Amour avec obstacles von abgemeldet (Liebe mit Hindernissen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Scheiße. Man KAORU! Das ist kein Schlafzimmerblick mehr.. Dieser Blick.. bedeutet eher.. Pack mich, küss mich, fick mich und zwar auf der Stelle! Oh verdammt.. habe ich das gerade wirklich gedacht? Ich hoffe.. ich habe meine Gedanken wenigstens für mich behalten.. Ein vorsichtiger Blick durch den Raum.. rechts.. gesichert. Vorsichtiger Blick nach links.. Verdammt! Ein skeptischer Blick von Toshimasa... Ich laufe rot an.. ich spür’s ganz genau.. Aaaaber er guckt weg. Ich seufze tief. Ich habe meine Gedanken nicht laut gedacht.. Sonst würde Kao mich, glaube ich, auch nicht immer noch so durchdringend anstarren.. Oh man, ich glaube, er hat meine abschätzenden Blicke falsch gedeutet.. Er denkt jetzt bestimmt, ich bin unsicher.. Boah Daisuke Andou, du bist unsicher und wie! Okay.. beruhige dich.. Ich atme tief ein und sehe Kaoru nun mit neu gewonnener Selbstsicherheit an. „I-ich habe gestern abgewaschen.“ Super. Eine glatte Lüge und DAS weiß absolut jeder in diesem Raum. „äh-äh.“ mischt Kyo sich ein. Dieser elende, wasserstoffperoxidverseuchte Winzling.. „Hast du nicht. Gestern hat niemand abgewaschen.“ er hat Recht. Toll Daisuke, wie redest du dich da jetzt raus? Ein vorsichtiger Blick zu Kaoru.. Sein Blick war erträglicher geworden. Er sah jetzt fast genervt aus. Sehr schön, das war auszuhalten. Seine Lippen öffnen sich einen Spalt.. wow.. diese Geschmeidigkeit.. dieser feine Glanz seines Speichels auf seiner Zunge als er sich kaum sichtlich über seine seidigen Lippen leckt.. Ein nahezu unangenehmes Prickeln fährt meinen Körper hinauf und hinunter. Ich geb’s auf. „Ist ja schon gut, ich geh ja schon..“ Shinya hatte bereits das Geschirr auf dem Tisch gestapelt und Toshiya war eifrig damit beschäftigt jeden seiner Handgriffe scharfsichtig zu betrachten. Kyo hingegen hatte sich mühevoll zu dem größeren der beiden Sofas geschleppt und sich darauf fallen lassen. Ich stehe auf und streiche mir sinnloser Weise die Kleider glatt. Vorsichtig greife ich nach dem leicht wackelig aussehenden Stapel schmutziger Teller. Shinya hatte gleich alles aufeinander gesetzt und zu einem - mit ein bisschen Ungeschick – tödlichen Turm zusammengestapelt. Ich schaffe es nur mit wenig straucheln bis in die Küche und lasse das Geschirr mit einem tiefen, innerlichen Seufzen in die Spüle sinken. Verdammt.. Warum musste Kyo auch bei einem seiner Wutanfälle die Spülmaschine zertrümmern? Ein erneuter Seufzer meinerseits. Langsam, ganz langsam beginne ich den Wasserhahn in die richtige Richtung zu drehen. Ich kenne die Wasserhähne in diesem Haushalt. Allesamt sind sie verdammt unentschlossen. Sie wissen meist selbst nicht, ob sie nun auf warm oder kalt stehen. Davon zeugen einige Brandblasen auf meinen und den Händen anderer Bandmitglieder. Ich hasse es. Ich nehme die Spülbürste in die rechte Hand, greife mit der linken nach dem extra starken, fettlösenden, lilafarbenen Zeug, das dafür da sein soll, mir beim Reinigen des verdreckten Geschirrs zu helfen. Lavendelduft.. Widerlich. Riecht eher wie Kernseife.. Oh Gott, Kaoru.. „Autsch!“ Das Wasser war wieder einmal unverhofft heißer geworden, als es sein sollte. Ich reiße meine Hand unter dem Strahl hervor und schaffe es mit einer elefantösen Bewegung meines Armes, mir das Handgelenk am Türrahmen anzuschlagen, sie zurückzuziehen und mir dabei das Knie anzustoßen, dass aus irgendeinem unbegründeten Reflex nach oben gezuckt war. „Scheiße..“ entfloh es meinen aufeinander gepressten Zähnen. Nur weil dieses verteufelte, fettlösende Wundermittel LILA war, musste ich an unseren verdammt.. geilen.. Bandleader denken. Autsch. Wenn das nicht eine typische Aktion an einer solchen Stelle war. Ich beiße mir auf die Lippe und betrachte meinen geröteten Finger. Ganz toll. Die nächste Brandblase in der Sammlung. Was soll’s. Meine Gedanken werden durch ein feines, leises Plätschern unterbrochen. Hat Shinya seine blöde, glubschäugige Ratte etwa noch immer nicht im Griff..? Hey.. Moment mal.. Meine besockten Füße begannen unangenehm feucht zu werden. So eine große Blase kann dieses großohrige Vieh gar nicht haben.. Ich hebe meinen Blick und entdecke den munter weiterlaufenden Wasserhahn. „Bah! Du willst mich jawohl verarschen!“ brülle ich das augenlose Ding aus reinem Reflex an und schlage mit der flachen Hand und recht großer Wucht auf dessen Haupt. Augenblicklich verstummt das plätschern und ein besorgt aussehender Shinya blickt durch die Tür. Wahrscheinlich hatte er das Fluchen und den dumpfen Schlag gehört und war nur eben schnell sicher gegangen, dass seinem Hündchen nichts passiert war. Welches auch gleich um die Ecke stolziert kommt und im Begriff war, an seinem Herrchen vorbei in die Küche zu schlüpfen. Shinya reagiert gerade schnell genug, um dem unschuldigen Hund einen qualvollen Tod zu ersparen, den ich ihm schon mit meinen funkelnden Augen ankündige. Ja, mir ist durchaus bewusst, dass der Wasserhahn und der Hund unterschiedliche Individuen sind. „Wir sollten ein Schild an der Tür anbringen.. oder an dir Daisuke. Achtung, reizbar.“ murmelt Shinya und funkelt mich an. Im selben Moment verkündet ein kurzes aufgeregtes Klackern, dass Totchi sich nähert. „Ich hab noch eins!“ ruft er aufgeregt. „Das habe ich eigentlich Tooru-Chan umgehängt, er wollte es aber nicht. Es liegt noch in meinem Zimmer. Soll ich’s holen?“ fragt er mit einem übermäßig glücklich aussehenden Grinsen. Zum Reinschlagen. ‚Warum so aggressiv heute, Daisuke?’ Ach ja.. Meine innere Stimme.. Normalerweise verdränge ich sie in den hintersten Teil meines Gehirns. Das Problem ist, dass das Ding unheimlich unkraut ist. Ja. Das ist ein Adjektiv. Unheimlich unkraut. Das heißt, dass man so oft man will darauf herum trampeln kann und es auch anzünden, wenn man in der richtigen Laune ist, aber es will und will nicht vergehen. Ähnlich wie bei Kyo, wenn er denn mal wach ist. Ich bugsiere Shinya, Miyu und Toshiya mit meinen Blicken aus der Küche und schließe die Tür bemüht sanft hinter ihnen. Und es gelingt mir sogar ohne mir etwas einzuklemmen. Auch wenn ich meinen verbrannten Zeigefinger nicht mehr spüre. Er fühlt sich eher so an, als wäre er eine mit Nadeln gespickte Nacktschnecke. Bei dem Gedanken vergewissere ich mich lieber noch einmal, ob mein Finger seine angestammte Form noch besitzt. Seufzend wende ich mich dem Abwasch wieder zu. Kaum bin ich fertig und habe gerade alle Teller wieder in ihre Schrankfächer geräumt, da höre ich das Telefon klingeln. Unsinniger Weise öffne ich die Küchentür und spähe hinaus. Als ob sich in diesem Haushalt nicht genügend andere Wesen aufhielten, die einen Apparat wie das Telefon zum Teil über Stunden hinweg vergnügt quietschend in Beschlag nahmen. Und nein. Ich zähle gewiss nicht dazu. Kaoru auch nicht. Und Kyo, der sowieso nicht. Von Shinya mal ganz zu schweigen. Gut, ich weiß. Soo viel Auswahl bleibt dann nicht mehr. Es sei denn, Shinya hat Miyu beigebracht, vergnügt quietschend in einem Sessel zu liegen und sich den Telefonhörer prustend ans Ohr zu pressen.. Vergessen wir das. Ich denke in Bildern. Und diese Vorstellung geht mir wirklich gerade zu weit. Wie ich mir das schon gedacht habe, war es Toshimasa, der sich den Telefonhörer als erstes gekrallt hatte. Man konnte die Szene noch beobachten, wie Shinya und sogar Kyo in ihrer Bewegung festfroren, als sie das Telefon nicht früh genug erreichten, um demjenigen am anderen Ende der Leitung zu sagen, dass Toshiya nicht da wäre. Nur um uns allen das kindliche Gekicher des schwarzhaarigen zu ersparen. Nun ja. Zu spät. Was nun kommt, kennen wir. Alle nehmen Reißaus und verlassen beinahe fluchtartig das Wohn-, beziehungsweise Esszimmer. Auch Kaoru.. Oh göttlich, wie er dort mit seinem zarten Körper über den hölzernen Boden schwebt.. Nicht schon wieder.. Meine Knie werden weich.. Man, Kaoru.. dafür könnte ich dich umbringen.. Nur dafür, dass du so verdammt heiß bist.. Ich könnte meine Hände um deinen Hals legen.. deinen wunderschönen, schlanken Hals.. Mit deiner wundervollen, elfenähnlichen, fast porzellanfarbenen Haut.. Auuu maaaaan.. selbst meine Mordpläne schwingen schon in Schwärmereien um. Zur Hölle mit ihm. Neiiiin, dann könnte sein Teint Schaden nehmen.. ‚Daisuke, verdammt, was hast du genommen?!’ ‚Schweig.’ ‚Nö.’ ‚Doch.’ ‚Nö.’ ‚Halt’s Maul und verpiss dich wieder in deine Ecke!’ ‚Egal was es war, Daisuke, nimm es nicht noch einmal! ‚Was hab ich gesagt?’ ‚ist ja schon gut..’ Endlich Ruhe.. Ich seufze. 21 Uhr. Erst jetzt bemerke ich, dass ich in den Flur hinausgegangen bin und mich in gefährliches Gebiet begeben habe. Das Wohnzimmer. Schnellen Schrittes entferne ich mich wieder von dem gefürchteten Subjekt, Toshimasa genannt und gehe in die Richtung, in der mein Zimmer liegt. Ich muss unwillkürlich gähnen, auch wenn ich keinen Schimmer habe, weshalb ich so unerträglich müde bin. In der Küche habe ich anscheinend das Licht an gelassen. Im Vorbeigehen tippe ich auf den weißen Plastikschalter und aus der Küche tönt ein lautes Poltern. Anscheinend hatte Kyo sich dazu entschlossen, noch ein Mitternachtsmahl einzunehmen und war gerade dabei gewesen, auf einem Stuhl stehend nach der Keksdose zu greifen. Sie war eigentlich sicher auf dem Küchenschrank verwart gewesen. Nun nicht mehr, das bewies ein metallisches Poltern und ein dumpfer Aufprall. Kyo scheint also richtig gelegen zu haben. Das schaffte er immer. Meistens landete die Keksdose in solchen Situationen in seinen Händen oder auf seinem Bauch. Und JA. Das passiert oft. Oft genug um nach dem Geräusch zu gehen und schätzen zu können, dass die Dose wieder einmal auf Kyos Bauch gelandet war. Ungerührt gehe ich weiter und biege wie selbstverständlich in mein Zimmer ein. Mit einem weiteren tiefen Seufzen will ich mich meiner Kleider entledigen und in das weite, schlabberige T-Shirt schlüpfen, in dem ich schlafe. Doch als ich das Licht einschaltete, bleibt mir der Seufzer im Halse stecken. Ein nunmehr breit grinsendes Toshiya, der doch eigentlich im Wohnzimmer sitzen sollte und telefonierte, liegt in meinem wunderschönen Bett. Meinem Gehirn bleibt keine Zeit, nachzufragen, wie das möglich war (Toshiya ist an Die vorbeigeschlüpft, als dieser kurz innehielt, um in der Küche das Licht auszuschalten), weil mein Mundwerk schon immer schneller war als der Rest. Aber nicht unbedingt intelligenter. „Na Totchi, hast wohl schon auf mich gewartet..“ Wie sollte es auch anders sein, richtet Toshiya sich auf und nickt. Noch immer breit grinsend. „Ernsthaft Toshiya, beweg deinen kleinen Hintern aus meinem Bett und lass mich schlafen.“ Toshiyas Grinsen gefriert in Zeitlupenschnelle. „Man Die, du Spielverderber..“ „Ich bin nicht betrunken. Und ich bin hetero.“ ha.. wer’s glaubt. Das übliche Verleumden. Autsch. Dabei weiß Toshiya alles seit der letzten Sylvester Party. Er hatte mich regelrecht abgefüllt. Nun gut. Gewehrt hatte ich mich auch nicht. Nicht nachdem meine letzte Beziehung wenige Tage zuvor in die Brüche gegangen war. Um genau zu sein waren es 67 Tage, 13 Stunden und 54 Minuten. Aber das tut nichts zur Sache und ich bin selbst über mich erstaunt, dass ich mir das so genau merken konnte, nachdem ich das letzte mal am besagten Abend auf die Uhr geschaut hatte, bevor sie in der Bowle unterging. Eigentlich fing es auch erst einige wenige Tage zuvor an, dass ich Kaoru attraktiv fand.. Und Toshiya mit seinem Talent für Klatsch und Tratsch bekam das alles schneller aus mir heraus, als ich es überhaupt mitbekam. Und vor allem wusste ich bis zu Toshiyas brillanter Diagnose noch nicht einmal, dass ich in Kaoru verschossen bin. Er ist schuld. Und er versucht seit dem Tag, mich irgendwie damit zu erpressen. Und genau das ist gerade der Fall. Das verrät mir sein erneut aufflammendes Grinsen. „Ich will ja auch gar nichts von dir, du bist überhaupt nicht mein Typ. Ich wollte dich nur fragen, ob du nicht morgen Zeit hast, mich mit deinem Auto zu einem Bekannten zu bringen..“ Die Frage: und wenn nicht? Konnte ich mir verkneifen. Toshiya beantwortet sie ohnehin ungefragt „Ansonsten kann es mir passieren, dass mir gaaanz aus Versehen was rausrutscht.. und das wollen wir ja nicht.“ quietscht er vergnügt, springt auf und kneift mir in die Wangen. „Bis morgen um 9 dann. Gute Naaacht und träum süüüß!“ flötet die dieses Mal plateauschuhlose Nervensäge im Gehen und wirft mir einen flüchtigen Handkuss zu, bevor ich in der Lage bin die Tür mir Nachdruck zu verschließen. Ich höre, wie Toshiya wieder ans Telefon geht und dem Wesen am anderen Ende der Leitung versichert, dass ihre Verabredung wie geplant morgen Vormittag klar gehen wird. Ich seufze. Wie oft habe ich heute Abend eigentlich schon geseufzt? Egal. Auf jeden Fall entledige ich mich meiner Kleider und stülpe mir mein olivfarbenes T-Shirt über dem Kopf. 21.30 Uhr verkünden mir die rot leuchtenden Lettern meines Radioweckers. Jetzt bin ich gar nicht mehr müde. Aber auch glücklicherweise nicht mehr so aufgewühlt. Wer weiß, wie lange mein Blutdruck das noch mitgemacht hätte? Ich schalte das Licht aus und lausche einen Moment. Als ich meinen linken Fuß nach vorn setzen will, sehe ich Kaorus Bild vor mir. Und zwar nackt. Nur ein fliederfarbenes Handtuch in seinen schlanken Händen verdeckt seinen Schambereich.. Ich strauchle und schlage mir den rechten Fuß an meinem Bettpfosten an, woraufhin ich unter Garantie elegant wie nie zuvor über das Fußende meines Bettes in gerade diesem zum Liegen komme. ‚Dai-Baka.’ tönt es wieder hohnvoll in meinem Schädel. Ich habe keine Lust, mich schon wieder mit meiner inneren Stimme anzulegen und erwidere nichts. Ich schließe einfach die Augen, beiße meine Zähne auf einander und versuche den Schmerz in meinen Zehen zu ignorieren. Verschlafen blinzelnd öffne ich meine Augen. Warum bin ich denn wach? Es ist noch viel zu dunkel.. und ich habe das Gefühl gerade erst eingeschlafen zu sein. Ein Blick auf die Leuchtziffern meines penetranten Weckers verraten mir, dass es erst 1.24 Uhr ist. Gut. Ich war auch gerade erst eingeschlafen. Ich räkle mich genervt und bemerke die vollkommene Dürre, die meinen Mund zu beherrschen scheint. Innerlich verdrehe ich die Augen und richte mich ächzend auf. Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und bemerke positiv überrascht, dass mein angeschlagener Fuß nicht mehr schmerzt. Im Gegensatz zu meinem kribbelnden Finger. Ich gehe einige Schritte zum Fenster und schiebe die dichten Baumwollvorhänge einige Zentimeter zur Seite. Vollmond. Grandios. Bei Vollmond kann ich ohnehin nicht schlafen. Ich lasse die Vorhänge entnervt wieder zurück gleiten und wende mich in die Richtung in der ich meine Zimmertür vermute. Eigentlich finde ich mich blendend zurecht in meinem Raum. Selbst blind. Nun ja. Eigentlich. Nur nicht an Vollmond. Ich strecke meine rechte Hand aus, um im Gehen nach der Türklinke zu greifen, doch da ist es bereits zu spät und meine Nase trifft noch vor meinen Zehen schmerzhaft auf das doch recht harte Holz meiner Zimmertür. Ich presse mir meine linke Hand auf meinen angeschlagenen Riechkolben und ziehe meinen Fuß zurück. Ich muss mich sehr beherrschen, um nicht laut loszufluchen. Einmal kurz Luft anhalten. Gut. Geht wieder. Ich lasse Hand und Fuß gleichzeitig sinken und öffne meine Zimmertür. Langsam schlurfe ich zum Badezimmer. Unterwegs steift etwas plüschiges meine nackten Waden, dabei denke ich mir aber nichts. Dort angekommen, knipse ich den Lichtschalter an, greife nach meinem Zahnputzbecher und fülle ihn mit dem wertvollen, kühlen, klaren Nass aus einem der trügerischen Wasserhähne und führe in zu meinem Mund. Mit gierigen Schlücken trinke ich und als ich den Becher wieder abstelle und dabei einen flüchtigen Blick in den Spiegel werfe, hätte ich am liebsten geschrieen vor Überraschung. Hinter mir steht urplötzlich Kaoru. „Gomen.“ Kaoru kam meiner Anschuldigung zuvor. „Wie kannst du mich so erschrecken?!“ flüstere ich gepresst. Kaoru blinzelt mich kurz verschlafen an und wendet sich dann seinerseits seinem Zahnputzbecher zu. Er steht direkt neben mir und seine Hand fliegt nur knappe fünf Zentimeter an meinem Hüftknochen vorbei.. Brrrr Daisuke, du Idiot! Keine schmutzigen Gedanken! Nicht jetzt und nicht hier! Mist.. zu spät... Diese zarten Hände.. Diese wohlgeformten Finger.. Komm doch noch ein bisschen näher Kaoru.. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht anfange zu sabbern.. Oh Gott, wenn es dich gibt, dann lass Kao gleich stolpern und auf mich fallen.. Neiiiin doch nicht! Stopp!! Kann man Gebete auch rückgängig machen? Nachher tut er sich noch weh.. Und wenn ihm wer wehtut, dann bin jawohl ich das.. Hm. Eigentlich will ich ihm gar nicht weh tun.. Eine Hand voll mit kaltem Wasser reißt mich unangenehm aus meinen Gedanken. Kaoru sieht mich leicht besorgt an. Mein Blick scheint also doch zu glasig geworden zu sein. Habe ich etwa auch noch gesabbert? Testend fährt meine Hand über meinen Mundwinkel. Dabei fällt mir auf, dass ich das nicht mal mehr bemerken würde, wenn es so wäre. Schließlich war mein Gesicht vollkommen nass. Ein wenig geistesabwesend sehe ich mich nach dem Händehandtuch um und greife es mir. Flüchtig wische ich damit durch mein Gesicht und sehe dann den skeptischen dreinschauenden Bandleader an, der noch immer kurz vor mir steht. Oooh.. Ja.. seine Lippen kommen näher.. Ich spüre seine Wärme.. Wahnsinn.. Kaoru.. Uaaah verdammt, meine Fantasie geht wieder einmal mit mir durch! Leicht verstört blickt Kaoru mit seinem zerzausten Haarschopf auf meine linke Hand. Diese hatte anscheinend ein Eigenleben entwickelt und hatte sich auf Kaorus Taille niedergelassen. Mir schießt das Blut in den Kopf und mit einem schüchternen Lachen ziehe ich meine Hand zurück. Dafür wirst du büßen, Hand! Böse Hand, ganz ganz böse.. aber toll angefühlt hat es sich trotzdem.. Verdammt, Daisuke, die Hauptperson deiner ‚feuchten Träume’ steht noch immer vor dir, Baka! „Sorry, Kao, ich bin noch im.. Halbschlaf..“ mit einem weiteren nunmehr nervösen Lachen kratze ich mich am Hinterkopf und wende mich zum gehen. „Gute.. Schmacht.. Äh Nacht! Meine ich, gute Nacht!“ Daisuke-Baka. Wie kann man sich so bekloppt versprechen? Schmacht? Oh man, die hab ich jawohl.. „Nacht, Die.“ folgt mir die klare, dunkle, verschlafen und leicht irritiert klingende Stimme des Bandleaders. Wow~ Warum bin ich heute überhaupt so aggressiv gewesen? ‚DAS habe ich dich heute auch schon mal gefragt, wenn ich mich recht erinnere.’ ‚Klappe.’ ‚Püh.’ Vielleicht hängt das ja auch mit dem Vollmond zusammen.. Wenn ich so drüber nachdenke.. Ich glaube meine Großmutter war mal für eine Weile in der Klapse, weil sie sich für einen Werwolf hielt.. Vielleicht ist so was ja vererbbar. Rezessiv, dann überspring das eine Generation.. Hm.. Wäre ne Überlegung wert. Vielleicht sollte ich das als Ausrede benutzen, wenn ich über Kao herfalle.. ‚Kaoru, ich kann nicht anders, ich bin ein Werwolf, die sind alle notgeil!’ Genial oder wie Blinky Bill sagen würde: Koalastark.. Meine Güte, Daisuke, du drehst echt langsam durch.. ‚Wuff wuff’ tönt es wieder einmal höhnisch in meinem Kopf. Ich strecke, während ich langsam wieder in Richtung meines Zimmers gehe meine Hände aus und taste prüfend über meinen Kopf. Gut. Ohren habe ich noch nicht, wie steht’s mit dem Schwanz? Verdammt. Das kann man falsch verstehen. Was soll’s. Eine tastende Hand an meinem Gesäß.. Gut. Jetzt sollte ich mir Sorgen machen. Entweder, mir ist gerade eben eine dritte Hand gewachsen oder.. *Rums* Der Länge nach liege ich ausgestreckt auf dem Boden. Jetzt weiß ich auch, wem die Hand an meinem Gesäß gehört. Kyo. Er war höchstwahrscheinlich auf dem Rückweg von der Küche im Flur eingeschlafen und stumpf liegen geblieben. Ich wundere mich, dass ich nicht schon auf dem Weg zum Badezimmer über ihn gestolpert bin.. Jetzt wird mir bewusst, dass das gewisse plüschige Etwas an meinem Bein wohl Kyos auftoupierter Haarschopf gewesen sein musste. Mühsam richte ich mich im Dunkeln auf und taste blind nach der Hand unseres Vokalisten. Wie ich es mir gedacht habe. Kyo streckt seine Hand gelegentlich nach dem nächst möglichen aus, der an ihm vorbei geht. Das bedeutet dann so viel wie: Hilf mir auf, oder du kannst was erleben! Ich finde seine Hand nach einigem albernen befühlen der lichtlosen Luft und greife diese. Mit einem kurzen Ruck ziehe ich den Zwerg auf die Beine. Ein kurzes Murren seinerseits fasse ich als Dankeschön auf und gehe kopfschüttelnd zurück in mein Zimmer. Fragt sich bloß, warum er so lange brauchte, um herauszufinden, dass mein Hintern keine Finger hat.. Was soll’s. Schöner wär’s allerdings gewesen, wenn Kaoru dort auf dem Boden gelegen hätte.. Ach ja.. Ein Seufzer ist dabei nach außen zu dringen, als er von meinem unwillkürlich erhöhten Speichelfluss regelrecht ertränkt wird. Ich beginne zu husten, da mein Speichel nicht nur den Seufzer zu ertränken droht. Nach einem kurzen Moment höre ich einen dumpfen Aufschlag. Das Licht im Bad ist nicht mehr an. Ist Kyo wieder eingeschlafen und stumpf umgefallen? Vielleicht ist Kaoru jetzt über ihn gestolpert. „Kaoru?“ ein vorsichtiges Fragen meinerseits und ein gequältes Stöhnen als Antwort. Aww.. Vielleicht sollte ich mich nachts auch einmal auf den Flurboden fallen lassen.. Nur um Leader-sama so zum Stöhnen zu bringen.. Eine Gänsehaut breitet sich von meinem Nacken aus aus. Ich drehe auf der Ferse um und gehe vorsichtig, mit den Zehen tastend zurück zu der Stelle, bei der ich Kyo vermute. Gesucht, gefunden. Ups. Wer liegt denn auch bitte schön BREITBEINIG im Flur rum?! Ich will die genauen Koordinaten meiner Hand jetzt nicht weiter beschreiben. Das kann sich doch wohl jeder Idiot denken, wo die gute wieder gelandet ist, ne? Ich dürfte jetzt so rot sein wie Ketchup-Salat. Oder so rot wie meine Haare. Wie man’s nimmt. Mit einem leisen *klick* geht das Licht im Flur an und ein leicht genervt aussehender Shinya schaut verwundert in den Flur. Hinter ihm lugt nun auch Toshiya neugierig hervor. Glücklicherweise habe ich mir die Hände vor meine Augen geschlagen, als das Licht an ging, sonst wäre meine rechte Hand höchstwahrscheinlich noch länger an dieser pikanten Stelle verweilt. Als ich meine Augen wieder öffnen kann, erkenne ich, dass Kaoru vor mir auf dem Boden liegt, sich auf seinen rechten Ellenbogen stützt und mit der linken Hand das unangenehme Licht abschirmt. Oh Kaoru.. Lass mich deine Hand sein.. Egal welche.. auch wenn mir die rechte lieber wäre.. Innerlich seufze ich theatralisch und entdecke Kyo der mit verschränkten Armen hinter Kaorus Kopf steht und leicht genervt mit dem Fuß tappt. Wie muss das wohl aussehen? Ich knie zwischen den gespreizten Beinen unseres Bandleaders.. Ich merke schon wieder, wie sich um meine Nase herum das Blut sammelt. Langsam, schwankend stehe ich auf und stütze mich an der Wand. „Kaoru, alles klar mit dir?“ frage ich den am Boden liegenden und strecke ihm meine Hand entgegen. „Komm schon, ich helf dir hoch.“ Nach einem kurzen Moment der Orientierung ergreift Kaoru meine Hand mit seinen zarten, warmen Fingern und lässt sich von mir auf die Beine ziehen. „Arigatou..“ murmelt er und reibt sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. Dann dreht er sich plötzlich zu Kyo herum und fährt ihn an „Wenn du noch einmal hier im Flur rum liegst und ich noch einmal über dich stolpere, dann zieh ich dir deine dämliche Keksdose über deinen Busch von Haaren, das kannst du mir glauben, mein Lieber!“ Er ist so süß, wenn er sich aufregt.. Kyo verdreht nur genervt die Augen und zuckt mit den Schultern, als er an Kaoru und mir vorbei in sein Zimmer geht und hinter sich die Tür lautstark verschließt. Toshiya hatte es sich mit seinem Kopf auf Shinyas Schulter gemütlich gemacht und war kurzerhand eingedöst. Doch durch die Lautstärke von Kaorus charmanter Stimme ist er hoch geschreckt und stochert mit seinem Zeigefinger und zusammengekniffenen Augen in seinem Ohr. Shinya wendet sich, natürlich mit Miyu auf dem Arm, stumm ab und verschwindet in seinem Zimmer. Toshiya tut es ihm gleich und folgt Shinya in dessen Zimmer. Die Tür fällt nur einen Augenblick ins Schloss. Dann öffnet sie sich sofort wieder und ein betrübt aussehendes Totchi schlurft zu seinem eigenen Zimmer und verschwindet ohne ein weiteres Wort darin. „Tjoaaa...“ ein wenig verlegen recke ich meine Arme in die Höhe. „Ich denke mal.. Ich gehe wieder ins Bett.. oder Kaoru?“ warum frage ich ihn denn so was? Soll ich vielleicht noch ein -willst du vielleicht mitkommen- dran hängen? ‚Gute Idee.’ ‚Schnauze.’ „Sag mal, Die, geht’s dir gut? Ich meine, bist du Okay?“ „Ich? Sicher bin ich Okay.. Mir geht’s blendend.. Warum fragst du?“ „Na ja.“ Kaoru sieht mich ernst an. „Wir sind nun schon wirklich lange befreundet.. Aber noch nie hast du dich so von mir distanziert. Ich kenne dich Daisuke. Das ist nicht normal für dich. Sonst warst du es doch immer, der über mich hergefallen ist und mich unbedingt knuddeln wollte.“ Kaoru seufzt. Und ich spüre einen Stich in meinem Herz. Ich habe ihm wehgetan. Nur um ihm nicht wehzutun. Oder war ich egoistisch? Wollte ich vielleicht nur nicht riskieren, dass ich mir weh tue? „Nya.. Du hast dich doch darüber beschwert, dass ich so anhänglich geworden bin, seit Sylvester..“ „Das war doch nicht so gemeint.. Das habe ich nur so dahergesagt.“ Kaoru sieht richtig traurig aus.. Man, was tue ich hier eigentlich? Das klingt ja fast, als hätte ich ihn sitzen gelassen. „Hm.. tut mir leid..“ Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das das Richtige ist, das ich in diesem Moment sagen sollte, aber etwas anderes fällt mir gerade partout nicht ein. Kaoru sieht mich weiterhin an. „Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich das gerne morgen mit dir genauer besprechen.. Kyo und Shinya gehen zusammen ins Kino. Toshiya hat ja seine Verabredung. Wir können alle drei ja hinfahren.“ Ich hebe überrascht, aber auch neugierig meine Augenbrauen an. Das heißt, wir sind morgen ganz allein zu zweit.. welch Formulierung. „Okay. Dann.. ähm.. gehen wir jetzt ins Bett?“ frage ich, nur um einfach etwas zu sagen. „Hai.“ antwortet Kaoru nur knapp, wendet sich zum Gehen und murmelt noch kurz: „Gute Nacht.“ „Nacht..“ nicht Schmacht, dieses Mal. Aber meine Knie werden hinter Kaorus Rücken wieder einmal weich wie Pudding. Mir kommt es vor, als müsste ich mich jeden Moment irgendwie davor bewahren nicht als Flüssigkeit in den Ritzen des Holzbodens zu versickern. Erst als Kaoru die Tür zu seinem Zimmer geschlossen hat, rege ich mich wieder. Nein. Ich sacke regelrecht in mich zusammen. Jetzt soll ich schlafen können? Kaoru klang so traurig.. und so ernsthaft.. Und morgen soll ich mit ihm allein sein? Daisuke-Baka. Genau das wolltest du doch die ganze Zeit. Mit ihm allein sein. Vielleicht wird ja noch was draus..? Mit meinem Kopf voller Gedanken, einer unruhigen und motzenden inneren Stimme und schweren Schrittes finde ich den Weg zu meinem Bett und stürze mich kopfüber hinein. Kapitel 2: ----------- Ich hatte gestern meinen Wecker nicht gestellt, ich hatte es vergessen. Oder ich wusste einfach, dass ich nicht verschlafen werde. Denn pünktlich wie ein Zuchthahn weckte unser liebestolles Totchi mich mit den Worten „Taxiiii aufstehen, sonst komm ich zu spääääät!“ zu dem Zeitpunkt war es 7.30 Uhr. Ich greife mir grummelnd mein Kissen, als Toshimasa mich zehn Minuten später noch immer nicht in Ruhe lässt. „Steh auf, Daidai, steh AUUUUUUF!“ Toshiya nutzt die Gelegenheit schamlos aus, als ich mich von der Seite auf den Bauch drehe und ein lautes *Klatsch* ist zu vernehmen, als seine flinke Hand auf mein Hinterteil trifft. Ich schrecke augenblicklich hoch. Ich bin es nicht gewohnt so geweckt zu werden. Vor allem nicht von diesem aufgebauschten, überschminkten, plateauschuhtragenden Zuchthähnchen namens Toshimasa! Ich kralle mich fester in das Kissen und pfeffere es ihm mit voller Wucht entgegen. Mit Erfolg. Er kann das Gleichgewicht auf seinen bestimmt 30 Zentimeter hohen Schuhen nicht mehr halten und fällt nach hinten, um auf seinem knochigen Gesäß zu landen. Nun gut. 30 Zentimeter sind vielleicht ein wenig übertrieben. Aber was soll’s. Toshiya schiebt seine Unterlippe vor und guckt mich vorwurfsvoll an. „Du hast es versprochen..“ Ich seufze und quäle mich unendlich langsam aus meinem warmen Nest heraus. Ebenso langsam schleppe ich mich gen Badezimmer. Würde man jetzt eine Schnecke neben mich setzten, würde sie unter Garantie ohne die geringste Anstrengung vor mir am Ziel sein und wahrscheinlich schon genüsslich hinter der Ziellinie mit überschlagenen, nicht vorhandenen Beinen einen Kaffee schlürfen, wenn ich dort ankomme. Irgendwann bin ich dann doch im Bad angekommen, ignoriere die kaffeetrinkende Schnecke und stütze mich entnervt auf den Rand des Waschbeckens. Irgendwas starrt mir aus der silberbeschlagenen Scheibe vor mir entgegen. Hm. Sieht ganz schön fertig aus der Gute. Augenringe bis unter die Nasenflügel. Sehr attraktiv.. ‚Och Daisuke, nicht immer so viel Ironie am Morgen! Das tut nicht gut.’ ‚Halt’s Maul.’ ‚Hör ich noch mal was anderes von dir?’ ‚...’ 8.30 Uhr. Wir sitzen allesamt am gedeckten Frühstückstisch. Selbst Kyo sitzt sogar einigermaßen aufrecht. Wenn er auch nicht sonderlich glücklich aussieht. Shinya schweigt zu meiner Linken. Kaoru sitzt ebenfalls schweigend über seinem Müsli und häuft gerade einen weiteren Löffel damit. Toshiyas suchender Blick fällt mir gerade auf. Er scheint wirklich und ernsthaft etwas zu suchen. „Toshiya?“ mit gehobener Braue sehe ich ihn an. „Willst du noch irgendwas haben?“ „Iiich?“ Toshiya beginnt zu grinsen „Nööö ich will nur Kakao~ “ und mit diesen Worten krallt er sich Kaorus Arm und schmiegt seinen Kopf an dessen Schulter. Sein Gesicht ziert ein Lächeln, das Toshiya aussehen lässt, als könne er kein Wässerchen trüben. Meine Mimik verfinstert sich von jetzt auf gleich. Mein Kaoru.. Das ist MEIN Kaoru! „Toshimasa.“ Kaoru blickt nicht von seinem Müsli auf, scheint aber nicht bei bester Laune zu sein. „Lass mich los. Und wenn du schon einen Kosenamen verwenden willst, dann nimm einen den es schon gibt und erfinde nicht sinnloserweise noch mehr dazu.“ Langsam aber sicher erhellt sich meine Miene wieder. „Oooch mennooo..“ Toshiya zieht seinen allseits gefürchteten Schmollmund, verschränkt die Arme und sinkt in seinem Stuhl einige Zentimeter zusammen. Nun ja. Jetzt ist er ungefähr auf Kyos Höhe. Wenn er bloß wirklich so klein wäre.. Dann würde man ihn mit seinen Plateauschuhen zwar immer noch nicht überhören können, aber man könnte ihn wenigstens halbwegs übersehen. Ich wende meinen Blick von der Szene ab, nehme meine leere Schale und die restlichen Sachen vom Tisch und stelle sie in das Spülbecken. „Kyo ist heute dran.“ werfe ich nur kurz in den Raum und gehe mir dann die Zähne putzen. Pünktlich um neun Uhr sitzen alle 5, Miyu wurde von Shinya schweren Herzens zu den Nachbarn gebracht, im Auto. Ich am Steuer. Irgendwie wäre es mir lieber gewesen, Kaoru würde fahren.. er ist ein begabterer Autofahrer als ich. Na gut. Das ist nicht schwer. Glücklicherweise bewältige ich die schwierigste Aufgabe mit Bravur: das Starten und Ausparken. So kommt’s, dass wir wenig später erst den murrenden Kyo und den Miyulosen Shinya vor dem Kino absetzen. Kaoru hat spontan entschlossen, dass die beiden sich zusammen Pirates of the Caribbean II, Dead Man’s Chest, ansehen müssen. Shinya wollte den gern sehen. Kyo hat bei der Auswahl rumgezickt, obwohl er ohnehin den ganzen Film über schlafen wird. Nun wird Toshiya immer hibbeliger, während er mir bereits zum zehnten Mal den Treffpunkt nennt, an dem wir ihn absetzen sollen. Er redet so schnell, dass Kaoru und ich sehr viel Mühe haben, ihn überhaupt im Ansatz verstehen zu können. Wir wissen inzwischen so viel, dass es sich um eine Art Blinddate handelt. Toshiya bestreitet immer noch, dass er sein Date im Darkroom kennen gelernt hat. Allerdings können Kao und ich uns das nicht anders erklären, warum es sonst ein Blinddate wäre. Wir wundern uns überhaupt, wie man in einem Darkroom jemandem seine Telefonnummer geben kann. Schließlich ist es ja, wie der Name sagt, recht dark da drinnen. Nicht dass ich das aus Erfahrung wüsste. Der Name sagt’s halt. Toshiya sprudelt unaufhörlich weiter „..Und er hat gesagt, er will euch beide auch kurz kennen lernen!“ ..der Kerl hält sich auch alle Hintertüren offen.. „Er ist gaaanz anders als die andern Typen, mit denen ich mich bisher getroffen habe..“ Kaoru und ich blicken uns viel sagend an und wir verstehen uns. Das selbe hat Toshiya bisher bei fast jedem neuen Date gesagt. Kaoru unterbricht Toshiyas Redeschwall mit einer Frage. „Totchi, wie heißt der Kerl eigentlich?“ „Wie er heißt?“ ich sehe selbst im Rückspiegel, wie Toshiya strahlt „Gackt.“ kommt es von dem offenbar atomarverseuchten Subjekt auf dem Rücksitz. Anders könnte man dieses Strahlen nicht begründen. Kaoru fängt an nachzudenken. „Gackt.. der Name kommt mir bekannt vor.. aber irgendwie sagt er mir gerade nichts..“ er zuckt ergeben mit den Schultern „Was soll’s.“ Ich zucke ebenfalls beipflichtend mit den Schultern und biege in die nächste Straße ein. Seltsam.. Kaorus Nähe scheint mir beim Autofahren Sicherheit zu geben.. Vielleicht sollte ich ihn als Glücksbringer an mein Schlüsselbund hängen.. und dann an meinen Gürtel. Dann wäre er auch immer ganz nah bei meinem.. Lassen wir das. Vor einem gemütlich aussehenden Eiscafé zwingt mich ein spitzer Schrei Toshiyas zum Anhalten „Stooooop! Hier ist es!“ aufgeregt wie ein kleines Kind beginnt er auf dem Rücksitz zu zappeln. „Um Himmels Willen..“ murmelt Kaoru und spricht somit meine Gedanken laut aus. Er und ich steigen gleichzeitig aus dem Wagen. Ich gehe nach hinten und öffne dem vollkommen überdrehten und euphorischen Totchi die Tür, denn er schafft es gerade mal den Gurt zu öffnen, ohne sich zu strangulieren. Ich blicke zu Kaoru und lächle verschmitzt „Der Gute ist echt auf Adrenalin..“ Toshiya steigt aus dem Auto, glättet seinen breiten Gürtel- äähm.. Minirock und hüpft einige Male aufgeregt auf der Stelle, was wieder einmal das uns zu gut bekannte Klackern seiner Schuhe zur Folge hat. Kaoru lächelt ein wenig. Das erste Mal heute. Vielleicht ist er froh, das nahezu kollabierende Totchi loszuwerden. Ich vernehme eine tiefe, maskuline, aber schöne Stimme zu meiner Rechten. „Toshimasa?“ ein braunhaariger, recht groß gewachsener Mann steht hinter Kaoru und tippt ihm sanft auf die Schulter. Besagter dreht sich irritiert herum und deutet auf das sich suchend umguckende Totchi neben ihm. „Ich bin nicht Toshimasa. Er ist es.“ „Ah, Verzeihung.“ auf diesen simplen Satz folgt ein entschuldigendes und seeehr charmantes Lächeln. Dafür kann man ihm diese Verwechslung gerne verzeihen.. diesem Gackt.. Hey Mooooment mal. Meine Gedanken sind allein für Kao da! Raus daaa, raus! Ach ja.. Ein innerliches Seufzen folgt. Kaoru ist eben doch viel besser ohne Klamo.. in meinen Gedanken aufgehoben, meine ich. Ich spüre ein Kribbeln im Nacken und wende mich zu unserem Bandleader, der wie frisch ertappt schnell seinen nachdenklichen Blick abwendet. Toshiya ist diesem gewissen Gackt gerade um den Hals gefallen und führt ihn nun zu dem schweigenden Kaoru und mir. Totchi strahlt uns entgegen. Wir stehen nur einen knappen Meter von ihm entfernt, aber ich bin mir sicher, dass wir ihn auch noch aus 100 Metern Entfernung problemlos erkennen könnten. Vielleicht ist es ja auch nur sein Make-up, das mit den ganzen Glitzerpartikeln die Sonne, die ausnahmsweise in voller Pracht am Himmel steht, reflektiert. „Aaaalso.“ beginnt er „Das ist Gackt.“ Besagter Gackt reicht mir seine Hand und auch mir fällt jetzt auf, dass er mir auf seltsame Art und Weise bekannt vorkommt. Was soll’s. Ich nehme seine Hand und schüttle sie höflich. Mit der freien Hand zeige ich zuerst auf mich und dann auf Kaoru, dem er nach mir seine Hand reicht. „Ich Daisuke, das’s Kaoru.“ ..Jaaa... Ganz toll, Daisuke Andou. Ich Tarzan, du Jane. Ich lächle zerknirscht, lege hinter meinem Rücken die Hände in einander und wippe leicht nervös auf den Fußballen vor und zurück. „Wir gehen dann mal rein.“ wirft Toshiya in die schweigende Runde. Und kurzerhand hakt er sich bei Gackt ein. Dieser nickt noch einmal zum Abschied und wird ohne weitere Worte von Totchi in das Eiscafé geschleift. Kaoru sieht mich lächelnd an. „Ob der Gute wohl weiß, was er sich da angelacht hat?“ „Ich glaube kaum.. Aber er dürfte alt genug sein, um es selbst herauszufinden.“ erwidere ich und grinse viel sagend. „Lass uns nachhause fahren.“ sagt Kaoru und macht sich an der Beifahrertür zu schaffen. Als er gerade abtauchen will vernehme ich aus meiner Kehle ein doch recht lautes „Halt!“ Kaoru guckt verwundert zu mir „Was ist denn?“ „Du fährst. Ich brauche weder einen Herzinfarkt, noch eine blutige Nase und schon gar kein zerbeultes Auto vor unserem Haus.“ Kaoru lacht kurz auf und zuckt dann mit den Schultern „Na gut. Dann her mit den Schlüsseln.“ Zum Seitenwechseln gehen wir beide um die Motorhaube herum. Ich habe vorher geistesabwesend den Schlüsselring um meinen Daumen gelegt und somit verharren wir kurz vor einander stehend, bis ich endlich meinen Finger aus den ganzen kleinen Anhängern befreit habe. Der Schlüsselbund besteht nur zu 1/5 aus Schlüsseln. Ein Schlüssel für das Auto, den Briefkasten und die Haustür. Und dazwischen dann 15 bunte, kleine Schlüsselanhänger, weil ein gewisser Toshimasa es niedlicher fand. Ein gewisser Kyo hingegen gar nicht. Kaoru kann es letztendlich nicht länger mit ansehen, wie ich mir bei dem Versuch meinen Daumen zu lösen beinahe sämtliche Gliedmaßen ausreiße. „Ach komm schon, Dai-Baka, ich helf dir..“ bei den Worten grinst er und legt seine Finger an den Schlüsselring. Seine Worte.. Dai-Baka hat er gesagt.. Das klang so liebevoll..Seine weiche Haut.. wow.... Seine warme, weiche Haut berührt meine immer nur für ganz kurze Augenblicke, aber jedes Mal wieder fühlt es sich so an, als würde die berührte Haut auf meiner Hand brennen. Es dauert nur einen kurzen Moment, da hatte Kaoru den Schlüssel in seinen zarten Händen. Die ganze Zeit über hatte ich ihn dabei angestarrt. Vielleicht zu auffällig? Auf jeden Fall piekt er mir in den Bauch und fängt kurz an zu lachen. Dann sieht er mir in die Augen. Und was tue ich? Natürlich. Ich laufe rot an. Daraufhin muss ich verschüchtert grinsen und wende den Blick ab. „Los, geh zur Fahrerseite, ich will nach hause.“ murmle ich, während ich mit einer knappen Handbewegung abwinke. Ich gehe meinerseits zur Beifahrerseite und steige kurzerhand ein. Kaoru sitzt bereits im Wagen und startet den Motor. Ich drehe meinen Kopf noch einmal zurück zum Café und lege meine Stirn nachdenklich in Falten. Kaoru scheint meine Gedanken lesen zu können „Dieser Gackt kommt mir wirklich bekannt vor.“ zur Antwort schüttle ich den Kopf „Ach was, der hat halt ein Allewelt-Gesicht. Solche Leute kommen einem immer bekannt vor.“ Kaoru schmunzelt nur und zuckt mit den Schultern. Den Rest der Fahrt reden wir gar nicht, bis wir wieder vor unserer Haustür stehen und der Schlüssel im Schloss steckt. Inzwischen hatte sich der Himmel zu gezogen und es sah aus, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. „So, Daisuke, jetzt wird’s ernst.“ Ich sehe Kaoru verdattert an, sage aber nichts. Ich weiß nicht, ob ich mir jetzt Sorgen machen soll oder worum es überhaupt geht. Er hatte zwar angekündigt, dass er mit mir allein reden will, wenn die anderen weg sind, aber worüber? Unsere Freundschaft..? Moment mal.. Ich bin ALLEIN mit ihm. Scheiße. Und jetzt? Wie soll ich mich denn verhalten? Ich werde sichtlich nervös, aber Kaoru scheint es entweder nicht zu bemerken, wie ich versuche, den Wasserfallartigen Fluss meines Schweißes auf meinen Handflächen zu verbergen oder er ignoriert es ganz einfach. Er sieht mich auch nicht direkt an, als wir unsere Wohnung betreten. Er zieht seine Schuhe aus und bleibt danach ungerührt stehen, bis ich meine ebenfalls an ihren Platz gestellt habe. Er sieht mir noch immer nicht ins Gesicht und greift meine linke Hand. „Komm mit.“ murmelt er. Seine Stimme klingt so geheimnisvoll, dass sie sich schon fast niedergeschlagen anhört. Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich einen guten Grund habe, mir Sorgen zu machen. Vielleicht will er mich zu einem Therapeuten schicken, weil ich ihn immer so sehr mit glasigen Augen anstarre..?! Ich schlucke schwer. Kaoru reagiert nicht und zieht mich einfach stumm mit in unser Wohnzimmer. Mit sanfter Gewalt drückt er mich auf das Zweiersofa und setzt sich daneben. „Also, Daisuke.“ Scheiße. Was mach ich jetzt? Ich mach mir gleich in die Hose, das mach ich! ‚Hör auf mit dem Scheiß, Daisuke-Baka. Wenn du dir jetzt in die Hose machst, blamierst du dich bis auf die Knochen, stürzt dich aus dem nächsten Fenster und ich komme mit dir um. Meinst du nicht, dass ich zu wertvoll bin, als mit dir aus nem Fenster in den Tod zu stürzen?’ ‚Halt’s Maul.’ ‚Boah..’ ein entnervtes Seufzen war in meinem Hinterkopf zu hören und ich wette, dass, wenn meine innere Stimme Augen hätte, dass sich diese dann vollkommen denerviert um 360° gedreht hätten. Back to Basics. Ein grandioses „Hm..“ folgt meinen Gedankengängen. „Ich wollte mit dir reden.. und ich muss sagen..“ Kaoru zieht die Luft scharf zwischen seinen Schneidezähnen hindurch ein. Ich spüre wie seine Hand unruhig über die Sofapolster streichen. Ich verstehe, dass er jetzt gern eine rauchen würde. Mir geht es nicht anders. Aber er scheint es ja zu unterdrücken, das Verlangen nach seinen Zigaretten. Zumindest versucht er’s. Und ich tue es ihm gleich. Aber ich beginne ungewollt damit, meine Händen zu ringen. Aber ich kann nicht anders, ich muss etwas tun und ich kann doch nicht Kaoru einfach in’s Wort fallen, schließlich habe ich keinen blassen Schimmer davon, was er mir sagen will. Und er auch nicht, wie es scheint. „und ich muss sagen, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.“ er beißt sich auf die Unterlippe. Und ich sehe ihn an. Ein schwerer Fehler. Es sieht so heiß aus, wenn seine oberen Schneidezähne ganz langsam über das empfindliche Fleisch seiner Lippe streifen. Oh man.. ich hab ne Gänsehaut.. Jetzt bloß nichts anmerken lassen.. wow.. Plötzlich schaut er auf. Scheiße. Ich mit meinem glasigen Blick. Ich hoffe, ich habe dieses Mal auch nicht gesabbert. Prüfend, ganz beiläufig fahre ich mit meiner Zunge meine Mundwinkel kurz ab. Das war knapp. Ein paar Sekunden länger und ich hätte hier gesessen wie eine geifernde Hyäne. Leise beginnen feine Regentropfen gegen die Fenster zu prasseln. Ich halte die Stille nicht mehr aus. „Sag’s einfach Kaoru, ich werde dir daraus garantiert keinen Strick drehen..“ ich versuche ihn aufmunternd anzulächeln, aber mein Lächeln geht in der plötzlichen Dunkelheit unter und meine Worte verschwinden ebenfalls zum Teil in einem recht lauten Knall, der verkündet, dass soeben die Sicherungen allesamt rausgeflogen sind. Kaoru seufzt erleichtert. Kein Blickkontakt ist halt immer noch besser als.. öhm.. Blickkontakt? Kaoru klingt ein wenig bedrückt, als er beginnt weiter zu reden. „Die, du siehst mich schon seit geraumer Zeit immer so seltsam an..“ Autsch. Das hat gesessen. „Und na ja.. weißt du..“ er räuspert sich kaum hörbar. „Ich hab seit einer ganzen Weile schon so ein Gefühl.. dir gegenüber.“ die letzten beiden Worte kommen kaum noch gehaucht über seine Lippen. „Und mit deinen Blicken.. Machst du mir.. eine gewisse.. Hoffnung.“ Ein unsicheres Hüsteln von mir und ein kurzes, nervöses Lachen und ich spüre, dass Kaoru aufsteht. „Tut mir leid, vergiss, was ich gesagt habe, ich werde dann mal die Sicherungen wieder einschalten.“ „Stopp!“ höre ich mich selbst sagen und spüre wie meine vermaledeite Hand nach Kaorus greift, ihn zurückhält. Gleichzeitig erhebe ich mich selbst und stelle mich vor ihn. „Kaoru..“ ich ziehe ihn sanft an mich, schließe meine Arme um seinen zarten Körper und schmiege meinen Kopf an den seinen. Tief ziehe ich seinen Geruch durch meine Nase in meine Lungen und es ist, als würde sein Duft wie eine Droge direkt in mein Blut übergehen. Ich bin nicht mehr aufgeregt. Nicht mehr nervös. Ich bin wie betäubt. Leise, kaum lauter als die um Einlass bittenden Tropfen am Fenster, flüstere ich an sein Ohr „Du hast meine Blicke richtig gedeutet, denke ich..“ ohne zu wissen, ob er überhaupt von dieser Art Gefühl geredet hat, die ich für ihn empfinde. Nun bin ich mir sicher. Jetzt, da ich ihm so nah bin. Meine Gefühle sind keine einfache Schwärmerei, keine Bewunderung. Ich liebe ihn. Eindeutig. Allerdings spüre ich etwas wie Angst in meinem Hinterkopf wachsen. Wenn er mir jetzt widerspricht. Wenn er mich jetzt angewidert wegstößt, was tue ich dann? Doch meine Zweifel werden durch seine nächste Bewegung zerstört. Langsam und ganz sanft hebt Kaoru seine Arme und legt sie um meine Taille. Ich spüre wie sich sein wundervoller, violetter Haarschopf bewegt und er seine Stirn in meine Halsbeuge schmiegt. Für einige wundervolle Augenblicke stehen wir einfach nur da. Eng aneinander geschmiegt im dunklen Wohnzimmer. Tief und dunkel grollt der Donner draußen und feinlinige Blitze durchziehen den wolkenverhangenen Himmel. Und irgendwann erhebt Kaoru seine Stimme ein weiteres Mal. Ich muss mich fast anstrengen, um ihn richtig verstehen zu können, er klingt unsicher. So unsicher, wie ich mich gefühlt habe. „Dai-Chan.. Ich glaube.. Ich liebe dich..“ Diese Worte brennen sich sofort in mein Gedächtnis und in mein Herz. Mich überkommt eine Welle der Euphorie, die meinen Herzschlag beinahe aussetzen lässt. „Und ich weiß... dass ich dich liebe, Kaoru.“ erwidere ich mit einem Grinsen auf den Lippen, das mir gar nicht mehr von eben diesen weichen will. Hätte ich keine Ohren, mein Grinsen würde ohne Unterbrechung einmal um meinen Kopf herum gehen. Ein wenig Abstand bringe ich zwischen Kaoru und mich. Meine rechte Hand lasse ich auf seinem Rücken, aber mit der linken streife ich mit sehr geringem Druck an Kaorus Kinnlinie entlang. Ich senke meine Gesicht und nähere mich seinem. Geschätzte zwei Zentimeter vor seinen Lippen stocke ich. Ich will seine Reaktion wissen und lasse meinen Atem unbewegt über seinen Mund streichen. „Auf diesen Moment warte ich schon so lange..“ murmelt Kaoru in diesem Moment, reißt seine Hände hoch zu meinem Kopf, legt sie an meinen Nacken und zieht meinen Kopf stürmisch an sich. Unsere Lippen treffen heftig und doch so sachte aufeinander. Im ersten Bruchteil eines Augenblicks bin ich völlig perplex über Kaorus plötzliche Übernahme der Macht über das Geschehen. Aber darauf muss man bei ihm eigentlich vorbereitet sein. Schließlich ist er der Leader-Sama. Ich erwidere sein galantes Zungenspiel enthusiastisch und lege meine nun recht überflüssig gewordenen Hände an seine drängende Hüfte. Mit sanfter Gewalt fordert er mich dazu auf, mich aus das Sofa zu legen. Ohne den wilden Kuss auch nur eine Sekunde zu unterbrechen, gebe ich seinem Drängen nach und platziere mich auf dem Sofa. Breitbeinig. Aber nur, um Halt zu finden, denn Kaoru fackelt nicht lange. Glücklicherweise hat unsere Couch eine tiefe Sitzfläche. Anderenfalls lägen wir beide nun auf dem nackten, kalten Boden. Denn Kaoru legt sich kurzerhand halb auf mich drauf. Sein linkes Bein liegt zwischen meinen, mit dem anderen stützt er sich neben mir ab. Atemlos trennen wir unser gieriges Lippenspiel und Kaoru beginnt wie ein Kind, das sein Geburtstagsgeschenk öffnet, mir mein T-Shirt auszuziehen. Ich lasse mir das nur zu gern gefallen, ziehe es mir selbst über den Kopf und lasse es neben das Sofa fallen. Ebenso verfahren wir mit seinem Hemd. Suchend lasse ich meine Finger über seinen warmen Oberkörper gleiten. Über sein Schlüsselbein, seine Brust, die harten Brustwarzen, seinen Bauch, zu seinen Seiten und hinab bis zu seinem perfekten Po, den ich bisweilen nur aus der Ferne bewundern konnte. Kaoru lässt sich nichts nehmen und beginnt seinerseits meinen Oberkörper mit seinem Mund zu liebkosen. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und lasse ein genießerisches Seufzen seinen Weg aus meiner Kehle bahnen. Kaorus Lippen suchen langsam, aber stetig den Weg zu dem Bund meiner Hose. Seine flinken Finger machen sich gerade begierig an meinem Hosenknopf und dem Reißverschluss zu schaffen, als ein Geräusch das genießende Keuchen von uns beiden unterbricht und übertönt. Entweder klopft dort draußen jemand sehr energisch mit einem Vorschlaghammer an oder jemand versucht mit seinen 30 Zentimeter Plateauschuhen die Tür einzutreten. „Verdammt..“ murmle ich und richte mich auf, nachdem Kaoru bereits neben dem Sofa steht, sein Hemd wieder überzieht und mir meines reicht. „Tolles Timing..“ meint er und drückt mir schmunzelnd einen Kuss auf die Stirn. Ich ziehe mir schnell mein T-Shirt über und stehe auf. Das Klacken der Tür des Sicherungskastens sagt mir, dass Kaoru wohl schon dabei ist, die Sicherungen wieder funktionsfähig zu machen. Ich für meinen Teil gehe zur Tür und bemerke noch gerade, bevor ich den Schlüssel herum drehe und die Klinke herunterdrücke, dass mein Hosenknopf noch offen ist. Ich schließe ihn und öffne die Tür. Ein vollkommen durchnässtes, sehr niedergeschlagenes und herzzerreißend weinendes Totchi kommt mir entgegengestürmt und wirft sich in meine Arme. Im selben Moment geht das Licht wieder an. „Daahahahahaaaiiiii....“ „Mensch, Totchi, du solltest doch anrufen, wenn was ist, wozu hast du denn ein Handy?!“ vollkommen irritiert transportiere ich das durchnässte, zitternde Nervenbündel in die Küche und zu dem erstbesten Küchenstuhl, den Kaoru, vorausschauend wie er ist, schon bereitgestellt hat. „Was ist denn passiert, Toshiya?“ mischt sich unser Bandleader mit fürsorglichem Blick in Toshimasas Geschluchze ein. „Er.. *schnief* er hat.. einen.. anderen *schnief* irgendein.. blöder Kerl namens.. Hyde!“ Kaoru seufzt und ich lege Totchi meine Hand auf den Rücken. „Ich wusste doch, dass mir der Kerl komisch vorkam.. dieser.. Gackt.“ als ich den Namen ausspreche, heult Totchi erbärmlich auf und fängt an zu wimmern. „Ich *schnief* sehe vieeeel besser aus, ich *schnief* weiß gar nicht, was... Gackto-Chan an dem findet.. *schnief*“ Kaoru geht in der Zeit in’s Wohnzimmer und ich höre, wie er Kyo auf seinem Handy zu erreichen versucht. Er schaltet auf Lautsprecher, vielleicht, damit er währenddessen das Sofa wieder richten kann.. „Hm?“ meldet sich eine Stimme, die wirklich niemand anderem als unserem Vokalisten gehören kann. „Kyo?“ „Hm.. ruf doch Shinya an.“ „Aber der steht doch garantiert neben dir.“ ein weiteres Murren am anderen Ende der Leitung und danach das Besetztzeichen. Aufgelegt. Ich kann Kaoru im Wohnzimmer wütend vor sich hingrummeln hören. So etwas wie: der hat sich wohl das Hirn geblichen.. Kann ich gerade so verstehen, wenn Toshiya nicht gerade wieder einen seiner markerschütternden Schluchzer verlauten lässt. Dieses Mal telefoniert Kaoru auf die ‚normale’ Art und Weise. Das Sofa scheint gerichtet zu sein. Shinya und Kyo sollen sich ein Taxi nehmen und damit heimfahren. Ich wende mich wieder vollständig Toshiya zu, der immer wieder einen durchdringendes Wimmern und Schluchzen zum besten gibt. Keine zehn Minuten später sitzen alle Bandmitglieder bei Toshiya am Küchentisch. Shinya hat zu Toshiyas Rechten Platz genommen, ich sitze zu dessen Linken. Links von mir wiederum liegt Kyo mit dem Kopf auf seinen Armen gebettet auf dem Tisch und macht das, was er außer essen, Songs und Gedichte schreiben am besten kann. Links von Kyo sitzt letztendlich Kao. [rechteckiger Tisch, eine schmale Seite an der Wand, an der anderen sitzt Die] Shinya streicht Toshiya tröstend immer wieder über seinen Rücken und sieht dann Kaoru mit bedeutsamem Blick an. „Habt ihr ihm denn schon ‚du-weißt-schon-was’ gegeben?“ Kao hebt eine Braue „Bitte was?“ Shinya stöhnt entnervt auf „Das ist doch nicht dein Ernst, wofür kauft man denn sonst so was?!“ Ich habe Shinya schon lange nicht mehr so viel sprechen hören. Und vor allem nicht so energisch. Auch Kaoru scheint es ähnlich zu gehen. Leicht verwirrt sieht er Shinya zu, wie dieser seinen Stuhl zurück schiebt und zum Kühlschrank geht. Toshiya hat für einen Moment aufgehört zu schluchzen und reibt sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang. Mit seinen verheulten Augen blickt er ebenfalls zu Shinya und selbst Kyo hat ein Auge geöffnet, um ein wenig von dem Geschehen mitzubekommen. Mit einer bühnenreifen Geste öffnet Shinya die Tür des Kühlschranks mit der rechten Hand und zaubert wenige Sekunden später mit der linken eine selbst gekaufte Schokoladentorte aus dem inneren des Kühlschranks hervor. Ach ja. Stimmt.. Shinya hat uns extra aufgetragen einen gewissen Vorrat an Schokolade und schokoladenhaltigen Dingen anzulegen. Für den Fall, dass Toshiya wieder einmal ein Date hatte. Der Gute konnte einem auch leid tun. Aber nun ja, Schokolade ist nun einmal die beste Medizin. Beim Anblick des riesigen Stückes des Schokoladenkuchen, das Shinya, wie so oft zuvor, für ihn zurechtschneidet, beginnt Toshiya wieder zu sprechen. Ein wenig gebrochen zwar, aber er spricht. So war das immer. „Ich meine.. was hat er.. das ich nicht habe? Frau und Kind..?“ Totchi schnief noch einmal erbärmlich und ich reiche ihm mein letztes Taschentuch beinahe wie eine Opfergabe dar. Toshiya schnäuzt sich daraufhin und holt erneut Luft „Er ist so ein Barschloch.“ Kyo öffnet auch noch sein zweites Auge und Kaoru sieht Toshimasa ebenfalls fragend an. Ich spreche es schließlich aus „Barschloch?“ „Ja.“ Bestätigt mir Toshiya mein Hinterfragen. „Baka und Arschloch. Ich konnte mich nicht entscheiden.“ „Ah.“ Kaoru und ich werfen uns kurz viel sagende Blicke zu. Wir verstehen uns auch ohne Worte. Ja, klar, so kann man das auch interpretieren, aber so meine ich das jetzt gar nicht. Shinya stellt Toshiya das gewaltige Stück Schokoladentorte vor die Nase, legt ihm seine Hand auf den Rücken und beginnt erneut damit, Toshiya sanft über diesen zu streichen, während er sich wieder auf seinen Platz setzt. In weniger als fünf Minuten hatte unser Bassist das gesamte Stück Torte verschlungen. Danach ging es ihm, wie es ihm dann immer geht. Er ist dann immer, als wäre er vollkommen high. Von Vanilleräucherstäbchen versteht sich. Und ja, davon kann man high werden. Ich spreche da aus Erfahrung. Die Türklingel reißt mich plötzlich aus meinen Gedanken. „Wer kann das wohl sein?“ frage ich, ohne mich an jemanden bestimmtes zu richten. Ich stehe auf, gehe aus der Küche und zur Eingangstür. Ich öffne sie zuerst nur einen Spalt und dann vollständig, als ich erkenne, wer da vor mir steht. Gackt. Erst jetzt, als er mir seine Hand demonstrativ an die Hüfte legt, bemerke ich, dass Kaoru mir gefolgt war. Das Objekt in der Tür wurde von uns beiden mit unseren Blicken regelrecht geröntgt. Und es war ihm offensichtlich sehr unangenehm von Kao und mir so durchdringend angesehen zu werden. Kaorus Hand bewegt sich kurz, als er anfängt zu sprechen, doch seine Worte bekomme ich kaum mit. Sie sind mir auch egal.. noch eine feine Bewegung von Kaorus Fingern an meinen Lenden.. wuaah.. Gänsehaut. Verdammt.. Mehr als Gänsehaut.. Nya.. aber jetzt, wo er doch weiß, dass ich ihn liebe und er mich auch.. vielleicht stört es ihn dann ja gar nicht, wenn ich mit ner Beule in der Hose herumstolziere. Hm. Vielleicht hat er ja ab und zu wegen mir selbst einen Stä- lassen wir das. Ich laufe schon wieder rot an. Diese miesen Gedanken.. uaah aber sie sind schööön.. schön mies.. Au jaa.. Kaoru... „Daisuke?“ „Hm?!“ ich schrecke hoch. Mist. Ich hab doch nicht schon wieder angefangen zu sabbern.. oder? „Wollen wir Gackto-san reinlassen?“ reinlassen?! Warum soll.. Oh.. so meinte Kao das gar nicht. Ein innerliches Räuspern. „Ähm.. gut. Komm rein.“ ich gehe mache zusammen mit Kaoru den Weg in unsere Wohnung frei. Ein kleiner prüfender Blick nach unten und ein erleichtertes Seufzen. Keine Delle in der Hose sichtbar. Dafür sitzt sie zu tief und ist zu weit. Baggypants eben. Oder wie auch immer diese verfluchten Dinger heißen. Kaoru scheint mein kurzer Blick nicht verborgen geblieben zu sein. Denn auf einen ersten, tadelnden Blick von ihm, folgt ein breites Grinsen und ein großzügiger Kniff in meine Pobacke. Gackt hat sich inzwischen seine Schuhe ausgezogen und sie fein säuberlich zu den anderen gestellt. Er sieht Kaoru kurz an und räuspert sich. „Toshimasa-chan?“ kaum hatte er dies ausgesprochen, hören wir ein wildes Poltern in der Küche und ein Paar nackter Füße aufgeregt zur Tür tapsen „GACKTO-CHAAAAN!“ tönt es aus Toshiyas Kehle und mit ausgebreiteten Armen rennt er auf unseren neuesten Besucher zu. Dieser nimmt ihn seinerseits in die Arme und lächelt ein wenig bedrückt. „Das vorhin tut mir leid.. Hyde ist so anhänglich.. ich habe ihm schon einmal gesagt, dass das mit uns nichts werden kann, wegen seiner Familie. Ich will mich da nirgendwo einmischen.. Toshimasa-chan.. verzeihst du mir?“ Toshiya strahlt Gackto an, als wäre er ein Atomkraftreaktor. „Haiiiii Gackto-chan! Du machst mich so glücklich..“ Heilige Scheiße.. mit großen Augen starre ich auf die Szene, die sich dort vor mir abspielt. Das klingt ja wie in ner billigen Soap oder Telenovela oder wie auch immer diese schmierigen Dinger heißen mögen.. Ist ja widerlich.. Toshiya drückt Gackt einen kurzen Kuss auf, greift seine Hand und zieht ihn langsam aber stetig in die Richtung seines Zimmers. Kaoru und ich blicken uns an. Aus Erfahrung können wir sagen, dass er dort so schnell nicht wieder rauskommen wird... Der Bandleader setzt sich in Bewegung und geht in Richtung Küche. Was sehe ich da? Shinya scheint die ganze Szene nicht all zu begeistert verfolgt zu haben. Das verrät mir das ‚ich-bring-dich-um-Funkeln’ in seinen Augen, bevor er seinen Kopf blitzschnell wieder aus dem Türspalt zieht. Ich muss unwillkürlich schmunzeln. Entweder ist es ihm unheimlich schade um die Schokoladentorte oder um Gackt oder Toshiya. Oder eventuell um diesen sonderbaren Gackt.. Nein. Quatsch. Es ist bestimmt die Schokoladentorte. Ich folge Kaoru zurück in die Küche und vergreife mich sogleich an unserem Kühlschrank. „Oh. Ich wusste gar nicht, dass wir so viel Guavensaft vorrätig haben.. Neben den Massen an Schokoladentorte..“ „Na ja. Shinya hat gegen Toshiyas wöchentlichen Beziehungsfrust mit genügend Schokoladentorte vorgesorgt. Was den Guavensaft angeht.. Erst hast du welchen gekauft, davon wusste Shinya nichts und ich auch nicht, deshalb haben wir jetzt die dreifache Menge. Würde Kyo sich nicht an den Keksen vergreifen und zur Abwechslung mal ein bisschen von dem Saft trinken, bekommen wir den auch noch bis zum Ablauf des Haltbarkeitsdatums leer.“ Ich zucke mit den Schultern und greife mir eine Dose. Im Moment kann ich nicht erkennen, ob in unserem Kühlschrank noch etwas anderes steht. Man sollte Guavensaft gekühlt trinken, dann schmeckt der richtig gut. Warm schmeckt der aber nach Erbrochenem. Ah, Moment. Da steht noch was anderes drin. Ungefähr 30 Dosen Engerydrinks und ein bisschen Bier.. Kein Schwein kauft mehr Cola.. deshalb musste ich vor einer Weile auf Guavensaft umsteigen. Irgendwann werde ich das selbst in die Hand nehmen. Irgendwann. Ich schließe die Tür des Kühlschranks und bemerke erst jetzt, dass Kaoru mich mit verträumtem Blick beobachtet hatte. Er sieht aus, als versucht er, mich mit den Augen auszuziehen.. und wenn ich mich nicht gerade sehr irre, merke ich, wie mein Gürtel lockerer wird.. Verdammt.. warum musste dieses plateauschuhtragende Etwas gerade in einem so.. kuscheligen Moment auftauchen..? Kaoru schüttelt leicht verwirrt und mit einem ‚auf-frischer-Tat-ertappt-worden’ Blick seinen wundervollen Kopf und lächelt mich verlegen an. Ich schlucke kurz trocken und wende mich wieder meiner Dose mit Guavensaft zu, die ich für einen Moment ein wenig zu fest gedrückt zu haben scheine. Ein paar schöne Dellen hat das Gute Stück jetzt.. Moment mal... war es nicht sonst immer ich, der sabbernd da stand und Kaoru begaffte? Na ja. Ist jetzt ja auch egal. Kaoru hatte auf der Ferse kehrt gemacht und war in Richtung Wohnzimmer gegangen. Draußen regnet es noch immer. Als ich mit meiner nicht mehr wirklich zylinderförmigen Dose in den Flur trete, bietet sich mir ein seltsames Bild. Shinya steht vor Toshiyas Zimmertür. Die rechte Hand zur Faust geballt. Er sieht so aus, als würde er am liebsten sofort in das Zimmer reinplatzen. Mir ist es allerdings lieber, er tut es nicht. Ich will mir den Schein bewahren, dass die beiden dort drinnen nur Mensch ärgere dich nicht spielen. Als Shinya mich entdeckt, läuft er, ähnlich wie Kaoru wenige Sekunden zuvor, rot an und verschwindet seinerseits in seinem Zimmer, Miyu folgt ihm auf dem Fuße und kann sich gerade noch durch den Spalt der Tür quetschen, ehe diese ins Schloss fällt. So aufgewühlt habe ich Shinya selten gesehen.. Nur wenn Kyo mal wieder versucht hatte, Miyu mit Rattengift, Rohrreiniger oder Pestiziden zu füttern.. Ja, das tut er öfters.. Ich schüttle nur den Kopf, nippe an meinem verbeulten Guavensaft und werde einen Blick auf meine Armbanduhr. Hm. Ganz schön spät geworden. Toshiyas Therapie hat heute anscheinend länger gedauert, als gewöhnlich und vor allem war sie überflüssiger, als sonst. Es ist 23.27 Uhr. „Hm..“ murmle ich nur und gehe zu Kaoru ins Wohnzimmer. Er hat den Fernseher eingeschaltet. „Nettes Programm..“ ich beginne zu grinsen und stelle mich mit meinem Saft vor die Couch. „Ja..“ grummelt der Bandleader verärgert und taucht unter die Sitzfläche des Sofas ab. „Ich finde die Fernbedienung nicht...“ Ich pflanze mich mit meinem üblichen Grinsen neben ihn, auf die Seite des Sofas, die Kaoru nicht gerade untergräbt und wende meinen Blick der Mattscheibe zu. Wirklich.. das Programm ist.. ganz toll.. Eine eindeutig Sonnenbank-gebräunte, Gelbblond gefärbte, aufgepushte, gebotoxte (ja, ich nenn das so.) Frau räkelt sich auf einem Küchentisch, während ein Anabolika-Suchti gerade dabei ist, seinen Gürtel zu öffnen und keucht mindestens jede Sekunde einmal: du machst mich so feucht! ...Ja.. klar.. wenn sie jedes mal, wenn sie den Satz wiederholt, feuchter werden würde.. hätte sie innerhalb von etwa zehn Minuten die Niagarafälle zwischen ihren Schenkeln.. Ich hebe eine Braue und blicke dann seufzend zu Kaoru. Französische billig-Porno-Produktionen.. Irgendwie macht mich das gerade nicht an.. Der Bandleader ist inzwischen dazu übergegangen, die Fernbedienung unter dem Sofa zu suchen. So habe ich eine perfekte Aussicht auf Kaorus Allerwertesten. Hm.. Ich würde da jetzt nur zu gern rein kneifen.. Ich beiße mir auf die Unterlippe und plötzlich ertönt ein Jubelschrei von unter der Sitzfläche. „JA! Ich hab sieeeee!!“ worauf auch sogleich ein dumpfer Schlag ertönt und ein zischendes Geräusch von Kaoru, als dieser wieder von seinem Tauchgang hoch kommt. In der rechten Hand hält er die Fernbedienung und mit der linken tastet er seinen Hinterkopf nach Beulen ab. Als er fündig wird, verzieht er das Gesicht. Ich leide mit ihm und erleichtere ihn sogleich mitfühlend um die Fernbedienung. Ich puste die letzten Staubmäuse von den Tasten und schalte endlich in ein anderes Programm. „Lass das mal an. Ich hab zwar vergessen, was da kommt, aber es soll gut sein..“ meint Kaoru und platziert sich neben mir auf der Couch. „Das lässt sich ändern..“ meine ich und grinse, als ich auf die Taste für den Videotext schalte. Ehm ja.. toll. Die Infos wurden mal wieder nicht aktualisiert. Was soll’s. Doch dann sticht mir eine Überschrift ins Auge: „Japanische Männer tun es zu wenig.“ ich hebe eine Augenbraue. Das macht mich doch irgendwie neugierig.. Wie die auf so was nur kommen..? Ich gebe die angezeigten Ziffern ein und warte, bis der ‚Artikel’ angezeigt wird: „Japanische Männer sind Sexmuffel. Das behaupten zumindest die Forscher. Und sie haben Beweise: So haben japanische Paare im Durchschnitt nur 41 Mal Sex im Jahr. Jetzt sahen sich Experten genötigt, die Japaner zu viel mehr Sex auffordern. Denn ein Drittel der Befragten hatte im vergangenen Monat gar keinen Sex. Das liege vor allem am Stress, so die Forscher. Viele Männer seien nach der Arbeit einfach so müde, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes keine Lust mehr hätten.“ Ups.. Da hab ich mir ja den Richtigen ausgesucht.. Ich sehe zu Kaoru, der sich gerade aus der Küche ein Bier geholt hat und lege die Stirn in Falten. Kaoru ist der Workaholic schlechthin.. Vielleicht hat er auch so gar keine Lust auf Sex.. Na ja.. Ich könnte ihn mal darauf an-.. Ne. Ich glaube nicht. Könnte man auch einfach in der Praxis austesten.. Kapitel 3: ----------- 0.45 Uhr. Mir fallen beinahe die Augen zu, beim fernsehen. Ich zupfe Kaoru an seinem T-Shirt-Ärmel und sehe ihn mit dem Hundeblick an, den ich mir von Toshiya abgeschaut habe. Ich habe so lange darauf gewartet, ihn endlich einmal einsetzten zu können.. hehe.. „Kommst du mit ins Bett, Kaoru-chan?“ Ein wenig irritiert blickt er mich an, nickt dann aber und schmunzelt. Ich muss grinsen, stehe auf und ziehe ihn mit mir. Mein Grinsen will immer breiter werden, als ich die Tür zu meinem Zimmer öffne, Kaoru hinein bugsiere und sie hinter mir wieder schließe. Ich lehne mit dem Rücken an der Tür, die Hände in Hüfthöhe an das Holz geschmiegt und grinse dem Leader-sama vielsagend entgegen. Das Schmunzeln wurde nun ebenfalls von einem breiten Grinsen von Kaorus Zügen verdrängt und langsam, mit fließenden Bewegungen, würde ich fast sagen, geht er auf mich zu. [ Keine Angst! Es bleibt nicht so kurz xD wollte euch nur ärgern :3 ] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)