Feinde, oder was? von feuerregen (Seras x Anderson) ================================================================================ Kapitel 10 ---------- Seras hatte Anderson inzwischen in ihr Zimmer gezogen, wo das Feldbett bereits aufgebaut an der Wand stand. Jetzt erst ließ sie seine Hand los und einen Moment lang herrschte verlegenes Schweigen. Schließlich räusperte Seras sich und blickte sich im Raum um, ehe sie sich dem kleinen Tischchen zuwandte, auf dem nun ein Kelch stand. „Darf ich?“, erkundigte sie sich. Einen Moment war Anderson verwirrt, doch dann fiel sein Blick auf den Kelch, um den Seras beide Hände gelegt hatte. Was er enthielt, konnte sich der Blonde schon denken. Daher nickte er nur knapp, ehe er ein mürrisches „Meinetwegen“ murmelte und sich daran machte, das Feldbett etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Sehr Vertrauen erweckend sieht es ja nicht gerade aus... ,dachte er, als er sich vorsichtig auf die Bettkante setzte und sich dann langsam hinlegte. „Das scheint es ja auszuhalten...“, murmelte er erleichtert und drehte sich auf die Seite, um die kleine Vampirin zu beobachten, die immer noch dabei war, den Kelch zu leeren. Anderson stützte seinen Kopf in einer seiner Handfläche ab und seufzte schwer. Das hörte Seras und setzte den Kelch kurz ab, um einen Blick auf ihn zu werfen. Als sie ihn so liegen sah, kam ihr ein Gedanke, bei dem sie augenblicklich rot wurde und sich, um das zu verbergen, schnell den Kelch an die Lippen setzte. Shit, hatte ich etwa so lange keinen Mann mehr? Naja, eigentlich hatte ich ja noch nie wirklich einen Mann, sonst wär‘ ich jetzt wohl kein Vampir... rief sie sich selbst zu Ordnung. Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie Anderson sich ihr näherte. Erst, als er ihr den Kelch, der schon lange leer war, vor der Nase wegzog und ihn auf den Tisch stellte. „wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken, Kätzchen? Träumst du etwa?“, fragte er mit schiefem Grinsen. Immernoch verlegen stolperte Seras einen Schritt zurück und wäre wohl über ihren Munitionsranzen gefallen, hatte Anderson nicht nach ihr gegriffen und sie davor bewahrt. „Du bist echt ein Tolpatsch, Kätzchen!“, neckte er sie sanft, bevor er sie, als sie wieder sicher stand, losließ und sich abwandte, um sich erneut vorsichtig auf das Feldbett zu setzen. Einen Moment lag stand Seras noch, benommen von seiner plötzlichen Nähe, doch dann riss sie sich zusammen und ließ sich mit Schwung neben Anderson auf das Feldbett fallen. Anderson sah das, was nun folgte, zwar kommen, doch statt etwas zu sagen, grinste er nur ironisch und hielt die Luft an. Mit einem Ächzen gaben die Federn des Bettes nach und Jahre alter Staub wirbelte beim Aufprall auf den Steinfußboden nach. Hustend fand Seras sich auf dem nun breit grinsenden Anderson wieder, der seine linke Hand hob und ihr durch die Haare wuschelte. „Schusselchen“, neckte er wieder, „Jetzt muss ich wohl bei dir schlafen. Immerhin geht jeden Moment die Sonne auf.“ Seras merkte, wie sie wieder Rot wurde und senkte den Kopf, in der Hoffnung, ihre glühenden Wangen (Wovon kommt das wohl? X3) hinter den dichten Stirnfransen verbergen zu können. „Hey, ich bin Priester.“ , meinte Anderson belustigt, „Werd schon nicht über dich herfallen.“ Dann lachte er und stellte Seras auf die Füße, bevor er sich ebenfalls hinstellte. „Sie... sie können ruhig bei mir schlafen, wenn es Sie nicht stört.“, murmelte Seras verlegen. „Unter einer Bedingung!“, sagte Anderson und Seras blickte auf, als sie seine Wärme hinter sich spüren konnte. Verdutzt blickte sie über die Schulter, doch Anderson lächelte sie nur an und beugte sich etwas zu ihr herunter. „Ich will, dass du mich duzt.“, flüsterte er ihr ins Ohr und Seras konnte seinen warmen Atem auf ihrer Wange spüren. Einen Moment lang war die kleine Vampirin mehr als nur leicht irritiert, aber dann lachte sie erfreut. „Gerne!“, rief sie, griff sich ihren Pyjama und verschwand im angrenzenden Badezimmer. Nun sah sich Anderson erst einmal etwas gründlicher im Zimmer um. Es war spärlich eingerichtet; alles, was es gab, waren das riesige Himmelbett, der kleine Tisch mitsamt Stuhl und eine Kommode, in der Seras wohl ihre Kleidung und persönlichen Sachen aufbewahrte. Nach einer Weile kam Seras wieder aus dem Bad. „Sie – Sorry – Du kannst jetzt rein.“ Anderson nickte und verschwand ebenfalls kurz im Bad, doch kam bereits nach einer Minute wieder, da er ja nicht einmal eine Zahnbürste dabei hatte . Lediglich das Gesicht wusch er sich und legte seine steife Priesteruniform ab. Nur noch mit seiner Hose bekleidet kam er ins Zimmer zurück, wo er Seras auf dem Bett sitzend und auf ein altes Foto starrend vorfand. Erst, als Andersons Schatten auf sie fiel und er sie ansprach, schreckte sie hoch. „Wer ist das?“, erkundigte er sich. „Mein Vater.“, antwortete Seras und blickte mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen zu ihm auf. Anderson setzte sich nun ebenfalls auf das Bett. Er rückte an die Wand und lehnte sich, nachdem er seine langen Beine zum Schneidersitz überschlagen hatte, bequem dagegen. „Was ist mit ihm?“, hakte er nun nach. Das leichte Zittern in ihrer Stimme war ihm keineswegs entgangen und ließ ihn hellhörig werden. „Er ist tot. Er starb auf einem Einsatz. Ich habe allein gelebt, bis Lady Integra, Alucard und Walter mich aufgenommen haben. Aber manchmal fehlt er mir trotzdem...“, erzählte Seras und versuchte, ihr Stimme nicht allzu wackelig klingen zu lassen. Eine Weile herrschte Schweigen, bis Anderson unvermittelt aufseufzte und sich unter die Decke verkroch. „Schlaf jetzt!“, war das einzige, was er sagte, doch war Seras ihm dafür überaus dankbar. Das war ein Satz, auf den sie nicht antworten musste und den sie gerne befolgte, da sie an der Müdigkeit, die an ihr zerrte, deutlich merkte, dass die Sonne am Aufgehen war. Ohne Widerworte legte sie sich zu Anderson, wobei sie jedoch darauf bedacht war, ihm nicht zu berühren. „Soll ich den Deckel offen lassen?“, fragte sie leise. Erst da wurde Anderson schlagartig klar, dass das, was er für einen „Himmel“ gehalten hatte, der Deckel eines monströsen Sarges war, der sogar für ihn lang genug war. Ihn lief ein kalter Schauer über den Rücken und plötzlich fühlte er sich wie bei seiner eigenen Beerdigung. “Ja, bitte! Auch wenn ich neben einer Untoten liege, wie einer fühlen will ich mich nicht.“, meinte er trocken. Seras seufzte resignierend auf, ehe sie sich in die Kissen kuschelte und zu schlafen versuchte. Anderson tat es ihr gleich und war auch tatsächlich schon fast eingeschlafen, als ihn leises Schluchzen wieder hellwach werden ließ. Als er sich suchend umsah, erkannte er, dass es Seras war, die weinte. Vorsichtig strich beugte er sich über sie. „Was ist denn los, Kätzchen?“, flüsterte er sanft. „Dad...“, schluchzte Seras leise. Anscheinend träumte sie von ihrem Vater. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, setzte der Priester sich auf und zog Seras auf seinen Schoß. Beruhigend auf sie einredend streichelte er ihr die blonde Mähne, die sie sich zum Schlafen in zwei Zöpfe gebunden hatte, woraufhin sie sich an seine Brust drückte. „Ist ja gut, Kätzchen, ich bin doch da.“ ,murmelte er in ihr Haar hinein. Mit der Zeit beruhigte sich Seras wieder und lag schließlich friedlich schlummernd an Andersons nackter Brust. Als ihm einfiel, dass sie jetzt wohl bis zum nächsten Abend so liegen bleiben würde, stahl sich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen. Und weil er jetzt sowieso noch nicht schlafen konnte, strich er ihr weiter übers Haar und hing seinen Gedanken nach: Es war ja schon heftig, wie er in diese Situation geraten war... Erst hatte er Seras gerettet, ohne selbst genau zu wissen, wieso, dann hatte Maxwell ihn verraten und Seras war ihm zur Hilfe gekommen und hatte Maxwell buchstäblich um den Verstand gebracht und schließlich war er sogar der Hellsing-Organisation, seinem bislang schlimmsten Feind, beigetreten. Hätte man ihm das vor einer Woche gesagt, hätte er denjenigen wohl ausgelacht und ihm kein Wort geglaubt. Tja, den Oberfangzahn mochte er zwar noch immer nicht wirklich, aber Seras, auf die er jetzt wieder hinab blickte, war ihm inzwischen mehr als nur sympathisch geworden, wie er sich eingestehen musste... sein kleines Kätzchen! Lächelnd streichelte er ihr über die Wange, dann schlang er seine Arme vorsichtig um sie. „Ab jetzt bist du nicht mehr allein.“, versprach er ihr flüsternd. Leise kicherte Seras im Schlaf und strich sich dort, wo seine rauhen Hände über ihre Haut gefahren waren, über die Wange. Danach rollte sie sich mit einem Lächeln auf den Lippen noch enger in Andersons Schoß zusammen, wodurch sich ihm der Vergleich mit einer Katze, den er ja eh schon immer vor Augen gehabt hatte, noch stärker aufdrängte. In gewisser Weise hatte er sie ja vorhin angelogen... Er wäre nicht über sie hergefallen, aber nicht, weil er Priester war – dieser Würde hatte er zusammen mit der Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche entsagt – sondern, weil er ihr nie wieder auch nur ein Härchen würde krümmen können. Das wurde ihm jetzt, als das Mädchen auf seinem Schoß wieder leise kicherte, schlagartig klar. Als er sich der Kälte in dem Kellergewölbe bewusst wurde, wickelte er die Decke um sich und Seras. Kurz darauf sackte sein Kopf zur Seite und er war mit der sich an ihn kuschelnden Seras auf dem Schoß eingeschlafen. Am nächsten Abend wachte Seras durch ein Klopfen an der Tür auf. Verschlafen richtete sie sich halb auf, fuhr mit dem Handrücken ihrer Linken über ihre Augen und wollte sich schon wieder zurück auf ihr warmes Lager sinken lassen, als sie dicht über sich eine männliche Stimme vernahm: „Wenn du mich aufstehen lassen würdest, Kätzchen, könnte ich ihm die Tür aufmachen.“ Mit breitem Grinsen blickte Anderson auf Seras herab und sie registrierte schlagartig, dass sie auf seinem Schoß geschlafen hatte und dort auch jetzt immer noch lag. Von ihm ging auch die herrliche Wärme aus, die sie so lange nicht mehr gespürt hatte, da ihre eigene Haut ja kein Wärme mehr ausstrahlte. Noch einmal rieb sie sich, diesmal mit beiden Händen, die Augen und blickte ihn dann groß an. „Na, wie sieht’s aus? Lässt du mich aufstehen?“, fragte Anderson und blickte Seras belustigt an, nachdem erneut an die Tür geklopft worden war und sie nun Walters durch das dicke Holz gedämpfte Stimme vernahm: „Miss Seras, Lady Integra wünscht Sie und Paladin Anderson zu sprechen, Außerdem habe ich Ihnen ihre Garderobe gebracht.“ Verlegen hüpfte Seras von Anderson hinunter, der sich, als sie nun verlegen vor ihm auf dem riesigen Bett hockte, den Kopf gesenkt, um ihre glühenden Wangen zu verbergen, ein leises Lachen nicht verkneifen konnte und ihr mit der Hand durch die noch vom Schlaf zerzausten Haare wuschelte, bevor er aufstand, sich seine Uniformjacke schnappte und überzog, die Tür öffnete und Walter einließ. Der warf einen skeptischen Blick auf Andersons, von der offenen Jacke nur leidlich verhüllten Oberkörper und auf Seras, die noch immer mit hochroten Wangen und einem etwas verwirrten Blick auf ihrem Bett hockte, enthielt sich aber jeden Kommentars. „Ich habe Ihnen ebenfalls frische Kleider gebracht, Paladin.“, wandte Walter sich in üblich höflichem Ton an Anderson und überreichte ihm einen Kleiderstapel. Etwas irritiert murmelte Anderson ein Dankeschön, doch Walter hatte sich schon umgewandt und legt den Rest des Stapels auf Seras‘ Kommode, ehe er ohne ein weiteres Wort das Zimmer verließ. „So, ich würd‘ jetzt gerne duschen.“, meinte Anderson , kaum dass die Tür hinter Walter ins Schloss gefallen war. Erstaunt und etwas irritiert blickte Seras auf, doch wies sie dann lächelnd auf die Kommode. „In der untersten Schublade sind Handtücher und im Hängeschrank über dem Wäschekorb sind Shampoo und so.“, erklärte sie ihm fröhlich. Anderson betrachtete sie lächelnd, dann trat er ans Bett heran, strich mit seiner freien Hand – mit der anderen hielt er die Kleider, die Walter ihm gegeben hatte – ihren Pony zur Seite und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Und dann, noch ehe Seras irgend etwas realisiert hatte, war er ins Bad verschwunden und sie hörte die Tür mit leisem Klicken ins Schloss fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)