Between love and hate you lose the control von abgemeldet (Traue nicht deinen Freunden - sondern deinen Feinden HPDM) ================================================================================ Kapitel 5: Das Buch der 1000 Flüche ----------------------------------- Ich melde mich zurück mit dem nächsten Kapitel :) Da ich allerdings Ende der Woche studienbedingt umziehe, kann es bis zum nächsten Kapitel vielleicht eine Woche dauern. Ich verspreche allerdings, so schnell wie möglich wieder zu schreiben :) Enjoy!! Kapitel5 Das Buch der 1000 Flüche Harry verbrachte viel Zeit damit die im Buch erwähnten Tränke genau zu studieren, auch wenn er mit jedem Trank weiter verzweifelte. Da waren Sachen dabei von denen hatte er noch nie etwas gehört. Zutaten, die er wohl nur aus dem Büro seines Potion-Masters bekäme. Verzweifelt schlug er das Buch zu und nahm sich stattdessen vor lieber noch einmal in die Bibliothek zu gehen und zu gucken, ob er nicht ein paar Bücher fand in denen Dinge standen die er eher beherrschte. Flüche, Verwandlungen, Rituale oder Zauber - Dinge in denen er Talent hatte. Aber er musste zugeben, dass in dem Buch viele wahrlich nützliche Tränke zu finden waren und so schnappte er sich eine Pergamentrolle, Tinte und Federkiel und begann die für ihn wichtigsten herauszuschreiben. Vielsafttrank, Knochenschmelzungs-Trank, Cruciatus-Trank und zu letzte einen Trank mit dem Namen ‚heiliges Gift'. Allerdings fragte Harry sich ob Snape überhaupt so etwas besaß, wie Silberhaare einer Waldelfe. Die Wahrscheinlichkeit allerdings war sehr gering. Er zuckte mit den Schultern, vielleicht gab es ja doch noch einen Weg an besagte Kostbarkeiten heranzukommen und wenn ja, dann würde er den früher oder später auch finden. Seufzend erhob er sich von seinem Stuhl und strich sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Wenn er etwas gegen Voldemort tun wollte, wenn er eine Chance haben wollte lebend aus diesem Kampf hervor zu gehen, dann musste er lernen, alles lernen was in diesem Buch stand, aber er musste zugeben, dass er im Moment wenig Lust dazu hatte und sich lieber ein Buch suchen wollte, mit dem er auch zurecht kam. Vielleicht sollte er gleich alle mitnehmen, die Parker ihm notiert hatte und sich einen geeigneten Ort suchen, an dem er üben konnte. Erneut seufzend verließ Harry den Raum und machte sich auf den Weg in die Bibliothek, um die Bücher zu holen. Gewohnte Stille empfing ihn, als er durch die Flügeltür trat und den Blick schweifen ließ. Die Bibliothekarin saß, wie immer, an ihrem Schreibtisch und blickt nur kurz auf, als er hereinkam. Außer ihm waren nur wenige Schüler da, was nicht verwunderlich war, denn draußen schenkte die Sonne den Schülern gerade die letzten hellen, warmen, herrlichen Herbsttage, bevor die Zeiten von Regen und Schnee über sie hereinbrechen würden. Wäre er nicht eben einfach Harry Potter the chosen-one, so würde er jetzt ebenfalls im bunten Laub die letzten Sonnenstrahlen dieses Jahres genießen. Seufzend ging er stattdessen auf die verbotene Abteilung zu und zog die Liste mit den Büchern aus seiner Umhangtasche. Eine halbe Stunde später ließ Harry einen Stapel Bücher auf seinen Schreibtisch im Jungenzimmer der Gryffindors fallen und anschließend sich selbst auf den Stuhl davor. Wenn er all das lesen wollte würde er noch ewig brauchen, aber soviel Zeit würde Voldemort ihm sicher nicht geben. Etwas frustriert über die ganze, auf ihn zukommende Arbeit griff er nach Schwarze Flüche des 18. Jahrhunderts Band 1. Auf den ersten Blick wirkte das große Buch eher unauffällig. Der Einband war hellbraun, der Schriftzug auf dem Cover einfach schwarz. Harry schlug die erste Seite auf und musste feststellen, dass auch bei diesem Buch die Seiten abgegriffen und porös waren. Er fragte sich kurz, wie lange dieses Buch wohl schon niemand mehr ausgeliehen hatte. Auf der ersten Seite befand sich jedoch nicht, wie erwartet, das Inhaltsverzeichnis, sondern eine kurze Einleitung - auf Latein. Harry blinzelte zweimal, dann schlug er das Buch frustriert zu. Latein konnte er nicht und eigentlich hatte er auch kein gesteigertes Interesse daran eine tote Sprache zu lernen. Wobei die Frage in ihm aufkam, wie tot diese Sprache in der Zaubererwelt wirklich war. Immerhin benutzten sie jeden Tag lateinische Zaubersprüche und dieses Buch war ja auch fast Beweiß genug, dass es nicht schaden konnte irgendwann, wenn in seinem Leben vielleicht mal etwas Ruhe eingekehrt war, doch noch eine ‚tote' Sprache zu lernen. In Gedanken machte er sich einen Haken daran, bevor er die Bücher in seinen Koffer packte, damit sie niemand finden würde. Viel zu früh für Dracos Geschmack wachte er schweißgebadet aus seinen Träumen auf. Er saß kerzengrade im Bett, seine Atmung ging schwer und unregelmäßig. Seine Träume quälten ihn, seit der Brief seines Vaters angekommen war. Jede Nacht sah er einen blonden Mann mit langen Haaren zu Füßen des Lords kriechen und den Saum des Umhangs küssen. Jede Nacht blickte er in die roten Augen eines Wahnsinnigen, der seinen Zauberstab auf den Mann am Boden richtete. Jede Nacht glaube Draco seinen Vater dort kriechen zu sehen. Aber als der Crutiatus-Fluch die Gestalt traf und diese, sich vor Schmerz windend, erst aufbäumte und sich dann auf den Rücken fallen ließ, realisierte er jede Nacht, dass es nicht Lucius sondern er selbst – Draco – war. Er würde das Schicksal seines Vaters teilen und hatte leider keine andere Wahl, als sich in sein Schicksal zu fügen, zumindest dann, wenn er am Leben bleiben wollte. Natürlich hätte er zu Dumbledore gehen können und sich dem Orden anschließen können, aber damit würde er sich zur absoluten Zielscheibe der DeathEater machen. Verräter standen auf der Abschussliste des Dunkeln Lords direkt unter ‚Harry Potter' und ‚Albus Dumbledore'. Draco konnte also, wenn er sich gegen den Lord wandte, nur hoffen, dass es Potter gelingen würde, diesen ein für alle Mal zu besiegen, aber mal ehrlich, wie viel Chancen hat ein sechzehnjähriger Zauberschüler gegen den mächtigsten dunklen Zauberer des zwanzigsten Jahrhunderts? Und was würde Draco blühen, wenn Potter versagte? Ein Leben auf der Flucht? In der ewigen Angst von Voldemorts Anhängern gefunden zu werden? Wenn er ehrlich war, blieb ihm doch keine andere Wahl, als sich den Wünschen seines Vaters zu beugen und bei nächster Gelegenheit in die Reihen des Lords aufgenommen zu werden. Frustriert schüttelte er den Kopf und schwang die Beine über den Rand des Bettes. Zum wiederholten Male war er mehr als froh, dass man in Slytherin Einzelzimmer hatte und ihn somit niemand (außer hin und wieder Blaise), störte. Nach einer heißen Dusche fühlte er sich zwar körperlich etwas entspannter, aber seine ‚DeathEater-Probleme' löste das auch nicht. Der Blick auf die magische Uhr an seiner Wand sagte ihm, neben der momentanen Sternenkonstellation, auch, dass es erst halb acht war und damit eigentlich noch über eine Stunde Zeit bis zum Unterricht. Dennoch entschloss Draco sich dazu bereits zum Frühstück zu gehen. Der Vorteil am frühen Erscheinen in der Großen Halle war, dass nur wenige Schüler und Lehrer bereits da waren und man somit in Ruhe essen konnte, ohne den Lärm, den Erstklässler beim Frühstück produzieren. Als Harry aus der Dusche kam saß Ron gerade erst in seinem zu kleinen Schlafanzug auf der Bettkante und blinzelte seinem besten Freund entgegen. „Du bist schon wach?", fragte er und wischte sich dabei den Schlaf aus den Augen. Harry grinste kurz. „Nein Ron, du hast Halluzinationen", antwortete er mit einem Zwinkern, bevor er sich wieder auf sein Bett sinken ließ, um seine Schulsachen für den anstehenden Tag fertig zu machen. „Ha,ha. Clown gefrühstückt?", motze der Rothaarige, bevor er sich Richtung Bad davon machte. Harry schüttelte lächelnd den Kopf. Ronald Weasley war am Morgen noch nie ein guter Gesprächspartner gewesen und seit er und Hermione um einander herum tanzten wurde die Laune des Rotschopfs noch weiter getrübt. Kurz überlegte Harry, ob er nicht auf seinen Freund warten sollte, entschied sich dann aber lieber schon mal runter in Große Halle zu gehen und in Ruhe zu frühstücken. Wie immer waren nur wenige Schüler so früh beim Essen und der Lehrertisch war heute sogar noch gänzlich leer. Harry ließ sich am Tisch der Gryffindors nieder und fischte sich das erste Toast auf seinen Teller. So richtig Appetit hatte er nicht, aber die Vernunft brachte ihn dazu doch etwas zu essen, immerhin würde in Prof. Parker im Zweifelsfall eigenhändig zwangsernähren, sollte Harry sich für einen Tod durch Verhungern entscheiden. Kaum hatte er den ersten Bissen seines Toasts im Mund, als Draco Malfoy in die Halle gerauscht kam. Er war allein, wie häufiger seit Beginn des Schuljahrs. Früher hatte man ihn immer umringt von seiner Clique gesehen, aber seit einigen Wochen erschien der Blonde nur noch allein zum Frühstück und ging auch recht bald wieder. Doch eigentlich hatte Harry kein Recht darüber zu urteilen, wann und mit wem Malfoy zum Essen ging. Immerhin hatte der Goldjunge seine Frühstücksgewohnheiten auch verändert und kam nun früher und ebenfalls allein. Nichts desto trotz bemerkte er eine Veränderung in Malfoy. Auf den ersten Blick wirkte er zwar wie immer, kalt und arrogant, aber unter der Maske konnte ein geschultes Augen erkennen, dass etwas an ihm nagte. Natürlich bemerkte Harry diese kleine Veränderung sofort, immerhin war Malfoy sein erklärter Erzfeind und darum hatte er den Slytherin die letzten fünf Jahre eingehend studiert und kennen gelernt – frei nach dem Motto: Kenne deinen Feind. Diese intensive Beschäftigung zeigte ihm jetzt aber auch, dass es etwas gab, dass den Blonden nachdenklich machte und nur zu gerne hätte Harry gewusst, was es war. „Hey Harry, du hättest wart'n können!", Rons etwas beleidigte Stimme riss den Goldjungen aus seinen Gedanken und brachte ihn zurück zum Tisch der Gryffindors und seinem Toast. „Sorry, ich wäre verhungert, wenn ich gewartet hätte", log Harry und setzte ein Lächeln auf, das seine Augen jedoch nicht erreichte. „Schon gut, Harry. So geht's doch jedem Mal", Hermione erwiderte sein Lächeln und griff nach einer Scheibe Brot. Ron gähnte ausgiebig und schlürfte seinen Kaffee. „Mal was anders, was hab'n wir gleich?", fragte er ohne aufzusehen. Hermione wandte ihr Gesicht dem Rotschopf zu. „Hast du den Stundenplan etwa immer noch nicht auswendig gelernt?", fragte sie entrüstet. Harry beschloss derweil seine Aufmerksamkeit auf ein zweits Toast zu lenken, anstatt seinen beiden besten Freunden beim Streiten zu zuhören. Von seinem Platz am Slytherintisch aus blickt Draco rüber zum Tisch der Gryffindors. Potter schien seine beiden, mal wieder diskutierenden, Freunde zu ignorieren, sah aber auch nicht wieder zu Draco herüber. Natürlich hatte der Blonde die Blicke seines Nemesis gespürt, als er die Halle betreten hatte und er vermutete sogar, dass Potter bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Aber Draco würde ganz sicher nicht aufstehen, zu Potter gehen und ihm sein Herz ausschütten. Welche Ratschläge würde ihm dieser schon geben können? ‚Geh doch zu Dumbledore'. Ja, daran hatte er auch schon gedacht. Aber egal wie oft er das ganze im Kopf durch ging, es blieb ihm am Ende nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Also wäre auch Potter der Letzte, den er ins Vertrauen ziehen würde. „Morgen Draco", Blaise ließ sich neben ihn fallen, dicht gefolgt von Millicent und Amanda, die in ein Gespräch über irgendeinen Ravenclaw-Siebtklässler vertieft waren, dessen Namen Draco noch nie gehört hatte. „Hast du den Aufsatz für Charms fertig bekommen? Bei meinem fehlen zehn Inches", Blaise verzog das Gesicht und füllte seine Tasse mit Kaffee. „Ich hab ihn fertig. Aber auch auf den Inch genau. Frag doch Granger, wenn dir noch was fehlt, die hat sicher drei Meter zu viel", antwortete Draco und warf einen Blick zum Gryffindortisch, wo besagte Schülerin noch immer mit Weasle stritt. Blaise folgte dem Blick seines besten Freundes mit den Augen und zog eine Augenbraue hoch, als er das Schauspiel am anderen Ende der Halle erblickte. „Was ist denn da los?", fragte er irritiert. Draco zuckte mit den Schultern. „Also wenn du Granger fragen willst beeil dich, sonst hat Weasle sie erwürgt, wenn das so weiter geht". Blaise lachte leise, wandte sich dann aber auch lieber wieder seinem Frühstück zu. „Sag mal Dray-" „Draco!" „Ja Draco, was ist jetzt eigentlich mit.. du weißt schon?", Blaise nickte erneut zum Gryffindortisch, diesmal aber fiel sein Blick auf Potter. Sein bester Freund sah nur kurz auf und zuckte mit den Schultern. „Nichts, was soll damit sein?", antwortete dieser kurz angebunden. Er wollte das Thema ‚Potter' ein für alle Mal vom Tisch haben und nicht mehr weiter dran denken. Mit dem Brief seines Vaters waren jeglichen Bestrebungen Potter rum zu kriegen lebensgefährlich. Ohne weitere Worte erhob sich der Blonde, nickte seinem besten Freund noch einmal zu und machte sich dann auf den Weg zum Klassenraum für Charms. Zum Glück war bereits Freitag und am Wochenende hätte Draco endlich mal wieder Zeit sich Dingen zu widmen, die weniger mit Unterricht und dafür mehr mit eigenen Interessen zu tun hatten. Zufrieden mit dieser Aussicht konnte auch ein weiterer Schultag gar nicht so langweilig werden. Als Ron aus dem Bad der Jungs gekommen war und erwartete im Schlafsaal oder CommonRoom wieder auf Harry zu treffen, wurde er enttäuscht. Sein bester Freund hatte nicht auf ihn gewartet, sondern war bereits zum Frühstück vorgegangen. Einzig Hermione hatte er vorm Portraitloch getroffen, die jedoch wenig überrascht gewesen war, dass Harry nicht gewartet hatte. Somit waren sie zu zweit zum Frühstücken gegangen. Gerade betraten beide die Halle und Ron blickt zum Tisch der Gryffindors, an dem Harry bereits saß und ein Toast auf seinem Teller liegen hatte. Doch statt sich diesem ausgiebig zu widmen blickte er über die Schulter zu Malfoy, der gerade eben am Tisch der Slytherins Platz genommen hatte. Irgendwie begann das Ganze merkwürdige Ausmaße anzunehmen. Erst hatte er Harry mehrmals in direkter Nähe zu Malfoy gesehen, sein bester Freund hatte diesen dann auch noch verteidigt, es war der blonde Slytherin gewesen, der Harry nach seinem Unfall gefunden hatte und nun warfen sie sich ständig Blicke zu. Irgendetwas war im Busch und Ron war fest entschlossen herauszufinden, was das war. Zusammen mit Ron und Hermione, die sich noch immer keines Blickes würdigten, machte Harry sich auf den Weg zu Charms. Seine beiden besten Freunde hatten den Rest des Frühstücks damit verbracht über Hinz und Kunz zu streiten, anstatt sich zusammen zu raufen und waren nun entsprechend sauer auf den jeweils anderen. Harry hatte sich vorgenommen diese Tatsache einfach zu übergehen, was sich aber als schwer heraus stellte, da auf diese Weise kein normales Gespräch möglich war. Also hatte er nach wenigen halbherzigen Versuchen eine Unterhaltung zu starten aufgegeben und sie erreichten schweigend den Klassenraum, vor dem Draco Malfoy bereits wartete. Er lehnte an der Wand und blickte kurz auf, als die drei ankamen. „Habt ihr eure Sprache beim Frühstück vergessen oder warum schweigt ihr euch an?", fragte er spöttisch und zog dabei eine schlanke Augenbraue hoch. Harry vermied es, sich auf solche Kindereien einzulassen – irgendwie hatte er gerade keinen Nerv für einen weiteren Streit. Allerdings schien Ron gerade erst in Fahrt gekommen zu sein und sah hier nun seine Chance sich die Hörner weiter abzustoßen. „Und wo sin' deine tollen Freunde? Hab'n wohl die Nase voll von dir!", konterte Ron, sein Gesicht begann bereits sich rötlich zu verfärben. „Nein, meine Freunde können mir auch mal meine Ruhe lassen. Sie müssen nicht an mir kleben, wie du an Potter, nur um eine halbe Stunde Ruhm zu genießen, Weasle", erwiderte der Slytherin gelassen. Harry packte Ron vorsichtshalber am Arm und schüttelte stumm den Kopf. Der Rotschopf hatte den Mund schon geöffnet, um etwas zu erwidern, ließ sich aber dann doch von seinem besten Freund zurück halten. Malfoy hob erneut eine Augenbraue und blickte zu Harry, der seinen Blick erwiderte. Magie schien die Luft zu erfüllen, Spannung und etwas, das keiner der Anwesenden richtig fassen oder begreifen konnte. Die beiden erklärten Erzfeinde blickten einander einfach nur in die Augen und die Zeit schien still zu stehen. Smaragd traf auf Silber – Feuer auf Eis und keiner der Anwesenden wagte es ein Wort zu sprechen. Eisige Schauer liefen Harrys Rückrad hinab und er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Es war als wäre er in Malfoys Augen aus flüssigem Silber gefangen und könnte aus eigener Kraft nicht mehr entkommen. „Hey Dray was i-", zu spät erkannte Zabini, der grade den Gang entlang kam, dass es besser gewesen wäre den Mund zu halten. Malfoy löste seinen Blick von Harrys und der Moment war vergangen. Der Goldjunge fühlte sich, als wäre er grade mit Gewalt wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geschleudert worden. Kurz schüttelte er irritiert den Kopf, dann wandte er sich endlich von Malfoy ab und wieder Ron und Hermione zu. „Was war das denn?", fragte letztere in besorgtem Flüsterton. Tja… was war das gewesen? Wenn Harry das gewusst hätte, so hätte er sich sicher besser gefühlt. Da war etwas, zwischen ihm und Malfoy passiert, das er selbst nicht verstehen konnte. Er hatte einen Moment lang geglaubt, die Zeit sei einfach stehen geblieben und er würde für immer in diesen Augen gefangen bleiben. Flüssiges Silber, in das man sich einfach fallen lassen und vergessen konnte. „Harry? Alles in Ordnung?", Hermiones erneute Frage riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja, alles gut. Ich weiß auch nicht was das war…", Harry setzte ein falsches Lächeln auf und hielt demonstrativ nach Professor Flitwick Ausschau. Keine Minute später kam der kleine Mann auch schon um die Ecke gerauscht und schloss die Tür zum Klassenzimmer auf. Die rege Geschäftigkeit, die jetzt aufkam, war Harry nur recht. So würde sein ‚Zwischenfall' mit Malfoy hoffentlich schnell im Trubel des Alltags untergehen und er könnte die Sache als ‚eben nun mal passiert' abhaken. Er ließ sich auf seinen Platz zwischen Ron und Hermione sinken, die noch immer kein Wort mit einander sprachen. Allerdings schien der Rotschopf nun auch gegen seinen besten Freund einen Groll zu hegen, denn er würdigte ihn keines Blickes. „Hab ich was falsch gemacht?", flüsterte der Goldjunge zu Hermione. Diese schüttelte kurz den Kopf. „Nein, Ron ist nur in ‚ich-bin-beleidigt-Stimmung'…", antwortete sie, bevor ihre Aufmerksamkeit den Rest des Unterrichts Professor Flitwick galt, der gerade einen Zauberspruch erklärte, mit dem man, bin zu einem gewissen Grad, innere Wunden heilen konnte. Schon seit beginn des Jahres waren die üblichen Alltagszauber, die man den Schülern in den letzten Jahren beigebracht hatte, von solchen abgelöst worden, die man für den anstehenden Krieg brauchen würde. Somit konnte Harry nun Knochenbrüche, Brandwunden dritten Grades, Stichverletzungen und diverse Flüche heilen. Auch McGonagall hatte ihre Verwandlungen den Umständen angepasst. Hogwarts rüstete sich für schwere Zeiten, das blieb keinem verborgen und machte Harry nicht unbedingt Mut, was die Zukunft anging. Doch im Moment gingen ihm andere Dinge im Kopf herum, und so blickte er über die Schulter zu den Slytherins herüber. Malfoy hatte den Blick starr auf sein Pergament gerichtet und malte darauf herum. Ob er dabei zuhörte oder nicht konnte Harry nicht mit Sicherheit sagen. Aber noch immer fragte er sich, was eben, auf dem Flur, zwischen ihnen passiert war. Seitdem kam es ihm vor, als spüre er die Präsenz des blonden Slytherin wie eine übersättigte Regenwolke, die über ihm hing. Der Gong, und damit das Wissen, dass jetzt Herbology mit Hufflepuff auf dem Plan stand, wirkte erlösend. Ohne zu zögern stand Harry auf und eilte aus dem Raum. Ron und Hermione ließ er, genauso wie Malfoy, ohne einen weiteren Blick, zurück. Vor den Gewächshäusern blieb er stehen und begrüßte Ernie, der bereits da war. „Alles klar, Harry? Du siehst gestresst aus", fragte dieser grinsend. „Du würdest auch gestresst aussehen, wenn du den kompletten Nachmittag mit Slytherin verbringen müsstest", antwortete der Goldjunge. „Stimmt würde ich! Wo sind Ron und Hermione?" Harry stockte kurz. „Die… kommen noch. Ich brauchte frische Luft". Ernie zog eine Augenbraue hoch, schien sich aber mit der Antwort zufrieden zugeben. Just in diesem Augenblick erschienen dann auch Ron und Hermione. „Heute is' der Wurm drin", bemerkte der Rotschopf, ohne Harry eines Blickes zu würdigen. Hermione hingegen schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Herbology gestaltete sich als sehr angenehm für Harry, da es eines der wenigen Fächer war, in dem die ständige Bedrohung nicht zu spüren war. Fast fühlte es sich so an, als wäre der Unterricht leichter und lockerer, ohne jegliche dunkle Bedrohung. Leider verging die angenehme Stunde dafür auch umso schneller und Harry fand sich kurz darauf, mit Hermione und Ron, auf dem Weg zum Mittagessen. Nach einer eher langweiligen Freistunde, in der er sich erfolgreich von Blaise und den anderen abgesetzt hatte, um in der Bibliothek einen Aufsatz für Transfiguration fertig zu schreiben, betrat Draco nun hungrig die Große Halle. Auf den Haustischen standen schon ganze Hühnchen, Kartoffelbrei und Broccoligemüse bereit, wobei Draco sich dabei auch nur von ersterem begeistern ließ. Gelassen setzte er sich neben Blaise, der bereits von allem etwas auf seinem Teller hatte und jetzt nach der Geflügelsoße griff. „Na Dray – Draco – hast du den Aufsatz fertig?", fragte er. Draco nickte bloß stumm und beförderte ein Stück Hühnchen auf seinen Teller, gefolgt von etwas Kartoffelbrei. „Gibst du mir bitte mal die Soße?", fragte er beiläufig und begann, nachdem er diese auch bekommen hatte, zu essen. „Jetzt mal ehrlich Draco, was war denn heute vor Charms los?", wollte Blaise zwischen zwei Gabeln Broccoligemüse wissen. „Blaise Zabini, wie oft muss ich das noch sagen? Wenn ich es wüsste wärst du der Erste der es erführe, in Ordnung?", der Malfoy-Erbe blickte weiter starr auf seinen Teller. „Was erfährt Blaise als Erster?", wollte Amanda, die sich grade links von Draco niederließ, wissen. „Nichts, Amanda. Lass es gut sein", stoppte Blaise ihre aufkeimende Neugierde und widmete sich wieder seinem Essen. Etwas eingeschnappt wandte sich Amanda zu Millicent, die neben ihr saß, um die Unterhaltung auf ihr Seit-Wochen-Lieblings-Thema zu lenken: Merik Parker. Der junge Lehrer für DADA hatte es den beiden jungen Frauen mehr als nur ein bisschen angetan. Für solche Begeisterung fehlte Draco jedoch irgendwie das Verständnis. Es mochte ja vielleicht sein, dass der Mann gut aussah, aber weiter war auch nichts. Draco kam er oberflächlich vor, es war als verließe er sich ganz auf einen unwiderstehlichen Charme, den der blonde Slytherin einfach nicht finden konnte. „Draco?", Blaise Stimme ließ diesen aufblicken. „Ja?" „Sag mal, stimmt es, was man sich erzählt? Dass der Lord plant Cecilia aus Azkaban zu holen?", flüsterte der Braunhaarige. Draco zuckte nur mit den Schultern. Wenn es so war, so wusste er nichts davon, würde es aber sicher früh genug erfahren. „Sag du mir lieber woher du so was weißt, Blaise!". „Von meinem Vater, woher sonst?", antwortete dieser. Draco legte seine Gabel bei Seite. Irgendwie war ihm der Appetit vergangen. „Wenn mich jemand sucht, ich bin in meinem Zimmer. Brauch noch etwas Ruhe, von Parker bekomm ich immer Kopfschmerzen". Blaise zog beide Augenbrauen hoch, nickte aber zu gleich, als sein bester Freund aufstand und Richtung Dungeons davon ging. Eine Stunde später stand Draco zusammen mit Blaise, Pansy, Amanda und Millicent vor Prof. Parkers Klassenraum. Die drei Mädchen tuschelten angeregt miteinander, während Draco neben einem Fenster lehnte und in den angrenzenden Innenhof blickte. Würde Cecilia wirklich frei kommen? Und wenn ja, sollte Draco sich darüber freuen oder nicht? Immerhin war sie mit ihm verwandt. Aber er hatte sie nie persönlich kennen gelernt. Cecilia Black war eine Cousine seiner Mutter, doch war sie, genau wie Bellatrix nach dem ersten Krieg in Azkaban gelandet. Im Gegensatz zu seiner Tante war es Cecilia, im letzten Jahr, nicht gelungen zu fliehen und sie war bis dato noch immer in Gefangenschaft, aber Draco traute es dem Dunklen Lord durchaus zu, eine seiner treusten Anhängerinnen zu befreien. Soweit Draco wusste hatte Cecilia einen unehelichen Sohn namens Imago, der nach ihrer Gefangennahme im Heim aufgewachsen war. Warum er nicht von der Familie Malfoy aufgenommen worden war wusste Draco nicht, seine Eltern hatten nur selten von dem Jungen gesprochen. Erst als Imago nach Hogwarts gekommen war hatte Draco überhaupt von seiner Existenz erfahren. Heute war der junge Mann um die sechsundzwanzig Jahre alt und stand im Dienste des Lords. Gleiches galt auch für Bellatrix Tochter Anastasia, die ihrer Mutter auch noch zum Verwechseln ähnlich sah. Schnell schüttelte Draco die Gedanken an seine Verwandten ab und folgte Parker, der gerade vorbei rauschte, in den Klassenraum. Während er seine Sachen auspackte streifte sein Blick das goldene Trio auf der anderen Seite des Raums. Die Spannung vom Morgen war noch immer deutlich zu spüren, auch wenn sich alle drei größte Mühe gaben, möglichst unbeschwert zu tun. Mit einem Blick nach vorne zum Pult, wurde Draco wieder klar, dass Parker ein Gedankenleser war und der blonde Slytherin suchte seine Kenntnisse in Occlumency zusammen, um sich gegen Gedankenangriffe wehren zu können. Schon als er noch ein Kind war hatte seine Mutter beschlossen Draco müsse die Kunst der Occlumency lernen, um sich in Zukunft gegen Eindringlinge in seinem Kopf wehren zu können. Damals hatte Draco sich gefragt, wer denn bitte jemals in seinen Kopf würde sehen wollen, aber damals war er ja auch weder dem Dunklen Lord, noch Merik Parker begegnet. Heute war er mehr als dankbar dafür, dass seine Mutter damals so hartnäckig war. Dass Parker in seinem Kopf würde stöbern können war nur halb so schlimm, wie die Tatsache, dass Voldemort es auch könnte. Und vor ihm hatte Draco Geheimnisse. Er wollte gar nicht wissen, was mit ihm passieren würde, sollte der Lord jemals erfahren, dass er auch nur darüber nachgedacht hatte, sich Dumbledore anzuschließen und nur ein DeathEater wurde, um der ewigen Verfolgung zu entgehen, und nicht aus Überzeugung. „Mr. Malfoy, wären Sie so nett, dem Unterricht zu folgen?" Parkers ruhige, aber bestimmte Stimme riss Draco aus seinen Tagträumen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, aber statt rot zu werden oder beschämt zu wirken, lehnte sich der Blonde gemütlich auf seinem Stuhl zurück, setzte eine überhebliche Miene auf und antwortete: „Verzeihung Sir, aber einen Patronus-Zauber beherrsche ich bereits". Ein kurzes Lächeln huschte über Parkers Gesicht. „Nun, Mr Malfoy, wenn sie mit dem Zauber bereits so vertraut sind, warum kommen sie dann nicht nach vorne und demonstrieren ihn?", fragte er gut gelaunt. Draco erhob sich möglichst elegant von seinem Stuhl, immerhin wusste er, dass jeder im Raum zu ihm sah, und stolzierte nach vorne. „Bitte", sagte Parker und macht dem Slytherin Platz, damit er den Zauber vorführen konnte. Draco nickte zufrieden und konzentrierte sich auf ein schönes Erlebnis in der Vergangenheit. Zwar hatte er wohl nicht die schönste Kindheit gehabt, mit seinem strengen Vater, aber seine Mutter hatte ihn immer geliebt und ihm Halt im Leben gegeben. Solche Erinnerungen waren es, aus denen Draco schöpfte und die ihm Kraft gaben. Erinnerungen an seine Mutter, die ihn mit ausgebreiteten Armen in der Eingangshalle von Malfoy Manor empfing. Mit diesem wunderschönen Lächeln auf den Lippen, das Draco so gerne und leider viel zu selten zu sehen bekam. „Expecto Patronum", rief der blonde Slytherin und kaum einen Herzschlag später erschien eine riesige silberne Königskobra auf dem Boden vor Draco. Das Maul mit der zischelnden Zunge hatte sie der Klasse zugewandt, als wollte sie ihren Herrn gegen jegliche Anfeindung schützen. Im hintern Teil des Raumes schrieen Brown und Patil kurz entsetzt auf. „Eine Schlange… typisch Slytherin", hörte Draco Weasle flüstern, während er aus den Augenwinkeln sah, wie Granger Potter besorgt eine Hand auf die Schultern legte. Ein Schalter legte sich um, und Draco wurde wieder bewusst, dass Potter ein Paselmouth war. Die ganze Sache begann interessant zu werden. „Sehr gut, Mr Mafoy. Zehn Punkte für Slytherin. Bitte setzen sie sich", mit einem Wink seines Zauberstabs ließ Parker die Schlange verschwinden, was Draco gar nicht so recht war. Gerne hätte er noch ein kleines Schauspiel seitens Potter gesehen. Dennoch ging er ohne ein Wort und mit hoch erhobenem Kinn zu seinem Platz zurück. „Mr Malfoy, auch wenn Sie den Zauber bereits beherrschen, würde es mich freuen, wenn Sie zuhören würden, vielleicht lernen sie ja doch noch etwas Neues", das Lächeln auf dem Gesicht des Professors erreichte seine Augen nicht und die Herausforderung schwang deutlich in seiner Stimme mit. Was Snape für Potter war, würde Parker wohl in Zukunft für Draco sein. Einige Zeit später stand Draco in den Dungeons über einem brodelnden Kessel. Die Gruppenarbeiten waren endlich vorbei und jeder der Schüler durfte wieder sein eigenes Süppchen kochen, was der Blonde sehr befürwortete. Was da im Moment noch in Dracos Kessel in Arbeit war würde sich bald als Wolfsbane Potion zu Erkennen geben. Nie hätte Draco geglaubt diesen Trank als Schüler zu brauen. Aber die Zeiten hatten sich geändert und somit auch das Vorgehen im Unterricht. Obwohl der Blonde ja noch nicht recht wusste, was er mit dem Trank anfangen sollte. Klar, Potter konnte damit seinen Werwolf-Freund Lupin während der Vollmondphasen ruhig stellen, aber soweit der Malfoy-Erbe im Bilde war gehörte Fenrir Greyback zu der Art Werwolf, die den Trank ablehnten. Ganz im Gegenteil Greyback genoss es sogar über die Landschaften zu ziehen und Menschen zu zerfleischen. Aber weil Draco schlecht zu Snape gehen konnte und ihm sagen konnte er brauche den Trank nicht, weil Greyback ihn ohnehin nicht nehmen würde, braute er munter weiter und lächelte dabei wissend. „Mr Malfoy, das sieht ja schon gut aus. Zehn Punkte für Slytherin", bemerkte Snape, als er kurz darauf vorbei kam. Draco nickte anerkennend, bevor er gemahlene Drachenkrallen in den Trank gab und sich auf seinen Stuhl fallen ließ. Wenn er die Beschreibung richtig gelesen hatte, so brauchte der Trank nun drei Tag Ruhe bevor er weiter gebraut werden konnte. Entspannt lehnte Draco sich zurück und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Granger schien gerade ebenfalls fertig zu werden, während auch Blaise bei den letzten Handgriffen war. Patil schien mit ihrer Leistung noch nicht wirklich zufrieden und Longbottom schmolz gerade der Kesselboden durch, sodass sich eine bräunlich, stinkende Maße auf dem Boden unter seinem Platz verteilte. Snape sah alles andere als begeistert aus und zog Gryffindor dafür dreißig Punkte ab. Und Potter und Weasle versucht wie immer mit gemeinsamem Wissen einen Trank auf die Beine zu stellen, was aber auch eher erfolglos aussah. Alles in allem hatte sich seit ihrer aller ersten Potionsstunde nichts geändert und wahrscheinlich würde sich auch nie etwas ändern. Mit dem Gong gaben alle Schüler wie immer Proben ihrer Tränke ab, nur Longbottom war mal wieder davon befreit, aber die Note stand im Prinzip schon fest. Auf dem Weg zum Abendessen zog Pansy ein genervtes Gesicht und ließ sich ziemlich frustriert auf die Bank am Slytherintisch fallen. „Alles klar?", fragte Blaise irritiert und griff nach der ersten Scheibe Brot. „Ja, alles klar. Nur meine Lust auf Astronomy heute Abend hält sich in Grenzen. Was soll ich mich mit den Sternen beschäftigen, wenn mein Leben hier unten stattfindet? Das Fach ist doch überholt", beschwerte sie sich und griff zum Milchreis. Draco schüttelte kurz den Kopf. „Vielleicht bist irgendwann mal dankbar für den Mist. Wenn der Lord dich fragt, ob die Sterne für eine Operation gut stehen oder nicht. Also pass lieber auf", erklärte der Malfoy-Erbe, ohne von seinem Kaffee aufzusehen. Eigentlich hasste er es immer so zu tun, als halte er Voldemort für das Maß aller Dinge und richte sein Leben nach ihm aus. Wenn Draco ehrlich war hätte er nichts lieber getan, als diesem Spinner mal die Meinung zu sagen, aber er wusste, dass er solchen Leichtsinn mit dem Leben bezahlen würde. Im Kamin brannte ein wärmendes Feuer, während draußen ein Herbststurm den Regen vertikal übers Land peitschte. Harry saß an einem der Schreibtische im CommonRoom der Gryffindors und kratzte mit der Feder über das Pergament. Eigentlich müsste er ein Protokoll über den Potionsunterricht des vergangenen Tages schreiben, aber die Worte wollten einfach nicht zusammen passen und kaum hatte er einen Satz geschrieben, ließ er ihn auch schon wieder verschwinden. Noch immer war die schlechte Laune des Morgens präsent. Ron hatte es ihm nicht verziehen, dass er den Rotschopf davon abgehalten hatte sich, wie ein Kleinkind, mit Malfoy zu streiten. Aber Harry hatte die ewigen Streitereien einfach satt und war der Meinung, dass er mit sechzehn Jahren nun eigentlich alt genug war, um Differenzen auch anders zu lösen, als mit Beleidigungen und Schlägen. Viel mehr interessierte ihn, was Malfoy in den letzten Tagen auf der Seele lag. „Wie weit bist du?", wollte Neville wissen, der sich neben Harry setzte. Frustriert blickte dieser von seiner leeren Pergamentrolle auf. „Es hat sich noch nichts getan… leider", erklärte er. „Ich versuche es gar nicht, der Trank ist bei mir gänzlich misslungen. Du warst ja dabei", Neville verzog wenig begeistert das Gesicht. „Und ich kann mich nicht konzentrieren. Zum Glück haben wir ja noch etwas Zeit", Harry lächelte aufmunternd, während er seine Pergamentrolle und das Schreibzeug wegpackte. „Entschuldige mich, ich gehe gleich zu Bett". Der schwarzhaarige Gryffindor erhob sich von seinem Stuhl und macht einen kurzen Abstecher zu Ron, der demonstrativ den Kopf zur Seite drehte. „Also nur falls es dich noch interessiert, morgen nach dem Frühstück ist Qudditch-Training", erklärte Harry, bevor er, ohne einen Blick zurück, zum Schlafraum ging. Unendliche, fast ergreifbar reale Dunkelheit umfing Harry. Egal in welche Richtung er sich auch drehte, nur Dunkelheit. Er wollte sprechen, wollte schreien, aber kein Laut entkam seinen Lippen. Vor ihm tauchten dämonisch rote Augen auf. Sie hingen in all der Dunkelheit und starrten ihn an, schienen ihn zu durchbohren und in sein Innerstes zu sehen. Glühend heißer Schmerz schoss, von seiner Narbe aus, durch seinen Kopf. Er ging in die Knie, wollte schreien vor Schmerz, aber wieder vermochte er keinen Ton über die Lippen zu bringen. Die Augen verschwanden. Der Schmerz ließ nach. Ein Arm erschien vor ihm, ein Arm ohne Besitzer. Weiße, elfenbeinfarbene Haut mit einem pulsierenden Dark Mark darauf. Harry wollte nach dem ausgestreckten Arm greifen, wollte dem Besitzer des Armes, den er nicht sehen konnte, helfen. Doch statt irgendetwas auszurichten wurde er von grünem Licht umhüllt, dem ein hohes, unmenschliches und grausames Lachen folgte. Schreiend und in Schweiß gebadet wachte Harry aus seinem Alptraum auf. Er saß aufrecht in seinem Bett, sein Herz raste wie wild in der Brust, seine Narbe schmerze und sein Atmen war unregelmäßig und völlig hektisch. „Harry", erklang Seamus Finnigans besorgte Stimme. Der Angesprochene blinzelte einige Male, dann griff er nach seiner Brille, die auf dem Nachttisch lag. „Alles in Ordnung, Harry?", fragte diesmal Nevilles Stimme. Harry nickte kurz. „Nur… ein Alptraum", murmelte er bemüht langsam, damit seine Stimme sich nicht überschlug. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er den gesamten Schlafsaal geweckt hatte und ihn nun alle, inklusive Ron, besorgt musterten. „Es geht mir gut, wirklich. Tut mir leid, dass ich euch geweckt hab", Harry lächelte entschuldigend. „Wenn was ist, kannst du zu uns kommen", sagte Neville noch, bevor er, Seamus und Dean wieder in ihre Betten verschwanden. Nur Ron saß noch immer wach auf der Bettkante und hatte beide Augenbrauen besorgt zusammengezogen. „Bis' du dir sicher, dass alles gut ist?", wollte er wissen. Harry nickte kurz. „Ja Ron. Alles klar. Seit Cedric gestorben ist kommen die Alpträume und jetzt ohne Sirius werden sie schlimmer, aber es sind nur Träume, mehr nicht", erkläre der Goldjunge mit einen aufmunternden Lächeln. Sein bester Freund nickte kurz und erwiderte das Lächeln, dann zog auch er sich zurück. Harry legte seine Brille wieder zurück auf den Nachttisch, zog die Vorhänge zu und drehte sich auf die andere Seite. Heute Nacht würde er nicht mehr viel schlafen, soviel stand fest, aber das musste Ron ja nicht wissen. Der Morgen kam viel zu schnell für Harrys Geschmack, denn er hatte in der Tat wenig geschlafen und kaum war es später als sieben Uhr, hatte er gar keinen Schlaf mehr finden können. Also stand er, vor allen anderen im Raum, auf und ging duschen. Das heiße Wasser wusch den Schweiß der vergangenen Nacht von seinem Körper, machte aber ihn zugleich schläfrig. Also drehte Harry das Wasser auf ‚kalt' und versuchte so seine Lebensgeister zu wecken. Eine halbe Stunde später betrat er, noch immer etwas müde, die Große Halle und blickte sich um. Klar, es war Samstagmorgen halb acht und außer ihm, einem Hufflebuff und Malfoy war noch niemand beim Frühstück. Warum auch? Wenn man doch mal ausschlafen konnte. Der Hufflebuff packte in just diesem Moment seine Sachen zusammen und rauschte an Harry vorbei aus der Halle. Er wusste nicht warum, aber die Chance war zu gut und er ging zielstrebig zum Tisch der Slytherins, wo er sich neben Malfoy setzte. Dieser blickte irritiert von seinem Teller auf. „Potter? Hast du dich verlaufen? Falscher Tisch!", begrüßte ihn der Blonde. „Wer hat sich denn letztens an meinen Tisch gesetzt, Malfoy?", fragte Harry grinsend. Allerdings bekam er keine Antwort, sondern nur ein Zucken der Schultern. „Keine Angst Malfoy, ich hab nicht vor, dich zu küssen, nur damit du es weißt". „Hab ich auch nicht erwartet" Harry hob beide Brauen, atmete dann aber tief durch und wurde ernst. „Jetzt mal ehrlich Malfoy, was ist los?", fragte er. Nun war es an Malfoy wirklich erstaunt zu gucken. „Wie meinst du das, Potter? Was soll los sein?", in den silbernen Augen stand reine Verwirrung und ein leichter Hauch von Zorn. „Ich sehe es dir doch an, irgendwas ist los, dass du mit dir rum trägst", erklärte Harry ruhig. Aber wenn er ehrlich war, wusste er auch nicht, was er hier gerade tat. Er saß am Tisch seines Erzfeindes und fragte ihn nach seinen persönlichen Problemen. Vielleicht war es doch an der Zeit, einen Nervenarzt aufzusuchen. „Also Potter, ich weiß ja nicht, was dich letzte Nacht gebissen hat, dass du so rum spinnst, aber erstens habe ich kein Problem, zweitens solltest du dich um dein Leben kümmern, statt um meins und drittens wärst du die letzte Person, der ich was über meine Probleme erzählen würde, wenn ich welche hätte. Und jetzt verschwinde an deinen Tisch oder ich hexe dich ins nächste Jahr, ist das klar?". Einen solchen Ausbruch hatte Harry von Malfoy noch nie erlebt. Statt einsilbiger, unfreundlicher Antworten hatte ihm der Blonde geradezu eine Predigt gehalten und damit Harrys Verdacht, dass etwas nicht stimmte bestätigt. Er hatte einen Nerv bei Malfoy getroffen, der diesen zum Explodieren brachte. Dennoch wusste Harry, dass er im Moment keine Chance hatte, an Malfoys Geheimnis heran zu kommen, also nickte er nur gelassen und ging zu seinem Haustisch. Draußen peitschte der Wind mal wieder Regen über das Land und das Quidditch-Feld versank in Wasser und Schlamm. Das erste Training des Jahres war, wie immer, dazu gedacht erstmal das Team aufzustellen. Fred und George mussten genauso ersetzt werden, wie Angelina Johnson, Katie Bell und Alicia Spinnet. Das hieß im Klartext zwei Beater und drei Chaser mussten her und ob sie dann auch noch so gut wären, wie ihre verlorenen Spieler war nicht wirklich sicher. Der Quidditch-Pokal hing am seidenen Faden. Als Kapitän des Teams war es Harrys Aufgabe erst jeden, der einen Platz im Team haben wollte, zu testen und dann bekannt zu geben, wer es geschafft hatte und wer nicht. Dass Ron weiterhin Keeper und Harry selbst Seeker bleiben würden war eigentlich klar, zumal es auch keine anderen Bewerber gab. Nach zwei Stunden in der Luft und unzähligen Bewerbern für die fünf zu vergebenden Positionen hatte Harry seine Wahl getroffen. Ginny, Dean und Damelza Robins, die im Ausweichen angreifender Bludger heraus stechendes Talent hatte, würden die neuen Chaser. Damelza war gerade erst in der vierten Klasse, aber ihr Talent war dennoch nicht zu übersehen. Als Chaser hatte Harry Jimmy Peakes und Ritchie Coote ausgewählt, beide waren noch etwas jünger als Harry selbst, hatten aber ausreichend Talent, um aufgenommen zu werden. Jetzt konnte Gryffindor nur hoffen, dass ihr Team auch ausreichen würde, um die anderen Häuser zu schlagen. Wobei Hufflepuff wohl dieses Jahr kein wirklicher Gegner sein würde. Es hatte sich bereits herum gesprochen, dass sie wenig Erfolg mit ihrem Nachwuchs hatten und das Team eher schwach war. Um aber mit Ravenclaw und Slytherin dieses Jahr fertig zu werden, hatte Harry das erste Quidditchtraining mit dem kompletten Team für den folgenden Samstag angesetzt. Nach der zweiten heißen Dusche an einem Tag beschloss Harry, dass es Zeit wäre, sich mit den ausgeliehenen Büchern zu beschäftigen und endlich wieder etwas für beziehungsweise gegen Voldemort zu machen. Da aber der komplette CommonRoom bereits überfüllt war, und Harry sich auch nicht den ganzen Tag im Schlafsaal aufhalten wollte, zog er sich mit den Büchern in die Bibliothek zurück. In einem der hinteren Bereiche der verbotenen Abteilung zog Harry das Buch der 1000 Flüche heraus, um vielleicht etwas zu finden, das ihm helfen konnte. Und tatsächlich gab es in dem alten Werk einiges, mit dem der Goldjunge sicher etwas anfangen konnte. Neben Flüchen die zum Erblinden, Bluten aus alles Körperöffnungen und unerträglichen Kopfschmerzen führten, fand er auch allerhand Zauber, die sich im letzten Kapitel des Buches ‚Verwandte Zauber', befanden. Dabei erregte eine Seite seine besondere Aufmerksamkeit. Ganz oben, auf dem Seitenkopf, stand in geschwungenen Lettern ‚Incendo'. Darunter befand ich die gezeichnete Abbildung einer immensen Feuersbrunst. Die Beschreibung des Zaubers besagte, dass er sich dabei um eine Art dämonisches Feuer handelte, das den Gegner bei der kleinsten Berührung sofort zu Asche verbrannte. Anders als bei normalem Feuer, war kein längeres Ausharren in den Flammen notwenig, allerdings waren die Flammen auch nur in der Lage Fleisch zu verzehren, nicht aber Holz, Stein und ähnliches. Weil durch den Zauber jedoch eine große Gefahr für Leib und Leben anderer ausging war er im achtzehnten Jahrhundert auf den Index gewandert. Sehr zu Recht, wie Harry fand. Um den Zauber anwenden zu können musste der Anwender zunächst einen feinen Schnitt in die Haut vornehmen und etwas Blut in seiner Handfläche verteilen. Dann musste er ein Bild der zu entstehenden Flammen vor Augen haben und in seinem Inneren bereit sein, zu zerstören. Wenn dies alles gegeben war folge der Spruch ‚Incendo' und das Blut in der Hand des Anwenders würde zur Quelle der Flammen. Kein leichter Zauber wie Harry fand, aber einer, der zum Üben allein sehr geeignet war. Die Flammen waren nicht in der Lage, sich gegen ihren Anwender zu richten, nur gegen andere. Allerdings unterschieden sie da nicht zwischen Feind und Freund. Ein weiterer Vorteil war, dass die Feuersbrunst ohne ‚Nahrung', also ohne zu verzehrendes Fleisch, nach wenigen Momenten erlosch. Harry zog ein Blatt Pergament hervor und begann die Flüche und Zauber, von denen er glaubte, dass sie ihm helfen würden, abzuschreiben, dann stellte er das Buch wieder zurück ins Regal. Je weniger er würde durch die Gegend tragen müssen, desto weniger würde auffallen, mit welcher Art Magie er sich da eigentlich beschäftigte. Zufrieden mit seiner Arbeit brachte der Goldjunge die restlichen Bücher in seinen Koffer zurück und warf den Invisibility cloak darüber, damit sie niemand fand. Es war eindeutig Zeit für ein Abendessen. Üben konnte Harry auch noch morgen, wenn er überhaupt mal eine Idee bekäme, wo er das tun sollte. Kapitel 5 Ende Kapitelvoraussicht: Kapitel6 Heimliches Üben Kapitel7 Hass und Liebe So, ich hoffe ihr hattet nochmal Spaß! Bis nächste Woche Kyo Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)