Feinde, oder was? von feuerregen (Seras x Anderson) ================================================================================ Kapitel 19 ---------- „ALUCARD!!“ Schlagartig erwachte der Vampir in seiner Gruft. Integras Schrei in seinem Kopf hallte immer noch nach und bereitete ihm Kopfschmerzen, doch gehorchte er ihrem Ruf augenblicklich und stand im nächstem Moment in der Eingangshalle, noch vom Schatten verborgen, und sah den Grund für Integras Hilferuf: In der Tür stand ein hoher katholischer Priester, wahrscheinlich Maxwells Nachfolger. Hinter ihm hatten sich fünf Iscarioth-Priester aufgereiht und warteten auf Befehle. „Seras! Schweinepriester! In die Empfangshalle, aber flott!“ Durch diese heftige Kontaktaufnahme hoffte Alucard, die kleine Vampirin auch jetzt, am Tage, wecken zu können. Dann konzentrierte er sich wieder auf das Gespräch seiner Herrin mit dem Fremden. Seras riss die Augen auf. Ein stechender Kopfschmerz hatte sie geweckt. In ihrem Kopf hallten noch immer die Worte wider, die so unsanft hinein befördert worden waren. Auch unter sich vernahm sie im selben Moment ein schmerzliches Keuchen und als sie hinab blickte, sah sie direkt in Andersons Gesicht, der sich gerade an den Kopf griff und sich die schmerzenden Schläfen rieb. Sofort wurde Seras wieder etwas rot, als sie seine nackte Brust unter ihren Fingern spürte und sprang rasch von ihm herunter. „Der Meister, er hat uns gerufen!“ informierte sie den Hünen überflüssigerweise noch einmal, und war schon dabei, in ihre Stiefel zu schlüpfen. Der Priester gähnte noch einmal, ehe er aufstand, seine Schuhe anzog und das Hemd überwarf, das er zuknöpfte, während er hinter Seras her durch die Katakomben nach oben jagte. Die Vampirin hastete die Kellertreppe hoch, blieb jedoch, kurz bevor sie entdeckt werden konnten, schlagartig stehen und auch Anderson, der dicht hinter ihr geblieben war, stoppte. Mit misstrauischem Gesichtsausdruck lauschte sie auf die Stimmen, die in der Halle zu hören waren. Vorsichtig schon sie ihren Kopf etwas höher, sodass sie die Szene, die sich abspielte, erkennen konnte. Dort standen fünf Männer, gekleidet in Priestergewänder, und ihnen einige Schritte voraus stand ein weiterer Mann, der jedoch im Gegensatz zu den anderen eine höhere Stellung einzunehmen schien, da diese stumm und mit ernster Miene auf Befehle zu warten schienen. Ihnen gegenüber stand Integra, stolz und kalt wirkend wie immer. Die Arme hatte sie locker vor der Brust verkreuzt und in ihrer rechten Hand glomm ein Zigarillo vor sich hin. „Meister, wo seid Ihr?“, funkte Seras Alucard an und bekam auch sogleich eine Antwort: „Im Schatten unter dem Großen Fenster links von dir, Fräulein Polizistin.“ Suchend blickte Seras sich um, doch als sie ihren Blick dem Fenster zuwandte, riss sie den Arm hoch, da die untergehende und schon nur noch schwach leuchtende Sonne ihr schmerzhaft ins Gesicht schien. Ihr passierte nicht, sie verbrannte nicht, wie sie es in Büchern gelesen hatte, sofort zu Asche, aber dennoch stachen die Sonnenstrahlen wie Nadeln auf der Haut. „Zu Asche verbrennen nur niedere Vampire, das Gewürm, das wir ausrotten, Fräulein Polizistin. Du jedoch bist von meinem Blut und somit, wenn auch noch kein vollständiger Vampir, so doch schon sehr stark und ein Vampir höheren Ranges. Erst in dem Moment, in dem du dich dazu durchringst, mein Blut zu trinken, wirst du zu mir aufsteigen, ein mir gleichberechtigter Vampir sein.“ Integra blickte kalt in das Gesicht des ihr gegenüberstehenden Priesters, der Schritt für Schritt auf sie zukam. Hätte ihr Alucard nicht vor wenigen Sekunden seine Anwesenheit bestätigt, wäre sie nun vorsichtig geworden, doch mit dem Vampir im Rücken konnte sie dem Mann, der nicht größer war als sie selbst und seine schmächtige, vorgebeugte Gestalt in teuren Anzügen verbarg und viel zu viel und vor allem das falsche Aftershave benutzte, in aller Seelenruhe Kontra geben. „Miss Hellsing“ Bei dieser Anrede schnaubte Integra empört, doch fuhr der Priester unbeirrt fort: „Ich bin Pater Dominic Swan, Pater Maxwells Amtsnachfolger, da der ja leider dem Wahnsinn erlegen ist. Wie ich hörte, befindet sich die Person, die dafür verantwortlich ist, hier in diesem Gebäude.“ – „Das stimmt allerdings.“, antwortete Integra kalt und ein Mundwinkel verzog sich hämisch, als sie an die Jammergestalt dachte, die Alucard ihr präsentiert hatte. „Was hat dieses Grinsen zu bedeuten, Miss Hellsing?“, fragte Swan erbost und wollte noch einen Schritt auf die junge Frau zumachen, doch verharrte er mitten in der angefangenen Bewegung, da er plötzlich die Mündung einer Pistole zwischen den Augen hatte. Erschreckt stolperte er einige Schritte rückwärts, verlor schließlich das Gleichgewicht und landete unsanft auf den kalten Fliesen, während die Kämpfer hinter ihm sich augenblicklich in Angriffsstellung begaben. Immer noch leicht geschockt blickte Swan den silbernen Lauf der Pistole entlang, den roten Arm entlang bis hinauf in das ihm zugewandte Gesicht eines Großen Mannes, betrachtete das scharfe Profil einen Augenblick, ehe er versuchte, seine Augen zu erkennen. Die jedoch waren hinter den rot verspiegelten Gläsern einer scheren Fliegerbrille verborgen. Gleichzeitig war Swan fasziniert und verspürte den ungeheuren Drang, sich umzudrehen und diesem Haus nie wieder zu nahe zu kommen, als sich die Lippen des Mannes gemächlich zu einem beängstigenden Grinsen verzogen. Als unter dem blassen Fleisch scharfe Fangzähne sichtbar wurden, siegte die Angst und die Augen des Paters weiteten sich schlagartig, jedoch hielt sein Stolz ihn, wenn auch in dieser demütigen Position, so doch auf der Stelle. „Merkst du nicht dass deine Anwesenheit hier meiner Herrin nicht zusagt, Mensch? Nenne uns den Grund deines Hierseins und dann verschwinde und hoffe, dich hier nie wieder blicken lassen zu müssen.“ Alucard hatte betont ruhig gesprochen, doch schwang in seiner Stimme ein leise, bedrohlicher Unterton mit, der klarmachte, dass der Vampir absolut kein Problem damit hatte, jederzeit abzudrücken und einen weiteren Pfaffen zu seinem Schöpfer zu schicken. Nach diesen Worten herrschte eine Weile eine unangenehme, beklemmende Stimme, bis Integra einen Schritt an Alucard vorbei machte und sich vor Swan aufbaute. „Was ist mit Ihnen, Pater?“, erkundigte sie sich, den höhnischen Ton in ihrer Stimme keinesfalls verbergend. „Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? In ihrer Position dürfte man doch eigentlich keine Angst vor Vampiren haben, oder?“ Swans Blick sprang zwischen der stolz dastehenden Integra und dem nun leicht hinter ihr stehenden Vampir, dessen Waffe immer noch bedrohlich auf ihn gerichtet war, hin und her. Nach einer ganzen Weile, in der keiner ein Wort sprach, drehte Integra sich mit einem verächtlichen Schnauben um und bedeutete Alucard mit einem Wink, ihr zu folgen. „Angriff!“ Der Befehl aus Swans Mund war nur gezischt und doch hörte ihn jeder im Raum. Für Seras und Anderson bedurfte es keiner weiteren Aufforderung, sie warfen sich von ihrer bislang unbemerkten Position aus den vorschnellenden Iscarioth-Kriegern entgegen und blockten ihren Angriff auf Integra und Alucard, während der Vampir an Lady Hellsings Seite und ein Loch in einen der Iscaroth-Krieger feuerte, der gerade auf Seras losging. Die kleine Vampirin hatte im Gegensatz zu den beiden Männern an ihrer Seite einiges mit ihrem Gegner zu tun, da die Iscarioth-Krieger stark und schnell waren. Und so kämpfte sie verbissen mit dem großen Mann, eingehüllt in das kampfsüchtige Lachen ihrer beiden Partner und mit Blut besudelt. Schließlich griff sie sich, da sie bislang nur mit der Pistole, die sie aus ihrem Zimmer mitgenommen hatte, die Schwertschläge abgewehrt hatte, eines von Andersons Messern aus einem bereits toten Körper, und zog es ihrem Gegner in einem verzweifelten Hieb durch die Kehle. Nachdem sein Körper dumpf auf dem Hallenboden aufgeschlagen war, herrschte unheilvolles Schweigen. Das nutzte Seras, um zu Anderson zu gehen, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass keine Gefahr mehr bestand. Dem gab sie mit müdem Gesichtsausdruck die Klinge zurück, die er ihr auch sogleich abnahm. „Anderson!“, stieß Swan hervor, die Augen zu Schlitzen verengt. Er schien den Hünen wirklich erst jetzt erkannt zu haben. Langsam wandte der Angesprochene sich um und mustere den Anderen kalt. „Guten Abend, Pater Swan.“, grüßte er abfällig, ehe er sich wiede Seras zuwandte und ihr mit dem Daumen vorsichtig einige Blutspritzer von der Wange wischte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)