Blutgift von abgemeldet (Eine Trinity Blood Kurzgeschichte) ================================================================================ Kapitel 3: Im roten Saal ------------------------ Pater Nightroad war wieder zurück ins Labor gegangen. Die Anzeige zeigte noch drei Minuten Wartezeit an. Er überlegte wer wohl die Nachricht an die Tür geschrieben haben könnte, und warum. Und weshalb hatte Tres nichts davon gesagt? Er müsste das Blut doch gesehen haben als er die Tür zum Labor öffnete. Oder war die Tür schon offen gewesen? Hm. Was Tres wohl gerade machte? Hoffentlich war alles in Ordnung. Noch zwei Minuten. Dieses Labor musste wohl eine illegale Zweigstelle des großen Hauptlabors sein, dass sie heute vormittag besucht hatten. Der Graf war angeblich nicht dort gewesen, aber man hatte sie trotzdem freundlicherweise durch die Produktionsebene geführt. Graf Zondor besaß eine der größten Fabriken zur Herstellung von Silberkonzentraten für Methusela außerhalb des Königreiches. Noch eine Minute. Gespannt starrte Pater Nightroad auf die Anzeige über der Tür. Plötzlich begann die Aufzugmechanik hörbar anzulaufen und einen Moment später öffnete sich die Tür. Abel betrat die Kabine und drückte auf den Fahrtknopf. In der Zwischenzeit hatte Pater Iqus die Empfangshalle erreicht. Vor ihm lag ein großer mit dezentem rötlichen Licht beleuchteter Saal. Überall standen kleine runde Stehtische auf denen bereits Weingläser, Wasserkaraffen und unterschiedliche Gewürzkästchen aufgestellt waren. Ein schwerer süßlicher Duft durchzog den Raum. In der Mitte des Saal stand ein großer Brunnen. Zwei sich liebende in ewiger Umarmung standen überlebensgroß in der Mitte eines Beckens. Tres ging näher an den Brunnen heran und erkannte, dass es sich bei der Darstellung um einen Methusela handelte der gerade genüßlich das Blut einer weiblichen Terran trank. Ihr Blut floß an ihrem Körper herunter und sammelte sich in einem kleinen sternförmigen Becken auf dem die beiden Figuren standen und tropfte von den Spitzen des Sterns in das größere Becken darunter. Scheinbar war der Brunnen gedacht um sich mit einem Glas an den Tropfen zu bedienen. Tres berührte den Stein des Beckens. „36,5 Grad“ „Gut geschätzt, eine angenehme Trinktemperatur, findet ihr nicht auch, Pater? Es ist nicht ganz einfach, aber mit ein bisschen Chemie kann man das Blut lange lecker und frisch halten. Meine Gäste sind jedesmal hoch angetan.“ Tres blickte suchend um sich, fand aber weder eine Kamera noch irgendwelche Lautsprecher. „Geheimer Treffpunkt der radikalen Praha Methusela Gruppierung hiermit identifiziert. Ergeben Sie sich, Graf Zondor. Wo sind Sie?“ „Oh, ha, Ihr wisst doch wie ihr mich finden könnt, schon vergessen?“ Neben Pater Iqus tauchte plötzlich wieder einer der leuchtenden Pfeile auf dem Boden auf. Er deutete auf das gegenüberliegende Ende des achteckigen Saales. Der Saal hatte insgesamt vier Zugänge, in jeder Himmelsrichtung lag einer. Durch den östlichen hatte Tres den Saal betreten. Der Pfeil deutete nach Westen. Alle Zugänge wiesen die gleichen schweren Doppeltüren auf. Pater Iqus lief los, hob seine Waffen und zielte auf die Wand über der Tür geradeaus. Erst als die Wand deutliche Schäden hatte, und die rötliche Beleuchtung, die überall durch die Wände schimmerte, in diesem Bereich mit einem Knistern ausfiel, hörte er auf zu schießen. Das sollte Pater Nightroad genügen um herauszufinden welchen Weg er genommen hatte. „... aufhören! Sofort aufhören! Verdammter Vatikanterran! Ist das der Dank, dafür dass ich euch bisher so freundlich behandelt habe? -...- Nun, Ihr lasst mir keine andere Wahl, Pater, ich werde euch mit meiner Garde bekannt machen müssen...“ Sämtliche Zugange zum Saal öffneten sich gleichzeitig und schnelle Schritte waren zu hören. Pater Iqus entschied sich für den direkten Weg und lief durch die Tür geradeaus. Hinter Tres erreichten bewaffnete Gardetruppen den südlichen und den östlichen Zugang. Sie trugen die dunklen Wachmannuniformen der Fabrikwache, die die Patres heute morgen noch durch die obere Fabrik geleitet hatte. Diesmal hatten sie ihre Pistolen gezogen und waren in kleinen Trupps organisiert. Die Befehle der Truppführer hallten durch den Saal. Tres suchte hinter der geöffneten Tür Deckung und lehnte sich flach mit dem Rücken an die Wand. Gleichzeitig versuchte er zu erkennen was im Saal vorging. „Schreibe residentes Kampfprogramm von Suchmodus auf Vernichtungsmodus um. Combat open.“ Bei der ersten Bewegung schoß er. Der Trupp vom gegenüberliegenden Zugang hatte hinter dem Brunnen Deckung gesucht, der aus dem Süden versuchte ohne eine vernünftige Deckung möglichst nahe an der Wand zu bleiben. Das Pater Iqus die Beleuchtung über seiner Tür zerstört hatte, verschaffte ihm einen zusätzlichen Vorteil. Er stand an der Nordwand des Ganges und hatte somit ein relativ freies Schußfeld auf den Trupp vom südlichen Eingang. Die Wand, die dieser Trupp als Rückendeckung gewählt hatte, war schon bald von Blut und Eingeweidespritzern übersät. Ein panischer Gardist versuchte quer durch den Saal zum Brunnen zu rennen um sich dort zu verstecken. „0,52 Sekunden zu langsam.“ Tres traf ihn auf halbem Weg und zerstörte dabei einen der gedeckten Tische. Glasscherben und Gewürznebel flogen durch den Saal. Der Gardist sank langsam zu Boden und beobachtete während seiner letzten Sekunden das fröhliche Farbenspiel des flirrenden Gewürznebels, der um ihn wogte. Dann blieb er reglos in seiner eigenen Blutlache liegen. Pater Iqus senkte die Waffen, um nachzuladen. In diesem Moment trafen ihn zwei Schüsse vom Brunnen. Die Wucht schob ihn ein Stück im Gang nach hinten. „Registriere keine relevante Beschädigung. Setze Kampfhandlung fort.“ Tres zielte bereits wieder auf den Brunnen, als sich hinter ihm am Ende des Ganges plötzlich eine Tür öffnete. Dahinter erschien ein weiterer Trupp Gardisten. Diese hatten Schilde dabei und versuchten sich damit halbwegs zu decken. Der neue Truppführer gab den Befehl zum Angriff und Tres war gezwungen sich auf zwei Seiten zu konzentrieren. Ermutigt vom Auftauchen der Verstärkung begann der Trupp vom Brunnen vorzurücken. Tres versuchte seine mangelnde Deckung durch Sperrfeuer auszugleichen, zählte aber auch schon die Sekunden ab, die er bis zum nächsten Nachladen hatte. In diesem Moment öffnete sich ihm schräg gegenüber eine Tür, die er bisher nicht beachtet hatte. Er nahm Anlauf und sprang. Er hielt sein Sperrfeuer während des Sprungs aufrecht und landete sicher in der Deckung des neuen Raumes. Die Aufzugkabine kam mit einem Ruck zum Stillstand. Pater Nightroad stellte sich geduckt hinter die Sitze und beobachtete, wie sich die Aufzugtür aufschob. Direkt davor am Boden lagen Betonsplitter und dazwischen die Reste einer zerstörten Kamera. Das zerbrochene Objektiv schien in den Aufzug hineinzusehen. Sonst sah es ruhig aus. Abel sicherte vorsichtig aus dem Aufzug nach links und rechts und stieg dann mit einem großen Schritt über die verstreuten Splitter hinweg in den Gang. Er konnte drei Türen sehen und an allen gab es Schußspuren. „Wo fange ich bloß an?“ murmelte er vor sich hin. Dann zuckte er mit den Schultern und wand sich nach rechts „Egal, eine Richtung ist so gut wie die andere. Ich muss mir nur merken, wo ich schon war und wo nicht.“ Pater Nightroad hatte die Tür erreicht und automatisch schoben sich die beiden Türflügel vor ihm auseinander. In diesem Moment hörte er wie eine Gruppe Menschen hinter einer der anderen Türen losrannte. Schnell huschte er zwischen den Türflügeln durch und blickte sich suchend nach einem Versteck um. Der Gang vor ihm sah genauso aus, wie der den er gerade verlassen hatte. Nach ein paar Metern gab es eine Tür auf der linken Seite. Abel rannte los, öffnete die Tür und verschwand dahinter. Der Raum war nur dämmrig beleuchtet, trotzdem aber sofort als Lager erkennbar. Er war vollgestopft mit Regalen bis unter die Decke, die wiederum mit Kisten, Kartons und Flaschen angefüllt waren. Pater Nightroad lief weiter in den Raum hinein, ging dann in einer dunklen Ecke in Deckung und lauschte. Das aufgeregte Laufen dort draußen galt offensichtlich nicht ihm. Außerdem schien ihm niemand zu folgen. Dadurch etwas beruhigt, untersuchte Abel das Lager nun genauer. Direkt vor ihm war ein Regal voll kleiner glänzender Glasflaschen. Er nahm eine von ihnen herunter und las das Etikett. Es handelte sich um ein flüssiges Silberkonzentrat. Ein paar Tropfen versprach einem Methusela einen Tag unbeschadet Sonne. Abel steckte das Fläschchen ein und ging weiter. In einem anderen Regal fand er Päckchen mit Bluttabletten. Eine davon versprach den Bluthunger der Methusela für einen Tag völlig zu stillen. Auch hiervon steckte Abel ein Päckchen ein. Vielleicht konnte man dem Grafen ja damit etwas nachweisen. Plötzlich waren Schüsse durch die Wand zu hören. Erschrocken ging Abel erneut in Deckung. Jemand lieferte sich hier ein bitteres Gefecht. Aber es fand irgendwo draußen statt. Und nicht dort wo Abel hergekommen war. Er lauschte und schlich sich leise bis ans andere Ende des Lagers. Dort war der Kampflärm am deutlichsten zu hören. Ein Stück weiter rechts gab es wieder ein Tür. Pater Nightroad stellte sich neben die Tür und lauschte. Die Schüsse schienen nicht vom Bereich hinter der Tür zu kommen. Abel zog seine Waffe und schob die Tür vorsichtig ein Spalt weit auf. Draußen war wieder ein Gang. Er war leer. Der Lärm kam von links, dort gab eine offene Doppeltür den Blick auf einen rötlich beleuchteten Saal frei. Vorsichtig schob er sich an der Wand entlang bis zu der aufgeklappten Tür und versuchte hinter dieser in Deckung zu bleiben. Der Saal vor ihm war achteckig und hatte vier Zugänge. Überall standen Tische auf denen Gläser und anderer Kram angerichtet war, in der Mitte stand ein Brunnen mit einer großen Steinfigur und der ganze Saal roch nach Opium. An der Wand rechts hinten lagen ein paar tote oder schwer verletzte Soldaten am Boden. Links hinter dem Brunnen versteckte sich eine Gruppe Soldaten und zielte auf den Ausgang an der rechten Seite des Saals. Plötzlich sprangen die Soldaten auf und liefen in Richtung rechter Ausgang los. Die Antwort aus dem Gang kam unverkennbar von Pater Iqus Waffen. Mit schnellen Schüssen versuchte Tres scheinbar den Vormarsch zu bremsen. Einer der Soldaten wurde getroffen und fiel gegen einen der Tische. Dort blieb er liegen und starrte Abel mit großen leeren Augen an. Dann brach der Schußwechsel ab, die übrigen Soldaten liefen weiter vor und verschwanden im Gang. „Tres steckt dort irgendwo in der Klemme, ich muss hinterher“ dachte sich Abel und spurtete los zum Brunnen. -------------------- „Hm, sieht so aus, als hätte man die Gäste noch gar nicht eingelassen...“ Dietrich blickte Isaak fragend an. Der Magier nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Er hielt einen Augenblick den Atem an und lies dann langsam den Rauch von seinen Lippen aufsteigen. „Vielleicht wurde der Graf aufgehalten?“ Dietrich wartete erneut auf eine Antwort des Magiers. Sie standen an eine graue Hauswand gelehnt und hatten freie Sicht auf das schräg gegenüberliegende Hauptlabor des Grafen Zondor. Durch die Glasfront waren in der Eingangshalle jede Menge fein gekleideter Vampire zu sehen. Isaak beobachtete ruhig die versammelten Methusela. „Er hat sicherlich etwas besonderes geplant. Wir werden sehen.“ ---------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)