoziert. Sie hatten es ohnehin auf ihn abgesehen. Wir haben schon öfter Ärger mit denen gehabt, aber wir sind ihnen aus dem Weg gegangen – Nemaru nicht.“ Der andere nickte schwerfällig – sie waren alle drei nicht wirklich betrunken, aber sie hatten sich auf einen lustigen Abend eingestellt und waren von den anderen kalt erwischt worden. „Er hat nur eine Kleinigkeit erwidert, aber das war alles, worauf Tonma gewartet hat.“ [ton = Versteck, ma = Dämon] Senshu stand mit verschränkten Armen daneben, während Mija sagte: „Ach so... na... hoffentlich kriegt ihr jetzt deswegen keinen Ärger.“ „Nein, bestimmt nicht. Nach dem, was da heute vorgefallen ist – und Tonma meiden wir sonst ohnehin. Wir waren nur unvorsichtig.“ Endlich meldete Nemaru sich zu Wort. „Manchmal kann man eben nicht vorsichtig sein!“, brummte er unwirsch. Er war immer noch wütend darüber, dass man ihn in einem unachtsamen Moment so überrumpelt hatte. Als er bemerkte, dass er vielleicht etwas zu heftig gesprochen hatte, sah er sich prüfend nach den anderen um, aber sowohl Mija, als auch Senshu nickten nur. Die beiden stellten keine Fragen. Sie verabschiedeten sich von Nemarus Mitarbeitern und machten sich mit ihm auf den Heimweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)