Durch seine Augen von Kamoh_Kyo (Kyo x Yuki) ================================================================================ Kapitel 8: Dann bricht auch Eis ------------------------------- Hallo ihrs! Hier ist nun also das vorletzte Kapitel! Genau. Das vorletzte. Eigentlich sollte es das letzte sein und dann nur noch der Epilog folgen. Aber während des Schreibens ist es mir rein längentechnisch irgendwie maßlos aus dem Ruder gelaufen... Es wäre mehr als doppelt so lang geworden, wie die bisherigen und das fand ich doof. Deshalb hab ich mal kurzerhand zwei draus gemacht. Der Vorteil für euch: Die FF ist jetzt fertig geschrieben und ihr werdet nicht mehr sooo lange auf das fehlende Kapitel und den Epilog waren müssen^^ Hier dann noch ein kurzes Stück des letzten Kapitels und viel Spaß beim lesen^^ - Eine einzelne Schneeflocke landete nahe Kyos Auge, schmolz dort und Yuki war sich nicht sicher, ob sein Cousin nur diese wegwischte, als er seine Hand aus der Jackentasche nahm. Mehr ohne es richtig geplant zu haben, fing Yuki Kyos Hand ab, als er diese gerade wieder in die Tasche stecken wollte. -- Sie waren stehen geblieben – Yukis warme Hand Kyos kalte umschließend – und sahen sich an. Yuki etwas schüchtern, aber doch bestimmt und Kyo größtenteils verwirrt bis verstört. Dennoch unternahm er nichts, um seine Hand aus Yukis zu lösen. „Ich wollte damit nur sagen, dass du es probieren solltest. Du hast doch nichts zu verlieren; wenn du Mist baust, bekomm ich schließlich die Schuld.“ Kyo sah Yuki ungläubig und stumm an. Wie er so da stand, wirkte er fast ein bisschen schutzbedürftig, fand Yuki und er hatte das starke Bedürfnis seinen Cousin in den Arm zu nehmen. Gleichzeitig erschien ihm das alles so unwirklich. Kyo sah eigentlich nie aus, als würde er Hilfe haben wollen. Er war ein Einzelkämpfer. ‚Wohl nicht freiwillig‘, dachte Yuki und Meister Kazuma kam ihm in den Sinn. Er war wie ein Vater für Kyo gewesen, als dieser von allen geschnitten worden war. Aber Kyo hatte es genauso vehement vermieden in Yukis Gegenwart vertraut mit Meister Kazuma umzugehen, wie auch Yuki es vermieden hatte in Kyos Beisein frei zu lachen – damals als Toru und Kyo Tischtennis gespielt hatten. Das schien Yuki ewig her. Seitdem hatte sich einiges zwischen ihnen geändert, weshalb Yuki die Schneeflocke, die nun auf Kyos Wange landete, gerade recht kam. Seinen Cousin hier einfach so zu umarmen traute er sich nicht, aber mit seinem rechten Daumen streichelte er nun länger als nötig die wässrig gewordene Flocke vom Gesicht seines Cousins. Es war ebenfalls kühl und hatte einen rosa Hauch, von dem Yuki nicht wusste, ob er von der Kälte oder von der Berührung kam. Vielleicht ein bisschen von beidem. Sie schauten sich immer noch an, aber ein schüchternes Lächeln hatte sich auf sein Gesicht geschlichen, welches Yuki wohlwollend erwiderte. Immer mehr Flocken rieselten vom Himmel und auch Yuki merkte, wie die ein oder andere auf seiner Haut schmolz, während er nach wie vor über die seines Cousins strich. Mit jeder Bewegung verschwand die Barriere zwischen ihnen ein kleines bisschen mehr. ‚Wie Eis, das zwischen uns bricht...‘, dachte Yuki. „Es – es schneit...“, flüsterte Kyo, wobei seine Stimme ein wenig bebte und Yuki meinte auch ein leichtes Zittern an seinem Körper ausfindig zu machen. „Ist auch nicht dein Wetter, hm?“ Kyo stimmte zu und Yuki musste wieder lächeln. „Ich kenne das zu genüge.“, meinte Yuki, was Kyo ein breites Grinsen entlockte. „W-Wollen wir uns da rein setzten?“, fragte Kyo immer noch leise, so als hätte er Angst, den Moment durch zu lautes Sprechen kaputt zu machen. Yuki nickte ein weiteres Mal, nahm seine Hand von Kyos Gesicht und löste die andere aus seiner Hand. Mit Freude spürte er, dass sein Cousin dies nur zögerlich zuließ. „Soweit alles klar?“, fragte Yuki seinen Cousin am nächsten Tag, als dieser sich an der Tür noch einmal umdrehte. Dieser nickte zwar, sah aber insgesamt etwas unsicher aus. Daher warf Yuki ihm noch einen ermutigenden Blick zu und sagte: „Na dann mal auf in die Höhle des Löwen!“, nur um sich danach zu ärgern, dass ihm nichts besseres eingefallen war. Er hatte auch seine Hand gehoben und wollte Kyo eigentlich noch mal übers Gesicht streichen, wie er es gestern getan hatte, brach seine Bewegung aber noch auf halben Wege ab. ‚Soll ich ihm vielleicht lieber auf die Schulter klopfen?‘, überlegte Yuki und starrte unentschlossen auf seine Hand. Als er seinen Blick hob, sah er, dass Kyo ganz ähnlich guckte und seinerseits zögerlich seine Hand hob und sie Yuki ebenfalls hinhielt. Dies führte zu einem etwas steifen und gleichzeitig viel zu energischem Händeschütteln, bei dem beide Jungs rot anliefen. Das war zwar so nicht Yukis Plan gewesen, aber immerhin hatte er Kyo das erste Mal ordentlich verabschiedet und nicht sein Kommen und Gehen einfach ignoriert, wie etwas, dass nicht existierte. Kyo hatte sich inzwischen umgedreht, war aber noch nicht losgegangen. Er hatte seine Hände tief in den Taschen vergraben und seinen Kopf leicht nach hinten gedreht, sodass Yuki gerade so einen Teil der blassen Haut sehen konnte, die normalerweise zu seinem eigenen Gesicht gehörte und nun wieder von einem rosa Hauch überzogen war. Graue Strähnen waren vor seine Augen gefallen, die schüchtern zu Boden gerichtet waren. „Danke.“, murmelte er leise, aber laut genug um Yuki zum Lächeln zu bringen, ehe er sich umdrehte und ging. Yuki blieb noch in der Tür stehen, bis er Kyo nicht mehr sah. Noch immer lag ein Lächeln auf seinem Gesicht. Endlich würde er den Neujahrswechsel so feiern, wie er es immer wollte. Ohne die Zwänge der Familie. Ohne Akito. Ohne die ständige Gegenwart der anderen Eto und ihrer Probleme. Und ohne seinen nervigen Bruder, der in Kombination mit Shigure bekanntlich noch nervigen war. Eben ohne alles, was ihn an dem Fest immer störte. ‚Frei‘, dachte Yuki, atmete noch mal tief die Morgenluft ein und schloss die Tür. Kyo war über die dünne Schneedecke gestapft, die die Welt heil und friedlich aussehen ließ. Man konnte seine Spuren bis zum Eingangstor des Haupthauses verfolgen, vor dem er nun stehen geblieben war. Nur noch ein paar Schritte und er hatte es geschafft, als einer der Zwölf unter den anderen zu sein – akzeptiert zu werden. Doch er zögerte, weil ihn irgendetwas störte. Schon seit er losgegangen war, beschlich ihn dieses Gefühl, das er einfach nicht genauer benennen konnte. „Yuki?“, fragte da eine weibliche Stimme, die Kyo aus seinen Gedanken riss und ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. „Kagura...!?“ Yuki konnte einfach tun und lassen, was er wollte. Ein Privileg, dass Kyo schon seit Jahren besaß und einfach nicht schätzte, wie Yuki fand. Frei von allen anderen. Nur sein Wille zählte. Seiner ganz allein. Kyo hatte Schläge seitens Kagura erwartet, aber die blieben natürlich aus. Sie hielt ihn ja für Yuki. Stattdessen hatte sie sich noch etliche Male für den Vorfall im Bad entschuldigt, während sie gemeinsam durch den Garten gegangen waren. So war sie eigentlich ganz erträglich, aber wenn sie sich noch öfter entschuldigen würde, bekäme Ritsu arge Konkurrenz. ‚Das wäre dann weit weniger erträglich...‘, dachte Kyo und spürte schon, wie seine Geduld an die Grenze stieß, als sie erneut zu einer Entschuldigung ansetzte. „YUUU~KI! Juhuuuu~ hier sind wir!“, würde sie jedoch unterbrochen. Kyo bezweifelte jedoch, dass das eine bessere Alternative war, als er seinen älteren Cousin mit den Armen wedelnd auf ihn zulaufen sah. Yuki sortierte den Stapel Bücher, die er noch lesen wollte, neu – inzwischen schon zum dritten Mal. Dabei hatte er es noch nicht mal geschafft, zwei Seiten am Stück zu lesen. Aber das wunderte ihn nicht. Der Versuch zu lesen, war in den letzten Tagen ja schon öfter fehlgeschlagen. Wie er da nun also wieder auf der Couch saß, sah er sich einer Frage ausgesetzt, an die er zuvor nicht gedacht hatte: Was tun, mit der ganzen freien Zeit? Er hatte nicht damit gerechnet, dass er jemals die Gelegenheit bekommen würde, also hatte er auch nicht über den weiteren Verlauf nachgedacht. Kyo versuchte unauffällig vor Shigure zu fliehen, schaffte es aber nicht und sah sich kurz darauf mit einem „Ich bin ja so froh dich hier zu sehen!“ konfrontiert. „Ich nicht.“, erwiderte er trocken. „Yuki!“, empörte sich Shigure gekünstelt, „Du bist so gemein zu mir! Dabei hab ich mir doch nur Sorgen gemacht, ob du hier ohne mich herfindest!“ „Mal davon abgesehen, dass das Haus nicht jedes Jahr seinen Standort wechselt, bin ich nicht Haru.“ „Der würde es zu schätzen wissen, wenn sein älterer Cousin sich um ihn kümmert!“ „Wenn du ihm am Telefon drei Mal den Weg beschrieben hättest, hätte er höchstens auf black geschaltet.“ „Du bist ja sooo gemein!“, jammerte Shigure theatralisch. „Da muss ich wohl mal ein Machtwort sprechen!“, mischte sich eine weitere Stimme ein und Kyo stellten sich alle Nackenhaare auf. Yuki stand unzufrieden in der Küche. Er hatte versucht ein bisschen Ordnung zu schaffen, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass es jetzt nur noch schlimmer aussah. Er hatte es geschafft mehr Müll zu produzieren (zumindest, wenn man die Anzahl der Müllsäcke vor und nach seiner Aufräumaktion zählte), ohne dabei wirklich etwas aufgeräumt zu haben. Wie er das angestellt hatte, war ihm ein Rätsel. Ebenso auch, wie er mit Shigure vor Torus Einzug so hatte leben können. Aber immerhin was es ihm gelungen so ein bisschen Zeit totzuschlagen. Kyo sah lange weiße Haare auf sich zukommen und der dazu gehörige pompöse Auftritt ließ auch nicht lange auf sich warten. ‚Der hat mir gerade noch gefehlt...‘, dachte Kyo während Yukis Bruder eine seiner vollständig überzogenen Reden hielt, in der er seinem kleinen Bruder etwas von Respekt und Fürsorge predigte. ‚Als ob er sich das leisten könnte...‘ Es kostete Kyo alle Mühe ihn in Yuki-Manier einfach kalt zu ignorieren und höchstens mal einen sarkastischen Kommentar abzugeben, statt Ayame einfach anzuschreien, wie er es für gewöhnlich tat. Shigure nickte hin und wieder heftig zustimmend, während er immer noch eine Flunsch zog und rumschniefte. ‚Wo ist Hatori bloß, wenn man ihn mal braucht?!‘ Kyo ließ seinen Blick über das Gelände schweifen, konnte ihn aber nirgends entdecken. Da beschloss er, Ayame und Shigure einfach dort stehen zu lassen. Zunächst etwas zögerlich, da er noch überlegte, wo er eigentlich hingehen könnte, machte er auf dem Absatz kehrt, kam aber nicht weit, da er mit jemandem zusammen stieß. Yuki stieß einen Seufzer aus. Von seiner Aufräumaktion war er zwar erschöpft, aber nicht müde. Um diese Zeit schon schlafen zu gehen, wäre wohl auch Zeitverschwendung gewesen. Noch einmal gab Yuki ein Seufzen von sich und fuhr sich mit seiner Hand durch die weichen orangen Haare, bis er auf etwas klebriges stieß. Kyo kam nicht mal dazu sich aufzuregen, da sich die angerempelte Person schon mit einer tiefen Verbeugung lautstark entschuldigte. „Ritsu...“, seufzte Kyo und sah den Blonden auf die Knie sinken. „ES TUT MIR SO LEID! ICH ENTSCHUDLIGE MICH BEI DER WELT, DASS ICH IM WEG STAND!“ „Ist schon okay--“ „BITTE, VERZEIH MIR!“ „--ich hab ja auch nicht geguckt...“, versuchte Kyo ihn zu beruhigen, während Ayame gerade so in seine Rede vertieft war, dass er gar nicht mitbekam, dass sein vermeintlicher Bruder ihm gar nicht mehr zuhörte. „ES IST ALLES MEINE SCHULD!“ „Ritsu...“ „ICH BIN UNWÜRDIG!“ „Es reicht...“ „ICH--“ „HALT DIE KLAPPE!!“, schrie Kyo ihn an und ärgerte sich sofort, dass er sein Temperament nicht hatte unter Kontrolle halten können. Außerdem war der Effekt nicht sonderlich positiv. Er hatte sich nicht gerade sehr yukimäßig verhalten, Ayame war wieder auf ihn aufmerksam geworden und Ritsu hatte nur für die Schrecksekunde mit dem Entschuldigen aufgehört. ‚Einfach weggehen...‘, dachte Kyo kurz bevor eine Hand ihn an der Schulter festhielt. „Moooment, junger Mann!“, ertönte Ayames Stimme wieder: „Hast du mir denn gar nicht zu gehört?“, fragte er ohne eine Antwort zu erwarten und ignorierte Kyos „Nein“ daher auch. „Du solltest wirklich besser auf die Gefühle deiner Mitmenschen achten! Ritsu ist noch viel sensibler als Shi-chan. Da kannst du nicht einfach so rau mit ihm umspringen! Guck dir doch an, was du angerichtet hast.“ In der Tat wurde Ritsu immer lauter und demütiger, sodass Shigure um Ayame herumschlich, hinter dessen Rücken er sich vor dem ‚gemeinen Yuki‘ versteckt hatte, um Ritsu mit seinem speziellen Seitenpieks ruhig zu stellen. Derweil schien Ayame tatsächlich schon zu seinem Schlusssatz anzusetzen. „Wir sollten wirklich mehr Zeit miteinander verbringen, damit du von mir, deinem großen Bruder, lernen kannst mit den Menschen um dich herum besser umzugehen.“ ‚Oh Gott! Yuki bringt mich um...‘ Yuki starrte auf seine Hand und fragte sich, was da und auf seinen Haaren eigentlich klebte. Er wollte gar nicht wissen, wie Kyo reagieren würde, wenn er wiederkam und sah, dass Yuki die Haare hatte abschneiden müssen, weil irgendetwas darin klebte. „Ich werd wohl erst mal versuchen es rauszuwaschen, bevor ich hier zu drastischeren Maßnahmen greife...“ Kyo sah vorsichtig zu Ayame und überlegte, wie er der Situation am besten entfliehen konnte. „Ich halte das für keine gute Idee...“, setzte er an, aber Ayame ignorierte ihn einfach und malte sich in bunten Bildern ihre brüderliche Zukunft aus. Dann kam endlich Hatori. Kyo warf ihm einen hilfesuchenden Blick zu und zu seiner Erleichterung schien er zu verstehen. „Ayame, würdest du mich wohl kurz mit Yuki sprechen lassen?“ „Natürlich, Tori-kun“, flötete Ayame und ließ von Kyo ab. „Komm Shi-cahn, wollen wir uns ein dunkles Eckchen suchen?!“ „Au ja!“, antwortete Shigure euphorisch und hüpfte hinter Ayame her. „Hoffentlich ist es in dem Eckchen so dunkel, dass sie nicht mehr rausfinden...“, seufzte Kyo. „Yuki, könntest du wohl deinen Oberkörper freimachen?“ „Bitte?“ „Entschuldige. Könntest du dich wohl bitte freimachen?“, fragte Hatori erneut, auch wenn Kyo, der den Älteren entsetzt ansah, mehr das Gefühl hatte, dass es ein Befehl war. „Was?“ „Na, deinen Oberkörper...“ „Ich soll mich ausziehen?“ „Ja, das habe ich gerade gesagt.“, antwortete Hatori und zog kritisch eine Augenbraue hoch. „Geht es dir nicht gut?“ ‚Ausziehen? Ich soll mich ausziehen? Hier? Vor allen anderen? Da fragst du im Ernst, ob es mir nicht gut geht? Geht es denn dir noch gut?! Hast du überhaupt daran gedacht, dass sie dann alles sehen können? Die blasse Haut, weich und makellos... Ich will nicht, dass sie mich anstarren. Ich will nicht, dass sie ihn anstarren! Ihn...‘ „Yuki?“ „Ja, genau!“, rief Kyo aus. „Dachte ich’s mir doch. Du wirkst abwesend und verwirrt.“ Erst jetzt dämmerte Kyo, dass Hatori natürlich nicht seine Gedanken gelesen haben und daher auch nicht darauf reagiert haben konnte. Er hatte einfach nur seinen Namen gerufen, weil er dachte, er wäre Yuki, was er äußerlich schließlich auch war. ‚Und jetzt?‘ „Ausziehen.“ Hatoris Ton wurde noch befehlender und Kyo fragte sich, was wohl passieren würde, wenn er sich weigerte. Zweifelsohne würde das noch mehr Aufmerksamkeit auf ihn ziehen, also beschloss er nachzugeben. Er zog sein Hemd aus, jedoch nicht ohne verstohlen zu den anderen zu schielen, die sich für die ganze Situation nicht zu interessieren schienen, was Kyo zwar ganz gelegen kam, aber auch ein Rätsel war. Schließlich ging es hier um Yuki! Einen halbnackten Yuki, um genau zu sein... Yuki zog sich aus, vermied es dabei aber tunlichst in den Spiegel zu gucken. Nicht, dass er wieder wie paralysiert Kyos Körper anstarrte... Einfach ausziehen und ab in die Wanne. So einfach war das. Kyo fühlte das kalte Metall des Stetoskops auf seiner Haut; den leichten Druck von Hatoris Untersuchung auf seiner Brust. Es fühlte sich so ganz anders an, als das Gewicht, das noch vor ein paar Stunden auf seiner Brust gelegen hatte. Yuki. In der Badewanne. An ihn geschmiegt. Nackt. Allein der Gedanke ließ sein Herz schneller schlagen und seine Atmung flachen werden. Hatoris Berührung fühlte sich hingegen irgendwie falsch an und sie drängte die Erinnerung an Yukis langsam zurück. Yuki befand, dass Baden ohne seine menschliche Matratze lange nicht so bequem war und ihm irgendwie keinen Spaß machte. Wenigstens war das klebrige Zeug leicht rauszuwaschen gewesen. Er ertappte sich aber dabei, wie er sich wünschte, dass es nicht so gewesen wäre, damit wenigstens irgendwas passierte. Kyos Widerwillen wuchs mit jeder Sekunde und er wich unbewusst etwas zurück. Gerade so, als könnte er dem Stetoskop entkommen. Hatori machte derweil ein ernstes Gesicht und gab ein dazu passendes „hm“ von sich, was Kyo einen irritierten und auch etwas besorgten Gesichtsausdruck verpasste. ‚Ist mit Yuki etwas nicht in Ordnung?‘ Diesmal schien Hatori tatsächlich seine Gedanken gelesen zu haben. „Es macht den Anschein, dass es dir wirklich nicht gut geht.“, sagte er und fügte, während er nun auch noch Kyos Rücken abhörte, erklärend hinzu: „Dein Herzrhythmus ist unregelmäßig und deine Atmung sehr flach. Bekommst du schlecht Luft?“ Eigentlich blieb sie Kyo gerade ganz weg. Ungünstigerweise war ihm vor Verlegenheit das Blut in den Kopf geschossen, was Hatori natürlich nicht verborgen blieb, als er aufguckte. „Sieht auch aus, als hättest du Fieber.“ Schon hatte er Hatoris Hand an der Stirn, was seine Verlegenheit nur noch steigerte. „Hm. Schon etwas warm, aber noch kein Fieber. Scheint so, als würdest du etwas ausbrüten.“ Kyo war nur zu bewusst, wo seine ‚Symptome‘ ihren Ursprung hatten und beschloss sich schnellstmöglich auf andere Gedanken zu bringen, indem er die anderen Somas beobachtete. Yuki beobachtete die zwei Vögel im Schnee nun schon eine ganze Weile. Dass hieß, eigentlich war der eine Vogel schon vor einer ganzen Weile weggeflogen, weil der andere ihn dauern aus dem Vogelhaus geschubst hatte. Er hatte sich auf das Dach zurückgezogen, wo er Kyo so oft sitzen gesehen hatte. Es war bequem, das musste er zugeben und ruhig. Richtig friedlich. Allerdings fragte er sich, was Kyo hier oben stundenlang machte. Wohl kaum die Vögel beobachten... ‚Den Vogel‘, korrigierte Yuki sich in Gedanken. Kyo sah Hiro und Kisa Ritsu bei ein paar letzten Vorbereitungen für das Fest helfen. Ebenso auch Kagura und Momiji, wobei letzterer eher mit einem „Oh, ist das hübsch!“ von einem Ort zum nächsten hüpfte. Rin stand etwas abseits, schien aber ebenfalls mit Festvorbereitungen beschäftigt zu sein. Shigure und Ayame waren nirgends zu sehen. Ebenso wie Kureno, der vermutlich noch bei Akito war. Haru war auch nicht da. ‚Vermutlich hatte er sich wieder verlaufen. Das wär ja auch nichts N--‘ „—nnng!“, nur mit Mühe konnte Kyo einen Schrei unterdrücken, als sich zwei Arme von hinten um ihn schlangen und er einen anderen Oberkörper an seinem Rücken spürte. Wie versteinert stand Kyo da und hatte das Gefühl, dass sich seine Nackenhaare nie wieder legen würden. „Yuki.“ „Ha-Haru?! Wa-Was tust du da?!“ „Schön, dass du auch da bist. Ich dachte schon, du kommst nicht. So wie letztes Jahr.“ „Könntest du mich trotzdem wieder loslassen!?“, bat Kyo, der sich selbst zur Ruhe zwang. Krampfhaft versuchte er die Kontaktfläche mit Haru zu minimieren und sich gleichzeitig so wenig wie möglich zu bewegen, damit der andere nicht noch mehr das Gefühl von Yukis Berührungen verdrängte, als er es ohnehin schon tat. „Okay“, auf der Stelle ließ Haru von ihm ab. „Wo hast du Kyo gelassen? Hab ihn gar nicht gesehen.“ Überrascht hob Kyo seine Augenbrauen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Fehlen irgendwem auffallen würde. Geschweige denn, dass irgendwer nach ihm fragen würde. „Du kannst dich wieder anziehen, Yuki. Aber wieso Kyo nicht mitgekommen ist, würde mich auch interessieren. Soweit ich weiß, ist Toru doch auch nicht zu Hause geblieben.“ „Ähm... ja...“, stotterte Kyo und überlegte fieberhaft, wie er das erklären sollte. Er konnte ja schlecht sagen, dass Yuki in seinem Körper steckte und mal Zeit für sich haben wollte. Yuki starrte immer noch auf das Vogelhäuschen, allerdings war seit geraumer Zeit der Vogel weg. Er war noch mal auf dem Boden zwischengelandet und hatte dort kleine Vogelspuren hinterlassen. Es hatte immer weiter vor sich hingeschneit, sodass inzwischen tatsächlich eine sehenswerte Schneedecke entstanden war. Als er so über die unberührte, weiße Welt sah, kam ihm eine Idee, die Zeit vertreiben würde und Spaß machen könnte. Voller neuem Tatendrang sprang er vom Dach. Kyo zog sich umständlich wieder an, um etwas Zeit für sich zu gewinnen. Außerdem verwirrte ihn immer noch, dass auch Hatori nach seinem Verbleib gefragt hatte. Sie unterhielten sich über ihn, die Katze! Gerade so, als würden sie sich Sorgen machen. „Äh... also... der fühlte sich nicht so gut.“, antwortete er dann, weil ihm nichts besseres einfiel. „Die blöde Ra-*hust*-tze“, fügte er noch hinzu, um glaubwürdiger zu wirken, musste aber sogleich feststellen, dass das vermutlich total misslungen war. Zu seinem Glück bekam er nur einen weiteren skeptischen Blick seitens Hatori. „Auch nicht? Hm. Möglicherweise hat er dich angesteckt.“, spekulierte er. „Ist Yuki krank?“, fragte Haru und fügte (nach wie vor zu Kyos Verwunderung) „Und Kyo auch?“ hinzu. „Es scheint bald so.“, antwortete der Arzt und wie auf Kommando fing Kyo leicht an zu husten, etwas woran er sich schon beinahe gewöhnt hatte und nicht mehr beachtete. „Hm. Vielleicht sollte er lieber nach Hause gehen und sich ausruhen.“, meinte Haru und als Hatori auch noch nickte, glaubte Kyo bald gar nichts mehr zu verstehen. Seit er denken konnte, wollte er hier sein, bei den anderen und jetzt, wo sie ihn nach Hause schicken wollten, da freute er sich. Weg von hier. Hin zu Yuki. Das wollte er jetzt mehr als alles andere. Mehr als in den inneren Kreis zu gehören. Yuki umkreiste sein Werk und betrachtete es kritisch. Er hatte drei Kugeln gerollt und den ersten Schneemann seines Lebens bauen wollen, aber irgendwie sah er verkrüppelt aus. Die Kugeln waren nicht sehr rund geworden und das Gesicht hatte er auch nur umförmig hinbekommen. Das konnte an den unterschiedlichen Steinen liegen, die er gefunden hatte. Aber immerhin konnte man es als Schneemann erkennen. Er wollte gerade beschließen, dass sein Werk fertig war, als ihm noch eine Idee kam. Er nahm noch ein bisschen Schnee und formte ihn wie ein Reisbällchen. Als er fertig war, machte er noch einen zweiten und platzierte die beiden dann auf der obersten Kugel. Zufriedener und mit einem Lächeln auf dem Gesicht betrachtete er sein Werk. Leider hatte es nicht so viel Zeit in Anspruch genommen, wie er gehofft hatte und als Yuki sich gerade fragte, was er denn noch machen konnte, kam wieder diese abwegige Idee hoch, die schon seit geraumer Zeit in seinem Kopf kreiste. -- Das ist nun also das mehr oder weniger planmäßige Ende dieses Kapitels und wie gesagt, das nächste ist schon bereit. Also lest schnell, damit ich es on stellen kann xD Lg, Kamoh Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)