xxx von Himeka ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Take befreite sich aus dem Clinch seiner Freunde, ließ zahllose Erklärungen und Entschuldigungen vom Stapel und verdrückte sich Richtung Tür. Er überlegte, dass Mamoru wohl nach Hause gegangen war und wollte sich schon zur U-Bahn begeben, als ihm in den Augenwinkeln etwas irritierte. Er drehte sich um – und verstand nur noch Bahnhof. Er hatte zwar schon vermutet, dass Mamoru abgehauen war, weil er nicht singen wollte (oder konnte?), aber das war doch kein Grund zum Weinen! „He, Mamoru, alles klar? Warum sitzt du denn da auf dem Boden? Steh auf, sonst erkältest du dich!“ Er antwortete nicht und machte auch keine Anstalten aufzustehen. Take fuhr sich durch das Har: in solchen Dingen wie trösten war er nie besonders gut gewesen, er wusste nie, was er sagen sollte. Schließlich kniete er sich vor Mamoru auf den Boden um mit ihm auf gleicher Augenhöhe zu sein. „Rede mit mir. Was bedrückt dich?“ Und er strich ihm vorsichtig eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. Es versetzte seinem Herz einen Stich und er zog die Hand schnell wieder zurück – bloß kein Risiko eingehen! Aber Mamoru hatte gar nicht reagiert. /Was ist bloß los?/ Mamoru bekam weder mit, das Take zu ihm kam, noch das er ihn ansprach, zu sehr war er in seine Gedanken und Probleme versunken. Erst als sein Freund ihn berührte, bemerkte er eine Person in seiner Gegenwart. Mit tränenverschleiertem Blick sah er auf und erblickte Take. Schniefend wischte er sich mit einer Hand über das Gesicht. „Hi...“ Ein gequältes Lächeln bahnte sich einen Weg über Mamorus Lippen. Immer noch schniefend versuchte er die Situation zu retten, da Take ihn so komisch ansah. „Hast du keine Lust mehr zu singen? Oder warum bist du hier draußen?“ Wieder fuhr er mit einer Hand über sein Gesicht, versuchte verzweifelt die Tränen zurückzuhalten. Seltsam. Wenn es um Mamoru ging, setzte sein Verstand aus und wenn er ihn so ansah, wurde alles was so kompliziert war ganz plötzlich einfach. Er antwortete nicht auf die Frage, die Mamoru ihm gestellt hatte, um Fassung ringend und von Schluchzern geschüttelt. Die einzige Antwort wäre sowieso „deinetwegen“ gewesen, aber Take fand gerade alle Worte überflüssig. Er streckte die Hand aus und wischte sanft die Tränen von Mamorus Wangen, dann ging er langsam in die Hocke und schloss ihn in die Arme. Er ignorierte den harten Boden unter seinem Knie als er Mamoru einfach im Arm hielt, seinen Körper spürte, der von Schluchzern erschüttert wurde, den Duft seines Haares roch. Er dachte nicht nach, als er die Umarmung löste und Mamoru küsste. Es war nicht das fordernde Feuer, das er vorher verspürt hatte. Es war ein sehr sanftes Gefühl. Toya hatte sich wieder unter Kontrolle. Als er mit seinem Bruder auf die Bühne geschoben wurde, hatte sich in ihm alles zusammengezogen. Er hatte den Mund geöffnet und keinen Ton heraus bekommen. Wäre Mamoru nicht davongelaufen, hätte er es garantiert getan. So hatte er sich mit einem Witz, Marke „Der-muss-wohl-auf´s-Klo!“, gerettet. Aber seine Laune war ins Bodenlose gesunken und Take war auch weg. Niemand mehr da zum ärgern. Er angelte nach seiner Jacke. Frische Luft und vielleicht eine hübsche Schnecke würden ihm gut tun. Aber er kam gar nicht aus der Tür. Er stand im Türrahmen, als er Mamorus Stimme hörte. /Mist! Der ist noch hier./ Er wollte ihm jetzt nicht begegnen, schon deshalb nicht, weil er wusste, dass Mamoru sicher heulte und so was hasste er. Trotzdem lugte er vorsichtig um die Ecke – schließlich hatte Mamoru mit jemandem geredet und er war neugierig, wer es war. Toya erstarrte zu Eis, als er die Szene sah, die sich dort abspielte... Nach einigen Sekunden wandte Mamoru den Blick von Take ab. Er wollte nicht, dass der andere ihn so sah. Wieder begannen sich ein paar Tränen ihren weg über sein Gesicht zu bahnen. Bevor er diese allerdings wegwischen konnte, spürte er eine Wärme und eine Berührung hauchzart über sein Gesicht gleiten. Langsam drehte er sich wieder Take zu, sah ihm in die Augen. Dann wurde sein Körper von einer Wärme umschlossen, die kaum zu beschreiben war. Mamoru schloss die Augen, konzentrierte sich einzig und allein auf dieses einzigartige Gefühl. Sachte lehnte er sich in die Umarmung Takes hinein, hoffte, dass sie nie Enden würde. Als er kurz darauf eine Berührung über seine Lippen wandern spürte, schlang er seine Arme um Takes Hals und versank vollends in den Kuss. Schnell bekam er Lust auf mehr, wollte das schöne Gefühl nicht schon wieder missen. Vorsichtig bahnte sich seine Zunge einen Weg durch seine Lippen, stuppste dann leicht an die Takes und bat um Einlass. Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer, als ihm dieser auch gewährt wurde. Langsam ließ er seine Zunge durch Takes Mund gleiten, erkundete alle Ecken und Winkel. Als die seine dann mit der Takes kollidierte, entstand ein kleines Gerangel, welches Mamoru gewann. Nach Luft ringend löste er sich von Take und blickte ihm tief in die Augen, nicht dazu fähig, einen Ton zu sagen. Toya war hin- und hergerissen. Einerseits wollte er jetzt sofort da raus gehen und den beiden sagen, dass sie damit auf der Stelle aufhören sollten, weil das eklig war und das sie das nie, nie wieder tun durften; Andererseits wollte er nicht, dass sie (und besonders Mamoru) mitbekamen, was er mitbekommen hatte. Er stand regungslos im Türdurchgang und spürte die betäubende Leere seinen schmerzenden Kopf erobern. Das war doch alles nicht wahr: Erst traf er seinen verhassten Bruder nach Jahren wieder und dann stellte er auch noch fest, dass Mamoru inzwischen schwul geworden war und zu allem Überfluss auch noch einen seiner besten Freunde (zum Aufziehen) mit der Lolicon-Nummer verführt hatte. /Argh! Verdammte Scheiße!/ Das war also der Grund gewesen, warum ihn Take heute gefragt hatte, ob er schon mal einen Jungen geküsst hätte... Urplötzlich fiel ihm die Lösung dieses verzwickten Problems ein. Es war ganz einfach, so simpel, dass er plötzlich Lächeln musste. /Sorry, Take. Ist nur zu deinem Besten!/ Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zum Karaokeraum, während er die gerade gespielte Melodie leise mitsang: „Es ist geil ein Arschloch zu sein...“ Verdammt! Da war es schon wieder passiert. Warum konnte er denn bloß die Finger nicht von Mamoru lassen? Blöder Mist. Jetzt war es schon wieder zu spät. Take war sauer auf sich selber, während er wütend auf die Tasten seiner Computertastatur einhieb. Er hatte Mamoru wirklich nur trösten wollen. Herausgekommen war ein sanfter Kuss vor der Bar und eine wilde Knutscherei im Taxi nach Hause und vielleicht hätte er sich völlig vergessen, wenn ihm nicht Kanaes Foto ins Auge gesprungen wäre, als seine Hände gerade den Entschluss gefasst hatten, dass Mamoru jetzt strippen musste. Er hatte sie (und sich selbst) zurechtgewiesen und war einsilbig und ziemlich rasch in sein Zimmer gehuscht, wo er die Tür hinter sich schloss, Mamoru im Wohnzimmer stehen lassend, wie bestellt und nicht abgeholt. Um runterzukommen, hatte er den Computer angeworfen und gearbeitet, wobei er sich kaum konzentrieren konnte und einmal sogar das Gefühl hatte, Mamoru stände vor seiner Tür. Beinahe wünschte er sich, dass er einfach hereinkommen würde. Aber die Türklinke bewegte sich nicht; Take blieb allein mit seinem Frust, den er jetzt diabolisch am Computer ausließ. Mamoru war in einer Welle des Verlangens versunken, nicht in der Lage, die Finger von Take zu lassen. Irgendwie schafften sie es aus dem Taxi ins Haus und schließlich in Takes Wohnung. Nur der Tatsache, dass sie atmen mussten, verdankten sie, dass sie kurzzeitig Hände und Lippen voneinander lassen mussten. Mamoru wurde gerade ob des Verlangens schwummrig zu, als er unmissverständlich Widerstand an der Brust bemerkte und kurz darauf in das schreckstarre Gesicht Takes blickte. Kaum hatte er geblinzelt, war dieser auch schon aus seinem Blickfeld verschwunden und im hinteren teil der Wohnung hörte man gerade noch die Tür zuschlagen. Verwirrt blickte der Braunhaarige durch das Wohnzimmer, begann es dann langsam abzulaufen, den Flur entlang, bis er schließlich vor Takes Zimmer stand. Er hob eine Hand, schon bereit die Tür zu öffnen, als er sich eines besseren besann und sich selbst in sein Zimmer zurückzog. Dort ließ er sich auf die weichen Kissen des Bettes fallen. Was hatte er nur getan? Er hatte Take zur Untreue verführt. Natürlich war ihm das Bild des Mädchens aufgefallen... Was hatte er nur angestellt? Die Gedanken in seinem Kopf schienen sich förmlich zu überschlagen. Take schaffte es irgendwie den Morgen zu überstehen, ohne über Mamoru herzufallen; hauptsächlich, weil er sehr früh aufgestanden war und es dadurch geschafft hatte, Mamoru an diesem morgen aus dem Weg zu gehen. In der Uni musste er seinen Freunden unter katzbuckligen Entschuldigungen erklären, warum er und sein Freund gestern so schnell verschwunden waren und, laut seinen Freunden, die Stimmung verdorben hatte. In „Englische Grammatik“ schrieben sie einen Überraschungstest über eine Kurzgeschichte, die Take nicht gelesen hatte und dann stellte er schon völlig fertig fest, dass er in der morgendlichen Eile auch noch sein Portemonnaie vergessen hatte und wohl auf´s Mittagessen würde verzichten müssen. Als er auf der Rückfahrt im Stau stecken blieb, schrieb er den Tag endgültig ab. Ein Gutes hatten die ganzen Katastrophen und Unerfreulichkeiten gehabt: bis zu dem Stau so gegen 19 Uhr am Abend hatte er keine Zeit gehabt, über Mamoru nachzudenken. Sein schlechtes Gewissen hatte zwar den ganzen Tag über ihm geschwebt, wie eine Gewitterwolke, aber hatte ihn bis dahin von weiteren Überlegungen verschont. Jetzt, wo er Zeit hatte, verdrängte er mit Macht die Frage, was er nun genau für Mamoru empfand und wie viel ihm dieses Gefühl bedeutete. Mit knurrendem Magen öffnete er die Wohnungstür und fiel in einen bodenlosen Abgrund aus Schuld, Verwirrung und plötzlicher Verzweiflung: Kanae Namida, die er noch vor wenigen Tagen die Liebe seines Lebens genannt hätte, saß auf dem Sofa und in einem Sessel neben ihr ein zutiefst erschüttert wirkender Mamoru. Take war, als würde er Donnergrollen hören, als Kanae den Kopf nach dem Geräusch der Tür wandte und ihn ansah. Nachdem Mamoru noch eine ganze Zeit über die Situation, in der er sich befand, nachgedacht hatte, war er schließlich doch eingeschlafen. Er hatte nun eine unruhige Nacht hinter sich, in der er stellenweise von Alpträumen geplagt worden war. Ständig war er von seinem Bruder oder Take heimgesucht worden, die ihn beide beschimpften, was er in der Vergangenheit doch für Fehler gemacht hatte und wie unnütz er doch gewesen war. Als er am Morgen mit klopfendem Herzen aufgewacht war, hatte er schon die leise Vorahnung, dass irgendetwas passieren würde. Als er aufstand, war die Wohnung ungewöhnlich ruhig. Einerseits war er glücklich über diese Tatsache, andererseits bedauerte er diese. Jetzt, nachdem er über die Sache geschlafen hatte, hätte er gern mit Take gesprochen. Aber vielleicht war es auch besser so. Dann könnte Mamoru sich genau überlegen, was er sagen wollte, wenn Take kam. Langsam und nachdenklich ging Mamoru in die Küche, kochte sich einen Kaffee und setzte sich an den kleinen Küchentisch. Langsam schlürfte er das heiße braune Getränk, überlegte, was er noch machen konnte, als er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloß drehte. Voller Schreck zuckte er zusammen. Er sprang auf und stürmte zur Tür. /Ist Take etwa schon wieder da?/ In der Tür stand jedoch eine junge Frau, die gerade, während sie sich wie selbstverständlich die Schuhe auszog, eine schwarze Sporttasche auf den Boden stellte und gleichzeitig mit dem Fuß die Tür hinter sich zu zog. Als sie sich aufrichtete, erkannte sie Mamoru als die Frau auf Takes Fotos. Er starrte sie an, nicht fähig, irgendetwas zu tun. Er hatte Take erwartet, wollte er doch unbedingt mit ihm reden. Kanae stand still, musterte ihn aus ernsten Augen. Ihr Gesicht war schmal und passte zu ihrem schlanken Körper. Ihre teebraun gebleichten, gelockten Haare, die so untypisch für Japaner waren, bildeten einen Kontrast zu ihrem milchig weißen, weichem, zerbrechlich wirkendem Gesicht. Mamoru blickte ihr in die Augen. Sie war schön, unglaublich schön sogar. Er verstand, warum Take sich in sie verliebt hatte. Wenn er selbst sie früher kennen gelernt hätte, wäre es ihm vielleicht genau so ergangen. Vor seinem inneren Auge tauchte Takes lachendes Gesicht auf und etwas in seiner Brust zog sich schmerzhaft zusammen. /Was denk ich da.../ Er hätte sich Ohrfeigen können für diese Gedanken. Er mochte Take, liebte ihn schon fast. Wie konnte er da an die junge Frau vor sich denken? Sie war schließlich Takes Freundin... Wenn er etwas erreichen wollte, musste er Kanae quasi besiegen... Und das würde er nie schaffen! „Äh... Hallo.“ Mamoru war selbst überrascht, als er das Gespräch eröffnete. Ihr Lächeln war kalt und schnitt in ihn wie zerbrochenes Glas. „Du heißt Mamoru Kitagawa?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Ihr Blick wanderte Mamorus Körper hinab und blieb an seinen Augen hängen. Nun sah sie ihn direkt an. „Du bist wirklich süß. Ich denke, ich kann nachvollziehen, was Take an dir findet.“ Sie machte ein Pause und beobachtete die Reaktion des Jungen. Sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen, kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Was erlaubte sich diese Frau da? Ihr Ton wurde hart: „Aber das heißt nicht, dass ich es auch toleriere. Taketo ist mein Freund. Ich lieb ihn und wir teilen unser Leben, unsere Wohnung, unser Bett. Ich werde nicht zulassen, dass er auf´s andere Ufer wechselt, selbst, wenn es mit einem so süßen Jungen wie dir ist.“ Sie sprach das Wort Junge in einer Weise aus, die Mamoru klar machte, dass sie auf ihn herabsah und ihn als Eindringling in ihr und Takes Leben betrachtete. Immer noch konnte Mamoru nur schauen. Was redete sie da? Hatte Take es ihm nicht von allein angeboten, bei ihm zu wohnen? War es nicht alles Takes Idee gewesen? Der Junge wusste, dass er im Recht gewesen wäre, etwas zu erwidern, aber er schaffte es einfach nicht, den Mund zu öffnen. Kanae zog ihn in ihren Bann und er war ihr hilflos ausgeliefert. Und schon warf sie Mamoru neue Worte an den Kopf. „Ich werde ihn auch nicht aufgeben, nur weil er fremdgegangen ist, wenn es das ist, was du dir erhoffst. Liebe hat etwas mit Vertrauen und der Fähigkeit zu vergeben zu tun – das was ihr teilt ist nur Lust, nichts was tiefer geht als ein Kratzer an der Oberfläche.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. „Aufhören!“ Mamoru schrie und hielt sich verzweifelt die Hände an die Ohren. Er wollte nicht weiter hören, was diese Frau ihm noch zu sagen hatte. In ihm tat sich ein Abgrund auf. Die Worte Kanaes zeigten ihm die Wahrheit. Die unveränderliche Wahrheit, die er die ganze Zeit nicht hatte sich eingestehen wollen, die aber doch in der hintersten Kammer seiner Gedanken geschlummert hatte. Nun, wo er zudem noch Kanae kennen gelernt hatte, wurde ihm klar, warum Take sich so eigenartig verhalten hatte, als sie allein waren... Er hatte eine Freundin, Mamoru störte da nur. Komischerweise war ihm klar, was er getan hatte, jedoch bereute er nichts. Take hatte auch einen Teil der Schuld zu tragen, schließlich hätte er ihn von Anfang an rauswerfen können. Take hatte, genau wie Mamoru, seinen Gefühlen freien Lauf gelassen. Kanae ließ sich durch Mamorus schreien nicht beeindrucken. Sie legte nur den Kopf schräg und lächelte müde. Sie schien des Streitens überdrüssig und schlug einen sanfteren Ton an, in dem ihre Erschöpfung mitklang: „Ich habe die ganze Nacht gebraucht um herzukommen und alles, was ich jetzt will, ist ein Kaffee, eine Dusche und mein Bett. Du hast Zeit deine Sache zu packen, bis ich wieder aufstehe. Du wirst ja wohl verstehen, dass ich dich in meiner Wohnung nicht mehr sehen will.“ Sie streckte sich katzenhaft und ging an ihm vorbei in Richtung Küche. „Sei so nett und bring meine Tasche ins Schlafzimmer und, wenn du gerade da bist, bezieh das Bett neu.“ Sie hatte genug, fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. Der wesentliche Streit stand ihr noch bevor und die halbe Kanne Kaffee, die auf dem Küchentisch stand, kam ihr da entgegen. Kanae kam mit einer Tasse für sich in der linken Hand, und Mamorus halb augetrunkener Tasse in der rechten wieder aus der Küche. Sie betrachtete den Jungen, wie er verloren im Flur stand und der Ausdruck ihrer Augen wurde weich. Zum ersten Mal, seit sie gestern Nacht diesen Anruf erhalten hatte, lächelte sie warm und freundlich. Sie stellte die beiden dampfenden Tassen behutsam auf den Glastisch vor dem Sofa und winkte Mamoru dann, sich zu ihr zu setzen. Der braunhaarige Junge schaffte es kaum sich zu rühren. Mit schwerem herzen und schweren Schritten ging er in Richtung Sofa, wunderte sich, dass er vorwärts kam, wo er sich doch nicht bewegen wollte. Alles in ihm schien sich gegen diese junge Frau namens Kanae zu wehren. „Ich denke... du hast das nicht so gewollt, mich nicht absichtlich verletzt.“ Sie trank einen Schluck Kaffee und ließ den Blick schweifen, dabei schien sie in Gedanken weit fort zu sein. „Hast du hier aufgeräumt?“ Die Situation hatte etwas bizarres, bitter-süßes. Sie redeten eine weile, dann schwiegen sie, jeder dem Pfad seiner eigenen Gedanken folgend. Versunken in den seinen, hörte Mamoru weder die Tür, noch andere Geräusche seiner Umgebung. Er saß einfach da. Take hatte den Wunsch davonzulaufen. Er wusste, dass ihm die Schuld ins Gesicht geschrieben stand. Warum war Kanae schon wieder da? Sie wollte doch erst in anderthalb Wochen zurück sein – warum war sie dann hier? Und ausgerechnet jetzt, da er völlig in der Schwebe war und sich nicht zwischen seiner Liebe für Kanae und seinen aufkeimenden Gefühlen Mamoru gegenüber entscheiden konnte. /Okay. Noch ist nichts verloren! Ich muss Kanae nur sagen, wie es wirklich war und dabei die prekären Details auslassen... Hoffentlich hat Mamo ihr nicht alles erzählt.../ Take zwang sein Gesicht zu einem Lächeln, das sich zu einer Grimasse des Entsetzens verzerrte als Kanae aufstand und zu Mamoru gewandt sagte: „Geh jetzt packen. Ich möchte mit Take allein sprechen über seinen...Ausrutscher.“ Ihr Blick hatte den jungen Mann festgenagelt. Sein Blick flog zu Mamoru und in stummer Übereinstimmung mit Kanae bat er ihn still, ihrer Bitte folge zu leisten. Er spürte gleichzeitig, dass sie alles wusste, aber dass es nicht Mamoru gewesen war, der es ihr erzählt hatte. Er fühlte sich plötzlich allein, als Mamoru den Raum verließ. Kanae verschränkte die Arme und sah ihn an. In ihren Augen stand die anklagende Frage nach dem „Warum?“. Take räusperte sich und versuchte etwas zu sagen, brachte aber kein Wort heraus. Sie lächelte traurig. „Sag mir nur, ob ihr...“ Sie stockte, schien sich zu sträuben danach zu fragen. „Hast du dich in ihn verliebt?“ Take schluckte, er wusste die Antwort selbst nicht genau – was sollte er ihr antworten? Er entschied sich für die Wahrheit. „Kanae... ich weiß es nicht. Ehrlich. Es war ein Zufall. Wir sind ineinander gerannt und ich hab Mamoru erlaubt, hier zu wohnen, bis er was eigenes gefunden hat und... so kam eines zum andern.“ Er schwieg unsicher und entschied dann, dass er es ihr schuldig war, alles zu sagen. „Ich weiß nicht genau, wie es kam, aber ich fand ihn anziehend und... ähm... wir haben uns geküsst... öfters. Aber sonst nichts!“, setzte er schnell hinterher. „Das reicht schon.“, sagte Kanae und wischte sich entschlossen eine Träne vom Gesicht – eine Sache musste noch geklärt werden. „Und ich? Liebst du mich noch?“ Ihr Blick traf ihn ins Herz. Er nickte nur und eilte zu ihr herüber, um sie in den Arm zu nehmen, als sie in Tränen ausbrach. Auch Take spürte Tränen in seiner Kehle hochsteigen und versuchte krampfhaft, sie herunterzuschlucken. „Aber ER muss sofort ausziehen!“ Take erstarrte. Er war zu sehr mit Kanaes Reaktion beschäftigt gewesen, um über die nächsten Schritte nachzudenken. Aber jetzt, wo sie das sagte... „Muss das sofort sein? Ich meine, er könnte doch...“ „Nein!“ sie stieß Take heftig von sich und funkelte ihn wütend an. „Ich kann dir nur schwer verzeihen, dass du was mit einem anderen Kerl angefangen hast, aber ich würde darüber hinwegsehen, weil ich dich liebe. Aber wenn dieser Junge nicht sofort hier auszieht, dann... dann...“ Sie keuchte und ihr Gesicht war rot und wutverzerrt – sie sah zum Fürchten aus. „...dann tu ich´s. Ich zieh aus, verlasse dich, die Uni, Tokyo und du wirst mich nie wieder sehen!“ Den letzten Satz hatte sie geschrieen und stand ihm nun in höchster Anspannung gegenüber. Take spürte den Boden nicht mehr unter den Füßen. Er sollte sich entscheiden? Sein Kopf war leer. Er musste sich entscheiden. Er schloss die Augen und atmete tief. Er wusste, für wen er sich entscheiden würde. Er hatte es gewusst, seit er Mamoru das erste Mal geküsst hatte. „Also gut, dann...“ _____________________________________________________________________ Ein riesen großes Sorry, dass ihr so lange habt warten müssen! Das nächste Kapitel wird schneller oben sein, das Verspreche ich ^-^ *alleknuddel* Danke, dass ihr mir trotz der langen Pause treu geblieben seid!^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)