Darkside of the moon von lomelinde (Die Jagt war nie zu Ende) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hier ist Kapitel 1 meiner Vampiregeschichte. Wie gesagt ich kenne mich relativ wenig mit Vampiren aus und wäre deshalb für jede Hilfe dankbar. Also Hinweise gerne an mich und ansonsten viel Spaß beim lesen. ************************************************************ Ayano fuhr sich durch das Haar und strich sich kurz und beinahe liebevoll über den Bauch. Anschließend betrachtete sich ausgiebig im Spiegel. Sie hatte lange schwarze und glatte Haare, die ihr etwa bis zur Hüfte reichten. Wie ein düsterer Schleier schlangen sich die Haare um ihr blasses Gesicht und ihren dürren Körper. Das Kleid, dass die trug, war vollkommen schwarz und berührte beinahe den Boden. Sie war schön und das wusste sie. Ihre grauen Augen blitzten kalt und das umgedrehte silberne Kreuz, nur eines der vielen Symbole des Antichristen, ihres Herrn und Meisters, schimmerte im kalten Licht des Mondes, dass durch einen Schlitz in den, ansonsten geschlossenen schwarzen, Vorhängen fiel. Bald würde ihre Zeit gekommen sein. Sie, sie allein, würde diesem Volk und ihrer neuen Familie einen neuen Herrn schenken. Einen schwarzen dunklen Prinzen, dessen Macht noch weit über die Grenzen dieses einen Volkes Angst und Schrecken verbreiten würde. Yosuke war nur ein Mittel zum Zweck, ein Samenspender. Dass er sie dafür heiraten musste und das Ritual vollziehen müsste, würde sie billigend in Kauf nehmen. Ihr Sohn würde letztlich all die Schmach die sie erleben musste vergelten. Erneut strich sie sich stolz über den Bauch. Noch lag kein Kind schlummernd in dieser Höhle, doch bald, sehr bald, würde er in ihr heranwachsend, dazu war sie auserkoren. Hinter ihr raschelte es und ein winziger, kaum spürbarer Hauch zog an ihrem Ohr entlang. Aus einer alten Gewohnheit heraus zwang sie sich in den Spiegel zu sehen, konnte darin jedoch nichts entdecken. Niemand schien im Raum zu sein. Als sich aber die Anspannung, die gerade in ihr aufgestiegen war, zu lösen begann, spürte sie eine leichte Berührung an ihrer Hüfte und ein leises Lachen drang an ihr rechtes Ohr. Ayano fuhr herum und stieß Yosuke von sich, dieser lachte noch lauter und lehnte sich entspannt an die Wand links neben dem Spiegel. „Tja, den Spiegel kannst du wohl demnächst entsorgen, denn brauchst nicht mehr, wenn diese Nacht vorbei ist.“ „Yosuke was willst du?“, fragte sie gereizt, seine Aussage einfach ignorierend. Der in eine schwarze Kutte gehüllte junge Mann stieß sich von der Wand ab und war mit einer fließenden Bewegung bei ihr. „Na, ich will meine Braut zur Zeremonie hohlen!“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr. Er beugte sich über ihre Schulter, schob mit einer sanften Bewegung ihr Haar beiseite und legte mit der selben Sanftheit seine Lippen auf ihren Hals. Mit seiner Zunge leckte er lasziv über die sanfte, leicht salzig schmeckende Haut, nur um sich im nächsten Moment an ihr festzusaugen. Bestimmt schob Ayano ihn von sich. „Noch sind wir nicht vermählt, also halt deine Zunge und vor allem deine Zähne im Zaum. Du kommst schon noch in meinen Genuss.“ „Oh ja und ich kann es kaum noch erwarten!“ Er streckte seine Hand aus und fuhr ihr über die blasse Wange. Als er mit dem Finger seicht ihre schwarzgeschminkten Lippen entlang fuhr, schlug sie seine Hand beiseite. „Pfoten weg!“, zischte sie sauer. Von der Tür her erklang ein Räuspern. Yosuke fuhr herum und auch Ayano blickte zu der in der Tür stehenden Gestalt. Dort stand ein junges Mädchen mit roten Haaren und einem dunkelgrünen Kleid. Sie wirkte recht verloren und ihr Blick zuckte nervös von einer Person auf die andere. Sie war im Höchstfall gerade einmal 18 Jahre alt und passte in diese Umgebung wie ein dunkler Fleck auf ein weißes Sofa. „Ah Sakura, gut dass du kommst!“. Seufzte Ayano und brachte mit einem ausschweifenden Schritt noch ein wenig mehr Abstand zwischen sich und Yosuke. Dieser bedachte sie mit einem schrägen Seitenblick und wand sich dann mit einem abschätzenden Grinsen wieder der Person an der Tür zu. Ihr rotes Haar ging ihr in etwa bis zur Schulter und war stark gelockt. Wie das eines Engels, hatte ihr Mutter immer gesagt und sie immer ihren kleinen Rauschgoldengel genannt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch blonde Haare gehabt. Nachdem aber ihre Mutter auf diese bestialische Art und Weise gestorben war, hatte sie sich immer mehr zurückgezogen und ihre Haare rot gefärbt. Mittlerweile gehörten die roten Haare genauso zu ihr, wie der schwarze Lippenstift zu Ayano. Ayano hasste das Mädchen abgrundtief. Sie passte nicht hierher. Sie war viel zu freundlich für diese schwarze und kalte Gemeinschaft. Nichts an ihr war schwarz, weder ihre Klamotten noch ihre Seele. Selbst ihre blassgrünen Augen, die einen leichten Stich ins grau hatten, ein Erbe ihres Vaters strahlten viel zu hell. Das Kreuz, dass sie um ihren Hals trug, war das einzigste was halbwegs in diese Gruppe passte und es gehörte noch nicht einmal wirklich ihr. Sie hatte die Kette von Seiichi bekommen. Sie bestand aus einem Pentagramm und einem Kreuz. Der Mittelpunkt des Kreuzes war ein schwarzer quadratischer Kristall um den sich weitere Pentagramme rankten. Verziert wurde die Kette von vier blutroten und 5 weißen Juwelen. Es war eine Nachbildung, des Kreuzes, das einst den Hals des berühmten Count Cagliostro zierte, ein italienischer Okkultist, der als „der letzte Magier“ bekannt geworden war. Ayano hatte die Kette schon oft bei Seiichi gesehen und jetzt trug diese Kleine sie. Allein das war schon Grund genug sie zu hassen, aber dass sie auch noch Seiichis Braut werden sollte, setzte dem Ganzen die Krone auf. Warum wollte unbedingt Sakura, er hätte doch auch Ayano bekommen können? Ayanos Kind sollte zwar irgendwann einmal den Thron besteigen, aber Ayano selbst würde in der Gesellschaft immer unter Seiichi und somit auch immer unter Sakura stehen und der wollte sie sich nicht unterordnen. „Ayano, wir sollten langsam los. Alle warten schon auf uns und Seiichi-kun wird langsam ungeduldig. Du weißt ja wie er sein kann!“ Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Klar weiß ich wie Seiichi-sama sein kann!“. Das Seiichi-sama betonte sie ganz bewusst, sie konnte einfach nicht akzeptieren, dass dieses kleine Miststück so formlos über Seiichi sprach. „Sag mal willst du in diesem Aufzug zur Zeremonie?“ Sie deutete auf das dunkelgrüne Kleid und Sakuras Haare. „Du weißt aber schon, dass das eine schwarze Messe ist?“ Yosuke gluckste hinter ihr und Ayano rammte ihm den Ellenbogen in den Bauch und funkelte ihn böse an. „Könntest du uns bitte kurz alleine lassen, mein Lieber? Wir kommen auch gleich nach.“, fragte sie mit einem süffisanten Lächeln. Yosuke zuckte nur mit den Schultern und tappte dann aus dem Zimmer. Ayano drehte sich erneut zum Spiegel und richtete ihre Sachen. Dabei blieb ihr Blick auf dem Mal hängen, dass Yosukes mit seiner Spielerei auf ihren Hals hinterlassen hatte. Laut fluchend zog sie den Kragen ihres pechschwarzen Kleides zurecht und legte ihr Haar so auf ihre Schultern, dass auch der letzte Hinweis auf Yosukes Attacke verschwand. Sakura war mittlerweile hinter Ayano herangetreten und beäugte sie durch den Spiegel. Nachdem sie sich satt gesehen hatte, trat sie an Ayano vorbei und strich sanft über die spiegelnde Fläche. „Wenn ich bedenke, dass wir uns bald nicht mehr so betrachten können!“ Ayano verleierte die Augen: „Aber genau deshalb sind wir doch hier, Sakura. Oder hast du das etwa schon wieder vergessen?“ „Nein, das habe ich nicht, aber Nono, ich weiß einfach nicht mehr, ob das ganze so ne tolle Idee ist.“ Ayano trat an Sakura heran, griff nach ihrem Kinn und zwang das Mädchen sie anzusehen. „Du willst doch keinen Rückzieher machen oder?“, fragte sie drohend.. Nein Schwesterchen. Ich weiß ja was es dir bedeutet und ich will es ja auch, zumindest glaube ich das!”, flüsterte Sakura. „Jetzt hör mir gefälligst mal zu. Du kannst stolz darauf sein, dass Seiichi dich zu seiner Braut gewählt hat. Also zieh' das jetzt durch. Noch vor zwei Monaten hast du mich förmlich angefleht dich mit anzunehmen und jetzt da es endlich so weit ist, kommst du ins Grübeln. Meinst du nicht dafür ist es jetzt ein bisschen spät. Und überhaupt, wie siehst du eigentlich aus?“ „Wieso was stimmt denn nicht?“ „Naja, willst du wirklich bei einer schwarzen Messe ein grünes schwarzes Kleid tragen?“ „Ich hab mich auch gewundert, aber Seiichi-kun hat mir das Kleid gegeben und mich gebeten es zu tragen. Er hat gesagt, es sei eine Familientradition!“ Als der Name Seiichi fiel zuckte Ayano leicht zusammen, dann allerdings wand sie sich von ihrer Schwester ab und trottete zur Tür. Sie griff nach zwei schwarzen Umhängen, zog den einen über und warf Sakura den zweiten zu. „Naja, wenn es Seiichi-samas Wunsch war, dann sollten wir uns fügen, wie?“ Sakura nickte stumm, schlüpfte in den Mantel und rannte ihrer großen Schwester hinterher, die den Raum mittlerweile verlassen hatten. *** Als Sakura langsam Ayano in den Saal folgte wurde es ganz still unter den Anwesenden. Es herrschte eine seltsame Atmosphäre hier. Sie war ein feierlich und dunkel. Sakura begann zu frösteln. Der Raum war vollkommen abgedunkelt und wurde nur von Fackeln, die in Halterungen an der Wand hingen, und von Kerzen erhellt. Yosuke und Seiichi standen in der Mitte des Raumes und so sehr sich auch die Massen der Anwesenden zusammendrängten, die zwei standen davon vollkommen unbehelligt in einem Kreis. Bei Nähertreten erkannte Sakura, dass es sich bei dem Kreis um ein, auf dem Boden aufgezeichnetes, Pentagramm handelte. An allen Spitzen des Pentagramms stand je ein in eine schwarze Kutte gehüllter Priester. Sie hatten die Kapuzen ihrer Gewänder tief ins Gesicht gezogen, so dass man sie nicht erkennen konnte. Eine der Spitzen zeigte in Richtung Norden und an dieser Spitze stand ein Priester der sich von den anderen nur in einem Merkmal unterschied: Er trug einen blutroten Talar. Auch Seiichi und Yosuke trugen ihre schwarzen Mäntel noch, genauso wie Sakura und Ayano. Gemäßigten Schrittes durchquerten die beiden Geschwister den Saal. Sakura fröstelte. Immer mehr bekam sie das Gefühl einen riesigen Fehler zu begehen. Hilfesuchende blickte sie sich um. Die Menschen die sich um das Pentagramm und die Priester versammelt hatten, waren beiseite getreten um Ayano und Sakura in das Zentrum des Raumes vorzulassen. Sakura spürte die neugierigen Blicke der Gäste. Ayano schien sich darin zu baden, aber Sakura waren diese Blicke extrem unangenehm. Sie lenkte ihren Blick zu Seiichi. Dieser war in ein Gespräch mit Yosuke vertieft, als sie ihn aber ansah, blickte er beinahe sofort zu ihr auf und blickte sie sanft und liebvoll an. Sakuras Mut stieg wieder ein wenig und festen Schrittes marschierte sie in die Mitte zu den zwei Wartenden. Seiichi reichte Sakura die Hand, drückte sie sanft und zog sie an seine Seite. Auch Yosuke reichte Ayano die Hand, Ayano aber schlug sie aus. Leicht genervt stellte sie sich neben ihn und besah sich die Anwesenden genauer. Sie waren durchgehend alle in schwarz gekleidet und trugen verschiedene heidnische und auch okkultistischen Symbole um ihren Hals oder sonst wo an ihrem Körper. Ihr Blick glitt kurz über die Handgelenke die sie erkennen konnte. Sie alle waren bereits verwandelt. Jeder, der in den Orden eintrat erhielt eine, Tätowierung, auch Sakura und Ayano hatten eine. Es handelte sich dabei um einen Dornenkranz der sich um ihr Handgelenk wand. Aber bei den Verwandelten wurde dieser Dornenkranz durch eine Schlange, die sich um ihr Handgelenk wand und sich selber in den Schwanz biss, ergänzt. Diese Schlange war in der biblischen Lehre ein Sinnbild der Sünde und drückte somit perfekt die Philosophie der Vereinigung aus. Ayano strich sich amüsiert über den Mund. Diese heidnischen Bräuche waren zwar schon interessant, aber für sie weitestgehend bedeutungslos. Als einer der Priester ihnen ein knappes Zeichen gab entledigten sich die zwei Paare ihrer schwarzen Mäntel. Ein Raunen ging durch die Menge, als Sakuras Mantel zu Boden sank und einen Blick auf ihr dunkelgrünes Kleid freigab. Ein Murmeln kam auf und die Wortfetzen, die Sakura auffangen konnte, verspotteten sie und ihren Aufzug. Das Mädchen war mittlerweile rot um die Nase geworden, aber Seiichi, der noch immer ihre Hand hielt, lächelte zufrieden und bedachte sie mit einem undefinierbaren Blick. Sakura war absolut nicht wohl in ihrer Haut, sie fühlte sich deplaziert. „Keine Sorge, es ist alles bestens. Du bist wunderschön!“, flüsterte Seiichi sanft. Und auch wenn Sakura wusste, dass er dies nur sagte um sie zu beruhigen, entspannte sie sich, doch merklich. Mit der freien Hand begann sie ihr Haar zu zwirbeln, wie es sie es immer tat, wenn sie nervös war. Plötzlich räusperte sich einer der Priester in blutroter Robe: „Die Zeit ist gekommen. Die Zeremonie kann beginnen!“ Auf einen Wink seiner Hand hin öffneten einige der Jünger die Vorhänge, die die Fenster im Norden des Raumes verschlossen. Alle Anwesenden drehten sich nun zu den Fenstern und blickten hinaus. Der silberne Mond funkelte in voller Pracht und erhellte beinahe den gesamten Raum, vor allem aber erhellte er das Programm, dessen Linien in seltsamen Farben zu leuchten begannen „Dies ist ein außergewöhnlicher Tag für das Ritual“, sprach der Priester erneut. „Ein guter Stern wird über der Verbindung, die in dieser Nacht geschlossen werden, wachen. Nehmt nun die Hand eures Partners in eure.“ Nun begann er unverständliche Formeln zu rezitieren und nachdem er geendet hatte, warf er den Kopf in den Nacken und rief: „Möget ihr immer einander die Hand halten. Und nun seht!“ Seine Hand deutete hinaus. Seiichis Blick glitt nach draußen und sofort verstärkte er denn Druck um Sakuras Hand und begann leicht zu zittern. Verunsichert blickte Sakura ihn an. „Was ist mit dir, Seiichi?“, fragte sie besorgt. „Schau!“, sagte er knapp und sein Blick saugte sich noch stärker an dem Spektakel fest. Nun starrte auch Sakura nach draußen. Sie blickte auf den Mond und zu erst bemerkte sie gar nicht was geschah, doch plötzlich wurde es ihr klar. „Eine Mondfinsternis!“, rief sie laut. Die Umstehenden bedachten sie mit einem missbilligenden Blick, schwiegen aber. „Sei ruhig!“, zischte Ayano neben ihr und sofort verpuffte Sakuras Freude. „Darkside!“, flüsterte Seiichi. Sakura verstand es nicht und blickte ihn fragend an. Er schüttelte den Kopf und sagte dann: „Später! Genieß es einfach!“ Das Mädchen blickte erneut nach draußen und verfolgte nun auch das Schauspiel gebannt. Ganz langsam schlich sich die Erde zwischen Mond uns Sonne, bis nichts mehr von diesem einzigartigen Erdtrabanten zu sehen war. Nun fiel kein Licht mehr von dem Himmelskörper in den Raum, aber das Pentagramm leuchtete noch immer. Auf einen Fingerzeig des Priesters hin, loschen die Jünger die Fackeln und Kerzen und nun strahlte der Raum in einem kalten blau, dass die Linien des Pentagramms aussandten. Die Personen, die im Zentrum des Drudenfußes standen wurden von dem Licht umfangen und es schien fast als würde das Licht sie durchdringen. Dann wurde es plötzlich dunkel. Das ganze war einfach nur gespenstisch, zumindest empfand Sakura es so, auch wenn sie wusste, dass sie mit dieser Ansicht wahrscheinlich ziemlich alleine stand. Sie begann erneut leicht zu zittern und als sich der Priester, im roten Gewand, wieder zu ihnen umdrehte musste Sakura das Gefühl unterdrücken laut aufzukeuchen. Das Gesicht des Mannes hatte sich verändert, seine Augen hatten einen glasigen Ausdruck angenommen und er trug die charakteristisch spitzen Zähne. Amüsiert sah er Sakura an, beleckte die Zähne und schaute sich dann im Raum um. Sie folgte seinem Blick und stellte schockiert fest, dass alle im Raum ihre eigentliche Gestalt angenommen hatte. Sie erstarrte und klammerte sich an der Hand von Seiichi fest, als dieser plötzlich einen grollenden Laut von sich gab. Vorsichtig drehte das Mädchen ihren Kopf zur Seite und erschrak zutiefst. Auch Seiichi hatte sich verwandelt: seine Augen schienen noch ein Stück dunkler geworden zu sein, er leckte sich grinsend über seine Lefzen und lachte dann laut auf, so dass seine spitzen Schneidezähne gut zu erkennen waren. Sakuras Zittern nahm noch etwas zu, aber diesmal befand niemand sich im Raum, der ihr Mut machen konnte. Das hier war wohl die letzte und eindeutig schwierigste Prüfung, die sie durchstehen musste. Sie schluckte, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden, aber dieser schien sich so festgesetzt zu haben, als wolle er nie wieder verschwinden. Sakura wollte sich die Hände reiben, aber Seiichi ließ ihre Hand nicht los. „Niemals die Hand loslassen! Niemals!“ fauchte er aggressiv. Zutiefst erschrocken riss sie noch stärker an ihrer Hand, aber die Hand des Mannes neben ihr hatte sich wie ein Schraubstock um ihre geschlossen. Sie wollte laut schreien, aber nur ein Wimmern entrang sich ihrer Kehle. Beinahe so als wäre dies sein Kommando gewesen, mischte sich nun wieder der Priester ein: „Um diese frische Verbindung nun zu besiegeln müsst ihr nun noch euren Körper und Geist reinigen und euch unserem Herrn weihen. Seid ihr bereit dazu?“ Ayano nickte sofort. Sakura zögerte und warf noch einen Blick auf Seiichi. Dieser blickte sie wütend an und ängstlich nickte Sakura dann. Sie schloss die Augen. „Dann folgt mir jetzt!“, befahl er im schroffen Ton. Er verließ gefolgt von den anderen vier Priestern den Raum und erst als sie weg waren setzten die zwei Paare, immer noch die Hände haltend, in Bewegung und folgten den Priester. Während Yosuke kurzzeitig seine ursprüngliche Gestalt annahm, um etwas Energie zu sparen, bleib Seiichi in seinem Zustand und sprach kein Wort. Sakura hatte so viele Fragen, die sie diesem Seiichi allerdings nicht stellen würde. Beinahe panisch schlich sie neben ihm her, bis er vor einer großen Pforte stehen blieb. „Da sind wir!“, verkündete eine tiefe und raue Stimme, die kaum mehr etwas gemein hatte mit der des Mannes, den Sakura einst kennengelernt hatte. Nachdem Yosuke sich wieder verwandelt hatte, traten sie ein und auch hier erschrak Sakura wieder, wie schon so oft an diesem Tag. Vor ihnen lag ein kreisrundes Becken, dass vollkommen mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war; BLUT!!! „Nun denn. Mit dem Blut beginnt und endet alles. Legt eure weltlichen Güter ab und saugt die Energien eurer Vorfahren, durch diesen Saft des Lebens in euch auf.“, verkündete der Priester. Ayano begann sofort zu entblößen und legte all ihre Kleider ab. Ihre weiße Haut schimmerte silbern und wieder spürte sie Yosukes Blick auf sich. Sie wusste, dass sie ihn verrückt machte, aber das interessierte sie nicht. Sie wollte das Seiichi auf sie aufmerksam wurde. Der allerdings schien sich überhaupt nicht für sie zu interessieren. Er war im Moment damit beschäftigt sich selber seiner Kleider zu entledigen, während Yosuke schon wie Gott ihn schuf vor ihr stand und sie musterte. Alle drei trugen schließlich nur noch eine Kette um den Hals, die durch das Blut getränkt einen Talisman formen sollten. Sakura stand noch immer vollkommen angezogen und rührte sich nicht ein Stück. „Ausziehen!“, befahl der nackte Seiichi ihr. Hinter ihm gluckste Ayano vor Freude, über die Demütigung ihrer Schwester auf. Seiichi warf ihr über die Schulter hinweg einen bitterbösen Blick zu, so dass sie sofort wieder verstummte. „Ausziehen!“, befahl er erneut, während er sich ihr wieder zuwandte. Sakura machte keine Anstalten seinem Befehl Folge zu leisten. In ihren Augen schimmerten Tränen und sie stotterte: „Aber...!“ Weiter kam sie nicht, denn sie wurde von einem wütenden Seiichi unterbrochen: „Was aber? Soll ich dir vielleicht helfen oder was? Zieh dich aus! Oder ich mach es.“ Angst blitze in den Augen auf und ängstlich fügte sie sich nun Seiichi. Unter einem undefinierbaren Blick Seiichis, Yosuke und der anwesenden Priester legte sie ihre Kleider ab. Als sie vollkommen nackt war, gab der Priester mit einer kurzen Geste zu verstehen, dass sie das Becken besteigen sollten. Schnell und um den Blicken der Anderen zu entgehen stieg Sakura dicht gefolgt von Seiichi, Ayano und Yosuke das Becken. Angewidert von der Wärme des Blutes verzog Ayano den Mund und Yosuke lächelte. Seiichi wiederum betrachtete Sakuras Rücken. Diese ließ sich schnell sinken, um nicht mal den geringsten Blick auf ihre nackte Haut preiszugeben. Seiichi lenkte seinen Blick nun auf das Haar des Mädchens. Sie war so rein und wunderschön und schon in wenigen Stunden würde sie ihm gehören. Er spürte eine Erregung in sich aufkeimen, aber der leere Blick von Sakuras Augen brachte ihn wieder zu Räson. Sie war panisch und er konnte es verstehen. Das alles war schon sehr fürchterlich, da musste sie jetzt durch und zwar ohne seine Hilfe. Und trotzdem wollte er sie beruhigen. Er rutschte im Becken ein Stückchen näher an sie ran und trotzdem reagierte sie überhaupt. Sie war verstört, aber was sollte er tun? Das war die Prüfung. Ayano würde es locker schaffen, sie passte einfach perfekt hier rein. Und genau das war auch der Grund, warum er sie nicht gewollt hatte. Er wollte jemanden, der einfach anders ist und genau deshalb hatte er auch gewollt, dass sie das grüne Kleid trug. So verstört wie sie jetzt aber war, tat sie ihm einfach nur leid. Aber sie würde sich hier schon einfühlen, er würde ihr alles beibringen. Sanft berührte er ihre Schulter, aber sie war vollkommen apathisch. Erst als der Priester ihnen das Zeichen gab, dass sie das Bad verlassen konnte, sprang sie förmlich auf. Ihre Bewegungen waren fahrig, fast so als wäre sie ein Roboter. Dicht gefolgt von den anderen drein, ließ sie sich das Bad zeigen. Sie wollte dieses Blut einfach nur abwaschen. Als sie die Dusche erreichte drehte sie sofort das Wasser auf und ließ es so heiß wie sie es ertragen konnte auf ihren Körper prasseln. Je mehr sie das Blut im Abfluss verschwinden sah, umso übler wurde ihr. Der Druck hinter ihrer Stirn wurde zu einem unglaublich pochenden Schmerz. Sie stöhnte laut auf und lehnte den Kopf an die Fliesen. Seiichi, der mittlerweile wieder vollkommen der Alte war, fragte sie ob alles in Ordnung sei, aber Sakura antwortete ihm nicht, denn als der letzte Tropfen Blut im Abfluss verschwand, wurde ihr schwarz vor Augen. Kapitel 2: ----------- Ja und da wären wir auch schon bei Kapitel 2. Leider komm ich in letzter Zeit so selten zum Schreiben und dementsprechend hab ich auch nicht viel auf Reserve liegen. Also nicht wundern wenn es mal wieder etwas länger dauert *lol* Jetzt aber erstmal viel Spaß bei Kapitel 2. Und wie immer würde ich mich natürlich über ein Feedback sehr freuen, in welcher Form ist mir dabei ziemlich egal, schreibt mir ein Kommentar, eine ENS oder kritzelt mir ins Gästebuch. Ich freue mich über jede Reaktion und über jede ernstgemeinte Kritik und eure Ratschläge ************************************************************* Als Sakura erwachte war sie vollkommen orientierungslos. Unter sich bemerkte sie die Weichheit eines Bettes und über ihren Kopf tat sich der Sternenhimmel auf. Sie versuchte ihren Kopf zur Seite zu bewegen, scheiterte allerdings schon an dem Versuch, denn ein böser Schmerz schoss ihr durch den ganzen Körper. Sie stöhnte auf. „Du solltest liegen bleiben!“ Sakura erschrak, ob der Kälte die in der Stimme ihrer Schwester lag. Ayano trat ans Bett heran und ließ sich auf den Rand sinken und blickte ihre Schwester sauer an. „Sag mal, musst du eigentlich immer einen auf Diva machen?“ Vorsichtig stemmte sich Sakura hoch und ließ sich gegen das metallene Bettgestell am Kopf des Bettes erneut sinken. „Was meinst du?“, fragte sie verwirrt. Ayano beugte sich über Sakura und funkelte ihre Schwester wütend an: „Deinen Zusammenbruch meine ich!“ „Ayano!“, erklang laut Seiichis Stimme vom anderen Ende des Raumes. Er war sichtlich genervt, die Schwester seiner Frau hier anzutreffen. „Was suchst du hier?“ „Ich habe mir Sorgen um meine geliebte Schwester gemacht, Seiichi-sama!“, sagte sie als sie sich erhob und leicht das Haupt vor ihm neigte. „Das ist sehr nett von dir, aber du solltest jetzt zu Yosuke gehen, er wartet gewiss schon auf dich!“. Mit einer deutlichen Geste auf die Tür gab Seiichi ihr zu verstehen, dass ihre Anwesenheit hier nicht länger erwünscht war. Erhobenen Hauptes stolzierte die junge Frau aus dem Zimmer und schloss lautstark die Tür hinter sich. Kopfschüttelnd kam Seiichi auf das Bett zu und ließ sich dort sinken wo Ajano gerade noch gesessen hat. „Du solltest dich besser wieder hinlegen!“, sagte er sanft und wollte Sakura ein feuchtes Tuch auf die Stirn legen, aber diese strich ängstlich seine Hand beiseite. Resignierend zog er sie zurück und sah seine Braut traurig an. „Wo bin ich hier eigentlich?“ „Du bist hier in meinem... nein in unserem Gemach!“ „Und was ist das?“ Sie deutete nach oben zu den Sternen. Seiichi folgte ihren Blick und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. In diesem Moment sah er aus, wie ein kleiner Junge, seine Augen funkelten freudig und beinahe geistesabwesend beantwortete er ihre Fragen: „Ich liebe den Sternenhimmel, dass habe ich schon immer!“ „Trotzdem verstehe ich nicht, warum du ihn auch noch in deinem Schlafzimmer haben musst. Du kannst ihn jede Nacht erleben, warum also brauchst die ihn auch noch in deinem Schlafzimmer!“ „Die Nacht ist mir zu hell!“, flüsterte Seiichi leise, aber grade noch laut genug, dass Sakura es mitbekam. Was aber wollte er ihr damit sagen? Dass sie nicht begriff war Seiichi klar, aber er in seinen Ausführungen schien er ihre unausgesprochenen Fragen zu übergehen. „Sieh genau hin!“ Die junge Frau blickte wieder den Sternenhimmel an und konnte nichts seltsames entdecken. „Was soll damit sein?“. Seiichi der noch immer vollkommen fasziniert an die Zimmerdecke starrt beantwortete diese Frage in der er eine neue stellte: „Kannst du dich an die Mondfinsternis erinnern?“ In Sakura stiegen die Erinnerungen wieder hoch. Die schreckliche Angst, die sie verspürt hatte und die sie beinahe gelähmt hatte. Ein Schaudern durchfuhr ihren Körper als sie daran zurückdachte, wie Seiichi und all die anderen ausgesehen hatten. Sie nickte unwillkürlich. „So etwas nennen wir Darkside!“ „Ihr?“, fragte Sakura jetzt sichtlich durch den Wind. Seiichi drehte den Kopf beiseite und als er sich ihr wieder zuwandte hatte er sich verwandelt. „Ja, wir!“, antwortete diese unangenehm raue und tiefe Stimme. Mit einem lauten Schrei des Entsetzens sprang Sakura aus dem Bett. Sie taumelte und hielt sich an der Kommode fest. Sofort sprang auch Seiichi auf und wollte ihr zu Hilfe eilen, doch mit ihrer ausgestreckten Hand hielt sie ihn auf Abstand. Seufzend ließ er sich wieder auf das Bett sinken. Er nahm seine ursprüngliche Form an und sah Sakura traurig an. „Ich verstehe dich nicht, ich dachte, dass ist, was du willst! Oder stimmt das nicht?“ „Ich habe einfach Angst davor!“ „Bist du deshalb zusammengebrochen? Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“ „Ich habe gedacht, dass ihr solche Gefühle nicht kennt?“ „Unsere Rasse wird viel zu oft unterschätzt! Nur weil wir uns nicht so schnell auf Gefühle einlassen wie Menschen, heißt das nicht, dass wir sie nicht haben“. Er ließ sich zurück auf das Bett fallen und betrachtete den künstlichen Himmel. Sakura, die sich mittlerweile wieder etwas beruhigt und ließ sich neben ihn sinken. „Was ist nun mit diesem Himmel?“ „Fällt dir überhaupt nichts auf?“ Sakura ließ noch mal den Blick über die Decke gleiten und schüttelte den Kopf. „Schau mal genau hin... Es gibt keinen Mond!“ „Darkside?“, flüsterte nun Sakura. „Darkside!“, bestätigte Seiichi. „Und warum hast du gerade diese Szene eingefangen?“ „Ich liebe es wenn es vollkommen dunkel ist. Und die Sterne vollkommen und in ihrer ganzen Pracht strahlen können!“ „Nur deshalb?“, fragte Sakura, die genau wusste das Seiichi nicht so viel auf Gefühlsdusselein gab. „Da steckt doch noch was anderes dahinter!“ Seiichi stemmte sich hoch und beugte sich über Sakura: „Meinst du, ja?“ „Ja!“ antwortete sie mit fester Stimme. Seiichi ließ sich zur Seite fallen und schloss die Augen. „Mag sein, aber ich will nicht drüber reden!“ „Wie du willst!“, antwortete Sakura leicht frustriert. Sie wollte schon wissen, worum es bei Darkside genau ging, aber Seiichi würde dicht machen, wenn sie nachfragen sollte. Aber was bedeutete diese Mondfinsternis nur für dieses Volk? Seiichi unterbrach ihren Gedankengang in dem er sich aufsetzte und Sakura ansah. „Du weißt, was man von uns, vor allem aber von dir, erwartet.“ Sakura wusste es zu genau, schwieg aber. „Wenn du nach dieser Nacht, dieses Zimmer verlässt, erwartet man von dir, dass du eine von uns bist! In mich werden viele Erwartungen gesetzt, du weißt, dass ich...“ „Ja, ich weiß, dass du ein hohes Tier bist und ich weiß auch was man von mir erwartet, aber ich habe solche Angst.“ „Das verstehe ich ja, aber es war doch dein Wunsch und jetzt wirst du dich überwinden müssen. Ich verspreche dir auch vorsichtig zu sein. Die ersten paar Stunden werden schmerzhaft sein. Du weißt, dass du erst sterben musst, um für uns neu geboren zu werden!“ „Wirst du bei mir sein, die ganze Zeit?“ „Das werde ich!“, schwor Seiichi und küsste die zitternde Sakura sanft auf die Stirn. „Dann tu es, aber mach es schnell!“ Mit einem letzten Blick auf Sakura versicherte Seiichi sich ob es auch wirklich in Ordnung war. Sie hatte die Augen zusammen gekniffen und war total verspannt. Er strich ihr sanft über die Wange und sie drückte sich seiner Berührung entgegen. Ihre Züge entspannten sich leicht. „Du musst ganz ruhig sein und dich entspannen. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, aber so verkrampft wie du bist, würde ich dir nur noch mehr wehtun und das ist nun wahrlich das letzte was ich will.“ Sie öffnete Augen und sah ihn lange und durchdringen an. Ein schelmischer Ausdruck erschien auf ihren Gesicht, verschwand aber im nächsten Augenblick wieder. Ihre Gedanken waren nicht fair. Mit einen schuldbewussten Ausdruck in den Augen sprach sie: „Du willst mir nicht wehtun?“ Sie stemmte sich hoch, aber er hielt ihren traurigen Blick stand. Er wollte etwas erwidern, bevor er aber zu Wort kam wandte sie sich plötzlich ab. „Würdest du...“, sie brach ab. „Was soll ich?“, fragte er ruhig. Natürlich war er nicht wirklich ruhig, das war er nun ganz und gar nicht. Seit Monaten beobachtete er sie nun schon und seit Beginn wünschte er sich schon, sie würde ihm gehören und nun war es soweit. Sie lag hier vor ihm als seine Braut. Er strich sanft über ihre Wange und blickte fragend auf sie hinab. Sakuras Wangen hatten mittlerweile einen leichten Rotschimmer angenommen. Sie war so wunderschön und rein. „Könntest du mich bitte küssen? Ich will nur noch einmal diese Gefühl als richtiger Mensch erleben.“, bat sie ihn ängstlich. „Und du meinst ich sei der richtige für diese Aufgabe?“ „Es ist ja sonst niemand anderes hier, oder?“ Sie hatte ja Recht, aber Seiichi war trotzdem unzufrieden mit ihrer Antwort. Es gefiel ihm einfach nicht, dass sie ihm nur als Mittel zum Zweck zu betrachten schien. Jetzt reiß dich zusammen. Sie gehört dir! Und jetzt konzentrier dich!, befahl er sich selbst. Er lächelte sanft und näherte sich vorsichtig ihren Gesicht. Mit Argusaugen beobachtete er jede ihrer Bewegungen. Ihr Blick war fest du ihre Lippen lagen erwartungsfroh der Position eines Lächelns. Sanft strich er ihr immer noch über die Wange, aber sie ergriff seine Hand mit ihrer, führte sie zu ihren wunderschönen roten Mund und küsste den Handrücken sanft. „Bitte!“, flehte sie. Er sah ihr kurz in die Augen, nickte knapp und blickte in ihre verführerischen Augen. Sie hielt noch immer seine Hand und langsam aber sicher verflochten sich ihre Hände immer mehr. Aufgeregt strich Seiichi Sakura immer wieder mit der anderen Hand über das Gesicht. Sakura trat eine Träne aus den Augen und lief ihr die Wange hinab. Sanft senkte Seiichi seine Lippen auf die Träne, küsste sie weg und fuhr dann mit der Zunge die Tränenspur nach. Sakura seufzte auf und vergrub ihre Hand in seinen Haarschopf. Er hob seinen Kopf, sah ihr in die traurigen Augen und wand sich ihren vor Feuchtigkeit leicht schimmernden Lippen zu. Sanft fanden seine Lippen die ihren und er schloss seine Augen, um vollkommen in diesem Kuss zu versinken. Sanft begann er an ihrer Oberlippe zu saugen. Das ist der Wahnsinn!, dachte Sakura. Und als Seiichi auch noch begann ihr über die Lippen zu lecken, seufzt sie kurz und öffnete sie dabei ein Stück. Noch einmal fuhr Seiichi mit seiner Zunge über den vollen Mund und nahm dann, die unausgesprochene Einladung Sakuras an und drang mit seine Zunge stürmisch und beinahe unsanft durch die Lippen und Zähne hindurch in ihre Mundhöhle ein. Sofort begann er mit der Zunge das unbekannte Terrain zu erforschen. Das feuchte und warme Reich seiner Braut war so wohlig, dass nun auch Seiichi ein leises Stöhnen entwich. Beinahe so als wäre das ihr Startzeichen gewesen, erwachte nun auch Sakura aus ihrer Lethargie löste ihre Hände aus seiner Hand uns seinem Haar, schloss sie hinter seinem Rücken und zog ihn noch näher an sich heran. Stürmisch und leidenschaftlich erwiderte sie den Kuss, in dem sie begann mit ihrer Zunge die seine leicht anzustupsen. Nachdem das Spiel ihrer Zungen sich weiter intensivierte, wurde Sakura so mutig, dass sie Seiichis Zunge zurück und nun ihrerseits seine Mundhöhle erkundet. Ganz plötzlich und vollkommen unerwartet lösten sich die Beiden voneinander und nachdem Seiichi noch einmal sanft ihren Mund mit seinen Lippen berührt hatte, stemmte er sich vom Bett hoch und lief im Zimmer auf und ab und blieb dann an einer Kommode stehen. Liebevoll strich er über das Holz des antiken Möbelstücks. Auch Sakura hatte sich mittlerweile aufgesetzt und betrachtete seinen Rücken. Sie wartete auf eine Reaktion von Seiichis Seite, aber die blieb aus. Noch immer gedankenverloren strich er über die Kommode und blickte Löcher in die Luft. Sakura stand auf. Sie wollte es so langsam aber sicher wirklich hinter sich bringen. Sie war furchtbar nervös und dass er zu zögern schien machte es nicht unbedingt leichter. Warum tat er es nicht einfach? Es war doch sicher nicht das erste Mal. Sie durchquerte den Raum und blieb direkt hinter ihm stehen. Seiichi rührte sich noch immer nicht und unsicher wie ein kleines Schulmädchen an ihrem ersten Schultag haderte sie mit sich ob des nächsten Schrittes. Mit einem letzten Schritt überwand sie die letzte Distanz zwischen ihr uns Seiichi und schlang ihre Arme von hinten um seinen Oberkörper und drückte ihr Gesicht an seinen Rücken. Seiichi fuhr zusammen, drehte sich aber nicht um. Sakura spürte wie sie die Wärme seines Körpers umfing. Es war so unglaublich bei ihm zu sein und auch er genoss es sehr. Er erwiderte trotzdem ihre Umarmung nicht, aber einfach so dazustehen und ihren Duft in sich aufzusaugen machte ihn fast wahnsinnig. „Warum quälst du mich so?“, fragte Seiichi mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. Sakura konnte es nicht ganz zu ordnen, man hätte beinahe annehmen können, dass Seiichi ängstlich war. Aber Seiichi und ängstlich? War das wirklich möglich? „Nein, die Frage ist eher warum du mich so quälst?“, fragte Sakura mit zittriger Stimme. Seiichi drehte sich innerhalb der Umarmung um. Sanft drückte er sie an sich. „Du weißt, dass es auch schief gehen kann und dass es in jedem Fall schmerzhaft sein wird.“ „Ja, dass weiß ich doch alles. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass du es tun musst.“ „Mich macht das Ganze doch auch verrückt. Aber...“, er griff sich nervös in die Haare, „Ich weiß doch auch nicht! Du machst mich einfach verrückt. Es ist seltsam, aber du raubst mir echt noch den letzten Nerv!“ Sakura löste sich aus seinen Armen, murmelte dann eine Entschuldigung und ließ sich entkräftet wieder auf das Bett sinken. Verwirrt sah Seiichi ihr nach und schlenderte dann zu ihr und ließ sich neben sie sinken. „Warum entschuldigst du dich?“ „Du hast gesagt ich nerve dich, dass wollte ich nicht!“ Seiichi schlug sich mit der Hand vor die Stirn: „So war das nun auch nicht wieder gemeint! Vergessen wir das einfach okay?“ Sakura nickte stumm und die beiden begannen sich anzuschweigen. Nachdem sie einige Minuten schweigend nebeneinander gesessen hatten ergriff Sakura das Wort: „Nun mach schon!“ Sie ließ sich auf das Bett sinken, schob ihr Haar beiseite und gab den Blick auf ihren schlanken Hals frei. Ungläubig blickte Seiichi sie an. „Mach schon!“, drängelte sie erneut. „Bist du dir sicher?“, wollte er sich noch mal versichern, aber sie strich seinen Einwurf mit einer Handbewegung beiseite. „Frag nicht, tu es einfach!“ Wieder näherte Seiichi sich Sakuras Gesicht, bevor er es aber erreichte, wanderte er nach unten zu ihrem Hals und vergrub seinen Kopf in ihrer Halsbeuge. Seiichi bemerkte wie Sakura sich erneut verkrampfte und so begnügte er sich erst einmal damit ihren Hals zu küssen. Schon bald entspannte sie sich leicht und eine leichte Gänsehaut legte sich über ihren Körper. Seiichi wand sich nun ihrer Halsschlagader zu. Sanft leckte er über die Stelle wo sie lag. Er fuhr den Verlauf nach und begann dann an der Haut zu knabbern und sie so zu reizen. „Nun mach schon“, brachte sie ihn wieder in die Realität zurück. „Wenn dir die Erscheinung Angst macht, dann solltest du jetzt die Augen schließen.“, warnte er sie vor. Ängstlich presste Saura die Augen zusammen, trotzdem drehte Seiichi den Kopf beiseite und nahm das Aussehen seines nächtlichen Ichs an. Danach senkte er sein Gesicht auf ihren Hals, fuhr noch ein letztes Mal die Schlagader nach und versenkte seine Zähne in ihren Fleisch. Beinahe sofort hatte er den bleiernen Geschmack von Blut im Mund und nur mit einigen Verzögerungen hörte er Sakura aufschreien. Ängstlich krallte sie sich in seinen Rücken und hinterließ blutige Spuren. Es war zu spät einen Rückzug zu machen, außerdem hatte der Trieb sich schon Seiichis bemächtig. Und der Schmerz der sich über Sakuras Fingernägel auf seinen Rücken übertrug, steigerte sein Verlangen nur noch weiter. Langsam rann ihr warmes Blut seine Kehle hinunter und immer begieriger schien er es in sich aufzusaugen. Nach einiger Zeit löste er sich von ihr. Das Blut floss noch immer stark aus der Wunde und so griff Seiichi sofort nach seinem Hemd, riss es von seinem Oberkörper und presste es auf den Hals. Er nahm ihre Hände drückte sie auf den Stoff und sprach: „Halt das so gut und fest du es kannst!“ Mit seinen spitzen Zähnen verursachte er nun eine leichte, aber nicht zu tiefe Wunde an seinen Unterarm und hielt ihr diesen dann an den Mund. Sakura allerdings war schon zu schwach, um von sich aus zu trinken. Und so legte er den freien Arm um ihren Kopf und hob ihn so weit an, dass sie seine Lippen direkt an seinen Arm legen konnte. „Trink!“, befahl er sanft und schwach begann sie an der Wunde zu saugen. Nach einigen kurzen Minuten ließ sie sein Arm los und sank auf das Bett zurück. „Was passiert jetzt?“, fragte sie schwach. „Naja, jetzt kommt der schwierigste Teil, der Teil in dem alles endet und dann neu beginnt. Am besten ist, du schläfst jetzt etwas. Es wird noch einige Zeit dauern!“ Sakura griff nach Seiichis Hand: „Bleibst du die ganze Zeit hier?“ „Das habe ich dir doch schon mal versprochen!“, sagte er mit sanfter Stimme und küsste ihr kurz die fiebrige Stirn. Es geht also los!, dachte Seiichi nervös. Sakura wollte etwas sagen, aber sie war zu müde um ein Wort hervor zu bringen. Unter den Berührungen Seiichis, der ihr sanft über das Haar strich, schlief sie ein und glitt in einen leider nicht traumlosen Schlaf. Kapitel 3: ----------- So Kapitel 3... Ich habe grade festgestellt, dass ich ja schon bis Kapitel 7 geschrieben haben, wusste ich gar nicht *blöd desu* Nee, nee... Ach übrigens, ich weiß zwar dass das hier kaum einer liest, aber falls es einer lesen sollte: Ich suche noch einen zuverlässigen Betaleser. Falls wer Interesse dran hat, soll er sich bei mir per ENS melden. Jetzt aber zur Story. *************************** Sakura rannte, so schnell sie ihre mittlerweile schon sehr müden Füße tragen konnten, durch diesen in beinahe vollkommen Finsternis liegenden Wald. Ihr Kopf flog ständig nach hinten und was sie da sah ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie versuchte noch schneller zu rennen, aber ihre Lungen begannen bereits zu brennen. Lange würde sie dieses Tempo sowieso nicht mehr durchhalten. Der Hund, der sie verfolgte, war schon wesentlich näher gekommen. Es war einer dieser Wolfhunde, die ihre Triebe nicht im Zaum halten konnten. Er sah furchteinflößend aus. Er war abgemagert und entblößte hinter seinen Lefzen die weißen spitzen Zähne. Blutrünstig jagte er seiner Beute nach. Sakura zwang sich wieder nach vorne zu sehen. Mit der Verletzung an ihrer Hand, aus der sie stark blutete, hatte sie kaum eine Chance ihm überhaupt noch zu entkommen. Es war einfach unmöglich geworden sich zu verstecken. Der Hund hatte bereits Blut geleckt und ihren Duft aufgenommen. Sie würde ihn nicht einfach mehr loswerden. Sie saß in der Falle, aber das war für die junge Frau noch lange kein Grund so einfach aufzugeben. Es gab immer einen Weg, aus jeder Situation, mochte sie auch noch so verfahren erscheinen. Trotzdem hatte sie Angst, extreme Angst. Sie versuchte sich innerlich zur Räson zu rufen. Im Allgemeinen half ihr das immer sich zu beruhigen, aber im Vergleich zu ihren sonstigen Gewohnheiten, beruhigte es sie nicht, sondern ihre Angst begann langsam in Panik umzuschlagen. Erfüllt von purer Angst begann sie zu schreien, doch nichts um sie herum regte sich. Alles blieb still, viel zu still für Sakuras Geschmack. Ein eisernes Band legte sich ihr um das Herz und ihre Schreie blieben ihr im Hals stecken. Noch immer rennend blickte sie sich erneut um. Überall um sie herum glaubte sie Augen zu sehen, die sie anzustarren schienen. Ihr Verstand spielte ihr einen Streich, zumindest glaubte sie das. Sie blieb nun entgültig stehen, weil sie den Hund nicht mehr hören konnte. Sie fuhr herum, aber von dem riesigen Vieh, was ihr noch vor wenigen Sekunden an den Fersen gehangen hatte, war nicht die geringste Spur mehr auszumachen. Erleichtert atmete sie aus, doch dann wurde sie sich wieder dieser Augen bewusst, die um sie herum zu fliegen schienen. Das war keine Phantasterei ihres kranken und viel zu überreizten Verstandes, das war real. Erschrocken über ihren eigenen Gedankengang drehte sie sich einmal um die eigene Achse, als wären hinter ihr nicht diese schrecklichen körperlosen Augen, die sie hasserfüllt anblickten und mit ihren Blicken beinahe erdolchten. Mit einer erschreckenden Klarheit wurde ihr bewusst, dass sie vor diesen Augen noch weniger fliehen konnte, als vor der Bestie die sie vorhin verfolgt hatte. In diesem Moment kam ihr die Panik, die sie eben noch gegenüber dem Hund empfunden hatte, so sinnlos vor. Sie war umringt von diesen Augen, sie konnte nicht entkommen. Sie schienen sogar näher zu kommen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz, die Augen schienen sich nicht nur zu bewegen, sie taten es wirklich. Sie zogen den Kreis um Sakura enger. Sie waren noch immer Augen, die keiner Körper zu besitzen schienen und je näher sie ihr kamen umso unwohler wurde ihr. Die Dunkelheit schien sich um die Körper, die sie ja zweifelsohne haben mussten, zu schmiegen wie ein Mantel. Plötzlich bewegten sie sich nicht mehr, ihr lautloser Angriff war abgebrochen, aber Sakura verstand nicht warum und das es so war beruhigte sie nicht im geringsten. Alle Augen bis auf ein Paar standen vollkommen still. Dieses Augenpaar war anders. In ihnen lag dasselbe eisige Leuchten, aber die goldene Farbe durchbrach den eisigen Schleier und strahlte beinahe so etwas wie Zuversicht aus. Zusätzlich zu den Augen schälte sich nun aber auch ein Gesicht und ein Körper aus der undurchdringbaren Dunkelheit. Das Gesicht, der Körperbau, all das kam Sakura furchtbar bekannt vor, aber sie wusste nicht woher. Dieser ihr so unglaublich vertraute Fremde lächelte seltsam und seine Lippen formten Worte in einer unbekannten Sprache. Plötzlich bewegten sich die stillen Augen wieder, aber diesmal waren sie viel schneller. Ängstlich drehte sich Sakura einmal ganz herum und starrte dann den jungen Mann wieder an. Sein Lächeln hatte mittlerweile beinahe groteske Züge angenommen und in dem Moment in dem Sakura verstand stürzten auch schon von allen Seiten diese Wesen auf sie ein. Sie stürzte zu Boden und beinahe gleichzeitig schien sich irgendwas überall in ihre Haut zu bohren. Nur der junge Mann mit den goldenen Augen stand noch immer genauso da und betrachtete die Szene mit einer Mischung aus Interesse und Mitleid. Dann wandte er sich ab und trottete in den Wald. Um Sakura herum war alles dunkel, nur von dem kleinen Tisch her am Ende des Raumes konnte sie einen leichten Lichtschein wahrnehmen. Es war die Leselampe. Seiichi war vollkommen in irgendwelche Arbeit vertieft. „Seiichi!“, flüsterte Sakura. Der Angesprochene erstarrte unter dem rauen Ton von Sakuras angegriffener Stimme. Langsam und irgendwie steif erhob er sich und kam mit genauso gemäßigten Schritten auf sie zu. Mit einer fließenden Bewegung ließ er sich aufs Bett sinken. „Du bist also wach.“, seufzte er resignierend. Es war weniger eine Frage als einer Feststellung. „ Wie geht’s dir?“ „Beschissen!“, krächzte Sakura. Seiichi nickte und stand wieder auf. „Kannst du mir was zu trinken holen?“, bat sie ihn schwach. Ohne noch ein Wort zu sagen verschwand er aus ihrem Blickfeld und nur wenige Augenblicke später tauchte er wieder auf. Erneut setzte er sich auf den Bettrand. Er legte ihr einen Arm um den Hals und half ihr sich aufzusetzen. Sie war sehr schwach, aber zumindest konnte sie den Kopf so weit anheben, dass er ihr das Glas an die Lippen setzen konnte. „Trink! Das schwierigste steht dir jetzt leider erst noch bevor!“ Er bekräftigte seine Aussage mit einem leichten Nicken. Interessiert beobachtete er wie sie gierig trank und als sie fertig war ließ er ihren Kopf langsam wieder sinken, so dass sie wieder in die Kissen sackte. Er erhob sich und wollte wieder zum Tisch, als er hinter sich erneut Sakuras Stimme vernahm. „Ich habe geträumt!“, flüsterte sie. Seiichi wollte gerade dazu ansetzten ihre Aussage mit solch berühmten Floskeln wie „Schön für dich“ oder ähnliches zu bedienen, aber Sakura fuhr ihm dazwischen. „Es war schrecklich!“, beendete sie ihre Aussage. Er wand sich ihr nicht zu, sondern starrte weiter den Tisch vor sich an. Der Tisch war so extrem nah, die Rettung vor dieser ihm doch so unangenehmen Diskussion, aber er würde ihn nicht erreichen und damit dem Gespräch entgehen. „Das tut mir leid für dich!“, sagte er ernst und schluckte hart. „Alle waren dort!“, flüsterte Sakura. Leicht verwirrt drehte sich Seiichi nun um und kam zum Bett zurück. Er sah von oben auf sie herab, aber schon wenige Momente später kam es ihm unfair vor, sie von oben herab so zu betrachten. Sie war doch kein Versuchskaninchen. Er setzte sich auf die Bettkante und blickte Sakura fragend an: „Wenn meinst du mit alle?“ Sakura schüttelte den Kopf, als wollte sie damit ihre Aussage von gerade revidieren. Sie hatte nicht die passenden Worte gefunden. Natürlich waren alle da gewesen. All die Gesichter die sich während der Zeremonie in ihren Kopf festgesetzt hatten und auch Yosuke und Ayano waren dort gewesen, aber sie hatte alle nur ganz kurz gesehen, aber das war nicht das Schrecklich an diesem Traum. Das Schrecklichste waren diese Augen gewesen. Nein, das war nicht wahr. Es waren nicht die Augen, zumindest nicht die Augen an sich. Es war der Ausdruck in diesen kalten Augen, in diesen bitterkalten Augen. Sie hatten ihr Angst gemacht, eine so fürchterliche Angst, dass sie nicht mehr hatte atmen können. Der Schweiß war ihr auf die Stirn getreten und das Blut war ihr in den Adern gefroren. Es waren diese schrecklichen Augen, diese Augen, die sie jetzt so innig, sanft und mitfühlend anguckten. Ihr Verstand weigerte sich zu glauben, dass dieser Traum auch nur eine winzige Spur Wahrheit beinhalten konnte. Aber dieser Traum war beinahe realer als die Wirklichkeit. Und trotzdem konnte sie es sich absolut nicht vorstellen oder besser sie wollte es sich nicht vorstellen. Was wusste sie den schon über Seiichi? Nichts! Sie hatte nicht die geringste Ahnung wer er einst war und warum er hier war. Seiichis Blick wandte sich in Sorge, als Sakura keinerlei Anstalten ihm zu antworten und starr vor sich hin blickte. „Wenn meinst du mit alle?“, hackte er neuerlich nach. Sakura zuckte unter seinen Worten zusammen. Wo hatte sie nur ihren Kopf? Sie war so sehr in ihre eigenen Gedanken versunken, dass sie Seiichi ganz vergessen hatte. „Also?“, drängte er auf eine Antwort als er bemerkte, dass er nun wieder ihre Aufmerksamkeit hatte. Sie wandte den Kopf ab und Seiichi hatte schon Angst, dass sie wieder abdriften würde aber nach einigen kurzen Momenten flüsterte sie traurig: „Du warst da!“ Seiichi hörte den ängstlichen Unterton in ihrer Stimme mitschwingen und erschrak. Hatte sie etwa Angst vor ihm? Hatte er ihr je Anlass dazu gegeben Angst zu empfinden. In seinem Kopf lief Episodenweise die Zeit, die er mit ihr verbracht hatte, ab. Dann schüttelte er innerlich den Kopf, ihm fiel nichts ein, an welcher Stelle er ihr Angst gemacht hätte. „Ich?“, fragte er nun sichtlich irritiert. Er hatte keine Ahnung an welcher Stelle er etwas mit dem Albtraum zu tun haben könnte. „Ja, du warst da und du warst so schrecklich kalt!“ Seiichi blickte sie verwirrt an, aber dann dämmerte ihm plötzlich worauf Sakura hinaus wollte. Es hatte weniger mit ihm zu tun, als mit dem was er war. Er war ein blutrünstiges Wesen. Ein Wesen ohne Grenzen und Gewissen. Natürlich hatte er ihr Angst gemacht, dass war es ja was er erreichen wollte. Und trotzdem erschien es ihm mittlerweile so unglaublich falsch, aber er würde das Spiel jetzt auch bis zum Ende durchspielen, komme was wolle! Er wandte den Blick ab und stand auf. Hastigen Schrittes durchquerte er den dunklen Raum, griff nach dem Stuhl, der an dem Schreibtisch stand, zerrte ihn herum und ließ sich darauf sinken. Das Licht der Schreibtischlampe schien ihm von hinten in den Rücken und ließ ihn noch dunkler und bedrohlicher erscheinen. Sakura war nicht wirklich in der Lage seinen Gesichtsausdruck, durch die Dunkelheit zuerkennen noch einzuordnen. Doch das verräterische Aufblitzen entging ihr nicht, auch wenn sie es nicht einordnen konnte. Es machte ihr Angst. Mit bedrohlich dunkel gefärbter Stimme fragte er: „Woher willst du wissen, dass das nicht mein wahres Ich ist?“ Sakura wusste nicht was sie darauf erwidern sollte. Alles was sie sagen konnte, hätte genauso gut ein Fehler sein können. Sie entschied sich für das erste was ihr in den Sinn kam: „Weil ich an dich glaube! Kann ein Mensch mit einem so guten Herzen so kalt sein. Ich glaube das nicht!“ Seiichi lächelte hart und schwang sich vom Stuhl. „Du übersiehst dabei eine ganz wesentliche Sache, meine Liebe!“, erwiderte er trocken, „Ich bin kein Mensch mehr!“ Er ging zum Ausgang und wollte das Zimmer verlassen. Sakura wusste, dass sie ihn aufhalten musste. Sie hatte keine Ahnung was sie tun sollte, hauptsache er blieb. Und wenn es nur ein Augenblick gab indem er zögerte. Sie öffnete den Mund und wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, als ein unglaublicher Schmerz durch ihr Brust schoss. Seiichi hatte gerade die Hand auf die Klinke gelegt, als er hinter sich einen markerschütternden Schrei vernahm. Er schluckte einmal tief und versuchte so den Kloß in seinem Hals loszuwerden, aber er versagte kläglich. Erst dann drehte er wieder zum Bett um. Auf den Lacken lag Sakura in einer vollkommen verkrümmten Haltung, die schon gar nicht mehr menschlich aussah. Ihre Hände krallten sich ins Bettzeug und ihr Kopf flog ständig von links nach rechts. Ein Schweißfilm überzog ihre Haut. Sie zitterte, als wäre ihr kalt, doch ihr Körper glühte beinahe. Seiichi zog sich einen Stuhl ans Bett. „Es ist soweit!“, flüsterte er. Und tupfte dem jungen Mädchen den Schweiß von der Stirn. Gedankenverloren begann er ihr über den Unterarm zu streichen. Ihr Körper krampfte allerdings noch immer. Er beugte sich nach vorn um ganz dicht an ihr Ohr zu kommen. Als er mit seinen Lippen ihr Ohr fast berührte flüsterte er: „Du musst loslassen. Sonst funktioniert es nicht oder wird nur noch schmerzhafter. Sei ganz ruhig!“ Und immer beruhigender strich er ihr über den Arm und irgendwann krampfte sie nicht mehr so stark. Nach einiger Zeit bemerkte er, dass ihre Körpertemperatur sank. Sie begann schwer zu atmen, blieb aber ansonsten ganz ruhig. Der Schweiß war ihr auf die Stirn getreten und die Haare hingen ihr klatschnass ins Gesicht. Er war besorgt, es musste einfach funktionieren. Im Todeskrampf bäumte sie sich ein letztes Mal auf. Sie riss die Augen auf und starrte Seiichi an. Plötzlich erlosch etwas in ihnen. Und nun war Seiichi entgültig klar, dass die Zeit gekommen war. Er presste ihren leblosen Körper, der in einer unnatürlichen Haltung, beinahe so als wäre er nicht aus Fleisch und Knochen, sondern aus Stein, stehen geblieben war, in die Kissen uns schloss mit einem sanften Strich über ihr Gesicht ihre glasig gewordenen Augen. Sanft hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. Die Haut dort war schon wesentlich kühler geworden. Nun verließ er entgültig das Zimmer. Er konnte jetzt nicht mehr das geringste für sie tun. Natürlich hätte er bei ihr sitzen können, aber es würde an dem Ergebnis nichts ändern. Sie musste jetzt allein mit dem Biest in sich kämpfen und sie musste es unter ihre Kontrolle zwingen, sonst würde sie sterben. Der Kampf würde etwa zwei Stunden dauern, dann würde es sich entschieden haben. Es hatte keinen Zweck dazubleiben. Er würde wiederkehren. Ja, aber bis dahin würde er erst einmal durchatmen. Er schloss leise die Tür hinter sich und ließ sich dagegen sinken. „Du vertraust mir also?“, murmelte er mit tonloser Stimme, „Das hättest du besser niemals getan!“ Mit einer einzigen fließenden Bewegungen stand er auf und sah auf die Uhr. Es war etwa halb vier Uhr morgens. In etwa 3 Stunden würde die Sonne aufgehen. Dies waren die Stunden die er so liebte, etwa 2 bis 3 Stunden vor der Morgendämmerung. Kein Mensch und kaum ein Vampir war dann auf der Straße unterwegs. Es war der einzige Moment des Tages in dem man nahezu spüren konnte, wie die Stadt noch ein letztes Mal durchatmete um dann ohne Luft zu holen durch den Tag zu kommen. Das war wunderschön. Über all diese Dinge nachdenkend entschloss er sich, spazieren zu gehen! Kapitel 4: ----------- In diesem Kapitel tritt eine Person auf, die für den Ausgang der Geschichte von großer Bedeutung ist. Ich hoffe nur, dass das Kapitel nicht all zu langatmig wird. In der Hinsicht bitte ich um Rückmeldung. Sollten euch also beim Lesen die Augen zu fallen, bitte bescheid sagen! Eure lomelinde ********************** Mit einem unsanften Ruck setzte das Flugzeug auf der Landebahn auf. Mühsam musste Wes die aufkeimende Übelkeit erneut niederkämpfen. Wie er das Fliegen doch hasste. Aber es war wie so oft unvermeidlich gewesen, denn wie hätte er sonst um die halbe Welt reisen sollen? Er wusste ja, dass Fliegen weniger gefährlich war als Autofahren, aber konnte das verdammt noch mal nicht jemand seinem Körper sagen, der immer dann durchzudrehen gedachte, wenn er einem Flugzeug auch nur zu nahe kam. Er tupfte sich den Angstschweiß von der braungebrannten Haut und löste dann den Sicherheitsgurt. Das Lämpchen war erst vor wenigen Augenblicken erloschen aber in diesen wenigen Momenten war ein heilloses Chaos im inneren des Metallvogels ausgebrochen. Die Passagiere schienen beinahe aus dem Flugzeug zu flüchten, aber Wes hatte es da weniger eilig. Er verstand diese Hetze nicht einmal, an den Gepäckbändern würden die Menschen sowieso wieder warten müssen, bis sie an der Reihe waren. Dieses heillose Chaos war nichts für Wes und deswegen schloss er sich auch nicht dieser hetzenden Masse an, sondern schwang sich locker aus seinem Sitz und zog seine Tasche aus den kleinen Gepäckfach über seinem Kopf. Ganz ruhig und gemächlich trottete er zum Ausgang und war wohl auch so ziemlich einer der letzten die das Flugzeug verließen. Höfflich verabschiedete er sich von den Stewardessen, die sich in der Nähe des Ausgangs aufhielten und sich mit einander unterhielten. Er erntete einen schrägen Blick von den jungen Damen, ehe sie verwirrt seinen Gruß erwiderten. Er war es gewohnt, dass die Leute überrascht auf ihn reagierten. Er wirkte nun einmal auf den ersten Blick nicht unbedingt sehr freundlich, aber er war es doch meistens. Zielsicher steuerte er von seinem Gate aus zur Gepäckausgabe. Es war nicht das erste Mal, dass er hier war und es würde sicherlich nicht das letzte Mal sein. In dieser Stadt nahm die ganze Szene Züge an, die so nicht hinzunehmen waren. Es war beinahe grotesk was dort ablief; je öfter Wes sich in dieser Stadt aufhielt um so schlimmer kam es ihm vor. Und gerade in der Nacht die er an Bord des Flugzeuges verbracht hatte, würde viel passiert sein, doch das spielte auch keine Rolle mehr. Klar taten ihm die Menschen leid, aber seine Aufgabe lautete nicht das Ganze zu verhindern, sondern sein Augenmerk lag eher auf Schadensbegrenzung. Sein Koffer war einer der Letzten auf dem Band. Er griff schnell danach und verließ genauso flugs das Flughafengebäude. Als die durch einen Bewegungsmelder ausgelösten Schiebetüren sanft hinter ihm wieder zusammen glitten, ließ er erst einmal seinen Blick schweifen. Er hatte zum einen das Gefühl endlich wieder nach Hause zu kommen und auf der anderen Seite fühlte er sich so Fehl am Platze, dass er am liebsten gleich wieder umgekehrt wäre. Sein Blick blieb an einem schwarzen Rolls Royce hängen, der wartend in einer der Parkbuchten, die eigentlich für die Taxis gedacht waren, parkte. Das Auto allein war nicht ausschlaggebend für sein gesteigertes Interesse, sondern war es viel mehr die Person die sich entspannt dagegen lehnte, deren Wes Blicke galten. Es war eine Frau Ende 20 in einem rosafarbenen Kostüm. Sie lächelte ihn an und Wes ging zu ihr herüber. „Hello darling, how are you?“, fragte sie als sie Wes stürmisch umarmte und Küsse auf seine Wange hauchte. Wes machte sich mit sanfter Gewalt von ihr los und antwortete: „Gut, danke April! Du musst übrigens nicht unbedingt Englisch mit mir reden, ich verstehe dich auch so, dass weißt du ja!“ „But I like the sound... Well, whatever! Gib mir die Koffer, ich fahr dich ins Hotel!” „Das muss nicht sein!“ Wes war überrascht, aber auch dankbar, dass er sich nicht noch in ein unbequemes Taxi zwängen musste. Trotzdem war eher nicht bereit einfach so in das Angebot einzuwilligen. April setzte ihr zuckersüßes Lächeln auf: „Nun sei kein Frosch, mach schon. Jetzt bin ich einmal hier!“ Wes war noch immer nicht sicher, aber er merkte wie sich die Müdigkeit in seine Knochen schlich und ihm die Entscheidung abnahm. Er nickte nur knapp. April verstaute seinen Koffer im Kofferraum, während Wes auf der Beifahrerseite des Wagens Platz nahm. Die junge Frau stieg nur wenige Sekunden nach ihm ins Auto und nahm hinter dem Steuer Platz. Allerdings machte sie keinerlei Anstalten loszufahren. „Was ist?“, fragte Wes. „Ich hab da noch was für dich!“ Sie drückte ihm eine Schachtel in die Hand. Er öffnete die Schachtel, sah hinein, entdeckte das Kreuz und verleierte die Augen. „Danke!“, murmelte er tonlos. „You’re welcome!“, erhielt er als Antwort. Er stopfte die Schachtel in seine Jackentasche und fragte anschließend: „Können wir?“ Mit einem sanften Nicken drehte April den Zündschlüssel im Schloss herum. Mit einem leichten Aufjaulen sprang der Motor an. Sie donnerte einen Gang hinein und jagte, jede Verkehrsregel, die es gab, missachtend, auf die Straßen der Millionenmetropole hinaus. Weit kamen sie allerdings nicht, denn in der Innenstadt hatte sich ein Stau gebildet, in den April den Wagen zielsicher hineinmanövrierte. Als absolut kein Weiterkommen mehr war, schlug sie mit der rechten Hand gegen das Lenkrad und fluchte laut. „Wie ich diese Stadt hasse! Überall nur diese riesigen Bauten und alles ist dreckig. Und dann erst dieser Verkehr. Ich muss wohl mal wieder nach Miami kommen!“ „Auch Miami ist nicht mehr das was es einmal war!“, gab Wes zu bedenken. April zuckte nur mit den Schultern und haute wütend auf die Hupe, weil ihr Vordermann nicht rechzeitig genug Gas gab, um die zwei Meter, die sie vorankamen, aufzuholen. „Diese Stadt hier ist eine einzige Verkehrfalle, so sind wir in zwei Stunden noch nicht an deinem Hotel. Sollen wir nicht doch...“ „Nein ich werde nicht zu den anderen gehen, es hat mich schon genug überrascht, dass du da aufgekreuzt bist!“, unterbrach Wes sie barsch. „Aber deine Informationen sollen wir dir stellen! Findest du nicht, dass das ein bisschen ein einseitiges Geschäft ist!“ „Jetzt hör mir mal zu. IHR habt mir mein Leben zerstört, ich denke dem entsprechend seid ihr mir ein bisschen was schuldig!“ April hob beschwichtigend die Hände: „Mir soll es egal sein, aber die anderen würde sich sicher sehr freuen!“ Wes fuhr in einem Satz herum und starrte April wütend an: „Sag mal spinnst du? Du weißt ganz genau was vorgefallen ist und meinst wirklich, dass ich mich mit euch noch mal an einem Tisch setzten würde. Ihr habt mich im Stich gelassen und seit einfach abgehauen, dass ich noch am Leben bin verdanke ich bestimmt nicht dem Team. Die Aktion verzeih ich euch niemals, das kannst du den anderen liebend gerne übermitteln.“ „Okay, deine Sache. Mir egal!“ Mittlerweile hatten sie den Stau hinter sich gelassen und April schaltete einen Gang höher und legte anschließend noch einiges an Geschwindigkeit zu, die sich auch schon so weit jenseits der erlaubten Höchstgeschwindigkeit lag. Beide unterhielten sich den Rest der Fahrt über nicht mehr, doch Wes störte das nicht weiter, alles war besser als sich über ihre gemeinsame Vergangenheit zu unterhalten. Er starrte aus dem Fenster um alle Eindrücke der an ihm vorbeirasenden Stadt wie ein Schwamm in sich aufzusaugen. Nach nicht enden wollenden Minuten erreichten sie dann auch das Hotel. April bremste so hart, dass es Wes garantiert gegen die Frontscheibe geschleudert hätte, hätte ihn der Sicherheitsgurt nicht festgehalten. So schnitt sich der Gurt schmerzhaft in sein Fleisch und als der Wagen mit einem Ruck zum stehen kam, wurde Wes schmerzhaft in den Sitz zurück geworfen. Leicht benommen schüttelte er den Kopf: „Du fährst wie wahnsinnig! Du hast dich absolut nicht verändert!“ Schnell schnallte er sich ab und sprang in einer Geschwindigkeit aus dem Wagen, dass es einer Flucht gleich kam. Er knallte die Tür wütend und weithin hörbar zu und eilte um den Wagen herum zum Kofferraum. Nervös mit dem Fuß tappend wartete er auf April. Sein Blick streifte nervös durch die Gegend, als würde er Ausschau nach irgendetwas oder irgendjemand halten. Er war so konzentriert, dass er das Zuklappen der Wagentür hinter April gar nicht wahrnahm. „Suchst du was bestimmtes?“, fragte April neckend und riss Wes aus den Gedanken. Er fuhr zusammen und funkelte sie an. Er hob genervt die Hand und bedeutete April den Kofferraum zu öffnen. Sie zuckte die Achseln und tat wie ihr geheißen. Mit einer rasanten Bewegung hievte Wes seinen Koffer aus dem Kofferraum und noch ehe April, die Kofferraumklappe wieder hinunterdrücken konnte, machte er sich auch schon auf den Weg zum Hoteleingang. Von dort eilte ihm schon ein Page entgegen um ihm die Koffer abzunehmen. Wes ließ es geschehen und wollte dem jungen Mann ins Gebäude folgen. „Wes warte!“, rief April ihm nach. Er blieb stehen und begann ungeduldig mit seinem Fuß zu wippen. Schnell schloss April zu ihm auf und blieb neben ihm stehen. „Wegen den Infos treffen wir uns am Besten Dienstag früh im Ché!” Wes erinnerte sich an das Ché. Es war der Szenecafé schlechthin gewesen, als er damals hier gelebt hatte. Gebaut war es im Stil einer Strandbar. Es war eins dieser angesagten Cafés, die zu der Zeit bei den Leuten extrem angesagt gewesen und wie wie Unkraut aus dem Boden geschossen waren. Auch er und seine damaligen Freunde waren oft dort gewesen, eigentlich fast täglich, wenn er genau drüber nachdachte. Naja, solange bis er wieder nach Amerika zurück gegangen war. Er hatte niemanden bescheid gesagt, aber hatte auch keinerlei Interesse gehabt sich mit den andern auseinander zu setzen. „Das Ché? Muss das sein? Können wir uns nicht woanders treffen?“ „Entweder wir treffen uns da oder wir lassen es sein!“ „Na wenn es sein muss, aber Morgen gegen zwei Uhr, wäre mir lieber und du kommst allein!“ „Okay, von mir aus!“ Wes griff in seine Tasche und drückte April die Schachtel, die sie ihm vorhin gegeben hatte, vor die Brust. Sie griff zu und sah ihn traurig an. „Ich werde diese Kette ganz gewiss nicht mehr tragen. Du weißt, dass das vorbei ist!“ „Nadia hatte gehofft du würdest es nach all den Jahren anders sehen! Sie vermisst dich sehr und liebt dich noch immer!“ Als der Name fiel zuckte Wes leicht zusammen und verkrampfte sich. Der Gedanke an Nadias Betrug wog schwerer als all der andere Müll der passiert war. „Das ist ihr Problem !“, antwortete er kalt, „Sie hätte sich das eher überlegen sollen, bevor es soweit gekommen ist! Aber es spielt keine Rolle mehr.“ Er machte eine wegwerfende Geste, drehte sich um und eilte zu dem Pagen, der unschlüssig am oberen Treppenabsatz stand und fragend zu Wes guckte. Mit einem Nicken bedeutete Wes, dem Pagen, dass er die Koffer hineintragen konnte und folgte ihm schnell. Er checkte so schnell es ging ein und ließ sich seine Sachen auf das Zimmer tagen. Nachdem er die Tür endlich hinter sich ins Schloss fallen hörte atmete er tief durch. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er das letzte Mal so frei hatte durchatmen können. In Aprils Anwesenheit hatte er sich so verkrampft, dass es ihm im Nachhinein lächerlich vorkam. Er hatte kein Problem mit Menschen, aber er war doch eher der Einzelgänger. Es war einmal und das Treffen mit April hatte ihm das wieder ins Gedächtnis zurückgerufen. Er schüttelte unbewusst den Kopf, es brachte nichts der Vergangenheit hinterher zu trauern. Auf dem Weg zur Dusche streifte er sich seine Schuhe von den Füßen und sein Hemd von den Schultern. Warum musste April den auch unbedingt am Flughafen auftauchen? War es nicht genug wie sie ihn vor 5 Jahren einfach hatten hängen lassen? Konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe sein Leben leben lassen? Sie hatten ihn ja nicht nur hängen lassen, sie waren ihm förmlich in den Rücken gefallen? Hatten ihm im Stich gelassen, in dem Moment in dem er sie am meisten gebraucht hatte. Und als wäre das Ganze nicht schon 5 Jahre her, sonder erst gestern passiert, erinnerte er sich noch an jedes kleine Detail des Tages. Nadia lehnte sich sanft an seine Schulter und zwirbelte ihr blondes lockiges Haar. Sanft berührte er es und strich die süßen Locken glatt, die sich sofort wieder zusammenzogen. Wie sehr er diesen Anblick doch liebte und wie sehr er Nadia doch liebte. Er und s ie gehörten einfach zusammen und da würde sich auch garantiert nichts dran ändern. Sie waren ein eingespielten Team: Nadia, April, Steven, JJ und er. Sie waren schon immer ein Team. Sie waren sogar gemeinsam von New York hierher gekommen. Ihre Freundschaft war stärker als andere. Sie pendelten durch die Welt immer ihr Ziel vor den Augen. Das hier war ein schweres Pflaster und es wurde einfach nicht leichter. Den Auswüchsen dieser Nachtschwärmer Herr zu werden, war nicht einfach. Aber sie hatten es sich zum Ziel gemacht und mittlerweile hatten sie sich auch in der Szene einen Namen gemacht. Auch in dieser Nacht hatten sie wieder einen Auftrag und diesmal würde es sehr schwierig werden. JJ erklärte gerade zum zehnten Mal wie sie vorgehen wollten und zum etwa hundersten Mal erklärte er ihnen, dass er sich nicht in der Verantwortung sah, wenn irgendetwas schief gehen sollte. „Ich glaube wir kennen die Regeln mittlerweile auswendig!“, schimpfte Wes genervt und kuschelte sich näher an Nadia. Die Gruppe befand sich gerade im Ché, ihrem Lieblingscafé. Es war ein Tag wie jeder andere und das Café war bis zum Bersten gefüllt. Es war das beliebteste Café der ganzen Gegend und sein Besitzer Hiroshi war ein echter Glückspilz. „Leute, ihr hört mir überhaupt nicht zu.“, beschwerte sich JJ und beäugte die anderen genau, „Es ist jetzt halb neun! In etwa zwei Stunden geht es los!“ Die anderen nickten der Reihe nach. Wes verleierte erneut genervt die Augen. JJ war so total korrekt. Konnte er es nicht einfach mal locker sehen. Es würde schon funktionieren, es hatte immer funktioniert und es würde auch heute funktionieren. Er hob die Hand und winkte Hiroshi heran. Er war der Besitzer des Ché und ein Freund der Clique. „Na Freunde, was plant ihr noch für den weiteren Abend!“, fragte der Wirt. „Ach nichts weiter!“. Steve machte eine wegwerfende Handbewegung. „Keine Lust auf nichts!“ „Na dann wird es ja ein gemütlicher Abend! Kann ich euch noch was bringen?“ April warf einen kurzen Blick in die Runde und antwortete dann für alle: „5 Cola und die Rechnung!“ „Wie ihr wollt!“ Nicht ganz zwei Stunden später standen sie vor der alten Fabrikhalle. Die Uhr an wes linkem Handgelenk zeigte 22.18 Uhr und seine rechte Hand war mit der linken von Nadia verwoben. Es würde schnell gehen, wenn sie Glück hatten. Das Überraschungsmoment hatten sie auf ihrer Seite, wenn sie es auszunutzen wussten waren sie in einer halben Stunde wieder hier raus. Wes zog Nadia noch einmal dicht an sich und hauchte ihr dann einen sanften Kuss auf die Lippen. Danach wandte er sich mit seinem Blick an die anderen und als sie nickten deutete er mit dem Kopf auf das Hallentor. Doch bevor sie in die Halle stürmen konnten, riss eine markerschütternder Ruf sie aus ihren Angriffvorbereitungen. Wes riss Nadia an sich und warf sich zur Seite, dort wo beide gerade noch gestanden hatten, peitschte ein Schuss lang und donnerte hinter ihnen in das Hallentor. „Ein Hinterhalt!“ schrie Steve. Wes schüttelte innerlich den Kopf, ohne Steves Hilfe hätte er bestimmt nicht herausgefunden was hier los war. Mit einem federnden Sprung war er wieder auf den Beinen. Er blickte kurz zu Nadia herunter und als er feststellte, dass sie vollkommen in Ordnung war, wirbelte er herum und sah sich um was passiert war. JJ hielt sich die Schulter und der Rest schien unverletzt. Er blickte auf die umliegenden Dächer von denen die Schüsse gekommen sein mussten. Er konnte nichts entdecken. „Wir sollten uns zurückziehen. JJ ist verletzt!“, schrie Steve ihm von der anderen Seite der Gase entgegen. „Das seh ich auch, du Idiot!“, schrie Wes zurück, „Aber du hast recht, wir müssen hier weg.“ Er zog Nadia hoch und beide durchquerten die Gase. Sie drückten sich in die Schatten der umliegenden Häuser, um so mit den Angreifern die geringste Angriffsfläche zu bieten. Wes hielt den Atem an und erst als sie das gegenüberliegende Ende der Gasse erreichten, gestattet er sich wieder auszuatmen. „Sie sind hier noch irgendwo, ich glaube nicht, dass sie uns nur warnen wollten. Also, seid vorsichtig!“, flüsterte Wes. Sie waren keine zehn Meter gegangen, als erneut Schüsse auf sie niederprasselten. Aber das war nicht das einzige mit dem sie attackiert wurden, auch Steine wurden in die Gase hinab geworfen. Einer der Steine traf Wes an der Schläfe und ließ ihm kurzeitig die Sinne schwinden. Als er wieder erwachte lag er am Boden. Er war keine fünf Sekunden bewusstlos gewesen, aber das hatte ausgereicht um zu Boden zu fallen. Aus einigen Metern Entfernung hörte er einen spitzen Schrei. Es war Nadia. Er reckt den Kopf um zu entdecken weshalb sie schrie, aber weit kam er nicht. Er spürte einen Widerstand und sah auf. Über ihn gebeugt stand ein Mann mit goldenen Augen. Er hatte spitze Zähne und beleckte diese. Ansonsten waren sie allein, das wusste Wes, er konnte es in den Augen seines Gegenübers lesen. Das war eine seltsame Gabe, aber er hatte sie. „Leute helft mir!“, schrie Wes. Er versuchte den Griff des Riesen zu sprengen, aber er schaffte es nicht. „Es ist keiner mehr da! Also helft mir!“ Nadia zögerte einen Moment. „Mensch Nadia, er ist doch schon tot. Wir müssen weg hier!“, schrie JJ sie an. Nadia zuckte unter seinen Worten zusammen, musste ihm aber beipflichten und folgte JJ und Steve, wenn ihr auch nicht ganz wohl dabei war. „Tja, deine Freunde sind weg! Was wirst du nun tun?“ Doch Wes wusste was er tun musste, schloss die Augen und ließ alles was passieren möge geschehen. Wes trat aus der Dusche. Er hatte nicht darüber nachdenken wollen, aber seine Gedanken hatten sich mal wieder verselbstständigt. Er hasste das! Müde rieb er sich über die Augen. Langsam aber sicher machte sich sein Jetlag nun doch bemerkbar. Er verließ das Badezimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Er würde erst einmal etwas schlafen. Es gab viel zu tun hier. Es war wie früher, nur dass er diesmal allein kämpfen würde. Es war ja nicht das erste Mal. Kapitel 5: ----------- In diesem Viertel war absolut gar nichts los. Es war eines der heruntergekommensten und am wenigsten besiedelte Viertel dieser Stadt. Selten traf man hier nach Sonnenuntergang noch eine Menschenseele mehr an. Und genau das war es ja, was Seiichi gerade so dringend brauchte, seine Ruhe! Müde ließ er sich auf einer alten nicht gerade vertrauenerweckenden Bank sinken. Zu seiner Überraschung ächzte sie allerdings nur und hielt aber ansonsten seinem Gewicht stand. Sicherheitshalber schwang er noch etwas mit seinem Oberkörper hin und her, was die Bank mit einem lauten Grollen quittierte, ansonsten geschah allerdings nichts. Er befand sich hier unweit des Hafens, in dem sich die Lagerhallen dicht an dicht kuschelten. Viele Menschen beunruhigte diese Gegend, aber Seiichi faszinierte sie. Je länger er sich dort aufhielt, um so wohler fühlte er sich. Er entschloss sich, trotz der, wie er wusste, trügerischen Stabilität dafür, sich auf der Bank auszustrecken. Er blickte in den wunderschönen Sternenhimmel. Die Mondfinsternis war mittlerweile vorbei und der Mond in seiner Pracht blendete Seiichi. Die Nacht war zwar schön, aber mittlerweile wieder so grausam hell. Aber alles war besser, als weiter an Sakuras Bett zu hocken und zu warten. Er hasste es zu warten und außerdem waren diese Stunden, in Seiichis Augen, überhaupt das Schlimmste an dem ganzen Prozess der Verwandlung, aber es gehörte nun einmal dazu. Sein Atem ging ruhig und stand damit im krassen Gegensatz zu dem was in seinem Inneren vorging. Er war so aufgewühlt, wie seit langem nicht mehr und selbst diese Gegend, die ihn sonst immer so beruhigt hatte, machte ihn jetzt nur noch nervöser. Er hätte bei ihr warten sollen, immerhin hatte er es ihr ja versprochen und er wusste was es ihr bedeutete. Plötzlich wurde ihm kalt. Die laue Nacht hatte allerdings damit nichts zu tun. Diese Kälte kroch aus seinem Inneren herauf, er fröstelte. Er drehte sich auf der Bank zur Seite, als könne er damit dem eiskalten Wind der durch seinen Körper fuhr entgehen. Ihm war klar, dass dieses Verhalten an seinem Zustand nicht das geringste ändern würde, aber es war einfach ein Reflex, dem er nachgab. Er rammte seine Hände in die Manteltaschen und blickte erneut in den Himmel. Niemand würde je verstehen können, was der Himmel für ihn bedeutete, niemand würde es je verstehen wollen. Er gehörte weder zu den Menschen noch zu den Vampiren, keiner konnte ihm das geben was er wirklich wollte. Er glaubte in Sakura jemanden gefunden zu haben, der ihm vielleicht verstand, ihn und seine weinende Seele, aber Sakura war nicht der Mensch der nachfragte, sie ließ erzählen ohne zu bohren, aber er brauchte jemanden der bohrte. Jemand der es einfach mal aus ihm herausprügeln würde. Er brauchte den Moment, in dem er einfach mal am Boden war um dann erstarkt wieder aufzustehen. Er konnte nicht mehr rumliegen, eine ungewöhnlich Unruhe ergriff plötzlich von ihm Besitz und er stand auf. Beinahe geräuschlos schlich er durch das verlassene Viertel. Es war schäbig. Die meisten Häuser waren nur noch Futter für die Abrissbirne, die Fenster waren vernagelt. Durch einige der Latten drang flackerndes Licht zu ihm heraus. Seiichi blinzelte gegen eines der Fenster aus denen das Licht einer Flamme drang. Es war hier nicht selten, dass Jugendliche sich Zugang zu den Häusern verschafften und dort die Nacht verbrachten, entweder um von zu Hause wegzukommen oder um irgendeine Drogenparty zu feiern. Angeekelt wandte sich Seiichi ab und lenkte seinen Blick wieder in Richtung Hafen. Ein kühler Lufthauch schlug ihm entgegen. Begierig sog er den Duft der rauen See in sich auf. Er liebt den Geruch der salzigen Meeresluft und in der Ferne konnte er sehen, dass der Hafen langsam erwachte. Der Hafen war der Teil der Stadt in dem noch weit vor Sonnenaufgang das Leben erwachte. Die Fischerboote wurden fertig gemacht, da mit sie bei Tagesanbruch hinausfahren und die Netze einholen konnten. Bis zum Sonnenaufgang würde nicht mehr viel Zeit vergehen, Seiichi wusste das. Er musste zurück auch wenn er es noch nicht wollte. In spätestens einer Stunde würde es hell werden und es war ein weiter Weg nach Hause. Drei Stunden war Seiichi weggewesen, als er erneut das Herrenhaus betrat. Und er kam keine Sekunde zu früh. „Du bist spät, Herr!“ dröhnte ihn die Stimme des Hünen, der gegen die Wand gelehnt stand, entgegen. „Die Sonne geht auf!“ Seiichi versuchte den jungen Mann einzuordnen, aber es gelang ihn nicht. Zu viele ihrer Rasse trieben sich hier im Haupthaus herum und jeden Tag kamen neue und andere gingen wieder. Es war unmöglich alle beim Namen nennen zu können, aber irgendetwas in Seiichi mahnte ihn tiefer in seiner Erinnerung zu graben. Der Hüne deutete Seiichis Blick richtig, neigte den Kopf und lachte dann laut und grollend. „Dein schlechtes Gedächtnis, war schon immer dein stärkster Schwachpunkt! Ich bin es Janek!“ Seiichi erschrak. Janek war ein alter Bekannter von Seiichi, aber er war vor Jahren ganz plötzlich hier aufgetaucht und genauso plötzlich war er wieder verschwunden. „Was tust du hier?“, fragte Seiichi irritiert. „Der Ring hat sein Fokus wieder auf euch gerichtet. Eigentlich bin ich nur gekommen, um mit dir drüber zu reden.“ „Der Ring...“, murmelte Seiichi. Es schien als müsse er darüber nachdenken, was der Ring war, aber das stimmte nicht. In ihm gingen ganz andere Dinge vor. Seine Gedanken waren ganz schön durcheinander geraten. „’Tschuldige! Ich wollte dich nicht verwirren, Herr!“ „Das hast du nicht, aber mir gehen im Moment ganz andere Sachen im Kopf rum!“ „Ach ja, deine Braut, nicht wahr? Hat sich der ehrenwerte Seiichi endlich dazu entschlossen eine Familie zu gründen. Ich hätte nicht gedacht, dass du mal eine Braut erwählen würdest. Das passt irgendwie nicht zu dir!“ Seiichi zuckte die Schultern. Janek hatte nicht ganz unrecht, aber es war seine Wille gewesen. Er hatte Sakura heiraten wollen. „Entschuldige ich habe noch zu tun! Wir sehen uns später.“, Seiichi wand sich zum gehen, blieb an der nächsten Tür stehen und wandte sich hinein. Er winkte einen Wächter heran und trat dann wieder in die Eingangshalle hinaus, Janeck war mittlerweile verschwunden. Der Wächter trat zu ihm in den Flur hinaus. „Herr, ihr seid ja wieder da!“ Seiichi winkte ab und fragte: „Wie geht es ihr?“ „Sie ist noch nicht wieder erwacht!“ Seiichi fuhr zusammen, ergriff den Wächter beim Hals und schleuderte ihn gegen die nächste Wand. Er hatte sich verwandelt. „Das ist nicht dein Ernst oder?“, zischte er mit seiner bedrohlich klingenden Stimme. Der Wächter hob in einer abwehrenden Geste die Hände: „Tut mir leid, Seiichi-sama, aber das ist die Wahrheit. Was hätte ich den tun sollen? Du warst nicht zu erreichen!“ Er hatte ja Recht, was konnte denn der Kerl dafür. Er ließ ihn sinken und ging eiligen Schrittes an ihm vorbei. Als er die Treppe erreichte krallten sich seine Finger ist das dunkle Holz. Er sah die Stufen hinauf. Ein roter Läufer lag auf der Treppe und wies den Weg nach oben. Die Wand an der Seite war mit einem weinroten seidenen Stoff bezogen. Überhaupt war das ganze Haus ein reiner Antiquitätenladen. Seiichi mochte das nicht, sie lebten doch nicht im 19 Jahrhundert. So schnell es ging ohne zu rennen, eilte er die Treppenstufen hinauf. Am obersten Absatz blieb er erneut stehen und besah sich den Gang, der sich vor ihm auftat, genauer. Zu beiden Seiten gingen Türen ab und zwischen jeweils zwei dieser Türen hing ein riesiges Porträt, irgendwelcher schon lange vor sich hingammelnder Persönlichkeiten, an der Wand. Seiichi schüttelte den Kopf. „Alles okay da oben?“, drang die Stimme des Wächters zu ihm herauf. Seiichi hob zur Antwort nur die Hand und setzte dann den Weg zu seinem Zimmer fort. Leise schloss er die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Er blinzelte in das Zwielicht, das hier herrschte. Die Vorhänge waren zugezogen und lagen unbewegt. Kein Lichtstrahl drang nach innen. Das war es was Seiichi mochte, diese Dunkelheit. Allerdings war es so ruhig, so unglaublich ruhig. Unter anderen Umständen hätte er sich hier so wohl gefühlt wie nirgendwo sonst, aber im Moment erschien ihm diese Ruhe schrecklich. Er wünschte sich so sehr hier ihre regelmäßigen Atemzüge zu hören, aber es war vollkommen ruhig. Langsam ging er auf das Bett zu. Er hatte Angst vor dem was ihn dort erwarten sollte, aber ein beinahe perverses Gefühl der Erwartung hielt ihn davon ab stehen zu bleiben. Schnell eilte er zum Bett und ließ sich darauf sinken. Sakura lag noch immer in der selben seltsamen Haltung in der er sie zurück gelassen hatte. Er legte sein Ohr auf ihre Brust, aber auch ihr Herz schlug noch nicht wieder. „Tu mir das nicht an!“, flüsterte er traurig, doch sie rührte sich keinen Zentimeter. Unruhig strich Seiichi sich durch das Haar. Sie hätte schon längst wieder wach sein müssen, doch ihr Herz schlug noch nicht wieder und es sah auch nicht so aus, als würde sie in den nächsten Minuten erwachen. Ihre Haut war grau und eingefallen, ihr ganzer Körper war eiskalt, wie der einer Toten. In einer fahrigen wirkenden Bewegung griff Seiichi nach Sakuras lebloser Hand und wärmte sie mit seiner. Sie darf nicht sterben, davon hängt zu viel ab, dachte Seiichi. Aber er war nicht ehrlich zu sich selbst. Er schüttelte mit dem Kopf. Natürlich stand sein Ansehen und all das auf den Spiel, aber das war längst nicht alles. Er wollte einfach nicht akzeptieren, dass er ihr monatelang hinterher gerannt war und dass dies das Ende sein sollte. Es gab so viele Sachen, die sowohl für ihn persönlich wie auch für das, für das er stand, auf dem Spiel standen. Erst jetzt bemerkte er, dass er sie die ganze Zeit angestarrt hatte und wandte leicht angewidert den Blick ab. Er starrte in seinen künstlichen Himmel. Er konnte ihren Anblick nicht ertragen, es war einfach zu viel. Der Blick in seinen, über alles geliebten, Sternenhimmel beruhigte ihn wenigstens ein bisschen. Er musste ihr irgendwie helfen, irgendwas musste er doch tun können. Irgendwas! Es war zum wahnsinnig werden, je mehr er darüber nachdachte um so weniger erbaulich erschien ihm die Lage. Nüchtern betrachtet war sie tot. Sie hätte immerhin schon vor mehr als einer Stund erwachen sollen, aber das war sie nicht. Wütend sprang Seiichi auf raste durchs Zimmer und fegte die Akten und auch sonstige Gegenstände die auf seinen Schreibtisch lagen beiseite, er sank auf die Knie. Er sollte nicht solche Gedanken haben, er sollte lieber herausfinden was er tun konnte. Wütend stand er auf und kickte einige der umliegenden Gegenstände ungeachtet ihren Werts oder ihrer Bedeutung beiseite. Es war nicht die Wut darüber, dass sie noch nicht wieder erwacht war, sondern es war Wut auf sich selbst. Er hätte sie einfach nicht drängen sollen, sie hatte ihm mehr als deutlich gesagt, dass sie sich noch nicht bereit dazu fühlte. Es war einfach zu früh gewesen. „Du darfst hier nicht einfach sterben!“, murmelte er leise, während er wieder an das Bett herantrat. Noch einmal blickte er ihr in das fahle Gesicht, wandte sich aber nach kurzer Zeit wieder angewidert ab. Er ertrug es nicht mehr in ihrer Nähe zu sein, ganz plötzlich wurde ihm die Anwesenheit in diesem Raum zur Qual. Es war seltsam. Er musste hier raus. Er eilte zur Tür und verließ das Zimmer so schnell er es konnte und als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, war er nicht der einzige der tief einatmete. Er ließ sich gegen die Wand sinken und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Er musste ruhig bleiben. Immer wieder redete er sich das ein, aber im Vergleich zu den vielen Malen in denen es geklappt hatte, funktionierte es diesmal nicht. Er konnte sich nicht beruhigen, es ging einfach nicht. Hinter seiner Stirn war das reinste Chaos ausgebrochen. Die wildesten Gedanken schienen in seinem Kopf hin und her zu rasen. Das Geräusch einer sich schließenden Tür, drang nicht weit genug in sein Hirn ein, als dass er es neben den ganzen Chaos hätte wirklich wahrnehmen können. Erst als Yosuke sich neben ihn sinken ließ, wurde er seiner Anwesenheit bewusst, trotzdem hob er den Kopf nicht. „Wie lief’s?“ fragte Yosuke neugierig. Seiichi sah ihn mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung an und begann dann wieder auf den Boden zu starren. „Sorry! Ist wohl nicht so gut gelaufen.“, versuchte Yosuke Seiichi wieder zu beschwichtigen, „Was ist denn passiert?“ Seit Seiichi denken konnte, waren er und Yosuke die besten Freunde gewesen. Er konnte ihm alles erzählen, das war schon immer so. Yosuke war zwar manchmal ein ziemlicher Spinner, nein eigentlich war er immer ein ziemlicher Spinner, aber manchmal hatte er auch lichte Momente und in denen konnten sie wirklich über alles reden. „Es ist wegen Sakura!“, flüsterte er kaum hörbar. „Was ist denn mit ihr? Wenn sie so drauf ist wie Ajano, kannst du einem richtig leid tun. Die ging mir beinahe sofort wieder auf die Nerven. Na ja und dann hat sie mich rausgeschmissen. Manchmal weiß ich echt nicht warum ich sie so toll finde, aber dann wiederum...“, erzählte Yosuke im Plauderton. „Sie ist bisher noch nicht wieder erwacht!“, unterbrach Seiichi ohne ihn auch nur anzusehen. Yosuke sprang auf und sah irritiert auf seinen Freund hinunter. Er suchte nach Worten, fand sie aber nicht und ließ sich wieder neben seinen Freund nieder. „Das ist doch nicht möglich! Sie hätte doch schon lange...“, er beendete den Satz nicht sondern sah Seiichi nur fragend an. „Das weiß ich auch. Meinst du ich sitze umsonst hier. Ich hab den Anblick einfach nicht ertragen können, verstehst du?“ „Ist sie...“ Seiichi sprang auf, zog Yosuke unsanft auf die Beine und packte ihm am Kragen, der junge Mann verstummte. „Denk nicht einmal drüber nach. Sie ist nicht...“, er sprach es nicht aus. Er konnte es nicht. Yosuke machte sich los und klopfte sich die Klamotten rein. Es war nicht notwendig, aber er tat es trotzdem. Es war ihm einfach ein Bedürfnis. Seiichis Eröffnung hatte ihn doch mehr verunsichert als er es sich selbst eingestehen wollte. „Ja, aber du musst schon zugeben, dass es ein bisschen seltsam ist oder? Klar, die zwei Stunden sind nur eine Richtlinie, aber ich habe noch von keinem Fall gehört, bei dem es ein großes Stück darüber hinausging. Wie lange ist es her? Drei Stunden? Vier?“ „Dreieinhalb!“, antwortete Seiichi geknickt. „Solltest du es dann nicht wenigstens in Erwägung ziehen?“ „Ich kann es nicht!“ „Dann solltest du nach ihr sehen!“ „Ich kann nicht!“ Yosuke sah ihn mitleidig an und Seiichi erweiterte seine Aussage: „Ich kann ihr nicht ins Gesicht sehen! Kannst du das nicht verstehen?“ „Doch! Ich kann dich sehr gut verstehen, aber vielleicht solltest du dich verabschieden!“ Seiichi antwortete nicht. Er wusste ja das Yosuke recht hatte. Wahrscheinlich gab es keine Hoffnung mehr, aber er konnte einfach nicht aufgeben. Aus dem Zimmer, das durch die Wand, an der Seiichi und Yosuke lehnten, vom Flur abgetrennt wurde, drang ein lautes Poltern. Seiichi sah erschrocken auf und auch Yosuke sah ihn irritiert an „Also, dafür, dass sie eigentlich tot sein müsste, macht sie aber einen ziemlichen Krach!“, Yosuke sprach damit nur aus was Seiichi in diesem Moment durch den Kopf ging. Seiichi war mittlerweile aufgesprungen und starrte auf Tür. Aus dem Zimmer drangen immer noch schwer zu definierende Geräusche, die an ein Husten erinnerten. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Es war Yosuke. „Du solltest zu ihr gehen. Ich glaube sie wird dich brauchen!“ Seiichi lächelte sanft und stürmte ohne ein weiteres Wort zu sagen an Yosuke vorbei ins Zimmer. Er erstarrte. Sakura saß am Rand des Bettes und hustete. Das Atmen machte ihr noch Probleme, aber gierig sog sie immer wieder die kostbare Luft ein, auch wenn jeder weiter Versuch Luft zu holen erneut in einem Husten endete. Ihre Lungen brannten wie Feuer. Sie kam langsam zur Ruhe, aber das Brennen ließ nur ganz langsam nach. Je ruhiger ihr Atem wurde und je geringer die Schmerzen in ihren Lungen wurde, umso schlimmer wurden die anderen Schmerzen. Das Leben kehrte nur langsam in ihre Glieder zurück und was es mitbrachte, war leider nicht Entspannung oder Müdigkeit, sondern eigentlich nur Schmerz. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und bewegte die Finger. Sie biss sich auf die Unterlippe so schmerzhaft war es. Ihr Blick glitt durch den Raum und saugte sich an Seiichi fest. Er starrte sie verwundert an. Er setzte an etwas zu sagen, aber seine Zunge klebte an seinem Gaumen fest. Die Worte blieben ihm sprichwörtlich im Halse stecken. Langsam wurde Sakura der Blick unangenehm. Sie drehte sich weg und ging zu den zugezogenen Vorhängen hinüber. Eine Weile stand sie unschlüssig davor, berührte sanft den Stoff und riss sie dann auf. Das warme Sonnenlicht drang in den düsteren Raum. Sakura stand genau in der Mitte des eindringenden Sonnenlicht und ihr wurde heiß. Erst war es nur ein Kribbeln auf ihrer Haut, dass aber rasant zu einem Brennen anwuchs. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Haut begann Blasen zu werfen. Und auch ihre Augen! Sie konnte nichts sehen, sie war geblendet, das Licht schien sich in ihre Hornhaut zu fressen. Ein unglaublicher Schmerz explodierte hinter ihrer Stirn und auf ihrer Haut. Es war ein Gefühl als würde es sie zerreißen. Sie schrie, der Schmerz war einfach unerträglich. Plötzlich ließ der Schmerz hinter ihrer Stirn und vor allem der auf ihrer Haut nach. Das weiße Licht das sich ihn ihre Hornhaut gefressen hatte erlosch allerdings nicht so schnell. Kapitel 6: ----------- Ein Klopfen an der Tür weckte Wes. Er blinzelte gegen die gerade aufgehende Sonne. Es musste in etwa gegen acht Uhr sein. Er war am Vorabend nicht mehr in der Lage gewesen die Vorhänge zuzuziehen und so schien die Sonne ungehindert in das Zimmer, tauchte das Bett in ein herrliches Licht und blendete Wes. Er rieb sich über die Augen und sah sich im Zimmer um, als es erneut an der Tür klopfte. Müde schwang er sich aus dem Bett und tastet verschlafen nach dem Bademantel, den er am vorangegangen Abend einfach über den Sessel gelegt hatte. Er warf ihn sich über die Schultern und band ihn in Taillenhöhe mit dem Band zu. Mit einem letzten erschöpften Gähnen schlurfte er zur Tür. Griesgrämig öffnete er sie und lugte durch einen Spalt. Als er einen fröhlich dreinblickenden Pagen gewahrte, verleierte er die Augen, trat von der Tür weg und öffnete sie. „Was’n?“, brummte er verschlafen und leicht gereizt, „Haben sie eigentlich ne Ahnung wie spät es ist, ich hab gesagt, ich möchte nicht vor 10 Uhr geweckt werden!“ Er hatte nicht gut geschlafen, denn er hatte mal wieder von Nadia geträumt. Er gab es nicht gerne zu, aber er hing noch immer an ihr und zu wissen, dass es ihr ähnlich ging, hatte Sachen hervorgekramt über die er nicht mehr hatte nachdenken wollen. Er sei verbittert geworden, hatten seine damaligen Freunde gesagt und sich anschließend beinahe ausschließlich von ihm abgewendet. Aber war das denn anders zu erwarten gewesen, nachdem er so enttäuscht worden war? Natürlich war er verbittert, sein ganzes bisheriges Leben fuhr damals gegen den Eisberg und er sollte noch lächelnd auf seinem Boot sitzen und hinterher winken. Doch der junge Mann in der roten Pagenuniform ließ sich von Wes angekratzter Laune wenig einschüchtern. Mit einen freundlichen süffisanten Lächeln streckte einen Arm aus und hielt ihm einen Umschlag entgegen. „Dieser Brief ist vor wenigen Minuten an der Rezeption für sie abgegeben wurden!“ „Ach und deshalb wecken sie mich, obwohl ich ausdrücklich gesagt habe, ich möchte absolut nicht gestört werden? Was erlauben sie sich eigentlich?“ Wes Gesicht hatte sich vor Wut puterrot gefärbt und in seinen Augen funkelte es bedrohlich auf. Der Blick des Pagen flackerte: „Tut mir leid, Sir. Aber es wurde uns gesagt, dass es sehr wichtig wäre und keinerlei Aufschub dulden würde!“ Wes Blick wandte sich und nahm einen amüsierten Ausdruck an. Er griff nach dem Umschlag. Er konnte sich nicht vorstellen, was so wichtig sein könnte, dass es nicht noch zwei oder drei Stunden Zeit gehabt hätte. Doch es durchfuhr ihn sofort, als er das Siegel entdeckte das den Brief zierte. „Damn!“, fluchte er etwas zu laut, woraufhin er einen tadelnden Blick des Zimmerjungen erntete. „Schlechte Neuigkeiten?“, fragte der mit einem freundlichen Lächeln. Allerdings entging Wes das verschlagene Funkeln in den Augen nicht. Wes Laune verschlechterte sich über die Tatsache, dass dieser Wicht glaubte ihm einfach so etwas vormachen zu können. Er hatte soviel in seinem Leben mit Menschen zu tun gehabt, dass er sie sehr gut einschätzen konnte und auch wenn der Kerl das nicht wissen konnte, machte es Wes doch rasend, dass er ihn so gering schätzte. „Ich denke es fällt nicht in ihren Aufgabenbereich sich Gedanken um die Inhalt der Post ihrer Gäste zu machen“, fauchte Wes. Er knallte die Türe zu und ließ einen verwirrten jungen Menschen zurück. Der starrte die Tür einen Moment irritiert an, schüttelte dann aber den Kopf und machte sich wieder auf den Weg ins Foyer um seinen eigentlichen Aufgaben nachzugehen. Wes wog den Brief ihn seiner Hand. Unschlüssig betrachtete er ihn einige Minuten, hinter seiner Stirn arbeitet sein Hirn auf Hochtouren. Er betrachtete das Siegel genauer, es bestand kein Zweifel, der Brief war vom Ring des Lichtes, das hatte Wes sofort erkannt. Das Siegel war ihm wohlbekannt: Der brennende Turm zu Babel, dessen Zinnen ein letztes Mal im Glanz des anbrechenden Morgens schimmerten. Das Symbol war einem alten Porträt nachempfunden, dass im Foyer des Hauptsitzes der Organisation hing. Wes ging eine Frage nicht aus dem Kopf: Was konnte der Ring von ihm wollen? Seit Jahren hatten sie sich nicht um ihn geschert, was Wes auch sehr recht gewesen war. Er war aus der Organisation ausgetreten und auch wenn der Ring sich eigentlich wenig um die Angelegenheiten und Wünsche seiner Mitglieder beziehungsweise Ex-Mitglieder kümmerte, hatten sie sich bei ihm komischerweise ziemlich zurück gehalten und ihn nicht weiter belästigt. Wes kratzte seinen letzen Mut zusammen und brach das Siegel. Er hätte den Brief auch zerknüllen und wegwerfen können, aber dann hätte ihn der Inhalt ewig nicht losgelassen, er musste es einfach wissen. Mit einer Geste, die an ein Zeremoniell erinnerte, zog er den Brief aus dem Umschlag und wog ihn erneut in seinen Händen. Wie leicht so ein Zettel Papier doch war und wie schwer doch sein Inhalt sein könnte. Wes wusste das es ein bedeutungsschwerer Inhalt sein müsste, der Ring würde ihn bestimmt keine Werbung schicken. Er faltete den Zettel auf und staunte nicht schlecht. „Der Obermotz persönlich!“ schnaubte Wes wütend und verleierte die Augen. Der Brief stammte also von Lord Jeremy Ellendoyle, einem alten englischen Landgrafen. Wes verspürte den Drang den Brief in tausende winzig kleine Stückchen zu zerreißen, aber er unterdrückte das Bedürfnis und begann den Brief sorgsam zu lesen. Lieber Wesley! Ich weiß, wie sehr es dir zuwider ist und du jeglichen Kontakt mit dem Ring vermeiden wolltest. Und auch, wenn ich im Umgang mit dir wenig richtig gemacht habe, habe ich doch wenigstens versucht deinen Wunsch zu akzeptieren. Du hast alle Brücken, die uns verbunden haben niedergerissen und ich habe es immer toleriert. Doch so sehr ich auch Respekt vor deiner eigenen Entscheidung habe, muss ich nun aber mein Versprechen brechen und den Kontakt zu dir suchen. Du magst meinen, ich würde erneut den Kontakt zu dir suchen, um dir zu beweisen, dass ich dich doch liebe, aber ich habe es aufgegeben mich in dein Leben einzumischen. Mein Anliegen ist ein anderes, mein Anliegen ist es an dein Verantwortungsgefühl gegenüber des Ringes zu appellieren. Ich ... Wir brauchen dich, es ist dringend! Wir haben keine Zeit für Gefühlsdusselein und das weißt du besser als jeder andere! Die Organisation und auch unsere Ziele sind in allergrößter Gefahr. Das Netzwerk gewinnt tagtäglich an Kraft und die Hochzeit steht kurz bevor, wenn dich dieser Brief erreicht wird sie wohl schon verzogen sein, geplant war sie für die Nacht der Mondfinsternis. Du weißt was das bedeutet, dass neue Prinzenpaar ist vermählt worden und sie werden den Thron besteigen und ihn hüten bis der Thronfolger geboren und alt genug ist den Thron zu besteigen, aber wem erzähle ich das? Du bist definitiv der Letzte, dem ich erklären muss was das heißt. Wesley, der Ring braucht dich! Ich bin zu alt um die Jäger zu führen, ohne Führung aber sind sie handlungsunfähig. Sie verlassen sich auf dich. Du bist der Erbe Babylons und du weißt das auch. Ich weiß, du willst es nicht wahrhaben, aber es ist so. In deinen Adern fließt das sagenumwobene Blut und in dir ist es stärker als in jedem Anderen zuvor. Du hast es immer abgestritten, aber du spürst es, das hast du schon immer. Es gibt zwei Wege für dich, aber bedenke sie gut, allein kannst du nicht viel ausrichten, zumindest nicht genug, aber zusammen mit dem Ring können wir sie schlagen. Die Zeit ist gekommen entscheide dich. Alles Liebe Dein Vater Darunter befand sich der Firmenstempel, hinter dem sich der Ring verbarg. Das verletzte Wes, überraschte ihn aber nicht sonderlich. Lord Ellendoyle hatte sich noch nie wie ein Vater verhalten. Wes hatte ihm auch nie sehr nahe gestanden und früh gelernt auf eigenen Beinen zu stehen. Wes hatte seinen Vater nur einmal in seinem Leben gebraucht. In der Zeit in der er sich von seinen Freunden abgewandt hatte, da hatte er seinen Vater gebraucht, aber da war er nicht für ihn da gewesen. Und das war das Ende ihrer gemeinsamen Geschichte gewesen. Er hätte den Brief zerreißen und seinen Vater zum Teufel wünschen sollen, aber er tat es nicht, im Gegenteil. Er faltete den Brief fein säuberlich, steckte ihn in den Umschlag zurück und verstaute ihn in seiner Tasche. Sein Vater hatte Angst und auch wenn Wes ihn sonst nicht ernst nahm, wusste er, dass auf seinen Instinkt Verlass war. Wes war sich der Tragweite wohl bewusst, wenn der Erbe Babylons in Spiel gebracht wurde. Die Lage war definitiv ernst. Es war nicht mal unbedingt das Kind, welches erst noch geboren werden sollte. Das Problem waren wohl eher die Thronhüter. Das Kind würde erst in vielen Jahren soweit sein den Thron übernehmen, aber zwischendrin würde einer der Fürsten den Thron hüten und diese galten als äußerst brutal. Davor konnte auch Wes die Augen nicht verschließen, aber was sein Vater da von ihm verlangte war einfach zu viel. Er würde das auf seine Weise lösen. Eine Stunden später, etwa gegen 13.30 Uhr, trat Wes hinaus aus dem Hotel in den Regen. Der kalte Wind schlug ihm ins Gesicht und ließ ihn frösteln. Er zog den Mantel enger um die Schultern und entschloss sich dann ihn doch besser zuzuknöpfen. Anschließend spannte er den Regenschirm auf. Der Weg war nicht weit, er konnte ihn locker zu Fuß bewältigen, trotz allem schreckte der Regen Wes etwas. Der Wind machte das Ganze nicht wirklich besser, denn er peitschte ihm den Regen trotz des Schirms mitten ins Gesicht und die unangenehme Kälte kroch ihm in die Glieder. Er würde die Abkürzung nehmen. Er hatte keine Lust eine Ewigkeit durch den Regen zu marschieren und sich vielleicht noch eine Erkältung einzufangen, das konnte er sich nicht leisten. Es dauerte keine fünf Minuten bis er das Ché erreichte. Er stoppt an der gegenüberliegenden Straßenseite und besah sich die Umgebung und das Haus in dem da Café lag. Allzu viel hatte sich hier nicht verändert. Das Gebäude war etwas älter geworden und hatte hier und da die ein oder andere Graffitiverschönerung erhalten, ansonsten war alles noch genauso wie er es vor fünf Jahren schon ausgesehen hatte. Aber die Umgebung hatte sich verändert und genauso mit Graffiti verschmiert, wie das Gebäude in dessen Erdgeschoss das Ché sein Zuhause gefunden hatte. Noch vor wenigen Jahren hatte in diesem Viertel das Leben pulsiert, aber es war nur eine Modeerscheinung gewesen. Riesige Hochhäuser mit winzigen Wohnungen zu Spottpreisen. Das hatte einige Jahre funktioniert aber nun zogen sich die Leute lieber wieder ins Private zurück und die kleinen Häuser in denen im Höchstfall 10 Familien unterkamen wurden immer beliebter, während diese Gebäude weitest gehend leer standen. Als Wes sich das Ché genauer besah, erkannte er auch hier, dass der Zahn der Zeit auch vor dem wunderschönen Café nicht halt gemacht hatte und an ihm genagt hatte. Die Fassade war verdreckt und auch die Tische und Stühle die vor dem Café standen wirkten nicht sehr vertrauenerweckend. Aber Wes ließ sich davon nicht abschrecken, überquerte flugs die Straße und betrat schnurstracks das Café. Auch innen machte es nicht mehr sehr viel her. Das Inventar hatte definitiv schon bessere Tage gesehen und auch Besucher konnte Wes kaum entdecken. Ein junges Pärchen saß in einer der schlecht einzusehenden Ecken des Raumes. Sie unterbrachen das Gespräch kurz, als Wes das Café betrat, um zu ihm aufzublicken bevor sie sich wieder auf ihr Gespräch konzentrierten Außer den beiden befand sich noch ein Mann mittleren Alters im Café der an der Bar hockte und aus glasigen Augen in sein leeres Bierglas starrte. Er hielt sich förmlich daran fest, als würde es ihm irgendwelchen Halt verschaffen und Wes fragte sich unwillkürlich, wie viel Tulpen er mittlerweile schon geleert hatte. Ansonsten war das Café vollkommen leer. Wes ließ seinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen und entschied sich dann für seinen als angestammten Platz direkt am Fenster. Er ließ sich hinter dem Tisch sinken und blickte noch einmal auf die Uhr. Es waren noch etwa 20 Minuten bis es 2 schlug und April würde pünktlich sein. Wes schloss die Augen und sofort war er zurück. Zurück in der Zeit in der das Ché noch gefüllt war bis unter die Decke und rundherum lachten und unterhielten sich die Menschen. Erst ein Räuspern riss Wes aus seinen Gedanken. Er kniff die Augen noch einmal fest zusammen und öffnete sie dann auch widerwillig. Vor ihm stand ein leicht übergewichtiger Mann und blickte ihn erwartungsfroh an. Nachdem Wes nicht auf die Anwesenheit des Wirtes reagierte fragte er leicht genervt: „Kann ich dir was bringen oder möchtest du weiter Löcher in die Luft starren?“ Wes sah ihn fragend an, schüttelte dann aber den Kopf: „Ah sorry. Ich hätt’ gerne ne Cola, wenn es ginge! Naja und dann könntest du dich zu mir setzen und noch ein bisschen Gesellschaft leisten, Hiroshi!“ Der Wirt kniff die Augen zusammen und sah Wes lauernd an, hinter seiner Stirn arbeitete es. Woher konnte der Kerl seinen Namen kennen, er kam Hiroshi nicht im geringsten bekannt vor. Resignierend schüttelte er den Kopf als er keine Antwort fand und sah Wes hilfesuchend an: „Woher...?“ Doch Wes unterbrach ihn: „Du kannst dich also nicht mehr erinnern oder hab ich mich so sehr verändert? Naja, vielleicht bist du auch einfach nur alt geworden, das letzte Mal liegt ja schon ne Weile zurück“. Er blickte an sich herunter, hob dann aber wieder den Kopf und lächelte den, immer noch vollkommen verwirrt dreinblickenden, Wirt freundlich an. „Ich bin es Wesley! Naja, bei den vielen Gästen hier da erinnert man sich nicht an jeden Gast wie?“ Der Wirt schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, seufzte dann und streckte Wes die Hand entgegen, die dieser gerne annahm. „Entschuldige Wes, aber es ist wirklich schon Ewigkeiten her. Was aber keine Entschuldigung ist mich nicht mehr an einen meiner besten Gäste zu erinnern. Aber manchmal ist da oben einfach nur gähnende Leere.“ Er tippte sich gegen Schläfe und grinste dann breit „Warte kurz, ich hol dir deine Cola. Geht natürlich auf’s Haus!“ Er verschwand kurz hinter der Theke und tauchte nur ein paar Sekunde später mit der Cola wieder auf. Er stellte das Glas vor ihm ab und ließ sich dann ihm gegenüber nieder. Neugierig beugte er sich nach vorne und sah Wes herausfordernd an. „Du bist wieder in der Stadt? Wie kommt’s? Ich meine du warst ja plötzlich verschwunden und hast dich nie wieder blicken lassen. Die anderen haben dann irgendwann mal erzählt, dass du abgehauen hast. Willst du sie etwa mal wieder besuchen, ich denke sie würden sich bestimmt sehr freuen!“ Aber Wes winkte ab: „Ich bin eigentlich nicht hier um die Vergangenheit auszugraben, das habe ich abgehackt und die anderen sind für mich gestorben. Ich bin eigentlich eher wegen ein paar Geschäften hier!“ Wes blinzelte zweifelnd und machte eine ausschweifende Geste mit der Hand durch den ganzen Raum: „Und Geschäfte treiben dich gerade in diese Gegend?“ „Ich bin mit April hier verabredet!“ Der Wirt quittierte Wes Aussage nur mit einem schrägen und fragenden Seitenblick, als sein Gegenüber aber keine Anstalten machte das näher zu erklären, zuckte er einfach die Schulter und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. „Und wie läuft es bei dir so?“, lenkte Wes, die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Der dicke Wirt ließ noch einmal seinen Blick durch das Café schweifen, sah dann Wes tief in die Augen und hob eine Augenbraue. „Naja, du siehst ja. Hier ist absolut tote Hose. Ich kann mich grad so über Wasser halten. Die Frage ist nur wie lange noch. Aber zerbrich dir bitte nicht meinen Kopf!“ Die beiden wurden von dem Knallen der Tür unterbrochen und beider Köpfe flogen herum und blickten zur Tür. „Oh, da ist April ja. Ich lass euch dann besser mal allein!“, Hiroshi erhob sich und machte April Platz. Sie ließ sich auf dem Platz sinken auf den der dicke Wirt grade noch gesessen hatte. „Schön dich mal wieder zu sehen April! Kann ich dir was bringen?“ „Kaffee!“, antworte April kurz angebunden, dann wandte sie sich an Wes und nickte zur Begrüßung. „Da bin ich, Darling!“, zwitscherte sie zuckersüß. Wes ignorierte sie. Einige Augenblick lang starrte er abwesend an der jungen Frau vorbei aus dem Fenster. Nur schwer konnte er seine Aufmerksamkeit wieder auf April lenken. „Hast du die Infos für mich?“, fragte Wes knapp. „Nicht so hastig, Süßer. Lass uns doch erst einmal etwas trinken!“ In dem Moment kam auch Hiroshi, der überhastet den Tisch verlassen hatte als wolle er Aprils Wunsch schnellst möglich erfüllen, mit dem bestellten Kaffee und stellte ihn vor April ab, sie nickte dankbar und wandte sich erneut Wes zu: „Wie geht es dir überhaupt?“ Wes verleierte die Augen, lehnte sich über den Tisch und sah April aus wütenden Augen an. „Jetzt hör mir mal zu April. Lass die Spielchen, ich habe darauf keine Lust auf deinen Smalltalk. Gib mir die Infos, die ich brauch und dann verschwinde ich sofort! Du kennst meinen Standpunkt.“ „Du hast ja Recht. Und ich hab es dir ja auch versprochen, auch wenn ich es nicht ganz verstehen kann. Aber okay, das wichtigste in Kürze: Die Hochzeit ist mittlerweile vollzogen!“, sie stoppte und suchte nach einer Regung in Wes Gesicht, aber sie konnte nichts entdecken. „Das weiß ich bereits, du erzählst mir also nichts neues. Die Zeremonie zur Ergreifung des Throns steht kurz bevor, dass ist mir durchaus bewusst!“ April sah ihn erschrocken an, aber entschied sich dann dagegen Wes zu fragen woher er die Informationen hatte. Er würde ihr ja sowieso nicht antworten. „Dann weißt du ja auch was das bedeutet, du wirst die Thronhüter töten müssen und anschließend auch noch die Mutter des Thronerbens. In dieser Akte die ich hier habe findest du alle Informationen die du über sie brauchst, zumindest das was wir rausfinden konnten. Wes, sie sind nicht ungefährlich. Du kennst die Fürsten, sie sind äußerst brutal und rücksichtslos ihren Opfern gegenüber. Du bist einen von ihnen bereits begegnet, dass du noch am Leben bist, verdankst du einer glücklichen Wendung des Schicksal. Du kannst nicht allein gegen sie bestehen!“, schrie sie beinahe. Sie hatte sich in Rage geredet, aber als sie Wes anblickte stand in seinen Augen nur pure Verachtung. „Oh ja, ich weiß wie gefährlich sie sind und das ich noch am Leben bin verdanke ich einer Fügung des Schicksal, aber gewiss nicht euch. Ich weiß, dass du mich dazu überreden willst, Hilfe bei euch zu suchen, aber das kannst du vergessen. Ich kann euch nicht mehr vertrauen, also versuch erst gar nicht mich zu ködern das zieht nicht!“, fuhr er sie an. „Na gut, ich hab dich gewarnt, du rennst in dein eigenes Verderben!“, ihre Stimme und ihr Gesichtsausdruck waren wieder so kalt wie zuvor. Sie schob die Akte über den Tisch und sah dabei zu wie Wes sie an sich nahm. Er stand auf und legte das Geld auf den Tisch. Er wollte das Lokal verlassen, aber April hielt ihn noch mal am Arm fest. Er sah wütend auf die Hand herunter und blickte ihr dann säuerlich in die Augen. „Willst du es dir nicht noch mal überlegen?“, fragte sie sanft. „Vergiss es. Ich wüsste nicht was es da noch zu überlegen gäbe!“ Er riss seinen Arm los, nickte Hiroshi der hinter der Theke stand noch einmal freundlich zu und verließ dann ohne ein weiteres Wort, das Lokal. Kapitel 7: ----------- Erschrocken taumelte Sakura zurück. Sie konnte noch immer nichts sehen, aber sie hörte wie hinter ihr die Vorhänge zugezogen wurden. Sie versuchte sich voranzutasten, stieß dabei aber nur schmerzhaft gegen den Tisch. Sie fluchte laut, rieb sich ihren Knöchel und versuchte sich dann weiter voranzutasten. Plötzlich spürte sie Seiichis Hand auf ihrer Schulter. Sie wollte sich umwenden, aber Seiichi begann sie einfach sie zielsicher weiter durch den Raum zu dirigieren. Als sie einen sanften Druck an ihrer Schulter spürte, ließ sie sich erschöpft auf das Sofa sinken. Sie versuchte erneut die Augen zu öffnen, doch auch wenn die weißen Punkte, die vor ihren Augen tanzten und einen undurchdringlichen Schleier bildeten, langsam an Helligkeit verloren konnte sie noch immer nichts erkennen. Sie blinzelte mehrmals aber auch dadurch wurde es nicht besser. „Gib dir keine Mühe“, hörte sie von der gegenüberliegenden Seite Seiichis Stimme. Mit einem Seufzer ließ er sich in einen Sessel fallen. „Du wirst froh sein können, wenn du überhaupt je wieder was sehen kannst!“. Er klang wütend. So wütend das Sakura zusammenzuckte. Auch Seiichi war sich der Schärfe seiner Worte wohl bewusst, aber sie waren auch pure Absicht gewesen. Sie hatte ihn erneut zu Tode erschreckt, das zweite Mal innerhalb eines Tages. Sie hätte sich darüber im Klaren sein müssen, dass es nun einfach Dinge gab, die sie nicht mehr tun konnte. Ihr schien das noch nicht ganz klar zu sein, aber es musste ihr klar werden. Er hoffte, dass sie es sich besser merken würde, je wütender er werden würde. „Wie verrückt muss man eigentlich sein. Erst denken dann handeln. Hat man dir das nicht beigebracht in deiner Kindheit oder warum bist du so bescheuert.“ Er klang jetzt mit voller Absicht so böse. Gerade hatten ihn vielleicht seine Gefühle noch einen Streich gespielt, aber jetzt hatte er sich wieder vollkommen in der Kontrolle und sich erneut ganz bewusst dazu entschieden ihr wehzutun. Es gab Lektionen, die man nur auf diese Art und Weise lernt, das hatte Seiichi von seinem Vater gelernt und er stand total hinter dieser Ansicht. „Es tut mir leid“, flüsterte Sakura kleinlaut. Seiichis Ton machte ihr Angst, aber wenn sie ehrlich war musste sie zu geben, dass er irgendwo jedes Recht hatte sauer zu sein. Sie hatte sich verhalten wie ein unwissendes Kind, er handelte nur richtig wenn er stinksauer auf sie war. Sie rieb sich über die Augen, als könnte sie damit das Brennen vertreiben, aber sie machte es doch nur noch schlimmer; ihr Auge begann zu tränen. Sie hörte wie Seiichi aufstand. Es schien als wäre durch ihre Erblindung sofort alle anderen Sinne geschärft worden. Er ließ sich neben ihr fallen und betrachtet sie genau. Sie war wieder da und sie war wieder am Leben. Es war egal ob sie einen Fehler gemacht hatte oder nicht und er war auch nicht wirklich sauer, nur extrem erschrocken. „Wie geht es dir eigentlich?“, fragte er jetzt wesentlich ruhiger, aber er hatte sie noch nicht ganz unter Kontrolle und so war sein Ton trotz allem noch nicht wirklich sanft. „Du siehst mich doch! Ich habe scheiße gebaut und die Quittung bekommen!“ „Das meine ich nicht. Ich meine wegen der Verwandlung!“ Sakura starrte ihn an, sie hasste dieses Wort, es klang so entgültig und das war es ja auch, aber sie wollte es immer noch nicht wahr haben. Etwas in ihr sträubte sich einfach dagegen und sie konnte nichts tun. „Naja, ich fühl mich als hätte mich ein Laster überrollt, aber das geht schon. Aber wieso fragst du das überhaupt? Willst du mir nicht lieber ne gehörige Standpauke halten wegen eben?“ Seiichi winkte ab: „Lass mal und vergiss es einfach! Das passiert halt. Du musst dich einfach noch dran gewöhnen, dass dein Leben von jetzt an. Nicht mehr dasselbe sein wird!“ „Du bist also nicht mehr sauer?“, fragte sie vorsichtig. Seiichi war zwar jetzt wieder ruhig, aber Sakura glaubte nicht so wirklich dran. „Natürlich bin ich sauer, aber das ist doch jetzt auch egal. Ich denke du solltest dich ein bisschen hinlegen und etwas schlafen, dann können sich auch deine Augen wieder erholen!“ „Meinst du wirklich, dass ich blind bleibe!“ „Nein, ich war nur erschrocken. Du musst wirklich vorsichtiger sein, du kannst jetzt nicht mehr einfach tun worauf du Lust hast. Die Zeiten sind vorbei meine Liebe. Du solltest dich jetzt wirklich etwas schlafen legen und vielleicht ist es dann heute Abend auch schon wieder besser!“ „Ich weiß ja, dass du recht hast. Und ich fühl mich ja auch wie gerädert.“ „Na siehst du. Ich werde dich dann mal allein lassen, ich habe auch noch etwas dringendes zu erledigen.“ Er stand auf und wandte sich zum gehen. „Seiichi!“, hielt Sakura ihn zurück. Sie war aufgestanden und blickte in seine Richtung. Er wiederum hatte die Tür mittlerweile erreicht und hielt die Klinke schon in der Hand. „Was denn noch?“ „Könntest du mir eine helfende Hand leihen?“, sie lächelte ihn schräg an. Mittlerweile war sie aufgestanden und versuchte sich erneut voranzutasten. Allerdings stolperte sie über ihre Füße, bevor sie aber stürzen konnte war Seiichi auch schon heran und fing sie auf. „Vorsicht! Bin ja schon da. Du willst dir doch nicht noch den Fuß brechen oder? Gib mir deine Hand ich helfe dir rüber.“ Sakura tastete nach seiner ausgestreckten Hand, bevor sie sie aber erreichen konnte, kam Seiichi ihr schon entgegen und griff nach ihr. Langsam schob er sie vor sich her und dirigierte sie auf sicheren Weg zum Bett hinüber. Sakura ließ sich auf das Bett sinken und lächelte dankbar. „Du musst wirklich vollkommen fertig sein.“ Er bückte sich und stellte das Nachtschränkchen auf. Danach begab er sich in eine halb hockende Position und sammelte die verstreuten Gegenstände auf. „Die Lampe habe ich kaputt gemacht oder?“ Seiichi brummte kurz und machte sich dann daran, die Scherben zusammen zu sammeln. „Tut mir Leid, du hast die Lampe bestimmt gemocht. Sie war doch sehr schön.“, murmelte Sakura schuldbewusst. „Es war nur eine Lampe, mach dir keinen Kopf drum. Es ist einfach nicht wichtig!“ Er war genervt, Sakura konnte es in seiner Stimme mitschwingen hören. „Sorry!“, murmelte sie erneut. Seiichi wirbelte herum und starrte sie an: „Entschuldige dich nicht ständig, das steht dir nicht!“ Er stand auf und ging zur Tür: „Du solltest wirklich ins Bett geben und dich in Ruhe ausschlafen. Ich habe jetzt zu tun!“ Er war aus dem Zimmer, noch bevor Sakura irgendetwas drauf erwidern konnte. Janeck stand wieder unten in der Eingangshalle und schien auf Seiichi zu warten. Er lehnte lässig gegen die Wand und blickte ihn erwartungsvoll an. „Na, alles in Ordnung, hat ja ziemlich lange gedauert, das Techtelmechtel mit deiner neusten Errungenschaft!“, seine Augen lachten hämisch. „Spar dir das! Können wir reden?“, konterte Seiichi gelangweilt. Janeck stieß sich von der Wand ab und zuckte die Schultern: „Eigentlich hatte ich ja vor einen kleinen Stadtbummel durch die Mittagshitze zu machen, aber da es dir so wichtig zu sein schein können wir natürlich auch gerne einen kleinen Plausch halten. Wo?“ Seiichi deutete quer durch die Halle auf ein der Türen die am anderen Ende lag: „Wir gehen am besten in mein Büro, dort sind wir ungestört.“ „Dein Büro!“, Janeck pfiff anerkennend, „Ich hab ja schon immer gewusst, dass du ne große Nummer bist, aber ein eigenes Büro?“ Janeck trat durch die Tür und Seiichi folgte ihm. Der junge Mann blieb stehen und sah sich in dem Raum um. Seiichi schob sich an ihm vorbei und ließ sich auf seinem Bürostuhl fallen. „Alle Achtung! Entweder du bist wirklich ein richtig hohes Tier oder du musst ein richtig hohes Tier umgebracht haben, um an dieses Büro zu kommen. Ich würde dir beides zutrauen.“ „Lass den Unsinn, mach die Tür zu und setz dich!“, grollte Seiichi mittlerweile sehr genervt. Janeck hob abwehrend die Hände schloss dann die Tür und ließ sich gegenüber Seiichi in den Stuhl fallen. Dieser lehnte sich gemächlich in seinem Bürostuhl, einem dieser bequemen Bürosessel, zurück und blickte Janeck fragend an. „Also?“ „Na wie geht’s deiner Freundin? Du wirkst irgendwie abwesend!“, sagte er mit einem spöttischen Ton in der Stimme. Er wollte Seiichi reizen, das waren seine Machtspielchen. Das war nicht neues für Seiichi und genauso wie damals ließ es ihn kalt. Es gehörte mehr dazu ihn zu reizen, als nur ein paar alberne Beleidigungen oder sonst welche Bemerkungen. Er seufzte: „Janeck, ich glaube nicht, dass du deshalb hier bist oder? Du hast den Ring vorhin erwähnt, was weißt du darüber!“ Janeck hob eine Augenbraue und sah Seiichi zweifelnd an, entschloss sich dann aber dazu das Thema so stehen zu lassen. Er kannte Seiichi, er würde definitiv den kürzeren ziehen. „Wie du willst, Herr! Also, der Ring! Dazu muss ich etwas weiter ausholen. Als ich euch vor zwei Jahren verlassen habe, bin ich nach Amerika zurück!“ Seiichi blickte überrascht auf und lehnte sich in seinem Stuhl nach vor, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und bettet das Kinn darauf. Er hätte nie gedacht, dass Janeck in die Staaten zurück gehen würde, war er doch extra von dort geflohen, um hierher zu kommen. Janeck winkte ab: „Ich musste zurück, aber die Gründe sind meine eigene Sache und haben auch mit dem was ich dir zusagen habe nicht das geringste zu tun. Ich bin nach Miami, das ist meine Heimat. Naja und in der Szene habe ich dann Gerüchte gehört und als ich meine Kontakte ein wenig hab spielen lassen hat sich das ganze leider bestätigt.“ Nachdem er keine Anstalten machte weiter zu sprechen fragte Seiichi: „Was hat sich bestätigt?“ „Tja, mir wurde erzählt, dass der Ring immer nervöser wurde. Und als ich dann erfahren habe, dass ihr der Grund dafür seid, da war ich schon einwenig überrascht. Leider habe ich nicht rausgefunden warum. Ich bin gleich hergekommen. Ich glaube du weißt warum der Ring so nervös ist? Ich irre mich doch nicht?“ „Drücken wir es mal so aus, ich habe eine Ahnung was den Ring so in Aufruhr versetzen könnte, aber ich glaube nicht, dass das der Grund ist aus dem du extra hierher gekommen ist!“ „Du unterschätzt mich, vielleicht bin ich auch einfach mal hier um meine alten Freunde zu besuchen.“ „Aber sicher!“, diesmal war es Seiichi der hämisch lachte. „Nun rück schon raus mit der Sprache!“ „Ich habe die ultimative Info für dich. Die Frage ist nur, was sie dir wert ist!“ „Och bitte Janeck, lass diese elendigen Machtspielchen. Du kennst das Spiel, sag mir was du willst und ich denke drüber nach ob die Informationen, den Preis wert sind.“ Janeck grinste ihn freudig an: „Du bist aber ein ganz harter Brocken. Na gut, ich will nicht viel. Weißt du, ich habe mich entschieden ein bisschen heimisch zu werden und ich denke, dass hier wäre ein guter Ort.“ Seiichis Stirn legte sich in Falten: „Du spielst schon wieder deine Spielchen mit mir! Sag klipp und klar, was du willst. Ich habe einfach nicht den Nerv dafür okay?“ Die letzten Worte hatte er beinahe geschrieen. „Reg dich ab! Ich will einfach ein Zimmer und ein Bett hier in eurem Haus!“ Jetzt war Seiichi aber wirklich überrascht: „Aus welchen Grund? Wir stehen nicht mehr in deiner Schuld und du bist hier auch nicht mehr unbedingt willkommen. Also was willst du hier?“ „Na gut, ich will ehrlich zu dir sein. Mir ist wohl bewusst, dass ihr mich nicht hier haben wollt, aber ich brauche euch und vor allem brauche ich den Schutz eurer starken Gemeinschaft.“ „Schutz?“, Seiichi sah ihn verwirrt an. „Wovor sollen wir dich beschützen? Du weißt, dass das nichts ist was ich ohne eine Begründung zu gestehen kann.“ „Wovor ihr mich beschützen sollt? Wenn ich dir das sage verspiele ich ja meinen Joker. Vergiss es! Erst will ich deine Zusage.“, sagte er gelassen. „Naja, aber du musst mir schon irgendwas geben womit ich arbeiten kann!“ Janeck stand auf und stemmte seine Hände in die Hüfte. Lächelnd sah er auf Seiichi hinab: „Glaub mir, meine Info ist um einiges mehr wert als ich von dir verlange. Überleg es dir!“ Er wand sich ab und ging langsam auf die Tür zu. Er ging extra langsam um Seiichi die Möglichkeit zu geben ihn zurück zu rufen und er schätze ihn richtig ein. Als er gerade die Tür erreichte und die Hand auf die Klinke legte, rief ihn Seiichi zurück. „Okay, okay, Janeck du sollst deinen Willen kriegen. Und jetzt raus mit der Info und ich warne dich, sollte sie den geforderten Preis nicht wert sein, mache ich dir die Höhle heiß!“ Janeck ließ sich erneut auf den Stuhl nieder. „Und wer garantiert mir, dass ich mich auf deine Zusage verlassen kann?“ „Du kennst mich, ich halte immer was ich verspreche!“, antwortete Seiichi knapp. „Na gut. Die Info. Ganz kurz und bündig: Der Erbe ist in der Stadt!“ Seiichi sprang auf und sah Janeck aus weit aufgerissenen Augen an: „Das kann nicht dein Ernst sein! Ich dachte wir hätten ihn endgültig vertrieben.“ „Glaub’s oder glaub’s nicht. Ist deine Sache! Fakt ist, dass er wieder da ist. Was du damit anfängst ist mir so ziemlich egal. Ich würde nur jetzt gerne mein neues Heim beziehen, steht mein altes Zimmer eigentlich noch leer? Ich glaube dort könnte och mich sehr wohlfühlen!“ „Yoshida-kun!“ rief Seiichi laut. Die Tür öffnete sich und ein junger Mann trat herein. „Seiichi-sama“, fragte er demütig. „Janeck das ist Naoyuki Yoshida. Er wird dich in dein Zimmer führen und auch sonst für dich da sein. Du musst ihn nur rufen. Du kannst auch zu mir kommen, wenn es Probleme gibt, aber geh mir nicht ständig auf die Nerven.“, gab Seiichi zu verstehen. „Folgt mir Janeck-sama“, gab der Diener zu verstehen. „Janeck reicht vollkommen. Ich bin keine Fan eurer überflüssigen Höflichkeitsfloskeln. Zeig mir einfach mein Zimmer, Naoyuki, und gut ist!“ Er lief den vorauseilenden Lakaien entspannt hinterher und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Seiichi war wieder allein. Er lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und schloss seine Augen. Das war vielleicht ein Tag gewesen. Massig Informationen waren in den letzten Stunden auf ihn hereingeprasselt und er war sich der Tragweite der ganzen Informationen noch immer nicht bewusst. Hinter seiner Stirn hämmerte es. Er ächzte kurz und beugte sich dann vor. Er stemmte seine Ellenbogen auf den Tisch und bettete den Kopf in die Handflächen. Mühsam öffnete er seine Augen und starrte auf die Schreibtischplatte vor sich. Dass der Erbe in der Stadt sein sollte, änderte einfach alles. Sie wurden förmlich zum Handeln gezwungen. Warum lief eigentlich alles verkehrt? Er wollte nur einen ruhigen Tag verbringen! Er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Mittlerweile war es kurz nach 11 Uhr Mittags. Er sollte wirklich auch versuchen etwas Schlaf zu bekommen. Er würde noch genug Gelegenheiten bekommen darüber nachzugrübeln. Er gähnte müde und sah sich im Zimmer um. Am anderen Ende des Zimmers stand noch immer die breite bequeme Couch, die ihn nun förmlich zu sich zu rufen schien. Er würde nicht auf sein Zimmer gehen, da würde er nur Sakura wecken, außerdem würde er hier einen klaren Kopf behalten können. Wenn er sich ein paar Stunden Ruhe gönnen würde, würde er vielleicht auch viel frischer sein. Im Moment war mit ihm nicht wirklich viel anzufangen. Sein Schädel dröhnte und seine Augen drohten ihm zu zufallen. Er stemmte sich hoch und durchquerte ruhigen Schrittes das Zimmer. Er berührte sanft das Leder der Couch. Es fühlte sich weich und kühl an. Entspannt ließ er sich auf der Couch nieder und streckte sich aus. Einige Minuten lag er einfach so da, aber der Schlaf wollte ihn nicht übermannen. Er versuchte alle Gedanken an den vorangegangen Tag zu verbannen, aber es gelang ihm nicht. Ihm fröstelte. Er griff nach der Decke, die ordentlich zusammen gefaltete am Rande der Couch lag. Die wohlige Wärme umfing ihn beinahe sofort. Er wälzte sich herum und starrte nun die Wand an. Er starrte lange Zeit, dass warme Orange an, bis ihm die Augen zu fielen. Er wehrte sich kurz gegen die ihn überkommende Schläfrigkeit, gab sich aber kurz drauf geschlagen. Noch einmal wälzte er sich herum, bevor er aber die andere Seite erreichte, war er schon eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)