No Happyend von Willow (Dem Auge fern, doch dem Herzen immer nah.) ================================================================================ Kapitel 4: drei ~ Wo ist Natasha? --------------------------------- Ich klingelte am nächsten Morgen wieder. Die Frau machte mir schlaftrunken die Tür auf. "Elly!" flüsterte sie aufgeregt freudig und ich nickte. "Sie haben mir ihren Namen noch gar nicht veraten..." meinte ich leise und sie winkte mich rein. "Ich heiße Natasha Friedler. Komm rein, er schläft noch." Ich lächelte und trat ein. Anscheinend verstand sie mein Anliegen. "Er ist sehr krank...totkrank. Und das mit 17. Darum ist er so darum bemüht, das ihn keiner sieht. Seine Eltern sind tot, ich bin sein Vormund, vom Staat her, weißt du?" Sie trank von ihrem Tee. "Ich kenne ihn nicht anders." Jetzt verstand ich einigermaßen was er meinte..."Vielleicht kannst du ihm ja etwas näher kommen, damit er nicht immer so alleine ist..." flüsterte sie und ich lächelte. Ich hatte ja noch keine Schule, was hieße ich hätte wirklich Zeit für ihn und Freunde hatte ich ja auch noch keine. "Hm...okay, ich versuchs. Ich hoffe nur, das er mich nicht allzusehr abstößt." Sie lächelte. "Elly, jeder Mensch braucht jemanden." Sie war so freundlich, ich musste es einfach annehmen. "Okay." Ich hörte wie jemand oben hinfiel und aufschrie. Ich zuckte zusammen und Natasha sprang auf. "JEAN!" Ich war etwas schneller als sie und rannte hoch, nahm zwei Stufen zugleich und öffnete die Tür aus der ich meinte, das Geräusch vernommen zu haben. Ich sah wie Jean vor dem Bett lag, das Gesicht schmerzverzerrt und immer wieder aufschreiend, daneben der umgekippte Rollstuhl. Ich hechtete hin. "G-ganz ruhig...Ich bin da...und Natasha auch..." Er schaute mich geschockt an. "FASS MICH NICHT AN!" er robbte etwas zurück und sah mich mordlustig an, jedoch war seine Miene eiskalt. Er hatte geweint, seine Augen waren ganz rot. Ich kniete dort. "Ich...ich wollte doch nur helfen..." "HELFEN?! HELFEN KÖNNTEST DU IN DEM DU VERSCHWINDEST!" Ich zuckte zusammen. Natasha stellte den Rollstuhl wieder hin. Ich sah bitter auf den Boden. Er guckte mich an und hielt sich etwas am Bett fest. "E...es tut mir leid..." sagte ich leise und stand auf. Jean versuchte sich immer wieder alleine hochzu ziehen, doch entgültig klappte es nur mit Natashas Hilfe. Im Rollstuhl saß er zusammengekauert, wie ein Häufchen Elend. "Geht es...?" fragte Natasha leise und er nickte. "Ich muss einkaufen gehen...Elly könntest du solnage hierbleiben...?" "Ich kann auch alleine hier bleiben, ich bin 17 ich brauche keinen Babysitter mehr!" schrie er sie an, doch sie ignorierte ihn. Ich nickte wiederwillig, zweifelnd an meinem Plan. "J-ja..." sagte ich leise und sie lächelte. "Okay ich bin bald zurück." Sie verließ das Haus und nun stand ich da. Er schwieg. "Du kannst gehen." "Ich geh aber nicht." Es kam schneller aus mir heraus, als ich denken konnte..."Was?!" "Natasha hat gesagt ich soll bleiben, also bleib ich." Ich sah ihn fest an. Er legte die Hände an die Räder des Rollstuhls und fuhr einfach davon. Ich rief solange meine Mutter an, wo ich sei, ich wollte ja nicht das sie sich sorgt, danach suchte ich Jean. Ich lief durch einen Korridor und sah ihn dann im Wohnzimmer. "Hey...hast du hunger oder so...?" Er sah über die Schulter zu mir. "Nein." "Möchtest du dann was trinken...?" "Nein." "Vielleicht...-" "Nein ich möchte auch nicht spazieren fahren oder sonst irgendwas, lass mich in Ruhe." Ich setzte mich zu ihm. "Okay, wenn du das nicht willst, dann bin ich einfach nur da." ich lächelte sanft und er sah zu mir. "Das will ich auch nicht." Ich seufzte leise. "Natasha hat mir erzählt das du..." "krank bist?! Gut...! Dann weißt du es ja, warum bist du dann hier? Erbschleicherei?! Tze..." Ich schüttelte heftig den Kopf. "N-Nein!" Er sah mich intensiv an. "Stimmt, ich hätte dir auch nicht zugetraut so weit zu denken..." "Du bist so stur! Ich will dich doch einfach nur besser kennen lernen, ich bin erst vorgestern hier hergezogen und hab noch keine Freunde..." "Und da dachtest du : Ach geh ich mal zu den Nachbarn und nerv die?!" Ich wusste darauf nichts zu antworten. "Nein...ich...wusste ja nicht..." er verschränkte die Arme. "Ich wollte doch nur eine Freundin sein...Ich..." Seine Augen verengten sich. "Du bist so naiv...ich werde in ein paar Wochen sterben. Was bringt das?! Ich sitze im Rollstuhl, was für ein toller Freund ich doch bin..." Ich wurde traurig. "Hör auf damit! Bitte..." Wieso...tut das weh?!" Ich vergrub das Gesicht in den Händen. "I-Ich geh nach Hause, ich halt das nicht aus!" Er lachte bittersüß. "Gut das du es jetzt erkannt hast!" Ich sprang auf und rannte aus dem Haus. Er war ein schrecklicher, von Gram zerfressener Mensch! Am Abend lag ich in meinem Zimmer. Ich schaute auf die Karte meiner Freunde, die ich in der Hand drehte. Es machte mich traurig zu wissen, das man so böse sein kann...Ich schloss die Augen, es war dunkel in meinem Zimmer. Der Wind pfeifte leise durch den Spalt meines Fensters und meine Ohren lauschten dem Geräusch. Ich merkte wie jemand das Licht anmachte. Es war kein großes Licht, ich öffnete die Augen, doch es war nicht in meinem Zimmer, es war gegen über von uns, im Nachbarhaus. Das Zimmer in das ich genau reinsehen konnte, hatte sich erhellt, eine grelle Lampe schien herüber. Ich stand vom Bett auf und ging langsam hin. Jetzt stand ich am Fenster, hoffend das ich etwas erkennen konnte, dch ich sah kaum etwas, das Licht spiegelte sich auf meiner Fensterscheibe. Ich verengte die Augen instinktiv. Das Auto von Natasha war noch nicht da, ich konnte es zu mindest nirgends entdecken, ein roter Golf. War sie noch nicht wieder da? Vielleicht wollte sie auch das ich länger bleibe, damit ich eine Chance hatte, ihn besser kennenzulernen...vielleicht war es so. Ich begann zu zittern, ich war ein sehr Gewissenhafter Mensch, ich stellte mir oft viele Fragen, die mich zu erdrücken schienen. Ich versteckte mich etwas hinter meinem langen Vorhang. "Natasha?!" Jean fuhr mit seinem Rollstuhl durchs Haus. "Natasha!" er rief nach seiner Pflegerin. Auch war er blasser als sonst. Tiefe dunkle Ränder unter den Augen und mit fast ebenfarbigen Lippen, wie seine Haut schaute er sich hektisch um. "Natasha...?" Es war schon spät, etwa 22.30 Uhr, wo war sie bloß... Ich eilte unsere Treppe hinunter zu meiner Mum. "Mum...?Ich geh nochmal kurz spazieren, okay? Ein bisschen die Gegend erkunden...bin bald zurück." Sie nickte verwirrt und sah mir nach. Meine Schritte verlangsamten sich vor der Tür des Nachbarhauses. Die Tür war nur angelehnt, ich hatte sie anscheinend vorhin nicht richtig geschlossen, ich konnte mich auch nicht an ein Türknallen erinnern...Ich schob sie auf und schaute rein, überall brannte Licht. "Jean...?" ich flüsterte. Schnell schob ich mich durch den Spalt der Tür und huschte hinein. Ich hörte den Rollstuhl lautstark über den Boden schnellen. "N-Natasha...! Ich...." Er hielt inne und sah mich erstaunt an. Ich stand da, in meinem Matel, einem Schal und einem Rock, meine Haare schrecklich verwuschelt zusammengepflückt und mein Blick voller Sorge. "Bitte schrei mich nicht wieder an,ja? Ich hab dich rufen gehört und da hab ich mir sorgen gemacht..." Sein Blick war wieder grimmig. "Hab ich deinen Namen gerufen?!" "Nein..." "Dann werd ich ja auch wohl nicht dich gemeint haben, oder?!" Ich sah ihn unterwürfig an. "Nein...sicherlich nicht...aber ich hab Natashas Auto auch nicht gesehen darum hatte ich mir gedacht, das dir etwas fehlt..." Ich eilte zu ihm und kniete vor ihm nieder. "Bitte sei nicht wieder so gemein zu mir!" Er sah auf mich herab. "Was war denn los?" fragte ich leise und er schaute urplötzlich davon. "Nichts." Doch dann zuckte er zusammen. Gebeugt presste er sich die Arme in die Magengegend und schnappte durch die Zusammengebissenen Zähne nach Luft. Ich erschrak. "K-Keine Angst...d-das geht gleich...ARGH! Vorbei..." Ich presste die Worte qualvoll heraus und ich hielt seine Hand. Dann lockerte sich seine Muskulatur und ich atmete wieder etwas ruhiger. Er hob den Kopf. Sein Blick war eine Mischung aus Leid und aus Erschöpfung. "Ich bleibe heute Nacht hier, ich weiß zwar nicht wo Natasha ist, aber wenn sowas nochmal passiert, kann ich dich nicht alleine lassen!" sagte ich entschlossen und seine Mimik war kalt. "Ich brauche...dich...nicht!" stotterte er doch ich legte die Arme um ihn. "Ich geh nicht. Solange bis Natasha wiederkommt!" sein Kopf lag auf meiner Schulter. Ich spürte seinen kühlen Atem an meinem Hals. "Wann gibst du endlich ruhe..." murmelte er leise und ich wich etwas zurück. "Solange, bis du einsiehst, das ich für dich da bin, auch wenn ich dich nicht gut kenne." Ich hielt seine Hände, sie waren eisig, doch ich fuhr etwas liebevoll darüber. "So...hast du hunger,oder so?" Er sah weg. "Nein...nicht wirklich..." Ich seufzte. "Gut...was dann?" Zu erst schwieg er, doch dann holte er Luft. "Ich bin müde, mehr nicht." Ich nickte. Ich folgte ihm in sein Zimmer. Es war groß und leer, kaum Sachen, genauso wie in dem Zimmer gegenüber meines Zimmers. Er fuhr zu seinem Bett und schwieg. Vielleicht brauchte er etwas hilfe, ich wusste es ja nicht... Er versuchte sich aus seinem Stuhl zu hieven, doch er war zu schwach. Nach einigen Anläufen ging ich zu ihm, doch er sah mich böse und mörderisch an. "Ich schaff das schon!" Ich nickte etwas panisch. "O-okay..." Doch er schaffte es nicht. Meine Geduld war entgültig am Ende angelangt. Ich ging zu ihm, fasste ihm unter die Arme und hob ihn sanft aufs Bett, mit viel Mühe. Er sah mich bitter an. "Jetzt schau nicht so!" raunte ich ihn an. Er zuckte zusammen. Nicht aus schmerz oder so, nur weil ich etwas lauter wurde. Ich besah ihn musternd. Er war ziemlich dünn, fast schon dürr...Ein Häufchen Elend, er tat mir wirklich sehr leid...Er hob die Hand. "Setz dich." damit deutete er auf einen Platz neben sich und ich tat wie mir geheißen. "Es tut mir leid, aber es ist ein scheiß Gefühl, sich eingestehen zu müssen, das man jetzt auf die Hilfe anderer angewiesen ist." Ich nickte. "Darf...Darf ich dich was fragen...?" Er sah zu mir. "Was...hast du eigentlich?" Er schluckte, das hörte ich. "Bauchspeicheldrüsenkrebs." Mir hallte das Wort im Kopf. Ich hatte schonmal was davon gehört, eingehend damit beschäftigt aber hatte ich mich noch nie damit, aber es war absolut tödlich. nur 20% der betroffenen überleben durch eine operation, doch auch das ist nicht sicher, der die Symtome traten erst sehr spät ein. "Solche Anfälle wie vorhin sind normal." Ich seufzte. Dann fuhr ich über eine Seiner Hände. "Ich bin froh das wir jetzt wenigstens normal miteinander reden,... Ich hatte wirklich angst vorhin...also..." Er sah zu mir, bedacht, aber trotzdem etwas verwundert. "Nimm das nicht so ernst...Ich will nur niemanden mehr sehen, dann kann ich auch niemanden verletzen." Ich lächelte sanft. "Du musst nur sagen, wenn es dir schlecht geht, dann bin ich für dich da,okay?" Er nickte. "Das heißt...wir sind jetzt Freunde?" Es entlockte mir ein kurzes Lächeln. "Ja. Freunde." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)