Bis ans Ende der Welt von june-flower (Auf, gehen wir die Welt retten!) ================================================================================ Die Welt erwartet uns --------------------- Die FF widme ich meiner kleinen Schwester! Dass sie noch nicht losgezogen ist, um Shamanenkönigin zu werden, erstaunt mich ungemein... Hey Alex! Denk dran: Isa! Geistform! In die Taschenhellebarde! Bis ans Ende der Welt Am Morgen machten wir uns auf, um die Welt zu retten. Nicht, dass wir es nötig gehabt hätten, uns zu beweisen. Wir hatten bereits einmal die völlige Zerstörung der Welt - oder vielleicht Schlimmeres - verhindert. Aber wir hatten uns seit Monaten nicht gesehen und Ryos Holzschwert war geschliffen und seine Haare frisch frisiert. Trey hatte Kororo ein neues Huflattichblatt gepflückt, Lyserg hatte sein Pendel geschliffen, Faust war gerade aus seinen Flitterwochen mit Eliza zurück, Joco und Mick hatten zu unserer Belustigung Schutzgeistkarate gelernt und Harusame und das Donnerschwert waren so bereit für neue Abenteuer wie ihre Besitzer Ren und ich. Anna lies uns ausnahmsweise ohne Einspruch gehen und drückte uns nur einen Einkaufszettel in die Hand. „Seid zum Abendessen wieder zurück“, war ihr einziges Kommentar, ehe sie sich wieder Konchi und Ponchi zuwandte, die gerade im Streit (uns aus Spass) die Küche halb zerlegt hatten und nun vor Angst zitternd in der Ecke hockten und auf Annas Donnerwetter warteten, welches jede Sekunde in voller Staerke losbrechen wuerde. Tamara winkte uns vom Hof aus zu. „Viel Spass!“ Auf der Straße erwartete uns Manta, und wir waren komplett. Es konnte losgehen. Sommer. Eine wunderschoene Jahreszeit. Die Voegel sangen auf den Baeumen, die Blumen leuchteten in ihrem Schein. Es war ruhig und friedlich. Die Menschen genossen die Jahreszeit. Jeder genoss sie. Ausser einem... Schon nach einigen Minuten hatte Trey genug vom Laufen. „Ich wünschte, es wäre Winter!“, stöhnte er und wischte sich den Schweiss von der Stirn. "Ich gluehe! Warum muss Sommer immer so heiss sein?" Ren drehte sich demonstrativ von ihm weg und kreuzte die Arme. „Das koennte dir so passen! Dann könntest du deinen kindischen Ambitionen voll und ganz ausleben, oder was?“ „HEY! Wen meinst du hier mit kindisch?“ „Also, mich selbst bestimmt nicht!“ „Apropos kindisch“, mischte sich Joco ungefragt ein. Sein Grinsen verhiess nichts Gutes. „Kennt ihr den? Kommen zwei ältere Damen in einen Buchladen und wollen Butterbrote kaufen...“ Seine Stimme verklang. Faust, der mit Eliza die Blumen in einem Schaufenster bewundert hatte, drehte sich angesichts des dann folgenden panischen Geschreies erstaunt um: „Was ist? Hat sich das Tor von Babylon erneut geöffnet?“ „Hey, Ren, beruhige dich!“ Ich hätte genausogut mit einer Litfasssäule reden können. Ren war nicht mehr zu bremsen. Das Donnerschwert blitzte unheilverkündend in der Nachmittagssonne auf, als er es ueber seinem Kopf schwang. „Wie oft haben wir dir gesagt, dass du deine dämlichen Witze lassen sollst? Sonst Gnade dir Gott, wenn ich dich noch einmal erwische, ich habe einfach die Nase voll von ihnen! Wer findet dein Gesülze schon lustig? Wenn deine Witze Essen wären, würde nicht einmal ein halbverhungerter Bär sie annehmen! Halt die Klappe, sonst...“ Joco war überhaupt nicht beleidigt und spielte mit Vergnügen weiter. „Sonst was? Verpasst du mir dann eine Rote Karte?“ Das Donnerschwert verwandelte sich in den Riesenguandao. „Ren!“ „Warte ab, du...“ „Nein!“ „Haltet ihn auf!“ „Puhhhh“, stöhnte Manta und beugte sich keuchend über seine Knie. „Ich bin lange nicht mehr so schnell gelaufen wie heute!“ „Das hat Ren wirklich fein gemacht“, stimmte auch Ryo zu. "Ein bisschen Sport und die Welt sieht gleich ganz anders aus!" Ren lehnte erschöpft an der Hauswand und bemuehte sich, sich seine Atemlosigkeit nicht anmerken zu lassen. „Schuld ist nur dieser Möchtegern-Komiker mit seinen völlig humorlosen Witzen!“ Lyserg lachte und wischte sich den Schweiss von der Stirn. „Und wir sind wieder genau da gelandet, wo wir angefangen haben!“ Tatsächlich. Wir standen erneut vor dem Blumenladen, vor dem die ganze Hetzjagd begonnen hatte. „Lasst uns hier verschwinden, bevor wir irgendwem auffallen!“ Treys gutgemeinter Ratschlag erwiess aich erstens als zu spät und zweitens als überflüssig. Die Tür des Ladens sprang auf und ein kleiner rosafarbener Blitz fegte aus dem Geschäft hinaus. „Lyserg!“ Lyserg wurde durch die Wucht des Aufpralls nach hinten und zu Boden geschleudert. Eine kleine Figur umarmte ihn, als wolle sie ihn nie wieder loslassen und zu ihrem Teddybär machen. „Lyserg! Ich freu mich, dich zu sehen!“ „Hallo Milly“, bemerkte ich. „Wo kommsrt du denn her?“ Milly sah auf und lächelte uns an. „Wir haben das Geschäft hier gekauft und einen Blumenladen eröffnet! Wir wohnen jetzt hier!“ Ren verdrehte die Augen. „Sagt bloß, die Lis sind jetzt unsere Nachbarn?“ „Du hast es erfasst, mon ami“, erklang hinter ihm eine kultivierte Stimme. „Wir wohnen jetzt hier.“ Sharona, Lilly, Sally und Elly waren hinter Milly aus dem Laden getreten und wurden nun von Ryo aufs Höflichste begrüsst. Der war wirklich völlig hin und weg, der Gute! „Oh holde Maiden! Sharona, deine Schönheit ist wie Licht in meinem einsamen Herzen! Lilly, mein Puls verdreifacht sich bei deinem Anblick! Sally, du bist immernoch genauso schön und stark wie nie zuvor! Elly, deine Intelligenz lässt mich jedes Mal fühlen, wie klein und unbedeutend ich in der Welt bin!“ Während seiner Rede hatte er jedem Mädchen die Hand geküsst. „Schleimer“, murmelte Trey. „Du bist doch bloß eifersüchtig!“, war Ryos hitzige Erwiederung. „Apropos Eifersucht...“ Jocos Einsatz. „Wenn du nur ein überflüssiges Wort von dir gibst....“ Rens Drohung blieb in der Luft hängen. Sharona betrachtete sie kopfschüttelnd. „Ihr habt euch echt nicht verändert!“ „Nö“, lachte ich. „Wieso auch?“ Die Mädchen grinsten. „Dann müssen wir mal los“, verabschiedeten wir uns schliesslich. „Wir haben noch was vor!“ Die Mädchen winkten uns nach. „Sagt bescheid, wenn wir euch vor jemandem retten kommen sollen!“ So verging der Vormittag. „Ich habe Hunger!“, stöhnten Lyserg, Trey und Joco um die Mittagszeit einstimmig. Wir sassen auf einer Bank in der Stadt, neben einem kleinen Brunnen, der friedlich vor sich hinplätscherte. Ren zuckte gelangweilt die Schultern. „Stellt euch nicht so an. Denkt ihr mit eurem Bauch, oder was? Ein Tao hat das nicht noetig.“ Faust schaute besorgt drein und Eliza nickte zustimmend. „Der menschliche Körper kann erwiesenermassen ungefähr anderthalb Monate ohne Nahrung auskommen, solange genügend Wasser zur Verfügung steht...“ PLATSCH! Wasser traf ihn mitten ins Gesicht und verteilte sich gleichmässig. Joco fand das das sehr amüsant. „Haha, Faust, du siehst aus wie ein begossener Pudel! Haha, Faust wie ein Pudel, wie ein Pudel, versteht ihr? Faust - Pudel...“ Ich sah mich besorgt um. Aber Ren aufhalten war hier wirklich nicht nötig. Er war gerade zu Stein erstarrt - wortwoertlich. Grund dafür war eine Ladung Eis, die Kororo offensichtlich hatte auf dem Snowboard entstehen lassen und die Trey in Rens Nacken deponiert hatte. Der Übeltäter lachte sich schlapp. „Hach, seht euch den Eisklotz einmal an... Das passt zu ihm!“ „Na warte! Als Oberhaupt der Familie Tao kann ich diese Beleidigung nicht ungestraft lassen!“ Bald war die tollste Wasserschlacht in Gange. Ausnahmslos waren alle durchweicht, als wir uns zu der Bank zurückschleppten und uns, nass wie wir waren, einfach fallen liessen, wo wir standen. „Das war lustig!“, lachte Lyserg und strich Chloe über das Haar. „Wirklich“, stimmten Ryo und Joco zu. „Ich muss zugeben, die Abkühlung hat über alle Maßen gut getan!“, äußerte sich Ren und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Faust und Eliza hielten Händchen und schienen nichts von ihrer Umgebung mitzubekommen, und Manta und Amidamaru kamen mit sechzehn Eiswaffeln wieder: eine für jeden von uns und eine für unsere Schutzgeister. Die Sonne schien warm auf den Platz und trocknete unsere Kleidung. Fahrende Händler saßen im Schatten und versuchten, ihre Ware zu verkaufen und für einen Moment herrschte wunderbare Stille. „Möchtet ihr Amulette kaufen?“ Die Stimme liess und alle aufschrecken. Hinter uns sass ein Händler. Sein Gesicht wurde von seinem Umhang verborgen und wie er hinter uns gekommen war, war eine Leistung, anscheinend hatten weder Joco noch Ren noch die Anderen etwas gehört. Plötzlich waren Amidamaru, Tokkagero und Bason alarmiert und kampfbereit. Ich sah keine Gefahr in dem Mann. „Nein danke“, winkte ich lachend ab. „Wirklich nicht?“, fragte der Händler und schluig seine Kaputze zurück, und Manta schlug der Länge nach hin (obwohl das bei seiner Größe nicht viel ist). Ausnahmslos alle waren perplex. „Silver?“ Lyserg fand als Erster seine Stimme wieder. „Was machst du denn hier?“ „Naja, es ist gerade Sommersaison und die Touristen sind in guter Stimmung. Wir hoffen auf gute Umsätze!“ Das Mitglied der ehemaligen Shamanenjury grinste. „Irgendwie muss der Shamanenrat doch sein Geld zusammenbekommen! Anders können wir die Werbekampagne für das nächste Shamanenturnier nicht finanzieren.“ Trey entspannte sich wieder. „Wie kannst du uns nur so erschrecken!“ Silver schaute überhaupt nicht schuldbewusst. „Das tut mir so leid. Aber eigentlich habe ich eine Nachricht von Häuptling Goldva an euch.“ Sofort waren wir alle ganz Ohr. Sogar Manta hörte auf, sich zu beschweren und setzte sich wieder. „Geht das Shamanenturnier weiter?“, wollte Lyserg wissen. „Ist Zeke wieder aufgetaucht?“, malte Manta schwarz. „Nein, er will mich zum neuen Shamanenkönig krönen, weil er endlich mein großartiges Talent erkannt hat!“ Nicht nötig hinzuzzufügen, aus wessen Mund das kam. „Nein, er will meinen Rat für seine neue Frisur!“ Ryo dachte wie immer nur an Styling. Joco war sauer. „Ryo! Ich mache hier die Witze!“ Silver schüttelte zu jedem Vorschlag den Kopf und schaffte es zu meiner Hochachtung sogar noch, das Gesicht angemessen ernst zu belassen. „Nein“, sagte er. „Er lässt euch ausrichten, dass das nächste Turnier irgendwann demnächst stattfinden wird. In den nächsten dreihundert Jahren sicherlich.“ „Ehhhhhhh.....“ Unsere Enttäuschung hätte nicht größer sein können. „Und du kommst extra her, um uns das zu sagen?“, fauchte Ren und zückte sein Donnerschwert. „So einfach ist das nicht, Silver!“ „Immer mit der Ruhe“, versuchte Manta zu vermitteln. „Vielleicht hat er noch etwas Anderes zu sagen! Lasst ihn ausreden!“ „Genau!“ Silver räusperte sich und Ren liess für einen Moment seine Deckung sinken. „Also.... BÄR!“ „Wo? Rens Gesicht war mir selten so dämlich erschienen wie in dem Moment, in dem er sich überrascht nach allen Seiten umsah, um den imaginären Bären zu entdecken. Als er sich wieder zu Silver umwenden wollte, war der verschwunden - wie vom Erdboden verschluckt. „Keine Sorge, Ren, er kommt wieder, wenn er keine Angst mehr vor dir hat!“, konnte ich mir nicht verkneifen. Ren kochte. „Meister Ren“, machte sich Bason bemerkbar. „Wenn du erlaubst, der Witz war uralt.“ „Bason! Ich habe dich nicht um deine geschätzte Meinung gebeten!“ „Entschuldigt, Meister Ren“, war die verzagte Antwort. „Ach komm schon, Ren!“ Ich amüsierte mich köstlich. „Das kann jedem mal passieren!“ „Ich bin aber nicht jeder!“ Jetzt war er beleidigt. „Ich kannte den Trick sowieso schon“. Amidamaru hatte alles beobachtet. „Den habe ich vor 600 Jahren schon angewendet, als ich noch ein kleiner Junge war...“ „Na toll! Nur Idioten fallen auf diesen Trick zwei mal rein!“ Nun tat er, als ob ihn das alles nichts anginge. Er hat schon eine facetierte Persönlichkeit, mein Freund Ren! Ich schaute auf die Uhr. Es war mittlerweile später Nachmittag, und die Schatten wurden bereits länger. Die Zeit war nur so verflogen. Gemeinsam wanderten wir hinaus in den Park und liessen uns sternförmig, Kopf an Kopf, mitten auf der warmen Wiese nieder. „Was machen wir jetzt?“ „Ich könnte ein paar Witze...“ „JOCO!“ Ein einstimmiger Aufschrei. „Ist ja gut....“ „Yoh, morgen schreiben wir einen Geschichtstest!“, erinnerte mich Manta. „Ach ja.... Na, auch egal!“ Ich wollte jetzt gerade nicht darüber nachdenken. Nicht an Tests, nicht an Schule. Aber Manta wollte offensichtlich. „Hey, Ren, auf welche Schule gehst du eigentlich?“ „Ich bin privat unterrichtet worden“, kam dessen Antwort stolz. "Fuer den Sohn der Taos ist jede normale Schule unter seiner Wuerde." „Ach ja....“ Mantas Stimme verklang, bis er zu einer neuen Frage ansetzte. „Hast du dort auch Noten bekommen?“ „Natürlich habe ich Noten bekommen!“ „Hattest du auch mal schlechte?“ Ren schaute erstaunt auf und schloss dann die Augen, als wäre von der schulischen Laufbahn eines anderen die Rede und nicht von seiner. „Ich und schlechte Noten? DEN Lehrer will ich sehen, der es wagt, MIR eine schlechte Note zu geben!“ Lyserg lachte. Er lachte erstaunlich viel. „Ich hatte auch Privatunterricht, aber letztens habe ich auf eine öffentliche Schule gewechselt. Das macht viel mehr Spass, und man lernt viel mehr Menschen kennen!“ Ryo kicherte. „Das glaube ich dir gern, mein kleiner grüner Freund.“ Joco schüttelte sich im Liegen. „Schule! Bäh. Warum sollte ich zu so was hingehen?“ Manta brach in Gelächter aus. „Der war gut, Joco! Sehr witzig! Ich hätte dir fast geglaubt, dass du nicht zur Schule gehst!“ Joco sah auf. „Das war eigentlich kein Witz...“ Noch lange lagen wir so da und beobachteten die Wolken. Ab und zu unterhielten wir uns auch, aber die meiste Zeit genossen wir es einfach nur, wieder zusammen zu sein. Dass wir die Welt retten wollten hatten wir völlig vergessen. Wir dachten erst wieder daran, als wir nach Hause kamen und Anna ihre Einkäufe von uns verlangte. Nach einigem Hin und her und einigen geradezu schlagenden Argumenten ihrerseits machten wir uns noch einmal auf den Weg, um die fehlenden Zutaten zu besorgen, und wurden für unsere Mühen mit einem ausserordentlich schmackhaften Abendbrot belohnt. Noch lange sassen wir an dem Abend zusammen. Ich glaube, wir haben sogar alle im selben Raum geschlafen, erschlagen von einem anstrengenden Tag voll Spass und Frieden. Manta, Anna, Tamara, Ren und ich auf der einen Seite des Tisches, Faust und Eliza im Sessel und Joco, Trey, Ryo und Lyserg auf der anderen Seite. Lange hatten wir nicht mehr so viel Spass gehabt. Ich habe sie wirklich vermisst. Die Welt retten werden wir auch am nächsten Tag noch gehen können. An diesem Abend aber beleuchtete der Vollmond ein altes Gasthaus und einen Raum voller schlafender Menschen. Friedlich und satt und glücklich träumend: Meine Familie. Mit ihnen würde ich bis ans Ende der Welt gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)