Watership Down von Nesuki (Schattengesicht) ================================================================================ Kapitel 3: Alpträume -------------------- Nichts. Finsternis. Alles war dunkel, alles war schwarz. Kein Lichtschimmer, kein heller Fleck und doch sah er sich. Nichts. Gefühllosigkeit. Nichts zu spüren, kein Lufthauch, keine Wärme, keine Kälte und doch rührte sich sein Fell. Nichts. Leere. Nichts zu fühlen, kein Boden unter den Pfoten und doch stand er. Nichts. Stille. Nichts zu hören, nichts außer dem lauten, hallenden Herzschlag in seiner Brust. Er sah sich um. Absolut gar nichts war zu sehen. Nichts, außer tiefste Schwärze. Fiver schluckte schwer. Was mochte das nur für ein Ort sein? War er tot? Sollte das vielleicht ein Traum sein? Alles fühlte sich so real an. Obwohl er eigentlich gar nichts so recht wahr nahm. Langsam und unsicher setzte er sich in Bewegung. Leise Tappser hallten durch die Dunkelheit. Er kam vorwärts, so schien es ihm jedenfalls. Seine Schritte wurden immer schneller, der Ausdruck in seinem Gesicht immer hoffnungsloser. Hatte dies etwa nie ein Ende? Plötzlich ein wässriges Geräusch. Er spürte etwas Feuchtes unter seinen Pfoten und blieb schlagartig stehen. Er wagte es kaum an sich herunter zu sehen, doch langsam richtete sich sein Blick zum Grund hinunter. Er stand in einer dunklen Blutlache, die sich immer weiter ausbreitete. Schockiert schnappte er nach Luft und ging rückwärts zurück. Das Rot jedoch schien ihn zu verfolgen. Kleine Rinnsale bildeten sich und flossen zielstrebig auf den kleinen Rammler zu. Die Lache wurde immer größer und größer. Panisch schaute er sich um. Wie mit einem Pinsel gezogen schien sich die rote Farbe auszubreiten. Ehe er sich versah, wurde er von der dickflüssigen Substanz eingekreist. Langsam wurde alles rot. Immer kleiner der noch schwarze Fleck, auf dem Fiver stand. Er richtete sich auf, um dem unheimlichen Rot mit den Vorderpfoten zu entkommen und sah ängstlich hinunter. Hektisch atmete er und sein Herz raste. Er konnte deutlich spüren, wie das Blut durch seinem Körper zirkulierte und in seinen Kopf schoss. Seine Pfoten zitterten. Er spürte das warme Blut an seinen Hinterläufen. Der Fuchsbraune wollte grade aufspringen, als das Rot auch schon über seine Hinterpfoten gekrochen war und blitzschnell zu gerinnen schien. Es formte sich zu harten, festen Ketten und färbte sich in ein schimmerndes Silber. Er verlor das Gleichgewicht und kam mit den Vorderpfoten wieder auf den Grund. Mit den Vorderpfoten geschah nun das Selbe. Panisch riss er an den Ketten. Das Rascheln und Klimpern schien ihm unerträglich. Ein Stück vor ihm in der Flüssigkeit bildeten sich erst kleine, dann immer größer werdende Ringe. Er erstarrte. Plötzlich schien es ein ungeheuerlich tiefer See aus Blut zu sein. Irgendetwas regte sich dort unten. Blasen stiegen auf, kamen an die Oberfläche und zerplatzten. Eine Gestalt tauchte aus dem tiefen Rot auf. Ein hockender Kaninchenkörper erschien vor ihm aus der Flüssigkeit. Zunächst noch ganz rot, dann jedoch floss das Blut nieder, perlte ab wie Regenwasser und offenbarte das Gesicht. „Erkennst du mich?“ sprach das Kaninchen mit rauchig tiefer Stimme. Fiver erstarrte förmlich vor Angst und rührte sich nicht. Unfähig irgendetwas zu erwidern starrte er den Rammler ihm gegenüber einfach nur an. Dessen roten Augen glühten förmlich und funkelten zu dem kleinen Rammler bedrohlich hinüber. Mit mühelosen, sicheren Schritten über den feuchten Grund, trat Kurai näher. Grinsend ließ er seine blanken Zähne aufblitzen. Er schritt einmal um Fiver herum und blieb auf Höhe der Schulter stehen. Er beugte sich zum Ohr des Kleineren vor und hauchte leise: „Weißt du was das Gemeine an Träumen ist?“ Fivers Blick wanderte zu Kurais Schnauze. Der große Rammler grinste. „Das Schmerzempfinden macht keinen Unterschied zur Realität!“ Mit diesen Worten verbiss er sich in der bloßen Kehle des Fuchsbraunen. Fiver spürte den Schmerz, spürte das Blut. Er schrie sich die Kehle aus dem Leib. Sein Schreien wandelte sich zu einem blutigen Gurgeln , bis er schwieg. Da lag er nun. Wimmernd und ängstlich starrte er ins Nichts. Er spürte wie ihm das Blut aus dem Körper strömte. Es war, als würde mit ihm auch all seine Hoffnungen, all seine Träume, sein Leben aus ihm hinausfließen. Er ergab sich seinem Schicksal. Lautes Gelächter hallte schmerzhaft in seinem Kopf wieder. Mit letzter Kraft sah er zu Kurai auf, der lauthals lachte und dabei die Augen fest geschlossen hielt. Sein Fell wurde immer dunkler und dunkler, bis es sich letztendlich zu einer Pechschwärze umgewandelt hatte und Fiver nur noch die Konturen des Körpers des Rammlers ausmachen konnte. Das Gelächter erstarb plötzlich. Der große Bock senkte den Kopf, drehte ihn langsam in Fivers Richtung und öffnete die glühend roten Augen. Glühend rot wie die des schwarzen Kaninchens von Inlé. Alles um ihn herum wirbelte durcheinander und verschwamm anschließend vor seinen Augen. Sollte dies sein Ende sein? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)