Saturated Loneliness von fruitdrop (Takouji) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Autorin: Fruit Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir, ich verdiene hiermit kein Geld. Das ist Fanfiction. unwichtiges Kommentar der Autorin: nach langer Zeit endlich wieder on! Hoffe, euch gefällts noch genauso gut wie damals und ich krieg noch ne Menge Kommis ^^ Viel Spass Prolog So hab ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Ich hab mir die ganze Sache total anders vorgestellt. Aber was hab ich erwartet? Einen roten Teppich, Kaviar und Schampus? Nein, nicht das, aber sicher nicht noch einmal einen solchen Arschtritt vom Schicksal. Das ganze Glück der Welt ist so ungerecht verteilt. Ich mein, ein paar Prozent der Menschheit sind glücklich, haben Familie, Freunde, eine warme Wohnung, genug zu Essen und Geld. Aber die meisten, die haben das nicht. Und ihr denkt jetzt sicher an die armen Kinder in Afrika, die Hungern, an die in Russland, die frieren, an die im ehemaligen Jugoslawien, die keine Eltern mehr haben. Ja, stimmt schon, die haben auch alle nichts, aber ich spreche von uns. Von Kindern und Jugendlichen in den reichen Staaten, in Deutschland, Frankreich, Japan, Australien und den USA. Vor allem in den USA. Hier gibt es auch Leute, die nichts haben, die frieren, hungern, allein sind. Aber die werden gut versteckt. Man soll sie ja nicht sehen, sie sind eine Schande. Sie sind genauso zerlumpt, krank und abgemagert wie die Kinder der dritten Welt. Es fließt soviel Spendengeld nach Indonesien, wegen der Flut, soviel geht nach China, wegen der Kinderarbeit, aber uns hier, uns vergessen sie. Aber es gibt uns. Sogar zu Tausenden. So viele, dass wir eigentlich gar nicht übersehen werden können. Aber sie schauen gekonnt weg, die meisten wollen das alles gar nicht wahrhaben. Es gibt uns und wir sind eine Armee. Vielleicht nicht so richtig durchorganisiert wie eine richtige Armee und ohne richtige Waffen, aber wenn nichts getan wird, werden Leute wie wir bald die ganze Welt überschwemmen. Eine neue Flut. Eine Flut der Verzweiflung aus einem Meer von ungeweinten Tränen. Denn wer hier weint, ist schwach. Und der Starke frisst den Schwachen. An fast jeder Ecke in den großen Städten stehen wir, frieren, haben Hunger, aber kaum einer sieht uns. Und die paar, die uns bemerken, bieten uns halbherzigen Hilfe an, die meisten aber verurteilen uns. Weil wir klauen, Drogen nehmen und ziemlich oft auch unsere Körper verkaufen. Ich hab’s auch gemacht und es ist einfach widerlich. Keiner versteht, dass wir das aus Verzweiflung tun, dass uns das noch mehr zuwider ist, als ihnen. Wir wollen leben, aber auf der Straße zu leben ist nicht möglich. Wir alle wissen, dass wir irgendwann sterben werden. Die Straße frisst, denn sie ist die Stärkere. Ich kenne inzwischen sehr viele hier, die genauso leben wie ich, ein paar sind schon tot, wir anderen auch bald. Aber wir sind ja nicht hierher gekommen um zu sterben! Wenn man auch nur die Geschichte von Kouji hört, läuft es einem kalt den Rücken runter und man versteht ihn, warum er keinen anderen Ausweg wusste, als das hier. Auch er wusste, dass er es nicht lange hier aushalten würde, aber was sollte er tun? Er ist, genauso wie wir alle, hier her getrieben worden, keiner kommt ohne Grund soweit. Wir sind keine Selbstmörder. Wenn wir das gewollt hätten, hätten wir uns auch zu Hause umbringen können. Aber wir haben alle versucht, noch einmal eine Chance zu bekommen. Auch wenn die Straße keine gibt. OoOoOoOoOOoOoOoOoO To be continued Fruit edited 04/23/2010 Kapitel 1: Freiheit gibts nie für umsonst ----------------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. Freiheit gibt’s nie für umsonst 4. Oktober 2005 Ich bin mit dem kleinen Funken Hoffnung nach New York gekommen, ein bisschen Geld zu verdienen, hier und da in irgendwelchen Absteigen jobben zu können um Geld für eine Wohnung zusammenzukratzen. Am Anfang lief alles auch ganz gut, ich hatte nen Job und hab soviel verdient, dass ich den Tag über nicht hungern musste. Aber für ne Wohnung hat’s noch lange nicht gereicht. Und nach ein paar Wochen sah ich einem Straßenkind schon so ähnlich, dass mich die meisten gar nicht mehr angeschaut haben, wenn ich gesagt hab, ich würde gern arbeiten. Das ist jetzt ein knappes halbes Jahr her. Am zweiten April bin ich aus dem Haus abgehauen, dass ein paar mein „Zuhause“ genannt haben. Ich glaube, ich hatte noch die beste Familie von allen hier. Die meisten hatten eh keine mehr gehabt, bevor sie hier her kamen. Aber meine Eltern waren wohlhabend, waren nicht geschieden, sahen gut aus, hatten ein schönes großes Haus in Florida und zwei wohlerzogene Kinder. Nur dass sie nie Zeit für uns hatten, immer weg waren und uns nie zuhörten. Als ich meinem Vater mal gesagt hab, dass ich kiffe, hat er mich angefahren und gesagt, ich solle ihn nicht beim Zeitunglesen stören. Er hat mir dabei noch nicht einmal ins Gesicht geschaut. Das versetzt dir schon einen ganz schönen Knick. Eigentlich hatte ich nicht vor zu bleiben. Ich wollte meinen Eltern eine Abreibung verpassen, wollte, dass sie sich Sorgen um mich machen und sehen, dass es uns (also meinen kleinen Bruder Shinja und mich, aber ich hab Shinja nich mitgenommen) auch noch gibt. Und vor allem wollte ich nicht auf der Straße schlafen, sondern in irgendeinem günstigen Hotel und einfach nur ein paar Tage abwarten. Warten, bis mich jemand anrief. Aber dazu kam es nie. Es kamen ein paar Sachen zusammen, warum ich nicht mehr nach Hause bin, aber mir ist nur wenig von den ersten paar Tagen im Kopf geblieben. Aber ganz genau weiß ich es nicht mehr wie es sich ergeben hat, dass ich jetzt doch hier feststecke. Auf der Straße zählt nur das Hier und Jetzt, du kannst nicht für Morgen vorsorgen, denn entweder teilst du mit deinen Freunden, oder deine Feinde klauen dir, was du übrig hast. Ich hab ziemlich viel gelernt in dem halben Jahr, das ich jetzt hier bin. Und ich hab mir mittlerweile Respekt von den anderen erarbeitet, obwohl ich zum Frischfleisch gehör. Sogar Kouji hat mir seine Geschichte erzählt. Das ist ein ziemliches Stück, denn so weit ich weiß, hat er sie noch niemandem außer mir erzählt. Kouji war halt schon immer da und so wies aussieht wird er auch immer da bleiben. Und ohne Kouji wäre ich jetzt vielleicht gar nicht mehr am Leben. Unsere erste Begegnung war… ich weiß nicht, wie ich sie beschreiben soll. Vielleicht verwirrend? Mich hat sie zumindest verwirrt. Ich bin in der Nacht vom zweiten auf den dritten April von zu Hause abgehauen. Hab meinen Eltern Geld geklaut und damit ein Flugticket von Miami nach New York bezahlt. Meine Tasche war zu dem Zeitpunkt schon seid Tagen gepackt, aber ich hab mich erst nicht getraut einfach wegzugehen. Aber dann hab ich das ganze Geld im Wohnzimmer liegen sehen und hab’s mir dann einfach genommen. Es waren insgesamt 300$. Davon hab ich das Ticket bezahlt und bin dann am frühen Morgen in New York angekommen. Ganz im Ernst, am Anfang kam ich mir richtig groß und mutig vor, ich war stolz auf mich, endlich den ersten Schritt gemacht zu haben. Ich hab mich frei gefühlt. So frei wie noch nie. Aber dann wusste ich nicht wirklich, wohin. Es war zwar gegen vier Uhr morgens, aber New York schläft nie. Also hatte ich auch ziemlich schnell ein Lokal gefunden, wo ich mir einen Kaffee holte und mich damit auf einene Bank am Washington Square Park setzte. Es war verdammt kalt. Meinen dicken Army-Rucksack neben mir saß ich also auf der Bank im dunklen Park und schaute rüber zu den Schachtischen. Ich wollte erst einmal ein paar Tage dort bleiben, mein Handy hatte ich ja dabei, meine Eltern konnten mich jederzeit anrufen, sofern sie überhaupt bemerken würden, dass ich weg war. Ob sie es merkten, weiß ich immer noch nicht, denn als ich da auf der Bank hockte, kamen drei oder vier Typen auf mich zu. Sie grölten laut und ich hab die Alkoholfahne schon aus der Entfernung gerochen. Sie torkelten zu meiner Bank und zwei ließen sich jeweils neben mich fallen. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. An so was hatte ich nicht gedacht. Ich hatte die ganzen Irren und Besoffenen vergessen, denen es Spaß machte, dreckige Straßenkinder abzuschlachten. Wobei ich zu diesem Zeitpunkt zwar noch kein dreckiges Straßenkind war, aber das spielt hier jetzt keine Rolle. Ich weiß nicht mehr genau, was sie gesagt haben, aber sie machten deutlich, dass sie es auf mein Geld, meine Kreditkarten und mein Handy abgesehen hatten. Umso näher sie mir auf die Pelle rückten, umso fester drückte ich mein Zeug an mich. Das ganze verdammte Geld war da drin, mein Handy, mein Ausweis, einfach alles. Ich kauerte mich immer mehr zusammen auf meiner Bank. Dann nahm ich den ersten Schlag war. Mitten auf meine linke Wange. Mein Kopf flog zur Seite und fühlte sich an, als wäre er in der Mitte gespalten. Ich merkte, wie die Stelle fast sofort anschwoll. Dann folgte der zweite Schlag. Voll in meinen Magen. Fast wäre mir der Kaffee wieder hochgekommen, ich hab’s aber gerade noch so verhindern können. Einer von ihnen griff nach meiner Geldbörse und warf sie einem anderen zu, der nicht beim Takuya-auf-die-Fresse-schlagen mitmachte. Der Typ, der zugeschlagen hatte, lachte nur höhnisch. Es war ein durchgedrehtes Lachen, total irre. Als nächstes spürte ich schwere Boots, die mich seitlich trafen. Vor Schmerz keuchte ich auf, klammerte mich immer fester an meinen Rucksack, als wäre er eine rettende Insel. Jemand zerrte an ihm, aber ich ließ nicht los. Ich biss die Zähne zusammen und riss ihm die Tasche aus den Händen. Aber dabei flog mein Handy aus einer der Taschen. Der dritte, der bis jetzt nichts getan hatte, hob es auf und steckte es ein, bevor ich auch nur realisiert hatte, was gerade passiert war. Doch während ich wieder eine Faust auf mein Gesicht zurasen sah, schloss ich die Augen. Ich glaubte, wenn ich die Hand nicht sehen würde, würde ich auch nichts spüren. Und tatsächlich, der Schlag blieb aus. Kein Geräusch als würden meine Kiefer brechen, kein alles lähmender Schmerz, nichts. Nur das Pochen in meiner Wange, wo mich der erste Schlag getroffen hatte. Nach ein paar Sekunden erst wagte ich es, die Augen wieder auf zu machen. Vor mir stand ein Junge. In etwa mein Alter, vielleicht ein bisschen älter. Im Licht einer Straßenlaterne erkannte ich seine dunklen Dreadlocks, die ihm fast bis zur Rückenmitte reichten. Er trug sie zu einem Zopf gebunden und eine silberne Perle schimmerte im Licht. Er sagte etwas, ich verstand es nicht genau, aber es hörte sich an wie : „Müsst ihr euch jetzt schon an kleinen Kindern vergreifen?“ Da wurde ich irgendwie sauer, ich war doch kein kleines Kind mehr! Aber ich wollte es mir mit ihm nicht gleich vermiesen, außerdem waren da noch die anderen Typen. Er nickte ihnen zu und sie verschwanden einfach nach kurzem Zögern. Was ging da vor? Hab ich mich damals gefragt. Ich wusste da noch nicht, wie weit Koujis Einfluss auf den Straßen von New York ging, und wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich es heute noch nicht. Kouji hat nur sehr wenige Freunde, mit denen er immer zusammen ist, und wohl auch nur genauso viele Feinde auf dieser Seite des Hudson. Und auf die andere Seite gehen wir meistens erst gar nicht. Und die anderen, die respektieren ihn einfach oder lassen ihn in Ruhe. Wobei das erste eh immer auf das zweite hinausläuft. Nun saß ich da zusammengekauert auf der Bank und hielt mir die Seite, an der mich der schwarze Stiefel getroffen hatte. Kouji, na ja, damals wusst ich noch nicht, dass er Kouji heißt, aber nich so wichtig jetzt, drehte sich langsam zu mir herum. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen, hart. „Geh wieder heim zu deinen Eltern, du gehörst nicht hierher. Geh wieder, da hast dus echt besser.“ Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Er hatte ja Recht. Ich war kaum eine Stunde hier und schon fast wieder weg vom Fenster. Aber ich war fest entschlossen meinen Eltern eine Abreibung zu verpassen. Nur dass ich kein Handy mehr hatte, um sie anzurufen oder auf ihren Anruf zu warten. Und nur noch das Wechselgeld in meiner Hosentasche - bei weitem nicht genug für ein schäbiges, kleines Hotelzimmer. Schon damals war alles so total schief gegangen und ich hätte eigentlich gleich zur nächsten Telefonzelle laufen sollen und daheim anrufen sollen, dass sie mir Geld aufs Konto überweisen, damit ich wieder nach Hause fliegen kann. Aber ich hab’s nicht gemacht. Und das hatte vor allem einen Grund. Aber dazu später mehr. Auf jeden Fall stand der Junge mit den Dreadz jetzt vor mir und starrte mich aus großen, kalten blauen Augen an. Solche Augen hab ich noch nie gesehen und werd ich wohl auch nie mehr sehen. Sie waren einfach unglaublich, richtig dunkelblau. Und später hab ich bemerkt, dass ihre Farbe sich änderte, je nachdem in welcher Stimmung Kouji gerade war oder wie das Wetter war. Naja, jedenfalls stand er da vor mir und ich starrte ihn an. Nach 'ner Weile wurd’s ihm wohl auch zu blöd oder zu peinlich, keine Ahnung, auf jede Fall schaute er wieder weg. Bis ich so was wie einen unterdrückten Schmerzensschrei ausstieß, weil ich mich bewegt hatte. Meine Seite schmerzte da, wo mich der Stiefel getroffen hatte, höllisch. Der Dreadhead bemerkte es und der Ausdruck seiner Augen wurde für einen kurzen Moment weicher, fast fürsorglich. Aber eben nur ganz kurz, denn dann verschwand es wieder. Trotzdem kam er auf mich zu und ging vor der Bank, auf der ich saß, in die Hocke. Vorsichtig hob er meinen Pulli an der Seite hoch. Wir beide zogen gleichzeitig heftig die Luft durch die Zähne ein. Er, weil er erschrak, ich weil es wehtat und kalt wurde. Ich merkte, wie er mit zwei Fingern sachte über die Stelle strich, die langsam genauso blau wurde, wie meine Wange es schon war. Eine Gänsehaut überlief meinen Bauch. Warum ich auf einmal so nervös wurde, kann ich heute noch nicht sagen. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und die leichte Berührung seiner Fingerspitzen und ich merkte, wie mein Herz schneller klopfte. Was war los mit mir? Kouji übte von dem Zeitpunkt an eine Faszination auf mich aus, wie kaum ein anderer es je tun würde. Aber das geniale an ihm ist, dass er es nicht merkt, wie er auf andere wirkt. Er denkt, dass seine kühle und harte Art auf alle anderen abschreckend wirkt, aber meistens tut sie das gar nicht. Irgendwas hat er, dass die Leute anzieht. Und damit mein ich nicht nur mich. Ich hab mit vielen darüber geredet und alle sagen das gleiche. Oder zumindest ähnliche Sachen. Und Kouji ist sich darüber überhaupt nicht bewusst! Dann holte mich seine Stimme wieder aus meiner Trance, in die mich seine Finger versetzt hatten und ich zwang mich, wieder zurück in die Realität zu kommen. „Das sieht bös aus. Du solltest heute irgendwo hingehen, wo du nicht mehr angegriffen wirst. Tak und die anderen kommen dir zwar nicht mehr zu nahe, aber es gibt noch genug Leute hier, die jungen Kids wie dir an den Kragen wollen.“ Ich nickte. Der Junge war mir damals noch irgendwie unheimlich. Erst so abweisend hart und jetzt schien er sich Sorgen um mich zu machen! „Komm, ich bring dich zu Rainbow und den anderen. Vielleicht kannst du da ne Weile bleiben und dann überlegst du dir, wie du wieder nach Hause kommst,“ fügte er noch hinzu. Ich hab nur wieder genickt und er hat mich auf die Beine gezogen. Ich musste ihn immer noch anstarren. Außer der einen Reaktion seiner Augen auf meine Schmerzen war keinerlei Regung in seinem Gesicht gewesen. Weder ein Lächeln, noch klang er wütend oder sonst was. Aber auch nicht gleichgültig. Eher sachlich, ruhig. Distanziert. Vielleicht kann ich das so beschreiben, ja. Ich folgte ihm also zu Rainbow und den anderen. Keine Ahnung wer die waren, aber vielleicht konnten sie ja helfen, die ersten Wochen hier zu überstehen. OoOoOoOoOOoOoOoOoOo to be continued fruit edited 04/23/2010]/b] Kapitel 2: Schokodonuts ----------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. Schokodonuts 3. April 3:30 a.m. Somewhere around Greenich Village Jetzt sitze ich hier, auf einem umgekippten Eimer, in einem Raum, der von einem Duzend Kerzen soweit erhellt wird, dass die Gestalten hier drin flackernde Schatten an die Wände werfen. Seit zehn Minuten unterhalte ich mich jetzt mit ihnen, solange ist es nämlich her, dass Maggot wieder gegangen ist. Er hatte mich hier hergebracht, den anderen kurz erklärt, dass sie ein paar Tage auf mich aufpassen sollen und war dann wieder verschwunden. Der Weg war ziemlich lang gewesen. Erst sind wir vom Park zum Greenwich Village gelaufen und von dort dann mit der U-Bahn zur Hudson Street. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen blöd oder naiv, aber das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich schwarzgefahren bin. Erst wollte ich für uns beide Tickets kaufen wollen, aber Maggot hatte abgewunken und gesagt, von dem Geld sollte ich lieber was zu essen kaufen. In der U-Bahn war ich auch entsprechend nervös und ich konnt’ es nicht verstehen, dass Maggot so ruhig blieb. Maggot… wer kommt auf die Idee sich Made zu nennen?? Während wir durchs Village gelaufen sind, hat er geschwiegen. Aber ich halte Stille nicht aus. Ich muss dauernd reden. Und wenn es Unsinn ist. Also hab ich angefangen zu labern. Hab ihm meinen Namen gesagt und wo ich herkomme und solche Sachen. Als ich ihn dann gefragt hab, wie er heißt, ist er stehen geblieben und hat sich ganz langsam umgedreht. Sein Gesicht sah aus, als hätte er gerade jemanden umgebracht. „Wenn du nicht bald deine Klappe hältst, dann lass ich dich einfach hier stehen und du kannst selber gucken, wo du n paar Leute findest.“ Er hatte schlimmer gezischt als eine Schlange. Wieder bekam ich eine Gänsehaut, diesmal aber aus Angst. Je länger ich über ihn nachdenke, desto verwirrter werde ich und desto undurchsichtiger wird dieser Junge für mich. Nach ein paar Minuten hat er dann aber doch noch mal gesprochen. „Manche nennen mich Maggot. Du solltest auch n anderen Namen bekommen, ist irgendwo sicherer und anonymer. Wenn du jedem deinen richtigen Namen verrätst, dann werden in zwei Tagen die Bullen an deine nicht vorhandene Tür klopfen und dich wieder mit nach Hause nehmen.“ „Aber du wolltest doch, dass ich wieder nach Hause geh…?“, hackte ich nach. Wenn er schon mal redete, dann wollte ich das auch ausnützen. Wir liefen durchs Village und aus den ganzen Bäckereien und Lokalen drang ein richtig leckerer Duft nach frischen Brötchen und anderem Essen zu uns raus. Gierig sog ich ihn durch die Nase ein. Wann hatte ich als letztes gegessen?? Kurzerhand bat ich Maggot, der mir immer noch nicht geantwortet hatte, stehen zu bleiben und verschwand in einer der Bäckereien. Als ich dann kurze Zeit später wieder rauskam, lehnte er lässig an der Wand und rauchte eine Zigarette. Sein Gesichtsausdruck war absolut genial als ich ihm die Tüte mit den frisch gebackenen Donuts unter die Nase hob. „Nimm. Du siehst so dürr aus, wann hast du das letzte Mal was gegessen??“, fragte ich ihn, als er mich ungläubig anstarrte. Zögerlich steckte er eine bleiche Hand in die Tüte und griff einen mit Schokoüberzug heraus. Auf meine Frage hatte er mit den Schultern gezuckt. „Keine Ahnung, is schon n paar Tage her“, meinte er dann mit vollem Mund. Seine Augen wurden immer größer, je mehr er aß. Da sah er richtig süß aus und überhaupt nicht mehr düster oder Furcht einflößend wie gerade eben. Er aß langsam, als wäre der Donut das Beste, dass er seit Jahren gegessen hatte. Jetzt, im Licht der Bäckerei sah ich ihn auch genauer. Er war viel zu sehr mit dem Donut beschäftig um zu merken, wie ich ihn anstarrte. Tatsächlich sah er nicht wirklich so aus, als hätte er seit Jahren keinen Donut mehr gegessen. Er machte zwar den Eindruck eines Straßenkinds, aber er war sauberer als die aus’m Fernsehen. Seine Dreadz waren nicht verwahrlost, sondern sahen aus, als würde er sie regelmäßig pflegen. Seine Jeans hatte ein paar Löcher. Und sein Shirt – Ja, der Gute rannte trotz den knappen zehn Grad über Null im T-Shirt durch die Gegend – war sauber. Unter seinem linken Auge zog sich eine lange, aber fast weiße Narbe bis knapp zu seinem Ohr. Seine Unterlippe war verkrustet von Blut, es heilte aber schon. Und auf der rechten Wange hatte er eine Schürfwunde. Als ich einen kleinen Schritt zurück trat, um ihn noch mal von oben bis unten zu mustern, entdeckte ich etwas, das mir wirklich das Blut in den Adern gefrieren ließ. Seine beiden Arme waren übersät mit feinen, weißen Narben. Sie zogen sich kreuz und quer über seine Ober- und Unterarme. Manche waren noch gar nicht alt, und ein paar sahen aus, als wären sie frisch geschnitten. Anscheinend hatte er etwas gesagt, aber ich war viel zu sehr damit beschäftigt, zu überlegen, warum er sich selbst verletzte, um das zu merken. Schließlich folgte er meinem Blick und blieb ebenfalls an seinen Armen hängen. Doch er zuckte nur wieder mit den Schultern und sagte, nachdem er den Bissen runtergeschluckt hatte, ziemlich düster und ernsthaft: „Was meinst du, warum ich abgehauen bin? Weil’s bei meinen Erzeugern die Hölle war. Aber meinst du die Straße ist nicht fast die gleiche Hölle?“ Er nahm sich noch einen Donut, weil ich ihm die Tüte immer noch hin hob, als wären die Narben auf seinen Armen nichts Schlimmes, total normal, und begutachtete den süßen Kringel, bevor er hineinbiss. Seine Aussage hatte mich hart getroffen. Die Straße war die Hölle. Natürlich, das hab ich gewusst, aber dass es so schlimm wäre… Somit wären wir wieder hier angekommen. Hier, in dem Abbruchhaus, wo es höllisch durch die Fensterlöcher zog und es von der Decke tropfte. Ein paar Schritte von der Bäckerei entfernt war dann die U-Bahn Station und wir fuhren zur Hudson Street. Maggot hatten hier und da ein paar Leute gegrüßt, mich haben sie dann meistens skeptisch beäugt. Aber Maggot selber sagte nichts mehr. Ich hatte das Gefühl, genau zu wissen, was er dachte und warum er nichts mehr sagte. Er glaubte, mit seinem Kommentar, dass es bei ihm daheim die Hölle gewesen sei, zuviel gesagt zu haben. Er dachte, dass ich zuviel wüsste. Ich sitze hier, zusammen mit Rainbow und den anderen, wie Maggot sie genannt hatte. Rainbow ist ein blondes Mädchen, ungefähr 16, die einen recht krassen Dialekt spricht, sodass ich Schwierigkeiten habe, sie zu verstehen und trotz der Kälte sitzt sie in kurzem Rock und Top da, eingehüllt in eine dünne Kinderdecke. Die anderen sind Dawn, ein Junge, etwa 14, mit braunen Haaren und Augen und Rain der vielleicht 2 Jahre älter ist als ich. Rain hat mit Sicherheit ein Kilo Metall am Körper. Er trägt nur schwarze Klamotten und jede Menge Piercings und Nieten. Rainbow lehnt an der Wand, ihr Kopf hing zwischen ihren angewinkelten Knien. Erst hab ich gedacht sie schläft, aber dann hat sie auf einmal gesprochen und nachdem ich einen Löffel, sowie ein breites Band auf dem Boden gesehen hab, war mir klar, dass sie grade high war. Irgendwie hat es mich geschockt, gleich die ersten Leute, die ich hier kennen lern, sind ziemlich weit unten. Aber zu meiner Erleichterung nehmen Rain und Dawn keine Drogen. Zumindest keine harten, wie Rain schmunzelnd gesagt hat. Und auf meine Frage, ob Maggot auch an der Nadel hing, schüttelte Rain nur den Kopf. Dann will Dawn wissen, wie ich Maggot getroffen hab. Ich erzähle ihnen die Geschichte und als ich auf den Stahlkappenstiefel zu sprechen komme, verziehen sie alle das Gesicht. Rain wollte mal danach sehen, aber was sollte er schon ausrichten? Ich lehne ab und sage, dass Maggot das schon gemacht hätte. Die Gesichter der beiden werden auf einmal überrascht. „Was guckt ihr so? „Nun ja…. S is halt so, dass Maggot es hasst, von jemandem berührt zu werden. Er kann das nicht ausstehen und selbst berührt er auch niemanden. Is n komischer Kerl, aber ganz okay. Vor allem hat er meistens Geld und besorgt was zu essen,“ erklärt Rain. Maggot hasst es also, andere zu berühren? Mich hat er aber berührt, ganz sicher. Ich hab seinen warmen Finger an meiner Seite gespürt, das weiß ich ganz genau. „Apropos Maggot. Weiß einer von euch, wo der hin is?“, will ich wissen. Dawn zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ „Lost“, fängt Rainbow auf einmal an, zu mir gewandt. „Maggot ist schon ziemlich lang hier. Und bevor er hier her nach New York kam, war er auch schon ziemlich lang in anderen Städten unterwegs, frag mich nich, wo genau. Aber er hasst es, wenn man ihm dauernd am Rockzipfel hängt. Wenn er sich für dich interessiert, wird er schon wieder hier auftauchen, hat er ja versprochen.“ Dann sinkt ihr Kopf wieder zwischen ihre Knie. Wie meint sie das, wenn er sich für mich interessiert? Maggot ist echt ein ziemlich komischer Kerl. Hinterlässt nur Rätsel. Aber ich bin ehrlich gesagt, ziemlich entschlossen dieses Mysterium Maggot zu ergründen und Antworten auf die Fragen zu finden, die in meinem Kopf rumstromern! Ah ja, ihr fragt euch sicher, was „Lost“ zu bedeuten hat. So hat Maggot mich vorgestellt, als wir in der Tür zum Zimmer standen. Er hat gemeint, ich hätte so verloren ausgesehen, da allein auf der Parkbank. Stimmt vielleicht. Ich hab mich auch irgendwie verloren gefühlt. Mir gefällt der Name. Drückt auch meine Stimmung aus. Im Moment fühl ich mich nämlich immer noch verloren, ohne Maggot. OoOoOoOoOoOOoOoOoOoOoO to be continued fruit edited 04/23/2010 Kapitel 3: Sieben Minuten, zwei Bauern und ein Turm --------------------------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. Sieben Minuten, zwei Bauern und ein Turm 3. April, 10.00 a.m. West Village/Washington Square Park ------ Lost’s Point of view ------ Inzwischen habe ich zwei Stunden Fußmarsch durchs ganze West Village hinter mir auf der Suche nach einem Job. Und nach genau zwei Stunden und drei Minuten hab ich dann auch einen gekriegt. Ich weiß nicht, wie viele Lokale, kleine Läden und Geschäfte ich abgeklappert hab, aber im letzen hab ich was gekriegt. Ich darf an vier Tagen die Woche zum Gemüse schnibbeln und Geschirr waschen kommen. Das Lokal heißt Eddy’s und bietet alles an, was verdammt scharf ist. Morgen darf ich anfangen. Irgendwie freu ich mich, endlich kann ich mal auf eigenen Beinen stehen und verdiene mein eigenes Geld. Auch wenn ich zusammen mit Rainbow, Dawn und Rain in einem Abbruchhaus wohne. Der Regen, der in so gegen 5 Uhr eingesetzt hatte, war wieder weniger geworden, aber ein kühler Wind pfiff durch die Straßen, der an den Klamotten zerrte. Innerlich verfluchte ich mich. Ich hatte meinen Sachen, also meine Tasche und meinen Schlafsack, bei Dawn im Haus gelassen, er meinte, er würde dort auf mich warten. Ich könnte jetzt gut meinen zweiten Pulli gebrauchen… Maggot war heute Morgen noch mal da gewesen, so gegen sieben. Dawn hat geschlafen, Rain war weg und Rainbow hatte wieder ihren Kopf zwischen ihren aufgestellten Knien hängen. „Hey, Lost.“ Er hat geflüstert, um Dawn nicht aufzuwecken. Langsam war er auf mich zugekommen. „Hier, ich hab noch was zu Essen mitgebracht, und ein paar Kippen. Gib das Zeug bitte den anderen, du kannst auch was haben wenn du willst. Ich kann nich lang bleiben, aber ich komm wieder. Bis dahin entscheidest du dich, ob du nich lieber wieder zu deinen Eltern willst.“ Ich hab nur genickt. Seine Augen waren direkt auf mein Gesicht gerichtet gewesen, er war mir wieder recht nah, jedenfalls so nah, dass ich ein paar silberne Sprenkel in seinen dunkelblauen Augen sehen konnte. „Sag mal, wie geht’s eigentlich deinen Verletzungen?“ Daraufhin hab ich nur mit den Schultern gezuckt. „Geht schon, auch wenn’s irgendwie weh tut.“ „Hm… Ich schau mal, was ich besorgen kann. S sah heut Nacht echt fies aus.“ „Nein, brauchst du nicht, s passt schon. Wird wieder,“ meinte ich. Warum ist Maggot so nett zu mir? Heute Nacht sah es erst so aus, als könnte er mich gar nicht leiden…. Wer ist dieser Junge? Was geht in ihm vor? Warum ist er hier? Was haben seine Eltern ihm angetan? All diese Fragen schwirrten mir durch den Kopf als ich in sein Gesicht sah. Ich will Antworten, und zwar so schnell wie möglich! „Nein, ich werd ne Salbe oder so was besorgen, so was kann ganz schön schlimm ausgehen, wenn dus nicht verarztest. Glaub mir, ich weiß habs selber erlebt…“ Damit hat er sich umgedreht und war an Dawn und Rainbow vorbei wieder hinaus aus dem Zimmer, die Treppe runter und wieder raus in den Regen geschlichen. Kaum war er weg, hob Rainbow ihren Kopf. „Wow, der scheint wirklich einen Narren an dir gefressen zu haben, Lost. Der macht sich echt Sorgen um dich,“ brachte sie langsam über ihre Lippen. „Mh, sag mal, wie kann ich eigentlich feststellen, ob du schläfst oder nicht?“, fragte ich mit einem Grinsen. „Ich schlafe nur zwei Stunden am Tag, Lost. Den Rest der Zeit… träume ich.“ Damit sank ihr Kopf wieder nach unten. Maggot macht sich um mich Sorgen? Warum? In Gedanken versunken gehe ich weiter. So viele Fragen… Haben meine Eltern schon bemerkt, dass ich weg bin? Machen sie sich Sorgen? Wie geht’s Shinja? Woher kommt Maggot? Was ist passiert, dass er abgehauen ist? Unsanft werde ich aus meinem aussichtslosen Frage-Antwort-Spiel gerissen, als mich jemand heftig anrempelt. Aber derjenige rennt unbeirrt weiter. Schaut nich mal über die Schulter, um sich zu entschuldigen. Wie kann ein Mensch es nur so eilig haben?? Aber nachdem mich noch mal zwei Leute angerempelt haben und auch einfach weiter gerannt sind, ohne sich zu entschuldigen, bemerke ich es. Hinter dem Typen waren zwei Polizisten her. Also musste er was angestellt haben. Aber eigentlich geht es mir ja nichts an, oder doch? Ich habe die drei immer noch im Blickfeld. Die Polizisten sind pummelig und haben wohl noch Puderzucker- und Kaffeeflecken auf ihren Uniformen. Und der Typ? Der hatte dunkle Dreadlocks, bis etwa unter die Schulterblätter, etwas länger. Sie waren zu einem Zopf zusammengebunden und in einer Strähne schimmerte eine silberne Perle. War der Typ etwa…?? Nein, er würde sich nicht mit der Polizei anlegen. Bitte nicht, bitte lieber Gott, wenn es dich gibt, lass es nicht Maggot sein! ------ Maggot’s Point of view ------ Fuck, dafür, dass die Bullen so fett sind, sind sie doch noch ziemlich schnell. Und meine Lunge brennt wie Feuer. Ich sollte mir abgewöhnen, soviel zu rauchen. Im Moment gebe ich wirklich mehr Geld für Zigaretten als für Essen aus. Scheiße, denk nich so viel, Maggot, lauf. Die Bullen haben aufgeholt. Ich muss mich dringends verpissen. Auf noch ne Nacht oder mehrere im Knast hab ich keine Lust. Also weiter. Ich rutsche aus und stolpere beinahe, als ich um eine Ecke biege. Meiner Erinnerung nach müsste es jetzt hier weiter gehen auf die Fifth Avenue. Da kann ich die Bullen ganz einfach loswerden, ich muss nur ein bisschen im Zickzack laufen. Doch zu früh gefreut. „Scheiße!“, fluche ich laut. Ich renne genau auf einen ziemlich hohen Maschendrahtzaun zu. Hinter mir höre ich einen der beiden Bullen laut auflachen. „Jetzt ist es aus, Junge, du kommst nicht weiter!“, ruft der andere. Am Klang seiner Stimme kann ich hören, dass er sich nur mit Mühe ein Lachen verkneift. Denen werd ich’s schon zeigen! Obwohl meine Lungen streiken, lege ich noch einen Zahn zu. Scheiße, früher war ich so gut im Laufen, ich hatte eine perfekte Kondition… Halt, Maggot, nich an früher denken! Laufen! Ich erreiche den Zaun und springe. ------ Lost’s Point of view ------ Ich komm grad rechtzeitig, um zu sehen, wie Maggot gegen den Zaun spring will, um dran hochzuklettern. Aber der Polizist hat ihn erreicht und hält ihn fest. Beide stürzen zu Boden, Maggot unter dem Bullen. Der andere Polizist geht langsam auf sie zu; er lacht wieder. Er kommt bei Maggot an, zieht ihn grob auf die Beine und sagt: "So, Freundchen, endlich haben wir dich. Glaub mir, so glimpflich kommst du nicht mehr davon, wie früher!" Und da kommt mir die rettende Idee ------ Maggot’s Point of view ------ Verdammt, tut das weh. Meine Hände und Knie fühlen sich an, als wäre ein LKW drüber gerollt. Kein Wunder, wenn so'n fetter Bulle auf einen drauf fällt. Hat nich jemand erst ein Gesetz erlassen, dass die abnehmen müssen? Na, den scheint’s nich zu kümmern, der hat ja immer noch Puderzucker ums Maul verschmiert. Fuck, in meinen Handballen pocht’s. Und mein Kinn brennt. Aber wenn ich was kann, dann Schmerz ignorieren. Also schiebe ich dieses Gefühl weit weg in die Tiefen meines Kleinhirns und rapple mich mühsam auf. Egal, die Bullen haben gewonnen, aber ein ganz kleines Bisschen Stolz hab ich noch, so schnell kriegen die mich nicht klein. Und dann höre ich dieses Rufen, ich höre diese Stimme, die mir irgendwie bekannt vorkommt, aber ich kann sie nicht einordnen. Die Bullen drehen sich überrascht um. Beide hatten die ganze Zeit so ein komisches, überlegenes Grinsen im Gesicht. Dann erkenne ich hinter ihnen ein bekanntes Gesicht. Und holla, wer hätte es gedacht, zu ihm gehört auch die Stimme. Lost kommt da auf uns zugelaufen und schubst die Bullen grob zur Seite, um mich am Handgelenk zu fassen. „Da bist du ja, Shinja, endlich hab ich dich wieder gefunden! Mama und Papa haben sich schon riesige Sorgen gemacht, hau bitte nicht noch mal ab ja?? Versprichst dus mir?“ Ich schaue ihn entgeistert an. Was soll dieses Theater? Will er mir helfen? Mich vor den Bullen schützen? Verdammt, ich brauche keine Hilfe! Der soll sich verpissen! Ich hab’s doch sonst auch immer allein geschafft, mich aus etwas Größerem rauszuziehn, ich brauche seine Hilfe nicht!! Aber trotzdem nicke ich verwirrt. Dieser Junge macht mich noch ganz krank im Kopf! Warum ist er da? Kann er nicht einfach wieder nach Hause gehn? Weiß er überhaupt, wie er mich verwirrt? Er erinnert mich an jemanden.... Nein, nicht schon wieder an früher denken, lass das, Maggot, tut eh nur weh. Los, zurück in die Realität!!! Zu den Typen in Uniform gewandt sagt Lost dann auch noch was. „Danke, dass Sie ihn gefunden haben, Shinja ist mein Stiefbruder, wissen sie. Mein Dad hat seine Mutter geheiratet. Aber nachdem er sich mit Mum gestritten hat, ist er abgehauen und seit zwei Tagen suchen wir ihn. Wir haben uns riesige Sorgen gemacht, das können Sie sich kaum vorstellen! Nochmals, vielen Dank, dass Sie ihn gefunden haben! Auf Wiedersehen!“ Damit dreht er sich um und zieht mich, immer noch meine Hand haltend, schnell aus der Gasse raus auf die belebte Straße. Immer weiter zieht er mich, er läuft schnell, so schnell, dass ich fast nicht nachkomm. Aber dann bleibt er abrupt stehen. Meine geschundenen Lungen streiken nun ganz und ich stütze mich mit den Händen auf die Knie. Scheiße, Fehler. Fuck, tut das weh! Ich besehe meine Hände. Sieht nicht so schlimm aus, wie es sich anfühlt. Die kleinen Kieselsteinchen am Boden hatten blutige Abdrücke hinterlassen, aber sonst sieht alles normal aus. Lost neben mir keucht. „Maggot, was… Was stellst du auch immer für Sachen an!“, bringt er schließlich heraus. Ich versuche so etwas wie ein Grinsen auf mein Gesicht zu kriegen, aber ich hab schon so lange nicht mehr gegrinst oder sonst etwas in der Art getan, dass es nicht so richtig funktionieren will. „Aber der eine hatte wirklich Puderzucker auf seiner Uniform,“ fügt er noch dazu. Damit weiß ich zwar nichts anzufangen, aber egal. Mit dem Satz davor schon. Ja, was stelle ich immer für Sachen an? Wenn Lost wüsste, warum mir die Bullen hinter her waren, dann würde wohl ziemlich komisch gucken. Doch anstatt ihm die Wahrheit zu sagen, zucke ich mit den Schultern. „Is doch egal.“ Damit fällt mein Blick auf die Schachtische. Mehr gewollt, als zufällig. Ich will Lost nicht in die Augen schauen, das hab ich heut morgen schon zu lang gemacht und irgendwie hat es mich sehr … verwirrt. Der Typ erinnert mich so sehr an jemanden, aber … Maggot, jetzt reiß dich zusammen! Die Geschichte hast du hinter dir! Also, Blick wieder auf die Schachtische. Ein paar sitzen schon dort, spielen, oder warten darauf, dass sie jemand herausfordert. Ich suche mir einen Jungen heraus, etwa mein Alter, vielleicht ein bisschen jünger. Er ist Puertoricaner. Ich kenne ihn, vom Sehen. Ich glaube, er heißt Renny und ist ein recht guter Schachspieler. Ich nicke Lost zu, mache ihm klar, dass ich zu den Schachtischen will. Er blickt mich fragend an. „Ich wird jetzt bisschen Geld für unser Mittagessen verdienen, komm!“ Losts Blick wird immer verwirrter. Ich spüre im Rücken, wie er mich ansieht, versucht, zu verstehen, was ich meine. Schließlich höre ich, wie er mir folgt. Er tippt mir leicht auf die Schulter. Wie gewohnt zucke ich leicht zusammen. „Was denn?“ „Du willst doch jetzt nicht etwa diesen Jungen da beklauen oder?“ Jetzt bin ich verwirrt. Wer redet hier von klauen? Ich glaube, Lost traut mir nicht zu, dass ich Schach spielen kann, oder? Okay, seinem Blick nach, traut er es mir wirklich nicht zu. Dann sollte der mal ne Überraschung erleben! Nur weil ich seit geraumer Zeit auf der Straße lebe, heißt das nicht, dass ich nie ein Dach über dem Kopf hatte! ------ Lost’s Point of view ------ Ich glaubs nich, Maggot will den Jungen wirklich überfallen, am helllichten Tag. Hat der Typ noch alle Tassen im Schrank? Wohl nicht, denn auf meine Frage guckt er nur überlegen und dreht sich dann wieder um. Selbstbewusst geht er rüber zu dem Jungen, der ihn noch nicht bemerkt hat. Bevor er aber direkt vor ihm steht, winkt er mich zu sich. Wollte er jetzt, dass ich ihm helfe, den armen Jungen zu überfallen? Ich setze mich in Bewegung, aber dann geschieht etwas, das ich wirklich nicht beabsichtigt hab. Der Junge, er ist glaube ich, Puertoricaner, lächelt Maggot zu und begrüßt ihn mit einem Handschlag. Ungläubig gehe ich weiter. Maggot setzt sich ihm gegenüber an einen der Schachtische. „Wie viel?“, höre ich den Jungen fragen. Maggot überlegt. „Zwanzig,“ sagt er dann recht ernst. Der Puertoricaner stimmt zu und beginnt das Spiel. Er setzt seinen Bauern auf E4, was Maggot prompt mit einem Bauern auf E5 beantwortet. Ich hab keine Ahnung von Schach, aber ich sehe den überraschten Gesichtsausdruck des Puertoricaners, als er erkennt, dass Maggot doch ziemlich gut Schach spielen kann. Maggot’s Springer zieht übers Feld und schlägt eine Figur nach der anderen. Ich merke, wie aufgelöst sein Gegner ist, als Maggot eine seiner Kombinationen auseinander schlägt. Maggot selbst war total konzentriert. Seine blauen Augen lassen das Spielfeld keine Sekunde aus den Augen, ab und an streicht er sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Er kaut sich vor jedem Zug auf der Unterlippe herum. Aber dann, nach einiger Zeit, erhellt sich plötzlich sein Gesicht und er streckt seine Hand siegessicher nach seiner Dame. Er blickt kurz auf und sieht dem Puertoricaner in die Augen, ehe er seine Dame nimmt, und den König schlägt. „Schachmatt“, flüstert er. Maggot hat tatsächlich gewonnen. Das ganze Spiel hatte vielleicht 7 Minuten gedauert und er selbst hat nur zwei Bauern und einen Turm verloren. Irgendwie komisch. Ein Straßenkind, das so gut Schach spielen konnte. Irgendwie… unglaublich…. Der andere seufzt. Dann kramt er in seiner Hosentasche und zieht einen zerknitterten Zwanziger vor. Maggot guckt kurz wie ein kleines Kind, dem ein Lolli vor die Nase gehalten wird, schnappt sich den Schein, ebenso mein Handgelenk und ruft noch schnell ein „danke“ über die Schulter, ehe er mich um die nächste Ecke zieht. „So kommst du also zu Geld, was?“, fragte ich. Maggot nickt. „Hat schon seine Vorteile. Aber ich bin jetzt so lange hier, dass die meisten mich kennen und nicht gegen mich spielen, weil sie wissen, dass sie eh verlieren. Aber der da war neu.“ Grinsend wie ein Honigkuchenpferd schaut er den Schein in seinen Händen an. „Komm, ich lad dich zum Essen ein!“ OoOoOoOoOoOOoOoOoOoOoO to be continued fruit edited 04/23/2010 Kapitel 4: Wie faszinierend Piercings sein können ------------------------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. Thanx to: Evil_Chan, Ardurna und Moorhuhn. Wie faszinierend Piercings sein können 3. April 2005, 11:45 a.m. Joe's Japanese Einige Zeit lauf ich neben ihm her. Ich weiß nicht, wohin er will, aber er geht hinaus aus dem Village. Wir laufen immer parallel zur ‚Fifth Avenue’ in einer weniger belebten ‚Seitenstraße’. Wobei diese auch ziemlich breit ist und voll von Menschen. Sieht so aus, als würde er immer weiter Richtung Central Park wollen, das ist vom Village aus ein ewiglanger Weg, aber ich sage nichts. Auf halber Strecke beginne ich schließlich wieder zu reden. „Wo hast du so gut Schach spielen gelernt?“, frage ich zögerlich. Maggot zuckt jedoch nur nach einiger Zeit die Schultern. „Tut nichts zur Sache.“ Ich verstehe den Wink und rede schließlich darüber, wie ich auf Jobsuche war. Ich erkenne, dass seine Freude, darüber, dass ich einen Job hab, ehrlich ist. „Wie viel kriegst du?“, fragt er schließlich. „Vier Dollar die Stunde. Is zwar n Hungerlohn, aber besser als nichts. Und ich bin mindestens neun Stunden am Tag im Warmen.“ Maggot nickt. „Dann gehst du also nicht zurück nach Hause?“, fragt er dann, nach kurzer Zeit, ziemlich leise. Ich blicke zu Boden. Nach Hause. Irgendwie hab ich Heimweh. Aber zurück will ich nicht. Außerdem hab ich gar kein Geld um zurück zu fliegen. Natürlich, ich könnte meine Eltern per R-Gespräch anrufen. Aber will ich das? Will ich wirklich nach Hause? Außerdem ist da noch Maggot. Die Fragen über ihn in meinem Kopf, die nach Antworten verlangen. Das kann ich auch nicht so einfach ignorieren. Der zündet sich eine Zigarette an. Er streckt mir die kleine Schachtel hin, in der er die selbstgedrehten Kippen aufbewahrt. Zögerlich schüttle ich den Kopf. Dankbar bemerke ich, wie er das Thema ‚nach Hause gehen’ so erst mal beiseite legt, oder mir zumindest einen Moment gibt, über meine Antwort nach zu denken. „Nein, ich rauche nicht.“ Maggot steckt die Schachtel wieder zurück in seine Hosentasche. „Glaub mir, das kommt noch. Schon mal richtig Hunger gehabt?“ Etwas zögerlich schüttle ich den Kopf. „Wenn du richtig Hunger hast, dann hilft es, wenn du rauchst. ’S lenkt dich ab, verstehst du?“ „Hast du jetzt Hunger, Maggot?“ Er blickt mich von der Seite her an. „Ja, schon.“ Dann wendet er seinen Blick wieder gerade aus. „Danke, für die Donuts heute morgen.“ Täusche ich mich, oder wird er ein bisschen rot? Nur ein ganz kleines bisschen, so, dass man es fast übersieht. Aber es ist da, Maggot ist wirklich rot geworden! „Kein Problem!“ Schweigen. Er, zu verlegen, wegen den Donuts, um jetzt was zu sagen. Ich, viel zu überwältigt von den Eindrücken, die New York auf mich macht. Ich bin auf dem Guardia Airport angekommen, im Stadtteil Queens und bin dann so schnell es ging mit der U-Bahn Richtung Greenwich Village gefahren. Ich hab mal gelesen, dass es dort, in der Gegend um den Washington Square Park auch bei Nacht ziemlich sicher sein sollte und da ich nicht wirklich scharf darauf war, in Queens oder Harlem von irgendwem angegriffen zu werden, bin ich halt dahin gefahren. Aber so sicher war’s ja dann dort auch nicht. Und weil ich mit der U-Bahn gefahren bin, hab ich auch nicht viel gesehen. Aber jetzt, jetzt finde ich mich inmitten einer ewiglangen Häuserschlucht wieder, die Hochhäuser scheinen über dir zusammenzuwachsen. Man sieht kaum etwas vom grauen Himmel, die Lichter der Stadt sind selbst am Tag so hell, dass sie das Tageslicht übertönen. Und erst die ganzen Menschen! Hier in New York herrscht totale Anonymität. Die Leute interessiert es nicht, was du für einen Beruf hast, wie du lebst, sie gehen nur ihren eigenen Geschäften nach. Es ist ihnen egal, ob du gleich überfallen wirst, oder nicht. Überfälle, bei denen das Opfer stirbt, sind an der Tagesordnung. Es interessiert die Leute genauso wenig, wie sie der Dreck unter deinen Fingernägeln kratzt. Das ist New Yorks, zugegeben, traurige Wahrheit. Du bist hier einer von vielen, ob du jetzt ein Straßenkind, ein normaler US Bürger, oder ein Millionär bist. Es gibt mindestens Tausend von deiner Sorte, da interessiert einer die Leute nicht. „Ich bin eben deswegen hier her gekommen, weil es hier so schön anonym ist. Du wirst niemals zweimal den Gleichen um Geld anschnorrn, weil es hier so viele Leute gibt und weil du ihn sowieso nie wieder siehst. Ich denke, das zieht viele nach New York, “ sagt Maggot auf einmal. Irgendwie werden mir diese Leute unheimlich. Rainbow, die immer so tut als ob sie schläft und trotzdem alles mitbekommt, und Maggot, der Gedanken lesen kann. Maggot blickt starr nach vorne. Ist es ihm unangenehm, mit mir über solche Sachen zu reden? Wenn ja, warum fängt er dann damit an? Dass Maggot so angestrengt geradeaus guckt, gibt mir wieder eine Gelegenheit, ihn erneut zu mustern. Er trägt das gleiche dunkelblaue Shirt wie gestern. Dazu jetzt aber eine alte, ausgewaschene Kordhose in dunkelbraun, die mit einem Gürtel auf seinen mageren Hüften gehalten wird. Seine Dreadz waren frisch gewaschen, ich rieche das Shampoo. Riecht ein bisschen nach Honig. Seine Haare trägt er offen, sie fallen ihm irgendwie weich über die Schultern. „Wie lange hast du die Dreadz jetzt schon?“, frage ich geradeaus. Maggot guckt mich erst komisch an. Er hat wohl nicht mit so ner Frage gerechnet, vor allem nicht, weil es ein ziemlich krasser Themenwechsel war. "Dürften bald vier Jahre sein. Bin mir aber nicht so sicher,“ meint er schließlich. „Warum rennst du eigentlich nur im Shirt durch die Gegend? Ich hab nen dicken Pulli an und mir ist kalt!“, laber ich weiter. Wenn Maggot nichts mehr sagt, dann muss ich ja wohl ran, oder? Stille ist nämlich doof. Find ich zumindest. Doch der zuckt nur die Schultern. „Bin’s gewohnt, mir macht’s nix mehr aus.“ Wieder Schweigen. Mein Gott, der Junge muss es ja richtig abgöttisch hassen, zu Reden! Ein paar Meter vor uns sehe ich die Kreuzung Fifth Avenue / Broadway. Noch mehr Menschen, hauptsächlich Touristen und irgendwelche Büroheinis, die jetzt Mittagspause haben. Hier ist es verdammt laut. Überall hupende Autos, Menschen, die reden und fluchen, Krankenwagensirenen, Babygebrüll, Musik… Einfach abartig. Und es riecht heftig nach Abgasen… Gleichzeitig schillern überall Schilder, die irgendwelche Edelboutiquen und Kaufhäuser anpreisen. Alles ist größer, lauter, höher. Typisch Amerika eben. Dann bleibt Maggot auf einmal stehen. Links von mir ist ein kleines Lokal, über dem Eingang steht in abgeblätterten, schwarzen Buchstaben „J-J, Joe’s Japanese“ „Joe ist n alter Kumpel von mir, seit ein paar Wochen hat er jetzt dieses Lokal. Ich versorg ihn mit Dope und so Zeugs und dafür krieg ich bei ihm ab und an was zu Essen und ne heiße Dusche“, erklärt er mir. Er drückt die Tür auf. Sofort fliegt mir ein würziger Geruch entgegen. Das Lokal ist recht gut besucht, wenn auch ziemlich klein und übersichtlich. Die Küche befindet sich auch im Raum, so dass man sehen kann, wie gekocht wird. Der Typ am Herd muss Joe sein, sonst arbeitet hier nur noch eine Kellnerin. Sie ist recht klein, aber wirkt drahtig. Sie hat, ähnlich wie Maggot, Dreadz, allerdings kürzer und rot. Ihre grün-grauen Augen schauen uns freundlich an und sie zeigt auf die Stühle am Tresen. Wir setzen uns. Da kommt sie wieder und stellt je ein großes Glas Cola vor uns. Sie grinst Maggot die ganze Zeit dabei an. Ich weiß nicht, warum, aber komischerweise versetzt es mir einen Stich. Ich will nicht, dass Maggot mit ihr flirtet! Na, wenigstens grinst er nicht zurück, auch wenn er sie die ganze Zeit beobachtet. Sie heißt Ella, steht auf ihrem Namensschild. „Ella, das hier ist Lost. Hab ihn gestern Nacht getroffen. Er ist Tak und den anderen übern Weg gelaufen.“ Sie nickt mir freundlich zu, ich kriege auch ein Grinsen zugeworfen. Wenn sie mit mir flirten will, kein Problem, aber halt dich von Maggot fern!!! Ich sende ihr einen Blick zu, der unmissverständlich ausdrückt, dass ich sie nicht wirklich leiden kann, aber sie reagiert nicht drauf. Dann verschwindet sie wieder. Gott sei Dank! Maggot sitzt mir gegenüber und spielt mit einem seiner Dreadz während er gedankenversunken auf sein Glas starrt. Ich würde ihn jetzt gern etwas fragen, irgendwas sagen, die Stille durchbrechen, aber ich kann nicht. Ich will ihn nicht stören, er sieht irgendwie süß aus, wie er so da sitzt. Ja, richtig süß. Die klaren, blauen Augen sind auf den Tisch gerichtet, ich kann sie nicht sehen, das Piercing in seiner Augenbraue wackelt ein bisschen und einmal fährt er sich mit der Zunge über die trockenen und aufgesprungenen Lippen. Dabei kann ich sehen, dass auch seine Zunge gepierct ist. Wie es sich wohl anfühlt, jemanden mit Zugenpiercing zu küssen? Total anders und gut, oder doch nicht? Ich sehe im hellen Licht der Lampe über uns die Narbe unter seinem Auge deutlich, genauso wie ein paar dünne Sorgenfalten auf seiner Stirn. Es fällt mir schwer, es mir einzugestehen, aber der einzige Grund, warum ich nicht wieder nach Hause geh, sitzt mir gegenüber auf einem mit rotem Kunstleder überzogenen Barhocker. Ja, allein wegen Maggot. Fuck, mir wird gerade bewusst, was ich da gedacht hab. Maggot und süß? Das kann ich doch nich wirklich gedacht haben, oder? Und vor allem…. Das mit dem Piercing… Das ist einfach abartig! Scheiße, langsam bekomme ich Angst vor meinen eigenen Gedanken! Irgendwas stimmt nicht so ganz. Irgendwas hat Maggot mit mir angestellt, das ich erst wegen ihm unbedingt hier bleiben will um das Mysterium des Jungen mit den meerblauen Augen zu ergründen und jetzt fang ich auch noch an, ihn süß zu finden! Ich benehm mich echt bald wie’n Mädchen! Mühsam reiße ich mich aus diesen Gedanken. Muss mich zusammenreißen, sonst geht hier noch alles schief. Was, wenn Maggot irgendwas von diesem inneren Gespräch mit mir selber mitbekommen hat? Plötzlich bemerke ich, wie ich mit dem Aschenbecher auf dem Tisch spiele. Zum Glück hatte Maggot da noch nich rein geascht. Ich blicke auf und schaue direkt in unergründlich blaue Augen. Wie kann ein Mensch nur solche Augen haben? Gehört so was nicht verboten? Ich habe das Gefühl, in diesem Blau zu versinken. Hab aber nichts dagegen, will mich fallen lassen, in dieses Meer einzutauchen und immer tiefer darin versinken. Doch dann… schaut Maggot auf einmal weg. Einfach so. Langsam komme ich wieder richtig zu mir, erkenne die Peinlichkeit dieser Situation und spüre, wie mein Gesicht heiß wird. Hoffentlich bin ich jetzt nicht rot geworden! Hoffentlich hat das keiner mitgekriegt, ist schon zu viel, dass Maggot das mitbekommen hat, wie ich ihm in die Augen geguckt hab. Aber dann sehe ich, dass auch der Dreadhead vor mir ein bisschen rot wird. Mein Gott, ich sollte langsam meine Gedanken ordnen. Erst finde ich ihn süß, stelle mir vor, wie es ist, ihn mit dem Piercing zu küssen und jetzt starre ich ihm ewig lange in die Augen. Aber bei diesen Augen…. Gott sei Dank kommt jetzt die Kellnerin und stellt uns je einen Teller vor die Nase. Maggot greift sofort nach den Essstäbchen, die Ella noch dazu leg, reißt sie auseinander und fängt an zu essen. Er sieht irgendwie hungrig aus. Ich hab auch Hunger, aber ich hab keine Ahnung, wie man mit diesen Stricknadeln isst. Aber neben meinem Teller liegen auch noch Gabel und Löffel. Scheiße, das Essen ist echt saugut. Nichts großartig Besonderes, nur gebratener Reis mit ein bisschen Hühnerfleisch und Gemüse, aber trotzdem einfach großartig! Innerhalb von Minuten haben wir beide unseren Teller leer geputzt. Während des Essens hat keiner von uns beiden ein Wort gesagt. Maggot spielt gerade mit seinen Essstäbchen herum, sieht so aus, als wolle er etwas sagen. Immer wieder macht er den Mund ein bisschen auf, schaut mich kurz an, wendet den Blick dann aber schnell wieder ab. Ab und zu seufzt er kaum hörbar. Ich würde zu gern wissen, was er sagen will, aber ich helfe ihm nicht. Wieder schaut er weg, zwirbelt eine Strähne seiner Dreadlocks um den Zeigefinger. Dabei sehe ich seinen Unterarm. Er ist übersäht mit feinen Schnitten, Narben, Kratzern. Aber sie sind nicht wahllos angeordnet. „Hey Maggot, na alles klar bei dir?“ Ich blicke mich verwirrt um. Der Koch, Joe, war an unseren Tisch getreten. Er sah freundlich aus, hatte längere, weiß gefärbte Haare und eine Brille. Er war unverkennbar Japaner. Auf ihn passen so ungefähr alle Klischees eines Japaners, deswegen komme ich drauf. Joe ist recht klein, hat diese schrägstehenden, braunen Mandelaugen (wobei eines braun ist und im anderen trägt er eine rote Kontaktlinse!), die platte Nase, die eher gelbliche Hautfarbe. Und an seiner Kochmütze prangt nicht etwa der Name seines kleinen Lokals, nein, er hat Buttons und Patches drauf genäht, alle samt mit eindeutiger Aussage. „Burn out the rich“, „Soldiers are murderers“, „Fuck the army“ oder „Keep your environment clean“. Maggot nickt, und stellt mich dann vor. „Dusk, kann ich dann mit Lost zu dir in die Wohnung? Er hatte gestern eine unschöne Begegnung mit Tak und dem Rest…“ Joe nickt. „Klar. Wartet noch ein paar Minuten, dann mach ich zu bis heut Abend. Dann komm ich mit!“ Er zwinkert Maggot zu, der versucht so etwas wie ein Grinsen auf die Reihe zu kriegen, aber es verlischt gleich wieder. Hat Maggot etwa das Lachen verlernt? Noch ein Grund, warum ich hier bleiben will: Ich will, dass der Dreadhead vor mir wieder Grinsen und Lachen lernt. OoOoOoOoOoOOoOoOoOoOoO to be continued fruit edited 03/23/2010 Kapitel 5: The Vaselines / Molly's Lips --------------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. The Vaselines / Molly’s Lips 3. April 12:30 p.m. Joe's Apartement Joes Wohnung ist recht klein, was bei den heftigen Mietpreisen in New York auch kein Wunder ist. Dafür ist sie umso gemütlicher und lustiger eingerichtet. Im Wohnzimmer steht ein mit gelbem Stoff bezogenes Sofa, der Couchtisch besteht aus zusammengenagelten Bananenkisten und dahinter steht auf einer sehr wackeligen Konstruktion aus Bierkisten und weiteren Bananenkisten ein kleiner, uralter Fernseher. Fast ausnahmslos alle Wände sind mit Bob Marley Flaggen, Kurt Cobain Postern und Anti-Nazi- oder Pro-Kiffen-Sprüchen beklebt, beziehungsweise behängt. Die eigentliche Farbe der Tapete, die doch Hier und Da hervorblitzt, ist in jedem Zimmer anders. Das Wohnzimmer ist in verschiedenen Blau- und Grüntönen gestrichen, die Küche in gelb und orange. In Dusk’s Zimmer (welches Rot-Orange gestrichen ist) ziert eine riesige Sonne eine ganze Wand. Sie sieht wunderschön aus. Absolut geil. Als ich davor stand und das Graffiti angeschaut, hat Dusk mir zugeflüstert, dass Maggot es gemacht hat. Als Dankeschön sozusagen, dass Joe ihm ab und an über die Runden half. Außerdem stehen mehrere Bongs in der Wohnung verteilt, eine Shisha im Wohnzimmer und vor kurzem hat Dusk aus einem kleinen Kästchen im Wohnzimmerschrank einen Joint genommen. Als wir angekommen waren hat Joe sich gleich in die Küche verzogen und angefangen, das Chaos, das dort drinnen herrschte, zu bewältigen. Oder zumindest auf ein Minimum zu bringen. Währenddessen hat Maggot mich ins Bad gezogen. „Zieh den Pulli aus. Ich hab was für die Prellung.“ Seine Stimme klingt monoton und er schaut mich während dem Sprechen nicht an, sondern starrt in den Spiegel hinter mir. Ich befreie mich mühsam aus dem Designerpulli, den meine Eltern mir zum 15. Geburtstag geschenkt haben. Maggot krustelt in seiner Umhängetasche nach etwas. Ich kann nicht erkennen, was er da rausholt, weil ich grad dabei bin, mir den Pulli über'n Kopf zu ziehn. Als ich wieder was sehe, schaut Maggot schon mit großen Augen auf den dunkelblauen Fleck, der sich gebildet hat. Glaubt mir, ihr wisst nicht, was so ein Stiefel alles ausrichten könnte. Es sah echt böse aus. „Sieht aus, als würde eine andere Lebensform mich als Brutkasten benutzen wollen,“ scherzte ich leise, konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. Aber Maggot geht nicht drauf ein, drückt sachte mit Zeige- und Mittelfinger gegen meine Rippen. „Tut’s arg weh?“, fragt er, die Stirn in Falten. Ich beiß die Zähne zusammen und schüttle den Kopf, aber der Dreadhead macht mit seinem Blick deutlich, dass er mir nicht glaubt. „Also gebrochen is wirklich nix… aber wahrscheinlich ziemlich derb geprellt,“ murmelt er dann, als er seine Hand wieder wegnimmt. Er langt zum Waschbecken und hält mir eine Tube mit Salbe unter die Nase. „Das ist irgendwas gegen Prellungen und blaue Flecken… Keine Ahnung, was genau, aber s hilft, hab’s schon oft gebraucht…“ Er schraubt den Deckel ab und quetscht ein Bisschen auf seinen Finger. „Recht grauenhaft, sieht absolut eklig aus und ist arschkalt… aber wie gesagt, s hilft.“ „Wie bist du da dran gekommen?“, frage ich. Das ist das erste Mal, dass ich Maggot wirklich grinsen sehe. Selbst seine Augen leuchten ein ganz kleines Bisschen. Er lächelt verschmitzt, wieder sieht er richtig süß aus. „Was meinst du, warum die Bullen hinter mir her warn?“ Mein Blick muss wohl noch dämlicher geworden sein, denn jetzt stößt der Dreadhead ein richtiges Lachen aus. Es klingt für mich wie das Lachen eines kleinen Engels, der sich hier auf der Erde verlaufen hatte und nicht mehr zurück in den Himmel findet. Er hat seine Augen geschlossen und den Kopf ein ganz kleines Stück in den Nacken gelegt. Ein paar Dreadz sind ihm ins Gesicht gefallen und das Augenbrauenpiercing hat ein wenig gewackelt. Er sah einfach absolut süß aus. Und ob ich will oder nicht, ich glaube, ich bin grade auf dem besten Weg, mich in ihn zu verknallen. „Wenn du wüsstest, wie du grad guckst… einfach genial!“ Er beruhigt sich aber schnell, das Grinsen verschwindet und er sieht wieder genauso ernst aus, wie davor. Außerdem tritt in sein Gesicht so ein bestimmter Ausdruck, als würde er es bereuen, gerade gelacht zu haben. Ich glaube, so schaut jeder, wenn er ein Versprechen gebrochen hat, dass ihm viel bedeutet hat. Maggot hat für mich geklaut? Irgendwie kann ich das nicht so wirklich glauben. Ich mein, ich kenn ihn grade mal ein paar Stunden… wir sind uns eigentlich noch total fremd. Ich kenne noch nicht einmal seinen richtigen Namen. Ich zucke zusammen, als ich spüre, wie etwas Kaltes auf meine Haut aufgetragen wird. Erschrocken zieht Maggot seine Hand zurück. „Tut mir Leid…“ Er blickt mich besorgt an. „Schon okay, nix passiert. Mach… mach weiter, okay?“ Es gefällt mir, wie Maggot’s Finger sachte über meine Haut streichen, immer darauf bedacht, mir nicht wehzutun. Die kühle Salbe tut gut, Maggot’s Berührungen lassen mich wohlig schaudern. Es fühlt sich so eigenartig vertraut an. Ich schaue ihm ins Gesicht, während er mich verarztet. Seine Mine ist nicht mehr ernst, er wirkt eher verwundert. Wie gebannt guckt er auf den großen blau-lila Fleck und auf seine Finger, wie sie darüber streichen. Ich würde ziemlich alles geben, zu wissen, was er jetzt gerade denkt. Hängt er der Vergangenheit nach? Oder träumt er von der Zukunft? Oder von irgendeinem Mädchen, dass ihm gefällt? Dieser Ella vielleicht? Ich ringe mit mir selbst. Zu gerne würde ich wissen, was in seinem Kopf vorgeht, was er erlebt hat, warum er hier in New York auf der Straße lebt. Ich bin von Natur aus neugierig, aber ich weiß, wenn ich ihn mit Fragen löchere, wird er sich eher von mir abwenden. Trotzdem siegt meine Neugier „An was denkst du grad?“ Ich frage vorsichtig. Mein Tonfall sagt, dass ich auch ein einfaches Kopfschütteln als Antwort akzeptieren und nicht weiter nachhacken würde. Überrascht blickt er mich aus seinen blauen Augen an. Wieder kann ich diese silbernen Sprenkel sehen, kann sie aber nicht zählen, es sind viel zu viele. Wieder drohe ich, mich in diesem Blau zu verlieren, hinein zu sinken und nie wieder aufzutauchen. Aber es gefällt mir. Ich bin so weggetreten, dass ich kaum mitkriege, wie Maggot den Kopf schüttelt. „Nichts…“ ~*~ Wir sitzen bei Dusk auf dem Sofa, Maggot hat eine alte Schallplatte in Dusk’s Schrank gefunden. The Vaselines dröhnten jetzt in ohrenbetäubender Lautstärke aus den angeschlossenen Boxen und Rauch hing in der Luft. Früher wäre ich fast hysterisch aus diesem Raum gerannt. Damals war ich absolut gegen Rauchen und Drogen, zum einen auch, weil ich Fußball spiele und sehr auf meine Gesundheit und Kondition geachtet habe. Aber wie gesagt, das war früher. Doch dieses „früher“ ist grade mal ein paar Stunden her. 24 vielleicht, nicht länger. Ich weiß nicht, woher dieser plötzliche Wandel kommt. Vielleicht weil es Maggot ist? Wegen der ganzen Atmosphäre? Ich weiß es nicht. Der Verband um meinen Brustkorb ist weich und warm. Ähnlich wie mein Kopf. Ich kann kaum richtig denken, habe das Gefühl, ich schwebe. Maggot sitzt neben mir und schlägt mit dem Fuß den Takt zum Lied. „Molly’s Lips“. War das nich n Lied von Nirvana? Und wenn schon, auch egal. Ich schließe meine Augen, fühle, wie meine Fingerspitzen und Zehen kalt werden. Es war das erste Mal, dass ich gekifft hab, wirklich. Ich dachte immer, beim ersten Mal spürt man gar keine Wirkung. Aber das hier… ist irgendwie geil. In einem Moment fühlst du dich super leicht, glaubst du kannst fliegen, im anderen glaubst du, im Stoff der Couch zu versinken und immer weiter hinein zu rutschen, bis du ganz versunken bist. Und du glaubst, deine Mundwinkel würden von unsichtbaren Fäden nach oben gezogen. Ob du willst oder nicht, du kriegst sie einfach nicht runter. Als wären meine Lippen an meinen Backen festgetackert. Dusk hat nen Lachflash. Egal was Maggot oder ich tun, er bricht in schallendes Gelächter aus. Und wenn er nicht lacht ist er am Essen. Mittlerweile hat er die zweite Tüte Chips nach einer ganzen Tüte gesüßtem Popcorn aufgemacht. Und Maggot sitzt einfach nur da, die Lippen zu einem kleinen Lächeln verzogen, die Augen geschlossen, mit dem Fuß den Takt zum Lied wippend. Er fährt sich mit der Zungenspitze über die trocken gewordenen Lippen, kurz sehe ich sein Piercing aufblitzen. Ich habe unendlichen Durst. Gott sei Dank hat Dusk jedem ein Bier hingestellt. Und so geht der Nachmittag vorbei. Zu den zwei ersten Joints kommen noch 4 Bongköpfen und etwa 3 Bier für jeden. Ich hab sogar meine erste Zigarette geraucht. Aber ich glaube, bis ich mich daran gewöhnt habe, vergeht ein bisschen Zeit. Der Rauch kratzt und brennt ekelhaft im Hals, ganz anders als der THC geschwängerte Qualm vom Gras. Dusk schmeißt uns dann so gegen 17 Uhr raus, weil er zurück in sein Restaurant musste. Joe umarmt mich zum Abschied und flüstert mir leise etwas ins Ohr. „Pass auf Maggot auf, ja? Er ist nicht so stark wie er immer tut.“ Ich habe nicht einmal die Zeit zu antworten, denn schon hat er die Tür hinter mir zugeknallt. Auf Maggot aufpassen? Kann ich das überhaupt? OoOoOoOoOoOOoOoOoOoOoO to be continued fruit edited 04/23/2010 Kapitel 6: Junk / Drachen jagen ------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. ABSOLUT ÜBERKRASSEN DANK AN DIE VIELEN KOMMIS! ICH LIEBE EUCH!!! IHR SEID DIE GEILSTEN!! 6 Junk /Drachenjagen 3. April 2005, 5:30 p.m. Home Ich fühle mich immer noch ein bisschen high. Nicht so heftig, wie bei Dusk daheim, aber immer noch ein wenig. Mein Grinsen kann ich immer noch nicht abschrauben und meine Finger und Zehen kribbeln noch. Wenn auch nur noch ganz leicht. Wir sind wieder auf dem Weg zurück zu Rainbow und den anderen, ins Abbruchhaus. Was wir dann dort machen … weiß ich nicht. Weiß Maggot auch nicht. Als ich ihn danach gefragt hab, hat er nur die Schultern gezuckt. Maggot ist vorhin noch in so nen kleinen Tante-Emma-Laden gegangen. Das sind diese kleinen Kabuffs, in denen man wirklich alles kriegt. Von Zigaretten, über Fleisch bis zu Damenbinden, Kondomen und alten, halbkaputten Möbeln. Der Laden war echt total vollgestopft und ich hatte echt Platzangst. Maggot hat ein paar belegte Brötchen, drei Dosen Ravioli und eine Flasche Wasser gekauft. „Für die andern,“ hat er gesagt. Der Typ hinter der Theke hat ihm noch ne Schachtel Kippen zugesteckt. Maggot hat sich knapp bedankt, während der Typ (auf seinem Namensschild stand „Danny“) nur gegrinst hat und gesagt, er solle immer vorbeikommen, wenn er was braucht. “Woher kennst du Dusk?“ Kurz blickt mich Maggot von der Seite her an. Bevor er antwortet, fischt er zwei Zigaretten aus der Schachtel, zündet beide an und gibt mir schließlich eine. Ich hab noch nicht mal die Möglichkeit, sie abzulehnen. „Dusk war der erste, den ich hier in New York getroffen hab. Er hat mir geholfen, die ersten paar Monate über die Runden zu kommen, ich war ein totales Wrack als ich aus dem Bus gestiegen bin. Und Dusk hat irgendwie was Mütterliches an sich. Weil nach und nach kamen immer mehr zu ihm. Durch Dusk sind wir eine Art Gruppe geworden, er war stets darauf bedacht, seine Schäfchen zusammen zu haben. War ne recht lustige Zeit.“ Maggot verstummt wieder. Aber ich will mehr wissen! Warum war er ein „totales Wrack“ wie er es genannt hat? Und warum hat Dusk jetzt ne Wohnung und ein Restaurant? Ich ziehe noch mal an meiner Kippe, bevor ich meinen letzen Gedanken ausspreche. Oder besser gesagt, bevor ich ansetzte, die Frage zu stellen. Denn Maggot kommt mir zuvor. „Und, hast du drüber nachgedacht?“ „Über was?“ „Übers heimgehn, du Trottel!“ Ehrlich gesagt, ich bin jetzt total überrumpelt. Drüber nachgedacht hab ich nämlich nicht mehr. „Egal was du jetzt tun willst, du solltest sie wenigstens anrufen und ihnen sagen, dass es dir gut geht. Ich weiß nicht, warum du von daheim abgehauen bist, aber glaub mir, deine Eltern machen sich jetzt wohl vor Angst um dich in die Hosen.“ Unbewusst schau ich mich nach ner Telefonzelle um. Sollte ich wirklich…? Wenn ich meine Mum jetzt anrufen würde und ihre Stimme hörn würde, oder schlimmer, Shinja würde ans Telefon gehen, würde ich dann noch hier bleiben wollen? „Hast du denn deine Eltern angerufen?“ Maggot schaut mich wieder mit diesem bestimmten Blick von der Seite aus an. Er zieht noch ein Mal an seiner Zigarette. „Nein, nie.“ Wir stehen wieder vor dem Abbruchhaus. Den Rest des Weges hierher haben wir beide geschwiegen. Im Washington Square Park hat Maggot noch mit so nem Alten Knacker bei den Schachtischen geredet. Der Dreadhead hat ihm eins der Brötchen gegeben, gewunken und ist dann wieder gegangen. Ich werd nich schlau aus ihm, wirklich nich. Aus den Fensterlöchern von unserem Haus (ja, irgendwie zähl ich mich auch dazu. Allein deswegen, weil ich meine Mum daheim doch nicht angerufen hab, als Maggot gesagt hat, ich soll.) dringen Stimmen. Gereizte Stimmen. Laut, ziemlich laut. Hört sich an wie ein Mädchen und ein Kerl, die sich streiten. Heftig streiten. Manchmal redet eine zweite, weibliche Stimme dazwischen, allerdings kann sie die beiden nicht beschwichtigen. „Oh herrje, unser wunderbares Liebespaar lässt mal wieder die Fetzen fliegen. Wunderbar, wirklich,“ murmelt Maggot, zu niemand bestimmten, setzt dann aber doch zögerlich einen Fuß ins Gebäude. Ich gehe hinter ihm die Treppen hoch, ins 3. Stockwerk. Währenddessen zähle ich die Stufen. 57 Stufen. Und das nur, damit ich ihm nicht die ganze Zeit auf seinen kleinen, süßen Knackarsch starre. Herrje, ich sehe schon wie's mit mir bergab geht… Schließlich stehen wir in der Tür zum Raum, den wir als Schlafplatz benutzen, ich schräg hinter Maggot. Kaum haben die Leute im Raum bemerkt, dass Maggot anwesend war, verstummen sie alle. Und ich hab Zeit sie zu betrachten. Dawn und Rainbow sind die einzigen, die ich kenne. Ziemlich in der Mitte des Raumes steht ein Mädchen, vielleicht 17 Jahre alt, mit zum Zopf gebundenen, mausbraunen Haaren und dreckigen Klamotten. Ihr Gegenüber ist ein junger Mann, etwa 19, mit ebenso mausbraunen Haaren, allerdings um einiges ungepflegter, und in regennassen Klamotten. Hinter dem Mädchen steht noch eines, sie hat lange, bonbonrosa gefärbte Haare und ist wirklich ziemlich freizügig gekleidet. Sie hat nun die Decke, die Rainbow heute Morgen um ihre Schultern geworfen hatte, um sich geschlungen. Hinten im Raum, auf der kaputten Matratze, sitzt ein Junge, der unglaublich zerbrechlich wirkt. Er hat unglaublich blonde Haare, die allerdings zerwuschelt und ungekämmt sind, ist fast noch bleicher als Maggot und hat fast so faszinierende blaue Augen wie der Dreadhead. Aber eben nur fast. Auf dem Schoß hat er ne Gitarre. „Hey, Maggot! Scheiße, ich hab dich so lange nich gesehen, dass ich dachte du wärst tot!“ “, bricht das rosahaarige Mädchen die Stille. Sie kommt auf uns zu gerannt und wollte sich grade Maggot um den Hals werfen, als sie mich sieht. „So schnell kratz ich nich ab, 2Moro,“ meint Maggot nur. „Und wer bist du?“, fragt sie nun mich. Von Nahem sehe ich ihre großen Pupillen, ein Zeichen, dass sie auf irgendwelchen Drogen ist. „Lost…“ Meine Stimme ist ganz leise, was ich überhaupt nicht von mir gewöhnt bin. Aber dieses Mädchen… sie ist irgendwie unheimlich. Sie kommt näher zu mir und schaut mich ziemlich intensiv an. Dann wirft sie plötzlich ihre Arme um mich. „Gott, bist du herzig! Du bist mein neues Kuscheltier!!! Ich geb dich nie wieder her!“ Ich bin total überrumpelt. Hilfe suchend blicke ich Maggot an, aber der grinst nur hinterlistig. Dann setzt er sich zu dem Blonden auf die Matratze. „Äh, sorry, aber würdest du mich bitte loslassen? Ich …. Ich krieg keine Luft mehr!“ „Nein.“ Mit großen Augen starre ich auf ihre quitschrosa Haare. Wie bitte? „Tschuldigung?“ „Du hast schon richtig gehört, ich lass dich nich los. Nie mehr! Meins!“ Sie kuschelt sich nur noch tiefer in meine Halsbeuge. „Und gut riechen tust du auch! Wunderbar, wunderbar…“ Ihre Stimme klingt seltsam gepresst, ich spüre ihre Lippen auf meinem Hals und wie sie ihren Körper gegen meinen drückt. Mit sanfter Gewalt schiebe ich sie dann trotzdem von mir weg. Komisches Mädel, wirklich. Sie guckt mich wieder von unten (jaaaaaaaaa, ich bin ein Kopf größer als sie!!!) an, wieder mit diesen großen Pupillen und den noch größeren braunen Augen. „Ich bin 2Moro. Schön, dich kennen zu lernen! Ich komm aus Carolina, aber dem nördlichen und bin irgendwie hier gelandet, frag mich nicht wie, war wohl nicht ganz nüchtern, aber dann hab ich Maggot und den ganzen Rest hier getroffen und seither geht’s mir wieder besser! Sicher, diesen Winter wars arschkalt, aber wir haben uns gegenseitig warm gehalten, nicht war, Rainbow? Schade, dass du nicht da warst, war wirklich richtig schön kuschelig! Und woher kommst du?“ Ganz im Ernst, hättet ihr mir vor 2 Tagen gesagt, dass eine Person existiert, die mehr, schneller und (zumindest in dem Moment für mich) zusammenhangloser redet als ich, hätte ich euch für verrückt erklärt. Aber Wunder gibt’s ja anscheinend immer wieder…. „Äh… Aus Miami, Florida…“ Ich bin immer noch total perplex. „Ui, schön, das scheint immer die Sonne! Kein Wunder dass du so braun bist! Ich mag braun gebrannte Jungs mit Waschbrettbauch. Die sind soooooooooo sexy!“ Kurz zögert sie, dann: „Hast du auch einen?“ „Einen was?“ „Ja, nen Waschbrettbauch! Was denn sonst?“ „Achso, äh, ja, glaub schon. Warum fragst du?“ „WOA! Darf ich mal fühlen? Bitte, bitte, bitte, bitte nur einmal!“ Mein Kopf dröhnt. „Das war ein ziemlich derber Fehler, Kleiner. Sag 2Moro nie, dass du nen Waschbrettbauch hast. Sie wird dich nie wieder in Ruhe lassen, glaub mir.“ Das war der Typ, der sich vorhin mit dem Mädchen gestritten hat. Jetzt sitzen sie Arm in Arm unterm Fenster. Oh herrje…. Langsam frag ich mich, ob ich nicht im falschen Abbruchhaus gelandet bin… „2Moro, lass den Scheiß jetzt mal, ja? Hör auf, Lost zu belästigen!“, brüllt Rainbow aus einer Ecke hervor. Und oh Wunder, das rosa Mädchen hörte auf Rainbow! „Okay… schade. Aber jetzt kann ich dir den Rest vorstellen, okay?“ 2Moro zerrte ungeduldig am Ärmel meines Pullovers. „Aaaaaalso… da du ja mit Maggot hier angekommen bist, denk ich mal, dass du ihn schon kennst… So… der kleine Junge da drüben ist Dawn.“ (Aus der Ecke drang ein angepisstes „ich bin nicht klein!“ Doch 2Moro ließ sich nicht beirren.) Er ist unser Nesthäckchen, weil er erst 14 ist. Aber Party machen kann er wie ein ganz großer!“ Sie zwinkert. „Dahinten ist Rainbow…“ 2Moro überlegte kurz, den Mund zu einem ganz schmalen Strich verzogen. Dann schloss sie die Augen. „Über Rainbow weiß ich irgendwie grad gar nix… außer dass sie sich die Venen mit ihrem komischen Zeug da voll pumpt und HIV-positiv is. Also bloß kein ungeschützten Sex mit ihr, wir wolln ja nich dass du auch krank wirst, nich wahr, Süßer?“ HIV-positiv? Rainbow hatte Aids? Das saß, ganz im Ernst. Ich mein, in der Schule haben sie uns alles über Aids und den Verlauf der Krankheit erzählt, über Medikamente und Behandlungen, über die verschiedenen Stadien und wie die Krankheit schließlich zum Tod führt. Aber ich selbst hab noch nie ne Person getroffen, die wirklich Aids hatte. Es war einfach viel zu weit weg, in Afrika und Asien, aber nicht hier, nicht im mächtigsten Land der Welt, nich in Amerika. 2Moro ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Maggot hatte die Ravioli und die belegten Brötchen verteilt, eine Dose schmiss er zu 2Moro und mir. Er selbst aß nichts, sondern zündete sich eine Zigarette an. 2Moro scheint sich im ersten Moment zu fragen, was sie mit der Dose anfangen soll, als es in ihrem Kopf (fast für mich sichtbar) klick macht und sie die Dose öffnet. Dann hält sie sie mir hin. „Auch was?“ „Wie soll ich die denn bitte schön essen? Außerdem sind die kalt!“ Ein bisschen angewidert schaue ich in die Dose. Das pinkhaarige Mädchen schüttelte nur den Kopf. „Lost, du musst noch ne ganze Menge lernen, ohne Scheiß. Du solltest froh sein, dass Maggot überhaupt Geld für Ravioli hatte. Ich fress das Zeug lieber kalt als dass ich verhunger.“ Sie fischte in der Dose nach einer gefüllten Nudel und schob sie sich dann in Mund. „Also, wo war ich stehen geblieben? Ah, ja, Rainbow. So, die zwei, die vorhin am Streiten waren und jetzt wieder so tun, als wär nix gewesen sind Fear und Hell. Fear is das Mädchen, sie is eigentlich ganz okay, wenn sie nich grad auf Turkey is, genauso wie Hell. Die beiden sind, obwohl sie sich die ganze Zeit streiten, unzertrennlich, aber auch ziemlich strange wenn du sie nicht gut kennst. So, Maggot kennst du ja, dann is da noch Whisper. (Sie nickte mit dem Kopf in Richtung des Blonden neben Maggot. Und fischte noch eine Nudel aus der Dose.) Whisper war glaub ich früher mal in ner Band, deshalb kann er so gut Gitarre spieln. Ab und Zu hockt er sich irgendwo in Park und verdient mit seinem Geschrabbel ein paar Dollar. Aber eigentlich is er ziemlich ruhig und redet nur ziemlich wenig. Ich weiß auch nich, warum er von daheim weg is, er is für uns fast so ein Mysterium wie Maggot, aber eben nur fast. So, noch irgendwelche Fragen?“ Gott, dieses Mädel macht mich ganz kirre!! Wie kann jemand nur so schnell die Themen wechseln? Ich mein, es braucht ne Menge, bis ich verwirrt bin, aber 2Moro hat es grade geschafft. Natürlich hab ich Fragen, ne ganze Menge Fragen! Aber natürlich hat sie meine Antwort gar nich abgewartet und is mit der Dose Ravioli zu Dawn geflitzt. Ich blicke mich wieder im Raum um, auf der Suche nach einem Platz zum Sitzen. Bei Rainbow und Dawn sitzt 2Moro. Im Moment der letzte Ort, an den ich mich freiwillig hinsetzten würde. Bei Maggot und Whisper auf der Matratze ist kein Platz mehr, also hocke ich mich zu Fear und Hell. „Hey, alles klar?,“ fragt mich der Junge. Zuerst hatte ich ja ein ganz klein wenig Angst vor den beiden. Sie sind so… anders wie der ganze Rest. Sie wirken wirklich abgesifft. Aber jetzt, wo ich neben Hell sitze und er freundlich zu mir rüberlächelt, ist dieses Gefühl verflogen. „Sicher,“ antworte ich. „Du bist also Lost?“ Ich nicke. Er streckt mir seine Hand entgegen. „2Moro hat das zwar schon übernommen, aber ich bin Hell, das da ist Fear. MEINE Freundin.“ Dass es seine Freundin ist, hat er gerade ziemlich klar gemacht. Ganz im Ernst, ich hatte und werde nie vorhaben, sie ihm aus zu spannen. „Was macht sie da?“, frage ich. Fear hält ein Feuerzeug unter ein Stück Alufolie. Allerdings verbrennt sie sich immer wieder die Finger, weshalb die Flamme immer wieder vor Schreck ausgehen lässt. Auf der Alufolie liegt halb geschmolzenes, weißes Pulver, wohl irgendeine Droge. „Drachen jagen.“ Kurz zögert er, dann: „Willst auch?“ „Was ist das Zeug?“ „Junk. Junk lässt dich Drachen jagen. Es macht dich zum unsterblichen Drachentöter.“ OoOoOoOoOoOOoOoOoOoOoO to be continued fruit edited 04/23/2010 Kapitel 7: Spielzeug / Familie ------------------------------ Autor: fruitdrop Disclaimer:Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. Read and Review! Spielzeug / Familie 3. April 2005, 6:00 p.m., Abbruchhaus „Willst auch?“ „Was ist das Zeug?“ „Junk. Junk lässt dich Drachen jagen. Es macht dich zum unsterblichen Drachentöter.“ Seine Stimme klingt ernst. Auf einmal taucht Maggot neben mir auf, wirft Hell einen warnenden Blick zu und deutet mir dann aufzustehen. Zusammen gehen wir rüber zu Whisper, auf die zerrissene Matratze. „Was ist Junk?“, frage ich, naiv. Maggot wirft mir wieder so einen komischen Blick zu, kümmert sich allerdings nicht darum, mir irgendetwas zu erklären. Dann konzentriert er sich wieder auf seine Kippe. „Junk ist Heroin,“ klärt mich Whisper dann auf, ohne von seiner Gitarre hochzublicken. Ich bin verwirrt. Fear und Hell haben sich über die Alufolie gebeugt und atmen abwechselnd die aufsteigenden weißlichen Dämpfe ein. Spritzt man H eigentlich nicht? Ich spreche meine Gedanken laut aus. Maggot schnaubt kurz belustigt. „Lost, du kannst so viele Sachen mit H anstellen. Ich hab so viele Leute gesehen, die an H und Junk und dem ganzen Dreck kaputt gegangen sind. Und wenn die,“ er nickt zu Fear und Hell rüber, „nicht bald aufhörn, werden die genau gleich enden.“ Während er spricht schaut Maggot mich nicht einmal direkt an. Schließlich schnippst er seine Zigarette zum Fenster raus und erhebt sich. „Ich werd dem alten Zolof noch nen Besuch abstatten. Hab schon lang nicht mehr gegen ihn gespielt…“ Während er zur Tür geht löst er das Gummi aus seinen Haaren, fährt sich einmal mit der Hand durch die Dreadz um sie dann wieder alle zu einem Zopf zusammen zu binden. Dann ist er verschwunden. „Was war denn das jetzt?“ frage ich mich verwundert. Maggot hatte vollkommen abgeblockt. Whisper holt zwei selbstgedrehte Zigaretten ohne Filter aus irgendeiner Tasche. Eine hebt er mir unter die Nase, nur zögerlich nehm ich sie entgegen. „Maggot is einfach so. Hat schon ne Menge Scheiße durchgemacht, genauso wie wir alle. Ich bin erstaunt, dass er dich so nah an sich ranlässt. Vielleicht kannst du ihm ja helfen.“ Erst gibt er mir Feuer, dann zündet er seine eigene Zigarette an. „Wie soll ich ihm denn helfen, wenn ich nicht weiß, was sein Problem ist?“ Der Rauch brennt in meiner Lunge, ich merke, dass der Filter fehlt. „Ich kenn dich nicht, Lost. Und du kennst mich nicht und Maggot nicht. Vielleicht ist das gerade der Vorteil. Lass ihm ein bisschen Zeit.“ Der Blonde inhaliert tief. „Als ich ihn kennen gelernt hab, Maggot mein ich, da war’s krass mit ihm. Das war vielleicht vor nem Jahr, n bisschen mehr. Er war total verschreckt, hat niemanden auch nur in seine Nähe kommen lassen, hat kaum geredet, war immer allein. N bisschen haben wir hier schon geschafft. Soweit, dass er den grossteil vom Tag bei uns is.“ Wieder zieht er lange an seiner Zigarette, kneift die Augen zusammen. „Du hast ne komische Art an dir, Lost. Du ziehst Menschen in eine Art Bann und sie kommen da nicht mehr von raus. Aber ich glaube, genau das fasziniert Maggot an dir.“ Dann macht er unmissverständlich klar, dass für ihn unser Gespräch beendet ist. Er beginnt, mit der Kippe im Mund, seine Gitarre neu einzustimmen. An diesem Abend passiert eigentlich nicht mehr viel. Als es dunkel wird, fängt Fear an, hunderte von Kerzen, die sie irgendwo hervorgekramt hat, im Raum verteilt aufzustellen und anzuzünden. Sie hat eine Kerze mit ihrem Feuerzeug angezündet, die restlichen zündet sie an der ersten an. Sie flucht jede zweite Minute, entweder, weil ihr heißes Wachs auf ihre Finger getropft ist, oder weil ein Teelicht wieder ausgegangen ist. Sie braucht fast eine halbe Stunde, um alle Kerzen zum Brennen zu bringen und ich schaue ihr gebannt zu. Es gibt eigentlich auch nichts, das interessanter wäre. Rainbow sitzt immer noch an die Wand gelehnt da, die Kinderdecke um ihre Schultern gelegt, den Kopf zwischen ihren Beinen hängend. Seit ich wieder da war hat sie keinen einzigen Ton von sich gegeben. Zwischenzeitlich hab ich gedacht, sie wäre gestorben, an ner Überdosis oder so, aber weil weder Whisper noch Dawn oder sonst jemand irgendwas tut, denke ich, dass das normal ist. Gegen zehn meldet sich mein Magen wieder. Kein Wunder, is ja auch schon ne Weile her, dass ich was gegessen hab. Um mich abzulenken geh ich zu meinem Rucksack und ziehe meinen zweiten Pulli raus. Langsam wird’s kalt und vom Nichtstun wird einem echt nicht warm. Ehrlich gesagt, hab ich mir das Leben auf der Straße anders vorgestellt. Aufregender. Voller Drogen, Schlägereien, Polizei. Aber so war’s nicht. Alles, was diese Kinder taten, war versuchen, zu überleben, sich zu wärmen, was zu essen zu kriegen. Sicher, einige nahmen Drogen (wie Fear, Hell und Rainbow), wahrscheinlich hatten sie hier und da auch mal ne Schlägerei, oder die Bullen griffen sie irgendwo auf, wo sie nicht sein dürfen und schicken sie weg. Aber sonst … Langeweile. Sobald ihre Bäuche voll waren, sie einen trockenen Schlafplatz hatten, Langeweile. Sicher, ich bin bis jetzt erst einen Tag bei ihnen, aber ich glaube nicht, dass noch arg viel passieren wird. Mit dem Pulli in der Hand geh ich zu Dawn rüber. Im flackernden Kerzenlicht sieht er jünger aus. Erst jetzt wird mir bewusst, wie alt er wirklich ist. „Hey, alles klar?“ Dawn grinst mich spitzbübisch an. „Klar. Wie lief deine Jobsuche heute morgen?“ Erst muss ich kurz überlegen. Jobsuche? Aber dann fällt’s mir wieder ein. „War erfolgreich. Morgen um 10 muss ich bei Eddy’s sein. Wahrscheinlich solang, bis meine Hände und Füße abfallen. Er sah nicht wirklich so aus, als würde er seinen Bediensteten irgendwelche Rechte zugestehen.“ Dawn zuckt die Schultern. „Immerhin etwas.“ Kurze Stille. Dann auf einmal: „Warum bist du abgehauen?“ Ich schaue Dawn an und er blickt zurück. Zuerst sage ich nichts. Mittlerweile kommt mir mein Grund, warum ich weggerannt bin, ziemlich dämlich vor. „Wenn dus nicht sagen willst, is das okay. Ich zwing dich nicht dazu.“ Er lehnt sich zurück, schließt die Augen. Seine Stimme klingt tiefer, trauriger, reifer, als er beginnt zu erzählen. „Meine Eltern sind vor fünf Jahren gestorben, ich war damals 9 und die Behörden haben mich einer Pflegefamilie zugewiesen.“ Er zögert kurz. „Zuerst war alles super, ich hatte viele Leute um mich rum, meine Pflegeeltern hatten selbst 4 Kinder. Ich war wirklich glücklich.“ Wieder kämpft er kurz um Worte, findet dann aber die richten. „Aber etwa ein halbes Jahr später wurde ich auf einmal nicht mehr beachtet. Ich fühlte mich wie ein Spielzeug, das man unbedingt haben wollte aber nach ner gewissen Zeit die Lust dran verlor und es in eine Ecke schmiss. Keiner hat mehr mit mir geredet. Sie haben mich vollkommen ignoriert, noch nicht mal den Mittagstisch haben sie für mich gedeckt. Ich bin abgehauen, nachdem ich zufällig ein Gespräch meiner Pflegeeltern gehört hab. Er hatte seinen Job damals grade verloren und meinte zu Mary, dass sie es sich nicht leisten könnten, mich wieder wegzugeben.“ Er öffnet die Augen. „Sie haben jeden Monat eine nicht kleine Summe bekommen, dafür, dass sie mich versorgten, musst du wissen. Mary wollte mich loshaben, anscheinend entsprach ich nicht ihren Erwartungen. Aber George war eben dagegen. Bin danach dann gleich abgehauen. Hab mir gedacht, wenn sie mich nicht wollen und mich nur wegen des Geldes behalten, können sie mich am Arsch lecken.“ Er schaut auf seine Finger, verkreuzt sie ineinander, löst sie wieder. „Ich bin seit etwa nem dreiviertel Jahr jetzt in New York, Rainbow hat mich damals an ner U-Bahn Station aufgegabelt und mich mitgenommen.“ Ein kleines Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, ganz sachte. Die Konturen seines Gesichts werden durch den Kerzenschein ganz weich und er sieht aus wie der kleine Junge, der er eigentlich auch noch ist. Am liebsten würde ich ihn jetzt umarmen, tu’s aber doch nicht. Ich kenn Dawn dazu noch nicht gut genug. „Bist du glücklich hier? Mit Rainbow, Whisper und Maggot?“ Dawn lässt sich mit seiner Antwort Zeit, schaut erst einmal durch den Raum, beobachtet die anderen, mustert sie, kramt wohl alle alten Erinnerungen an sie heraus und vergleicht sie mit der Zeit bei seiner Pflegefamilie. Dann nickt er. „Ja, bin ich. Verdammt glücklich. Sicher, es war scheiße hart, vor allem im Winter. Fear wäre fast draufgegangen, Maggot auch. Aber wir sind noch alle da, kümmern uns um einander und passen auf uns auf. Wir alle sind vor unserer alten Familie abgehauen, haben ne neue gesucht und eine gefunden. Im Moment will ich nirgendwo anders hin.“ Seine kurze Rede löst etwas in mir. Ich kann nicht genau sagen, was es ist. Wohlige Schauer regnen meinen Rücken herab, meine Kehle fühlt sich trocken an. Auf einmal erinnere ich mich daran, was 2Moro gesagt hat. Auch irgendwas von wegen der Winter sei hart gewesen. Ich frage ihn danach. Dawn lacht kurz auf. „Schon mal versucht, den Winter unter ner Brücke zu verbringen? Ihr in Florida habt’s wohl nicht so kalt wie wir hier…“ Er schaut zu Fear und Hell rüber, ich folge seinem Blick. Vor ein paar Minuten haben die beiden wieder einen „Drachen gejagt“ und jetzt tanzen sie beide leichtfüßig durch den Raum. Fear hat ihre Haare aus dem Zopf gelöst und die Kinderdecke von Rainbow stibitzt und lässt sie jetzt wie einen Umhang hinter sich herflattern. Ihr Tanz sieht eher aus wie ein Theaterstück als Rumgehüpfe auf Drogen. Die beiden faszinieren mich irgendwie. „Fear wäre fast an ner Überdosis verreckt, nachdem einer ihrer Freier sie brutal zusammen geschlagen hat. Wir wussten nicht, was wir tun sollten, weil ins Krankenhaus zu gehen, bringt nix. Die schicken uns sofort wieder weg, weil ja keiner die Rechnung zahlen kann. Also haben wir einfach möglichst viel Essen für sie aufgetrieben und sie warm gehalten. Nach knapp zwei Tagen gings ihr dann auch wieder besser…“ Er löst seinen Blick wieder von dem tanzenden Pärchen und begutachtet seine Finger wieder. Spreizt sie, überkreuzt sie, ballt sie zu Fäusten. Es dauert fast zwei Minuten bis er wieder weiterredet, aber ich warte geduldig. Wie auch er will ich ihn zu nichts zwingen. „Maggot… was mit ihm war, weiß ich nicht genau. Ich weiß eigentlich kaum was über ihn. Whisper hat irgendwas gemeint von Trauma… Aber ich weiß es nicht genau. Jedenfalls hat er aufgehört zu essen. Einfach aufgehört. Wir haben es erst gar nicht bemerkt, weil er davor auch nie mit uns gegessen hat. Erst als er dann zusammengeklappt ist. Dadurch, dass er einfach gar nichts mehr gegessen hat, ist sein sowieso total geschwächtes Immunsystem vollkommen zusammengebrochen und er hat sich noch ne Lungenentzündung geholt. Irgendwie haben wir ihn dann wieder aufgepäppelt und er musste uns versprechen, so was nie wieder zu tun. Seitdem fühlt sich Dusk für seine Gesundheit verantwortlich.“ Was Dawn mir erzählt, trifft mich ziemlich hart. Ich mein, auch in Miami gibt’s Leute, die einfach nichts mehr essen. Aber die tun das nur, damit sie ins Schönheitsideal reinpassen. Um die neueste Jeans von Viktoria Beckham tragen zu können. Aber so was ist hier vollkommen belanglos. Hier zählt etwas völlig anderes. Daheim in Florida bin ich dafür bekannt, dass ich zu allem meinen Senf dazugeben muss. Ich hab dort ne Menge Freunde, gehör dort zu den „Insidern“, nicht zuletzt, weil meine Eltern so viel Kohle haben. Ich bin laut, teilweise nervig, immer aufgedreht, für jeden Scheiß zu haben und rede immer. Aber heute Abend kriegt Dawn von mir keine Antwort. Mir fällt einfach nichts dazu ein. Ich bin wohl irgendwann über meinen eigenen Gedanken eingeschlafen, denn als ich wieder aufwache, ist es bereits wieder hell und die Kerzen sind alle ausgebrannt. Jemand hat mir die Kinderdecke übergeworfen, wahrscheinlich Dawn. Aber warum bin ich aufgewacht? Mein Magen knurrt erbärmlich laut; deswegen vielleicht? „Hey, Lost, schmeiß mir die Decke her, ich brauch sie dringend!“ Rain? Seit wann ist der denn wieder da? Ich nehm die Decke, knüll sie zu einem großen, weichen Ball zusammen und schmeiß sie ihm rüber. Hell ist weg, Rainbow auch. Fear schläft auf dem nackten Boden, ihr Mund ist leicht geöffnet und ihr Shirt soweit hochgeschoben, dass ich ihren Bauchnabel sehen kann. Rain kniet vor der Matratze, zusammen mit Dawn und Whisper und einem Typen, den ich nich kenn. Er hat strubbelige, braune Haare, mehr kann ich von hinten nicht erkennen. „Was is denn los?“, frag ich verschlafen. Der Unbekannte zieht sich das Shirt übern Kopf und reicht es Rain. Auf seinem Rücken prangt ein Tattoo, eine riesige Spinne, das sich von seinem Nacken bis zum Hosenbund erstreckt. „Spider wurde letzte Nacht in ne Schlägerei reingezogen. Sieht ziemlich übel aus…“ OoOoOoOoOoOOoOoOoOoOoO to be continued Tolles Tattoo, mag auch. Vielleicht nich so groß. Joa. Da, hänners! Liebe Grüße und 1000000000000000 Dank für eure lieben Kommis, die ihr mir bis jetzt hinterlassen habt! Fühlt euch alle gedrückt! fruit edited 04/23/2010 Kapitel 8: Systemfehler / Mir geht's gut, danke ----------------------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer: Nix meins. Immer noch nich. Wichtig: im letzen Kapitel war ein Schreibfehler. Spider ist derjenige, der verletzt wurde, nicht Lost. Lost hatte auch gar keine Zeit dazu, schließlich warn wir immer bei ihm Außerdem glaube ich, dass mein Schreibstil sich an manchen Stellen ein bisschen verändert hat. Mir gefällts, muss aber noch ein bisschen dran rumfeilen, bis es perfektioniert ist. Sollte euch "stream of consciousness" etwas sagen, dann lest James Joyce's "Ulysses". Wirklich saugeiles Buch. Wie dem auch sei, ich sollte aufhören, Schleichwerbung zu machen: Haut rein, meine Lieben, es ist genug für alle da! Systemfehler / Mir geht's gut, danke Abbruchhaus / Eddy's, 9:00 a.m./ 7:00 p.m., 4. April „Spider wurde letzte Nacht in ne Schlägerei reingezogen. Sieht ziemlich übel aus…“ Und es sieht wirklich übel aus. Seine linke Wange ist blau-grün angeschwollen, seine Lippen aufgeplatzt. Über seine Augenbraue zieht sich ein langer, feiner Schnitt, fragt mich nicht, wie er sich das zugezogen hat. Das war das Gesicht, aber der Oberkörper sieht noch um einiges Schlimmer aus. Er ist praktisch eine einzige, grün-gelblich blaue Masse, mit roten Schürfwunden. „Ist irgendwas gebrochen?“, fragt Whisper leise. Rain schüttelt zögernd den Kopf. „Sieht nicht so aus. Hoff ich mal.“ Er nimmt die Kinderdecke, knüllt sie noch mal zu einem festen Ball zusammen und schieb sie dem Unbekannten unter den Nacken. Wohl um seine Wirbelsäule zu stützten, sollte die irgendwie geschädigt sein. Rain scheint Ahnung von so was zu haben. Gut zu wissen. Der Braunhaarige stöhnte auf. „Hey, wie geht’s dir? Was ist passiert?“ Whisper scheint wirklich besorgt zu sein. Spider schlägt die Augen auf. So gut es halt geht. Das eine ist fast komplett zugeschwollen. „Wie man’s nimmt, nich? Wird schon wieder.“ Er grinst verschmitzt. Insgeheim bewundere ich ihn. Wie kann er so verletzt sein und immer noch Scherze machen? „Du weißt dass man mit solchen Verletzungen nicht spaßen sollte. Du solltest in ein Krankenhaus!“ Whispers Stimme ist nicht laut, sondern so leise, dass ich sie fast nicht wahrnehmen kann. Die beiden scheinen ’ne echt enge Freundschaft zu haben. Wenn nicht sogar mehr. „Du weißt, dass sie uns gleich wieder wegschicken. Bringt also nix. Ich muss einfach nur warten, bis die blauen Flecken abgeheilt sind, dann wird’s wieder werden.“ Spider versucht, sich aufzurichten, sinkt dann aber stöhnen zurück auf die Matratze. Rain hebt eine Augenbraue. Das wollt ich auch immer können, früher als kleiner Gof. Ich stand Stunden vorm Spiegel und hab mich konzentriert. Aber ich hab’s nie geschafft. Komisch, dass ich grad jetzt dran denken muss. „Er könnte dir ne Rippe gebrochen haben. Wenn du dich zuviel bewegst, dann kannst du dir die Lunge verletzen. Du musst ärztlich versorgt werden!“ „Papperlapapp! Mir geht’s gut, ehrlich! Schon allein die Gewissheit, dass ich diesem Wichser richtig eins aufs Maul gegeben hab lässt mich mit Lichtgeschwindigkeit wieder gesund werden. Ihr werdet’s sehn!“ Whisper schaut Spider nicht mehr an. Die kleinen Risse in der Wand scheinen ihn mehr zu interessieren. „Was du auch sagst, ich werd Maggot bequatschen, dass er Dusk bequatscht, dass er sich das mal anschaut. Und dass sich das vielleicht auch ein Arzt anschaut. Immerhin sind Dusk’s Brüder Ärzte und –“ Doch er wird jäh von Maggot unterbrochen, der gerade durch die Tür kommt. „Bist du wahnsinnig? Joe’s Brüder? Er hat dir alles erzählt. Wie kommst du darauf, dass er überhaupt noch mit ihnen Kontakt hat, nach allem, was die gemacht haben?“ Er scheint wütend zu sein. Sehr wütend. „Aber ich mein –“ „Nix meinst du, Whisper. Du weißt, was passiert ist. Weshalb er hier ist und seine Brüder auf der anderen Seite der Stadt. Ich kann euch ne Salbe geben und mit Dusk reden, ob er sich das hier anschaut. Aber wenn ihr mich fragt, hat Spider das alles auch nur sich selbst zu verdanken und ich wusste, dass es irgendwann so weit kommen würde.“ Er schmeißt die Salbe, die er auch schon für meine Prellung benutzt hat, auf die Matratze neben Spider. „Vielleicht solltest du mal daran denken, deine Schulden bei anderen zu bezahlen, dann würde es nicht so weit kommen.“ Dieses Mal spricht er Spider direkt an. Der schaut nur betreten zur Seite weg. „Wie dem auch sei. Komm, Lost. Arbeit wartet. Zumindest auf dich.“ Damit dreht er sich wieder um und ist schon im Begriff, die Treppen runter zu steigen, ehe ich überhaupt vollkommen verstanden hab, was grad passiert ist. Da hat einer aber schlechte Laune, was? Ich springe auf, schnappe mir nen Pulli, werfe Dawn noch einen kurzen Blick zu, der sagen soll ‚pass bitte auf mein Zeug auf, ich bin bald wieder da’ und sprinte hinter dem aufgebrachten Dreadhead hinterher. Ich hole ihn schließlich außerhalb des Gebäudes ein. „Was war denn das grade? Warum bist du so ausgerastet?“ Anstatt zu antworten holt er sein Zigarettenetui aus seiner hinteren Hosentasche, lässt es aufschnappen und bietet erst mir eine an, die ich allerdings ablehne, und nimmt sich dann selbst eine raus, ehe er es wieder wegpackt. „Ist doch egal.“ Schön, wenn er nicht antworten will, dann muss er nicht. Wir gehen eine Weile schweigend nebeneinander her, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken, Maggot rauchend. Ich blicke mich um, lasse New York auf mich wirken. Telefonzellen. Soll ich anrufen? Hab ein paar Cents in der Tasche, genug um zu sagen, dass es mir gut geht. Und dann? In der Stadt bleiben und schauen, dass ich alle paar Tage genug Kleingeld in der Tasche hab, damit ich sagen kann, es geht mir gut? Geht es mir gut? Mein Rücken schmerzt, der Boden war verdammt hart. Meine Rippen pochen mit jedem Schritt, die Stahlkappe war härter. Meine Kopfhaut juckt, ich brauch ne Dusche. Und Frühstück. Und was Frisches zum Anziehen. Geht es mir gut? Maggot ist da. Immer noch. Läuft neben mir. Er trägt dasselbe Shirt wie gestern, dieselbe Hose. Seine Haare sind zusammengebunden. Narben auf den Armen. Geht es ihm gut? Und was ist mit dem Unbekannten? Muss ne heftige Prügelei gewesen sein. Mit mehreren Stahlkappen. Vielleicht auch Schlagringen. Und Messern. Wie können Kinder sich so was gegenseitig antun? Ich kenn so was nicht, bin in einer behüteten Nachbarschaft aufgewachsen, in der alle Kinder Benehmen mit Löffeln fressen mussten. Gewalt ist keine Lösung, rede mit anderen. Quäle sie mit Worten, aber pass auf, dass du keine auf die Fresse kriegst. Lerne, zu reden und dir kann keiner das Wasser reichen. Gewalt ist was für Steinzeitmenschen, wir sind hoch entwickelt, wir sind die Elite der Gesellschaft. Alle anderen sind Dreck, behandle sie auch so. Lass es sie durch deine Wortwahl spüren. Sei arrogant, sei selbstverliebt und von dir überzeugt. Mache deine Familie stolz. Ich kann das nicht. Ich bin vielleicht arrogant (gewesen) und selbstbewusst, aber ich kann Maggot nicht anschauen und denken, er sei minderwertig, weil er einen anderen Weg wählte. Eine andere Familie hatte. Oder der Unbekannte, Spider. Ich kann nicht denken, ich wäre besser als er, weil er sich prügelt. Manche meiner Freunde könnten das, da bin ich sicher. Meine Eltern auch. Ich hab’s nie verstanden. „Wir sind der Dreck der Gesellschaft. Wir haben keinen Schulabschluss und keine Arbeit. Sind drogenabhängig und versoffen, prügeln uns und existieren mehr als wir leben. Aber anstatt von uns zu denken, wir sind Dreck und nutzlos, denken wir lieber, dass wir Opfer der Gesellschaft sind. Unsere Umstände, unsere Familien haben nicht in das System reingepasst und wir sind durch die verschiedenen Löcher und Zwischenräume gerutscht. Manche vernachlässigt, andere geschlagen, alle vergessen. Es wurde uns keine Wahl gelassen, als abzuhauen, die Schule abzubrechen. Dass wir überhaupt noch da sind, haben wir nur uns selbst zu verdanken. Keinem Kinderhilfswerk oder dem Staat. Dem Staat gehen wir am Allerwertesten vorbei. Aber wir haben’s bis hierhin geschafft, also schaffen wir’s auch weiter. Denk nicht soviel drüber nach.“ Ich bin so erstaunt, dass ich fast stehen bleibe. Woher? Warum weiß er immer alles, was ich denke? „Du trägst sein Herz im Gesicht, Lost.“ Wahrscheinlich schaue ich grade wie ein kaputtes Auto. Das muss der Grund sein, weshalb Maggot anfängt, zu grinsen. Das muss es sein. Ich weiß nicht, ob ich belustigt sein soll, oder doch lieber wütend, oder zumindest angepisst. Warum kann dieser Kerl mich wie ein offenes Buch lesen? Ich weiß, dass ich meine Gedanken und Gefühle nicht wirklich für mich behalten kann, aber dass er mir alles vom Gesicht ablesen kann ist schon irgendwie komisch. Fast unheimlich. Ich entschließe mich dann doch dazu, zu lachen. Es ist einfach zu witzig, wie er meine Sorgen mit ein paar gut gewählten Worten wegpusten kann. Wahrscheinlich geht es mir gerade deshalb gut. Weil Maggot hier ist, bei mir. Weil ich nicht alleine bin. Dawn und die anderen warten im Abbruchhaus auf mich. Wenn ich Feierabend hab, kann ich zu ihnen gehen und über meinen Arbeitgeber lästern. Wir essen kalte Ravioli, die ich von meinem ersten Lohn gekauft hab, trinken vielleicht ein Bier, rauchen eine nach dem Essen. Und ich weiß, dass es sie interessiert, was ich am Tag erlebt hab. Nicht wie mein Vater, dem nur seine Pläne und Zahlen wichtiger sind. Auch wenn dieses Haus keine Fenster hat und es von der Decke tropft, weiß ich, dass ich nach Hause komme. ~*~ Meine Füße stehen in Flammen. Und mein Rücken fühlt sich an, als wolle er durchbrechen. Ich bin müde und die kleinen Schnitte an meinen Fingern brennen. Aber das alles ist egal, weil ich grade mein erstes selbst verdientes Geld in den Händen halte. 36 $, nicht die Welt, aber ein kleines Wunder für mich. Daheim in Florida musste ich nicht arbeiten gehen. Ich hatte mein Taschengeld jeden Monat und Papas Kreditkarte wenn ich shoppen gehen wollte. Es ist nicht viel, was ich heute verdient habe, und ich hab dafür geschuftet wie ein Esel, aber es fühlt sich so verdammt gut an. Ein nächster Schritt in meine Unabhängigkeit. Ich häng die fleckige Schürze an den Haken, wo sie morgen wieder auf mich warten wird, winke der gut aussehenden Kellnerin (Natalie), drücke die Eingangstür auf und erstarre mitten in der Bewegung. Maggot steht da! „Wird’s bald, oder willst du nicht gehen? So schön kanns da auch nicht sein.“ Er steht mir gegenüber, rauchend und grinsend. Er hat mich tatsächlich abgeholt. Ich hab’s gehofft, ehrlich, weil ich nicht alleine zurücklaufen wollte. So gut kenn ich mich in New York nicht aus und ich hatte Schiss, dass mich jemand überfällt und mir mein hart verdientes Geld klaut. Aber Maggot ist wirklich gekommen. „Seit wann bist du hier?“ Wir laufen nebeneinander, allerdings nicht Richtung Abbruchhaus. Wohin gehen wir? „Nicht lang, wusste etwa, wann du Schluss hast. Hunger?“ Ich nicke. „Wahnsinnig. Dieser Sklaventreiber hat mir keine einzige Pause gegönnt!“ „Ist das so? Ungeheuerlich!“ Seine Stimme trieft nur vor Sarkasmus, aber ich verstehe, dass es nicht böse gemeint ist. Und ich wusste ja von Anfang an, dass „Eddy“ mir nicht viele Verschnaufpausen einräumen würde. Das sehe ich außerdem als Einladung, ihm von meinem Tag zu erzählen. Also beginne ich. Ich erzähle ihm einfach alles, was passiert ist. Dass ich mich unter einem falschen Namen vorgestellt hab (Kevin), keine Ahnung vom Entkernen von Oliven hatte, die Bude ein absolutes Drecksloch ist, wo ich nie im Leben essen gehen würde, der Koch (Dan) sich weigert, mich bei meinem richtigen (falschen) Namen zu rufen und stattdessen immer „Pflaume“ durch die Küche schreit, Natalie unheimlich heiß aussieht und es verdammt schwierig ist, Burritofett von den Tellern zu kriegen. Und Maggot hört mir geduldig zu, gibt ab und an ein zustimmenden „hn“ von sich oder grinst auf meine Beschreibungen hin. Er wirft selbst nichts ein, sondern lässt mich reden. Als ob er wüsste, dass es mir verdammt wichtig ist. Dass ich daheim machen konnte, was ich wollte, aber mir nie jemand zugehört hat. Im Geiste lächle ich dämlich vor mich hin. „Wohin gehen wir eigentlich?“ Meine Frage durchbricht meinen fast unendlichen Redefluss und Maggot scheint erst ein bisschen irritiert über den Themenwechsel zu sein, kann mir aber bald wieder folgen. „Zu Dusk in die Wohnung. Hab den Schlüssel von ihm. Da kannst du schnell duschen und dir was anderes anziehn, in der Zeit räum ich auf und mach uns was zu essen. Dann schaun wir, was wir noch so treiben können.“ „N Nickerchen wär nich schlecht. Fühl mich total ausgeleiert.“ Maggot grinst zur Antwort. Er fischt wieder das Zigarettenetui aus der Hosentasche, lässt es aufschnappen und hält es mir hin. Diesmal nehme ich sie dankbar an. Wobei ich nicht umhin kann zu bemerken, dass er fast keine mehr hat. Und heute Morgen war die kleine Schachte noch total voll. „Du rauchst verdammt viel, weißt du das?“, ich blicke ihn fragend von der Seite an. Er zuckt die Schultern. „Gewohnheit. Zigaretten sind billiger als was zu essen. Außerdem hilft’s gegen Langeweile.“ Er nimmt sich ebenfalls eine raus, zündet sie mit einem Streichholz an, dass er mir dann auch noch hinhält. Eine Hand gibt Windschutz, die andere hält das brennende Holz fest und ich merke, dass wir uns verdammt nah gekommen sind. Wirklich verdammt nah. Ich kann sein Shampoo riechen. Ich schaue auf und blicke direkt in diese unheimlich blauen Augen. Sturmblau heute, als wäre er tief drinnen aufgewühlt. Silberne Sprenkel wie kleine Blitze in dunklen Gewitterwolken. Wunderschön. Mein Blick gleitet weiter über sein Gesicht. Die Narbe, unterm Auge, ein winziges Muttermal auf der Wange, sonst makellos. Die Lippen um die Zigarette zusammengekniffen, rau und aufgeschürft, aber am Heilen. Ich ziehe an der Zigarette, puste den Rauch wieder aus und … krieg ihn voll in die Augen. Dahin ist der Moment. Ich jaule wie ein getretener Köter auf, dreh mich zur Seite weg und reibe mit den Handballen meine Augen. Scheiß Qualm. Warum brennt der so? Maggot lacht. Dasselbe Lachen wie damals, gestern, in Dusk’s Badezimmer. Es scheint so lange her zu sein, und doch ist es das nicht. Er lacht weiter, schallend, klar. Genauso schön wie seine Augen. „Du hast gut lachen, dir ist dieses Scheißzeug ja nich in die Augen! Das brennt höllisch!“ Ich spiele beleidigt, kann mich aber selbst kaum zusammenreißen. Sein Lachen ist so verdammt ansteckend. Er schaut mich von der Seite an, immer noch lachend und auch ich fange an, wie doof zu grinsen und breche schließlich auch in schallendes Gelächter aus. Wir setzen unseren Weg fort, beide mit einem Grinsen im Gesicht und fühlen uns so verdammt gut dabei. Die Welt kann uns am Allerwertesten lecken, solange Maggot bei mir ist, bin ich glücklich. Und es geht mir gut. OoOoOoOoOoOOoOoOoOoOoO to be continued Sonne macht albern. Kommis auch. lieb euch! fruit Kapitel 9: Warten auf den Tod / But we breathe ---------------------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene kein Geld damit. Das ist Fanfiction. Und der kurze Songausschnitt ist von Stereophonics - Maybe Tomorrow vom Album "live in Dakota". Hört euch diesen Song an während ihr das hier lest. Danke [Random]Ich lebe noch. Und X-Sroboda haben wir es zu verdanken, dass ich den Finger ausm Arsch gekriegt hab. Lasst sie hochleben! Warten auf den Tod / But we breathe Greenich Village, 15 p.m., 8. April Ich sitze mit Whisper im Washington Square Park und warte. An sich auf nichts Bestimmtes. Es ist nur das, was wir immer zu tun scheinen. Warten. Warten auf besseres Wetter. Auf das Licht am Horizont. Den Tod. Ich weiß es nicht. Spider geht es wieder besser, auch wenn er immer noch aussieht, als wäre er durch den Fleischwolf gedreht worden. Rain ist schon ein paar Tage nicht mehr aufgekreuzt, genauso wie Hell, weswegen sich Fear fast in die Hosen macht. Dawn sitzt bei uns und liest die Titelseite einer Zeitung, die der Wind zu uns getragen hat. Sie ist total zerknittert und fast nicht mehr lesbar, aber Dawn scheint seine Freude dran zu haben. Whisper spielt auf seiner Gitarre. Ein fröhliches Lied, das Passanten dazu bringen soll, uns ein paar Cents in einen alten, verschlissenen Hut zu werfen. Ich rauche. In den paar Tagen, die ich in New York jetzt warte, habe ich mir das Rauchen angewöhnt. Maggot hatte nämlich Recht. Es lenkt einen vom Hunger ab. Ich hab zwar in den letzten Tagen recht viel Geld verdient, aber Maggot hat mich davon abgehalten, auch nur einen Penny auszugeben. Ich soll sparen. Für was genau, das hat er nicht gesagt. Vielleicht für ein Flugticket nach Hause? Vielleicht für eine kleine Wohnung. Oder neue Klamotten. Ich stinke. Seit vier Tagen hab ich nicht mehr geduscht. Und nur zwei Pullover sind nicht grade viel Abwechslung. Anscheinend ist Dusk für ein paar Tage nach Hause gefahren, darum sind wir nicht mehr zu ihm in die Wohnung. Wobei ich aber hoffe, dass er bald wieder kommt, sonst kann ich das mit dem Job knicken. Dan (der Koch) hat gestern demonstrativ an mir gerochen und Kevin hat mir klar gemacht, dass sein Lokal zwar kein Edelrestaurant war, aber ich trotzdem nicht rumlaufen könnte wie ein Penner. Und so sah ich wirklich auch aus. Ich bin erschrocken was knapp eine Woche ohne richtiges Dach über deinem Kopf mit dir und deinem Körper anstellen kann. Ich habe etwa fünf Kilo verloren, spärliche Bartstoppeln zieren mein dreckiges Kinn und meine Fingernägel waren wohl seit ich zum letzten Mal im Dreck gespielt hab nicht mehr so dreckig. Und ich hab Heimweh. Unheimlich krasses Heimweh. Ich vermisse Shinja. Und Mama. Und mein Bett. Aber ich gebe das vor keinem zu. Und ich kann jetzt noch nicht nach Hause gehen. Ich mein, da ist immer noch Maggot. Auch wenn er seit gestern nicht mehr aufgetaucht ist. Whisper stimmt ein neues Lied an, Dawn bastelt Papierflieger. Ein Passant wirft eine silberne Münze in unseren Hut. Ich rauche. Sonst passiert nichts. Whispers Stimme ist ganz kratzig. Zu viele Zigaretten, zu viele Abgase. Zu viel New York und zu viel Straßenkinderleben. Er ist jetzt schon knapp zwei Jahre von daheim weg. Er ist 17, zwei Jahre älter als ich. Er hat früher bei den „Teenage Wolves“ Gitarre gespielt und gesungen. Aber das war „davor“. Bevor er abgehauen ist. Und alles was „davor“ ist, ist vorbei. Unwiderruflich. Denn keiner hier will zurück in sein altes Leben. Außer mir. Ich kann mir Whisper so unheimlich gut auf einer großen Bühne vorstellen, wie er vor Tausenden singt. Seine Stimme hat was davon. Kratzig, aber ergreifend. Und fesselnd. Ein Passant ist sogar stehen geblieben und hat ihm zugehört. So maybe tomorrow I'll find my way home So maybe tomorrow I'll find my way home I look around at a beautiful life Been the upperside of down Been the inside of out But we breathe We breathe Es sind noch ein paar Leute stehen geblieben. Sie klatschen, als das Lied vorüber ist. Werfen noch mehr Münzen. Sie beklatschen ein dreckiges, trauriges, einsames Straßenkind. Haben sie auch nur eine Ahnung von dem, was er vielleicht durchgemacht hat? Und warum werfen sie uns 50 Cent Münzen zu, anstatt wirklich zu helfen? Sie gehen danach weiter, als wäre nichts gewesen. Ignorieren diesen Schmerz, den sie ohne Zweifel in seiner Stimme gehört haben. Ignorieren uns. Denn wir sind das personifizierte Übel. Satane, die ihre Straßen verschmutzen. Ignorante Idioten. Dawn zählt das Geld im Hut, als Whisper eine Pause einlegt und sich eine Zigarette anzündet. Die Gitarrensaiten haben rote Rillen auf seinen Fingerkuppen hinterlassen. Er steckt sich einen in den Mund. „Reicht für Kaffee. Soll ich welchen holen gehen?“ Whisper nickt, schaut aber nicht von seiner Hand auf. Über die Innenseite zieht sich eine wulstige Narbe. „Warte auf mich. Ich komm mit.“ Mühsam rapple ich mich auf. Es ist kalt und meine Glieder sind steif und eingefroren. Kaffee kommt jetzt gerade recht. 2Moro hat mich heute die ganze Nacht wach gehalten. Hat gesagt, dass es sicherer ist, am Tag zu schlafen. Nachts kommen andere und beklauen uns. Dawn und ich reden nicht auf dem Weg zum Coffeshop. Die Bedienung schaut uns von oben herab an. Sie sieht aus als wäre sie an der Highschool Cheerleader-Captain. Und fickt mit einem gutaussehenden Footballer. Oder vielleicht dem Captain des Basketballteams. Sie vermeidet es, Dawns Hand zu berühren, als er ihr das Geld für drei Kaffees gibt. Und sie rümpft demonstrativ die Nase. Ich will sie anschreien. Will ihr ins Gesicht brüllen, dass sie gefälligst von ihrem hohen Ross runterkommen soll. Dass Dawn absolut nichts falsch gemacht hat und er ein herzensguter Mensch ist und sie eine eingebildete, oberflächliche Ziege, die vom Leben keine Ahnung hat. Aber ich glaube, das darf ich nicht. Es geht hier nicht um Ansehen oder Wahrheiten. An sich bin ich nicht besser als diese hochnäsige Kaffeetante. Eine Woche unter Straßenkinder macht mich noch nicht zu einem von ihnen. Ich konnte mein altes Leben nicht verlassen, wie sie das getan haben. Ich bin hier praktisch auf Urlaub, wenn man das so sehen will. Ich bin hier her gekommen mit der Absicht, wieder zurück zu gehen. Dawn, Whisper, Maggot und 2Moro nicht. Und ich würde mir noch heuchlerischer vorkommen, wenn ich ihr das, was ich dachte, ins Gesicht gesagt hätte. Nicht, dass ich mich nicht schon so fühle. Ich habe keinen Grund von daheim wegzulaufen. Ich wurde nicht geschlagen, nicht missbraucht und meine Eltern waren keine Junkies. Und trotzdem bin ich hier und schnorr mich durch. Bei Kids, die selber nichts haben, aber bereit sind, alles abzugeben. Meine Gefühle überrennen mich. Ich kann fast nicht mehr atmen. Ich komme mir vor wie ein absolutes Arsch. Ich habe gut 150 Dollar in meinen Socken versteckt und bekomm von Whisper meinen Kaffee bezahlt. Ich beschließe, uns ein paar Burger zum Kaffee zu holen. Als wir mit Burger und Kaffee beladen zu Whisper zurück kommen, sitzt Maggot bei ihm. Die beiden unterhalten sich leise und ich kann meine Freude, den Dreadhead zu sehen, fast nicht verbergen. Aber er sieht schlecht aus. Als hätte er schon länger nicht mehr geschlafen. Er war so viel blasser als sonst und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Seine Dreadz waren durcheinander und die braune Cordhose war am Knie aufgerissen. Die Haut darunter war blutig und aufgeschürft. Ich drücke ihm einen der Burger in die Hand und geben Whisper seinen Kaffee. Das Essen tut gut, wärmt von innen, auch wenn es nur einfache Hamburger sind. Es ist warm. „Und was willst du jetzt machen?“, fragt Whisper Maggot leise. Nicht, dass ich lauschen würde. Aber neugierig bin ich schon. Maggot zuckt die Schultern. „Warten, bis Dusk wiederkommt. Dann werd ich weiterschauen. Aber es gibt nicht viel, was ich machen könnte.“ Natürlich frag ich mich jetzt, was denn genau passiert ist. Aber ich frage nicht nach. Es scheint mich nichts anzugehen, sonst hätte er mir was gesagt. Manchmal bin ich auch vernünftig. Sonst passierte wieder einmal nicht viel. Wir haben die Burger gegessen und den Kaffee getrunken und uns dann zurückgelehnt und die Sonne genossen, die durch die Wolkenlücken guckte. Es war eigentlich sehr angenehm, vor allem mit Maggot. Er scheint mir eine Sicherheit zu geben, das ist unglaublich. Wenn die Sonne nicht da ist, ist es extrem kalt. Der Wind zieht dann in jede Ritze deiner Kleidung, schlägt dir mit voller Wucht ins Gesicht. Ich glaube, ich habe mir die beschissenste Zeit für meinen kleinen New York Urlaub ausgesucht. Ich hätte im Sommer gehen können, nicht im Frühjahr, wenn es noch kalt ist wie Sau. „Habt ihr gehört, dass es wieder kälter werden soll? Richtig kalt, mein ich. Weiter oben hat’s sogar schon geschneit.“ Und damit macht Dawn wieder all meine Hoffnung auf warmes Wetter zunichte. Whisper zuckt die Schultern. „Müssen wir halt die Fenster irgendwie verbarrikadieren. Wird schon wieder wärmer werden.“ Und damit ist wieder alles gesagt. Es gibt hier keinen Smalltalk. So was wie „und, was hast du gestern gemacht? Hast du den neuen Film mit Cloony schon gesehen? Und warst du auf der Party gestern?“ So was gibt’s hier nicht. Straßenkinder gehen nicht ins Kino und nicht auf Partys. Sie kümmern sich nicht um die neuesten Kollektionen der angesagten Designer und nicht um Vorfälle in der Schule und Gerüchte über irgendwelche Stars. Was sie interessiert ist das Wetter. Und wo sie was das Geld für was zu Essen herkriegen. Sachen, um die sich andere Menschen nicht kümmern, weil es selbstverständlich ist, dass der Kühlschrank daheim voll gepackt ist bis obenhin. Whisper spielt wieder weiter. Er spielt gut. Ich zünde eine Zigarette an und gebe sie an Maggot weiter. Dann nehm ich mir selber eine. Maggot guckt verwundert, sagt aber nichts dazu. „Boah, Lost. Du solltest echt mal duschen. Du stinkst wie ein Esel!“, meint er schmunzelnd zu mir. „Pff, guck doch dich mal an. Du hast auch schon mal besser ausgesehen!“ Das war ein bisschen zweideutig gemeint – nicht im versauten Sinne, Gott bewahre. Ich mach mir ein bisschen Sorgen um ihn. „Tja, aber ich hab keinen Job. Die schmeißen dich raus, wenn du da nicht anständig ankommst.“ Whisper grunzt. „Schon mal ein Straßenkind mit nem Job gesehen? Lost ist echt ne Ausnahme. Mal schauen, wie lang er’s noch macht.“ „Lass ihn doch, wenigstens versucht er aus dieser Hölle rauszukommen mit dem letzten Rest seiner Selbstachtung intakt. Nicht jeder gibt so einfach auf und endet als Stricher.“ Maggot sieht irgendwie aus als würde er aus Erfahrung sprechen. Und das gefällt mir gar nicht. Meinen Körper zu verkaufen ist mir als Option gar nicht in den Kopf gekommen. Wohl, weil das einfach nicht mein Umfeld ist. Ich war immer voll davon überzeugt dass ich hier auch einen einigermaßen ehrlichen und sauberen Job machen werde. Was ich ja auch tu. Bin ich deswegen einer dieser Snobs die die anderen so sehr verachten? „Beruhigt euch doch. Seit froh, dass er einen Job hat und Geld, damit hat er die Burger bezahlt. Und stinken tun wir alle. Also lasst gut sein.“ Dawn ist echt irgendwie herzig. Und er kommt so unheimlich naiv rüber. Und Maggot und Whisper hören sogar noch auf ihn. „Apropos Gestank. Wie wär’s mit ner Dusche?“, meint Dawn. Whisper zuckt nur wieder die Schultern und sagt nichts. Maggot schaut mich an. „Von mir aus.“ Maggot hat Recht: Wenn ich Morgen bei Eddy’s wieder so stinkend antanze, dann schmeißen sie mich echt raus. „Aber wo willst du duschen?“ Dawn steht auf und klopft sich Dreck und Staub von der Hose. „Wirst dann schon sehn. Kommt ihr mit?“ Maggot nickt und steht auf. Er nimmt einen letzten Zug von der Zigarette und drückt sie dann unter seiner Schuhsohle aus. Whisper packt seine Gitarre auch wieder weg und schultert dann die alte Ledertasche. „Also los.“ Bevor wir losgehen nimmt Whisper noch die letzten Pennies aus dem verschlissenen Hut, verstaut sie in seiner Hosentasche und setzt dann das alte Teil auf. Er sieht lustig aus mit Hut. ~*~ Hätte Dawn mir von Anfang an gesagt, dass er vorhatte, sich in der öffentlichen Toilette eines alten Parkhauses zu waschen, hätte ich nein gesagt. Nicht aus Scham, oder so. Eher aus Angst. Angst vor den Wachmännern. Und Überwachungskameras. Ich hab meine Befürchtungen auch geäußert, aber es schien kaum einen zu interessieren. Aber ich hab nicht locker gelassen, weil ich echt keinen Bock hab, erwischt zu werden. Deshalb hat Dawn dann gemeint, dass der Sicherheitsmann hier sowieso nur schläft, weil er zwei Jobs hatte: Tagsüber hier, nachts dann in einer Disco als Türsteher. Armes Schwein, nicht? Auf jeden Fall hat mich das dann ein bisschen beruhigt. Wir sind also so unauffällig wie möglich auf die Männertoilette gegangen. Dort haben wir uns dann ausgezogen und unsere löchrigen Klamotten auf die Klodeckel gelegt, damit sie nicht auch noch nass werden würden, was bei der Kälte draußen für uns den sicheren Tod durch Lungenentzündung bedeuten würde. Und darauf konnten wir echt voll verzichten. Also stehen wir alle in Boxershorts vor den Waschbecken und wissen nicht so recht, was wir machen sollten – bis Dawn mich im Nacken packt und meinen Kopf unter das kalte Wasser hält. „So, waschen wir mal die ganzen Läuse runter, nicht? Halt schön still, Lost, Mama macht das schon!“ Er lacht, aber ich registriere das nicht so wirklich, weil ich pruste und mich wand und kreische. Das Wasser ist echt saukalt. Und Dawn für sein Alter verdammt stark. Irgendwann schaffe ich es, mich wieder aufzurichten, aber auch nur, weil Dawn wohl Mitleid mit mir hat. Und als ich dann wieder aufrecht stand kreische ich noch mehr, weil mit das ganze Wasser aus den Haaren auf den Rücken tropft. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Maggot und Whisper grinsen. „Oh Dawn, das gibt Rache, ich sag‘s dir!“ Und damit stürze ich mich auf das Nesthäckchen und rangele mit ihm, bis auch er seine Ladung Wasser abbekommt. Mittlerweile haben auch Whisper und Maggot sich die Haare gewaschen – so gut es eben mit Handseife ging. Maggot hat wohl einige Schwierigkeiten mit seinen langen Dreadz, aber er meistert die Angelegenheit mit einer Routine, die fast schon beängstigend ist. Dann nehmen wir uns die kratzigen Papierhandtücher aus den Spendern, feuchten sie an und waschen uns damit – wieder mehr schlecht als recht, aber es ist immerhin etwas. Bei der Gelegenheit riskiere ich paar Blicke auf die anderen. Alle drei sind wirklich ziemlich dürr – etwas, dass das Straßenleben eben mit sich bringt. Ich hab auch sehr viel Gewicht verloren. Whisper ist dazu noch so blass, dass es aussieht, als würde er gleich in der Mitte zusammenbrechen. Außerdem hat er ein paar unschöne Narben auf der Brust. Dawn ist zwar ein wenig dünn, sonst sieht er aber okay aus. Er hat die obligatorischen blauen Flecke auf den Rippen und am Rücken, die man eben bekommt, wenn man ein paar Nächte auf hartem Boden schläft, aber die haben wir alle vier. Aber Maggot ist eine andere Geschichte. Er hat sich zu Whispers Linken an ein Waschbecken gestellt – das, das am Weitesten von uns anderen entfernt war – weshalb ich ihn eigentlich nur im großen Spiegel anschauen konnte. Sein Körper war praktisch ein einziger blauer Fleck. Dagegen sah Spider vor ein paar Tagen echt heilig aus. Dazu kommen große Brandnarben – als ob ihm jemand glühende Kohlen auf die Brust gelegt hätte und sind das Zahnabdrücke? Wenn ich zuvor gedacht habe, seine Arme sehen schlimm aus, ist das nichts gegen seinen Oberkörper. Schnittnarben ziehen sich über seine Schultern und seinen Bauch, verschwinden unter dem Bund seiner Shorts. Und was ist das auf seinem Rücken? Narben von einem Gürtel, oder was? Ich kann nicht so lang schauen, wie ich eigentlich wollte, aber schon dieser eine kurze Blick war fast zu viel. Mir steigt die Galle in den Hals und ich muss heftig schlucken. Was hat dieser Junge bis jetzt nur durchmachen müssen? Das ist doch komplett unmenschlich! Lautes Rauschen lenkt mich von meinen Gedanken ab und ich sehe, dass Dawn den Handtrockner aktiviert hat und sich böse verrenkt, um seinen ganzen Körper darunter zu bekommen. Er macht mir auf meinen besorgten Blick mit einem „Daumen hoch“ deutlich, dass es ihm gut geht. Ich wasche auch noch schnell den Rest der Seife von meinem Körper und stelle mich unter den zweiten Handtrockner. Es ist zwar nicht sehr gemütlich, dafür ist es warm, wirklich warm und das ist richtig schön. Das Wasser, das auf den Boden geflossen ist, ist dunkelbraun. Wir waren alle wohl doch dreckiger, als ich gedacht habe – und jetzt fällt mir auch auf, dass Maggots Haut bleicher ist als zuvor. Aber ich fühle mich endlich wieder sauber – ein Privileg, das normale Menschen jeden Tag genießen, wir hier nur dann, wenn wir es uns erlauben können. Ich schnappe mir meine Klamotten, die mir jetzt unendlich dreckig vorkommt, und ziehe sie wieder an. Ich habe entschieden, dass es wohl keinen Sinn macht, Maggot nach seinen Narben zu fragen. Dawn und Whisper schien es nicht zu kümmern, weshalb ich denke, dass sowas für sie nichts Ungewöhnliches ist. Schließlich muss man ja einen Grund haben, auf der Straße zu leben, nicht? Ich hoffe aber, dass er irgendwann mal von allein zu mir kommt und mir über sich erzählt. Aber ich weiß wie unwahrscheinlich das ist. Alle Gedanken ans Nach-Hause-Gehen waren für diese kurze Zeit wie aus meinem Kopf gelöscht. Maggot fasziniert mich. Seine Stimme, seine Augen, seine Geschichte. Ich will sie erfahren. Und das ist es, weshalb ich meinen New York Urlaub verlängern will – egal wie unbequem er ist. Ich will ihm helfen, irgendwie. Schließlich haben mir schon Dusk und Whisper diesen Job angeboten. Und ich glaube, ich werde ihn annehmen. Und hoffentlich auch auf die Reihe kriegen. Hoffentlich. OoOoOoOoOoOOoOoOoOoOoO Es tut mir übrigens Leid, wenn dieses Kapitel nicht von der selben Qualität ist, wie die letzten. Ich hab mir bei dieser Story nie wirklich was gedacht, hab einfach drauflos geschrieben. Recherchen hab ich auch nicht gemacht, um auf eure Kommentare zu antworten. Ich versuche mich einfach in meine Charaktere hinein zu versetzen. Ich hoffe, das ist mir auch heute wieder gelungen. Ich bin euch übrigens sehr sehr dankbar, dass ihr die Story immer noch lest und so eine Affengeduld mit mir habt. Ich schreibe dieses Jahr leider Abitur und werde wohl erst Anfang April wieder weiterschreiben können. Außer natürlich X-Sroboda schreibt mir wieder ne ENS und motiviert mich ^^ Habt nen schönen Tag und lasst mir vielleicht ein Kommentar da. Die Motivieren! zup! fruit Kapitel 10: Der Anfang des Regenbogens / Rotwein und eine Geschichte -------------------------------------------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene kein Geld damit. Das ist Fanfiction. Warnung: Character Death. Philospohische Experimente meinerseits. [Random] Ich lebe immer noch. Es tut mir Leid, dass ich mich erst so spät wieder melde. Leider hatte ich in letzter Zeit wirklich keine Inspiration. Erst Sonntag auf Montag Nacht haben mich die Plotbunnies wieder besucht. Seit dem sitze ich hier dran und wollte das Kapitel unbedingt fertigstellen. Viel Spaß beim Lesen. Der Anfang des Regenbogens / Rotwein und eine Geschichte Morton Street, 15. April, 22:30 p.m. Heute bin ich zwei Wochen in New York. Und heute ist Rainbow tot. Es ist spät abends und ich bin mehr als hundemüde. Fear und Hell sind schon länger nicht mehr aufgetaucht, dafür war Dusk wieder da. Maggot und ich haben ihm nach meiner Schicht bei Eddy’s einen Besuch abgestattet, der allerdings irgendwie beklemmender war als die letzten. Vielleicht haben wir alle schon gespürt was bald passieren würde. Dusk schien down zu sein. Ich weiß nicht, wo er war und was er dort getrieben hatte, aber wahrscheinlich war es nicht sehr angenehm. Maggot und ich sind auch bald wieder gegangen. Ich glaube, ich verliere bald meinen Job bei Eddy’s. Meine Klamotten stinken, meine Haare sind ungewaschen, Bartstoppeln sind an meinem Kinn gewachsen und meine Jeans hat Löcher. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er mich rauswirft. Aber bis jetzt habe ich genug Geld verdient, um mir entweder für zwei Wochen ein billiges Hotelzimmer zu leisten oder ein Rückflugticket nach Florida zu bezahlen. Aber bis auf Weiteres habe ich das Geld bei Dusk gebunkert. Es ist dunkel und es ist kalt. Die vom Zeitungswetterbericht angekündigte Kältewelle war zwar schon vorbei, aber wirklich warm wurde es trotzdem nicht. Wir haben die Fensterlöcher in unserem „Haus“ mit Brettern so gut es ging verschanzt, damit der Wind nicht so rein pfiff, aber gegen die Kälte haben sie nicht wirklich was genutzt. Rain und ich standen einen Tag auch drei volle Stunden vor einer kleinen Kirche an um ausrangierte Jacken und alte, modrige Decken zu bekommen. Viel haben wir nicht ergattert, weil wir nur zu zweit waren, und die heiße Suppe, die die Helfer dort verteilt hatten, war auch schon leer, als wir endlich an der Reihe waren, aber immerhin hatten wir etwas bekommen. Tagsüber war ich sowieso meistens bei Eddy’s im Warmen, aber nachts, wenn es dann richtig kalt wurde, saß ich mit den anderen im Abbruchhaus und versuchte zu verhindern, dass meine Zehen abstarben. Dawn und ich kuschelten uns eng zusammen, um wenigstens ein bisschen Wärme zu behalten. 2Moro war eigentlich nie da und Rainbow kam meistens erst in den Morgenstunden wieder zurück. Sie hatte eine unheimlich beängstigende Routine entwickelt. Gegen neun ging sie weg, gegen fünf kam sie wieder. Dann setzte sie sich einen Schuss und wickelte sich in ihre Kinderdecke ein. Aber sie schlief nicht, sondern starrte einfach nur vor sich hin. Irgendwann ging ich dann, um meinen Job an Eddy’s Spüle anzutreten und wenn ich wieder kam lag sie immer noch unverändert da. Manchmal konnten wir sie dazu überreden, ein paar Bissen zu essen, manchmal nicht. Und jetzt weiß ich nicht, wieso ich eigentlich hier bin, an der Morton Street. 2Moro läuft neben mir und redet, aber ich höre ihr nur mit einem Ohr zu. Dawn ist auch hier. Whisper und Spider sind im Haus geblieben, Rain ist zu anderen Leuten. Leuten wie ihm, die auch nur schwarz tragen und mehr Piercings im Gesicht haben als ich je gesehen habe. Und irgendwie sind 2Moro, Dawn, Whisper, Spider, Maggot und ich auch der fester Kern der Gruppe. Und Dusk noch. Aber Dusk ist eher wie ein Vater-Ersatz für uns alle. Vielleicht, weil wir als einzige die meiste Zeit nüchtern sind. Und dann biegen wie alle um eine Ecke und auf einmal steht Maggot vor uns, den Rücken uns zugewannt. Und neben ihm sitzt Rainbow, die 2Moro wohl gesucht hatte. Maggot hört uns, dreht sich um und blickt dann irgendwie betreten zu Boden. 2Moro rennt los, auf die beiden zu und ich verstehe absolut gar nichts mehr. Maggot kommt uns entgegen, seine Hände sind tief in den Hosentaschen vergraben, und die Narben und Schnittwunden auf seinen Armen sind irgendwie präsenter als je zuvor. 2Moro kniet sich vor Rainbow und greift sie an den Schultern, schüttelt ihren dünnen Körper, ruft ihren Namen und irgendwann kann sie wegen ihrer vielen Schluchzer nicht mehr sprechen. Maggot hält Dawn und mich auf, als wir zu den beiden Mädchen wollen. „Es ist zu spät,“ sagt er einfach. Und 2Moro weint und schreit und will es nicht wahrhaben. „Was ist passiert?“, frage ich. „Die Straße ist passiert, Lost. Du kannst hier nicht glücklich werden,“ er blickt zu Rainbow. Ihre Augen sind geschlossen, als würde sie nur gegen die Wand gelehnt schlafen. Ihr blondes Haar ist fettig und hängt ihr in Strähnen ins Gesicht. Die Kinderdecke liegt um ihre Schultern. Ich glaube, Stunden vergehen, bis 2Moro realisiert, dass Rainbow nicht nur schläft. Denn wirklich geschlafen hat sie selten. Ich erinnere mich daran, was sie zu mir gesagt hat, als ich zum ersten Mal ins Abbruchhaus kam. „Ich schlafe nur 2 Stunden am Tag, Lost. Den Rest der Zeit…. träume ich. Irgendwann lässt 2Moro von Rainbow ab und kommt mit gesenktem Blick auf uns zu. Tränen laufen ihre Wangen hinab, ihre Wimperntusche verläuft. Sie packt Maggot an den Armen, lässt ihn wieder los, und stürzt sich dann auf ihn. Mit ihren Fäusten schlägt sie auf seinen Brustkorb ein, schreit und weint und schreit. „Du!“, brüllt sie immer wieder. „Das ist deine Schuld! Du hast sie umgebracht!“ Ihre Beine können ihr Gewicht nicht mehr tragen und sie sinkt vor Maggot auf die Knie. Maggots Blick ist ausdruckslos, verschlossen. Mir bleiben die Worte im Hals stecken. „Deine Schuld! Du hast ihr das Zeug besorgt! Du hast sie nicht davon abgehalten! Du bist schuld! Ich hasse dich!“ Sie rappelt sich auf und rennt davon. Rennt vor Rainbow davon, vor ihrem Tod und will das alles nicht wahrhaben. Und Dawn läuft ihr hinterher. „2Moro, warte! Bleib stehen! Du kannst doch nicht –“ und dann war er außer Hörweite. Auf einmal waren nur noch Maggot und ich da und die tote Rainbow. Und plötzlich fällt mir auf, dass ich noch nie eine Leiche gesehen habe. Dass mir der Tod noch nie so nah war. „Rainbow war der festen Überzeugung, dass sie irgendwann das Ende des Regenbogens finden wird. Für sie gab es nichts Schöneres als einen Regenbogen.“ Maggots Stimme war sehr leise und sanft. „Glaubst du, sie findet es? Das Ende?“, frage ich, genauso leise, als hätte ich Angst, sie aus ihrem kostbaren Schlaf zu schrecken. „Nein.“ Ich blicke auf. „Warum nicht?“ Maggot wendet sich ab und geht zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind. „Ich glaube sie findet den Anfang.“ ~*~ Maggot und ich sitzen einige Straßen weiter auf dem Dach eines Wohnhauses auf das wir über die Feuerleiter gekommen sind. Unsere Beine baumeln herunter, Maggot hält eine Flasche billigen Rotwein in der Hand. Es ist kalt, aber ich spüre die Kälte kaum noch. Und der Wein wärmt ein bisschen von Innen. Wir sitzen lange da und irgendwie scheint es, als würden wir hier Rainbow zu ehren sitzen um ihr, wo auch immer sie ist, zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen und unser Glas auf sie erheben. Auch wenn wir keine Gläser haben. Und der Wein kein teurer, italienscher ist, sondern ein billiger Fusel mit Schraubverschluss. Maggot raucht die zweite Zigarette in sieben Minuten. „Rainbow kam aus Utah. Sie hieß eigentlich Zoe.“ Ich bin still, während Maggot erzählt. Er spricht so selten und seine Stimme hat so einen schönen Klang. Er wirkt beruhigend auf mich. Und ich bin froh, dass er da ist. „Mit elf wurde bei ihr die Diagnose HIV-positiv gestellt. Sie hat das von ihrer Mum. Die ist dann ein Jahr darauf auch gestorben, an Aids. Zoe kam ins Heim. Sie hat mir und Dusk mal erzählt, dass sie dort immer wieder geschlagen wurde, meistens ohne Grund. Und dass die meisten Menschen Angst vor ihr hatten. Angst davor, sich anzustecken. Sie hat das damals nicht verstanden und deshalb wurde sie immer sehr wütend. Schlug zurück und schrie und machte Sachen kaputt.“ Maggot nimmt noch einen großen Schluck aus der Flasche und lässt seine Zigarette über den Rand des Daches in den Abgrund fallen. Von hier oben sieht man die Ausmaße von Manhattan. Die Wolkenkratzer sind beleuchtet, die Straßen sind beleuchtet und aus vielen Fenstern strömt das blaue Licht von Fernsehern. Und wegen den ganzen Lichtern kann man die Sterne nicht sehen. Ich frage mich, ob Rainbow uns sehen kann. „Sie hat gemerkt, dass wenn sie Drogen nimmt, die Aggressivität nicht so schlimm ist. Dass es ihr dann besser geht. Und vor etwa einem Jahr ist sie hier her gekommen. Sie ist ziemlich bald schon auf den Strich gegangen, um Geld für Drogen zu bekommen. Und irgendwann kam sie an Heroin und konnte nicht mehr aufhören, weil es ihr die Möglichkeit bat, einfach nichts zu denken oder zu fühlen. Zu träumen. Zu schweben.“ Er stockt wieder. Unter uns fahren Autos, laufen Menschen. Auf der anderen Straßenseite ist eine Bar. Menschen trudeln ein und aus. Sie wissen nicht, dass ein paar Straßen weiter eine Leiche liegt. Eine Leiche eines Mädchens, das so viel Scheiße in ihrem Leben erfahren hat. Die mehr durchgemacht hat in ihrem kurzen Leben als die meisten von ihnen überhaupt verkraften könnten. „Sie hat mich gestern gefragt, ob ich ihr Heroin besorgen könnte. Viel Heroin. Und ich hab‘s getan. Denn ich hab gesehen, wie es ihr ging, wie die Krankheit sie zerfraß. Wie die Drogen und die Straße und der Strich sie kaputt gemacht haben. Und ich konnte verstehen, dass sie das alles beenden wollte.“ Es ist lange Zeit still zwischen uns. Die Kälte kriecht in alle Ritzen und in die Knochen und macht die Glieder steif. Und doch wollen wir beide nicht fort von hier. „Jemand hat mir einmal gesagt,“ beginnt Maggot wieder und blickt stur auf seine Hände, „dass der Mensch eine Anomalie ist. Dass er sich von einem bloßen Geschöpf in das hilfloseste aller Tiere verwandelte. Und dadurch, dass er sich seiner selbst bewusst ist, erkennt er die Machtlosigkeit und die Grenzen seiner Existenz. Dass er seinen Verstand nicht mehr loswerden kann, auch wenn er das wollte. Und ich glaube, genau das wollte Zoe. Nicht mehr denken müssen, nicht mehr wütend sein müssen. Sie hat das Heroin dafür entdeckt. Aber auf lange Sicht gesehen funktioniert das nicht. Und deswegen wollte sie … wollte sie nicht mehr.“ Solche Worte von einem Straßenkind zu hören kommt mir komisch vor. Aber er scheint das, was er sagt, zu verstehen, nachvollziehen zu können, vielleicht sogar bestätigen zu können. Ich merke, dass Maggot viel mehr ist, als nur ein dreckiges Straßenkind. Schließlich hatte er auch einmal eine Familie, Freunde, ging mal zur Schule. Und schließlich kann er auch selbst denken. Ich schäme mich auf einmal dafür, dass mir das nicht vorher eingefallen ist. Dass ich unbewusst wohl angenommen habe, alle Straßenkinder seien dumm oder ungebildet und würden nichts verstehen. Aber es gibt wichtigeres zu lernen und zu erleben als Algebra und Biochemie. „Ich habe noch nie jemanden sterben sehen, Maggot.“ Noch nicht mal meine Oma, füge ich in Gedanken hinzu. Maggot sagt eine Weile nichts, sondern gibt mir die Weinflasche. Ich trinke. Die tiefrote Flüssigkeit gluckert in der Flasche. „Irgendwann, wenn du zu viele Menschen hast sterben sehen, dann fängst du an, positiv über den Tod zu denken. Sonst kommst du nicht mehr klar. Sonst wirst du verrückt. Du gewöhnst dich nämlich nicht dran, weißt du? Es tut jedes Mal aufs Neue weh. Und damit du das aushalten kannst, redest du dir ein, dass der Tod eigentlich nur ein Neuanfang ist. Ein Neuanfang in einer anderen Welt. In einem anderen Körper, in einem anderen Leben. Und dann ist es nicht mehr so schlimm.“ Er zündet sich eine weitere Zigarette an. Die kleine Box, in der er seine selbstgedrehten Kippen aufbewahrt wird immer leerer. „Wieso bist du abgehauen, Maggot?“ Ich frage sehr leise, vielleicht weil ich tief in mir drin will, dass er die Frage gar nicht hört. Doch Maggot antwortet nicht. Er erzählt nichts über seine Eltern, sein Leben vor dem Leben auf der Straße. Aber er sagt auch nicht, dass es mich nichts angeht, dass ich es nicht wissen darf. „Da wo ich herkomme, ist es immer kalt. Nicht nur das Wetter, auch die Menschen. Ich bin in einem sehr armen Stadtteil aufgewachsen, weißt du. Meine Eltern –“ er sagte das Wort sehr leise, aber auch genauso ausdruckslos – „kamen aus Japan. Genau wie viele andere in diesem Ort. Aber die meisten konnten nicht Fuß fassen in Amerika, konnten sich kein Leben aufbauen. Aber zurück konnten sie auch nicht mehr, schließlich ging es um die Ehre. Versagen wurde nicht zugegeben. Also sind wir dort geblieben. Wir waren ganz klein, ich kann mich kaum an Japan erinnern. Und sobald wir hier in Amerika waren – dem geweihten Land, wo alle Träume wahr werden – ging alles den Bach herunter.“ Und dann spricht er nicht mehr weiter. Sein Blick bleibt gesengt, als seien seine Knie das interessanteste auf der Welt. Und irgendwie habe ich jetzt das Gefühl, ihm meine Geschichte zu erzählen. Und bevor ich mir überhaupt im Klaren darüber bin, was ich sagen möchte, sprudelt es auch schon aus mir heraus. „Ich hatte es nie so schlimm wie ihr alle hier. Ich – ich wurde nicht geschlagen und meine Eltern sind auch nicht drogenabhängig oder so.“ Aus Nervosität ringe ich die Hände. Was wird er sagen? Wird er mich verstoßen? Allein hier stehen lassen? „Eigentlich genau das Gegenteil. Meine Mutter ist Eventmanagerin. Kommt mit den großen Stars in Kontakt, bekommt viel Geld. Mein Vater ist Finanzmanager und Firmenvorstand bei Agumon Inc. © Wir wohnen in einer Villa in Florida und mein Bruder und ich bekommen alles, was wir wollen. Teure Klamotten, Spielkonsolen, alles. Alles außer –“ „Zuneigung,“ endet Maggot, nickend. „Ich habe das Gefühl, ich passe nicht hier rein. Ihr alle hattet Gründe von daheim wegzugehen, und ich – ich nicht. Ich bin nichts weiter als ein verwöhntes Kind, das einmal nicht das bekommt, was es will.“ Ich traue mich nicht, Maggot anzusehen, aus Angst, wie er reagiert. „Spider ging es ähnlich. Seine Eltern kümmerten sich nicht um ihn. Deshalb griff er zu Alkohol, versuchte alles, um ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu ziehen. Glaub mir, Lost, ignoriert zu werden ist eigentlich genauso schlimm wie geschlagen oder missbraucht zu werden. Nur sieht man die Narben nicht. Ein Kind braucht keine körperliche Gewalt zu erfahren, um seelisch zerrüttet zu sein.“ Er sieht mich zum ersten Mal nachdem wir von Rainbows Leiche weggegangen sind direkt an. Seine Augen haben die Farbe von Manhattans Nachthimmel. Dunkel, tief und wolkenverhangen. „Als ich dich im Park gefunden habe, wusste ich, dass du anders warst als die meisten anderen hier. Dass dein Zuhause nicht so kaputt ist, wie zum Beispiel meins oder das von Whisper oder Dusk. Dass du jederzeit zurückgehen könntest und es dir - oberflächlich betrachtet - gut gehen würde. Aber wenn du willst, dann darfst du bleiben. Vielleicht findest du hier ja eine bessere Familie.“ Maggot nimmt noch einen letzten Schluck aus der Flasche und gibt sie mir dann. Ich leere sie in einem Zug. „Komm, gehen wir nach Hause,“ sagt er, sich aufrappelnd. Ich stelle die Flasche an den Rand des Daches und folge ihm. Und zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich verstanden und akzeptiert. Ich fühle mich, als hätte ich endlich einen Platz in einer Familie gefunden. Eine etwas andere Familie, aber nichtsdestotrotz eine Familie. oOoOo [1] Ich habe versucht, die Sprache der Charaktere ihrem jeweiligen Stand angemessen zu gestalten. Wenn also manche Sätze oder Phrasen irgendwie komisch klingen, dann macht euch bitte deutlich, dass Maggot oder Spider oder 2Moro schon lange keine Schule mehr besucht haben. [2] Das, was Maggot im zweiten Teil erzählt sind teilweise überarbeitete und mit meiner Meinung versehene Auszüge aus Fromms Buch "Wege aus einer kranken Gesellschaft". [3] Dass Rainbow stirbt war eigentlich nicht vorgesehen. Aber es kann auch kein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende geben. Manchmal muss man eben Opfer bringen. [4] Als nächstes werd ich mich auf Whisper und Spider konzentrieren. Ich könnte diese Story zwar bis ins Unendliche weiterspinnen, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Nicht, dass ich jetzt das Ende unbedingt heraufbeschwören will. Vielleicht noch 10-15 Kapitel ... also bei meinem momentanen Schreibtempo ... etwa 5 bis 6 Jahre ^^ [5] Mein Abi hab ich in der Tasche.(Durchschnitt: 1,5 ;-) ) Das hier ist ein Dankeschön Kapitel an alle, die mir viel Glück gewünscht haben und an alle anderen, die diesen Stress entweder jetzt oder in ein paar Jahren auch durchmachen mussten. Und zu guter Letzt: Stay tuned for more! Kapitel 11: Das Nichts / Rettungsanker -------------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. Die Lyrics sind von Stereophonics: Local Boy in the Photograph. Hörts euch an, ist toll. Warnung: Hippies. Drogen. [Random] Nun ja, was soll ich sagen. Es tut mir Leid. Zwischen Studium und Job konnte ich gerade noch ein wenig Zeit für meinen Freund finden, das wars dann aber auch schon. Jetzt hab ich aber Semesterferien und hoffe, ein wenig weiter zu kommen. Das Nichts / Rettungsanker Vor Eddy's / Washington Square Park / 17. April, morgens Heute weiß ich, wie es ist, vor dem Nichts zu stehen. Und dort, wo das Nichts ist, ist wirklich nichts. Kein schwarzes Loch, kein weißes Licht. Nichts. Einfach nichts. Und es tut verdammt weh, wenn es dich berührt. Am Anfang meiner dritten Woche in New York wurde ich gefeuert. Ich kam am Morgen bei Eddy’s an, nur um zu sehen, dass sie eine neue Küchenhilfe eingestellt hatten. Einen Hispanic. Der ein Dach über dem Kopf hatte und saubere Klamotten trug. Er trug sogar schon meine Schürze. Also bin ich wieder gegangen. Es ist wirklich ironisch: In Miami war unser Gärtner ein Hispanic. Meine Mutter hat ihn eingestellt, damit er seine Kinder ernähren kann und sie ein reines Gewissen hat und hat sich dabei als Wohltäterin gesehen. Und jetzt, hier in New York, wird ein Hispanic mir, einem Kind reicher, weißer Eltern vorgezogen, weil ich nichts weiter als eine dreckige Straßengöre bin. Ich musste fast lachen. Ich gehe zum Haus zurück. Was ich dort machen will, weiß ich nicht. Das alte Haus ist einfach eine Art Zufluchtsort. Dort sind wir vor kaltem Wind, anderen Gangs und der Welt draußen sicher. Dort sind wir. Die Familie. Und dort wartet die zweite Überraschung auf mich. Das Abbruchhaus existiert nicht mehr. Ich war zwei Stunden weg und in dieser Zeit haben Bauarbeiter das Haus fast komplett zerstört. Viel war sowieso nicht dran, sie mussten nur noch einen großen Kran mit Abrisskugel bringen lassen. Aber jetzt hatten wir kein zu Hause mehr. Keinen Zufluchtsort. Nichts. Niemand meiner Leute war in der Nähe, also hab ich mich auf den Weg in den Park gemacht und gehofft, dass jemand meine Sachen aus dem Haus mitgenommen hat. Sonst hätte ich noch nicht mal mehr einen zweiten Pulli. Whisper, Spider und Dawn hab ich im Washington Square Park getroffen, in der Nähe der Schachtische. Hier sitzen wir nun, dreckig und stinkend, und lauschen Whispers Gitarrenklängen und seiner rauen Straßenkinder-Stimme. Es ist irgendwie entspannend. Die Sonne scheint auf unser Haupt, wärmt aber nicht und ab und zu wirft ein Passant uns ein paar Groschen in Whispers Hut und manche bleiben sogar kurz stehen. Es ist nicht nötig ihnen zu sagen, dass das Haus abgerissen wurde. Anscheinend hatten sie damit gerechnet. Dawn gibt mir meinen Rucksack und den alten, dreckigen Mantel den ich von der Obdachlosenhilfe vor der Kirche bekommen habe. Es ist im Moment alles, was ich noch besitze. Doch irgendwie kümmert es mich nicht. Es ist nicht wieder wärmer geworden. Es schien, als feiere der Winter ein Comeback, das keiner erwartet hätte. Es ist wahnsinnig kalt geworden. Jedes Mal, wenn ich an einem Elektroladen vorbei laufe, bleibe ich kurz stehen um in den ausgestellten Fernsehern die Wettermeldungen zu verfolgen. Und der Mann im Anzug im Fernsehen sagt, dass es erst einmal kalt bleibt. Für normale Menschen ist diese Kälte vielleicht kein so großes Ärgernis, sie nehmen es eben hin und beschweren sich nicht. Bringt ja auch nichts. Aber für uns, für Whisper, Spider, Dawn, Hell, Fear, Maggot und mich ist diese Kälte der Erzfeind schlechthin. Wenn es kalt ist, kannst du erfrieren. Punkt. Und wir wollen nicht erfrieren. Aber jetzt haben wir noch nicht einmal mehr das Abbruchhaus, in das wir uns zurückziehen könnten, um wenigstens vor dem eiskalten Wind sicher zu sein. Aber heute kann ich mich irgendwie nicht darum kümmern. Es ist mir egal. Maggot ist bei den Schachtischen und spielt gegen den alten Mann, dem er an meinem ersten Tag hier das Sandwich vorbeigebracht hat. Ich glaube, er heißt Gennai. Whispers Stimme ist kraftvoll und sie scheint die kalte Luft um uns herum zum Vibrieren zu bringen. There's no mistake, I smell that smell It's that time of year again, I can taste the air The clocks go back, railway track Something blocks the line again And the train runs late for the first time Und irgendwie weiß ich, dass dieses Lied für Rainbow ist. Ein Bild von ihr war in der Zeitung. Dawn hat es gefunden und im Abbruchhaus für alle sichtbar aufgehängt. Fear hat Kerzen darunter gestellt und sie angezündet. Und sobald eine ausging, hat sie sofort eine neue dazu gestellt. And all the friends lay down the flowers Sit on the banks and drink for hours Talk of the way they saw her last Local girl in the photograph Today Die Stimmung ist gedrückt und wird es wohl noch für eine Weile bleiben. Denn obwohl Rainbow die meiste Zeit high war, war sie doch immer da. Einfach da. Und 2Moro ist seit Rainbows Tod auch nicht mehr aufgetaucht. She's gone away Der Song endet und Menschen klatschen Beifall. Aber sie gehen schnell wieder weiter, als klar wird, dass Whisper fürs erste nicht weiterspielen wird. In seinem Hut sind mehr Münzen als vor ein paar Minuten. Aber keiner von ihnen weiß, für wen Whisper dieses Lied gespielt hat, keiner kennt Rainbows tragische Geschichte. Es ist krank und ätzend, aber ich kann es ihnen auch nicht vorhalten. Denn sie wissen ja nicht, was passiert ist. Maggot kommt von den Schachtischen. Er sieht müde aus. Ich glaube, anstatt zu schlafen hat er die letzten paar Nächte nach 2Moro gesucht. Aber vergeblich. Ich hoffe, ihr ist nichts passiert. Als er bei uns ankommt, zieht er einen zerknitterten Zehner aus der Hosentasche. Mit der anderen Hand schiebt er eine Strähne zurück hinters Ohr. „Lost und ich gehen was zu essen holen. Was wollt ihr?“ Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr Maggot und die anderen bereit sind, das wenige, was sie haben, mit allen zu teilen. Maggot allein könnte von zehn Dollar wahrscheinlich eine ganze Woche überleben. Und so reicht es gerade mal für einen Tag. Aber Morgen wird Whisper wieder etwas Geld haben, dann am nächsten Tag vielleicht Dawn. Oder ich. Es ist eine Art unausgesprochene Regel, zu teilen, was man hat. Es fasziniert mich so unglaublich. Wie Menschen, die nichts haben, bereit sind, alles abzugeben. Während Menschen wie meine Eltern oder früheren Freunde nie im Traum daran gedacht hätten. Wir beschließen, Sandwiches zu holen. Und ein paar Äpfel für Dawn und Kaffee für Maggot. Die zehn Dollar werden dafür nicht reichen. Das ist uns allen klar. Zuerst kaufen Maggot und ich zwei Äpfel für Dawn. Er liebt sie. Am besten giftgrün und sauer. Schon allein der Gedanke an diese Früchte jagt mir einen Schauer über den Rücken. Die Sandwiches holen wir bei einer Bäckerei. Ich warte draußen und rauche meine Zigarette. Als Maggot aus dem Laden heraus kommt, hat er eine prall gefüllte Papiertüte in der einen und einen Papphalter mit sechs Bechern Kaffee in der anderen Hand. Wie er das alles bezahlten konnte, ist mir ein Rätsel. „Der Verkäufer hat mir noch einen Gefallen geschuldet.“ Er zuckt die Schultern und gibt mir die Papiertüte. Ein Blick genügt um festzustellen, dass nicht nur Sandwiches, sondern auch Donuts bekommen hatte. „Es ist immer nützlich Beziehungen zu haben.“ Ich antworte nicht, es ist nicht nötig. Maggot weiß, dass ich ihm zustimme. Wir laufen schnell zurück zum Park, damit der Kaffee nicht allzu kalt wird. Auf dem Weg dahin bläst uns der eiskalte Wind ins Gesicht und kriecht in jede Ritze und in alle Glieder. Maggot verteilt den Kaffee, ich die Sandwiches. Keiner fragt, wie wir das ganze Essen bezahlen konnten. Denn schlussendlich ist es auch egal. Hauptsache man hat etwas. Wir essen schweigend. Jeder Bissen wird ausgekostet. Man weiß nie wirklich, wann man sich die nächste Mahlzeit besorgen kann. Ich trinke den letzten Schluck meines Kaffees und werfe den Pappbecher in einen Papierkorb. „Wo schlafen wir heute Nacht? Das Haus ist weg und es hat gerade mal ein paar Grad über Null.“ Dass ich befürchte, dass wir die Nacht draußen nicht überleben werden, behalte ich lieber für mich. Spider zuckt mit den Schultern. „Es gibt mehrere Möglichkeiten. 2Moro wird wahrscheinlich bei ihrem Freier schlafen. Dawn wird wahrscheinlich bei Dusk unterkommen. Und wir können uns entweder ein anderes Haus suchen, in die Kirche gehen oder auf der Flying Dutchman übernachten. Aber es sind wahrscheinlich alle anderen Abbruchhäuser in der Gegend belegt und die meisten lassen dich nicht rein, wenn du nicht zur Gruppe gehörst. Kids wie wir trauen sich meistens nicht in die Kirche, weil dort die Alten pennen. Hatte ein paar unangenehme Zusammentreffen mit einigen von denen und bin nicht wirklich wild darauf, das heute Nacht zu wiederholen. Außerdem ist so eine Kirche wahnsinnig unbequem und du hast die ganze Zeit das Gefühl, du wirst beobachtet. Und die Flying Dutchman … da musst du früh genug da sein und pro Person drei Dollar locker machen. Dafür bekommst dann auch was Warmes zu essen.“ Super, denke ich mir. Ich würde wahrscheinlich auch mein gesamtes Erspartes locker machen um heute Nacht nicht im Freien schlafen zu müssen. „Die ganze Sache hat aber einen Hacken,“ wirft Whisper ein. Maggot schnaubt verächtlich. Spider nickt und sieht mich direkt an. „Die Leute da achten super genau darauf, wen sie an Bord lassen. Bevor die rein darfst, wirst du gefilzt. Keine Drogen und kein Alkohol. Wenn du von den Bullen gesucht wirst, melden sie dich. Die Dutch ist wirklich nur was für die ganz sauberen Kids.“ Oh. Na dann, bye bye warme Schlafstätte. Ich weiß nicht, ob meine Eltern nach mir suchen lassen. Und ich weiß auch nicht, ob einer von den anderen gesucht wird. Anscheinend hat man mir meine Enttäuschung angesehen, denn Maggot klopft mir auf die Schulter. Ich hebe den Kopf und blicke direkt in seine extrem blauen Augen. Mittelmeerblau heute. „Keine Angst, Lost. Wir werden das schon hinkriegen,“ sagt er aufmunternd. „Hast du da etwa auch Beziehungen?“, frage ich blauäugig. Maggot lacht kurz auf. „Nein, nein. Aber ich kann dir mit Sicherheit sagen, dass nach mir keiner sucht. Und schon gar nicht hier in New York.“ Ich bin ein wenig verwundert, wirklich. Sind Maggots Eltern so herzlos, dass sie nicht nach ihrem Sohn suchen lassen würden? Oder bedeutet „suchen“ wegen einer Straftat gesucht zu werden? „Dawn könnte allerdings ein paar Probleme kriegen. Er ist noch so jung, dass sie ihn schnurstracks ins Heim schicken würden,“ meint Whisper abwesend. Es fällt mir erst jetzt auf, aber irgendwie scheint er nicht ganz da zu sein. Und bei näherem Hinsehen sehe ich, wie groß seine Pupillen sind. Spider zuckt die Schultern. „Dann fragen wir Dusk ob er die Nacht bei ihm auf'm Sofa pennen kann.“ „Hey Leute, ist es nicht scheiße unfair, wenn ich als einziger bei Dusk bleibe kann? Ich will das nicht!“, mischt sich Dawn ein. Doch Spider tätschelt ihm beschwichtigend den Kopf. „Mach dir keinen Kopf. Wir können nicht alle bei Dusk bleiben. Wir können ihn ja nicht ausnehmen wir 'ne Weihnachtsgans. Ich würd' lieber bei Minusgraden draußen pennen, als dich an so 'nem Ort zu wissen. Glaub mir, da willst du nicht hin.“ „Ist es da wirklich so übel?“, frage ich. Spider schnaubt verächtlich und schlägt den Kragen seiner Jacke nach oben um sich vor dem kalten Wind zu schützen. „Glaub mir, du willst nicht in so 'n Heim. Die Regeln sind über krass und die Kids da richtig gewalttätig weil sie entweder auf Cold Turkey sind oder allgemein riesige Probleme mir jeder Authorität haben. Das Beste, was dir passieren kann, ist beklaut zu werden. Du weißt nicht, wozu solche Kids fähig sind, wenn du nicht in so 'nem Heim warst.“ „Oh.“ Ich schaue betreten zu Boden. Was konnte man auch dazu sagen? „Also, gehen wir Dawn bei Dusk abliefern. Wenn wir heute auf der Dutchman pennen, dann muss ich noch ein paar Sachen bei ihm deponieren.“ Maggot steht langsam auf und streckt sich. Seine Schulterblätter knacksen beängstigend laut. Daraufhin verzieht er das Gesicht zu einer Grimasse. ~*~ Es ist später Nachmittag als wir an den Docks ankommen. Als wir Dawn bei Dusk abgeliefert haben, hat er darauf bestanden, uns etwas zu Essen zu machen und keiner von uns hat sich dagegen gewehrt. Dusk kann echt wahnsinnig gut kochen. Maggot hat noch eine ganze Tüte voll Gras in eine kleine Holzkiste gelegt und Dusk gewarnt, dass Zeug auch nur anzuschauen. Er sagte, er hätte es für einen sogannten “Kaiser“ besorgt und wenn Dusk was haben wolle, würde er ihm besseres besorgen. Es hat mich ehrlich gesagt ganz schön geschockt als ich gesehen habe, mit was für einer Menge Drogen Maggot zu tun hat. Dafür könnte er locker ein paar Jahre in den Knast kommen. Aber der Dreadhead tut so, als wäre nichts. Also tue ich auch so, als wäre nichts. Die Flying Dutchman ist eine ziemlich große, ausrangierte Fähre. Und wir sind nicht die ersten, die da sind. Gut dreißig andere stehen an, um für die Nacht einen sicheren Schlafplatz zu bekommen. Maggot drückt Whisper, Spider und mir jeweils drei Dollar in die Hand und sagt mir, dass ich, egal was passiert, ihn nicht aus den Augen verliere soll. Beim Reingehen werden wir alle abgetastet. Es hat etwas von einer Flughafensicherheitskontrolle, nur dass auf uns kein Urlaub wartet, sondern kleine Sechserkabinen mit Hängematten. Sie konfiszieren Spiders Taschenmesser und geben ihm einen Zettel mit einer Nummer drauf – damit er es wieder abholen konnte, wenn er ging. Irgendwie ist es logisch, dass sie keinen mit einer Waffe oder ähnlichem auf das Schiff lassen. Schließlich will keiner abgestochen werden während er schläft. Spider ist trotzdem ziemlich grummelig. Bevor wir unter Deck gehen und unsere Sachen in eine der Kabinen bringen dürfen werden wir von einem Kerl Mitte zwanzig und kurzen, abstehenden Locken darüber informiert, was wir alles dürfen und was nicht. Die Flying Dutchman wird komplett aus privater Hand finanziert und wenn sich irgendjemand daneben benimmt oder irgendetwas anstellt, steht sofort die Polizei da. Das Boot soll eine Art Zufluchtsort für Kids wie uns sein, und wir sollten die anderen bitte respektieren. Er zählt so viele Regeln auf, dass ich irgendwann abschalte und vor mich ins Leere starre. Spider schaut mich irgendwann an und fängt an zu kichern, was den Regelaufzähler aber überhaupt nicht durcheinander bringt. Er leiert einfach weiter. Die Kabinen sind klein, aber windgeschützt und warm. Die sechs Hängematten füllen den Raum ganz aus. Es gibt sogar Duschen und Toiletten, von denen wir alle sofort Gebrauch machen. Es fühlt sich wahnsinnig gut an, endlich wieder sauber und vor allem warm zu sein. Es ist erst früher Abend und keiner von uns ist müde genug um schlafen zu gehen, weshalb wir das Schiff ein wenig erkunden. Es gibt einen großen Aufenthaltsraum und eine kleine Kantine, in der man für einsfünzig eine warme Mahlzeit haben kann. Wir sind zwar alle noch satt, aber wir beschließen, trotzdem etwas zu essen. Winterspeck anfuttern, hat Spider es genannt. Maggot und Whisper sind eigenartig ruhig, seit wir auf dem Schiff sind. Aber ich denke mir nichts dabei. Vielleicht fühlen sie sich einfach ein bisschen unwohl unter den ganzen Leuten. Es sind immerhin gut fünfzig Kids auf der Dutch. Spider ist total offen und spricht jeden an, der ihm über den Weg läuft. Er reißt Witze und lacht. Es scheint, als sei er zufrieden, solange sein Magen voll und seine Füße warm sind. Ich kann nicht anders, als mich von seiner Lebenslustigkeit mitreißen zu lassen. Wir treffen eine Gruppe Hippies. Sie sind alle in bunte Tücher gehüllt und singen Lieder über den Frieden und die Sonne. Eine stellt sich als Skye vor. Sie redet mit hoher Stimme und so viel, dass sie 2Moro das Wasser reichen könnte. Wir setzen uns zusammen und bald lässt sich auch Whisper dazu überreden, ein paar Songs zum Besten zu geben. Bald wird unsere Gruppe größer und manche fangen an zu tanzen. In solchen Momenten vergesse ich, dass hier keiner mehr ein Zuhause hat. Und dass das Leben nicht so schön ist, wie es in den Liedern besungen wird. Dass das Leben die meisten hier in den Arsch getreten hat. Aber die anderen scheint es in diesem Augenblick nicht zu kümmern. Die Hippies tanzen und singen und lachen und selbst Maggots Lippen werden ab und an von einem Grinsen umspielt. Als ich aufstehe um an Deck eine Rauchen zu gehen legt Skye mir ihre dicke, bunte Decke um die Schultern. „Damit du nicht frierst,“ sagt sie. Maggot folgt mir. Wir stehen also zusammen an Deck und rauchen. Ich habe Maggot die Decke gegeben. Ich trage einen Pulli, er nur ein Shirt und er fing an zu zittern, sobald der Wind ging. Wir schweigen. Es gibt nicht viel zu reden und ich bin tief in Gedanken versunken über Skye und ihre Freunde und ihre Freude am Leben. Reicht eine positive Einstellung allein um dem ganzen Mist, der im Leben abläuft, entgegenzutreten und sich nicht unterkriegen zu lassen? Oder ist das alles nur eine Fassade und sobald sie allein sind brechen sie zusammen, weil sie merken, dass die Songs nur aus leeren Worten bestehen? Wir gehen wieder zurück zu Whisper und Spider und etwas später gehen wir in unsere Kabine um zu schlafen. Ich freue mich auf eine Nacht ruhigen Schlaf, im Warmen und ohne Angst, dass jemand dich absticht oder überfällt. Meine Glieder werden immer schwerer und müder und ich schleppe mich mehr als ich gehe durch die Gänge. Spider stößt pfeifend die Tür zu unserer Kabine auf, bleibt aber urplötzlich stehen, so dass ich voll in ihn rein laufe. „Hey, was los, Spider?“ Doch dann sehe ich an ihm vorbei und sehe zwei Kids in unserem Raum. Ich kenne sie beide nicht und sie haben auch nichts angestellt. Deshalb schließe ich daraus, dass Spider sie kennt. Sie sind beide etwa vierzehn Jahre alt. Der Junge ist groß und seine blonden Haare sind verwuschelt. Das Mädchen ist zierlich und brünett und ihre Augen haben dieselbe Farbe wie Spiders. Sie sieht Spider an als hätte sie einen Geist gesehen. „Kari, was ist denn los? Kennst du den Kerl da?“, fragt der Junge besorgt. Es ist komisch, aber weder das Mädchen noch Spider reagieren zuerst. Es ist Whisper, der Maggot und mich zur Seite drückt und sich an Spider vorbei durch die Tür quetscht. Er bleibt direkt vor dem Jungen stehen. „Du bist groß geworden, Knirps,“ sagt er leise und sanft. Der Junge überbrückt die Distanz zwischen ihnen mit einem Schritt und schließt Whisper in die Arme. Er sagt nur zwei Worte, die mich mehr berühren als alle Songs und Gespräche heute Abend. „Yamato. Ni-san.“ oOoOo Wow, es ist schon wahnsinnig lang her. Ich hatte fast vergessen, wie viel Spaß es macht, Fanfiction zu schreiben. Ich war ein wenig abgelenkt von Fullmetal Alchemist und Darker than Black. Aber ich habe wieder gemerkt, wie sehr mir die Story am Herzen liegt. Es scheint nur immer ein wenig zu dauern, bis mich die Schreibwut überfällt. Ich habe mich übrigens für "Ni-san" entschieden, weil "großer Bruder" in meinen Ohren irgendwie komisch klingt. Ich hoffe, es stört euch nicht. Und wenn doch, ändern werd ichs wahrscheinlich nicht ;) Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel. Habt noch nen schönen Tag und lasst es euch gut gehen! Zu guter Letzt: Stay tuned for more! Kapitel 12: Steh auf. Geh weiter. --------------------------------- Autor: fruitdrop Disclaimer:Nich meins. Ich verdiene hiermit kein Geld. Das hier ist Fanfiction. Warnung: Herzschmerz. Ein bisschen Kitsch, vielleicht ein bisschen zu intensiv und romantisch. Was auch immer. [Random] Vielen, vielen Dank für eure Kommis. Ich bin wirklich glücklich, geschockt, nahe am Orgasmus, wie auch immer ihr es nennen wollt. Vielen Dank dafür, dass ihr meine Story so hoch haltet - das macht mich als Autor wahnsinnig stolz. Vielen Dank. Steh auf. Geh weiter „Yamato. Ni-san.“ Es ist eine Szene, wie ich sie mir in einem klassischen Kitsch-Film vorstelle. Nach jahrelanger Trennung begegnen sich die Geschwister wieder und schließen sich in die Arme. Spiders Schwester weint als sie ihrem Bruder die Arme um die Schultern schlingt. Auch die Augen des Jungen sind rot. Zuerst reden alle durcheinander, sind aufgeregt. Ich fühle mich so wahnsinnig fehl am Platz und vermisse Shinja. Maggot scheint sich ähnlich unwohl zu fühlen. Er legt seine Hand auf meinen Arm und deutet mir, ihm zu folgen. Den Geschwistern ein wenig Zeit zu lassen. Sie allein zu lassen. Und ich gehe ihm nach. Wir stehen wieder draußen, an Deck. Das Schiff schaukelt, aber nicht so stark, dass einem übel wird. Es ist eher beruhigend. Ich lehne mich an die Reling, Maggot steht neben mir, mir eine Zigarette entgegenstreckend. Ich nehme sie und zünde sie an. Vom Schiff aus hat man einen tollen Blick auf New York. Im Hintergrund sehe ich eine große Brücke, beleuchtet und immer noch stark befahren. Auf der anderen Seite des Hudsons sehe ich Häuser, die meisten beleuchtet, aber nicht so hoch wie die Wolkenkratzer Manhattans. Trotzdem heben sie sich stark vor dem schwarzen Nachthimmel ab. „Ich habe auch einen kleinen Bruder, Shinja. Er ist jetzt zwölf. Ich hab ihn noch nie bei Super Mario Kart besiegt.“ Traurigkeit überkommt mich. Und Sehnsucht. Es ist wie ein Ziehen in meiner Brust, zusammen mit einem in der Magengegend. Ein Gefühl, dass ich immer bekomme, wenn ich vor irgendetwas extrem Angst habe. Ein Gefühl, dass ich mit Kindheit und Alpträumen in Verbindung bringe. Maggot lehnt sich neben mir an die Reling, so nah, dass unsere Ellenbogen sich berühren. „Ich vermisse Shinja. Ich dachte, ich könnte ihn nicht leiden. Weil wir uns die Aufmerksamkeit unserer Eltern teilen mussten. Aber schlussendlich habe ich mehr Zeit mit ihm verbracht als mit ihnen. Und irgendwie ist es mein Bruder, der mir fehlt, nicht meine Eltern.“ Ich weiß nicht, ob ich es mir nur einbilde, aber es kommt mir so vor, als wäre Maggot noch ein Stück näher an mich heran gerutscht. Ob es wegen dem kalten Wind ist oder ob er mir zeigen will, dass ich nicht alleine bin, kann ich nicht sagen. Es ist lange still zwischen uns. Und als Maggot etwas sagt, ist seine Stimme so leise und der Wind der uns um die Ohren heult so laut, dass ich seine Worte fast nicht verstehe. „Mein Bruder ist ein paar Minuten älter als ich.“ Sein Blick ist stur gerade aus gerichtet. Es dauert eine Weile, bis das Gesagte in meinem Kopf Sinn macht. „Du hast einen Zwillingsbruder?“, frage ich verblüfft. Und irgendwie bin ich tief drin auch wahnsinnig stolz, dass Maggot mir etwas von sich erzählt. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass sonst keiner etwas über ihn weiß. Maggot nickt, zieht ein letztes Mal an seiner Zigarette und wirft sie über die Reling ins Wasser. „Vermisst du ihn? Wieso sucht er nicht nach dir? Ich dachte, die Bindung zwischen Zwillingen ist so -“ Ich suche nach dem passenden Wort. „Stark?“ Maggot ist wieder eine Weile still, als würde er überlegen, was oder wie viel er mir erzählen sollte. Und ich frage mich, ob er mir die Wahrheit sagen, oder mich mit einer einfachen Lüge abspeisen wird. „Wegen – Nach einem Unfall vor fünf Jahren ist er ins Koma gefallen und seit dem nicht mehr aufgewacht.“ Seine Stimme klingt abschließend, als wäre das Thema damit für ihn beendet. Ich respektiere das und frage nicht weiter. „Das tut mir Leid,“ sage ich ehrlich. Maggot blickt mich direkt an und sein Gesichtsausdruck ist hart, fast kalt. „Tu nicht so, als wäre es deine Schuld gewesen.“ Damit wendet er sich ab und geht wieder hinein. Ich bleibe zurück, für einen Moment total perplex über die Eiseskälte in seiner Stimme. Dann werfe ich auch meine Kippe über die Reling und folge ihm. Schließlich kann ich nicht die ganze Nacht hier draußen stehen, nur weil Maggot wütend auf sich selbst ist, weil er mir etwas über sich erzählt hat. Ich komme wieder in unsere Kabine, als sich die beiden Neuankömmlinge gerade Maggot vorstellen. „Ich bin Takeru, Yamatos kleiner Bruder. Und das ist Hikari, meine Freundin.“ Er streckt Maggot seine Hand hin, die der Dreadhead allerdings ignoriert. Er murmelt ein „Maggot“ und wirft sich in eine der Hängematten. Whisper zieht eine Augenbraue nach oben. Ich sehe Maggot kurz nach, wende mich dann aber an Whispers Bruder und schüttele seine immer noch ausgestreckte Hand. „Lost. Alles klar bei euch?“ Takeru grinst und nickt, froh dass jemand ihn aus der peinlichen Situation rettet. „Du bist Whisper wie aus dem Gesicht geschnitten. Das ist echt krass, wie ähnlich ihr euch seht.“ Takeru schaut erst ein wenig komisch, als wüsste er nicht, wer Whisper ist. Dann wird sein Grinsen aber breiter und er nickt wieder. „Ja, früher konnten uns die Leute fast nicht unterscheiden. Vor allem weil Yamato immer so klein war.“ Erst jetzt fällt es mir auf, aber Takeru ist ein gutes Stück größer als ich. Ich lache. Whisper schmollt. Ich setze mich auf eine der Hängematten, als Spider eine Frage stellt. „Was macht ihr beiden eigentlich hier? Ihr seid nicht auch abgehauen, oder?“ Takeru lacht, Hikari schaut kurz wie ein kaputtes Auto und schlägt sich dann mit der Hand gegen die Stirn. „Taichi, du Trottel!“, ruft sie, nur um dann kurz darauf ebenfalls zu lachen. Jetzt ist es Spider, der verwirrt schaut. „Wir haben nach euch gesucht!“, erklärt Hikari weiter. „Nancy hat uns erlaubt, während der Ferien nach euch zu suchen. Seit knapp einem Jahr klappern wir alle großen Städte nach euch oder einem von euch ab und endlich haben wir euch gefunden!“ „Mom? T.K., was zum Teufel ist passiert?“ Whispers Stimme ist ernst. „Das sollte ich dich fragen, Ni-san. Kannst du dir vorstellen, was für Sorgen wir uns gemacht haben, als deine Schule bei Mom angerufen hat? Sie haben gesagt, dass du schon länger nicht mehr im Unterricht warst und dass bei dir daheim niemand ans Telefon geht. Wir sind nach New Jersey gefahren um zu schauen was passiert ist. Und dann finden wir Hiroaki völlig betrunken in einer total versifften Wohnung. Und keine Spur von dir. Hast du eine Ahnung, was wir für ne Angst um dich hatten?“ Takeru redet sich in Rage, sein Ton verlangt Antworten. Whisper entgegnet ihm mit derselben Wut. „Was glaubst du, ist passiert, nachdem Mom sich von diesem Arsch hat scheiden lassen und mit dir abgehauen ist? Wen, glaubst du, hat er dafür verantwortlich gemacht?“ Er blickt kurz weg und irgendwie habe ich das Gefühl, ich sollte hier nicht sein. Das hier ist eine Sache, die nur Whisper und seinen Bruder etwas angeht. Und gleichzeitig kann ich nicht aufstehen und gehen, will wissen was passiert ist. „Du warst noch viel zu klein um mit zu kriegen, was er für ein Mensch ist. Kaum waren Mom und du ausgezogen hat er angefangen sich die Birne wegzusaufen. Irgendwann hat er seinen Job verloren. Und rate mal, wem er auch diesmal die Schuld dafür in die Schuhe geschoben hat. Ich hab dich und Mom gehasst. Hab euch gehasst dafür, dass ihr mich mit diesem sadistischen, pädophilen Bastard allein gelassen habt. Dass ihr euch kein einziges Mal gemeldet habt.“ Er bricht ab als ihm die Stimme versagt. Er blickt niemanden im Raum an. Es ist unglaublich still geworden, denn alle müssen das Gesagte erst einmal verdauen. Spider und Maggot scheinen am wenigsten überrascht zu sein. Wahrscheinlich wussten sie schon über ein paar Dinge Bescheid, die Whisper angetan wurden. Für mich ist es aber ein riesiger Schock. Sein Vater hatte ihn – ganz ehrlich, diesen Gedanken wollte ich nicht zu Ende denken. Als Takeru seinen Mund aufmacht, um etwas zu sagen, flüstert Whisper ein „Fuck“ und greift sich seine Jacke. Er ist aus der Tür, bevor überhaupt jemand realisiert, was passiert. Takeru will ihm nach, doch Spider hält ihn zurück. „Taichi, lass mich los. Yamato ist mein Bruder, verdammt noch mal! Ich wusste nicht – ich wusste nicht, dass Hiroaki – dass er. Oh Gott. Yamato wurde – oh Gott -“ Dann versagt seine Stimme und er sinkt auf die Knie. Hikari schlingt die Arme um ihn, versucht ihn zu beruhigen, doch sein Schluchzen hört nicht auf. Spider blickt Hilfe suchend zu mir rüber. Ich zucke die Schultern. Ich weiß nicht, wie man mit so einer Situation umgehen muss. Ich bin genauso hilflos wie er. Ein Blick zu Maggot zeigt mir, dass er in seiner Hängematte liegt, die Hände hinterm Kopf verschränkt und die Augen geschlossen. Er scheint, als würde ihn die ganze Sache überhaupt nicht berühren, doch ich sehe, wie angespannt er ist. Als wollte er jeden Moment aufspringen und Whisper hinterher laufen. Ich komme ihm zuvor. „Ich geh eine rauchen,“ murmle ich mehr zu mir selbst als zu den anderen. Die Gänge des Schiffs sind dunkel, die meisten schlafen schon oder sind zumindest leise. Meine Schritte kommen mir zu laut vor. Whisper sitzt auf dem Boden, an die Reling gelehnt, den Blick in den Nachthimmel gewandt. Eine filterlose Zigarette klemmt zwischen seinen Lippen. Er ist blass, blasser als sonst. Oder es ist nur das fahle Licht, das mir einen Streich spielt. Ich weiß nicht, wie ich ein Gespräch anfangen sollte. Ich kann nicht einfach ignorieren, was ich gerade über den jungen Musiker erfahren habe. Aber gleichzeitig kann ich auch nicht so tun, als wäre nichts passiert. Ich stelle mich neben ihn, die Ellenbogen auf die Reling aufgestützt. Wir beide blicken zurück auf das Schiff, nicht hinaus auf den Fluss oder die Stadt. Ich fische eine Zigarette aus meiner Tasche, die Tatsache ignorierend, dass ich erst vor wenigen Minuten eine geraucht habe. Schließlich sind das heute Abend besondere Umstände. Nach einer halben Zigarettenlänge beginnt Whisper zu sprechen. „Es stimmt nicht, dass ich T.K. oder Mom gehasst habe. Das könnte ich wahrscheinlich nie. Ich konnte nur nie verstehen, wieso ausgerechnet ich. Und wieso sie sich nicht bei mir gemeldet haben. Aber im Nachhinein weiß ich, dass er wahrscheinlich alle Briefe, Anrufe oder Mails abgeblockt hat. Er brauchte immer die komplette Kontrolle. Und bis ich verstanden hatte, dass das, was er tat, verboten war und ihn ins Gefängnis bringen würde, war es zu spät. Dann stempelte man mich als aufmerksamkeitssuchenden Teenager ab, zumal ich gerne so tat, als würde ich das Leben eines Rockstars leben. Und dieser Bastard war ein wohl angesehener Bürger einer Kleinstadt, der sich aufopferungsvoll um seinen ältesten Sohn kümmerte nachdem seine Frau ihn verlassen hatte. Und ich hatte zu viel Angst um jemandem zu sagen, was er – dass er mich – Oh Gott.“ Seine Stimme ist nicht lauter als ein Flüstern. Während er redet, lasse ich mich auf den Boden sinken. Wir sitzen in der selben Position, die Knie an den Körper gezogen, die Arme aufgestützt. Whisper vergräbt das Gesicht in den Armen und atmet mehrmals tief durch, als könnte das die Gedanken und Erinnerungen verdrängen oder die Vergangenheit ungeschehen machen. „Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Ich wollte nicht mehr. Ich stand schon praktisch vor Moms Haustür. Aber ich wollte ihr Leben nicht auch noch ruinieren. Ich hab mich so dreckig gefühlt, so – Fuck.“ In dem Moment wird die Tür zum Deck geöffnet und Maggot steht da, eine Zigarette schon zwischen den Lippen. Er zündet sie an, nimmt ein paar tiefe Züge, als würden die ihn gegen was auch immer kommen mochte wappnen. Dann läuft er direkt auf Whisper zu und bleibt einen Schritt vor ihm stehen. Er blickt ihn einige Zeit einfach nur an, mustert sein Gesicht. Seine Augen sind kalt und tief und so dunkelblau wie ich mir das Polarmeer vorstelle. „Reiß dich zusammen. Was dein Vater dir angetan hat liegt in der Vergangenheit. Steh auf und geh weiter. “ Maggots Stimme ist bestimmend, aber nicht laut, sein Blick ist hart, aber die Kälte, die vorhin darin lag, ist verschwunden. Seine Worte haben etwas von einem Dogma. Und sie klingen wie etwas, dass auch er sich immer wieder gesagt hat, bis er es glaubte. Die Stille, die darauf folgt ist fast ohrenbetäubend. Es ist ein wahnsinnig intensiver Moment. Und es wird mir wieder einmal klar, dass Maggot und Whisper auch nur Kinder sind, Jugendliche. Kinder, die so viel Schlechtes erfahren haben, deren kindliches Vertrauen nicht nur einmal missbraucht wurde. Und die sich aber dennoch entschieden haben, weiter zu machen, weiter zu gehen. Sie sind aus dieser Hölle, die sie „Familie“ oder „Zuhause“ nannten geflohen, aber nicht, um danach in Selbstmitleid zu versinken oder sich umzubringen. Denn dass hätten sie auch zu Hause tun können. Ihr Drang zu leben und ihre Entschlossenheit zu überleben ist größer als ihre Angst vor der Vergangenheit oder dem Ungewissen, dass sie auf der Straße erwartet. Und ich glaube, es ist genau diese Entschlossenheit, weiter zu gehen, die ich in Maggots und Whispers Augen sehe, was diesen Moment so intensiv macht, dass es mir kalte Schauer über den Rücken jagt. Maggot und Whisper kämpfen wie alle anderen Straßenkids Tag für Tag ums Überleben, helfen sich gegenseitig wieder auf. Nicht nur die Tatsache, dass sie alle kein Dach über dem Kopf haben oder dass sie keine Familie mehr haben, verbindet sie. Es ist eher dieser Schmerz, den ich aus Whispers Worten heraus gehört habe, der sie zusammen hält. Ein Schmerz, der so tief sitzt und der seine ganz eigenen Narben hinterlässt. Und die Entschlossenheit, zu überleben, diese Jahre des Missbrauchs zu überstehen und die Hoffnung, irgendwann wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen zu können. Die Hoffnung auf eine neue, eine richtige, eine zweite Chance. Und genau das drückt Whispers ganzer Körper aus, als er Maggots ausgestreckte Hand ergreift und aufsteht. Auch ich ziehe mich wieder auf die Füße. Meine Gedanken scheinen mich nieder zu drücken, meine Beine fühlen sich wacklig an. Das Schiff schaukelt sachte auf dem Wasser. Reiß dich zusammen. Steh auf, geh weiter. Lebe. „Ja.“ oOoOo -Kindesmissbrauch (egal in welcher Form) ist strafbar. Wenn ihr jemanden kennt, der dem ausgesetzt ist, oder wenn ihr selbst Opfer von Kindesmissbrauch seid, redet darüber. Zeigt die Täter an. Keine Strafe kann das Leid der Opfer übertreffen, sie werden ihr ganzes Leben darunter leiden. Lasst euch helfen oder helft denen, die sich nicht selbst helfen können. -Das Kapitel ist ein wenig kürzer als die anderen. Aber dafür hab ich nur einen Monat dafür gebraucht :-). Außerdem fand ich, dass das genau die richtige Stelle war, um das Kapitel zu beenden. Sollte jemand anders denken, Pech gehabt. Mir gefällts. -Kouji nennt Kouichi meines Wissens nach ein paar mal „Ni-san“, weswegen ich daraus schließe, dass Kouichi der ältere ist. Sollte das nicht stimmen, ist es mir egal. Auch wenn es nur ein paar Minuten sind, es ist wichtig, dass Kouichi der ältere der Zwillinge ist. -Nach dem xten Mal Korrekturlesen (wenn ihr irgendwelche Fehler findet, sagt bitte bescheid) ist mir aufgefallen, dass das Kapitel einen wahnsinnig abschließenden Charakter hat. Aber nein, ich habe noch ein paar Dinge vor mit der Story. So schnell werdet ihr mich nicht los. -Wasser hat etwas symbolisches. Genauso wie das Schiff. Eine Arche? Und zu guter Letzt: Vielen Dank für eure ganzen Reviews. Ihr macht mich damit zum glücklichsten Menschen auf dieser Welt, ohne Scheiß. Ich freue mich wirklich wahnsinnig, dass ihr so über diese Story denkt. Und ich werde mich auch in Zukunft bemühen, das Niveau zu halten und zu verbessern und ich liebe euch! Stay tuned for more! Eure Fruit A/N: Es gibt ein paar wirklich gute Digimon Stories auf mexx. Leider sind die Autoren dieser guten Stories verschwunden und haben ihre Geschichten hier meistens halb-fertig im Stich gelassen. Da gab es einmal Rei17 und Ore-sama, die ich persönlich verehrt habe. Aber vielleicht kennt ihr ihre Stories ja schon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)