Fire and Ice von abgemeldet (Kai x Rei) ================================================================================ Kapitel 2: Rei -------------- So, da sind wir wieder mit einem neuen Kapitel. An dieser Stelle herzlichen Dank an meine Betaleserin Sadriel. Ich wäre echt verloren wenn sich nicht jemand vor dem Update meinen Schwachsinn durchlesen würde.^^ Aber sie hat mich auf etwas wichtiges Aufmerksam gemacht. Ich habe möglicherweise den Eindruck geweckt, das diese Geschichte in der Vergangenheit, beziehungsweise einer Mittelalterlichen Welt spielt. Wie ihr in naher Zukunft vor allem noch an den folgenden Kapiteln erkennen werdet, ist dem nicht so. Wir unterscheiden hier in drei Welten. Das Menschenreich, das Himmelsreich und das Dämonenreich. Jedes hat natürlich seine eigenen Gebräuche, Sitten und Umgangsformen, aber die Geschichte an sich, spielt in einer gegenwärtigen Zeitform. Auch im Dämonenreich wird es Abschnitte, oder besser gesagt, Orte geben, die keinesfalls mit dem Mittelalter zu vergleichen sind und hohe technologische Fortschritte erzielt haben. Deshalb bitte nicht wundern, wenn eine Formulierung nicht unbedingt mittelalterliche Standards wieder spiegelt. So, dann los jetzt. Rei Kai schützte seine Augen vor den grellen Sonnenstrahlen mit seiner Hand, als er von dem Ast in der hohen Baumkrone das Land überblickte. Das kleine Waldstück, in dem er sich zurzeit befand, würde sich noch ein paar Meter weit strecken, bevor er in das Koorime-Gebiet, verborgen hinter einem mächtigen Felsen, eindringen könnte. Der Gedanke war ihm nicht unbedingt willkommen. ‚Eis. Jede Menge Eis. Und das kombiniert mit einem ganzen Volk eben so eisiger Jungfrauen. Ich kann nicht verstehen, wie diese Rei dazu in der Lage sein soll, uns durch diesen Haufen blutrünstiger Furien zu schleusen.’ "Kai! Wo verdammt noch mal treibt sich dieser Feuerteufel rum?! Ich schwöre dir Max, wenn der Kerl glaubt, er könnte sich verdrücken und ungestraft davon kommen, dann hat er die Rechnung aber ohne die Nummer 1 der Spitzenhunter gemacht! Kai!" Zornig und sichtlich genervt zogen sich die Augenbrauen des Feuerdämons zusammen, als er die laute Stimme eines seiner beiden Begleiter hörte. Er knurrte. „Dieser Idiot! Ich sagte dem Fettsack doch, er solle sich ruhig verhalten, während wir im Wald der Schreie sind! Wenn er so weiter macht, weckt er noch –“ Er wurde in seinem Fluchen von einem lauten Knall und zwei menschlichen Schreien unterbrochen und seine Wut wuchs noch ein Stück, als er sich vom Ast abstieß und in die Richtung eilte, aus der der Lärm kam. "- die Erdgeister auf! Wenn nicht schon diese hirnlosen Zombies ihn gefressen haben, bevor ich dort bin, werde ICH ihm und Smiley den Hals umdrehen!" "Max, hinter dir!" Dank der Warnung seines Freundes konnte der Blonde gerade noch rechtzeitig dem eigentlich tödlichen Schlag des Dämons entgehen und den grauhäutigen Riesen mit seinem Schwert in der Mitte zerteilen. Glücklicherweise waren Erdgeister, die nur sehr unförmig einen nackten, grauen und zwei Meter großen Menschen repräsentieren, nicht sehr intelligent und eher schlechte Kämpfer. Jedoch waren sie übermenschlich stark und traten zudem immer in großer Anzahl auf. In nur wenigen Sekunden hatten Max und Tyson sich von ihnen umringt entdeckt und es war scheinbar egal, wie viele der Dämonen sie bereits getötet hatten, der Ansturm nahm einfach nicht ab. Tyson, der gerade zwei der Erdgeister mit Hilfe seines eigenen Schwertes zerteilt hatte, kam langsam aus der Puste. Ohne den Blick von den näher kommenden Kreaturen zu wenden, rief er über seine Schulter. "Max, noch alles klar bei dir?" Max antwortete während er drei Erdgeistern in einer Reihe die Köpfe abschlug. "Ich bin okay, aber ich glaube nicht, dass ich noch lange so weitermachen kann! Es werden einfach immer mehr Gegner!" Wie aufs Stichwort brachen plötzlich zwei weitere Dämonen aus dem Erdreich hervor und gingen auf die Hunter los. "Max! Ich glaub, ich hab eine Idee, wie ich uns die Typen vom Hals schaffen kann! Wenn ich dir Bescheid gebe, öffnest du den Schutzbann deines Schwertes, okay?" "Alles klar!" Diese Worte gehört, verschaffte sich Tyson schnell etwas Platz zwischen sich selbst und den angreifenden Erdgeistern. In einer schnellen Bewegung brachte er sein Schwert senkrecht genau einen Zentimeter von seinem Gesicht entfernt und schoss konzentriert die Augen. "Jetzt!" Kaum diese Warnung an seinen Kameraden gerichtet, breitete sich ringförmig eine kraftvolle Druckwelle von dem Blauhaarigen aus. Während diese zu allen Seiten wuchs und ihn ihrem Lauf die Dämonen in Stücke riss, stieß Max sein Schwert in den lockeren Waldboden, und der sich daraufhin bildende Schutzbann hielt ihn vor der zerstörerischen Macht der Welle sicher. Nach wenigen Sekunden ebbte die Druckwelle ab. Meterweit hatte sie Bäume, Gräser und Felsen aus der Erde gerissen und in einem Kreis der Verwüstung, klopften sich die beiden Hunter den Staub von der Kleidung. Max atmete erleichtert aus. "Puh, das war ganz schön knapp. Ein Glück, dass deine Welle alle auf einen Schlag pulverisiert hat." Tyson, der seine weichen Knie mit einem lauten Lachen überspielte, stellte sich gleich in Siegerpose. "Tja, der Dämon, der mich besiegt, muss erst noch geboren werden!" "Ich muss sagen, ich bin beeindruckt!" Die beiden Hunter drehten sich überrascht zu der Stimme des Feuerdämons um. Tyson grinste selbstgefällig. "Ah, Kai. Wurde auch Zeit, dass du endlich anerkennst, was für ein fantastischer Hunter ich bin." Mit Leichtigkeit sprang Kai von dem unteren Ast eines Baumes am Rande des kreisförmigen Kraters und ging auf seine beiden Begleiter zu. "Weißt du Tyson, als ich dich das erste Mal sah, habe ich mich gefragt, wie ein solch einfältiger Idiot wie du, der trotz seines bereits zweijährigen Dienstes unter dem Fürsten anscheinend noch immer keinerlei Erfahrung gesammelt hat, der beste Mann dieses Herrschers sein kann. Ich dachte, der Zwergenfürst müsste betrunken gewesen sein, Personal wie dich und den Smiley da zu beschäftigen. Aber erst jetzt hast du mir klar gemacht, wie recht ich mit meiner Vermutung hatte." Es brauchte genau 4 Sekunden bis Tyson bemerkte, dass Kai ihn nicht lobte, sondern viel mehr beleidigte, und das selbstzufriedene Gesicht des Hunters verschwand. "Hey! Immerhin habe ich sämtliche Erdgeister, die uns angegriffen haben, mit nur einem Schlag erledigt!" Max war schnell dabei, seinen Partner zu unterstützen. "Genau! Tyson ist er beste unter den Huntern im Umgang mit Angriffszaubern." Der Feuerdämon war inzwischen bei den beiden angekommen und sah sich noch einmal mit skeptischem Blick um. "Oh, aber natürlich ist er der beste, kein Zweifel. Wer sonst würde wohl seine Kraft für einen Zauber verbrauchen, der nicht nur dem Zweck unangebracht ist, sondern auch noch jedem Dämon im Umkreis von Meilen unsere Anwesenheit preisgibt. Mal davon abgesehen, dass dieser Zauber nur bei schwachen Gegnern effektiv ist, was hättest du getan, wenn eine ähnliche Anzahl Gegner euch im Palast oder gar der Menschenwelt angegriffen hätte, wo du nicht genug Platz für diese Attacke gehabt hättest?" Daraufhin wurden Max und Tyson still. Konsequenzen ihres Handelns hatte keiner der beiden bedacht. Kai missfiel die Situation sehr. "Und jetzt setzt ihr besser eure Ärsche in Bewegung, es sei denn, ihr wollt euch unbedingt mit den restlichen Bewohnern dieses Waldes anlegen. Außerdem werden wir jetzt wahrscheinlich ziemlich tief in die Trickkiste greifen müssen, wenn wir diese Rei davon überzeugen wollen, dass ihr zwei doch nicht so große Volltrottel seid, wie ihr gerade demonstriert habt, denn zweifellos haben auch die Koorime den Energieschub bemerkt." Nach eineinhalbstündigem Marsch waren die drei an der Grenze zum Koorimeland angekommen. Obwohl er das kalte Terrain verabscheute und der gefrorene Boden dem Feuerdämonen bereits eine Gänsehaut bescherte, atmete er erleichtert aus. Diese 90 Minuten waren die Hölle gewesen. Die beiden Hunter waren ihm so dermaßen auf die Nerven gegangen, dass sich Kai die Ablenkung durch einen Kampf mit ein Paar blutrünstigen Dämonen geradezu herbeigesehnt hatte. Was ihn jetzt allerdings mehr beschäftigte, war der Aufenthalt ihrer Führerin. "Wo zum Teufel ist diese Koorime?" "Hey Kai, bleib locker. Das eiskalte Fräulein wird sicher gleich kommen. Da fällt mir ein, hey Max." Der Blonde drehte sich zu seinem Freund um. "Was ist, Tyson?" "Du sagtest doch, alle Koorime wären ausschließlich weiblich, oder?" "Richtig. Jedes Kind der Koorime wird weiblich geboren." Während Kai versuchte die beiden und die Kälte zu ignorieren, machte Tyson ein nachdenkliches Gesicht. "Aber wenn das alles nur Frauen sind, wie können sie dann schwanger werden?" "Die empfängnisbereiten Frauen überfallen einmal im Jahr die umliegenden Stämme und zwingen die Männer oder Dämonen, die ihnen gefallen zum Sex." Schnell drehten sich die drei nach der fremden Stimme um und Kai fluchte innerlich, dass er die andere Präsenz nicht früher bemerkt hatte. Die Zeit in der Menschenwelt hatte seine Sinne wohl mehr geschwächt, als er es angenommen hatte. Angriffsbereit entflammte seine Hand. ‚Die Stimme kam aus Richtung der Baumgruppe da vorne. Eindeutig männlich. Kein Mensch, wenn er sich so an mich heranschleichen konnte. Doch ich kann ihn weder sehen, noch ausmachen, welcher Dämonenart er angehört. Er muss stark sein, seine Anwesenheit so vor mir zu verschleiern. Das wird endlich mal wieder richtig spaßig.’ Dann fand auch Max aus seiner Starre. "Wer bist du? Zeig dich!" Doch ein leises Rascheln in einem der Baumwipfel war das Einzige, das Kai verriet, dass der unbekannte die Position gewechselt hatte. ‚Er ist ziemlich schnell. Immer wenn ich denke, ihn ausgemacht zu haben, ist er wieder verschwunden.’ Dann ertönte die fremde Stimme erneut "Ich muss sagen, ich verstehe nicht ganz welche Strategie ein Feuerdämon und zwei Hunter des Fürsten damit verfolgen, indem sie in der Nähe des Koorimelandes eine solche Energiewelle freisetzten. Ihr seid entweder unglaublich mutig, oder außergewöhnlich dumm." ‚Da!’ In diesem Moment entfesselte Kai die Kraft seines Flammenballs und schleuderte die große Feuerkugel auf den Baum hinter ihm, weit hoch in die dichte Krone. Nur Bruchteile von Sekunden, bevor der Baum in Flammen aufging, sprang, für alle drei sichtbar, eine Person vom Baum und landete im Schutze der Schatten einiger anderer Bäume auf der gegenüberliegenden Seite, auf dem Boden. Kai hätte diesen Moment nutzen und angreifen können, doch er hatte das Gefühl, dass dies nicht nötig war. Dann auch Tyson fand, sehr zu Kais Bedauern, seine Sprache wieder. "Okay. Schluss jetzt mit dem Versteckspiel! Wer bist du, was willst du und woher weißt du, dass wir Hunter des Fürsten sind?" Er konnte es nicht sehen, aber Kai hätte schwören können, dass der andere Dämon in diesem Moment lächelte. "Nun, ich kenne nicht viele Menschen, die in dieser Gegend solch feinen Gewänder tragen wie ihr zwei und noch dazu Schwerter mit dem Emblem des Fürsten. Ich selbst bin hier um einen Gefallen zu erwidern und mein Name…" In diesem Moment trat der in farblose Gewänder verhüllte Dämon aus den Schatten hervor und zog die große Kapuze von seinem Kopf. "…ist Rei." Hervorstechend waren die goldenen Augen, die blasse Haut und die langen schwarzen Haare, die nun den Blicken der drei freigegeben waren. Doch augenblicklich nachdem Rei seinen Namen ausgesprochen hatte, musste er in einem hohen Sprung einem weiteren Feuerball ausweichen. Max und Tysons Köpfe schwangen in die Richtung des Feuerdämons. "Kai! Was soll denn das?! Das ist doch Rei, der der uns helfen soll durch das Koorime-Gebiet zu kommen!" "Tyson hat Recht Kai, lass den Mist!" Doch der Blaugrauhaarige Dämon ließ seine Hand gleich erneut aufflammen, als Reis Füße wieder Boden berührten. "Tse! Ihr seid auch wirklich zu naiv! Wie soll uns ein Mann dabei helfen, das Land der eisigen Jungfrauen zu durchqueren? Was wir brauchen, ist eine Koorime aus dem Stamm. Der Kerl da will uns mit Garantie in eine Falle locken!" Er wollte gerade einen neuen Angriff starten, doch hielt inne, als der andere Dämon grinsend in die Hände klatschte. "Ich sehe, wenigstens einer von euch denkt nach, bevor er handelt. Nach dem vorherigen Fiasko von Energiewelle, hatte ich schon befürchtet es mit völligen Anfängern zu tun zu haben. Doch ich muss eurer lebenden Fackel widersprechen. Ich bin tatsächlich der Rei, zu dem euch der Fürst geschickt hat. Und ich werde euch durch das Koorime-Gebiet führen. Vorausgesetzt du nimmst endlich deinen angebrannten Arm runter." Ein scharfer Blick auf Kai, der darauf, wenn auch widerwillig, seine Hand zur Faust ballte und somit die Flammen vorerst erstickte. Das hieß jedoch nicht, dass er Rei glaubte. "Wieso sollten wir dir glauben? Beweise, dass du derjenige bist, der du vorgibst zu sein!" Wieder lächelte Rei, während er näher trat. "Ich fürchte, das ist mir nicht möglich. Du wirst mir vertrauen müssen." Eine Tatsache, die Kai überhaupt nicht gefiel. ‚Tse! Erst werde ich erpresst mit den beiden Schwachköpfen Pfadfinderlein zu spielen und dann soll ich auch noch irgendeinem dahergelaufenen Kerl vertrauen? Dass ich nicht lache! Er hat Glück, dass ich diese Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen will. Außerdem glaube ich, dass er die Wahrheit sagt, was seine Identität betrifft. Passt doch zu diesem Knirps von Fürst. Wer Fettarsch und Smiley zum Hunterdienst rekrutiert, dem ist es auch zuzutrauen, uns von einem Mann durch Koorime-Gebiet führen zu lassen. Ich frag mich langsam wirklich, wie der Zwerg ein Fürst werden konnte.’ Bevor Kai allerdings noch irgendetwas sagen konnte, schob sich ein breit grinsender Max zwischen ihn und Rei. "Rei, schön dich kennen zu lernen. Ich bin Max, das hinter mir ist Kai und da neben ist-" Doch Tyson unterbrach seinen Freund. "Ich bin Tyson, der beste Hunter des Fürsten und Retter in allen Lebenslagen. Verlass dich ruhig auf mich, sollten wir ein paar üblen Dämonen begegnen." Während Kai stöhnend die Hand vor die Stirn schlug, grinste Rei belustigt und gab dem blauhaarigen Hunter seine Hand. "Angenehm. Dann würde ich vorschlagen, wir gehen jetzt los. Bevor die anderen Dämonen in den abgelegenen Ländereien doch noch auf uns aufmerksam werden. Folgt mir." Damit schritt der schwarzhaarige Dämon auch schon voran und übertrat wie selbstverständlich die Grenze zum Reich der Koorime. Max und Tyson folgten auf dem Fuße, während Kai noch schnell mit einem missmutigen Blick seine Gänsehaut, die sich beim Gedanken an das kalte Land gebildet hatte, abschüttelte und mit wenig Enthusiasmus folgte. Nach einem relativ kurzen Marsch und ständig ansteigendem Schnee und Kälte, hielt Rei die Gruppe an. "Hinter der nächsten Weggabelung befindet sich das Dorf der Koorime. Innerhalb des Dorfes dürft ihr keinerlei Anzeichen von Aggression zeigen. Lasst eure Hände nicht zum Schwertgriff wandern und veranstaltet vor allem kein Feuerwerk." Ein Blick in Kais Richtung, welcher aber nur trotzig wegsah. "Bleibt dicht bei mir und tut nichts, was den Zorn einer der Damen wecken könnte. Verstanden?" Ein Nicken von Tyson und Max und das Schweigen Kais wurden einfach als Zustimmung gedeutet. Wie Rei gesagt hatte, erstreckte sich direkt hinter der Gabelung das Dorf der Koorime in seiner eisigen Pracht. Männlich gelang es Kai sein Zittern zu unterdrücken, doch die beiden Hunter bibberten beim Anblick all dieses Schnees frei vor sich hin. "Oh m-m-man. Hier ist j-ja echt alles au-aus Eis. Selbst die Häu-Häuser!" "N-n-na ja T-Ty-Tyson! Das ist schl-schließlcih das Revier d-d-der Ei-Eisdämonen. I-ich denke, es ist s-so gedacht, da-dass es ka-kalt ist. S-s-sagt mal, wieso zi-zittert ihr bei-beide eigentlich nicht, bei dieser K-k-kälte?" Rei lächelte. "Ich bin an das Klima hier gewohnt, auch wenn es mir nicht unbedingt angenehm ist. Man könnte sagen, es liegt mir im Blut." Kai bedachte Max’ Frage mit keiner Antwort. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er tatsächlich fror. Auf ihrem Weg durch das Dorf kamen ihnen einige Koorime entgegen. Natürlich waren sie alle Frauen, hatten allesamt eine helle Haut und ausnahmslos schwarze Haare und tiefblaue Augen. Die Kleidung, die sie trugen, bot augenscheinlich keinen Schutz vor der Kälte, doch den schienen sie ohnehin nicht zu brauchen. Kai, Tyson und Max wurde von den Frauen keine Beachtung geschenkt, doch die meisten von ihnen nickten Rei mit ihren ausdrucklosen Gesichtern grüßend zu. Kai war beeindruckt. ‚Er hat jedenfalls nicht zu viel versprochen. Trotzdem frage ich mich, wieso die Ice Maiden ihm erlauben unbehelligt durch ihr Terrain zu ziehen. Noch dazu mit Anhang. Scheiße ist das kalt!’ Etwas ehrfürchtig trat Max an Rei heran. "Sag mal Rei, diese ganzen Gerüchte über die Koorime… sind die wirklich wahr?" "Kommt drauf an. Von welchen Gerüchten redest du? Es gibt viele." Der Blonde hatte es geschafft, nicht mehr vor Kälte zu stottern, doch rieb schnell an seinen Oberarmen rauf und runter, um sich ein wenig warm zu halten. "Ich hörte, dass Koorime gefühllose Frauen seien, die nur dann lächeln, wenn sie das Blut ihres letzten Opfers von ihren Händen lecken." Reis Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er mit Max’ Frage alles andere als glücklich war. "Tja, wie du selbst sagtest, sind es nur Gerüchte." Max atmete erleichtert aus. "Puh, also stimmen all diese Schauermärchen über die Koorime nicht, ja?" "Natürlich nicht. Koorime lächeln nämlich nie." Mit dieser Antwort und einem schiefen Grinsen ließ Rei einen sehr blassen Max mit heruntergeklappter Kinnlade stehen. Kai beobachtete die Szene amüsiert. ‚Wird vielleicht doch nicht so langweilig, dieser Job.’ Dann trat auch Tyson neugierig an Rei heran. "Sag mal Rei, es gibt da noch etwas was mich wundert. Du sagtest, dass die Koorime einmal im Jahr die Männer aus umliegenden Dörfern zum Sex zwingen, um Kinder gebären zu können, richtig? Wieso nennt man sie dann 'eiserne Jungfrauen'?" "Jungfräulichkeit bezieht sich nicht immer nur auf sexuelle Aktivitäten, Tyson. Es ist etwas anderes, das die Koorime nicht kennen, was ihnen diesen Namen eingebracht hat." Die Antwort klang diesmal, im Vergleich zu der, die er Max gab, eher bedauernd. Doch statt näher darauf einzugehen, drängte Rei die anderen weiter zu gehen, damit sie das Dorf schnell hinter sich lassen konnten. Die vier hatten beinah das Ende des Dorfes erreicht, nur wenige der Frauen waren ihnen begegnet, da stellte ausgerechnet Tyson die Frage, die Kai bereits interessierte, seit er von Reis Rolle bei ihrer Mission hörte. "Sag mal Rei, wie kommt es eigentlich, dass die Koorime dich mit uns so einfach durch ihr Land spazieren lassen? Ich dachte, sie hassen Männer." Rei stoppte, überlegte kurz und antwortete dann mit einem Grinsen. "Ich bin wohl die viel gekrönte Ausnahme." Mehr sagte er nicht und Tyson gab sich damit zufrieden. Kai allerdings war nicht besonders begeistert über diese Antwort. ‚Na toll! Da dachte ich, Fettarsch ist mal zu was nütze und meine Hoffnung wird schnöde enttäuscht.’ Kurz bevor sie das Ende des Dorfes erreichten und von dort aus noch weitere 20 Kilometer durch die verschneite Eiswüste zurücklegen müssten, kam eine der Koorime auf Rei zu. "Rei… bevor du gehst, möchte Kiira noch kurz mit dir sprechen." Ihre Stimme war ebenso kalt und ausdruckslos wie ihr Gesicht, und Max bekam eine leichte Gänsehaut, als sie ihn und die anderen beiden mit einem flüchtigen Blick bedachte. "Danke Sonya, ich werde sofort zu ihr gehen." Sonya nickte darauf lediglich und ging. "Wartet bitte kurz hier, ich bin gleich zurück." "Können wir nicht außerhalb des Dorfes auf dich warten? Ich fühle mich, als würden sich die Ice Maiden jeden Augenblick auf uns stürzen." Max’ Einwand war nicht unbegründet. Eine kleine Gruppe der Dämonenfrauen hatte sich einige Meter hinter ihnen gesammelt und sandte den drei Fremden mordlüsterne Blicke zu. "Wenn du die Damen dazu provozieren willst, dich anzugreifen, kannst du gerne vor dem Dorf warten." Große Augen sahen den Schwarzhaarigen an, der darauf fortfuhr. "Wenn ihr ohne einen Führer das Dorf verlasst, ist das für die Koorime ein Zeichen des Verrats. Indem sie euch erlauben, ihr Heim zu betreten, geben sie euch damit einen Teil ihrer selbst preis. Solltet ihr gehen, ohne in Begleitung einer der Koorime vertrauten Person zu sein, ist das Hochverrat." Damit ließ Rei zwei geschockte Menschen und einen verwunderten Feuerdämon stehen und ging davon, um sich mit der Anführerin Kiira zu treffen. Kai war jedoch keinesfalls überrascht über das, was Rei über die Koorime gesagt hatte. Er hatte bereits etliche Storys über die Grausamkeit und die überaus ungnädigen Methoden von ihnen gehört. Was ihn allerdings interessierte, war Rei. ‚Ich weiß noch immer nicht, welcher Dämonenart er angehört. Dass er kein Mensch ist, kann ich spüren. Aber eigentlich müsste ich auch spüren können, in welche Richtung seine Kräfte gehen. Er ist klar an die Klimabedingungen hier angepasst, also muss er die Koorime schon lange kennen. Das wundert mich sowieso am meisten. Ich habe noch nie davon gehört, dass die Koorime außerhalb ihrer Paarungszeit einen Mann auch nur in ihre Nähe lassen, ohne ihn zu töten. Könnte es denn vielleicht sein, dass Rei eine der Damen beglückt hat? Aber selbst wenn er der Vater eines ihrer Kinder sein sollte, wäre es höchst unwahrscheinlich, dass sie seine Anwesenheit dulden. Ich verstehe einfach nicht in welcher Beziehung er zu ihnen steht. Das macht mich rasend!’ Ohne dass er es selbst richtig bemerkte, von der Kälte und seiner innerlich aufsteigenden Wut getrieben, entflammte seine rechte Hand. Die kleine Gruppe von Koorime, die die drei beobachtet hatte, bemerkte es allerdings sofort und kaum dass die Ice Maiden das erste Aufflackern der Flammen gesehen hatten, zogen sie die Schwerter an ihren Seiten und stürmten auf Kai los. Der dämonische Dieb bemerkte schnell den nahenden Angriff und machte sich selbst bereit zu kontern. Ein Schwert trug er nicht, doch er würde sowieso keines benötigen. Die erste der Koorime war bei ihm angekommen und holte mit dem Schwert aus, doch Kai wich dem Schlag sich duckend aus. Als die Klinge nach ihrem verfehlten Ziel den Boden berührte, ließ Kai seine Hand hervorschnellen und um den Stahl schließen. Im nächsten Augenblick glühte die Klinge heiß auf und schmolz augenblicklich durch die große Hitze vom Schwertgriff. Geschockt wich die Dämonin zurück, doch eine nächste war bereits zur Stelle und schlug mit ihrem Schwert nach Kai. Der konnte auch dieser Attacke ausweichen, doch sah er zugleich zwei weitere der Koorime, die ihm gefährlich nahe waren, und statt jede von ihnen einzeln anzugreifen, ließ er einen seiner Feuerbälle entstehen und warf ihn direkt vor sich in den Schnee. Als dieser durch die Hitze zusammenschmolz, hatte sich Kai bereits mit einem Sprung einige Meter zurück in Sicherheit gebracht. Die Koorime allerdings, die ihn bedroht hatten, landeten erschrocken in dem dreimal drei Meter breiten, hüfthohen Wasserloch, der durch Kais Feuerball entstanden war. Tyson und Max waren so überrascht von dem plötzlichen Angriff der Koorime gewesen, dass sie erst jetzt die Situation erfassen konnten und ihre Schwerter zogen, während die vier Dämonenfrauen so schnell sie konnten aus dem Wasser stiegen, um erneut angreifen zu können. Doch dazu kam es nicht, denn gerade als alle wieder kampfbereit waren, schritt Rei aus dem Haus der Anführerin und sah entsetzt, was sich abspielte. "Stopp!" Die Koorime hielten inne, was Kai überraschte, der sich darauf ebenso entschied, nicht anzugreifen. Doch er blieb in einer alarmierten Position. Der Schwarzhaarige war schnell bei der Gruppe angekommen. Er war deutlich nicht erfreut über diese Situation. "Ich hatte euch doch gebeten, nicht für Unruhe zu sorgen." Dann wandte er sich an die vier Frauen hinter ihm. "Nephta, Sieera, Mana und Udtika, ich entschuldige mich im Namen meiner Begleiter für ihr Benehmen. Ich werde sie jetzt zu ihrem Reiseziel geleiten. Wenn meine Arbeit beendet ist, werde ich zurückkehren." Die vier nickten Rei zu; drei von ihnen ließen ihre Schwerter zurück in deren Scheiden gleiten und gingen, während Nephta, die größte von ihnen, deren Schwert Kai vorhin geschmolzen hatte, an Ort und Stelle verweilte. "Es ist möglich, dass heute Nacht ein Schneesturm über das Land zieht, also zieh dich mit den Männern in die Höhlen westlich von hier zurück und warte dort bis morgen, bevor du sie weiter führst. Vergiss nicht, dass wir deine Rückkehr erwarten." Sie legte ihre Hand auf seine Schulter und Rei nickte lächelnd. Während Tyson und Max das als eine eher herzlose Art ansahen sich zu verabschieden, war Kai mehr als erstaunt. Das war die gefühlvollste Geste, von der er jemals gehört hatte, dass Koorime diese ausführen konnten. Und wieder stellte sich ihm die Frage, wer Rei nun genau war. Doch er sprach sie nicht aus. Rei versprach Nephta, das Dorf wissen zu lassen, sollte seine Rückkehr sich ungeahnt verschieben, und verabschiedete sich. Dann führte er die anderen aus dem Dorf. "Wo ist diese Höhle, von der sie gesprochen hat? Glaubst du, der Schneesturm kommt bald?" Rei sah Max an, als er ihm antwortete. "Die Höhle ist etwa sechs Kilometer entfernt. Mach dir keine Sorgen, Nephta sagte, der Schneesturm würde erst heute Nacht kommen. Bis dahin sind wir längst da." Die besagten sechs Kilometer verliefen relativ still, nur die kleinen und leisen Gespräche zwischen Tyson und Max unterbrachen das Schweigen. Rei war darauf konzentriert den Weg nicht aus den Augen zu verlieren, denn obwohl der Sturm noch fern war, hatte es heftig zu schneien begonnen und Kai hatte so oder so keine Lust auf Smalltalk. Als sie die Höhle erreichten, war es bereits dunkel geworden und Max und Tyson ließen sich erschöpft auf den kalten, doch glücklicherweise trockenen Boden sinken. "Oh man, ich hatte nicht gewusst, dass der Weg bis hierhin so anstrengend werden würde. Schnee ist wirklich nicht mein Ding, sag ich euch." "Ich stimme dir voll und ganz zu, Max. Und Hunger hab ich auch. Hast du was zu essen dabei, Max?" Angesprochener schüttelte den Kopf, doch bevor Tyson wehleidig aufstöhnen konnte, meldete sich Rei zu Wort. "Keine Sorge, weiter hinten in der Höhle ist eine Art Vorratskammer. Die Koorime nutzen diese Höhle als Unterschlupf, sollte während ihrer Jagd unerwartet ein Sturm entstehen. Holz um ein Feuer zu machen sollte sich ebenfalls dort befinden." Dies schien neue Lebensgeister in Tyson zu erwecken und er erklärte sich sofort dazu bereit, Rei zu helfen einige der Utensilien rüber zu tragen. Etwa eine dreiviertel Stunde später hatten die vier gegessen und saßen der Wärme wegen um das Feuer herum. Der vorausgesagte Schneesturm war vor etwa fünf Minuten eingetroffen. Tyson erzählte, mit Max’ Unterstützung, Rei allerhand Geschichten von großen und gefährlichen Missionen, die die beiden bereits für den Fürsten erledigt hatten und der Schwarzhaarige hörte interessiert zu. Kai ließ das Gerede kalt. Seine Augen hafteten einzig and Rei. Nachdem sie das Feuer gezündet hatten, hatte der schwarzhaarige Dämon die graue Kluft, die er zuvor getragen hatte, abgelegt. Darunter befand sich eine schwarze Hose, die die Konturen der Beine umschmeichelte, aber dennoch recht locker saß. Außerdem ein dunkles Shirt, das noch einige Zentimeter über den Bund der Hose reichte. Der weite Ausschnitt erlaubte Kai einen Einblick auf die helle, seidig wirkende Haut an Hals und Nacken, der Stoff der Hose offenbarte die schmalen Hüften des Schwarzhaarigen. Hin und wieder erhaschte er dann auch einen Blick in die goldenen Augen und das Gespräch, das er im Palast mit dem Fürsten hatte, kam ihm wieder in den Sinn. ~ "Es kommt nicht auf den Ort an, von dem aus etwas Schönes betrachtet wird, sondern auf die Person, die es um seiner Schönheit Willen, betrachtet. Die meisten Menschen, sowie Dämonen oder andere Lebewesen, können sehen, dass etwas schön ist, aber sie können nicht verstehen, warum es das ist. Sie sehen nur die äußere Hülle, ich aber sehe den Kern der Dinge." ~ Allerdings musste er zu seinem Leidwesen gestehen, dass er im Falle von Rei wie die Menschen und Dämonen, deren augenscheinliche Ignoranz innerer Schönheit er verspottete, nur die äußere Hülle sehen konnte. Rei war schön. Kein Zweifel daran. Doch Kai war sich sicher, dass noch einiges mehr hinter der bisherigen freundlichen Fassade des Schwarzhaarigen steckte. Und er fühlte einen Drang in sich aufsteigen, ein Begieren, geweckt durch seine diebische Natur, aber auch ehrliches Interesse, Reis inneren Kern zu enthüllen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)