Blue Moon von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Dinner ----------------- Ich musste zugeben Gackt war äußerst schlagfertig. Nicht jeder schaffte es sich in einem solchen Gespräch – oder sollte ich lieber sagen in einem Gespräch welches ICH so geplant hatte – so zu behaupten. Aber er hatte sich tapfer geschlagen. Irgendwie machte es mir Spaß mit ihm zu reden und ich war gespannt auf jede Antwort, jedes Wort von ihm. Er war zwar leicht zu durchschauen, einerseits – doch andererseits überraschte er mich immer wieder. Ich hatte die letzten Tage viel nachgedacht. Viel zu tun hatte ich zwar außerdem gehabt, aber es war nicht der Hauptgrund dafür, warum ich mich so lange nicht bei Gackt gemeldet hatte. Ihn so lange hatte zappeln lassen. Aber mal davon abgesehen, dass ich mir meiner Antwort eigentlich schon lange bewusst war, brauchte ein normaler Mensch nicht für gewöhnlich so oder so ein paar Tage, um sich für oder gegen ein solches Angebot zu entscheiden? Ich meine, man entschloss sich doch nicht über Nacht dazu, einen Film zu drehen. Schon gar nicht wenn es der erste sein würde. So etwas erforderte Bedenkzeit. Und die musste er mir schon geben. Punkt 19:00 Uhr stand ich bei Gackt vor der Haustür. Keine Minute zu früh und keine zu spät. Wenn jemand zu früh oder zu spät kam – und sei es nur um wenige Minuten – dann machte man sich als Gastgeber Gedanken. Kam der Gast zu früh, weil er es nicht abwarten konnte? Oder weil er es so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte? Kam er zu spät, weil er eigentlich überhaupt nicht kommen wollte? Oder einfach nur weil er davon ausging, dass man als wichtige Persönlichkeit grundsätzlich zu spät kam? Es war im Prinzip höchst amüsant was die Menschen sich für Gedanken über solche Nichtigkeiten machten. Ich fragte mich, ob Gackt hinter der Tür gestanden und auf mein Klingeln gewartet hatte, als er wenige Sekunden nach diesem aufmachte und mich mit einem optimistischen Lächeln begrüßte. „Schön, dass du hergefunden hast, Haido“, sagte er noch immer mit diesem Lächeln auf den Lippen und reichte mir die Hand. „Ich sagte doch, ich habe ein gutes Gedächtnis“, entgegnete ich, schüttelte ihm kurz die Hand und erwiderte sein Lächeln, ehe ich eintrat. Es war finster wie eh und je. Ich fragte mich wirklich was er daran fand, ohne Licht zu leben. Oder tat er es nur, weil es einfach zu seinem Image passte? Er war schon ein komischer Kauz. Nicht einmal ich hätte in dieser Finsternis wohnen wollen. Anders als bei meinem letzten Besuch, wo der einzige Geruch – wenn überhaupt – von Gackts Parfüm gestammt hatte, roch es heute im ganzen Haus köstlich nach Curry. Ich stellte meine Schuhe an die Seite und Gackt nahm mir die Jacke ab. „Dem Geruch zufolge hast du es tatsächlich an einem Tag geschafft“, scherzte ich. „Natürlich. Was dachtest du denn?“, meinte Gackt und hing meine Jacke an den dafür vorgesehenen Jackenständer. „Nur für dich“, fügte er hinzu, ohne mich dabei anzusehen. Er wirkte nervös. Sehr sogar. Ich konnte seine Aufregung fast spüren. Nur wegen dieses Films? War ihm das so wichtig? Ich fragte mich warum. Er hatte genug Ruhm, genug andere Möglichkeiten diesen Erfolg aufrecht zu erhalten. Und wenn es nur darum ginge, dass er gerne einen Film drehen wollte, dann könnte er das doch auch mit jedem anderen Schauspieler da draußen. Wieso wollte er ausgerechnet mich? Ich war ja nicht einmal Schauspieler. „Bitte“, meinte er nach einem kurzen Moment des Schweigens in dem mir keine passende Antwort mehr eingefallen war. Ich hatte nicht einmal bemerkt wie ich meinen Überlegungen nachgehangen war. Er führte mich in Richtung Esszimmer. Als dieses würde ich den Raum zumindest bezeichnen. Es war etwas heller als im Flur. Das Licht kam jedoch selbstverständlich nicht von elektrischen Geräten, sondern von Kerzen. Der Fokus des Raums lag auf einem ordentlich gedeckten Tisch in der Mitte. Er war rechteckig und es standen nur zwei Stühle daran, obwohl es irgendwie so aussah, als ob normalerweise vier dazu gehörten. Eine weiße Tischdecke verwehrte den Blick auf das Holz. Den Tischbeinen nach zu urteilen womöglich Tieckholz. Das Geschirr war aus ebenfalls weißem Porzellan und die Servierten rot. Rot wie der Strauß Rosen der in der Mitte in einer Vase stand. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. „Das mit den Rosen“, begann ich grinsend und deutete auf den Strauß. Es überraschte mich einmal mehr, dass Gackt mich einfach unterbrach. „Du sagtest du erwartest Rosen“, meinte er und es klang in meinen Ohren wie eine Rechtfertigung. „Ich hätte nicht gedacht, dass du das ernst nehmen würdest“, musste ich ehrlich zugeben. Ich hatte einen Spaß gemacht. Doch offensichtlich hatte sich mein Verdacht, dass er meine Späße ernster zu nehmen schien als ich wollte, einmal mehr bestätigt. „Ich möchte dass du in meinem Film mitspielst“, fuhr er mit einem ernsten Ton in der Stimme fort, legte die Hand auf meine Schulter und führte mich zum Tisch. „Wenn du ein Frachtschiff voll Rosen willst, dann bekommst du das auch.“ Er bedeutete mir, mich zu setzen, also nahm ich schweigend Platz. Gackt verließ für einen Moment den Raum. Ich musste zugeben, er machte mich sprachlos. Und das schon zum zweiten Mal an diesem Abend. Er schien es nicht zu merken und das sollte mir nur recht sein, aber gerade nach diesem Satz fühlte ich mich wie erschlagen. Als wäre ich ihm unterlegen. Er machte mir deutlich wie viel ihm an diesem Projekt zu liegen schien. Und einen Moment lang bereute ich es, dass ich ihn so auf die Folter spannte. Er tat mir leid. Denn in gewisser Weise war er es doch im Moment, der von mir abhängig war. Warum auch immer. Und das war es was mich am aller meisten verwirrte. Wieso sollte ausgerechnet ich diese Rolle spielen? Es gab sicher andere die dafür geeigneter wären. Ich glaube nicht, dass er scharfsinnig genug war um zu wissen, dass... „Es freut mich, dass du dir die Zeit nimmst, Haido“, unterbrach Gackt meine Gedanken, als er mit einer Platte auf dem das fertige Hünchenfleisch angerichtet war, wieder ins Zimmer kam. „Ich hab es doch versprochen“, entgegnete ich, während er die Platte auf den Tisch stellte. Es roch wirklich köstlich. Ich hatte schon lange kein Curry mehr gegessen. So lange, dass ich nicht einmal sagen konnte, wann das letzte Mal gewesen war. Gackt war für einen Augenblick wieder verschwunden und kam nun mit dem Curryreis wieder an den Tisch. „Wenn es so gut schmeckt wie es aussieht, dann hast du meine Erwartungen noch bei weitem übertroffen“, meinte ich lächelnd. Er blickte kurz auf zu mir. Schien zu überlegen. Es amüsierte mich, wie ich es offensichtlich schaffe ihn mit einem so einfachen Satz so aus der Bahn zu werfen. Wieder diese Vorsicht. Bloß nicht die falschen Worte wählen. „Wart’s ab“, sagte er dann mit einem süffisanten Lächeln. Es passte zu ihm. Nachdem er zum dritten Mal den Raum verlassen hatte, kam er mit einer Flasche Wein zurück, setzte sich schließlich mir gegenüber und nahm mein Glas um mir einzuschenken. „Ich dachte, du hast nur Rotwein?“, bemerkte ich, als er mir mein Glas Weißwein reichte. „Rotwein passt aber leider nicht zu Curry“, entgegnete er wie aus der Pistole geschossen. „Das hier ist besser.“ Er schenkte auch sich selbst ein und drehte das Glas dann kurz in der Hand. „Halbtrocken. Probier ihn!“ Ich führte das Glas zum Mund, roch kurz und nahm dann einen kleinen Schluck. „Du kennst dich aus“, stellte ich anerkennend fest und schenkte ihm ein Lächeln. Zum ersten Mal überhaupt schien er dies einfach zu akzeptieren und sich sichtbar zu freuen, anstatt nach dem Haken dabei zu suchen. Er lächelte ebenfalls und widmete sich dann dem Essen. Wie es sich gehörte, lud er zuerst mir auf und dann sich selbst. Und schon nach dem ersten Probieren konnte ich nicht anders als ihm wieder ein Kompliment zu machen. „Ich bin beeindruckt“, meinte ich ehrlich. „Du scheinst nicht nur singen zu können.“ Diesmal war es an Gackt zu lachen. Offensichtlich wollte er mich an seiner Nervosität nicht länger teilhaben lassen. „Ich will doch hoffen“, begann er grinsend. „...dass Singen und Kochen nicht das einzige ist was ich kann.“ „Das werden wir beim Dreh dann sehen.“ Er blickte überrascht auf und stellte das gerade gehobene Weinglas wieder ab. Ich musste mich beherrschen nicht selbst laut loszulachen. Sein verdattertes Gesicht in diesem Moment war Gold wert. Ich hatte es wohl geschafft, seinen gerade gewonnenen Funken Selbstsicherheit zunichte zu machen. Er konnte einem Leid tun. „Du meinst...?“, setzte er an. Doch diesmal war es an mir ihn zu unterbrechen. „Noch habe ich nichts gesagt“, verdarb ich ihm die Freude. Er beherrschte sich wohl sehr, nicht allzu enttäuscht auszusehen und wandte sich wieder dem Essen zu. Ich tat es ihm gleich. „Wo wir gerade beim Film sind – wie soll er doch gleich heißen?“ „Moon Child.“ „Ach ja genau, also...“ Natürlich wusste ich wie er heißen sollte. Ich hatte das Manuskript zig Mal gelesen. Hatte mir meine Gedanken darüber gemacht, versucht jede einzelne Szene zu interpretieren, hatte mir überlegt wie man sie umsetzen konnte. Ich wusste nicht einmal wieso ich es tat, aber es machte mir Spaß Gackt aufzuziehen. Ich war wohl wirklich etwas sadistisch. Aber sein Gesicht, während er annehmen musste, dass es mich nicht weiter interessierte... es war einfach köstlich. „Was mich am meisten interessiert“, fuhr ich fort. „Ich habe mir überlegt... warum du nicht den Vampir spielst.“ Wieder blickte Gackt auf, schenkte mir kurz einen ratlosen Blick. „Erzählst du das nicht immer selbst in den Medien? Dass du einer bist? Findest du nicht, die Rolle würde angesichts dieser Tatsache besser zu dir passen als zu mir?“ Er überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. „Nein, du bist der Vampir.“ Ich zog überrascht die Augenbrauen nach oben und blickte ihn fragend an. So, so! Ich war also der Vampir. Interessant. „Du bist Kei, meine ich“, fügte er hinzu, als er merkte dass ich nicht vorhatte zu antworten. „Ich habe die Rolle für dich geschrieben, das sagte ich bereits.“ „Und das ehrt mich wirklich“, erwiderte ich. „Und dennoch verstehe ich nicht wieso ausgerechnet ich.“ Er grinste. Er grinste dieses überlegene, alles wissende Grinsen. Ich mochte es nicht besonders. Es verunsicherte mich. Es ließ mich zweifeln, ob ich bisher mit meiner Ansicht von ihm richtig gelegen hatte. „Akzeptiere es“, forderte er völlig ruhig und gelassen und stellte mich damit noch bloßer als er es mit diesem Grinsen sowieso schon tat. Alle guten Dinge sind drei. Das dritte mal an diesem Abend, dass ich mich geschlagen gab und ohne ein Wort einfach weiteraß. Ich dachte ich hätte mir alle möglichen Gedanken gemacht. Ich dachte ich wäre auf alles vorbereitet. Ich hatte mir meine Fragen im Kopf so ordentlich zusammengelegt und war sicher ich könne sie einfach so der Reihe nach herunterrasseln und er würde nicht in der Lage sein irgendetwas zu erwidern was für mich unvorhergesehen kommen konnte. Doch diesmal hatte er gewonnen. Es war okay. Man musste ja auch nicht immer am längeren Hebel sitzen. „Ich akzeptiere es“, sagte ich nach einer ganzen Weile. „Das ist schön.“ „Ich meine dein Angebot.“ Ich hörte das leise Klimpern der Stäbchen die auf das Porzellan trafen und blickte auf. Gackt starrte mich wortlos an. „Die Rolle?“, fragte er dann etwas dümmlich. „Du meinst du machst mit?“ Ich nickte. „Das sagte ich doch gerade, oder nicht?“ Das Lächeln was er mir nun schenkte, war das ganze Spielchen wert gewesen. Umso sehnlichster er auf meinen Anruf gewartet hatte – und ich wusste, das hatte er - umso überrumpelter er gewirkt hatte, als ich ihm am Telefon noch keine Antwort gegeben hatte, umso enttäuschter er vorhin war, als ich meine Späßchen mit ihm getrieben hatte, desto glücklicher sah er jetzt aus. Und damit war es wieder ich, der einen Teil seines Ziels erreicht hatte. Ich reichte ihm über den Tisch hin die Hand. „Auf gute Zusammenarbeit.“ ~tbc Nachwort: Hui~ schon das vierte Kapitel. *lach* Das ging ganz schön schnell! ^^ Wir möchten uns hierbei kurz für all die lieben Kommentare bedanken. Das war ein wirklich toller Start dank euch und wir hoffen ihr bleibt uns treu! Wir haben beschlossen in Zukunft immer in unseren Weblog zu schreiben wenn ein neues Kapitel hochgeladen ist, da das einfach leichter für uns ist, als allen ens zu schicken. Darum möchten wir euch bitten, ab und an einfach in unseren Weblog zu schauen (kann man ja auch abonnieren ^_~). Bis zum nächsten Kapitel! Eure Moon-Children Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)