Fire and Ice von abgemeldet (Kai x Rei) ================================================================================ Kapitel 1: Once upon a time --------------------------- Halli Hallo ihr lieben! Überrascht, nicht wahr? Tja, es hat sich so einiges bei mir geändert, was das onstellen dieser FF vielleicht ein wenig erklärt. Ich bin zu einem möglicherweisen folgenschweren, aber vielleicht auch erfreulichen Entschluss gelangt. Ich werde alle, und damit meine ich wirklich alle Stories die ich habe und plane, updaten. Und zwar sobald ich die ersten Kapitel fertig habe, das schließt auch die Stories aus dem FF Projekt ein. Ich habe Probleme mit meiner üblichen Reihenfolge des Updatens. Wenn ich eigentlich an Heart listening weiter schreiben sollte, fällt es mir bei einer anderen Story wesentlich leichter. Und umgekehrt. Deshalb werde ich in unregelmäßigen Abläufen hochladen. Das kann bedeuten das von einer Story, relativ schnell zwei Kapitel hintereinander kommen, man bei einer anderen Story aber auf eine lange Wartezeit eingestellt sein muss. Ich weiß das ist nicht ideal, aber wenn ich die Sachen irgendwann fertig stellen will, muss ich die Kapitel so schreiben, wie sie mir in den Kopf kommen und mich nicht an einer mir selbst auferlegten Reihenfolge aufhalten. Ich hoffe ihr unterstützt mich dabei. Fire and Ice Once upon a time Mit der Schnelligkeit und Eleganz wie sie nur ein meisterhafter Dieb haben konnte, flog die Gestalt geradezu über die Dächer der Stadt. Nur das Licht des vollen Mondes dieser Nacht, gewährte den Jungen sehen zu können. Kurze, fesche Haare, die im Mondlicht silbern glänzten, breite Schultern, enge Kleidung die einen durchtrainierten Körper erahnen ließ. Zuletzt Augen rot und glühend wie das Feuer. Mit einem Grinsen zog er während er erneut über die Lücke zwischen 2 Hausdächern sprang den Grund für seine nächtliche Tour aus der Hosentasche. Funkelnd und blitzend machte sich ein rundlicher Edelstein bemerkbar. Spielerisch warf er ihn kurz in die Luft, um ihn mit der anderen Hand gleich wieder aufzufangen. »Das war schon beinah ein Kinderspiel. Ich frag mich wieso die mir ihre Wertstücke nicht gleich auf dem silbertablett überreichen. Das würde mir zumindest diese lästige, langweilige und vor allem dauernde Hetzjagd ersparen. Wo ich gerade daran denke, hab ich die beiden Idioten langsam mal abgehängt?« Schnell blickte der Junge über die Schulter, doch seine Verfolger waren ihm noch immer auf den Fersen. Er staunte nicht schlecht. »Haben wohl seit dem letzten Mal was dazu gelernt, wie? Na, dann wollen wir doch sehen ob sie gleich immer noch mithalten könne.« Gleich darauf erhöhte er das Tempo. Wenn diese Weicheier dachte das wäre alles gewesen, dann hatten sie ihn aber gewaltig unterschätzt! Hinter ihm gerieten seine beiden Verfolger so langsam aus der Puste. "Bilde ich mir das ein, oder ist der Kerl noch schneller geworden?" Gleichzeitig überwanden auch sie den Abstand zwischen zwei Häuserdächern. "Keine Ahnung Max, aber das wird ihm auf Dauer auch nichts nützen. BLEIB ENDLICH STEHEN HIWATARI! WIR KRIEGEN DICH JA DOCH NOCH!" Erneut grinste der Dieb siegessicher, als der Abstand zwischen ihm und seinen Verfolgern wieder größer wurde. "Bevor ihr Flaschen mit mir mithalten könnt vergehen 100 Jahre!" Der Reihe nach sprang er über drei Hausdächer, jedes der Häuser etwas kleiner als das andere. Gleich würde er die beiden endgültig abschütteln. "NEIN CLERENCE! BLEIB HIER!" »Was war das?« Von dem Aufschrei alarmiert, sah sich der Grauhaarige um und entdeckte drei Straßen weiter ein kleines Mädchen, das seinem Hund hinterher lief. Das ganze hätte ihm ja eigentlich herzlich egal sein können, liefen Mädchen und Hund nicht gerade auf eine Straße zu, in die in wenigen Sekunden ein verdammt schnelles Auto einbiegen würde! »Verdammt!« "Clerence komm wieder her! Das ist ganz böse! Du kriegst keinen Kecks!" Das Mädchen achtete gar nicht darauf wohin es lief, wollte nur schnellst möglich ihren Hund wieder einfangen. Natürlich bemerkte sie nicht das sie dabei mitten auf die schlecht beleuchtete Straße lief, eben so wenig wie das Auto, das bereits viel zu nah war, um noch ausweichen zu können. Starr vor Schreck und geblendet von den Scheinwerfern, rührte sich die Kleine nicht einen cm. "AAAAAAH!" *TUUUUUUUUUUUUUUT* Das Hupen des Autos hallte noch wenige Sekunden in den nächtlichen Straßen nach. Die kleinen Hände vor die Augen gepresst, bemerkte das Mädchen erst jetzt, das es dem fatalen Unfall entkommen war. "Das war knapp, Kleine. Nächstes Mal pass besser auf, verstanden?" Fragend sah das braunhaarige Mädchen zu der tiefen Stimme auf und fand sich in den Armen eines großen, grauhaarigen Jungen wieder. Sie sah in sein Gesicht und errötete leicht, nickte noch mit dem Kopf als Antwort auf Gesagtes. Dann setzte der fremde Junge sie vorsichtig auf dem Bürgersteig ab und beugte sich noch einmal zu ihr hinunter. "Alles ok?" Wieder nur ein verschüchtertes Nicken als Antwort. Welches Mädchen könnte seinem Lebensretter schon einfach geradewegs in die Augen sehen, noch dazu wenn der so gut aussah. Ein leises Winseln erregte die Aufmerksamkeit der Kleinen, als der Hund dem sie zuvor nachgejagt war, reumütig auf sie zukam und sie leicht mit seiner Schnauze anstupste. "Clerence!" Freudig fiel sie ihm um den Hals, wurde im Gegenzug leicht abgeschleckt. Lächelnd sah sie wieder zu dem Jungen, doch fand nur eine leere Stelle vor. Suchend sah sie in alle Richtungen, doch ihr Retter war verschwunden. Die Worte die als nächstes ihre Lippen verließen, waren wie ein Wispern im Wind. "Vielen Dank." So schnell er konnte rannte der Dieb die Gasse entlang. Was hatte er auch so lange bei dem Mädchen rumgestanden?! Jetzt hatten diese beiden Idioten aufgeholt. Schlimmer noch, er war von seiner eigentlichen Fluchtroute abgekommen. In dieser Gegend kannte er sich nicht aus. Er riskierte einen flüchtigen Blick über die Schulter. »Verdammt! Sie sind zu nah! Ich muß sie irgendwie abhängen!« In Hoffnung auf einen schnellen Ausweg, bog der Grauhaarige scharf in die dunkle Gasse rechts von ihm ein. Eine Sackgasse! Dennoch lief er in vollem Tempo auf die Wand zu. Auch wenn die Mauer die seinen Weg versperrte mehrere Meter hoch war, für ihn stellte sie kein Hindernis dar. Kaum das er sich vom Boden abgestoßen hatte, hörte er die Stimme eines seiner beiden Verfolger. "Hiergeblieben!" Und bevor er das Ende der Mauer auch nur erreichen konnte, spürte er einen plötzlichen, starken Schmerz in seinen Gliedern, der sich in Bruchteilen von Sekunden, in seinem gesamten Körper ausbreitete. "HNGAH!" Er verlor sämtliche Kraft und fiel wie ein nasser Sack zu Boden. Der Schmerz des Aufpralls blieb ihm erspart, als sich eine grünlich leuchtende Energiekugel um ihn formte und in sich einschloss. Kaum das das geschehen war und die Kugel den Boden berührte, ebbten die Schmerzen völlig ab. Die Größe der Kugel zwang ihn in eine kniende Position. Außer Atem, aber zufrieden endlich den Dieb dem sie schon so lange hinter her gejagt hatten, festgesetzt zu haben, kamen der blonde und der blauhaarige Junge vor der Kugel zum stehen. "Die 100 Jahre sind schnell vergangen, was Hiwatari?" Trotz seiner scheinbaren Niederlage, grinste der junge Dieb die beiden frech an. "Glaubt ihr dieses Bällchen hier könnte mich aufhalten?" Plötzlich entflammte seine linke Hand, bis in Sekundenschnelle jeder einzelne Finger aus Feuer bestand und mit einem weiteren, hämischen Grinsen, schlug er kräftig gegen die Innenwand. Doch nichts geschah. "Was?!" Ungläubig sah der Grauhaarige auf die Stelle auf die er eingeschlagen hatte. »Diese dämliche Kugel müsste vollkommen hinüber sein! Wie kommt es das sie nicht mal einen Kratzer hat?!« Zornig blickte er zu den beiden Jungen auf, als der sie leise kichern hörte. "Okay, wie zum Teufel habt ihr beiden Versager es hingekriegt das dieses dämliche Teil so resistent ist?" Bei dem Wort Versager verging den beiden allerdings das Lachen, doch zumindest bei dem Blonden blieb ein Lächeln bestehen. "Wir mögen Versager sein, aber immerhin waren wir gut genug um dich zu schnappen." Das schmeckte dem Dieb nun gar nicht. »Super! das werd ich nie wieder los!« Mit einem Mal fing der Blauhaarige lauthals an zu lachen. "Hahaha! Tja, gegen den großen Tyson Kinomiya, Hunter Nr. 1 aller Dimensionen, kommt eben keiner an! Früher oder später mach ich sie alle platt!" In Siegespose wartete Tyson auf eine Form von Bestätigung, oder auch Applaus, doch war das einzige was er erntete ein sarkastischer Kommentar des Diebes. "Nicht verwunderlich. Bei dem Wanzt wäre wohl jeder platt den du unter dir begräbst." **Szenensprung** Im Gespräch gingen drei Personen durch die großen und prachtvollen Hallen des Himmelpalastes. Die Höhe der Wände und Decke ließ ihre Stimmen leicht wiederhallen. "Und wo ist er jetzt?" Die überraschend tiefe Stimme gehörte zu einem braunhaarigen Jungen mit Brille. Der Junge trug ein weißes Hemd, das teilweise aus seiner Hose schaute und braune Shorts. Außerdem eine grüne Krawatte. Ein Fremder würde diesen Jungen sicherlich nie im Leben für den Fürst dieses Schlosses halten. "Wir haben ihn in dem Kerker im Westtrakt untergebracht. Dort haben wir noch immer die besten Sicherheitsanlagen." Die beiden Hunter Tyson und Max gingen je rechts und links neben dem Fürst. Nachdem sie den Dieb erfolgreich eingesperrt hatten, waren sie sofort gegangen um Bericht zu erstatten und das Urteil über den gesetzeswidrigen Dämon abzuholen. Das ihr Fürst dann selbst mit dem Dieb reden wollte, hatte sie ziemlich überrascht. Der nickte zustimmend. "Ja, ich denke bei jemandem wie Kai sollten wir auch kein Risiko eingehen. Es war gut euch den stärkeren Schild für seine Festsetzung mitzugeben." Nur ungern rief sich Tyson ins Gedächtnis, das es letztendlich der Schild ihres Bosses und nicht sein eigenes Können war, das es ihnen ermöglicht hatte den diebischen Dämon zu fangen. Max hingegen lächelte wie immer. "Ja, das war wirklich unser Glück, vielen Dank noch mal." *KRACH* Erschrocken drehten sich die drei zu dem plötzlichen Lärm um. "Was war das?!" "Das klang wie eine Explosion!" "DER WESTTRAKT!" Dicke Rauchschwaden stiegen von dem Gebäude auf aus dessen Zelle sich ein gewisser grauhaariger Dämon Ausgang verschafft hatte. Die Sicherheitskräfte waren sofort zur Stelle, aber es machte nicht den Anschein das sie den Dieb aufhalten könnten. "Bleib stehen und leiste keinen weiteren Widerstand! Du kommst hier sowieso nicht raus!" Die Antwort darauf war ein Grinsen. "Woll´n wir wetten?" Damit sprang er auf eine der höheren Mauern um das Gebäude herum, während er einen Fußballgroßen Feuerball auf die Wachen schleuderte. Gleich als er auf dem Sims der Mauer aufgekommen war, spurtete der Grauhaarige los, die Hälfte der Wachen erholte sich noch von seinem Angriff. Zwei der Sicherheitskräfte versuchten ihm auf der Mauer den Weg abzuschneiden, ein weiterer Mann kam von hinten. Als Waffen trugen sie lange Speere, deren Spitzen elektrisierte Kugeln waren. Bereit zum Angriff stürmten sie auf den Fliehenden zu, doch hatte dieser bereits andere Hürden überwunden, waren diese drei Stabschwingenden Muskelberge das reinste Kinderspiel für Kai. Schnell wich er der ersten Attacke duckend aus und brachte die Wache hinter ihm mit einem einfachen Tritt gegen den Knöchel aus dem Gleichgewicht. Es gelang ihm auf der schmalen Mauer dem Taumelnden auszuweichen und der fiel dem vordersten Wachmann so unbeholfen entgegen, das beide jeglichen Halt verloren und hinunter stürzten. »Zwei erledigt, einer noch übrig« Wild schlug der übriggebliebene Wachmann auf den Grauhaarigen ein, der aber jedem Angriff mühelos ausweichen konnte, mit einem stetigen Siegessicheren Lächeln im Gesicht. "Na warte!" Der Mann hob den Stab weit über seinen Kopf um seinen Gegner mit voller Kraft niederstrecken zu können, doch auch diesmal war Kai schneller. Er sprang, griff den Stab unter der elektrisierten Kugel, drehte sich seitlich in der Luft und kaum das er wieder auf der Mauer zum stehen kam, schleuderte er Stab mitsamt Wachmann in hohem Bogen von der Mauer. Schnell sah er sich um, als weitere Wächter aus dem Gebäude liefen. »Das wird langsam langweilig. Wird Zeit das ich hier verschwinde.« Gedacht, getan. Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden rannte er auf der Mauer entlang. Die Wachen verfolgten ihm vom Boden aus, waren aber noch viel zu weit weg. Das schwere Tor des Palastgebäudes kam bereits in Sichtweite. »Auf nimmer Wiedersehen ihr Versager.« Noch wenige Schritte und er war frei. "AARGH!" Vor Schmerz umschlang er mit den Armen seinen Körper, kniff die Augen zusammen und unterdrückte mit aller Macht einen Schmerzensschrei. Als nächstes fing er an zu taumeln, verlor das Gleichgewicht und stürzte hart zu Boden. Sofort umzingelten 6 der bewaffneten Wachen den am Boden liegenden Dieb, der es nur langsam schaffte sich aufzusetzen. "Wer zum Teufel war das?!" Der zornige Blick der auf diese Frage folgte brachte einige der Männer dazu zusammen zu zucken, oder einen kleinen Schritt zurück zu weichen. "Das wäre dann wohl ich gewesen." Suchend drehte sich Kai zu der Stimme die gesprochen hatte um, entdeckte aber nur einen kleinen braunhaarigen Jungen mit Brille und seine beiden "Lieblingsidioten". Gerade wollte er erneut verlangen das der der ihm seine schöne Flucht ruiniert hatte sich zu erkennen gab, als der braunhaarige Junge auf ihn zu ging und zu sprechen begann. "Ich muss sagen ich bin wirklich erstaunt. Du bist der erste der nach dieser Attacke so schnell wieder auf den Beinen ist. Manche Dämonen lagen danach sogar für einige Tage flach. Aber mir war so oder so bewusst das du dich von den meisten anderen Dämonen unterscheidest, Kai Hiwatari." Kai´s Miene verfinsterte sich schlagartig. "Wer bist du?" "Richtig, ich vergesse immer wieder das diese Gestalt nicht unbedingt zu ehrwürdigen Blicken herbei führt. Ich bin der Herr dieses Schlosses. Fürst Kyouiji der Dritte. Aber meine Freunde nennen mich Kenny." Kai verzog seine Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. "Du willst einer der sieben Himmelsfürsten sein?! Einen Knirps wie dich verspeise ich zum Frühstück!" Und ohne das einer der Wachen ihn hätte aufhalten können, sprang er über deren Köpfe hinweg und stürzte auf den Jungen mit der Brille zu. Erneut entflammte die Hand und er setzte zum Angriff an. »Dich werd ich lehren mich verarschen zu wollen du Zwerg!« Auch Tyson und Max, die etwas hinter Kenny gestanden hatten, waren nicht mehr schnell genug ihn vor dem Angriffsfreudigen Dämon zu erreichen. Dann schlug er zu. »Was?« Kai konnte nur mit ungläubigen Augen vor sich sehen. Ein Kugelförmiger Bannkreis hatte sich um den braunhaarigen Jungen errichtet. Die gleiche Art Kugel in der er in der letzten Nacht gesteckt hatte. Langsam ließ er seine Hand zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehren und die Flammen verschwanden. Die Wachen rührten sich, wollten den Dieb so schnell wie möglich wieder in Gewahrsam nehmen, doch ein Blick des Brille tragenden Jungen in ihre Richtung und sie blieben stehen. Noch immer stand Kai ungerührt und schweigend vor ihm. »Diese Kugel... Das war ganz genau die gleiche Art von Zauber mit dem die beiden Warmduscher mich geschnappt haben. Soll das heißen dieser Knirps ist wirklich...« Besagter Knirps räusperte sich plötzlich. "Ich hätte da 2,3 Dinge, die ich gern mit dir besprechen würde. Vielleicht sollten wir unsere Ungerhaltung drinnen fortführen." Der Junge wollte bereits kehrt machen, in der Erwartung das der andere einfach folgen würde, doch der verschränkte frech seine Arme vor der Brust. "Und wieso sollte ich mit dir reden wollen?" "Was erlaubst du dir eigentlich in diesem Ton mit-" Doch der junge Fürst unterbrach Tyson. "Lass gut sein, Tyson. Nun Kai, ich kann dich natürlich nicht zwingen mit mir zu sprechen. Wenn du es lieber vorziehst eine, wie ich bemerken darf, recht lange Strafe in einer der Einrichtungen abzusitzen, aus der du sicherlich nicht so einfach ein und ausgehen kannst, dann kann ich das natürlich gerne für dich einrichten." Nun gut, man konnte sich ja zu einem kleinen Geplauder beschwichtigen lassen. "Ich muss sagen, ich war ein wenig überrascht als ich hörte das du deinem alten Treiben erneut nach gehst, Kai. Obwohl es schließlich eben diese Stehlerei war, die dir deinen bisherigen Aufenthalt im Menschenreich eingebrockt hat. Eigentlich lag die Absicht darin dir eine Chance zur Rehabilitierung zu geben, nicht aber die Liste deiner Straftaten zu verlängern." Etwas niedergeschlagen endete der Braunhaarige seine Ansprache, während Kai, ihm gegenübersitzend, gelangweilt den Raum musterte, in dem sie sich befanden. Es war ein sehr hoher und großer Raum. Wäre er nicht so vollgepackt mit Inventar und den vielen Bildern an den Wänden, würden ihre Stimmen sicherlich wiederhallen. Auch Max und Tyson waren anwesend, machten aber nicht den Eindruck, als hätten sie etwas wichtiges zu der Unterhaltung bei zu tragen. Der Grauhaarige antwortete ohne jegliche Emotion in der Stimme. "Das so ein paar stumpfsinnige alte Möchtegern Weisen mich in eine nutzlose und stupide Welt wie die der Menschen bannen, ändert nichts an meiner Vorliebe für schöne Dinge. Und manche von ihnen verdienen eine besondere Behandlung um in ihrem vollen Glanz zu erstrahlen. " "Weshalb du sie an dich nehmen musst? In wie fern ist es ein Unterschied ob ein Juwel aus einem Glaskasten in einem Museum betrachtet wird, oder in deiner Obhut verweilt?" Anscheinend hatte Kenny eines der wenigen Themen angesprochen, die Kai wirklich gesprächig machten, denn seine Augen blitzten geheimnisvoll auf, als er sich mit den Ellenbogen auf seine Knie lehnte und den Fürsten aufklärte. "Es kommt nicht auf den Ort an von dem aus etwas schönes betrachtet wird, sondern auf die Person die es um seiner Schönheit willen betrachtet. Die meisten Menschen wie Dämonen oder andere Lebewesen, können sehen das etwas schön ist, aber sie können nicht verstehen warum es das ist. Sie sehen nur die äußere Hülle, ich aber sehe den Kern der Dinge." Kenny konnte nicht leugnen das Kai ihn beeindruckte mit dem was er sagte. Auch seine beiden Spitzen Hunter, Tyson und Max, schienen sich noch einmal jedes Wort des Diebes durch ihre Köpfe gehen zu lassen. Ein leichtes Lächeln zierte seine Züge, als der junge Herr des Palastes sich erhob und wenige Schritte von dem großen Tisch entfernte, an dem er Kai gegenüber gesessen hatte. "Aber wie sagt man doch so schön? Schönheit liegt im Auge des Betrachters." Gespannt wartete er was Kai darauf erwidern würde. Und er musste sich nicht lange gedulden. "Die Schönheit der Hülle ist immer eine Sache des Sehens, das ist wahr, aber die Schönheit des Ganzen, kann immer nur von einem wachen Geist erfasst werden." Eine Antwort nur zu passend für einen intelligenten und meisterhaften Dieb wie er es war. Kenny lächelte. "Gut, du hast den Job, anders hätte ich es auch nicht von dir erwartet." "Job?! Was für ein Job?" Gefragter lächelte. "Der Job den ich dir anbiete, statt deine 3000 jährige Haftstrafe bis zum letzten Tag absitzen zu müssen." Schockiert traten Tyson und Max nach vorne. "Moment mal. Du hast die ganze Zeit von IHM für diese Aufgabe geredet?!" "Kenny! Das kann unmöglich dein Ernst sein!" "RUHE!" Das laute Geräusch als Kai seine Arme auf den Tisch knallte brachte die beiden Hunter zum schweigen. Dann wandte er sich an den Fürst. "1. Was ist das für ein Job und 2. Seit wann bitte sind es 3000 Jahre?!" Wieder dieses merkwürdige Lächeln des Braunhaarigen. Kai war sicher das er dieses Lächeln zu hassen lernen würde. "Seit es vermehrt zu Unruhen unter den Dämonen gekommen ist, sind die Grenzposten zum Menschenreich verstärkt angegriffen worden. Wir können nicht zulassen das irgendwelche Querschläger ein Massaker in dieser Welt anrichten." Kai's Miene verfinsterte sich, als ihm klar wurde worauf das hinaus lief. "Ich soll Hunter werden?!" Ein schlichtes Nicken beantwortete seine Frage. Während Max schon gar nicht mehr wusste was er sagen sollte und Tyson bereits wieder Luft holte um Protest einzulegen, schaffte der Grauhaarige Klarheit. "Niemals. Als ob ich so Gehirnamputiert wäre um den Job dieser Looser zu machen." "Nun, wie schon gesagt, es ist deine Entscheidung. Aber um auf die Alternative zurück zu kommen, deine Stehlereinen während du noch deine Strafe deiner vorigen Vergehen ab zu sitzen hattest, werden äußerst schwerwiegend gehandelt. Es könnten durchaus noch mehr als 3000 Jahre werden und dieses Mal dürftest du sie sicherlich nicht im Menschenreich verbringen. Aber, wenn dir die Aufgaben eines Hunters natürlich so zu wider sind..." Innerlich brodelte Kai. »Dieser verdammte sadistische Zwerg! Dafür wird er bezahlen!« "War klar das die Hohen Tiere gleich mit Erpressung kommen, wenn sie ihren Willen nicht bekommen." Dann mischten sich auch die anderen beiden im Raum wieder ein. "Worüber beschwerst du dich überhaupt? Von uns allen kommst du bei diesem Handel schließlich noch am besten weg!" Oh, wenn Blicke doch nur töten könnten.. "Wenn ich ständig deinen fetten Arsch retten muss, ist es jedenfalls kein besonders guter Deal für mich." Es war als würden Blitze zwischen den beiden aufzucken, während Max verzweifelt zusah und sich fragte was er tun könnte, um den aufkeimenden Kampf zu verhindern. Glücklicherweise nahm ihm Kenny diese Sorge. Eine kleine Handbewegung und nach einem erschrockenem Aufkeuchen schwebten Tyson und Kai plötzlich einen Meter über dem Boden. "Wah! Kenny lass mich runter!" "Was soll das werden Knirps!" Kenny schüttelte seufzend den Kopf. Na wenn das mal gut gehen würde. "Ich schließe aus eurem netten kleinen Gespräch gerade, das ihr mit der Zusammenarbeit einverstanden seid, richtig?" Das darauffolgende Schweigen wurde einfach als Ja gedeutet. "Gut. Dann könnten wir ja jetzt vielleicht zum wesentlichen kommen. Es wird dich doch sicher interessieren wieso ich dich angeheuert habe, oder Kai?" Der dachte sich dazu seinen eigenen Teil, nickte aber schlicht. Die Sache musste nicht länger dauern als nötig. Als auch von Tyson nichts gegenteiliges kam, war der junge Fürst zufrieden und ließ die beiden wieder runter. Natürlich blieben missachtende Blicke dennoch nicht aus. "Also. Wie ich bereits sagte ist es an den Grenzposten vermehrt zu Unruhen gekommen, aber das ist nicht das eigentliche Problem." Der Braunhaarige schritt hinter seinen Tisch und ließ eine Art gläserne Tafel herauf fahren. Auf ihr zeigte sich das Bild einer Landkarte. "Die roten Markierungen zeigen alle Orte auf, von denen aus es möglich ist in die Menschenwelt über zu wechseln. Natürlich haben wir an jedem dieser Punkte bewachte Grenzen aufgestellt. Seit der starken Attacken auf diese Posten, habe ich jeden Hunter den ich entbehren konnte zur Verstärkung an die einzelnen Grenzen geschickt. Das ging bisher auch ganz gut, aber es kann keine langfristige Lösung sein." Ein kleiner blauer Kreis erschien, der sich um eine der roten Markierungen in der oberen, linken Ecke zog und vergrößerte. "Hier waren die Ausschreitungen bisher am stärksten, deshalb nehme ich an , was auch immer die Ursache für diese plötzlichen Angriffe ist, ist hier zu finden." Wie immer schaltete der Größte im Raum schnell. "Und ich soll mit den beiden Kleinkindern im Gepäck hingehen und gucken was Sache ist. Allerdings hast du da eine Kleinigkeit übersehen. Das ist Koorime Gebiet. Die Ice maiden lassen nicht einfach so Fremde in ihr Territorium einmarschieren. Und auf Feuerdämonen sind sie auch nicht sonderlich gut zu sprechen." Trotz des respektlosen Tons des Diebes, ging Kenny ganz sachlich auf dessen Einwand ein. "Wir haben eine Kontaktperson unter den Koorime. Mit Rei's Hilfe konnten wir auch schon die Hunter zur Grenzverstärkung durch das Eisfeld schaffen. Ich bin sicher Rei wird sich auch dieses Mal bereit erklären uns zu helfen." Das sonst so unlesbare Gesicht des Grauhaarigen zeigte eine leichte Spur von Interesse. »Muss ja nen hohen Status unter den Ice maiden haben, wenn sie sie dazu überreden kann Männer durch ihr Gebiet zu lassen. Vielleicht ist diese Rei die Anführerin...« Doch jegliche Emotion verweilte nur kurz auf seinen Zügen. "Ok. Sagen wir mal das ganze läuft so ab wie unser Minifürst hier sich das vorstellt und wir sorgen dafür das die Angriffe aufhören, was dann? Muss ich weiter den braven Gesetzeshüter spielen?" Tyson platzte bald der Kragen. Wie konnte dieser diebische Feuerdämon ihrem Fürsten nur so Respektlos gegenüber treten? Sicher, auch er machte keinen Hofknicks, oder wählte eine bestimmte Anrede für den Braunhaarigen aus, doch er kannte ihn schließlich schon seit sie klein waren! Doch Kenny antwortete auf Kais Frage, noch bevor Tyson sich zu einem, Wutausbruch verleiten lassen konnte. "Eigentlich war es meine Absicht dich ein bisschen länger für diese Arbeit einzuspannen, doch du wirst kaum gute Arbeit leisten, wenn diese Arbeit bloß ein Klotz am Bein für dich ist... Ich mache dir einen Vorschlag. Du erledigst diesen Auftrag, ohne irgendwelche Ausschweifungen, versteht sich und wenn sich dann alles wieder beruhigt hat, gehst du zurück in die Menschenwelt um den Rest deiner 1. Strafe zu verbüßen. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, sind das noch 8 Jahre und 37 Tage. Natürlich darfst du in dieser Zeit keine krummen Dinger drehen, sondern einfach nur ein ganz normales Menschenleben führen. Damit betrachten wir die Sache dann als erledigt." Ein schiefes Grinsen zierte das Gesicht des Diebes, Tyson und Max hingegen konnten nur nach Luft schnappen wie Fische an Land. "Abgemacht. Ich erledige diese Angelegenheit und dann gehen wir getrennte Wege. Keine weiteren Erpresserspielchen mehr." Kenny nickte. "Ich stehe zu meinem Wort." Mit diesen Worten zufrieden, drehte Kai sich einfach auf der Stelle um und ging festen Schrittes auf die großen Türen am anderen Ende des Raumes zu. "Na los ihr beiden Spitzen Hunter! Die Koorime warten nicht ewig!" Ausnahmsweise versuchte Tyson gar nicht erst sich über den Grauhaarigen zu beschweren, sondern begnügte sich damit mit geballten Fäusten und rauchendem Kopf hinter Kai her zu stapfen. Im stillen wandte sich Max noch einmal an den Fürsten. "Denkst du wirklich das war eine gute Idee, Kai´s Strafe so einfach wieder runter zu schrauben?! Gefragter lächelte. "Keine Sorge. Am Ende wird sich sicher alles zum Besten wenden." Darauf folgte ein ungläubiger Blick des Blonden und beide hörten ein lautes Knallen außerhalb des Raumes, gefolgt von dem fluchenden Gebrüll Tysons. "Wenn die beiden sich nicht vorher gegenseitig umbringen. Na, ich hoffe du hast Recht Kenny. Dann geh ich mal lieber den beiden Hitzköpfen hinterher und versuche das schlimmste zu verhindern." Damit rannte Max auch schnell los, aus dem Raum und dem Lärm seiner beiden Teamkameraden hinterher. Kenny erschrak nicht, als plötzlich eine weibliche Stimme neben ihm erklang. "Haltet Ihr das wirklich für eine gute Idee, mein Fürst? Dieser Dämon ist unberechenbar und gefährlich. Ich denke nicht das man ihm trauen kann." Lächelnd schloss Kenny die Augen. "Das ist, was er uns glauben lassen will. Erinnere dich wie er war, bevor er in die Menschenwelt gebannt wurde. Er hat sich sehr verändert. Und denke daran wie Tyson und Max es schaffen konnten ihn zu fangen. Hätte er dieses Kind nicht gerettet, hätten die beiden ihn nie einholen können. Ich denke wir können uns in dieser Sache auf ihn verlassen." Dann drehte er sich um und sah seiner Gesprächspartnerin in die Augen. Sie war größer als er, hatte glänzend grüne Haare und ebenso grüne Augen. Sie verschränkte die Arme und zog einen Schmollmund. "Ich gebe ja zu das er sich im Vergleich zu damals schon beinah wie ein Junge aus dem Kirchenchor benimmt, aber wieso denkt Ihr wird er nachdem diese Sache beendet ist, weiter als Hunter arbeiten wird?" Wieder nur ein Lächeln, als Kenny die Arme hinter seinen Rücken aufeinander legte und gemütlich an der Größeren vorbeiging. "Wir werden es abwarten. Komm jetzt Dizzy, wir haben zu arbeiten." "Ja." Und auch sie verließen den Raum. Kapitel 2: Rei -------------- So, da sind wir wieder mit einem neuen Kapitel. An dieser Stelle herzlichen Dank an meine Betaleserin Sadriel. Ich wäre echt verloren wenn sich nicht jemand vor dem Update meinen Schwachsinn durchlesen würde.^^ Aber sie hat mich auf etwas wichtiges Aufmerksam gemacht. Ich habe möglicherweise den Eindruck geweckt, das diese Geschichte in der Vergangenheit, beziehungsweise einer Mittelalterlichen Welt spielt. Wie ihr in naher Zukunft vor allem noch an den folgenden Kapiteln erkennen werdet, ist dem nicht so. Wir unterscheiden hier in drei Welten. Das Menschenreich, das Himmelsreich und das Dämonenreich. Jedes hat natürlich seine eigenen Gebräuche, Sitten und Umgangsformen, aber die Geschichte an sich, spielt in einer gegenwärtigen Zeitform. Auch im Dämonenreich wird es Abschnitte, oder besser gesagt, Orte geben, die keinesfalls mit dem Mittelalter zu vergleichen sind und hohe technologische Fortschritte erzielt haben. Deshalb bitte nicht wundern, wenn eine Formulierung nicht unbedingt mittelalterliche Standards wieder spiegelt. So, dann los jetzt. Rei Kai schützte seine Augen vor den grellen Sonnenstrahlen mit seiner Hand, als er von dem Ast in der hohen Baumkrone das Land überblickte. Das kleine Waldstück, in dem er sich zurzeit befand, würde sich noch ein paar Meter weit strecken, bevor er in das Koorime-Gebiet, verborgen hinter einem mächtigen Felsen, eindringen könnte. Der Gedanke war ihm nicht unbedingt willkommen. ‚Eis. Jede Menge Eis. Und das kombiniert mit einem ganzen Volk eben so eisiger Jungfrauen. Ich kann nicht verstehen, wie diese Rei dazu in der Lage sein soll, uns durch diesen Haufen blutrünstiger Furien zu schleusen.’ "Kai! Wo verdammt noch mal treibt sich dieser Feuerteufel rum?! Ich schwöre dir Max, wenn der Kerl glaubt, er könnte sich verdrücken und ungestraft davon kommen, dann hat er die Rechnung aber ohne die Nummer 1 der Spitzenhunter gemacht! Kai!" Zornig und sichtlich genervt zogen sich die Augenbrauen des Feuerdämons zusammen, als er die laute Stimme eines seiner beiden Begleiter hörte. Er knurrte. „Dieser Idiot! Ich sagte dem Fettsack doch, er solle sich ruhig verhalten, während wir im Wald der Schreie sind! Wenn er so weiter macht, weckt er noch –“ Er wurde in seinem Fluchen von einem lauten Knall und zwei menschlichen Schreien unterbrochen und seine Wut wuchs noch ein Stück, als er sich vom Ast abstieß und in die Richtung eilte, aus der der Lärm kam. "- die Erdgeister auf! Wenn nicht schon diese hirnlosen Zombies ihn gefressen haben, bevor ich dort bin, werde ICH ihm und Smiley den Hals umdrehen!" "Max, hinter dir!" Dank der Warnung seines Freundes konnte der Blonde gerade noch rechtzeitig dem eigentlich tödlichen Schlag des Dämons entgehen und den grauhäutigen Riesen mit seinem Schwert in der Mitte zerteilen. Glücklicherweise waren Erdgeister, die nur sehr unförmig einen nackten, grauen und zwei Meter großen Menschen repräsentieren, nicht sehr intelligent und eher schlechte Kämpfer. Jedoch waren sie übermenschlich stark und traten zudem immer in großer Anzahl auf. In nur wenigen Sekunden hatten Max und Tyson sich von ihnen umringt entdeckt und es war scheinbar egal, wie viele der Dämonen sie bereits getötet hatten, der Ansturm nahm einfach nicht ab. Tyson, der gerade zwei der Erdgeister mit Hilfe seines eigenen Schwertes zerteilt hatte, kam langsam aus der Puste. Ohne den Blick von den näher kommenden Kreaturen zu wenden, rief er über seine Schulter. "Max, noch alles klar bei dir?" Max antwortete während er drei Erdgeistern in einer Reihe die Köpfe abschlug. "Ich bin okay, aber ich glaube nicht, dass ich noch lange so weitermachen kann! Es werden einfach immer mehr Gegner!" Wie aufs Stichwort brachen plötzlich zwei weitere Dämonen aus dem Erdreich hervor und gingen auf die Hunter los. "Max! Ich glaub, ich hab eine Idee, wie ich uns die Typen vom Hals schaffen kann! Wenn ich dir Bescheid gebe, öffnest du den Schutzbann deines Schwertes, okay?" "Alles klar!" Diese Worte gehört, verschaffte sich Tyson schnell etwas Platz zwischen sich selbst und den angreifenden Erdgeistern. In einer schnellen Bewegung brachte er sein Schwert senkrecht genau einen Zentimeter von seinem Gesicht entfernt und schoss konzentriert die Augen. "Jetzt!" Kaum diese Warnung an seinen Kameraden gerichtet, breitete sich ringförmig eine kraftvolle Druckwelle von dem Blauhaarigen aus. Während diese zu allen Seiten wuchs und ihn ihrem Lauf die Dämonen in Stücke riss, stieß Max sein Schwert in den lockeren Waldboden, und der sich daraufhin bildende Schutzbann hielt ihn vor der zerstörerischen Macht der Welle sicher. Nach wenigen Sekunden ebbte die Druckwelle ab. Meterweit hatte sie Bäume, Gräser und Felsen aus der Erde gerissen und in einem Kreis der Verwüstung, klopften sich die beiden Hunter den Staub von der Kleidung. Max atmete erleichtert aus. "Puh, das war ganz schön knapp. Ein Glück, dass deine Welle alle auf einen Schlag pulverisiert hat." Tyson, der seine weichen Knie mit einem lauten Lachen überspielte, stellte sich gleich in Siegerpose. "Tja, der Dämon, der mich besiegt, muss erst noch geboren werden!" "Ich muss sagen, ich bin beeindruckt!" Die beiden Hunter drehten sich überrascht zu der Stimme des Feuerdämons um. Tyson grinste selbstgefällig. "Ah, Kai. Wurde auch Zeit, dass du endlich anerkennst, was für ein fantastischer Hunter ich bin." Mit Leichtigkeit sprang Kai von dem unteren Ast eines Baumes am Rande des kreisförmigen Kraters und ging auf seine beiden Begleiter zu. "Weißt du Tyson, als ich dich das erste Mal sah, habe ich mich gefragt, wie ein solch einfältiger Idiot wie du, der trotz seines bereits zweijährigen Dienstes unter dem Fürsten anscheinend noch immer keinerlei Erfahrung gesammelt hat, der beste Mann dieses Herrschers sein kann. Ich dachte, der Zwergenfürst müsste betrunken gewesen sein, Personal wie dich und den Smiley da zu beschäftigen. Aber erst jetzt hast du mir klar gemacht, wie recht ich mit meiner Vermutung hatte." Es brauchte genau 4 Sekunden bis Tyson bemerkte, dass Kai ihn nicht lobte, sondern viel mehr beleidigte, und das selbstzufriedene Gesicht des Hunters verschwand. "Hey! Immerhin habe ich sämtliche Erdgeister, die uns angegriffen haben, mit nur einem Schlag erledigt!" Max war schnell dabei, seinen Partner zu unterstützen. "Genau! Tyson ist er beste unter den Huntern im Umgang mit Angriffszaubern." Der Feuerdämon war inzwischen bei den beiden angekommen und sah sich noch einmal mit skeptischem Blick um. "Oh, aber natürlich ist er der beste, kein Zweifel. Wer sonst würde wohl seine Kraft für einen Zauber verbrauchen, der nicht nur dem Zweck unangebracht ist, sondern auch noch jedem Dämon im Umkreis von Meilen unsere Anwesenheit preisgibt. Mal davon abgesehen, dass dieser Zauber nur bei schwachen Gegnern effektiv ist, was hättest du getan, wenn eine ähnliche Anzahl Gegner euch im Palast oder gar der Menschenwelt angegriffen hätte, wo du nicht genug Platz für diese Attacke gehabt hättest?" Daraufhin wurden Max und Tyson still. Konsequenzen ihres Handelns hatte keiner der beiden bedacht. Kai missfiel die Situation sehr. "Und jetzt setzt ihr besser eure Ärsche in Bewegung, es sei denn, ihr wollt euch unbedingt mit den restlichen Bewohnern dieses Waldes anlegen. Außerdem werden wir jetzt wahrscheinlich ziemlich tief in die Trickkiste greifen müssen, wenn wir diese Rei davon überzeugen wollen, dass ihr zwei doch nicht so große Volltrottel seid, wie ihr gerade demonstriert habt, denn zweifellos haben auch die Koorime den Energieschub bemerkt." Nach eineinhalbstündigem Marsch waren die drei an der Grenze zum Koorimeland angekommen. Obwohl er das kalte Terrain verabscheute und der gefrorene Boden dem Feuerdämonen bereits eine Gänsehaut bescherte, atmete er erleichtert aus. Diese 90 Minuten waren die Hölle gewesen. Die beiden Hunter waren ihm so dermaßen auf die Nerven gegangen, dass sich Kai die Ablenkung durch einen Kampf mit ein Paar blutrünstigen Dämonen geradezu herbeigesehnt hatte. Was ihn jetzt allerdings mehr beschäftigte, war der Aufenthalt ihrer Führerin. "Wo zum Teufel ist diese Koorime?" "Hey Kai, bleib locker. Das eiskalte Fräulein wird sicher gleich kommen. Da fällt mir ein, hey Max." Der Blonde drehte sich zu seinem Freund um. "Was ist, Tyson?" "Du sagtest doch, alle Koorime wären ausschließlich weiblich, oder?" "Richtig. Jedes Kind der Koorime wird weiblich geboren." Während Kai versuchte die beiden und die Kälte zu ignorieren, machte Tyson ein nachdenkliches Gesicht. "Aber wenn das alles nur Frauen sind, wie können sie dann schwanger werden?" "Die empfängnisbereiten Frauen überfallen einmal im Jahr die umliegenden Stämme und zwingen die Männer oder Dämonen, die ihnen gefallen zum Sex." Schnell drehten sich die drei nach der fremden Stimme um und Kai fluchte innerlich, dass er die andere Präsenz nicht früher bemerkt hatte. Die Zeit in der Menschenwelt hatte seine Sinne wohl mehr geschwächt, als er es angenommen hatte. Angriffsbereit entflammte seine Hand. ‚Die Stimme kam aus Richtung der Baumgruppe da vorne. Eindeutig männlich. Kein Mensch, wenn er sich so an mich heranschleichen konnte. Doch ich kann ihn weder sehen, noch ausmachen, welcher Dämonenart er angehört. Er muss stark sein, seine Anwesenheit so vor mir zu verschleiern. Das wird endlich mal wieder richtig spaßig.’ Dann fand auch Max aus seiner Starre. "Wer bist du? Zeig dich!" Doch ein leises Rascheln in einem der Baumwipfel war das Einzige, das Kai verriet, dass der unbekannte die Position gewechselt hatte. ‚Er ist ziemlich schnell. Immer wenn ich denke, ihn ausgemacht zu haben, ist er wieder verschwunden.’ Dann ertönte die fremde Stimme erneut "Ich muss sagen, ich verstehe nicht ganz welche Strategie ein Feuerdämon und zwei Hunter des Fürsten damit verfolgen, indem sie in der Nähe des Koorimelandes eine solche Energiewelle freisetzten. Ihr seid entweder unglaublich mutig, oder außergewöhnlich dumm." ‚Da!’ In diesem Moment entfesselte Kai die Kraft seines Flammenballs und schleuderte die große Feuerkugel auf den Baum hinter ihm, weit hoch in die dichte Krone. Nur Bruchteile von Sekunden, bevor der Baum in Flammen aufging, sprang, für alle drei sichtbar, eine Person vom Baum und landete im Schutze der Schatten einiger anderer Bäume auf der gegenüberliegenden Seite, auf dem Boden. Kai hätte diesen Moment nutzen und angreifen können, doch er hatte das Gefühl, dass dies nicht nötig war. Dann auch Tyson fand, sehr zu Kais Bedauern, seine Sprache wieder. "Okay. Schluss jetzt mit dem Versteckspiel! Wer bist du, was willst du und woher weißt du, dass wir Hunter des Fürsten sind?" Er konnte es nicht sehen, aber Kai hätte schwören können, dass der andere Dämon in diesem Moment lächelte. "Nun, ich kenne nicht viele Menschen, die in dieser Gegend solch feinen Gewänder tragen wie ihr zwei und noch dazu Schwerter mit dem Emblem des Fürsten. Ich selbst bin hier um einen Gefallen zu erwidern und mein Name…" In diesem Moment trat der in farblose Gewänder verhüllte Dämon aus den Schatten hervor und zog die große Kapuze von seinem Kopf. "…ist Rei." Hervorstechend waren die goldenen Augen, die blasse Haut und die langen schwarzen Haare, die nun den Blicken der drei freigegeben waren. Doch augenblicklich nachdem Rei seinen Namen ausgesprochen hatte, musste er in einem hohen Sprung einem weiteren Feuerball ausweichen. Max und Tysons Köpfe schwangen in die Richtung des Feuerdämons. "Kai! Was soll denn das?! Das ist doch Rei, der der uns helfen soll durch das Koorime-Gebiet zu kommen!" "Tyson hat Recht Kai, lass den Mist!" Doch der Blaugrauhaarige Dämon ließ seine Hand gleich erneut aufflammen, als Reis Füße wieder Boden berührten. "Tse! Ihr seid auch wirklich zu naiv! Wie soll uns ein Mann dabei helfen, das Land der eisigen Jungfrauen zu durchqueren? Was wir brauchen, ist eine Koorime aus dem Stamm. Der Kerl da will uns mit Garantie in eine Falle locken!" Er wollte gerade einen neuen Angriff starten, doch hielt inne, als der andere Dämon grinsend in die Hände klatschte. "Ich sehe, wenigstens einer von euch denkt nach, bevor er handelt. Nach dem vorherigen Fiasko von Energiewelle, hatte ich schon befürchtet es mit völligen Anfängern zu tun zu haben. Doch ich muss eurer lebenden Fackel widersprechen. Ich bin tatsächlich der Rei, zu dem euch der Fürst geschickt hat. Und ich werde euch durch das Koorime-Gebiet führen. Vorausgesetzt du nimmst endlich deinen angebrannten Arm runter." Ein scharfer Blick auf Kai, der darauf, wenn auch widerwillig, seine Hand zur Faust ballte und somit die Flammen vorerst erstickte. Das hieß jedoch nicht, dass er Rei glaubte. "Wieso sollten wir dir glauben? Beweise, dass du derjenige bist, der du vorgibst zu sein!" Wieder lächelte Rei, während er näher trat. "Ich fürchte, das ist mir nicht möglich. Du wirst mir vertrauen müssen." Eine Tatsache, die Kai überhaupt nicht gefiel. ‚Tse! Erst werde ich erpresst mit den beiden Schwachköpfen Pfadfinderlein zu spielen und dann soll ich auch noch irgendeinem dahergelaufenen Kerl vertrauen? Dass ich nicht lache! Er hat Glück, dass ich diese Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen will. Außerdem glaube ich, dass er die Wahrheit sagt, was seine Identität betrifft. Passt doch zu diesem Knirps von Fürst. Wer Fettarsch und Smiley zum Hunterdienst rekrutiert, dem ist es auch zuzutrauen, uns von einem Mann durch Koorime-Gebiet führen zu lassen. Ich frag mich langsam wirklich, wie der Zwerg ein Fürst werden konnte.’ Bevor Kai allerdings noch irgendetwas sagen konnte, schob sich ein breit grinsender Max zwischen ihn und Rei. "Rei, schön dich kennen zu lernen. Ich bin Max, das hinter mir ist Kai und da neben ist-" Doch Tyson unterbrach seinen Freund. "Ich bin Tyson, der beste Hunter des Fürsten und Retter in allen Lebenslagen. Verlass dich ruhig auf mich, sollten wir ein paar üblen Dämonen begegnen." Während Kai stöhnend die Hand vor die Stirn schlug, grinste Rei belustigt und gab dem blauhaarigen Hunter seine Hand. "Angenehm. Dann würde ich vorschlagen, wir gehen jetzt los. Bevor die anderen Dämonen in den abgelegenen Ländereien doch noch auf uns aufmerksam werden. Folgt mir." Damit schritt der schwarzhaarige Dämon auch schon voran und übertrat wie selbstverständlich die Grenze zum Reich der Koorime. Max und Tyson folgten auf dem Fuße, während Kai noch schnell mit einem missmutigen Blick seine Gänsehaut, die sich beim Gedanken an das kalte Land gebildet hatte, abschüttelte und mit wenig Enthusiasmus folgte. Nach einem relativ kurzen Marsch und ständig ansteigendem Schnee und Kälte, hielt Rei die Gruppe an. "Hinter der nächsten Weggabelung befindet sich das Dorf der Koorime. Innerhalb des Dorfes dürft ihr keinerlei Anzeichen von Aggression zeigen. Lasst eure Hände nicht zum Schwertgriff wandern und veranstaltet vor allem kein Feuerwerk." Ein Blick in Kais Richtung, welcher aber nur trotzig wegsah. "Bleibt dicht bei mir und tut nichts, was den Zorn einer der Damen wecken könnte. Verstanden?" Ein Nicken von Tyson und Max und das Schweigen Kais wurden einfach als Zustimmung gedeutet. Wie Rei gesagt hatte, erstreckte sich direkt hinter der Gabelung das Dorf der Koorime in seiner eisigen Pracht. Männlich gelang es Kai sein Zittern zu unterdrücken, doch die beiden Hunter bibberten beim Anblick all dieses Schnees frei vor sich hin. "Oh m-m-man. Hier ist j-ja echt alles au-aus Eis. Selbst die Häu-Häuser!" "N-n-na ja T-Ty-Tyson! Das ist schl-schließlcih das Revier d-d-der Ei-Eisdämonen. I-ich denke, es ist s-so gedacht, da-dass es ka-kalt ist. S-s-sagt mal, wieso zi-zittert ihr bei-beide eigentlich nicht, bei dieser K-k-kälte?" Rei lächelte. "Ich bin an das Klima hier gewohnt, auch wenn es mir nicht unbedingt angenehm ist. Man könnte sagen, es liegt mir im Blut." Kai bedachte Max’ Frage mit keiner Antwort. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er tatsächlich fror. Auf ihrem Weg durch das Dorf kamen ihnen einige Koorime entgegen. Natürlich waren sie alle Frauen, hatten allesamt eine helle Haut und ausnahmslos schwarze Haare und tiefblaue Augen. Die Kleidung, die sie trugen, bot augenscheinlich keinen Schutz vor der Kälte, doch den schienen sie ohnehin nicht zu brauchen. Kai, Tyson und Max wurde von den Frauen keine Beachtung geschenkt, doch die meisten von ihnen nickten Rei mit ihren ausdrucklosen Gesichtern grüßend zu. Kai war beeindruckt. ‚Er hat jedenfalls nicht zu viel versprochen. Trotzdem frage ich mich, wieso die Ice Maiden ihm erlauben unbehelligt durch ihr Terrain zu ziehen. Noch dazu mit Anhang. Scheiße ist das kalt!’ Etwas ehrfürchtig trat Max an Rei heran. "Sag mal Rei, diese ganzen Gerüchte über die Koorime… sind die wirklich wahr?" "Kommt drauf an. Von welchen Gerüchten redest du? Es gibt viele." Der Blonde hatte es geschafft, nicht mehr vor Kälte zu stottern, doch rieb schnell an seinen Oberarmen rauf und runter, um sich ein wenig warm zu halten. "Ich hörte, dass Koorime gefühllose Frauen seien, die nur dann lächeln, wenn sie das Blut ihres letzten Opfers von ihren Händen lecken." Reis Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er mit Max’ Frage alles andere als glücklich war. "Tja, wie du selbst sagtest, sind es nur Gerüchte." Max atmete erleichtert aus. "Puh, also stimmen all diese Schauermärchen über die Koorime nicht, ja?" "Natürlich nicht. Koorime lächeln nämlich nie." Mit dieser Antwort und einem schiefen Grinsen ließ Rei einen sehr blassen Max mit heruntergeklappter Kinnlade stehen. Kai beobachtete die Szene amüsiert. ‚Wird vielleicht doch nicht so langweilig, dieser Job.’ Dann trat auch Tyson neugierig an Rei heran. "Sag mal Rei, es gibt da noch etwas was mich wundert. Du sagtest, dass die Koorime einmal im Jahr die Männer aus umliegenden Dörfern zum Sex zwingen, um Kinder gebären zu können, richtig? Wieso nennt man sie dann 'eiserne Jungfrauen'?" "Jungfräulichkeit bezieht sich nicht immer nur auf sexuelle Aktivitäten, Tyson. Es ist etwas anderes, das die Koorime nicht kennen, was ihnen diesen Namen eingebracht hat." Die Antwort klang diesmal, im Vergleich zu der, die er Max gab, eher bedauernd. Doch statt näher darauf einzugehen, drängte Rei die anderen weiter zu gehen, damit sie das Dorf schnell hinter sich lassen konnten. Die vier hatten beinah das Ende des Dorfes erreicht, nur wenige der Frauen waren ihnen begegnet, da stellte ausgerechnet Tyson die Frage, die Kai bereits interessierte, seit er von Reis Rolle bei ihrer Mission hörte. "Sag mal Rei, wie kommt es eigentlich, dass die Koorime dich mit uns so einfach durch ihr Land spazieren lassen? Ich dachte, sie hassen Männer." Rei stoppte, überlegte kurz und antwortete dann mit einem Grinsen. "Ich bin wohl die viel gekrönte Ausnahme." Mehr sagte er nicht und Tyson gab sich damit zufrieden. Kai allerdings war nicht besonders begeistert über diese Antwort. ‚Na toll! Da dachte ich, Fettarsch ist mal zu was nütze und meine Hoffnung wird schnöde enttäuscht.’ Kurz bevor sie das Ende des Dorfes erreichten und von dort aus noch weitere 20 Kilometer durch die verschneite Eiswüste zurücklegen müssten, kam eine der Koorime auf Rei zu. "Rei… bevor du gehst, möchte Kiira noch kurz mit dir sprechen." Ihre Stimme war ebenso kalt und ausdruckslos wie ihr Gesicht, und Max bekam eine leichte Gänsehaut, als sie ihn und die anderen beiden mit einem flüchtigen Blick bedachte. "Danke Sonya, ich werde sofort zu ihr gehen." Sonya nickte darauf lediglich und ging. "Wartet bitte kurz hier, ich bin gleich zurück." "Können wir nicht außerhalb des Dorfes auf dich warten? Ich fühle mich, als würden sich die Ice Maiden jeden Augenblick auf uns stürzen." Max’ Einwand war nicht unbegründet. Eine kleine Gruppe der Dämonenfrauen hatte sich einige Meter hinter ihnen gesammelt und sandte den drei Fremden mordlüsterne Blicke zu. "Wenn du die Damen dazu provozieren willst, dich anzugreifen, kannst du gerne vor dem Dorf warten." Große Augen sahen den Schwarzhaarigen an, der darauf fortfuhr. "Wenn ihr ohne einen Führer das Dorf verlasst, ist das für die Koorime ein Zeichen des Verrats. Indem sie euch erlauben, ihr Heim zu betreten, geben sie euch damit einen Teil ihrer selbst preis. Solltet ihr gehen, ohne in Begleitung einer der Koorime vertrauten Person zu sein, ist das Hochverrat." Damit ließ Rei zwei geschockte Menschen und einen verwunderten Feuerdämon stehen und ging davon, um sich mit der Anführerin Kiira zu treffen. Kai war jedoch keinesfalls überrascht über das, was Rei über die Koorime gesagt hatte. Er hatte bereits etliche Storys über die Grausamkeit und die überaus ungnädigen Methoden von ihnen gehört. Was ihn allerdings interessierte, war Rei. ‚Ich weiß noch immer nicht, welcher Dämonenart er angehört. Dass er kein Mensch ist, kann ich spüren. Aber eigentlich müsste ich auch spüren können, in welche Richtung seine Kräfte gehen. Er ist klar an die Klimabedingungen hier angepasst, also muss er die Koorime schon lange kennen. Das wundert mich sowieso am meisten. Ich habe noch nie davon gehört, dass die Koorime außerhalb ihrer Paarungszeit einen Mann auch nur in ihre Nähe lassen, ohne ihn zu töten. Könnte es denn vielleicht sein, dass Rei eine der Damen beglückt hat? Aber selbst wenn er der Vater eines ihrer Kinder sein sollte, wäre es höchst unwahrscheinlich, dass sie seine Anwesenheit dulden. Ich verstehe einfach nicht in welcher Beziehung er zu ihnen steht. Das macht mich rasend!’ Ohne dass er es selbst richtig bemerkte, von der Kälte und seiner innerlich aufsteigenden Wut getrieben, entflammte seine rechte Hand. Die kleine Gruppe von Koorime, die die drei beobachtet hatte, bemerkte es allerdings sofort und kaum dass die Ice Maiden das erste Aufflackern der Flammen gesehen hatten, zogen sie die Schwerter an ihren Seiten und stürmten auf Kai los. Der dämonische Dieb bemerkte schnell den nahenden Angriff und machte sich selbst bereit zu kontern. Ein Schwert trug er nicht, doch er würde sowieso keines benötigen. Die erste der Koorime war bei ihm angekommen und holte mit dem Schwert aus, doch Kai wich dem Schlag sich duckend aus. Als die Klinge nach ihrem verfehlten Ziel den Boden berührte, ließ Kai seine Hand hervorschnellen und um den Stahl schließen. Im nächsten Augenblick glühte die Klinge heiß auf und schmolz augenblicklich durch die große Hitze vom Schwertgriff. Geschockt wich die Dämonin zurück, doch eine nächste war bereits zur Stelle und schlug mit ihrem Schwert nach Kai. Der konnte auch dieser Attacke ausweichen, doch sah er zugleich zwei weitere der Koorime, die ihm gefährlich nahe waren, und statt jede von ihnen einzeln anzugreifen, ließ er einen seiner Feuerbälle entstehen und warf ihn direkt vor sich in den Schnee. Als dieser durch die Hitze zusammenschmolz, hatte sich Kai bereits mit einem Sprung einige Meter zurück in Sicherheit gebracht. Die Koorime allerdings, die ihn bedroht hatten, landeten erschrocken in dem dreimal drei Meter breiten, hüfthohen Wasserloch, der durch Kais Feuerball entstanden war. Tyson und Max waren so überrascht von dem plötzlichen Angriff der Koorime gewesen, dass sie erst jetzt die Situation erfassen konnten und ihre Schwerter zogen, während die vier Dämonenfrauen so schnell sie konnten aus dem Wasser stiegen, um erneut angreifen zu können. Doch dazu kam es nicht, denn gerade als alle wieder kampfbereit waren, schritt Rei aus dem Haus der Anführerin und sah entsetzt, was sich abspielte. "Stopp!" Die Koorime hielten inne, was Kai überraschte, der sich darauf ebenso entschied, nicht anzugreifen. Doch er blieb in einer alarmierten Position. Der Schwarzhaarige war schnell bei der Gruppe angekommen. Er war deutlich nicht erfreut über diese Situation. "Ich hatte euch doch gebeten, nicht für Unruhe zu sorgen." Dann wandte er sich an die vier Frauen hinter ihm. "Nephta, Sieera, Mana und Udtika, ich entschuldige mich im Namen meiner Begleiter für ihr Benehmen. Ich werde sie jetzt zu ihrem Reiseziel geleiten. Wenn meine Arbeit beendet ist, werde ich zurückkehren." Die vier nickten Rei zu; drei von ihnen ließen ihre Schwerter zurück in deren Scheiden gleiten und gingen, während Nephta, die größte von ihnen, deren Schwert Kai vorhin geschmolzen hatte, an Ort und Stelle verweilte. "Es ist möglich, dass heute Nacht ein Schneesturm über das Land zieht, also zieh dich mit den Männern in die Höhlen westlich von hier zurück und warte dort bis morgen, bevor du sie weiter führst. Vergiss nicht, dass wir deine Rückkehr erwarten." Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und Rei nickte lächelnd. Während Tyson und Max das als eine eher herzlose Art ansahen sich zu verabschieden, war Kai mehr als erstaunt. Das war die gefühlvollste Geste, von der er jemals gehört hatte, dass Koorime diese ausführen konnten. Und wieder stellte sich ihm die Frage, wer Rei nun genau war. Doch er sprach sie nicht aus. Rei versprach Nephta, das Dorf wissen zu lassen, sollte seine Rückkehr sich ungeahnt verschieben, und verabschiedete sich. Dann führte er die anderen aus dem Dorf. "Wo ist diese Höhle, von der sie gesprochen hat? Glaubst du, der Schneesturm kommt bald?" Rei sah Max an, als er ihm antwortete. "Die Höhle ist etwa sechs Kilometer entfernt. Mach dir keine Sorgen, Nephta sagte, der Schneesturm würde erst heute Nacht kommen. Bis dahin sind wir längst da." Die besagten sechs Kilometer verliefen relativ still, nur die kleinen und leisen Gespräche zwischen Tyson und Max unterbrachen das Schweigen. Rei war darauf konzentriert den Weg nicht aus den Augen zu verlieren, denn obwohl der Sturm noch fern war, hatte es heftig zu schneien begonnen und Kai hatte so oder so keine Lust auf Smalltalk. Als sie die Höhle erreichten, war es bereits dunkel geworden und Max und Tyson ließen sich erschöpft auf den kalten, doch glücklicherweise trockenen Boden sinken. "Oh man, ich hatte nicht gewusst, dass der Weg bis hierhin so anstrengend werden würde. Schnee ist wirklich nicht mein Ding, sag ich euch." "Ich stimme dir voll und ganz zu, Max. Und Hunger hab ich auch. Hast du was zu essen dabei, Max?" Angesprochener schüttelte den Kopf, doch bevor Tyson wehleidig aufstöhnen konnte, meldete sich Rei zu Wort. "Keine Sorge, weiter hinten in der Höhle ist eine Art Vorratskammer. Die Koorime nutzen diese Höhle als Unterschlupf, sollte während ihrer Jagd unerwartet ein Sturm entstehen. Holz um ein Feuer zu machen sollte sich ebenfalls dort befinden." Dies schien neue Lebensgeister in Tyson zu erwecken und er erklärte sich sofort dazu bereit, Rei zu helfen einige der Utensilien rüber zu tragen. Etwa eine dreiviertel Stunde später hatten die vier gegessen und saßen der Wärme wegen um das Feuer herum. Der vorausgesagte Schneesturm war vor etwa fünf Minuten eingetroffen. Tyson erzählte, mit Max’ Unterstützung, Rei allerhand Geschichten von großen und gefährlichen Missionen, die die beiden bereits für den Fürsten erledigt hatten und der Schwarzhaarige hörte interessiert zu. Kai ließ das Gerede kalt. Seine Augen hafteten einzig and Rei. Nachdem sie das Feuer gezündet hatten, hatte der schwarzhaarige Dämon die graue Kluft, die er zuvor getragen hatte, abgelegt. Darunter befand sich eine schwarze Hose, die die Konturen der Beine umschmeichelte, aber dennoch recht locker saß. Außerdem ein dunkles Shirt, das noch einige Zentimeter über den Bund der Hose reichte. Der weite Ausschnitt erlaubte Kai einen Einblick auf die helle, seidig wirkende Haut an Hals und Nacken, der Stoff der Hose offenbarte die schmalen Hüften des Schwarzhaarigen. Hin und wieder erhaschte er dann auch einen Blick in die goldenen Augen und das Gespräch, das er im Palast mit dem Fürsten hatte, kam ihm wieder in den Sinn. ~ "Es kommt nicht auf den Ort an, von dem aus etwas Schönes betrachtet wird, sondern auf die Person, die es um seiner Schönheit Willen, betrachtet. Die meisten Menschen, sowie Dämonen oder andere Lebewesen, können sehen, dass etwas schön ist, aber sie können nicht verstehen, warum es das ist. Sie sehen nur die äußere Hülle, ich aber sehe den Kern der Dinge." ~ Allerdings musste er zu seinem Leidwesen gestehen, dass er im Falle von Rei wie die Menschen und Dämonen, deren augenscheinliche Ignoranz innerer Schönheit er verspottete, nur die äußere Hülle sehen konnte. Rei war schön. Kein Zweifel daran. Doch Kai war sich sicher, dass noch einiges mehr hinter der bisherigen freundlichen Fassade des Schwarzhaarigen steckte. Und er fühlte einen Drang in sich aufsteigen, ein Begieren, geweckt durch seine diebische Natur, aber auch ehrliches Interesse, Reis inneren Kern zu enthüllen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)