Trinity Blood von Owl_of_the_Arcane (The four winged angel) ================================================================================ Kapitel 6: Unerwartete Wendung ------------------------------ Unerwartete Wendung Ungläubig staunende Augenpaare hafteten an dem tosenden Flammenmeer, das sich inzwischen nur noch langsam ausbreitete und dabei seine unmittelbare Umgebung wie ein hungriges Tier verzehrte. Die ehemals weißen Wände waren in feuriges Rot getaucht, oder von schwarzem Ruß bedeckt, der auch die Luft erfüllte. Der dunkle, heiße Rauch machte das Atmen zur Qual, sodass sich die sieben Geistlichen mit Ausnahme der holografischen Schwester Kate mit Ärmeln Nase und Mund bedeckten. Obwohl sie noch gut fünfzehn Meter vom tobenden Feuer entfernt waren, schlug ihnen die gewaltige Hitze fast ungehemmt entgegen. „Verdammt, ist das eine Hitze!“ fluchte Leon ungehalten und öffnete sein schwarzes Hemd noch ein Stück in der trügerischen Hoffnung so etwas Abkühlung zu erfahren. Wenn die sieben die Hitze schon als schwer zu ertragen empfanden, wie musste sich dann erst der wagemutige „Adept“ fühlen, der sich scheinbar völlig schutzlos in die brennende Hölle begeben hatte. Havel, William und Noélle beeilten sich nun Feuerlöscher aufzutreiben, mit denen sie die alarmierte Feuerwehr würden unterstützen können. „Schwester Samantha!“ schrie Leon gegen das Tosen des vernichtenden Feuers an, erhielt jedoch keine Antwort. Das einzige, was die junge Nonne gegenwärtig hören konnte, war das Brüllen der Feuersbrunst und das Bersten von Holz, Glas und Stein, welche vor der immensen Hitze kapitulierten. Nach einigen beschwerlichen Metern, die sie sich durch die ungemütliche Umgebung gekämpft hatte, hatte Samantha den Brandherd erreicht, von dem sich das Feuer nach der gewaltigen Explosion aus rasant ausgebreitet hatte. Geröllstücke, die aus der Decke, oder der Wand gesprengt worden waren, lagen in dem brennenden Gang wie gefährliche Stolperfallen verstreut, sodass sie sehr aufpassen musste nicht über diese zu stolpern. //Das wird nicht einfach werden…// dachte sie innerlich seufzend und ging nochmals rasch ihren Plan zum Löschen des Feuers durch. //Bei der momentanen Ausbreitung des Feuers werde ich einiges an astraler Energie ausbringen müssen. Den Schild werde ich dann nicht mehr aufrechterhalten können, falls etwas bei der Sache schief gehen sollte//. Mehrmals tief durchatmend beruhigte sie ihren Geist, sodass sie sich besser konzentrieren konnte, sodass sie von ihrer inneren, astralen Energie schöpfen konnte. Diese Energie lag nur ihr allein in ihrem Wesen zugrunde und nur sie allein konnte darüber verfügen. Es war schon lange her, dass sie das letzte Mal auf ihre astrale Energie zugegriffen hatte, sodass sie einige kostbare Minuten brauchte um genügend von der überirdischen Energie anzusammeln. Daraus wob sie nun ein starkes Windnetz, das sie als kugelförmiges, bläulich schimmerndes Gebilde zwischen ihren Händen barg. Rasch warf sie das fertig gestellte Netz über die gesamte betroffene Fläche aus und setzte die gebündelte Kraft frei. Augenblicklich fegte ein gewaltiger Sturm durch den noch brennenden Gang und blies das gewaltige Feuer aus, das sich der entfesselten Naturgewalt beugen musste. Erleichterung durchströmte Samanthas Adern und ließ sie aufatmen. Sie hatte es tatsächlich geschafft, obwohl sie an sich selbst gezweifelt hatte. Mit dieser ungewöhnlichen Tat waren ihre Zweifel jedoch hinfort gefegt. Der Freude jedoch folgte fast Schlag auf Schlag die bleischwere Ernüchterung, als sie das rußgeschwärzte und verschwitzte Gesicht Leons im Augenwinkel bemerkte. Dieser kam zusammen mit Abeln zu ihr geeilt, die Sorge und Verwunderung in ihren Gesichtern war nicht zu übersehen. //Hm, sie haben mich anscheinend doch gesehen, wie ich den in Flammen stehenden Gang betreten habe. Allein mein jetziger Standort und das plötzliche Erlöschen der Flammen werden unangenehme Fragen aufwerfen// stellte sie resigniert fest und schalt sich selbst, dass sie sich zu solch einer unbesonnen Tat hatte hinreißen lassen ohne sich vorher die gewaltigen Konsequenzen klar zu machen. Leichte Kopfschmerzen gesellten sich zu ihren Schuldgefühlen, die Samantha auf den anstrengenden und ungewohnten Zauber zurückführte, den sie vorhin gewirkte hatte. Mit ihrem mächtigen Gewicht drückten sich nun Leons Pranken auf ihre schmalen Schultern und hielten diese fest umklammert, als könnte die junge Nonne sich als Trugbild erweisen. „Geht es dir gut? Bist du verletzt?“ hörte sie den schwarzhaarigen Priester mit besorgt gerunzelter Stirn fragen. //Wenn du noch weiter zudrückst, bin ich verletzt// dachte sie zornig, da sein fester Griff zu schmerzen begann, sodass sie sich aus ihm wand. „Nein, mir geht’s gut…“, gab sie ihm ermattet zur Antwort und rieb sich leicht die linke Schulter. Pater Abel war ein Stück weiter gegangen und inspizierte erstaunt den verschmorten Gang, in dem zuvor noch die zerstörerische Feuersbrunst gewütet hatte. „Wie hast du das gemacht?“ Da, die alles entscheidende und verändernde Frage, vor der sich Samantha seit ihrer Rückkehr gefürchtet hatte, war gesellt. Was sollte sie jetzt tun? Die Ahnungslose spielen? Nein, das wäre zu unglaubwürdig, denn was sollte sie antworten, wenn die Frage aufkommen sollte, warum sie überhaupt die tödliche Zone betreten hatte? Sie war in diese missliche Lage durch eigenes Unvermögen geraten und musste da nun durch. Komme, was da wolle! Ihr Gehirn arbeitete träge nach der ungewohnten Anstrengung, sodass ihre umhauende Antwort ein wenig auf sich warten ließ. Anstelle der eigentlich geplanten Erklärung kam nur ein einzelnes sich selbsterklärendes Wort über ihre trockenen Lippen: „Magie.“ Irgendetwas schien nicht mit Samantha zu stimmen, da war sich das weißhaarige Mädchen inzwischen sicher, denn ihr Körper begann ihr nach und nach den Dienst zu verweigern. Erst hatte sich ihre Zunge geweigert die mit Bedacht gewählten Gedankenworte zu wiederholen, dann quittierten auch ihre Ohren ihr den Dienst. Abels überraschte Worte drangen nicht mehr zu ihr durch, da das Rauschen ihres eigenen Blutes jedes andere Geräusch überdeckte. Von seinen Lippen vermochte sie ebenfalls nicht mehr zu lesen, da ihre Augen ihren Blick stets zu Boden herabsinken ließen, als zöge sie eine überirdische Kraft sie dorthin. Ihr Atem wurde immer flacher und kürzer, während kalter Schweiß sich auf ihrer erwärmten Stirn zu sammeln begann. Im nächsten Augenblick verschwamm die Welt auch schon in einem schwarzen Strudel, dessen gewaltiger Sog sie mit sich zog, hinab in die Bewusstlosigkeit. Leon hatte das verblüffende Geständnis der jungen Nonne noch gar nicht richtig verdaut, als deren Kreislauf sich bereits verabschiedete und sie bewusstlos gegen den Oberkörper der schwarzhaarigen Priesters sacken ließ. Reflexartig legten sich seine starken Pranken um ihren zierlichen Körper, sodass sie vor einem unangenehmen Sturz auf den harten Marmorboden verschont blieb. //Holla, sie muss ja wirklich fertig sein…// grübelte Leon und hob seine junge Kollegin rasch auf die Arme, wo sie es bequemer haben würde und er sie besser auf ihr Zimmer tragen konnte. „Da haben wir uns aber ein exotisches Früchtchen angelacht, hm?“ meinte er dann zu seinem silberhaarigen Kollegen, der sich die herab gerutschte Brille gerade wieder zu Recht schob. //In der Tat. Das dürfte noch einige sehr interessante Situationen mit sich bringen. Niemand außer Catherina weiß, wozu sie allein im Stande ist…// dachte Abel und folgte Leon zu den anderen, die an der Gangabzweigung gewartet hatten. „Was ist passiert? Ist jemand verletzt?“ begann nun der „Professor“ alias William Walter Wordsworth zu fragen, während der herbeigeschaffte Feuerlöscher nun nutzlos unter seinem rechten Arm eingeklemmt verharrte. „Ein Wunder ist geschehen“, war Leons nüchternde Antwort und stiefelte dabei einfach an seinem fragend dreinblickenden Kollegen vorbei Richtung Unterkünfte. //Wenn sie solch eine Magie verwendet, dann ist sie sehr wahrscheinlich eine Hexe. Das ist nicht gut, denn wenn die Inquisition davon Wind bekommt, gibt es ordentlich Ärger// überlegte Leon und erinnerte sich an den gewaltigen Sturm, den sie entfesselt hatte und der ihn und Abel von den Füßen gerissen hatte. Er wusste, dass sie Kardinalin die junge Nonne schon früher beschäftigt hatte und Vertrauen in ihre Fähigkeiten gefasst hatte, sodass die anderen AX-Mitglieder ebenfalls ihrer neuen Kollegin vertrauen konnten. Welcher Ursache jedoch die geladenen Spannungen zwischen den beiden Frauen waren, war ihm schleierhaft, aber er vermutete, dass sie als ehemalige Einzelgängerin gerne Mal ihren eigenen Kopf während ihrer Aufträge durchsetzte. Es war einfach ihre Art ihren Willen zu behaupten, glaubte er und musste leicht schmunzeln. Jeder von ihnen hatte am Anfang mit dem Problem zu kämpfen gehabt, niemanden in gleicher Position zu dulden. Er selber setzte immer noch gerne seinen Kopf durch, doch er war schon lange nicht mehr der hitzköpfige Dickkopf wie früher einmal. //Sie wird sich mit der Zeit auch daran gewöhnen…// gab sich der schwarzhaarige Priester zuversichtlich und betrat das für Samantha bereitgestellte Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)