Des Glückes Schmied von Seranita (Wichtel FF) ================================================================================ Kapitel 1: Game and Match ------------------------- Titel: Des Glückes Schmied Fandom: Prince of Tennis Pairing: Eiji x Oishi (Golden Pair) Genre: Romantik, Shounen-ai Kapitel: gesamt 5 Warnungen: Nun, das übliche… Kitsch über Kitsch, OOCness, absolut laienhaft angewandte Medizin und hemmungsloser Oishi und Eiji Missbrauch ^.~ Kapitel 1: Game and Match “Vielleicht nächste Woche!” Mit einer eleganten Drehung um die eigene Achse schlug sein Partner den Ball zurück auf die gegnerische Seite des Tennisplatzes. Obwohl ihre Gegenspieler noch nach dem Ball hechteten, wusste Oishi Shuuichiro, dass es vergeblich war. Der Ball war gut gezielt und traf kurz vor dem Ende des Platzes auf. “Thirty to love.” Jubel brandete auf, als das Ergebnis verkündet wurde und Oishi konnte nicht anders als lächeln, als er sah, wie sein Partner strahlend dem Publikum zuwinkte. Kikumaru Eiji war einfach eine Nummer für sich. “Gut gemacht, Eiji.”, rief er ihm zu. Sein Partner drehte sich grinsend um und zeigte ihm den hochgereckten Daumen. Das packen wir locker, lautete die Botschaft, die er aussendete. Lächelnd schüttelte Oishi den Kopf, bevor er mit einem Tennisball in der Hand zurücktrat, um den nächsten Aufschlag zu machen. Sein Blick wurde ernst, als er den Ball fest auf die gegnerische Seite schlug. Der Ball wurde zurückgeschlagen, wo ihn allerdings auch schon Eiji erwartete, bereit zum Schlag. „Fourty to love“ Erneuter Applaus kam auf und Oishi spannte sich innerlich an. Es stand bereits fünf zu eins für sie. Matchball. Bisher hatten sich dem „Golden Pair“ zwar noch keine sonderlichen Hindernisse in diesem Match in den Weg gestellt, aber Oishi wollte bei dem letzten Punkt kein Risiko eingehen. Er warf Eiji einen warnenden Blick zu, der völlig entspannt vor dem Netz stand und einen siegessicheren Ausdruck im Gesicht hatte. Nun drehte er sich zu Oishi um und grinste. „Noch ein Punkt.“ „Wir dürfen unsere Gegner nicht unterschätzen.“, erwiderte Oishi, aber auch er hatte ein Lächeln dabei im Gesicht. Wenn er ehrlich war rechnete selbst er nicht mehr mit Schwierigkeiten. Sein Freund winkte nur ab: „Du machst dir zu viele Gedanken.“ Das bekam er oft von ihm zu hören. Wahrscheinlich hatte Eiji Recht! Oishi nahm den Tennisball und trat zurück hinter die weiße Linie. Er atmete tief durch, um seine Konzentration zu verbessern. Es war eine reine Gewohnheitssache. Mit einem Ruck schlug er die Augen auf und warf den Ball in die Höhe. Kaum hatte er den Aufschlag vollendet, stürzte er auch schon wieder auf den Platz. Er hätte sich ruhig Zeit lassen können. Eiji stand noch immer an seinem favorisierten Platz am Netz und nahm jeden Ball seiner Gegner mit Leichtigkeit. Oishi erkannte, dass er den Punkt längst hätte machen können. Eiji spielte nur mit seinen Gegnern. Das tat er oft und Oishi hatte ihn schon mindestens genauso oft dafür getadelt. Es sei nicht fair, wenn er dem Gegner gegenüber nicht alles gab. Er solle seine Spiele ernst nehmen, sonst würde sich das Leben irgendwann bitter dafür rächen, pflegte er zu sagen. Aber immer wenn Eiji ihn dann mit seinem speziellen Blick ansah, der ihn an ein ausgesetztes Kätzchen erinnerte, verloren Oishis Worte an Schärfe und er wusste ganz genau, dass er es seinem Freund auch das nächste Mal wieder durchgehen lassen würde. „Hoi, Oishi!“ tönte eine Stimme plötzlich und riss ihn damit jäh aus seinen Tagträumen. Erschrocken blickte er in die Richtung, aus der die Stimme kam und sah einen Ball auf ihn zurasen. Dahinter Eiji, der die Warnung ausgerufen hatte. Gerade noch rechtzeitig trat Oishi einen Schritt zur Seite und erwischte den Ball. „Danke.“, rief der Rotschopf vor ihm noch, als er auch schon wieder übermütig nach dem Ball hetzte. Puh! Das war knapp gewesen. Er sollte sich wirklich mehr auf das Spiel konzentrieren. Obwohl es sich hierbei nur um ein regionales Turnier handelte und auch ihre Gegner ganz offensichtlich unterlegen waren, durfte er sich nicht so gehen lassen. Oishi musste lächeln bei dem Gedanken, dass er es diesmal war, der ihre Gegner unterschätzte. Also fokussierte seinen Blick wieder auf das Geschehen vor ihm. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er die letzten drei Spiele - abgesehen von den Aufschlägen und einigen fehlgeleiteten Bällen - nicht mehr viel zum Zug gekommen war. Eigentlich hatte Eiji so ziemlich alle Bälle angenommen. Nun, nicht, dass es Oishi gestört hätte. Er wusste, wie sehr es Eiji genoss, im Mittelpunkt zu stehen und die umstehenden Zuschauer mit seinen akrobatischen Kunststückchen zu beeindrucken. Oishi für seinen Teil blieb lieber unauffällig und im Hintergrund, bereit, im richtigen Moment einzugreifen. Das war auch eines der Dinge, die ihn und Eiji zu einem so guten Team machten. Also hatte sich Oishi in diesem Match damit begnügt, die tollkühnen Sprünge seines Partners zu betrachten. Er lächelte und sah zu seinem Freund. Eiji drehte sich gerade wieder einmal in der Luft und machte sich bereit, einen Schlag zu kontern. Dann ging plötzlich alles schief! Im Nachhinein erschien Oishi alles sehr verschwommen. Es ging viel zu schnell, als das er es klar erkennen hätte können. Er erinnerte sich nur noch an das sonst so fröhliche Gesicht von Eiji, in dem auf einmal ein Ausdruck des Erschreckens zu sehen war. Wie der Schläger zu Boden fiel und direkt danach sein Besitzer. In diesem Moment gab es ein hässliches Knacksen und dann hörte man Eijis lauten Schrei. Oishi war sofort bei ihm. „Eiji?!“, fragte er nahe einer Panik und kniete sich neben seinem Freund nieder. Eiji`s Bein lag irgendwie verdreht da und er hatte seine Augen fest zugekniffen. Mit den Händen hatte er sein Bein so fest umschlossen, dass seine Fingerknöchel schon weiß hervortraten. Eine Sekunde lang war sich Oishi nicht sicher, ob Eiji ihn überhaupt gehört, geschweige denn erkannt hatte. Bis Eiji die Augen öffnete. „Oishi.“, wimmerte er. „Es tut weh.“ Er nahm die Hände von seinem Bein und krallte sich jetzt an Oishi fest, doch diesen kümmerte der Schmerz, der dabei entstand, nicht. „Krankenwagen. Jetzt!“, rief er seinen Teamkollegen zu, die bereits besorgt auf den Platz stürmten. Sie starrten einen Moment im Schock auf die beiden jungen Männer und nickten dann. Tezuka drehte sich um und rief jemandem etwas zu. Oishi passte schon nicht mehr auf das Geschehen auf, sondern konzentrierte sich völlig auf seinen Partner. „Eiji, bleib ruhig. Gleich kommt jemand.“ Vorsichtig zog er den verletzten Jungen an sich und strich ihm beruhigend übers Haar. Was allerdings nicht wirklich half. Der Schmerz war zu groß, als dass Eiji sich davon hätte ablenken lassen können. Mit zusammengepressten Lippen nickte er dennoch. Im gleichen Moment wurde im Hintergrund das Ergebnis verlesen und Oishi fand, dass die Schiedsrichter keinen schlechteren Zeitpunkt hätten finden können. Auch wenn ihn das Ergebnis überraschte. Eiji hatte es noch geschafft, den Ball zurückzuschlagen und ihnen so den entscheidenden Punkt zu bringen. „Game and Match to Seigaku. Six games to one.“ Sie hatten das Match gewonnen. Aber um welchen Preis?! Kapitel 2: Besuch im Krankenhaus -------------------------------- Kapitel 2: Besuch im Krankenhaus Krankenhaus. Oishi mochte keine Krankenhäuser. Das war schon immer so gewesen und er hatte Tezuka wirklich oft genug auf seine Routinebesuchungen zur Überprüfung seines Ellenbogens begleitet. Er wusste wovon er redete. Alles war sauber und steril und… krank. Überall lagen Patienten. Das Krankenhaus sollte gut für die Gesundheit sein, aber wie sollte das möglich sein, wenn sich überall in ihm nur Krankheit befand?! Am liebsten wäre er umgedreht und gegangen. Aber das ging nicht. Weil Eiji hier eingeliefert worden war. Nach dem gewonnenen Spiel bei dem Turnier war er ihm sofort gefolgt, aber Eiji war schon nicht mehr bei Bewusstsein gewesen. Man hatte ihm erklärt, dass das an den Beruhigungsmitteln lag, die man ihm verabreicht hatte, doch als er wissen wollte, was genau mit Eiji los war, speiste man ihn mit Ausflüchten ab. Man wisse es noch nicht genau. Man wäre noch nicht dazu gekommen, ihn genauer zu untersuchen. Das alles hatte nicht gerade zu Oishis Beruhigung beigetragen. Nun rückte Oishi nervös den Strauß Blumen in seinen Armen zurecht, als er vor dem Zimmer seines Freundes stand. Er hatte lange mit sich gehadert, ob es wohl in Ordnung wäre, Eiji Blumen mitzubringen. Es schien ihm irgendwie so… unpassend. Absolut falsch um genau zu sein. Vermutlich würde Eiji sich nur über ihn lustig machen. Oishi merkte, wie er vor Verlegenheit rot wurde. Und das noch bevor er das Zimmer überhaupt betreten hatte. Das fing ja super an. Leicht klopfte er. Und wartete. Als nach einer Minute noch immer nichts geschehen war, warf Oishi einen Blick auf das kleine Kärtchen vor der Türe, um sich davon zu überzeugen, dass er sich nicht im Zimmer geirrt hatte. ‚Kikumaru Eiji, Zimmer 204’. Er war also definitiv richtig. Zögernd drückte er schließlich die Tür auf und betrat den Raum. „Eiji?!“ Der Raum war nicht allzu sehr beleuchtet. Das war das Erste, was Oishi auffiel, als er eintrat. Es gab zwar Licht, aber Eiji hatte es nicht angemacht und so erhellte nur das Sonnenlicht, welches durch ein schmales Fenster am anderen Ende des Zimmers fiel, den Raum. Direkt unter dem Fenster stand auch Eijis Bett, und Eiji saß aufrecht darin, so dass die Sonne genau auf seine roten Haare fiel und sein Gesicht in Schatten legte. Er trug eines der formlosen, grauen Hemden, die für das Krankenhaus üblich waren. Eiji war nicht alleine. Oishi konnte erkennen, dass er sich ernst mit der Person, die neben seinem Bett stand, unterhielt. Fuji, wenn er nach der Frisur und dem schmalen Körperbau urteilte - die waren einfach unverwechselbar. Ihre Stimmen waren gedämpft, deshalb verstand Oishi nichts von der Unterhaltung. Doch das war es gar nicht, was ihn so erstaunte und auch beunruhigte. Es war nicht ungewöhnlich, dass die beiden miteinander tuschelten, Fuji und Eiji waren schließlich die allerbesten Freunde. Es war vielmehr die Tatsache, dass Eijis Gesicht absolut ernst war, was sehr seltsam für den rothaarigen Jungen war. Mehr als nur seltsam. Eiji besaß schließlich die unglaubliche Fähigkeit, jeder Situation ihre positiven Seiten abgewinnen und immer scherzen zu können. Eine bewundernswerte Gabe, die Oishi allerdings auch schon so einige Male zum ausrasten gebracht hatte, weil Eiji leider nicht immer wusste, wann etwas einfach nicht mehr komisch war. Umso seltsamer war es nun, ihn so ruhig zu sehen. Oishi trat noch einen Schritt näher und lächelte. „Hallo.“ Endlich wandten sich ihm die Gesichter der beiden Freunde zu, doch während Fuji sofort wieder auf sein übliches Lächeln umschaltete, blieb das von Eiji ausdruckslos. „Hallo Oishi.“ Ernüchtert hielt Oishi inne. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber das war es nicht. Kein Lächeln, kein ‚Hoi’, gar nichts. Er sah bleich aus. Erst jetzt bemerkte Oishi die lange Schlaufe, die Eijis Bein in der Luft hielt. Es schien eingegipst worden zu sein, aber sicher war er sich bei diesen Lichtverhältnissen nicht. Vielleicht war das auch der Grund für Eijis Laune. „Tut es noch weh?!“, fragte er und trat näher an das Bett ran. Er stand nun direkt neben Fuji. „Kann dir doch egal sein.“, schnappte Eiji und drehte sich weg. „Am Besten, du sagst es mir gleich und gehst dann wieder.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und weigerte sich, Oishis Blick zu erwidern. Oishi blieb erstaunt stehen. Er fühlte sich ziemlich hilflos angesichts von Eijis Reaktion. So etwas war er von dem sonst so fröhlichen Jungen gar nicht gewöhnt. Was hatte er ihm denn getan?! Er warf Fuji einen Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern. Also wusste er wohl auch nicht mehr. „Was soll ich dir sagen, Eiji?!“ „Es ist alles meine Schuld, nicht wahr?! Das willst du doch sagen“ Eiji schaute ihn an. Seine Stimme klang beschuldigend und zitterte leicht. „Ich habe meine Gegner unterschätzt. Ich bin zu leichsinnig gewesen. Du hast mich ja immer wieder gewarnt, aber ich habe nicht hören wollen. Es ist ganz alleine meine Schuld. Das ist es doch, oder? Wenigstens haben wir das Match noch gewonnen. Immerhin zu etwas war ich noch gut. Ach, lass mich doch alleine.“ „Was?! Nein. Eiji, was sagst du da?!“ Mit Schrecken bemerkte Oishi, dass Tränen in Eijis Augen schimmerten und intuitiv wollte er seinen Freund berühren, doch dieser hob nur abwehrend die Hände. „Verschwinde.“ „Aber Eiji, ich wollte nichts dergleichen…“, versuchte es Oishi noch einmal und streckte erneut den Arm aus um Eiji zu anzufassen, aber dessen einzige Reaktion bestand darin, dass er seinen Kopf in der Decke vergrub und nicht weiter auf ihn reagierte. Plötzlich legte sich eine Hand sanft auf seinen Arm. Oishi blickte auf, aber Fuji schüttelte nur leicht den Kopf und nickte zur Türe hin. Er wusste, was das bedeuten sollte und so folgte er Fuji auf den leeren Krankenhausflur. Die weißen Wände schienen ihm plötzlich noch viel abweisender und kälter als noch ein paar Sekunden zuvor. Kaum dass Fuji die Tür hinter sich geschlossen hatte, bestürmte ihn Oishi auch schon. „Was ist los mit ihm?!“ Fragend deutete er auf die geschlossene Tür, hinter der sich Eiji befand. „Ich hatte nicht vor, ihn zu beschimpfen. Wieso glaubt er so etwas?!“ „Das hat er nicht so gemeint.“, versicherte Fuji nur. Er sah besorgt aus, wie Oishi nun auffiel. „Er ist nur gerade ziemlich verzweifelt und wollte nicht, dass du ihn so siehst. Also hat er versucht, dich zu verscheuchen.“ „Eiji und verzweifelt?!“ Oishi hätte es nie für möglich gehalten, dass man diese beiden Begriffe in einem Satz verwenden konnte. Es schien so surreal. Eiji konnte beleidigt werden, er konnte wütend werden, aber verzweifelt? Das war etwas, von dem Oishi nicht einmal geglaubt hätte, dass Eiji überhaupt die Bedeutung kannte. Und trotzdem hatte er den Beweis nur fünf Meter von sich in einem Zimmer liegen. „Was ist passiert?!“ Fuji seufzte tief und sah ihn ernst an. „Der Arzt hat vorhin die vorläufigen Untersuchungsergebnisse gebracht. Es sieht schlecht aus.“ „Was?! Wie meinst du das?“ Oishis Herz schien eine Sekunde auszusetzen, als ihn eine schreckliche Vorahnung befiel. „Er wird doch wieder gesund, oder?!“ „Sein Fuß ist gebrochen. Wäre es ein einfacher Bruch, wäre es kein Problem, aber der Knochen ist gesplittert.“ Fuji sah Oishi direkt in die Augen. Oishi erkannte, wie tief Fujis Mitgefühl für ihren impulsiven Freund ging. Er hatte Fuji noch nie so fertig gesehen. „Er wird vielleicht nie wieder Tennis spielen können.“ Eine Sekunde lang war Oishi wie erstarrt, während er diese Worte auf sich einwirken ließ. Doch dann trat er abrupt vor und packte Fuji an den Schultern. Er schüttelte ihn leicht. „Sag, dass das nicht wahr ist.“ Fuji wehrte sich nicht, sondern blickte ihn nur stumm an. „Das war ein Scherz, oder?! Eiji wird doch nicht… Eiji!“ Das erklärte natürlich alles. „Ich muss zu ihm.“ Er ließ Fuji los und drehte sich jäh zu der Tür. „Oishi!“, warnte ihn Fuji noch. „Tu jetzt nichts Unüberlegtes. Eiji ist fertig. Er will wahrscheinlich alleine sein.“ Doch der Junge hörte gar nicht erst auf ihn. Er musste zu Eiji, sich davon überzeugen, das Fuji die Wahrheit gesprochen hatte, ihn trösten, ihm helfen, was auch immer. Aber er musste etwas tun. *** Schließlich stand er schon wieder vor dem Bett. Langsam setzte er sich auf die Bettkante. Und schwieg. Er wollte etwas sagen, fand aber keine Worte, um auszudrücken, was er empfand, um den anderen zu trösten. Ein einfaches ‚tut mir Leid’ schien ihm nicht angebracht. Womöglich hätte er damit sogar eher das Gegenteil bewirkt. „Er hat es dir erzählt, was?!“ Oishi nickte nur. Die Bitterkeit in Eijis Stimme machte ihm zu schaffen. Das klang so gar nicht nach dem unbeschwerten Jungen, den er kannte. Es war fast, als würde er einem Fremden gegenüberstehen. Und er wusste nicht, was er tun sollte. „Wann… kommen die endgültigen Ergebnisse?!“ „In einer Woche. Verstehe einer, was daran so lange dauert.“ Nach einer Sekunde lieferte Eiji selbst die Erklärung. „Sie sagen, sie müssen abwarten, wie der Fuß heilt. Deshalb wollen sie in einer Woche noch einmal nachsehen.“ „Verstehe.“ Oishi schluckte. Wurde nicht von ihm erwartet, dass er wusste, was in solchen Situationen zu tun war?! Nun, er wusste es definitiv nicht. „Ich will das nicht, Oishi.“ Eiji hatte seine Hände in die Bettdecke verkrampft, als wäre sie das Einzige, was ihm noch Halt gab. „Ich möchte Tennis nicht aufgeben. Ich liebe es zu spielen. Ich…“ Seine Stimme brach und nun kamen doch die Schluchzer, die er wohl die ganze Zeit unterdrückt hatte. Eiji wehrte sich diesmal nicht, als Oishi näher rückte und ihn umarmte. Das schien das Einzige zu sein, was er tun konnte. Die Enden von Eijis Haaren streiften Oishis Gesicht, als er den Jungen an sich drückte. Beruhigend fuhr Oishi mit den Händen über seinen Rücken. „Shhh, Eiji. Es wird alles gut.“, versicherte Oishi leise, wobei er sich da ganz und gar nicht sicher war. Eiji lachte zwischen den Schluchzern kurz auf. Sie wussten beide, dass das womöglich nicht der Fall war. Aber etwas anderes sollte Eiji jetzt nicht zu hören bekommen. Also hielt Oishi seinen Partner weiter fest und redete beruhigenden Nonsens, bis er endlich spürte, wie Eiji wieder ruhiger wurde und schließlich fast reglos in seinen Armen lag. Nach einer Weile dann ließ er ihn los und sah ihm so zuversichtlich wie möglich ins Gesicht. „Ich helfe dir, das durchzustehen. Versprochen. Wir schaffen das. Wir haben das immer geschafft.“ Eiji nickte nur, sah aber schon etwas besser aus. „Ich möchte euch nicht unterbrechen, aber Oishi, vielleicht solltest du diese Blumen in eine Vase stellen.“ Abrupt fuhr Oishi herum und flog dabei fast von der Bettkante. Unbemerkt von ihm hatte Fuji wieder das Zimmer betreten und stand nun hinter ihnen. Als er Fuji nur fragend ansah, trat dieser einen Schritt nach vorne und nahm ihm die inzwischen schon etwas lädiert aussehenden Blumen ab. Oh, das. Oishi hatte sie völlig vergessen. Dabei hielt er sie schon die ganze Zeit in der Hand. Er beobachtete, wie Fuji die Blumen in eine Vase stellte, die er wohl bei der Station besorgt hatte. „Du hast mir Blumen mitgebracht?!“ Ein kleines Lächeln erschien in Eijis Gesicht und Oishi spürte, wie die Verlegenheit, die er schon vor seinem Besuch vermutet hatte, ihn nun doch erwischte. Gleichzeitig war er noch nie so froh über ein Lächeln von seinem Partner gewesen. Er räusperte sich. „Ich dachte, dass wäre das Richtige für einen Krankenhausbesuch.“ Mit leicht geröteten Wangen sah er zu, wie Fuji die Vase ans Fensterbrett stellte. „Keine gute Idee?“ „Doch, doch.“, meinte Eiji und das Lächeln wurde minimal breiter. Oishi sah es nicht, aber er hörte es aus seiner Stimme raus. „Das ist nur so typisch… du.“ „Der Doktor sagte, Eiji könne schon morgen entlassen werden, wenn er sich schont. Allerdings müsste er wohl den Gips für eine Weile behalten.“, informierte Fuji ihn lächelnd. Oishi nickte. „Wo sind eigentlich die anderen? Mich wundert, dass sie noch nicht hier sind.“ Da Sommerferien waren, konnten die anderen eigentlich gerade nicht in der Schule sein. Zudem waren sie bestimmt genauso besorgt wie Oishi. Am Tag zuvor waren sie noch gemeinsam ins Krankenhaus gefahren, aber da war Eiji ja schließlich nicht ansprechbar gewesen. Oishi fragte sich, ob sie überhaupt schon wussten, wie schlimm Eijis Verletzung wirklich war. Vermutlich nicht, wenn er bedachte, dass der Arzt scheinbar erst kurz vor seinem Eintreffen die Nachricht verlauten ließ. „Tezuka war vorhin noch da. Der Rest kommt später.“, antwortete Fuji an Eijis Stelle. Dieser hatte den Kopf gesenkt. „Ich will eigentlich nicht, dass sie kommen. Keiner soll mich so sehen.“ Seine Stimme klang traurig. Oishi verurteilte sich selbst dafür, dass er gedacht hatte, Eiji wäre schon wieder auf dem Damm. So ein Problem wurde nicht durch ein paar Worte gelöst. Aber was konnten sie schon tun? Eigentlich blieb ihnen gar nichts anderes übrig als abzuwarten. „Vielleicht sollte ich wieder gehen.“, meinte er niedergeschlagen und wollte aufstehen. Er konnte es ja verstehen, wenn Eiji ihn jetzt nicht sehen wollte. Mit Fuji war das etwas anderes. Fuji war Eijis bester Freund und er war auch nicht tatenlos mit auf dem Platz gestanden, während sein Freund sich verletzte. Oishi wunderte sich sowieso, dass Eiji ihm nicht längst die Schuld für alles gegeben hatte. Wenn er besser aufgepasst und sich mehr am Spiel beteiligt hätte, wäre wahrscheinlich gar nichts passiert. Recht betrachtet war das alles seine Schuld. Eiji schüttelte nur leicht den Kopf und hielt Oishi an seinem Shirt zurück. „Nein, bleib.“ Dass er selbst es war, der ihn noch vor wenigen Momenten fast rausgeschmissen hätte, schien er verdrängt zu haben. Oder zumindest zu ignorieren. „Ich will nicht, dass du gehst.“ Oishi nickte nur. Er setzte sich wieder. Allerdings wusste er erneut nichts zu sagen. Small Talk erschien in dieser Situation einfach nur unpassend, andererseits wollte er Eiji aber auch nicht andauernd an seine Verletzung erinnern. Aus den Augenwinkeln konnte er beobachten, wie Fuji ihnen einen Blick zuwarf. „Ich geh dann mal.“ Fragend sah Eiji ihn an. „Warum das denn?“ „Ich besorge dir ein paar Zeitschriften. Wie willst du sonst bis morgen hier überleben?!“ Fuji deutete vielsagend und mit seinem üblichen Lächeln im Gesicht auf den leeren Raum. „Bis gleich.“ Er drehte sich um und verschwand aus dem Zimmer. Ließ damit Eiji und Oishi allein zurück. Oishi wünschte, er wäre geblieben. Nach einer Weile des Schweigens hielt Oishi es nicht mehr aus. Er warf einen Blick auf Eijis eingegipsten Fuß, der bewegungslos in der Luft hing. „Tut es noch sehr weh?!“, wiederholte er vorsichtig seine Frage von vorhin. Eiji schüttelte den Kopf. „Diese Medikamente, die sie mit hier geben, wirken wahre Wunder. Aber es ist so schwer, sich ordentlich hinzusetzen.“ Oishi verstand sofort, was er meinte. Dadurch, dass das Bein höher hing, war Eiji beinahe genötigt, auf dem Rücken zu liegen. Das er aufrecht saß verdankte er nur seiner außergewöhnlichen Gelenkigkeit - und den drei Kissen, die hinter seinem Rücken gestapelt waren. Automatisch streckte er die Hand aus, um eines der verrutschten Kissen wieder zu richten. Eiji sah ihn an. „Danke.“ „Keine Ursache.“, erwiderte Oishi nur und lächelte Eiji aufmunternd an. Eiji erwiderte das Lächeln, doch auf seinen Wangen waren noch immer die Spuren von Tränen zu sehen, welche Oishi beständig an Eijis Verletzung erinnerten. Mit einer Hand strich er über Eijis Gesicht, entfernte so die feuchten Spuren. Auf den fragenden Blick Eijis hin antwortete er, vielleicht eine Spur zu fröhlich: „Nachher kommen die anderen. Du willst ihnen doch sicher nicht völlig verweint begegnen.“ Obwohl er es das völlig verstanden hätte. Eiji schüttelte nur den Kopf. „Du hast Recht, Oishi…“ Er wischte sich fahrig durchs Gesicht und versuchte sich an einem fröhlichen Lächeln – mit einem Hauch von Trauer vielleicht. „Ich werde mich zusammenreißen. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich schaffe das schon.“ Oishi ließ sich nicht so einfach davon überzeugen, hielt es aber für das Beste, wenn Eiji sich nicht von deprimierenden Gedanken beeinflussen ließ. Also lächelte er seinen Partner sanft an. „Wie du meinst…“ Ein paar Sekunden schwiegen sie. „Ach, und Oishi?“ „Ja?“ „Ich will nicht, dass die anderen etwas davon erfahren“ Er musste nicht nachfragen, um zu wissen, was Eiji meinte. „Bist du sicher?“ „Ganz sicher. Sie machen sich sonst nur unnötig Sorgen. Vielleicht ist ja auch gar nichts.“, fügte Eiji optimistisch hinzu, in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Die verzweifelte Hoffnung in seinem Blick versetzte Oishi einen schmerzhaften Stich. Er hob gerade dazu an, ihn noch einmal zu umarmen, als wie auf Kommando die Türe aufflog. „Erster!“, ertönte eine laute Stimme triumphierend. Ein Zischen ertönte. „Gar nicht wahr.“ „Baka Mamushi. Ich bin eindeutig als Erster im Zimmer gewesen.“ Momoshiro und Kaidoh waren herangestürmt und verwickelten sich gleich an der Tür in einen weiteren Streit. An ihnen vorbei schob sich Inui, der die beiden beobachtet hatte und sich mit einer gewohnten Bewegung die Brille zurecht rückte. „Statistisch gesehen gibt es eine 60% Chance, dass Momo nach Kaidoh ankam.“ „Was?! Das kann nicht sein. Hey, Echizen, du hast es auch gesehen, nicht wahr? Hilf mir mal.“ „Mada mada dane.“ Reichlich uninteressiert ging Echizen an seinen Teamkameraden vorbei und nickte Oishi kurz zu. „Warum ist es hier eigentlich so dunkel?“, fragte Momo noch. Im selben Moment wurde es hell in dem Zimmer. Oishi blinzelte. Er war bei der jähen Unterbrechung reflexartig von Eiji zurückgewichen und warf der Gruppe nun einen überraschten Blick zu. Nachdem er sich von seinem Schock erholt hatte, lächelte er die Neuankömmlinge an. „Schön, dass ihr auch schon da seid.“ Vielleicht konnten sie Eiji ja ein wenig aufmuntern. Er warf einen Blick zu dem Rotschopf neben ihm. Es schien zu funktionieren, denn Eiji lächelte breit und hatte die Arme nach Echizen ausgestreckt, welcher sicherheitshalber außer dessen Reichweite am Bett stand. „Nyaaa, Ochibi! Lass dich doch ordentlich begrüßen.“ „Danke, kein Bedarf.“, erwiderte der Kleinste der Regulars trocken und wich vorsichtshalber noch ein paar Schritte weiter zurück, während er sich die Kappe tiefer ins Gesicht zog. Es war ein offenes Geheimnis, dass er es nicht allzu sehr schätzte, wenn sich Eiji oder wahlweise auch Momo an ihn dran hingen, was zu seinem Unglück dennoch regelmäßig geschah. Nun aber war Eiji gehandicapt und erreichte ihn deshalb nicht. Er schmollte. „Wo ist Taka-san?“, wollte Oishi wissen, als ihm auffiel, dass noch einer aus der Runde fehlte. „Kommt nach.“, antwortete Inui augenblicklich. „Er musste noch etwas erledigen.“ Er näherte sich nun ebenfalls mit dem Rest der Truppe und blätterte ein wenig in seinem Notizbuch. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dich hier alleine mit Eiji antreffen würden, betrug augenscheinlich nur 33 %. Interessant.“ „Nya, Fuji holt Zeitschriften und buchou ist längst wieder verschwunden.“, mischte sich Eiji wieder ein. Offenbar hatte er sich schnell von Echizens ablehnender Haltung erholt. Inzwischen hatten sich alle um Eijis Bett versammelt und Momo betrachtete sich recht interessiert Eijis eingegipstes Bein. „Sieht ja böse aus.“, meinte er. Sofort wurde er von Kaidoh zurechtgewiesen. „Darüber macht man keine Scherze. So etwas ist nicht lustig.“ Begleitet wurde dies von dem üblichen Zischen. „Sei doch still. Baka Mamushi.“ Inzwischen hatte sich auch Inui die Verletzung angesehen. „Wann wirst du entlassen?!“ „Morgen schon.“, antwortete Eiji grinsend. „Ich werde aber wohl noch eine Weile mit einem Gipsfuß rumlaufen müssen.“ „Also ist es nichts Ernstes?“ „Hoi, hoi, mir passiert so leicht nichts.“ Oishi erinnerte sich an die Bitte von Eiji und schwieg deshalb. Eiji war nichts anzumerken. Dennoch erschien ihm sein Verhalten irgendwie künstlich, gespielt. Wem wollte er hier eigentlich etwas vormachen?! „Ich hätte da auch noch einen sehr aufbauenden neuen Tee, der…“ Noch ehe Inui den Satz beenden konnte, schallten ihm von allen Seiten Entsetzensschreie entgegen. Eiji liege doch sowieso schon im Krankenhaus, da müsse es ihm nicht noch schlechter gehen. Gerade als sich alle wieder etwas beruhigt hatten und Eiji versichert hatte, dass es ihm wirklich nichts ausmachte, auf die – höchst zweifelhafte – Wirkung des neuen Tees von Inui zu verzichten, öffnete sich die Türe und Fuji betrat mit Taka im Schlepptau den Raum. „Ihr seid ja schon alle hier.“, meinte er erstaunt. Dann jedoch trat er zur Seite und ließ den anderen Seigaku Spieler vorbei, der die Arme voller Zeitschriften hatte. „Taka-san war so nett, mir beim tragen zu helfen.“, fügte er auf die fragenden Blicke hinzu. „SHOCKING! Du hast echt viel Besuch, Meister.“, erklärte Taka laut. Unerklärlicherweise hielt er einen Tennisschläger in der Hand. Oishi bekam den milden Verdacht, dass dies etwas mit Fuji und den vielen Magazinen zu tun hatte, aber er schwieg. Taka lud die Magazine direkt neben Eijis Bett ab und schlug Eiji dann aufmunternd auf die Schulter. „Das wird schon wieder.“ Eiji grinste. Oishi, bedrängt von Magazinen, Taka-san und dem mit Kaidoh streitenden Momo, hatte irgendwann einfach genug. Er schätzte und mochte seine Gruppe sehr, auch wenn sie oftmals sehr stressig war, aber nun wurde es definitiv zu viel. Im Hintergrund konnte Oishi noch Eijis fröhliches Lachen hören. Das Wissen, dass dies alles trügerisch war, dass womöglich nichts mehr so sein würde, wie zuvor, drückte sich auf ihn nieder. Schließlich ertrug er es nicht länger. Er stand abrupt auf und die anderen wurden still. „Hoi, Oishi.“ Eijis Stimmt klang fragend. „Was ist los?!“ Oishi zwang sich selbst zu einem Lächeln. Es war schließlich Eiji, dem es schlecht ging, nicht ihm. „Alles in Ordnung, Eiji. Mir ist nur eingefallen, dass ich noch etwas erledigen muss. Ich sollte dann jetzt gehen.“ Noch einmal wandte er sich seinem Freund zu. „Bis morgen.“ Und viel Spaß noch, lag ihm auf der Zunge. Aber er sprach es nicht aus Die anderen verabschiedeten sich und er schenkte jedem noch ein Lächeln. Er ließ sich nichts anmerken, allerhöchstens waren seine Schritte etwas beschleunigt, als er durch die Türe ging. Und so verließ er das Krankenhaus. In dem vollen Bewusstsein, dass er eben geflohen war. Kapitel 3: Gewöhnung -------------------- Kapitel 3: Gewöhnung Das Krankenhaus sah noch genauso aus wie am Tag zuvor. Oishi fühlte sich auch genauso unsicher und hätte man ihn gefragt, so wäre er liebend gerne umgekehrt. Aber die Frage stellte sich gar nicht erst. Wie Eiji wohl reagieren würde, wenn er so plötzlich auftauchte?! Oishi warf nervös einen Blick auf seine Uhr. Punkt Zwei. Er war rechtzeitig, Eiji würde wohl gleich entlassen werden. Am Tag zuvor hatte Oishi bei seinem überstürzten Abgang nicht mehr daran gedacht, sich die Zeiten geben zu lassen, zu denen Eji entlassen werden würde. Allerdings hatte ihn später noch Fuji angerufen, der ihm Bescheid gegeben hatte, wann ihr Freund das Krankenhaus verlassen dürfte. Eiji hatte ihm nicht gesagt, wann er entlassen werden würde. Man könnte sagen, dass er nur nicht genug Zeit gehabt hatte, aber er hatte Oishi danach auch nicht mehr angerufen. Vielleicht wollte er ihn ja gar nicht sehen?! Dieser Gedanke hatte ihn den ganzen Morgen beherrscht, bis er sich schließlich dazu aufgerappelt hatte, doch zu gehen. Jetzt war es ohnehin zu spät. Oishi gab sich einen Ruck und betrat das hohe Gebäude Ihn erwartete die übliche, kühle Atmosphäre, die so typisch für Krankenhäuser war. Oishi sah sich um. Er befand sich in der Empfangshalle des Krankenhauses. Es war ein weiter Raum, in dem sich allerdings neben einigen Wartesitzen und einigen Tischen mit Magazinen nicht viel befand. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich eine Art Rezeption, hinter der sich einige Krankenschwestern aufhielten, die Kranken und Wartenden nacheinander ihre Zimmer und Schwestern zuwiesen. Und dort stand Eiji! Er unterhielt sich gerade mit einer der jüngeren Krankenschwestern, welche ihm scheinbar einige letzte Mahnungen mit auf den Weg gab. Oishi erkannte, dass er nur mit halbem Ohr zuhörte. Stattdessen schnallte sich Eiji einen Rucksack auf den Rücken, aus dem noch ein paar der Magazine von Fuji hervorlugten. Dieses furchtbare Krankenhaushemd war er bereits losgeworden, denn er trug nun seine normale Alltagskleidung. Nur sein rechter Fuß war eingegipst worden und Eiji stützte sich auf Krücken, die er sich unter seinen Arm geklemmt hatte. Er war durch sie und den Rucksack bereits völlig überladen, dennoch versuchte er noch, eine der Krücken an der Wand abzustellen, um noch etwas hochzuheben, während die Schwester freundlich auf ihn einredete. Endlich gab sich Oishi einen Ruck. Mit wenigen Schritten durchquerte er die Halle und nahm Eiji die Krücke aus der Hand. Er lächelte. „Lass mich nur machen.“ Völlig überrumpelt sah der Junge vor ihm ihn an. „Oishi, was tust du denn hier?!“ „Ich wollte dich abholen.“ Oishi versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Wie würde Eiji wohl darauf reagieren?! Nahm er ihm den abrupten Abschied tags zuvor übel? Und was vor allem wichtig war, wie ging es Eiji?! Die schockierende Nachricht, dass er eventuell kein Tennis mehr spielen konnte, war noch lange nicht verarbeitet, dessen war Oishi sich sicher. Er hatte es selbst noch nicht verarbeitet. „Ach so?!“ Eiji blickte einen Moment lang seltsam drein, als wüsste er nicht, was er davon halten sollte, doch dann lächelte er wieder unbeschwert. „Dann danke.“ Mit der freien Hand angelte er nach dem Gegenstand, den er schon zuvor an sich nehmen wollte. Nun erkannte Oishi, dass es sich um die Blumen handelte, die er Eiji tags zuvor mitgebracht hatte. Sie waren bereits etwas eingefallen, sahen aber noch immer relativ frisch aus. „Ich nehme sie.“, sagte er. Es klang verlegen. Warum, wusste er selbst nicht genau. „Nyaaa. Danke Oishi.“ Augenblicklich wurde ihm der Strauß mitsamt der Vase in die Hand gedrückt, so dass ihm die Blumen mitten ins Gesicht hingen. Eiji grinste übermütig und nahm seine Krücke wieder an sich. „Du siehst lustig aus.“ Oishi erwiderte nichts darauf, sonder lächelte nur ein wenig unbehaglich und schob eine große, gelbe Blüte aus seinem Sichtfeld. „Soll ich den Rucksack auch nehmen?!“ „Ach was, das geht schon. Er ist ja nicht schwer und meinem Rücken geht es gut.“ Unterdessen mischte sich auch die Krankenschwester wieder ein. „Sie kommen zurecht?!“, erkundigte sie sich noch einmal. Als die beiden Jugendlichen nickten, lächelte sie. „Sehr schön. Die Formulare sind ja bereits ausgefüllt und der Doktor ist ebenfalls informiert. Ich soll Sie noch darauf hinweisen, dass in einer Woche eine Routineuntersuchung fällig ist.“ Eiji tauschte einen ernsten Blick mit Oishi, ehe er sich wieder der Krankenschwester zuwandte und die Information bestätigte. „Dann lasse ich euch beiden jetzt mal alleine. Du hast ja schon einen freiwilligen Helfer bekommen.“, stellte die junge Frau mit einem Augenzwinkern fest. „Ich wünsche dir noch eine gute Genesung, junger Mann. Und sieh zu, dass du dein Bein nicht belastest. Auch ein Gips ist kein unzerstörbarer Schutz.“ Eiji nickte. Oishi warf der freundlichen Frau noch ein Lächeln zu, als sie auch schon verschwand. Er wandte sich Eiji zu. „Wirst du etwa nicht abgeholt?!“ „Meine Eltern müssten bald kommen.“, antwortete Eiji und ließ seinen Blick durch die Halle gleiten. „Weißt du, wo Fuji ist, Oishi?!“ „Oh… Wollte er kommen?!“ Das würde zumindest erklären, warum er die Zeiten gewusst hatte. Nicht aber, weshalb er Oishi angerufen hatte. „Er hat gesagt, er würde mich abholen kommen…“ Eiji hob die Schultern. „Nya, wer weiß. Vielleicht ist ihm was dazwischen gekommen.“ „Vielleicht. Wir sollten schon mal nach draußen gehen.“, bemerkte Oishi. Eiji nickte. Es brauchte eine Weile, bis Eiji die unhandlichen Stützen so weit unter Kontrolle hatte, dass er sich trotz seines Fußes schnell vorwärts bewegen konnte. Eiji war zu ungeduldig dafür. Andauernd blieb er irgendwie mit den Krücken hängen. Oishi hatte bis jetzt immer gedacht, dass diese Dinger recht einfach zu handhaben seien, aber Eiji brachte es irgendwie fertig so aussehen zu lassen, als handle es sich um eine furchtbar komplizierte Angelegenheit. Trotzdem schien er Spaß dabei zu haben, denn immer, wenn sich die Krücken erneut verhedderten, musste er grinsen. „Hoi, hoi. Wer hätte gedacht, dass diese Teile so viel Geschick benötigen?!“, rief Eiji aus, als er erneut stehen bleiben musste. „Ganz schön anstrengend“ Oishi wartete geduldig, bis sein Partner zu ihm aufgeholt hatte. „Alles in Ordnung?!“ „Klar, klar. Kein Problem. Ich glaube, allmählich kriege ich den Dreh raus. Gib mir nur noch eine Minute…“ Eiji sollte Recht behalten. Bis sie den Parkplatz vor dem Krankenhaus erreichten, bewegte er sich so sicher mit den Gehhilfen, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Es erinnerte Oishi irgendwie an Eijis akrobatisches Geschick. Letztlich musste er sogar eine ziemlich schnelle Gangart einschlagen, um mit seinem Freund mithalten zu können. „Geschafft.“ Eiji riss eine seiner Krücken nach oben, als er den Parkplatz erreichte und verlor dabei beinahe das Gleichgewicht. Schnell war Oishi an seiner Seite und hielt ihn sicherheitshalber mit seiner freien Hand fest. „Pass lieber auf.“, mahnte er. Er war froh, dass Eiji scheinbar wieder der Alte war, aber deshalb sollte er es noch lange nicht übertreiben. Es war auch so schon schlimm genug. Wenn es Eiji überhaupt wieder gut ging! Oishi warf einen skeptischen Blick zu seinem Freund. Vielleicht spielte er ihm auch nur etwas vor? Aber das bezweifelte er. Vielmehr glaubte er, dass er es einfach verdrängte. Eiji ließ nur selten etwas an sich ran. Er besaß die Fähigkeit, Dinge, die ihn bedrückten oder ihm nahe gingen, einfach an sich abprallen zu lassen. Als wenn sie ihn nicht beträfen… Er seufzte, beinahe unhörbar. Das war wohl auch das Beste. Was konnten sie auch schon tun, außer abzuwarten und das Beste zu hoffen?! Wenn dies Eijis Weg war, mit der ganzen Angelegenheit umzugehen, dann würde er sich darauf einstellen. Das war das Mindeste, was er tun konnte, nachdem er ja ebenfalls Schuld an dem Unfall trug. „Ich glaube, da sind sie.“ Eiji stürzte sich noch in Oishis Griff nach vorne und winkte mit einer seiner Krücken fröhlich einem heranfahrenden Auto zu. Oishi konnte erkennen, dass es sich tatsächlich um Eijis Familie handelte. Kurz darauf kam das Fahrzeug auch schon zum Stehen und Eijis große Schwester stieg aus und kam auf die beiden zu. „Eiji. Oishi-kun.“ „Guten Tag“, grüßte Oishi höflich. Ihm fiel ein, dass er Eiji vielleicht mal loslassen sollte und hastig entfernte er den Arm, der noch immer um die Hüfte seines Freundes geschlungen war. „Entschuldige.“ Doch Eiji schien gar nicht zu wissen, was Oishi meinte. Als er ihn nur fragend anblickte, schüttelte der schließlich nur abwehrend den Kopf und verneigte sich stattdessen leicht vor Eijis Eltern, welche inzwischen auch zu ihnen gekommen waren. „Ach, Oishi-kun. Du bist auch hier.“, rief Eijis Mutter überrascht. „Es ist schön, Sie wieder zusehen, Kikumaru-san.“ „Nur nicht so förmlich. Ich bin überrascht, dich hier zu sehen.“ „Du musst wissen, wir haben eigentlich Fuji-kun hier erwartet.“, fügte Eijis Vater erklärend hinzu. Er musterte seinen Sohn. „Wie geht es dir, Eiji?!“ „Mir geht es bestens.“ Eiji sah sich um. „Aber wo sind die anderen?“ „Zu Hause. Ins Auto passen ja nur fünf Personen. Wir sollten sehen, dass wir heimkommen.“ „Ich habe daheim dein Lieblingsessen gekocht.“, fügte Eijis Schwester hinzu. Eiji strahlte. „Nyaa, worauf warten wir dann noch?!“ Sie lachte. Oishi hingegen fühlte sich etwas fehl am Platz, wie Eiji so mit seiner Familie plauderte. Er trat unbehaglich von einem Bein auf das andere. Als Eijis Eltern ihrem Sohn schließlich den Rucksack abnahmen und ins Auto verfrachteten, wollte er sich gerade verabschieden. „Ich gehe dann mal.“, meinte er etwas unbeholfen und reicht die Vase, die er noch immer trug, an Eijis Schwester weiter. Seltsamerweise versuchte Eiji nicht, ihn aufzuhalten. Normalerweise probierte er stets, Oishi noch ein wenig davon abzuhalten, zu gehen, einfach nur, weil Eiji solche Spielchen liebte. Nun aber nickte er lediglich. Unweigerlich machte sich Oishi wieder Gedanken und stockte in seinen Bewegungen. Doch noch ehe er auch nur die Chance für weitere Handlungen hatte, drehte sich mit einem Mal Eijis Mutter um und lächelte Oishi an. „Aber wieso willst du dich denn verabschieden? Fuji-kun ist offensichtlich nicht hier. Wir haben also einen Platz frei im Auto.“ „Oh.“, entfuhr es Oishi. „Machen Sie sich meinetwegen keine Umstände. Ich kann durchaus laufen, es ist nicht weit.“ „Keine Widerrede.“, flötete die Frau und legte Oishi eine Hand auf die Schulter. „Es macht keine Umstände.“ „Nun, dann vielen Dank.“ Oishi lächelte. Die Fahrt war nur kurz. Eiji hatte eine Weile kämpfen müssen, um ins Auto einsteigen zu können, aber schließlich hatte er auch das geschafft. Nun hielten sie vor der Einfahrt zu Oishis Haus. Er räusperte sich. „Danke, dass Sie mich mitgenommen haben.“ „Keine Ursache.“, meinte Eijis Vater nur. „Wir sehen dich sowieso so selten. Du musst uns öfters besuchen.“, ergänzte seine Frau. „Das werde ich sehr gerne tun.“, antwortete Oishi lächelnd. Er sah Eiji an. „Also dann…“ „Ja…“ „Sehen wir uns vielleicht mal…?!“, fragte Oishi zögerlich. Eiji sah ihn überrascht an. „Nya. Ich kann nicht viel machen.“ „Uns wird schon etwas einfallen.“ „Okay...“ Eiji winkte. „Wir sehen uns dann.“ Oishi nickte und sah dem davonbrausenden Auto nach. Er würde Eiji auf keinen Fall in seinem Haus versauern lassen, das hatte er sich fest vorgenommen. Tennis war ja nicht alles, was man machen konnte. Das würde er dem Rotschopf schon noch beweisen. *** Es klingelte. Oishi nahm den Finger von dem kleinen Knopf und lauschte auf die Geräusche, die von drinnen zu hören waren. Ein lautes Poltern ertönte und dann schallte Eijis unverwechselbare Stimme nach draußen. „Nyaa, ich komme sofort. Einen Moment noch.“ Oishi musste lächeln. Eiji klang aufgeregt, als wäre er kurz davor etwas furchtbar wichtiges zu machen. Aber Eiji klang immer aufgeregt. Selbst wenn es um einfache Dinge ging. Wie Zähne putzen. Oder eben Türen öffnen. „Gleich habe ich’s.“ Es dauerte allerdings noch ein paar Minuten, bis sich die Türe endlich geöffnet hatte. Oishi störte sich nicht daran, sondern wartete geduldig, bis das braune Holz vor ihm aufgezogen wurde. Große Augen sahen ihn an. „Hoi. Oishi. Du bist früh dran.“ „Tatsächlich? Das tut mir Leid...“ Mit einem Stirnrunzeln blickte Oishi auf die Uhr. Soweit er es beurteilen konnte, war er pünktlich. Oder hatten sie eine andere Uhrzeit ausgemacht? Aber soweit er sich erinnerte, hatte er zehn Uhr vorgeschlagen. Seine Uhr schien auch noch zu funktionieren. Also wieso...? Kopfschüttelnd sah ihn Eiji an. „Du machst dir viel zu viele Gedanken.“ „Entschuldige… ich wollte nicht…“ Oishi hielt inne und schüttelte den Kopf. „Wie geht es dir, Eiji?“ „Oh, mir geht es super. Ich muss praktisch nichts mehr selbst machen. Gestern hatten wir dann mein Lieblingsessen.“, erzählte Eiji strahlend. Das war eigentlich nicht das gewesen, was Oishi gemeint hatte. Vorsichtig musterte er seinen Partner. Eiji befand sich schon in seinen normalen Alltagsklamotten. Er hatte sich auf die Krücken gestützt, die wohl zu seinen ständigen Begleitern für die nächsten Tage werden würden. Oishi ging nicht weiter auf das Thema ein. Er hatte beschlossen, Eiji die Unterstützung zu geben, die er wollte und wenn er nicht an all die Probleme, die sich aus seiner Verletzung ergaben, denken wollte, dann würde er sein möglichstes tun, um Eiji davon abzulenken. Er trat zur Seite, um Eiji vorbeizulassen. „Wo gehen wir hin?!“, wollte der rothaarige Junge wissen. Oishi zuckte mit den Schultern. „Wohin du möchtest. Wir sollten nicht allzu weit weggehen.“ Schließlich sollte sich Eiji nicht zuviel zumuten. „Dann gehen wir… da lang.“, bestimmte Eiji und schlug wahllos irgendeine Richtung ein. Oishi zog die Haustüre hinter sich zu und folgte ihm. „Hast du deinen Eltern bereits Bescheid gegeben?“ „Sie wissen, dass ich mit dir unterwegs bin. Die machen sich schon keine Sorgen.“ Sie gingen zu einer Eisdiele. Oishi lud Eiji ein. Dieser freute sich darüber wie ein kleines Kind und das ließ auch so Oishi seine düsteren Gedanken für eine Weile vergessen. Schnell suchte er einen Platz im Schatten für sie beide, da Eiji nicht auch schon einen Hitzeschlag bekommen sollte. Eiji kam nach. Er hatte einige Schwierigkeiten, Krücken und Eis unter einen Hut zu bekommen. Schnell drehte sich Oishi zu ihm und nahm ihm das Eis mit einem Lächeln ab. Eiji sah ihn nur an. „Du musst das nicht machen, Oishi, das weißt du.“, sagte er mit einem Mal leise. Verblüfft sah Oishi ihn an und sah den Schatten eines Zweifels über das Gesicht des Rotschopfes huschen. Oder vielleicht bildete er es sich auch nur ein. „Was meinst du?“ „Ach nichts, nichts.“, setzte Eiji schnell hinterher und lachte unbeholfen. „Ich habe mich nur gefragt, warum du unbedingt in den Schatten willst, wo es doch so schön warm ist.“ „Aber…“ „Nyaa. In der Sonne ist es viel schöner.“, meinte Eiji fröhlich und setzte sich an einen Tisch, der die volle Sonneneinstrahlung abbekam. Befremdet setzte sich Oishi zu ihm. Er war ja auch noch da, um den hyperaktiven Jungen aufzufangen, sollte er tatsächlich einen Hitzeschlag bekommen. Zu seinem Glück passierte allerdings nichts und Eiji aß nur vergnügt sein Eis. Sogar das sah schon wieder kompliziert aus. Eiji konnte sein Eis natürlich nicht einfach so essen. Er drehte es die ganze Zeit, suchte die Stellen raus, die dabei waren, abzuschmelzen und vermittelte insgesamt dabei einen so hektischen Eindruck, dass Oishi nicht anders konnte als lachen. Endlich sah Eiji von seinem Eis auf. “Hoi?“ Oishi stoppte und schüttelte lächelnd den Kopf. “Es ist nichts.“ Unweigerlich fiel die Anspannung, die schon die ganze Zeit von ihm Besitz ergriffen hatte, von ihm ab und er wurde wieder etwas lockerer. Eiji hatte einfach dieses Einfluss auf Leute. Irritierenderweise bekam er selbst davon am wenigsten mit, so wie jetzt, wo er Oishi nur verwundert musterte. Schließlich zuckte er die Achseln und fuhr damit fort, sein Eis auf möglichst umständliche Art und Weise zu essen. Sie verbrachten den ganzen Tag miteinander. Nach dem Eis essen besuchten sie den Straßentennisplatz, den man mit dem Bus leicht erreichen konnte. Sie konnten kaum spielen, aber es war bisweilen auch ganz interessant, einfach nur zuzusehen. Oishi hatte auch nicht gewusst, wie er seinen Partner sonst ablenken konnte. Filme liefen zur Zeit keine guten - zumindest für seinen Geschmack. Rückblickend betrachtet hätte er Eiji wahrscheinlich fragen sollen. Ob er falsch gehandelt hatte? Nächstes Mal würde er sich diese Sachen gründlicher überlegen. Aber dieser schien dennoch seinen Spaß gehabt zu haben. Eiji hatte zunächst sehr überrascht geschaut, so dass Oishi schon befürchtet hatte, falsch gehandelt zu haben. Vielleicht hätte er es nicht zulassen sollen, dass Eiji so früh schon wieder mit Tennis in Kontakt kam. Aber schließlich hatte er sich doch noch begeistern können, insbesondere, da später auch noch Momo und Echizen hinzugekommen waren um irgendeinen Streit mit einem Spiel beizulegen. Sie hatten die beiden angefeuert und schließlich schaffte es Eiji auch noch, in einem unaufmerksamen Moment Echizens, diesen abzuknuddeln. Echizen und Momo reagierten sich während des Spieles ab und waren daraufhin auch wieder viel entspannter. Es war also gut gelaufen. „Hoi, Oishi!“ Eiji wedelte mit einer Hand vor seinem Gesicht rum. „Bist du noch da?!“ Oishi schrak aus seinen Gedanken. Es tendierte in letzter Zeit ziemlich dazu, einfach in seine Gedanken abzutauchen und sich dort zu verlieren. „Entschuldige Eiji. Was hast du gesagt?!“ „Willst du noch mit reinkommen?!“, wiederholte Eiji. Aber Oishi hob nur abwehrend die Hände. „Ich muss nach Hause. Meine Eltern erwarten mich. Beim nächsten Mal gerne.“, meinte er bedauernd. „Schade. Das war ein schöner Tag…“, meinte Eiji und sagte dann plötzlich: „Danke, dass du deine Zeit geopfert hast.“ „Von Opfern kann keine Rede sein.“ „Nya, aber ich bin schließlich nur wegen eines so dummen Fehlers gehandicapt.“ „Das ist nicht deine Schuld…“, erklärte Oishi wehmütig. „Es war mein Fehler. Ich hätte besser aufpassen müssen. Stattdessen hast du alles abbekommen und ich konnte dir nicht helfen. Wenn ich nicht in Gedanken gewesen wäre, dann hättest du nicht dieses Problem. Es tut mir Leid, Eiji. Ich wünschte, ich könnte das irgendwie wieder gut machen, oder dir deine Schmerzen abnehmen.“ Eiji, der am Anfang noch so ausgesehen hatte, als wolle er widersprechen, lächelte nun lediglich und aus irgendeinem Grund verlieh es ihm eine traurige Note. „Du bist zu nett, Oishi.“ Oishi konnte mit dem abrupten Stimmungswechsel seines Partners nichts anfangen. Er bekam das deutliche Gefühl, eben etwas falsches gesagt zu haben, aber er wusste nicht was. „Eiji…“ „Sehen wir uns morgen?!“ „Natürlich…“ Hier erstmals eine kleine Anmerkung zu der Geschichte. zunächst einmal danke an alle, die sie bis hierher gelesen haben, ich bin froh, dass es euch gefällt. Die Stelle, an der Eiji stürzt, ist mit voller Absicht schwammig gehalten, weil ich nicht genug von Tennis verstehe, es ausführlich zu schreiben^_~ Im Übrigen mochte ich die Vorstellung von Fuji als Beziehungshelfer sehr und hab es mir deshalb einfach nicht verkneifen können, ihn einzubringen. Seranita Kapitel 4: Missverständnis -------------------------- Kapitel 4: Missverständnis Wieder stand Oishi vor der inzwischen vertrauten Tür zum Haus der Kikumarus. Die letzten Tage war er regelmäßig hierher gekommen. Er und Eiji hatten sich täglich getroffen und Oishi hatte die Zeit wirklich genossen. Allerdings war er besorgt um die Verfassung seines Partners. Eiji hatte mit keinem Zeichen erkennen lassen, dass er sich wegen der nahenden Routineuntersuchung Sorgen machte, aber Oishi machte sich trotzdem Gedanken. Vielleicht hatte Eiji ja auch Recht und das lag wirklich in seiner Natur. Auf das Gespräch, dass sie am ersten Tag nach Eijis Entlassung geführt hatten, waren sie nicht weiter eingegangen. Stattdessen waren sie stillschweigend überein gekommen, es einfach so ruhen zu lassen und gewisse Dinge lieber unausgesprochen zu lassen. Zwischen ihm und seinem Partner hatte es ohnehin nie viele Worte gebraucht. Sie konnten sich auch so verständigen, einfach nur aufgrund ihres Verhaltens. Das war auch mit ein Grund, der ihnen zu ihrem Namen „Golden Pair“, verholfen hatte. Allerdings war es Oishi in letzter Zeit auch irgendwie so vorgekommen, als wäre ihr Verhältnis ein wenig getrübt worden. Man hatte es ihnen nicht sehr stark angesehen, andere hatten es vermutlich nicht einmal bemerkt, aber Oishi war es vorgekommen, als wäre Eiji ein wenig zurückhaltender geworden, beinahe so, als stünde etwas zwischen ihnen, etwas, das sich nicht damit begnügte, schweigend hingenommen zu werden. Aber solange Eiji sich entschloss, nichts zu sagen, konnte er nichts machen. Also vertraute er einfach darauf, dass dieser vernünftig genug war, ihn einzuweihen, bevor etwas ernsthaftes passierte. Bei Eiji. Zwischen ihnen. Wie auch immer. Zumindest in der Theorie! Oishi konnte allerdings nicht verhindern, dass er sich damit beschäftigte. Es war ja nicht so, dass er sich nicht selbst bemüht hätte, eine Antwort zu finden. Er hatte versucht mit Fuji zu sprechen, aber außer einem undurchsichtigem Lächeln keine Antwort erhalten. Und auch Tezuka konnte ihm nicht weiterhelfen. Aber Tezuka konnte ohnehin nur wenig mit außerplanmäßig verlaufenden menschlichen Reaktionen anfangen. Diese bereiteten ihm noch mehr Probleme als Oishi. Er hatte sich also notgedrungen damit abgefunden, da er nicht damit rechnete, dass noch einer der anderen Regular etwas bemerkt hatte. Trotz dieser Sache zwischen ihnen und Eijis verletztem Bein waren die letzten Tage schön für Oishi gewesen. Er hatte es genossen, seine Zeit mit Eiji zu verbringen, vor allem, weil sich das unter der Schulzeit so selten ergab. Natürlich, sie sahen sich während dem Training, aber da konnte man sich so schlecht entspannen. Auch die Wochenenden waren meist aufgrund von Extratrainings oder Turnieren gesperrt. Nicht, dass es Oishi wirklich gestört hätte, aber er musste feststellen, dass etwas mehr freie Zeit ebenfalls nicht schlecht war. Oishi wusste nicht, wie lange er so in seine Gedanken versunken dort gestanden hatte, aber ihm fiel auf, dass er nun vielleicht allmählich einmal klingeln sollte, wenn er nicht den ganzen Tag vor der Tür verbringen wollte. Er errötete leicht vor Verlegenheit und war froh, dass ihn niemand gesehen hatte, als er endlich die Klingel betätigte. Die Türe wurde geöffnet und Oishi war überrascht, Eijis große Schwester vor sich stehen zu sehen. Aus irgendeinem Grund hatte er Eiji erwartet, schließlich hatte dieser auch die letzten Tage immer geöffnet. “Oishi-kun.“, meinte sie überrascht. “Du bist aber früh dran.“ Oishi warf einen raschen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass er gut eine Viertelstunde früher gekommen war, als abgemacht. Er wollte sich entschuldigen, doch Eijis Schwester kam ihm zuvor. “Eiji ist noch in seinem Zimmer, aber komm ruhig schon einmal rein. Du weißt ja sicher, wo sein Zimmer ist.“ “Ja, danke.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln ging Oishi an ihr vorbei. Er war schon einige Male bei seinem Partner zu Besuch gewesen und kannte sich deshalb doch recht gut aus. Eijis Zimmer lag im ersten Stock. Oishi konnte schon von den Treppen aus seine Stimme hören. Scheinbar unterhielt sich Eiji mit jemandem. Gerade als er vor dem Zimmer stand und anklopfen wollte, hörte er jedoch seinen Namen fallen. Er ließ die Hand sinken. “Nyaa, Fuji. Er kümmert sich so lieb um mich, aber ich glaube, er will das eigentlich gar nicht.“ Unterhielt sich Eiji gerade mit Fuji? Aber er war doch alleine in seinem Zimmer, nicht wahr? Eiji lauschte kurz, dann sprach er weiter. Er telefonierte offensichtlich gerade. “Nein, er hat nichts gesagt. Aber Oishi ist doch stets so besorgt, dass er jemanden verletzen könnte. Ich glaube, er versucht es sich nur nicht anmerken zu lassen.“ Eijis Stimme klang irgendwie traurig. Das war Oishi sofort aufgefallen. Er verkrampfte sich. Er sollte nicht hier stehen und Eiji belauschen. Aber das hier betraf ihn. Er hatte immer gedacht, dass Eiji absolut offen ihm gegenüber war. Zumindest die meiste Zeit. Aber scheinbar gab es Dinge, die er ihm verschwiegen hatte. Irgendwie fühlte sich Oishi enttäuscht, dass Eiji ihm das nicht persönlich erzählt hatte. “Weil er sich schuldig fühlt. Er glaubt, er müsse damit etwas gut machen. Aber eigentlich will er mit meinen Problemen nichts zu tun haben. Warum sonst wäre er aus dem Krankenhaus verschwunden?!“ Also hatte Eiji es ihm wirklich übel genommen, dass er aus dem Krankenhaus verschwunden war. Es war klar gewesen, dass er die wackelige Ausrede durchschauen würde. Das war es also, was Eiji von ihm dachte - und er konnte ihm das noch nicht einmal richtig übernehmen. Es war ja schließlich seine Schuld. Oishi trat leise einen Schritt zurück. Er war sich nicht sicher, ob er den Rest überhaupt noch hören wollte… “Nein. So will ich nicht mit ihm zusammen sein…“ Langsam nur verstand er, was Eiji da gesagt hatte. Eiji wollte also keine Zeit mit ihm verbringen. Wahrscheinlich hatte er die letzten Tage nur Oishi zuliebe ertragen, damit er sich nicht mehr schuldig fühlte. Dann war das alles also nur aufgesetzt gewesen? Bedrückt wandte sich Oishi ab. Er hatte genug. Es war besser, wenn er sich Eiji nicht weiter aufdrängte. Er war schon zur Hälfte die Treppe runter gegangen, als Eiji noch einmal etwas sagte. Es drang nur noch sehr leise an seine Ohren. “Nya, Ich muss aufhören, Fuji. Oishi kommt vermutlich gleich…“ “Oishi-kun? Gehst du schon?“, fragte Eijis Schwester erstaunt, als sie ihn schon so früh wieder erblickte. Oishi zwang sich zu einem Lächeln. “Es ist etwas dazwischen gekommen.“ Sie erwiderte noch etwas, aber Oishi war nicht mehr richtig bei der Sache. Er wollte erst einmal weg von hier. Auch wenn er damit erneut vor Eiji weglief. Aber war es nicht das, was dieser ohnehin von ihm erwartete? Scheinbar verließ er sich nur während des Tennis wirklich auf ihn - und da war Oishi ihm keine Hilfe, wie man gesehen hatte. Er verabschiedete sich rasch und machte sich dann auf dem Heimweg. „In Ordnung. Ich verspreche, dass ich mit ihm reden werde…“, sagte Eiji im selben Moment in seinem Zimmer. Er legte auf. “Ich werde es ihm sagen…“ Aber das hörte Oishi längst nicht mehr. *** “Hoi, Oishi…“, schallte die heitere Stimme von dem Anrufbeantworter. “Wo warst du heute denn? Warum bist du nicht gekommen? Ich habe mich schon gefragt was los ist, bis meine Schwester mir gesagt hat, dass du da gewesen, aber gleich wieder gegangen bist. Nyaa, wenn etwas dazwischengekommen ist, dann hättest du es mir doch ruhig sagen können. Ich kann auch einen Tag alleine verkraften.“ Oishi konnte sein Grinsen förmlich sehen. Ein Rascheln war zu hören, das darauf schließen ließ, dass Eiji sich anders hingesetzt hatte. Er konnte ja auch schlecht länger stehen mit seinem Fuß. „Was ist eigentlich so wichtiges passiert? Du hattest doch erwähnt, dass du heute alleine zu Hause bist…“ Einen Moment lang kam nur Rauschen aus dem Apparat. “Oishi…“ Ein leichtes Zögern war Eiji nun zu entnehmen. Als er weiter sprach, klang er leicht nervös, was äußerst ungewöhnlich war. Oishi wurde aufmerksam. „Wenn du daheim bist, dann ruf mich bitte zurück. Also, wenn du Zeit und Lust hast. Aber ich muss mit dir reden… Okay? Also, ruf mich bitte an… Es ist wirklich wichtig…“ Er schwieg kurz. „Nun, ich denke, du bist noch nicht da. Also, bis dann.“ Der Anrufbeantworter piepste und verstummte dann. Oishi blieb eine Sekunde stumm stehen und spulte dann das Band zurück, um die Nachricht erneut abspielen zu lassen. Noch einmal erklang Eijis Stimme, die von dem Anrufbeantworter etwas hölzern und mit einem Rauschen durchsetzt wiedergegeben wurde. Der Anruf war nicht einmal zehn Minuten, nachdem er Eijis Haus verlassen hatte, eingetroffen. Eiji musste also es also wirklich auf dem Herzen liegen, wenn er nicht einmal wartete, bis er sicher sein konnte, dass Oishi wieder daheim war. Vielleicht hatte er erraten, dass er sein Telefonat belauscht hatte und wollte es ihm nun erklären. Wenn dem so war, dann wollte Oishi es nicht unbedingt hören. Eiji musste sein Verhalten nicht rechtfertigen. Vielleicht ging es aber auch um etwas anderes? Es ist wirklich wichtig… Zumindest wäre es sehr unhöflich, wenn er einfach nicht reagierte. Also hob Oishi den Hörer auf und drückte schweren Herzens auf die Wahlwiederholung. Er fühlte sich immer noch etwas enttäuscht, dass Eiji ihm nicht geradeheraus gesagt hatte, was er dachte. Es dauerte nur eine Sekunde, dann wurde der Hörer abgehoben und Eiji fragte hektisch: “Oishi?! Bist du das?!“ “Hallo Eiji.“ Scheinbar beschäftigte es Eiji wirklich. Dennoch ertappte sich Oishi dabei, wie seine Stimme abweisender als sonst klang, als er Eiji antwortete. „Ich habe gerade deine Nachricht abgehört. Was gibt es denn so wichtiges?“ Wieder das Zögern. “Ich muss mit dir reden. Aber nicht unbedingt am Telefon. Können wir uns noch einmal treffen?“ Nicht einmal eine halbe Stunde später stand Oishi an dem Treffpunkt, der er mit Eiji vereinbart hatte. Vor ihm befand sich ein alter Container, der von einer Sicherheitssperre umzäunt war. Er sollte demnächst abgerissen werden. Hinter ihm befanden sich einige Bäume und eine kleine Wiese. Es war noch immer helllichter Tag, aber dennoch war weit und breit niemand zu sehen. Das verwunderte Oishi allerdings weniger, er war schon oft hier gewesen und nur selten hatte sich jemand hierher verirrt. Er war froh darüber, denn er genoss die Ruhe und Ungestörtheit dieses Ortes. Oishi hatte sich nicht gewundert, dass Eiji ausgerechnet diese Stelle vorgeschlagen hatte, um sich zu treffen. Nicht nur war die Landschaft hier wunderschön, man hatte auch einen sehr guten Blick auf die Stadt und ihre Umgebung. Zudem besaß dieser Ort Tradition für das Golden Pair. Sie waren hier häufig zusammen hierher gekommen, vor und nach Tennis Spielen, hatten sich Mut zugesprochen oder getröstet. Dies war auch der Ort, zu dem sie immer gegangen waren, wenn sie Probleme zwischen sich zu lösen hatten. Und dies war ganz offensichtlich der Fall. Das Geräusch eines Motors durchbrach die Stille. Oishi wandte den Kopf und sah das Auto der Kikumarus den Weg entlang fahren. Er selbst war mit dem Fahrrad gekommen. Aber natürlich konnte Eiji schlecht zu Fuß gehen. Dieser Ort lag etwas außerhalb der Stadt und war deshalb zu weit entfernt, als das man ihn zu Fuß erreichen konnte. Anscheinend schien Eijis Vater, wie Oishi nun erkannte, aber nicht bleiben zu wollen, denn sobald Eiji ausgestiegen war, verließ das Auto diesen Platz auch schon wieder. „Hast du lange gewartet?!“, fragte Eiji, als er auf Oishi zukam. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Ich bin selbst gerade erst angekommen.“ Oishi trat ein paar Schritte zurück und hob die Absperrung zu dem Container an. Es war nur ein loses Band und war locker genug gespannt, dass man darunter durchschlüpfen konnte. Wahrscheinlich hatten nicht einmal die Sicherheitsleute damit gerechnet, dass noch jemand hierher kam. Eiji sah ihn verwundert an und blieb zunächst stehen. Es war normal, dass sie auf den verrosteten Kasten kletterten, damit sie eine bessere Aussicht hatten, aber nun? „Oishi.“, protestierte er. „ Da komme ich nicht hoch.“ „Ich weiß.“, erwiderte Oishi schlicht. Er hatte überlegt, ob er nicht hochklettern und Eiji im Anschluss helfen sollte, aber es erschien ihm zu riskant. Er wollte nicht, dass Eiji sich sein Bein noch weiter verletzte. „Aber wir können uns hinsetzen.“ Endlich setzte sich Eiji wieder in Bewegung und duckte sich unter dem Band, welches Oishi nach oben hielt, hindurch. Sie setzten sich ins Gras, so dass ihnen eine gute Aussicht auf die Stadt beschieden war. Da wohl keiner von ihnen so recht den Anfang machen konnte, schwiegen sie eine zeitlang nur und blickten einfach nur in einträchtigem Schweigen auf die grauen Gebäude vor ihnen, die sich unter dem blauen Himmel abzeichneten. Es war wirklich schönes Wetter. Oishi wusste nicht, wie lange sie dort saßen. Die Sonne begann bereits zu verblassen und die gesamte Umgebung wurde in ein sanftes Rot getaucht. Er genoss es, aber immer mehr wollte er wissen, weshalb Eiji ihn sprechen wollte. Die unangenehme Ahnung, die er hatte, drückte sich auf sein Gemüt wieder und dämpfte die angenehme Stimmung. „Eiji…“, sagte er schließlich ruhig. „Warum wolltest du mich sprechen?!“ „Oishi… ich wollte dir sagen, dass…“, begann Eiji unbeholfen. Er stoppte und fing von vorne an. „Ich hatte vorhin ein Gespräch… mit Fuji. Er meinte, ich sollte dir endlich sagen, was ich denke.“ Oishi seufzte tief. Er hatte es gewusst. Es ging um dieses Thema. Abrupt unterbrach er seinen Freund. „Ich weiß, was du über mich denkst. Eiji, du brauchst es gar nicht zu sagen.“ Eiji riss verblüfft die Augen auf. „Du weißt? Aber… woher?“ Er schien mit einem Mal unruhig und aufgewühlt. „Ich habe es gehört.“, antwortete Oishi und jetzt fühlte er doch, wie er etwas schärfer als sonst reagierte. Irgendwie ärgerte er sich über Eijis Reaktion. Bekam dieser jetzt ein schlechtes Gewissen? „Aber schön, dass du beschlossen hast, es mir wenigstens persönlich zu sagen.“ „Nya, aber Oishi.“ Eiji wedelte hektisch mit den Armen. „Bist du sauer darüber? Ich dachte…“ „Natürlich bin ich sauer. Jeder wäre sauer, wenn sein Freund so etwas von ihm denkt.“, entgegnete Oishi scharf. „Nicht, dass ich mir nicht im Klaren wäre, dass du jedes Recht hast, so zu denken. Aber du hättest er mir wenigstens sagen und nicht mit anderen darüber reden können.“ Die Enttäuschung kam wieder hoch. „Aber Fuji ist doch mein bester Freund.“, erwiderte Eiji kläglich. Er sah todunglücklich aus. „Ich habe irgendjemanden gebraucht, der mich berät.“ „Es tut mir Leid, wenn ich dir nicht helfen konnte. Wenn das alles war, dann gehe ich jetzt.“ Er stand auf. Wahrscheinlich hatte er einfach gehofft, dass Eiji etwas anderes zu ihm sagen würde. Er fühlte sich ungerecht, als er in Eijis Augen blickte. Eiji schien den Tränen nahe. Automatisch bekam er ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hätte er das doch nicht so scharf sagen sollen? Er kannte Eiji doch – Eiji, der nie etwas böse meinte und dennoch manchmal ganz unbewusst verletzende Sachen sagte. Oishi verspürte den Drang, seinen Freund in die Arme zu nehmen und ihm einfach alles zu verzeihen. So lief es eigentlich immer, wenn sie beide stritten. Aber dieses Mal nicht. Oishi trat noch einen Schritt zurück. Es versetzte ihm einen Stich, Eiji so zu sehen, aber dieser musste eben auch einmal seine Lektion lernen. Er musste lernen, dass er sich nicht immer so verhalten konnte. „Weißt du, Eiji. Wenn du nicht mit mir zusammen sein möchtest, dann sag es doch einfach das nächste Mal.“, sagte er nur noch und schlüpfte unter dem Band hindurch. Er hörte noch Eijis scharfes Atemholen und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie er sich hastig aufrappelte. „Oishiii! Warte.“ Aber er kümmerte sich nicht darum. Schnellen Schrittes ging er zu seinem Fahrrad. Ihm war bewusst, dass Eiji ihn nicht einholen konnte. Nicht so gehandicapt, wie er im Moment war. Es tat ihm Leid, Eiji hier alleine zurückzulassen, aber er war sich sicher, dass dessen Eltern ihn vermutlich nach einer gesetzten Zeit wieder abholen würden. Er ging weiter, bis er sich sicher war, nicht mehr in Eijis Sichtweite zu sein. Er wollte keine Entschuldigen hören. Nicht von Eiji, der doch Entschuldigungen und Ausreden niemals nötig gehabt hatte. Seufzend schloss er sein Fahrrad auf und wollte gerade aufsteigen, als er plötzlich wieder die Stimme seines Freundes hörte. „Halt! Fahr noch nicht.“ Erstaunt blickte er auf. Eiji stand auf der kleinen Anhebung, die hinunter zu seinem Fahrrad führte. Wie war es ihm gelungen, ihm so schnell zu folgen? Er musste alle seine Schnelligkeit aufgewendet haben. Schwer atmend stand er nun da, auf die Krücken gestützt, mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck – jenen, welchen er immer aufsetzte, wenn er in einem Tennis Match kurz davor war, alles aus sich herauszuholen und ernst zu machen. Als er bemerkte, dass Oishi tatsächlich innehielt, beeilte er sich noch mehr, zu ihm zu gelangen. Sich dabei so schnell in dem kräftigen Gras zu bewegen, sah für Oishi dabei äußerst riskant aus. Er runzelte die Stirn. Unweigerlich bedeutete er Eiji stehen zu bleiben und auf ihn zu warten. Er machte Anstalten, zu ihm zu gehen. Immerhin wollte er nicht, dass Eiji sich wegen ihm den Fuß noch weiter kaputt machte. Das wollte er nicht riskieren. Es war nicht das erste Mal, dass Eiji nicht auf ihn hörte. Eiji fuhr damit fort, so schnell wie möglich auf ihn zuzukommen, als wenn er fürchten würde, Oishi könnte seine Meinung doch noch ändern. „Bleib da.“, rief Oishi noch, aber es war bereits zu spät. In seiner Hast stieß Eiji mit einer seiner Krücken gegen etwas, was von dem hohen Gras verdeckt wurde – vermutlich ein Stein – und blieb daran hängen. Mit einem überraschten Keuchen fiel er vorwärts. Sein Körper reagierte praktisch ohne sein Zutun. Ohne es wirklich zu realisieren, stürzte Oishi nach vorne, in dem Versuch, Eiji noch rechtzeitig zu erreichen. Es gab ein lautes Krachen, als sein Fahrrad umstürzte. Vielleicht war etwas kaputt gegangen, doch Oishi kümmerte sich nicht darum. Gerade noch rechtzeitig war er bei Eiji und hielt ihn fest. Der Schwung riss ihn mit und nur eine Sekunde später fand er sich selbst mit dem Rücken am Boden wieder. Es fühlte sich an, als wäre sämtliche Luft auf einmal aus seinen Lungen gepresst worden. Sein Rücken schmerzte und im ersten Moment verstand er nicht genau, was geschehen war. „Nyaaa, Oishi. Bist du in Ordnung?!“ Zwei große, besorgt dreinschauende Augen schoben sich in sein Blickfeld und Oishi brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass Eiji auf ihm lag. Dieser begann nun in seiner fürsorglichen Art, leicht gegen Oishis Wangen zu schlagen.. Vielleicht war dies seine Art und Weise, festzustellen, ob er schwer verletzt war. „Alles in Ordnung, Eiji.“, entgegnete Oishi, bevor Eiji seinen Wangen noch irreparablen Schaden zufügen würde. Seine Stimme kam ihm eigenartig dünn und heiser vor. „Macht es dir vielleicht etwas aus, von mir runter zugehen?!“ Nicht, dass Eiji so schwer gewesen wäre, aber es hinderte Oishi doch stark am Atmen. „Natürlich nicht.“ Beinahe sofort verschwand das Gewicht, was eben noch seinen Brustkorb gequetscht hatte. Oishi rappelte sich auf. Eiji hatte sich inzwischen so hingesetzt, dass sein Bein nicht belastet wurde. Oishi folgte seinem Blick besorgt. „Was ist mit deinem Bein? Bist du darauf gefallen?!“, fragte er entsetzt. Die möglichen Folgen wollte er sich gar nicht erst vorstellen. Nur zu gut waren ihm noch die Worte der Krankenschwester im Gedächtnis, von wegen Eiji sollte es nicht übertreiben. „Hoi. Keine Sorge.“, meinte Eiji nur und starrte den Gips an. „Es hat einen Moment lang wehgetan, aber jetzt nicht mehr.“ „Dann bin ich ja beruhigt.“, sagte Oishi und beugte sich über den Gips, nur, um sicher zu gehen. Es wäre fatal gewesen, wenn Eiji sich einen Tag vor der Routineuntersuchung noch einmal verletzt hätte. Wo sie beide doch ohnehin schon die ganze Woche wegen des Ergebnisses gebangt hatten. Zumindest er. Andererseits konnte er sich auch nicht vorstellen, dass es Eiji anders ergangen war. Beruhigt lehnte er sich zurück, als er sah, dass der Gips tatsächlich unbeschädigt war. Aber wer wusste schon, wie es innen aussah? Er stand auf und sammelte schnell die beiden Krücken, welche sich bei dem Sturz irgendwie in der Gegend verteilt hatten, wieder auf, um sie Eiji zu geben. Als er sie ihm zurückgab, stellte er fest, das der Blick von Eiji irgendwie... anders war. Warum, wusste er nicht. „Tut dir doch noch etwas weh?!“, fragte er unruhig und kniete sich zu seinem Freund. Diese legte die Krücken achtlos neben sich, blieb ansonsten aber sitzen. Natürlich. Was sollte er auch sonst tun? Er musterte Oishi mit unsicherem Blick, als wüsste er nicht, was er antworten sollte. Mit einem Schlag erinnerte sich Oishi auch wieder, warum dies überhaupt passiert war und leichte Röte breitete sich in seinem Gesicht aus, als er verlegen zur Seite blickte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, nachdem sie diesen Streit gehabt hatten. Durch den kleinen Zwischenfall hatte er sich wieder einigermaßen abgekühlt und er schämte sich für die Dinge, die er Eiji an den Kopf geworfen hatte. Auch wenn er nicht daran zweifelte, dass sie stimmten. Nur hätte er es vorsichtiger formulieren müssen. „Oishi...“ „Eiji.“ Sie brachen ihren Satz gleichzeitig ab. Die Situation hatte für Oishi etwas von einem déjà vu. Aber das kümmerte ihn in diesem Moment nicht. Er wartete und nach einer Sekunde begann Eiji zu sprechen. „Das war es gar nicht, was ich dir sagen wollte.“, sagte er leise. „Wie bitte?“, hakte Oishi nach, nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Hatte er das eben richtig verstanden. Er beschloss, erst einmal abzuwarten, was Eiji weiterhin sagen würde. „Du hast das völlig falsch verstanden, Oishi.“ „Ich habe doch gehört, wie du gesagt hast, du wolltest nicht mit mir zusammen sein.“, erwiderte Oishi. Was war daran falsch zu verstehen? „Ich kann das nachvollziehen, Eiji, wirklich. Ich meine, ich habe so vieles falsch gemacht. Aber ich hätte mir gewünscht, dass du es mir sagst und nicht am Telefon Fuji erzählst.“ „Aber das stimmt doch gar... Du hast mich belauscht?!“, fragte Eiji verblüfft. Scheinbar hatte er sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht, woher sein Freund alle seine Vorwürfe hatte. Unglaublich. Oishi schüttelte den Kopf. Das war so typisch Eiji. „Ich habe versehentlich einen Teil mitgehört, als ich dich heute besuchen wollte.“, gestand er. Sein Freund nahm die Info einfach hin und schien ihm das nicht im Geringsten übel zu nehmen. Er wirkte lediglich neugierig. „Und deshalb warst du sauer? Aber das war doch völlig anders gemeint.“ Oishi musste zugeben, er wollte es nun wissen. Eiji deutete an, er hätte alles falsch verstanden. Hatte er ihm womöglich Unrecht getan? Aber was für eine Erklärung konnte es dann geben? Er entschloss sich, einfach einmal nur hinzuhören und Eiji nicht wieder zu unterbrechen, um sicherzugehen, dass dieses Mal kein Missverständnis entstand. Er wollte nun wissen, was Eiji gemeint hatte, als er dies gesagt hatte. Eiji wartete eine Antwort auch gar nicht erst ab. Mit einem Mal furchtbar verlegen rollte er eine der Krücken auf seinem Schoss hin und her. Er starrte sie fasziniert an und weigerte sich so, Oishis Blick zu erwidern. „Ich... mag es, Zeit mit dir zu verbringen.“ Die Worte waren leise, nur ein Hauch. Oishi runzelte die Stirn. Das hatte Eiji ihm schon oft gesagt, aber dieses Mal klang es anders. Es klang... ernster. „Ich verbringe auch gerne Zeit mit dir.“, entgegnete er milde irritiert. Er wusste nicht, worauf Eiji hinauswollte, abgesehen davon, dass es dem widersprach, was er geglaubt hatte, gehört zu haben. Eiji hob den Blick und sah ihn mit klaren Augen an. „Nya, du verstehst nicht, Oishi. Ich meine... Ich bin gerne mit dir zusammen.“ Sein Blick schien ihn direkt zu durchschauen. Und Oishi verstand. Wie hatte er nur so einen verhängnisvollen Fehler machen können? Das war es gewesen, was Eiji ihm die ganze Zeit hatte sagen wollen. Und er war von seinen vorschnellen Schlussfolgerungen geblendet gewesen. Wenn er sich nur eine Sekunde Zeit genommen hätte, um seine Wut und unbegründete Enttäuschung niederzukämpfen, wäre das alles nicht passiert. Eine ungeduldige Bewegung Eijis holte ihn wieder aus seinen Gedanken. Für Selbstvorwürfe war auch später noch Zeit. „Eiji...“ Um seinem Partner, der doch so viel mehr für ihn war, zu zeigen, dass er verstanden hatte, nahm er Eijis Hand und drückte sie leicht. Ein Lächeln breitete sich über Eijis Züge aus und er fing an zu strahlen. „Ich mag dich auch sehr.“ Das Lächeln auf Oishis Gesicht war echt. Genauso wie das Stahlen in Eijis Augen. Im Hintergrund wurde das Geräusch eines heranfahrenden Autos laut. Vermutlich Eijis Eltern, die auf dem Weg waren, ihren Sohn abzuholen. Oishi wandte den Blick nicht ab. Die verblassende Sonne warf ein warmes Licht auf Eiji und ließ ihn in einem ganz anderen Bild erstrahlen. Alles in allem sah er durch und durch unschuldig und zufrieden aus. Sein glückliches Lächeln verschaffte Oishi allerdings mehr Wärme und Zufriedenheit, als es die Sonne jemals gekonnt hätte. Vier geschafft, eines noch übrig^^ Ich schätze, es ist allmählich klar absehbar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. Ihr wurdet gewarnt. ^_~ Seranita Kapitel 5: Ergebnis ------------------- Kapitel 5: Ergebnis Endlich war es so weit. Der Tag, den sie alle gefürchtet und doch herbeigesehnt hatten, war gekommen. Schon früh am Morgen war Oishi zu Eiji gefahren, um ihn noch ein wenig abzulenken und beschäftigen, wobei sich allerdings herausstellte, dass er die Ablenkung viel eher gebrauchen konnte als sein Partner. Daraufhin war er mit ihm zum Krankenhaus gefahren. Dabei war es Eiji, der die ganze Zeit ungeduldig umherwippte - Sorgen zu machen schien er sich jedoch kaum. Im Gegensatz zu Oishi. Dieser rang schon den ganzen Morgen mit sich. Heute war schließlich die Routinekontrolle von Eijis Bein. Was wäre, wenn es nicht mehr richtig verheilen würde? Wenn Eiji nie wieder richtig Tennis spielen konnte? Oishi wusste nicht, wie Eiji auf diese Nachricht reagieren würde. Himmel, er wusste nicht, wie er selbst darauf reagieren würde. Zudem machte er sich große Vorwürfe wegen gestern. Er hätte Eiji von Anfang an zuhören sollen. Behauptete man nicht immer von ihm, dass er so unglaublich geduldig war? Nun, spätestens gestern war dies widerlegt worden. Er hoffte nur, dass durch Eijis Sturz nichts verschlimmert worden war. Er würde sich das niemals verzeihen können, wenn es so wäre. „Oishi.“ Er hob den Kopf. Eiji lächelte breit. „Du machst dir zu viele Gedanken.“ Er lächelte nur schwach. Er konnte erkennen, dass Eiji nervös war. Er saß auf einem der aufgestellten Stühle mit den Händen nach hinten abgestützt und sein unverletztes Bein wippte unruhig hin und her, so als würde er am liebsten aufspringen und sich in irgendeiner Weise abreagieren. Aber Eiji war eben nervös. Er hatte es noch nie geschafft, ruhig auf etwas zu warten. Doch obwohl seine Chancen alles andere als gut standen, schien ihm seine gute Laune nicht vergangen. „Kikumaru-san?!“ Die Krankenschwester, die sie schon vor einer Woche aus dem Krankenhaus verabschiedet hatte, trat an sie heran. Sie hielt eine Art Akte in der Hand und bedeutete Eiji, ihr zu folgen. Dieser nickte nur und schnappte sich seine Gehhilfen, die in den letzten Tagen nicht mehr wegzudenken gewesen waren. Automatisch wollte sich Oishi auch erheben und mit ihnen mitgehen. Er hatte nicht vor, Eiji alleine durch diese Untersuchungen gehen zu lassen. Doch die Krankenschwester winkte ab und versicherte mit einem Lächeln, dass es nicht lange dauern würde. Als dann auch noch Eiji zustimmend nickte, warf ihm Oishi nur noch ein letztes aufmunterndes Lächeln zu und ließ sich wieder auf den Platz sinken. Die beiden verschwanden zwischen Krankenschwestern und wartenden Patienten. Unzufrieden ließ Oishi seinen Blick durch die Halle wandern, in der Hoffnung, sich selbst irgendwie ablenken zu können. Darin war er zu seinem Unglück leider noch nie gut gewesen, diesen Part hatte immer Eiji übernommen. Wenn wenigstens noch einer der anderen hier gewesen wäre, dann hätte er sich vielleicht nicht so alleine und hilflos gefühlt, aber er respektierte Eijis Entscheidung, niemandem etwas zu sagen. Oishi konnte sich denken, weshalb Eiji das von ihm verlangt hatte. Wenn er ihren Kameraden Bescheid gegeben hätte, dann wären diese notfalls unter Anwendung von Gewalt mitgekommen, um ihrem Kameraden bei dessen Untersuchung beizustehen. Eiji aber wusste nicht, wie die Ergebnis ausfallen würden. Auch wenn er immer nur das Beste annahm und nichts an sich ran ließ, Oishi kannte diesen verletzlichen Kern, der in seinem Partner schlummerte. Eiji wusste nicht einmal selbst etwas davon. Darum sollte Eiji auch einen Moment haben, wo er die womöglich schlechte Botschaft verarbeiten konnten. Aus diesem Grund hatten sich auch Eijis Eltern bereit erklärt, im Auto zu warten. Warum Oishi mitkommen durfte... Der Tag gestern hatte etwas verändert. Nein, das war falsch. Ihr Verhältnis war genauso wie zuvor auch, aber Oishi ertappte sich selbst dabei, dass er es anders betrachtete, Eiji anders betrachtete. Das Geständnis, welches Eiji ihm gemacht hatte öffnete ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Augen. Denn er hatte gewusst, dass Eiji damit nicht gewöhnliches Mögen gemeint hatte. Und in diesem Moment war ihm klar geworden, dass für ihn ja dasselbe galt. Er und Eiji hatten schon immer eine sehr vertraute Beziehung gehabt. Als ‚Golden Pair’ mussten sie dies wohl auch, denn Harmonie war eine unglaubliche wichtige Vorraussetzung dafür, nicht nur auf dem Tennisplatz. Oishi kannte Eiji, mehr als andere, genauso wie es sicherlich bei ihm auch war. Er hatte ihn seine Zuneigung immer spüren lassen, auf eine subtile, unbewusste Art und Weise. Und es war Oisi selbst nie aufgefallen. Erst jetzt konnte er dieser seltsamen Ruhe und Glückseligkeit, die ihn in Eijis Gegenwart stets befiel einen Namen geben. Sie war schon immer da gewesen, nur hatte er die Zeichen nicht benennen können. Dank Eiji hatte sich das geändert. Es brauchte wohl einen Wirbelwind wie ihn, um ihm klar zu machen, dass es eben nicht so selbstverständlich war, wie er immer gedacht hatte. Aber ihr Verhältnis hatte sich nicht geändert. Oishi wusste nicht, wie es in Zukunft weiter gehen sollte. Er verstand nicht viel von solchen Dingen und er war sich sicher, dass es Eiji genauso ging. Ihnen beiden war klar, dass da etwas war, was sie beide verband, aber keiner von ihnen konnte wohl so recht damit umgehen. Dennoch sah Oishi dieser Entwicklung zuversichtlich entgegen. Wenn sie beide zusammenarbeiteten, konnte gar nichts schief gehen. Daran hatte er immer geglaubt. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, aber endlich schien Eiji mit seinen Untersuchungen fertig zu sein. Oishi entdeckte ihn am Ende der Halle, wo er gerade auf ihn zukam. In seinem Gesicht ließ sich nicht ablesen, was er dachte. „Und?“, fragte er besorgt, als Eiji nahe genug war. Sein Freund plumpste wortlos auf den Stuhl neben ihm. „Wir müssen noch warten. Sie wollen die Röntgenaufnahmen von dieser Woche mit der letzter vergleichen, um einen endgültigen Entschluss formulieren zu können.“ „Verstehe.“ Nach einer Weile lehnte sich Eiji zu ihm herüber und legte seinen Kopf auf seiner Schulter ab. Verblüfft sah Oishi zu seinem Partner, der es sich bequem machte und gerade die Augen schloss. „Nyaaa. Ich bin müde…“ „Hast du gestern nicht mehr schlafen können?!“ „Ich war zu sehr in Gedanken.“ Eijis Mundwinkel kräuselten sich nach oben, wenn er auch seine Augen geschlossen ließ. „Hoi. Du musst mich angesteckt haben.“ „Bestimmt.“ Oishi konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Das war Eiji, wie er lebte. Er lehnte sich zurück, darauf bedacht, dass es für seinen Freund nicht unbequem wurde oder er runterrutschte. Die Stelle, an der Eijis Kopf lag, fühlte sich warm an und ein Gefühl von Zufriedenheit erfüllte Oishi, welches es sogar beinahe schaffte, die noch immer präsente Sorge zu verdrängen. Es brauchte nicht lange, da waren die Ergebnisse ausgewertet. Oishi saß gerade gedankenverloren da, als plötzlich eine Krankenschwester mit einem Klemmbrett in der Hand in das Wartezimmer trat. „Kikumaru Eiji, bitte.“ „Eiji.“ Sanft stupste Oishi seinen Partner an, welcher träge die Augen öffnete und Oishi verschlafen anblinzelte. „Nya?“ „Du bist dran.“ Geduldig wartete Oishi, bis Eiji wach genug war, um sich aufzurappeln. Er stand auf. Zumindest bei den Ergebnissen würde er dabei sein. Schweigend traten sie zu der Krankenschwester und Oishi spürte, wie sich sein Herzschlag mit jedem Schritt beschleunigte. Er presste die Lippen zusammen. Bestimmt, bestimmt war es gut gegangen. Die Schwester führte sie zu einem kleinen Zimmer, wo sie für sich waren. Sie erwartete ein Arzt, der Eiji wohl schon zuvor untersucht hatte, denn er begrüßte Eiji auf eine irgendwie vertraute Art und Weise. Scheinbar mochte er Eiji, was Oishi ihm wahrlich nicht verdenken konnte. Eiji hatte etwas an sich, dass die Leute dazu brachte, ihn zu mögen. Der Doktor kam ohne Umschweife zur Sache. Er konnte sich wohl auch denken, wie die Gefühle von Oishi und Eiji aussahen. „Ich habe hier die Auswertungen von Eiji-kuns Bruch.“ Er schwenkte einen kleinen Stapel von Papieren vor sich her und unwillkürlich hielt Oishi die Luft an. Sein Körper verspannte sich. Er kannte dieses Gefühl, er hatte es schon einmal erlebt, damals, als er Tezuka damals zu seinen Untersuchungen begleitet hatte. „Wie sieht es aus?!“, fragte Eiji und nun war auch ihm die Anspannung anzumerken, die er empfand. Man konnte wohl auch kaum erwarten, dass so etwas einfach so an einem vorbeiging. Oishi rutschte noch ein wenig näher zu ihm, um ihm eine Stütze zu sein, sollte Eiji eine brauchen. Eine Sekunde lang hing diese Frage im Raum, verhängnisvoll, wie ein drohendes Unheil. Der Arzt starrte sie nur an und in dieser Sekunde bekam Oishi Angst. Angst davor, dass es wirklich passiert sein könnte, davor, dass er wirklich Eiji verlieren könnte – denn Tennis und Akrobatik war ein Teil von Eijis Wesen, so viel war sicher. Ohne Tennis wäre Eiji nicht mehr derselbe. Doch die Sekunde ging vorbei und ein Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Arztes. „Nun, gar nicht mal so schlecht.“, meinte er und kramte ein Bild aus seinen Unterlagen. Es zeigte zwei Röntgenaufnahmen von Eijis Fuß. „Du hast Glück gehabt. Der Bruch scheint völlig normal zu verheilen.“ Minuten, die wie Stunden anmuteten, zogen vorbei, ohne dass sich einer der beiden Jugendlichen rührte. Diese Tatsache musste erst einmal verarbeitet werden. Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Er entspannte sich, Eiji stieß einen erfreuten Aufschrei aus und im nächsten Moment hatte Oishi einen fröhlichen Eiji um seinen Hals hängen. „Junger Mann. Du solltest dein Bein trotzdem nicht zu sehr belasten.“, mahnte der Doktor aus dem Hintergrund. Eiji hüpfte zwar selbst in seinem Enthusiasmus nur auf einem Bein, aber wie leicht konnte dabei doch etwas schief gehen. „Ich sagte nur, dass der Bruch normal verheilt, nicht dass das Bein schon wieder in Ordnung ist.“ „Was soll das heißen?“ Wie auf Kommando erschien eine weitere Sorgenfalte auf Oishis Gesicht und er versuchte, Eiji dazu zu bringen, sich zu beruhigen. Nach einer weiteren Minute setzte sich Eiji dann auch endlich brav auf die Bank, die in dem Zimmer aufgestellt war, obwohl sein Gesicht immer noch einen vergnügten Ausdruck widerspiegelte – und Oishi fragte sich unweigerlich, wie viel von dem Verhalten Eijis die letzten Tage nur gespielt gewesen war. Wenn er nun so erleichtert war, dann musste er sich doch wohl selbst Sorgen gemacht haben. „Es wird wohl noch mindestens ein halbes Jahr dauern, bis du auch nur wieder daran denken kannst, irgendeinen Sport zu machen.“ Die Enttäuschung, die Eiji daraufhin zeigte, war vorhersehbar gewesen. Scheinbar hatte Eiji einfach angenommen, sein Fuß sei von einer Sekunde auf die nächste geheilt worden. Der Doktor merkte dies ebenfalls. „Du kannst dich glücklich schätzen, dass der Bruch ganz normal verheilt.“, gab er zu bedenken. Oishi stimmte ihm insgeheim zu. Aber diese Worte prallten einfach an Eiji ab. Er hatte gehört, was er hatte hören wollen und in seinem Kopf war kein Platz für Sätze, die seine Freude abmilderten. Oishi konnte die Gedankengänge in seinem Freund förmlich sehen und ein warmes Lächeln breitete sich über seine Züge. Wie sehr hatte er diesen Moment herbeigesehnt. Die Stimme des Arztes wurde zu einem weißem Raschen im Hintergrund und bald verblasste sie ganz. Oishi hatte nur Augen für Eiji, der inzwischen begonnen hatte, ihm strahlend zu erklären, was genau er alles vorhatte, sobald er endlich völlig verheilt hatte. Oishi hörte nur irgendwas mit Zahnpasta und Schläger heraus, mehr nicht. Er war einfach so erleichtert. Zum ersten Mal merkte er, was er an seinem quirligen Partner hatte. Was er fast verloren hätte. Er nahm war, wie der Arzt mit einigen letzten Worten aus dem Zimmer verschwand. Die Röntgenaufnahmen lagen noch immer auf dem Tisch und kamen einer stummen Ermahnung gleich. Oishi lächelte. Er wusste, was dies zu bedeuten hatte. Er sollte nicht zögern, Dinge zu tun. Sich nicht so viele Gedanken machen. „Eiji…“ Er war näher herangetreten und hatte Eiji damit in seinem Wortschwall unterbrochen. Aber er fühlte sich nicht schuldig. Nicht jetzt. Wenn ihm das Glück schon die Hand reichte, dann war jedes Zögern ein Fehler. „Hoi?!“ „Sei still.“ Er beugte sich herab und verschloss Eijis Lippen mit einem Kuss. ~ Fin ~ So, dass war es dann auch mit "Des Glückes Schmied" Danke an alle, welche die Geschichte bis hierher gelesen haben, ich habe mich sehr über die einzelnen Kommentare gefreut.^^ Seranita Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)