Verschiedenes von Tradon (kurze Werke ohne Zusammenhang) ================================================================================ Gewohnheit - Gedanken --------------------- Gedanken zum Thema der „Gewohnheit“ Wie gewöhnlich sitze ich ein bis zwei Abende bevor ich fertig sein muss an meinem Tisch und versuche etwas aufs virtuelle Papier, meinen Bildschirm zu bringen. „Gewohnheit“ heißt das Thema. Meinen Hauptgedanken habe ich leider schon letzten Monat beim Thema des „Kreislaufes“ mit meinem Text - „Alltag“ - verwirklicht. Außerdem plane ich diese Mal etwas weniger Ernstes anzufertigen und mich kreativ in eine andere Richtung zu bewegen. Meine Bekannte antwortet mir auf die Frage, was ihr zum Thema Gewohnheit als erstes einfällt: Langeweile. Wieder so ein ernstes Wort – ein ernstes Thema – ein ernster Text. Nein!!! Ich schüttel den Kopf um alle ernsten Gedanken aus mir zu verjagen. Eine neue Idee durchschießt meine Gehirnwendungen und breitet sich mir vor Augen mit der gewohnten trägen Welle aus.... Gedacht, gesagt, getan, eingetippt: Google liefert gewohnt schnell gewohnt viele Informationen aus dem WorldWideWeb zum gewünschten Thema. Der Begriff Gewohnheit zaubert mir immerhin ca. 2030000 Ergebnisse in beachtlichen 0,08 Sekunden (da fällt mir die morgige Physikstunde ein: Bei einer physikalischen Aufgabe wären die genannten Werte für gewöhnlich so dargestellt worden: aus 2030000 werden 2,03 Gigaergebnisse und 0,08 Sekunden werden schnell zu 8 Hundertsteln). Das erste Ergebnis liefert, mal wieder (um nicht zu sagen wie gewohnt), Wikipedia, die freie Enzyklopädie. Dort steht über einem seitenlangen Text, der von mir wie gewohnt ignoriert wird (schließlich muss man gezielt Ergebnisse von Unwichtigem trennen können, um in der ungewöhlichen Fülle an Informationen des Netzes nicht unterzugehen) folgender Satz, der ebenso aus einem Lehrbuch stammen könnte: „Als Gewohnheit wird eine unter gleichartigen Bedingungen reflexhaft entwickelte Reaktionsweise bezeichnet, die durch Wiederholung stereotypisiert wurde und beim Erleben gleichartiger Situationsbedingungen wie "automatisch" nach demselben Reaktionsschema ausgeführt wird, wenn sie nicht bewusst vermieden oder "unterdrückt" wird.“ Absolut über das wahre Wesen der Gewohnheit aufgeklärt mache ich mich weiter auf die Suche. Als nächstes finde ich eine lange Liste von Zitaten mehr oder weniger berühmter Persönlichkeiten der Geschichte, die sich bereits vor mir Gedanken zum Begriff Gewohnheit zu machen versucht haben. So heißt es dann: „Gerade die nutzlosesten Sitten und Gebräuche werden am hartnäckigsten fortgeführt.“ „Ein Glück, das man nie gekannt, zu entbehren, tut nicht weh, weh aber, ein Glück zu verlieren, an das man gewöhnt war“ „Ständige Arbeit wird leichter durch Gewöhnung“ „Für viele ist die Kunst der Verstellung zur Gewohnheit geworden“ „Bei Frauen ist alles nur Gewohnheit. Sie gewöhnen sich an Männer wie an Möbel.“ „In der Ehe muss man einen unaufhörlichen Kampf gegen ein Ungeheuer führen, das alles verschlingt: die Gewohnheit“ Es finden sich also Zitate aus Psychologie, zum Thema Arbeit, zur Liebe und zum Wesen des Menschen. Zitate aus wissenschaftlichen Abhandlungen, Sprichwörter und Gedanken, die bereits bis in die Antike zurückgehen. Mancher Spruch taugt etwas, mancher nicht. Zweifellos zeigt sich jedoch welch gewaltiges Feld der Begriff Gewohnheit doch umfasst, und dazu soll ich etwas schreiben? Wusste ich vor meiner Suche nicht, was Gewohnheit auf lateinisch heißt (consuetudo), so hab ich es nach meiner Suche bereits wieder vergessen, da es mich sowieso nicht interessiert hat. Meinen nächsten Punkt auf dem Weg der Gewohnheit liefert mir mein Textverarbeitungsprogramm. Nach einem kurzen Rechtsklick und der Aktivierung der Synonymanzeige zum Wort Gewohnheit finde ich folgende Begriffe: Angewohnheit Einfügung Eigenart Einordnung Anpassung Angleichung Angewöhnung Brauch Doch trotz dieser wunderbaren elektronischen Ersatzvorschläge, dängt mich meine Gewohnheit beim gewohnten Ausdruck der Gewohnheit zu bleiben. So, da es nun schon spät geworden ist, werde ich wie gewohnt ins Bett gehen da ich gewöhnlich morgens in die Schule muss und dazu ausgeschlafen sein sollte. Nachdem ich mir meine obigen Gedanken noch einmal durchgelesen habe (wie ich es für gewöhnlich zu tun pflege) stelle ich zwar fest, dass dieser Text mir irgendwie nicht zusagt, aber auch dieses kritische Auftreten mir selber gegenüber sehe ich inzwischen als Gewohnheit an. Sollte ich damit den ein oder anderen Lacher bei meinen Lesern hervorgerufen haben, so bin ich bereits zufrieden. Auch muss ich nun feststellen, dass mein „Werk“ am ende in eine etwas andere Richtung schleift als zu Beginn angenommen, doch auch dies nehme ich als Teil des gewöhnlichen, kreativen Schaffungsprozesses hin. Na ja, zum Schluss bleibt mir also nur zu sagen: Keep flexible and plüsch it out!!! (auch wenn das nichts mit dem Thema oder meinem Text zu tun hat) für die Wortschmiede 27. 3. 2006 P. Kampmann Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)