Five Minutes - One Shot von Shiva (Eine FF-Reihe zu Weiß Kreuz) ================================================================================ Kapitel 12: Schach ------------------ Five Minutes - One Shot Teil 12: Schach Autor: Shiva aka Seraluna Email: shiva.moon@web.de Fanfiction: Weiß Kreuz Pairing in diesem Teil: Aya x Nagi... something like that.. @_@ Genre in diesem Teil: Kein besonderes Rating in diesem Teil: G Warnungen für diesen Teil: kein besonderes Disclaimer: Nichts gehört mir, auch nicht das Geld, das ich hierfür nicht kriege. Inhalt: Aya spielt online-Schach und trifft dabei auf einen unschlagbaren Kontrahenten, der in dem stoischen Mann Interesse weckt. Kommentar: Die Fanfiction-Reihe, zu der diese FF gehört, beinhaltet kurze, voneinander völlig unabhängige Oneshots, die ungefähr innerhalb von 5 Minuten gelesen werden können. Innerhalb dieser Kurz-FFs wird jeweils ein Pairing zustande kommen. Ziel ist es, am Ende einmal jeden mit jedem gepairt zu haben. ___________________ Fujimiya Aya strich sich mit gerunzelter Stirn über das Kinn. Lavendelfarbene Augen konzentriert verengt, die schmalen Lippen zusammengepresst, starrte er auf den nicht flackernden, neuen Flachbildschirm seines Rechners. Das Profil seines Gegners in einem anderen Fenster geöffnet konnte er nicht glauben, dass dieser ihn heute bereits zum fünften Mal geschlagen hatte und dabei war, es wieder zu tun. Zum 23. Mal starrte er die Altersangabe seines Kontrahenten an. Entweder der Junge war ein Genie oder ein Lügner. So gut wie niemand in Sakuras Alter war in der Lage, derart gut Schach zu spielen. Aya spielte Online-Schach auf einer einschlägigen Seite, die es erlaubte, dass sich die Spieler in Echtzeit miteinander messen konnten. Aya hatte bislang nie verloren, zählte er doch als herausragender Schachspieler. Nie hatte ihn jemals jemand schlagen können. Niemand außer seinem Vater. Verbitterung überspülte sein Gemüt, als erneut die Wunden aufrissen, die einfach nicht heilen wollten. Nicht, so lange er bei Weiß blieb. Doch eine große Wahl hatte er nicht. Schnell schob Aya die gefährlich trübsinnigen Gedanken beiseite, ehe sie seine Seele noch weiter auffraßen und widmete sich wieder dem harmlosen Schachspiel. Doch auch hier wartete Ärger auf ihn. Der Junge - laut Steckbrief handelte es sich um einen 15jährigen Jungen, wie er sich zum 24. Male vergewisserte - hatte soeben seinen Bauern en passent[1] geschlagen, da er durch die unglaubliche Eröffnung seines Gegners abgelenkt war. Aya gab ein kehliges Knurren von sich. Dieser Junge war unglaublich. „Kurai Kokoro“ nannte er sich. Dunkles Herz. Zu gerne nur würde er wissen, wer sich hinter diesem Pseudonym verbarg. Zu gerne würde er nachweisen, dass der Junge ihn betrog. Der hatte doch garantiert einen Schachcomputer oder sonst ein Simulationsprogramm laufen. Wie konnte man mit 15 Jahren so perfekt Schach spielen, alle Kniffe, Wendungen und Sonderregelungen kennen? „Lass uns ein Treffen vereinbaren“, tippte Aya in das Dialogfenster. „Ich möchte dein Können real erleben.“ Eine Weile kam keine Antwort. Ayas Bitte war auch nicht gerade üblich. „Sonntag, 16 Uhr im Toulouse, in der Nähe vom Juuban-Park. Das Schachbrett bringe ich mit.“ Das Toulouse war eine alternative Bar, in der es zwar keine Spirituosen, dafür aber Wellnessdrinks und Gerichte mit frischem Obst und Gemüse gab. Außerdem war es immer recht ruhig dort. Aya war eine halbe Stunde zu früh dran. Sein Schach-Antagonist war jedoch trotzdem schon da. Er sah eine kleine, braunhaarige Gestalt nachdenklich an einem etwas abgelegenen Tisch sitzen, ihm den Rücken zu gewandt, vor sich ein hölzernes Schachbrett. Neben dem Schachbrett stand ein Glas mit Kirsch-Bananensaft auf dem runden Tisch aus braunen Marmor. Ein typischer 15jähriger, noch ein Kind. Nun sollte sich herausstellen, was er wirklich konnte, dachte Aya mit einem grimmigen Grinsen und trat an den Tisch. Er erstarrte. Blaugraue Turmalinaugen funkelten ihn an. „Ach du Scheiße“, entfuhr es Naoe Nagi, als er den rothaarigen Mann erblickte. Doch die anfängliche Überraschung und Entrüstung wich einer diebischen Freude. Nagi sah, wie sein alter Bekannter von Weiß sich versteifte und ihn mit seinem Blick am Liebsten in die Abgründe der Hölle gestoßen hätte. „Willst du kneifen, jetzt wo du weißt, wer dein Gegner ist?“ Nagi wählte seine Worte mit Bedacht, er wusste, Fujimiya würde darauf anspringen. Der Kerl und seine lächerlichen Freunde waren einfach zu leicht zu durchschauen. Fujimiya setzte sich ihm gegenüber. Fast hätte er den Kellner mit seinem scharfen Blick aufgespießt, doch der fragte relativ unerschrocken nach seiner Bestellung. Nagi erwartete, dass der schlanke, hellhäutige Mann nach einem Espresso oder sonst einem Bohnengebräu verlangen würde. So ein Zeug konnten wirklich nur Erwachsene trinken. Auch Crawford schüttete die bittere Brühe namens Kaffee literweise in sich hinein und es schien ihm auch noch zu schmecken. Doch zu seinem Erstaunen bestellte Fujimiya einen Pfefferminztee mit braunem Zucker. Nagi ertappte sich dabei, dass er so etwas wie Sympathie für sein Gegenüber empfand. Säuerlich verzog er das Gesicht, bei dem Gedanken, diesen Kerl „mögen“ zu können. „Wollen wir dann endlich mal anfangen?“ fragte Nagi, um diese Gedanken zu verdrängen. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ „Wenn du wirklich so gut bist, wie zuvor, wird diese Partie ja nicht lange dauern“, gab Fujimiya kühl zurück. Nagi schrak erneut auf. Der Mann überraschte ihn immer mehr. „Du gibst jetzt schon auf? Du gestehst jetzt schon deine Unterlegenheit?! Wo ist denn der unbeugsame Abyssinian hin, der sich ganz allein zwei Mitgliedern von Schwarz mit übersinnlichen Kräften entgegenstellt?“ Crawford hatte ihm von der Aktion damals erzählt, als er und Farfarello gegen den einzelnen Mann mit dem Katana standen. Nur der Zufall hatte den Rotschopf damals gerettet. „Katzen sind eher nachtaktiv“, entgegnete der Mann kühl und ungerührt. „Fang endlich an.“ „Es wäre doch ein Unding, wenn ich im Spiel ‚Weiß’ wäre.“ Nagi sprach das Wort bewusst auf deutsch aus und drehte das Brett herum, so dass die weißen Figuren auf Fujimiyas Seite standen. „Also schön“, sagte Aya und wagte eine mutige Eröffnung. Er hatte nicht vor, zu verlieren. Schwarz hin oder her, Nagi war zweifelsohne noch ein Kind. Zumindest versuchte er sich einzureden, dass Nagi weniger Mann war als Omi, der schon lange viel erwachsener war, als für sein Alter gut war. Aber zurück zu seiner Strategie. Kinder konnte man leicht aus dem Konzept bringen, wenn etwas nicht nach ihrem Willen ging. Also würde er möglichst viel anstellen, das sein Gegner es nicht vermutete und wie es ihn am Meisten ärgerte - auch wenn er dadurch einige Bauern und den rechten Springer opfern musste, während Nagis Pläne zwar durchkreuzt wurden, er aber keine allzu großen Verluste hinnehmen musste. „Was soll das, Fujimiya?“ knurrte er Aya an, der sich über den erbosten Tonfall diebisch (aber heimlich) freute, zeigte das doch, dass seine Strategie aufging. „Ich teste eine andere Art der Kriegsführung“, entgegnete Aya in neutralem Tonfall, hob seine lavendelfarbenen Augen vom Schachbrett und fixierte Nagis, die sich grimmig verengt hatten. Nagis Konzentration litt unter diesem Hin und Her von undurchsichtigen Zügen. Bald schon büßte er seine Dame ein, die einem läppischen Bauern(!!!!) zum Opfer fiel. Wütend knallte seine Faust auf den Tisch, als er erkannte, dass er in dieser Figurenkonstellation nicht mehr gewinnen konnte. „Wie ist das möglich?!“ Aya stand auf und legte die Hand auf den Kopf des Sitzenden. „Du musst noch viel lernen, Junge.“ Er kostete diesen Triumph aus, zeigte ihn aber nicht nach außen. „Du musst lernen, dass Stärke allein nicht den Sieg garantiert.“ Damit machte er sich auf den Weg, wissend, dass dies nicht der letzte Zug gewesen war. Nagi blieb allein zurück. Er spürte eine Unrast in sich, Wut gemischt mit dem Verlangen wieder mit Aya zu spielen. Verdammt. Er hatte mehr als nur dieses Spiel verloren. ___________________ [1] Ein Ausnahmezug beim Schach, bei dem es erlaubt ist, einen feindlichen Bauern quasi „im Vorrübergehen“ zu schlagen. Kommt der gegnerische Bauer bei einem Eröffnungs-Doppelschritt an einer Position des eigenen Bauern vorbei, in dem er in der Lage ist, zu schlagen, darf die Figur geschlagen werden. Ach, schaut selbst: http://de.wikipedia.org/wiki/En_passant Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)