School of life von toto-Ro ================================================================================ Kapitel 20: 2.9 --------------- Momentan geht das mit dem Betan echt schnell ^^ wie man sieht. Ich befürchte schon, dass ich beim schreiben überholt werde und ich danach dann nicht mehr alles auf die Beta schieben kann ^^° Ich werde wahrscheinlich auch beim schreiben überholt werden, wenn das in dem Tempo weitergeht... kay~ egal...was wollte ich sagen ö.ö??? hmm, ja das kapitel ist etwas länger...ist eines meiner liebsten kapitel und es ist endlich mal ein kapitel in dem man weiterkommt *grien* In wie weit, das müsst ihr selber sehen. Es ist außerdem sehr vielfältig muss man sagen. Es ist recht locker, dann wieder ernst und dann aber auch ein wenig humorvoll (jedenfalls sollte das so sein...). ~~~2.9~~~If two lives crash~~~2.9~~~ Es war schon fast unheimlich, mit was für einer schrecklich guten Laune seine Mutter durchs Haus lief. Sie sang zufrieden irgendwelche uralten Schlagerhits vor sich her und nervte damit nicht nur Uruha. Man konnte gar nicht übersehen, dass alle Hausmädchen sofort auf dem Absatz kehrt machten und in die entgegengesetzte Richtung flüchteten, sobald seine Mutter ihnen zu nah kam. Niemand in diesem Haus war diese außergewöhnlich gute Stimmung seiner Mutter gewöhnt und so reagierten alle darauf etwas verunsichert. Seine Mutter war normalerweise zwar nicht so unfreundlich, als dass man sie als besonders herrisch bezeichnen konnte, doch Uruha würde schon fast behaupten, sie käme so rüber, als hätte sie einen Stock im Arsch stecken. Lächeln war meist aufgesetzt und normalerweise schwebte sie nur mit einem ernsten Gesichtsausdruck durchs Haus. Sie war kein glücklicher Mensch, schon lange nicht mehr. Doch seit dem gestrigen Tag hatte sich das schlagartig geändert und Uruha fiel nur ein Grund ein, der das hätte auslösen können: Ruiza. Wenn er sich nicht sehr irrte, dann hatte Ruiza sich mal wieder mehr unfreiwillig dazu verpflichtet, sie besuchen zu kommen. Jedes Mal wenn das nämlich der Fall war, war seine Mutter wie ausgewechselt. Sie tänzelte geradezu gut gelaunt durchs Haus und bereitete alles für den großen Termin vor, wenn endlich wieder ihr heiß geliebter Erstgeborener in ihre Arme segelte. Wenn Uruha das richtig sah, dann breitete sich bei Ruiza nun gerade genau die gegensätzliche Stimmung aus. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie Ruiza depressiv vor sich hinvegetierte in Erwartung dessen, was auf ihn zukam. Er konnte es ihm nicht verübeln und doch hatte er recht wenig Mitleid mit seinem großen Bruder. Viel mehr war er neugierig auf dessen Besuch, denn schließlich hatte er letztens mitbekommen, selbst wenn er es eigentlich lieber nicht mit angehört hätte, dass sich anscheinend etwas in Ruizas Leben tat. Bezüglich der Liebe. Ja, Neugierde spielte da gewiss eine Rolle. Hatte Ruiza eine Beziehung mit Kyos Erzfeind und, vor allen Dingen, meinte er es ernst mit ihm? Uruha betete innerlich dafür. Denn selbst wenn er beschlossen hatte, dass er Kyo nicht mehr lieben würde, musste er zugeben, dass er sich das leichter vorgestellt hatte, als es tatsächlich war. Jetzt, wo er einmal realisiert hatte, dass er Kyo liebte, fiel es ihm viel schwerer nicht an ihn zu denken und nicht irgendwie ein kleines bisschen eifersüchtig zu sein. Deswegen sollte Ruiza einen anderen haben. Er sollte kein Interesse an Kyo haben. Denn wie sollte Uruha sonst gewährleisten, dass er seinen großen Bruder bedingungslos weiter respektierte und liebte? Wie sollte er das, wenn sich die Eifersucht in ihm einnistete und ihn von innen zerfraß? Er hoffte auf nichts mehr, als dass Ruiza doch bitte hoffnungslos verliebt in diesen Kerl war und Kyo keine Chance hatte. Und während er das hoffte, hasste er sich selbst für diese Hoffnungen. Er wünschte der Person, die er liebte, dass seine eigene Liebe nicht erwidert wurde. Ihm war klar, dass das absolut egoistisch war, aber so sehr er sich auch bemühte, er konnte nichts dagegen tun, dass er so empfand und er verabscheute sich selbst dafür. Ein völlig neues Gefühl für ihn: Selbsthass! So weit hatte Kyo ihn also schon gebracht. Dass er sich selbst für seine Gedanken und Gefühle verabscheute. Uruha schnaubte und war erneut wütend auf sich, während er seine Schulsachen ordentlich wegpackte. Schon wieder gab er Kyo für alles die Schuld. Wie konnte er nur immer alles auf Kyo abwälzen? Er war selber Schuld, er allein. Er hatte lange gelernt. Er war müde und sein Kopf tat weh. In letzter Zeit wurde er beim Lernen schneller müde. Höchst wahrscheinlich, weil er sich ständig ablenken ließ, da seine Gedanken wie von alleine immer wieder bei Kyo landeten und er für alles die doppelte Zeit brauchte. Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn es nicht Uruhas kompletten Tagesablauf durcheinander bringen würde, was ihn dann wiederrum so aus dem Konzept warf, dass er zeitweise gar nicht wusste, was er tun sollte. Er wusste momentan nur eins: Das musste ein Ende haben und zwar bald! Er konnte so einfach nicht weiterleben. Ein Klingeln riss Uruha aus seinen Gedanken und er nahm sein Handy in die Hand, auf dem der Name Sakito blinkte. Sofort nahm er ab und begrüßte den Anderen mit einem schwachen: „Hey~“ „Hey Ruha...“ kam es auch nicht viel enthusiastischer aus dem Handy zurück und Uruha wanderte bis zu seinem Bett, wo er sich niederließ. „Du klingst bedrückt. Was ist passiert?“ „Mein Hamster ist weg...“ gestand Sakito leise und Uruha meinte ein Schluchzen zu hören. Sakito war ein unverbesserlicher Tierliebhaber und eisiger Vegetarier. Er konnte kein Blut sehen und war wohl einer der sensibelsten und verständnisvollsten Menschen, die Uruha je kennengelernt hatte. „Oh, das tut mir leid, Saki.“ Er wusste, dass Sakito der Verlust seines heiß geliebten Teddyhamsters mit dem Namen Rex sehr zu Herzen gehen musste. „Wie ist das passiert?“ Das Uruha mit dieser Frage solch eine Schimpftirade auslöste, hatte er nicht erwartet und so hielt er sich kurz darauf das Ohr und verzog das Gesicht. Das Handy hatte er schon auf Abstand gehalten, doch konnte er Sakis Stimme immer noch laut und deutlich hören. Anscheinend hatte er es einem Hausmädchen zu verdanken, die, während Saki in der Schule war, auf die Idee gekommen war den Hamsterkäfig zu säubern. Jedenfalls beschimpfte Sakito diese Frau nun aufs aller Schlimmste, mit Wörtern, von denen Uruha niemals geahnt hätte, dass sie tatsächlich im Wortschatz des sonst so sanften Sakitos vorkamen. „Jedenfalls ist die sowas von gefeuert...“beendete Sakito sein Geschrei und seufzte leise. Uruha nickte leicht und machte sich nun ernste Sorgen um seinen Freund, der sonst niemals auf die Idee gekommen wäre, irgendwen rausschmeißen zu lassen. Die Hausmädchen hätten seine Kleider zerstören, das Zimmer abfackeln oder noch schlimmer sein Shampoo vertauschen können, doch Sakito hätte nichts gesagt. Aber der Verlust von Rex, dem schläfrigen Hamster, das ging zu weit. „Und was machst du jetzt?“ „Mein Vater hat eine Anzeige in die Zeitung gesetzt und einen Finderlohn auf ihn ausgesetzt...heute waren schon zwanzig Leute mit ihren Hamstern hier und wollten mir weiß machen, dass es Rex sei. Aber bisher war er noch nicht dabei. Ich hätte diese armen Tiere so gerne alle behalten, aber es sind zu viele. Sie tun mir so Leid...sie leben bei so herzlosen Leuten, die sie einfach für ein wenig Geld sofort abgeben würden.“ Jetzt war Uruha sich sicher, dass er ein Schluchzen vom anderen Ende hörte und er wäre am liebsten nun bei Saki, um ihn vernünftig trösten zu können. „Weswegen ich eigentlich anrufe...ich komm deswegen morgen nicht. Vielleicht ist Rex ja morgen dabei.“ „Ja, ist schon okay...dann hab ich Zeit zum lernen.“ „Wieso, kommt Aki auch nicht?“ „Nein...er hat abgesagt.“ Einen Moment lang herrschte Stille, bevor Saki sich dann kleinlaut zurückmeldete. „Er benimmt sich seltsam.“ „Wie meinst du das?“ „Er ist ständig anders unterwegs und versetzt uns...“ „...“ Jetzt wo Sakito es sagte... Uruha war so auf sich selbst und seine Probleme fixiert gewesen, dass er zwar bemerkt hatte, dass Aki sich von ihm entfernte, aber dass ihm erst jetzt auffiel, wie Aki in letzter Zeit wirklich auffällig oft verschwand, wenn man so darüber nachdachte. „Stimmt...was er wohl immer macht, anstatt sich mit uns zu treffen?“ „Hmm...“ gab Sakito von sich und Uruha konnte praktisch hören, wie es an anderem Ende der Leitung in Sakitos Kopf ratterte. Wenn es ums Soziale ging, so hatte Uruha da überhaupt keinen Durchblick. Was ja auch nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, dass er seit Jahren nur mit Aki und Sakito sprach und andere Leute mit Vorliebe ignorierte. Sakito hingegen hatte mit seinem Feingefühl schon eher eine Ahnung von sowas, wobei er allerdings sehr idealistisch und romantisch veranlagt war, so dass seine Fantasie in der Beziehung des Öfteren Mal mit ihm durchging und er immer wieder die Realität zu stark ausblendete, um eine wirklich zutreffende Analyse abzulegen. „Wahrscheinlich hat er seine Leidenschaft für Blumen neu entdeckt und hilft jetzt in einer Gärtnerei aus. Ich wusste, dass in Aki eine gute Person steckt.“ Wie gesagt, die Fantasie ging schon mal mit Saki durch. Uruha seufzte und stimmte Sakito leise zu: „Ja, das wird es wohl sein. Du, ich muss jetzt auflegen.“ „Gut, wir sehen uns dann. Lass dich nicht unterkriegen.“ Uruha drückte das Gespräch weg und legte dann das Handy beiseite. Ja, lass dich nicht unterkriegen.’ Das war leichter gesagt, als getan. Das wusste Uruha seit kurzem ganz genau. Langsam stand er auf und ging zu seinem großen Spiegel. Was war am schönsten an ihm? Dass er schön war, war klar. Aber was war am schönsten? Seine durchdringenden Augen? Seine vollen Lippen? Seine feinen Gesichtszüge? Sein schlanker Körper? Seine langen Beine? Uruha hatte sich von oben bis unten ganz genau betrachtet und kam zu dem Schluss: Alles an ihm war schön, da ließ sich nichts machen. Mei, mei, wer will denn hier gleich eingebildet werden? Aber es war doch schließlich eine Tatsache, dass die Leute ihn anstarrten und er sah nicht ein, wieso er sich selbst abwerten sollte. Aus diesen Minderwertigkeitskomplexen hatte er sich retten können und sich fest vorgenommen, niemals wieder damit anzufangen. Oh, er hatte vorhin seinen knackigen Hintern vergessen...aber gut, den konnte er selber auch nicht so gut betrachten. Aber was an ihm sprach die Leute wohl am meisten an? Bestimmt nicht seine Augen. Dieser ganze Scheiß von wegen „Du hast ja so schöne Augen!“ war ja doch nur Heuchelei! Wenn du zu deinen tollen Äuglein nicht noch nen hübschen Rest zu bieten hast, interessiert sich auch niemand dafür, wie deine Glubscher aussehen. Hart, aber so ist die Wahrheit nun mal. Doch Uruha hatte ja den hübschen Rest. Sein Gesicht im Gesamten, war wohl ein Kunstwerk für sich. Besonders seine vollen Lippen, der perfekte Schmollmund einfach, fielen sofort auf. Mit den funkelnden Augen und den hübschen Gesichtszügen noch dazu war Uruha einfach auffallend hübsch. Nun, er hatte es geschafft sich darauf zu einigen, dass seine Lippen wohl den meisten Leuten zuerst auffielen. Und wenn jemand nicht sein Gesicht sah, na ja, dann vielleicht sein Hintern, aber wie gesagt, es fiel ihm schwer, den selbst zu beurteilen, also wettete er lieber auf seinen schlanken, langen Beine. Nun stellt sich natürlich die Frage, was brachte es Uruha zu wissen, was an ihm den Leuten am besten gefiel? Nein, er wollte sich nicht einfach nur selbst bestätigen und nochmals bewundern, wie toll er war. Er wollte einfach nur wissen, was er von sich betonen musste, damit er Kyos Aufmerksamkeit bekam. Wenn er seine Vorzüge besser zur Geltung brachte, vielleicht würde Kyo sich ja dann von Ruiza abwenden und sich ihm zu. Vielleicht, vielleicht. Mit großen Schritten stolzierte Uruha zu seinem Schrank und riss ihn auf. Irgendwas, dass seine Beine mehr zur Geltung brachte. Option Nummer 1: Röcke. Uruha zog all seine Röcke aus der Versenkung und schmiss sie auf sein Bett. In letzter Zeit war er mehr für Hosen gewesen. Option Nummer 2: Hosen.....aber enge! Das war schon wieder schwieriger. Enge Hosen sahen an Kerlen schon mal schnell unmöglich aus und das wollte Uruha nun ja gar nicht. Er wollte umwerfend aussehen und nichts anderes. Nach und nach probierte der Blonde seine gesamte Garderobe durch und versuchte dabei das perfekte Outfit zu finden. Das Outfit, welches Kyo sowas von vom Hocker schmeißen würden, dass er davon eine Beule bekommen würde, die sich richtig gewaschen hatte. Gerade versuchte Uruha sich in eine Hose zu zwängen, die er noch vor seinem letzten Wachstumsschub gekauft hatte, folglich war sie etwas klein, als die Tür aufflog und sein Vater vom Türrahmen aus seinen Sohn entsetzt musterte. „Uruha! Was tust du da? Zieh dir was Ordentliches an und schmeiß diese Hose weg, die ist dir eindeutig zu klein geworden! Heute Abend haben wir Besuch, denk dran.“ Und schon war er wieder verschwunden. Wahrscheinlich rief die Arbeit. Uruha selber stand einen Moment lang regungslos im Zimmer, hatte den Kampf mit der Hose aufgegeben, obwohl er sie schon fast zu hatte, und drehte sich erst, als sein Vater schon lange verschwunden war, in Richtung Spiegel. Entsetzt musterte er sein Spiegelbild. Die Hosenbeine waren zu kurz, der Knopf nicht geschlossen...er sah einfach lächerlich aus. Ehrlich gesagt wusste der Blonde nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Zu Aki hatte er noch gesagt, er würde aufhören Kyo zu lieben. Er hatte vorgehabt den Kleineren zu vergessen. Und was tat er nun? Er stand in seinem Zimmer vor dem Spiegel und probierte die unmöglichsten Klamotten an, nur um Kyo damit vielleicht zu gefallen. Wie konnte man sich selbst nur so widersprechen? Er hatte im Eifer des Gefechts sogar vergessen, dass sein Vater heute früher von der Arbeit gekommen war, weil sie heute Abend wieder Besuch von einer potentiellen Heiratskandidatin bekommen würden. So hatte er alle seine Vorsichtsmaßnahmen in den Wind geschossen und damit erst diese Modenshow möglich gemacht. Ein leises Kichern entfleuchte ihm und langsam überkam ihn die Ironie seines Handels, so dass er sich bald vor Lachen kaum noch halten konnte. Von seiner Lachattacke so stark geschüttelt, dass er kaum noch stehen konnte, ließ er sich aufs Bett fallen und lachte lauthals, so wie er es schon seit Ewigkeiten nicht mehr geschafft hatte. War das auch Kyos Einfluss? Brachte er ihn nicht nur zum Weinen, sondern auch zum Lachen? Wenn Kyo nicht in sein Leben getreten wäre, dann wäre er niemals in diese Situation geraten. War das nun positiv oder negativ? Uruha wusste nicht wirklich, ob er diese Veränderungen wirklich noch so schlimm fand wie anfangs. Seit Jahren hatte er zum ersten Mal wieder richtig gelacht. Es überraschte ihn fast, dass er dazu noch in der Lage war. Er hatte sich nicht mehr erinnern können, was das für ein befreiendes Gefühl war. Der Druck, der ihm auferlag, war in den letzten Jahren ins Unermessliche gestiegen. Seine Eltern kontrollierten ihn auf Schritt und Tritt und das Versteckspiel, welches früher Mal ganz unschuldig angefangen hatte, war so gewachsen, dass Uruha inzwischen schon zu Unzeiten aufstand, damit seine Mutter ihn nicht sah, bevor er aus dem Haus ging. Er hatte einen perfekten Zeitplan aufgestellt, hatte sein gesamtes Leben so durchgeplant, dass er einfach keinen Platz mehr für Gefühle übrig gehabt hatte. Seine Eltern hatten ihn einerseits unter Druck gesetzt und anderseits war Uruha es auch selber, der sich immer mehr Arbeit aufhalste, indem er irgendwo versuchte sein eigenes Ich zu bewahren, obwohl er wusste, dass es seinen Eltern nicht gefiel, wie er war. Darüber hinaus hatte er es mit seinem Perfektionismus so an die Grenze getrieben, dass er es niemals im Leben hinnahm, wenn etwas nicht absolut formvollendet war. Gerade so war nicht genügend. Er musste weit über das Ziel hinaus schießen, damit er zufrieden war. Er war schon immer perfektionistisch, ordentlich, kontrolliert und ernst gewesen. Schon als Kind, aber die Last auf seinen Schultern hatte es in den Extremismus getrieben. Früher hatte er noch schöne Stunden mit seinen Freunden erlebt. Hatte als Kind noch Zeit gehabt mit Aki und Sakito zu spielen. Heute verbrachten sie ihre gemeinsame Zeit meistens damit, dass er Sakito in der Schule half und dadurch selber den Stoff nochmal wiederholte, was auch ein Grund war, weswegen er die sonst verlorene Zeit opferte. Er hatte schon befürchtete, dass er das Lachen verlernt hatte. Richtig Lachen, so wie er es gerade tat. Und dann trat Kyo in sein Leben. Brachte ihn in kürzester Zeit dazu, dass er völlig die Kontrolle verlor. Er hatte ihn geküsst! Und das ohne es zu wollen! Das war der erste Ausdruck von Gefühl, den Kyo aus Uruha herausgelockt hatte. Weiterführend hatte er ihn dann zum Weinen gebracht, gleich mehrmals und inzwischen lachte Uruha sogar. Und zu allem Überfluss liebte er diesen Kerl dann auch noch, was dazu führte, dass er immer öfters Probleme hatte, sich vollends zu konzentrieren und letztendlich in so welchen Situationen wie dieser gerade hier landete. Wie gesagt, Uruha wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Nach 10 Minuten hatte er sich dann so langsam wieder beruhigt und lag nun erleichtert lächelnd auf seinem Bett, wartete, dass das Seitenstechen aufhörte, dass er vor lauter Lachen bekommen hatte. Vielleicht, so bemerkte er, war es ja gar nicht möglich, dass er Kyo einfach nicht mehr liebte. Er schien diese Liebe ja auch offensichtlich nicht im Griff zu haben. Wie hätte er sonst in dieser abstrusen Lage landen können? Vielleicht musste er einfach hinnehmen, dass er Kyo liebte und vielleicht, aber nur ganz vielleicht, konnte aus dieser Liebe ja noch irgendwann etwas werden. Mit diesen Gedanken schälte Uruha sich wieder aus seiner Hose, beschloss, dass er sie nun tatsächlich wegschmeißen würde, so wie sein Vater es befohlen hatte. Schließlich konnte er wahrlich niemanden beeindrucken, wenn er damit irgendwo aufkreuzte. Erst recht nicht Kyo. Aber dem Rest seiner anprobierten Klamotten schenkte er abermals seine Aufmerksamkeit. Wenn er Kyo noch von sich überzeugen könnte, dann würde er das auch versuchen. Wenn er seine Liebe zu dem Anderen schon nicht in den Griff bekam, dann sollte sie doch wenigstens nicht einfach abgehakt werden. Er nahm sich Akis, Hides und Sakitos Ratschläge zu Herzen. „Kämpfe, sei stolz und lass dich nicht unterkriegen.“ Murmelte Uruha leise und pfefferte die Hose in den Mülleimer, bevor er sich dann brav fertig machte, um dem perfekten, kleinen Töchterchen aus gutem Hause entgegen zu treten, die nur davon träumte, einen reichen Mann zu heiraten und dessen Haushalt zu schmeißen. Was für ein Glück, dass er heute mit so jemand Interessantem seinen Abend verbringen durfte. Vielleicht konnten sie ja über die neusten Gerichte aus der Brigitte diskutieren und danach Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft austauschen. Vielleicht hatte ja das verrückte Haus wieder einen neuen Anstrich oder so. Uruha seufzte bei dem Gedanken daran. Alle Mädchen, die nicht absolut oberflächlich waren, ließen sich gar nicht erst auf so eine Schwachsinnsidee ein, denn jeder der Anwesenden wusste, worum es sich bei diesen Treffen eigentlich handelte, eine verdeckte Heiratsvermittlung. Obwohl...er selbst ließ sich ja auch darauf ein. Würde er es jemals wagen, seinen Eltern zu sagen, dass er schwul war und nicht im Traum daran dachte, eines dieser Mädchen zu heiraten, die sie sich für ihn erträumten? Oder würde er vielleicht sogar aus Angst vor ihrer Reaktion in genau so einer Ehe landen, mit einer oberflächlichen Frau und einem sterilen Eheleben? Oder würde er es vielleicht doch schaffen ihren Respekt zu erkämpfen und es ihnen und sich selbst Recht zu machen? Und wie lange durfte er vor diesem Geständnis überhaupt noch wegrennen, ohne die Situation an den Abgrund zu treiben? „Geh!“ Kyo beobachtete Hizumi genau. Er schien entsetzt, rührte sich aber nicht vom Fleck. „Ich sagte geh! Hast du was an den Ohren? Da vorne ist die Tür!“ Langsam stand Hizumi auf, schien innerlich mit sich zu ringen. Während er darauf wartete, dass der Ältere Ruizas Wohnung verließ, spürte Kyo, wie sich sein Herzschlag um einiges beschleunigte. Ruiza stand im Zimmer, hatte den Blick aber von Hizumi abgewendet. Er starrte die Wand an und wartete ruhig, bis Hizumi den Raum verlassen hatte. Kyo saß auf seinem Platz, hatte seine liebe Müh nicht aufzuspringen und rumzuhüpfen, sondern einfach still zu bleiben. Sein Körper war angespannt um die Energie zurückzuhalten, die sich in ihm breit machte, nun da er endlich sein Geständnis über die Lippen bekommen hatte. Gut, er hatte Ruiza seine Gefühle nicht wirklich gestanden und sie eigentlich nur Hizumi an den Kopf geworfen. Und weswegen? Er war hierher gekommen um Ruiza aufzuklären, um ihm zu sagen, dass Hizumi ein Arsch war, der ihn schon ganz zu Anfang hinterrücks betrog. Und dann fand er Hizumi in Ruizas Wohnung vor, ziemlich selbstzufrieden, hatte wohl die Nacht hier verbracht und er wusste, er könnte den Anderen vielleicht selber verjagen und Ruiza damit diese Bürde nehmen. Also hat er ihn beschimpft, ihm gesagt, dass er keine Chance hatte, dass Ruiza nur mit ihm spielte, ihn nicht liebe und dass er, Kyo, ihn schon viel länger liebte und Ruiza, wenn er es denn mal wusste, diese Liebe erwidern würde. Natürlich hatte in diesem Moment Ruiza den Raum betreten müssen. Wie in einer schlechten Komödie halt. Doch Kyo hatte beschlossen, dass das ein guter Nebeneffekt war. Nun war es raus. Nun wusste Ruiza was Sache war und jetzt würde Kyo endlich erfahren, was Ruizas Antwort war. Zu guter letzt hatte Hizumi die Wohnung verlassen, ziemlich wütend und enttäuscht, wie Kyo schien, aber das war nicht weiter verwunderlich. Der Andere hatte bestimmt nicht damit gerechnet, rausgeschmissen zu werden. Ein Punkt für Kyo. Und der zweite folgte sogleich. Das erhoffte Kyo sich wenigstens. Doch als Ruiza seinen Blick endlich wieder von der Wand nahm, die er vorher angestarrt hatte, und mit seinem Blick Kyos suchte, erkannte Kyo sofort, dass Ruiza ihn nicht liebte. Dieser Blick voller Trauer sagte ihm alles. „Kyo...“ hauchte Ruiza leise und senkte verzweifelt seinen Blick, wusste anscheinend nicht, wie er ausdrücken sollte, was er nun sagen musste. Der Angesprochene meinte eine Träne in Ruizas Augenwinkeln glitzern zu sehen, stand schnell auf und zog Ruiza an der Hand mit sich auf die Couch. „Ist schon okay...Rui...nicht weinen.“ Doch es half nichts. Der Ältere verbarg sein Gesicht in seinen Händen und wurde von Kyo kurz darauf in eine beruhigende Umarmung gezogen. Es dauerte eine Weile bis Ruiza sich wieder beruhigt hatte und selbst als keine Tränen mehr flossen, saß er Kyo noch immer betrübt gegenüber, die feuchten Augen niedergeschlagen und machte keine Anstalten zu sprechen. „Ist schon okay...“ Wiederholte Kyo also und strich Ruiza eine wirre Haarsträhne hinters Ohr. „Ich hab damit gerechnet...also, dass du mich nicht liebst. Eigentlich wusste ich das schon lange.“ Ruiza schniefte und starrte auf die Couchkissen. „So klang das vorhin aber nicht...“ „Ja...ich weiß...ich wollte Hizumi verjagen.“ Erschrocken über diese Aussage schnellte Ruizas Kopf in die Höhe und er sah Kyo mit verwirrt geweiteten Augen an. „Was?“ Ein verlegenes Lächeln schlich sich über Kyos Lippen und er zuckte die Schultern. „Ich wollte dich beschützen. Ich dachte..denke.., dass er nicht der Richtige für dich ist und ich wollte dich nicht ahnungslos ausliefern. Ich liebe dich schon so lange, ich könnte es nicht mit ansehen, wenn dich jemand unglücklich macht.“ Ruiza verstand wohl anscheinend nicht, wieso Kyo der Meinung war, dass Hizumi ihn unglücklich machen würde, aber er ging nicht darauf ein. Etwas anderes beschäftigte ihn gerade erheblich stärker. „Du liebst mich also schon, seitdem wir uns das erste Mal trafen?“ „Ja... Liebe auf den ersten Blick...“ Und wieder senkte Ruiza seinen Kopf, schien über diese Aussage zutiefst betrübt. „Das heißt, du bist nicht mit mir befreundet, weil du meinen Charakter magst oder so, sondern weil du mich schön findest? ...ich dachte, du würdest mich mögen... nicht rein äußerlich, sondern irgendwie auch innerlich...“ Eigentlich war Ruiza es ja gewohnt, dass er auf sein Äußeres reduziert wurde. Da er ein Model war, interessierte sich kaum jemand dafür, was er dachte oder was für Charakterzüge er hatte. Hauptsache er sah gut aus. Doch bei Kyo hatte er gedacht, dass das anders wäre. Sie hatten immer eine außergewöhnliche Beziehung zueinander gehabt und zwar, weil Ruiza den Jüngeren als Freund akzeptiert hatte. Kyo behandelte ihn nicht wie ein Model. Er hatte ihn niemals reduziert und war immer an Ruizas Seite gewesen. Er hatte gedacht, er würde ihn mögen um seinetwillen. Nicht wegen seines Aussehens. Aber da hatte er sich wohl getäuscht. Kyo, der an Ruizas Aussage und dessen Reaktion auch langsam verstand, was den Älteren bedrückte, fuhr sich selbst leicht überfordert durchs Haar und stammelte vor sich hin, in einem Versuch sich zu erklären. „Nein...ich meine ja, aber halt nur anfangs...verstehst du? Du hast einen tollen Charakter. Nur das konnte ich natürlich nicht sehen, als ich mich in dich verliebte. Ich sah halt nur, dass du der schönste Mensch auf Erden warst...äh...bist. Aber dann hab ich dich kennengelernt und gemerkt, dass du auch noch eine wunderbare Person bist. Ich bewundere dich! Ich liebe dich innerlich und äußerlich. Das eine kann man nicht vom anderen trennen. Ich meine, beides gehört zu dir. Mein Gott, ich habe zwei Jahre gewartet, wir hatten zwei Jahre eine platonische Beziehung. Meinst du, ich hätte das ausgehalten, wenn mir nur dein Äußeres gefiele und dein Charakter nicht?“ Ein seichtes Kopfschütteln von Ruiza bestätigte Kyo, dass er das Missverständnis anscheinend geklärt hatte. Eine Stille trat ein. Ruiza grübelte stumm vor sich hin und Kyo rutschte ungeduldig auf seinem Platz hin und her. „Heißt das, du liebst Hizumi?“ Platzte es schließlich aus ihm heraus. Selbst wenn Ruiza ihn nicht liebte, er musste wissen, ob er diesem miesen Kerl verfallen war. Doch zu seiner Erleichterung schüttelte Ruiza abermals seinen Kopf. „Das heißt...“ Ruiza seufzte. „...ich weiß es nicht.“ Eine Erklärung war nicht nötig. Kyo wusste, was ihn Ruiza vorging. Er besah sich die schlanke Gestalt, die dort, etwas eingesunken, vor ihm saß und lächelte traurig. Ruiza zog also die Möglichkeit in Betracht, dass er Hizumi vielleicht lieben könnte. Es machte ihn traurig, dass Ruiza seine Gefühle nicht verstand und sie nicht einfach benennen konnte. Er hatte Mitleid mit dem Älteren. Doch er wusste, dass es nur logisch war. Es gab liebevolle Familien, in den lieben gelehrt wurde durch den Umgang in der Familie. Ruizas Familie, das war wohl offensichtlich, war nicht so. In dieser Familie spürte man durch seine Eltern nur die gestellten Ansprüche, den Druck, die Erwartungen. Entweder man stellte sich dem, wurde stark oder man zerbrach. Sowohl Ruiza als auch Uruha hatten sich dem gestellt. Beide auf ihre Art und Weise. Doch sie hatten niemals gelernt, was es heißt zu lieben. Vielleicht hatte Ruiza ja deswegen Kyos Liebe zu sich nicht erkannt und erkannte deswegen auch seine eigene Liebe zu Hizumi nicht. Diese Liebe, die Kyo leider schon längst erkannt hatte. Wie sehr er es sich auch anders wünschte, er wusste, dass Ruiza Hizumi liebte. Zwei Jahre Liebe ohne Erwiderung, ohne Gewissheit, ohne Kuss, ohne zu wissen, wie es wäre, wenn er denn einen Kuss geschenkt bekommen würde. „Würdest du mir einen Kuss geben?“ Es war einfach aus ihm herausgeplatzt, was er sich schon längst wünschte, und nun starrte er den Älteren hoffnungsvoll an, welcher über die unorthodoxe Frage etwas verstört auf dem Sofa hin und her rutschte. „Wie?“ „Bitte. Nur einen Kuss. Dann geb ich Ruhe.“ „Und...können wir dann noch Freunde bleiben?...wenn ich dich küsse, ist das dann noch möglich?“ Verunsichert traute Ruiza sich anscheinend nicht mehr Kyo in die Augen zu sehen und der Kleinere fragte sich inzwischen schon, ob es so denn überhaupt möglich sei, dass er ihn küsste. „Natürlich!“ „Ich mein das ernst! Tu das nicht einfach so ab!“ brauste Ruiza auf und funkelte Kyo einmal kurz an, senkte dann aber seinen Blick wieder etwas beschämt. „Ich will dich nicht verlieren Kyo! Du bist mein einziger Freund. Ich liebe dich doch.... Nur leider nicht so! Ich würde das ändern, wenn ich denn nur könnte. Aber ich kann nicht...ich kann nicht.“ Ruiza schluckte und kaute auf seiner Unterlippe. „Lass das....du machst dir noch die Lippen kaputt...“ hauchte Kyo, doch Ruiza zuckte nur einmal kurz die Schultern und schniefte. „Ich liebe dich doch...“ „Ich weiß Rui, ich weiß...ich wollte dir niemals damit weh tun, dass ich dich liebe. Es ist einfach passiert...und ich wollte es dir immer sagen...aber du warst immer vergeben oder so weit weg. Es scheint fast, als soll es einfach nicht sein. Du musst wohl mit jemand anderen glücklich werden.“ Ruiza schüttelte protestierend seinen Kopf, doch Kyo legte ihm erneut die Hand auf die Wange und hielt ihn davon ab. „Doch, ich bestehe darauf. Du sollst glücklich werden, verstehst du? Ich will, dass du glücklich bist. Und ich werde dich niemals verlassen. Ich werde dein Glück beobachten und als Freund an deiner Seite bleiben. In Ordnung?“ Er sah dem Älteren mit einem Blick in die feuchten Augen, der keinen Widerspruch duldete und lächelte zufrieden, als er das sanfte Nicken wahrnahm. Ruiza sah ihn etwas zweifelnd an, hatte aufgehört auf seiner Lippe zu kauen. Endlich konnte er ihm wenigstens wieder in die Augen sehen. „Du willst einen Kuss?“ Bevor Kyo antworten konnte, hatte Ruiza sich etwas vorgebeugt und sich mit seinen Lippen den Kyos genähert. „Aber nur einen...“ hauchte der Ältere erneut und der warme Atem streifte Kyos Lippen, woraufhin er seinerseits den Atem sofort anhielt und angespannt darauf wartete, was nun passieren würde. Als sich Ruizas Lippen tatsächlich sanft auf seine eigenen legte, zuckte Kyo erst mal zusammen, bevor er sich dann schüchtern in den Kuss lehnte. Nach all diesem Warten kam es ihm so unecht vor, dass es tatsächlich passierte, weshalb er sich im ersten Moment erschrocken hatte. Doch im nächsten jagten schon tausend Blitze durch seinen Körper und er konnte es sich nicht nehmen lassen Ruizas Lippen ganz vorsichtig zu liebkosen und diesen kurzen Moment einfach so sehr zu genießen wie nun einmal möglich. Ruiza, ein wenig zaghaft, erwiderte und ließ Kyo gewähren, war dabei allerdings so zurückhaltend und vorsichtig, dass Kyo diesen wunderschönen Moment nur kurz ausnutzte, bevor er dann den Kuss wieder löste und ruhig sitzen blieb um noch ein wenig in dem zurückgebliebenen Gefühl zu schwelgen. „Und? Was fühlst du jetzt?“ Unterbrach Ruiza ihn nach einer kurzen Pause. „Erleichterung.“ Kyo blickte lächelnd auf und bedachte seinen Gegenüber mit einem dankbaren Blick, bevor er sich dann zur Seite drehte und sich in die weichen Kissen des Sofas zurücksinken ließ. „Dieser Kuss war mein größter Wunsch und nachdem ich nun befürchtet hatte, ihn niemals zu bekommen, bin ich nur umso glücklicher, dass du ihn mir geschenkt hast.“ Ruiza hatte anscheinend befürchtet, dass dieser Kuss Kyos Liebe zu ihm vielleicht nur schüren würde und teilte nun mit Kyo das Gefühl der Erleichterung, weil es anscheinend nicht der Fall war. So drehte er sich ebenfalls zur Seite und lehnte sich zurück. „Erleichterung....“ Murmelte der Ältere nachdenklich und schielte zu Kyo. „Ja... ich dachte ich würde niemals erfahren, wie es wäre dich zu küssen. Das hätte mich bestimmt fertig gemacht. Aber nun...ich weiß es.“ Ruiza lachte leise und schüttelte amüsiert den Kopf, bevor er dann aber leicht unsicher zu seinem Freund schielte und zögerlich fragte: „Du sagst Hizumi aber nichts von dem Kuss, nicht wahr?“ Gute Frage, nächste Frage. Ein schweres Seufzen entfleuchte Kyos Lippen und er zerraufte sich die eh abstehende Mähne. Natürlich konnte er das für sich behalten. Doch war er nicht mit dem Vorhaben hier angelangt Hizumi und Ruiza zu trennen? Er war ja nicht gekommen um Ruiza zu erobern, sondern nur um ihn vor dem Unglück zu bewahren, welches Hizumi mit sich brachte. Er musterte den Älteren neben sich. Ja, er liebte ihn. Ruiza liebte Hizumi. Noch viel deutlicher konnte es nicht werden. Selbst ein Blinder könnte das sehen. Überließ er also Ruiza seine Liebe und damit dem Unglück oder zerstörte er ihre Freundschaft und bewahrte Ruiza vor Herzschmerz? Vielleicht aber würde Ruiza ja auch mit Hizumi glücklich werden. Eine völlig neue Idee, aber in diesem Fall, wäre Ruiza glücklich, Kyo weiterhin mit ihm befreundet und alles im Lot. Natürlich, das war, realistisch betrachtet, hoch gepokert, schließlich brachte Hizumi nicht wirklich die richtigen Voraussetzungen mit, wenn er gleich zu Beginn einen Sex-Ausflug zu Miyavi machte, aber Kyo sah für sein eigenes Seelenheil kaum einen anderen Ausweg. Ruiza würde es ihm nur schwer verzeihen, wenn er ihm dies zerstörte und Kyo würde das Ende ihrer Freundschaft kaum überstehen. Das wäre schließlich schon die zweite kaputte Freundschaft innerhalb kürzester Zeit. Die Gedanken betreffend Kaoru holten den Jüngeren ein und nochmals schwer seufzend, so langsam machte Ruiza sich Sorgen um ihn, lehnte Kyo sich nach vorne und stützte seinen Kopf in seine Hände. Außerdem, wenn ihre Freundschaft in die Brüche ging, würde Ruiza dadurch noch doppelt leiden. Back to Ruiza in Gedanken. Vielleicht ging ja auch alles gut. Man konnte ja nie wissen und wenn Kyo Ruiza von Hizumis Abenteuer nichts erzählte, vielleicht würde er es ja niemals erfahren. „Ich werde ihm nichts sagen...“ antworte Kyo also schließlich und fügte gedanklich noch hinzu, dass er dem Ältesten zum Ausgleich dafür auch ein kleines Geheimnis zugestand. „Danke!“ Kyo winkte ab und erhob sich. „Ich glaub, ich geh dann mal wieder.“ „Hmmm....“ Ruiza sah nachdenklich zu Kyo hoch und ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern. „Was los?“ „Hizumi wollte ursprünglich eigentlich irgendwo mit mir hin...“ „Dann solltest du gehen.“ Ruiza sah etwas peinlich berührt aus und Kyo musste darüber unweigerlich lächeln. Es war ihm anscheinend peinlich, dass er Hizumi einfach so rausgeschmissen hatte, aber er hatte Kyo nicht vor Hizumis Augen eine Abfuhr erteilen wollen und dafür war er dem Älteren sehr dankbar. „Und was, wenn er mich jetzt nicht mehr sehen will?“ „Dann verdient er dich nicht.“ Das war wohl nur ein schwacher Trost, jedenfalls zeigte Ruiza keine Anzeichen besonderer Freude. „Na los, gehen wir. Du zu Hizumi und ich nach Hause.“ Ruiza stand langsam auf und gemeinsam verließen sie Ruizas Wohnung, um sich zu den eben genannten Orten zu begeben. Sie verabschiedeten sich bald und Kyo machte sich auf den Heimweg, übermannt von einem völlig neuen Gefühl. Es war ihm kaum möglich, es zu benennen. Auf der einen Seite fühlte er Bedauern, dass seine Liebe unerwidert blieb, des weiteren auch ein wenig Scham, dass er so dick aufgetragen hatte und Hizumi demnächst wusste, dass eigentlich nichts hinter dieser großen Klappe steckte, außerdem aber auch Freude, Befreiung und Erleichterung. Das bedrückende Gefühl über seine unerwiderte Liebe kannte Kyo zu genüge. Doch der Scham war relativ neu. Er schämte sich sonst für nichts. Auch das Gefühl der Befreiung irritierte ihn stark. Hatte er sich in seinen Gefühlen für Ruiza gefangen gefühlt? Er konnte sich nicht genau erklären, was gerade in ihm vorging. Erstens war es ihm nicht möglich und zweitens hatte er nicht die Gelegenheit ausführlich darüber zu grübeln, denn als er aus dem Aufzug stieg und sich zu ihrer Wohnungstür wand, saß dort, auf ihrer gelb-versifften Fußmatte, es war ursprünglich mal Gold gewesen, aber das Gold was irgendwie ausgebleicht und von Kyos dreckigen Schuhen war sie auch nicht schöner geworden, Kaoru und schien auf Kyo zu warten. „Hey~“ Kyo blieb stehen, musterte den Größeren argwöhnisch und antwortete schließlich zögerlich: „Hi.“ „Ich hab geklingelt, aber dein Vater wollte mich nicht rein lassen. Er schien mir nicht zu glauben, dass wir befreundet sind...oder er vertraut mir trotzdem nicht.“ „Siehst ja auch gefährlich aus mit dem Zuckerwattenhaar.“ Kaoru grinste leicht und rappelte sich auf. „Beschissen siehste aus.“ Kyo nahm kein Blatt vor dem Mund, doch seine Augen verrieten, dass er sich Sorgen machte. Kyo kannte diesen Anblick von sich selbst und er wusste, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Kaorus Haar war zerzaust und seine Augen waren rot und geschwollen. „Er ist jetzt weg.“ Riss Kaoru ihn wieder aus den Gedanken. „Hä?“ „Dein Vater. Er ist an mir vorbei, aus der Wohnung raus.“ „Ah...“ Kyo machte endlich einen Schritt vor und trat neben Kaoru um die Wohnung aufzuschließen. „Komm rein.“ Murmelte er und trat selber ein, streifte die Schuhe von den Füßen und tapste auf Socken weiter. Er ging direkt in die Küche, prüfte ihre Vorräte. Erst als er hörte, dass Kaoru ihm gefolgt war, drehte er sich um. „Was willst du? Was meinst du, hilft dir am besten gegen den Schmerz...?“ „Schokolade...soll doch glücklich machen.“ „Mal schaun, ob ich so viel Schokolade im Haus habe.“ Das bezweifelte er allerdings. Kaoru sah aus als bräuchte er viel Schokolade und Kyo selbst war auch nicht zu vergessen. Kyo warf Kaoru schon mal eine Tafel zu. „Du sagtest doch, es täte dir Leid.“ Fing Kaoru an und bekam von Kyo, der gerade auf der Suche nach mehr Schokolade mit dem Oberkörper fast komplett in einem Schrank verschwunden war, wieder die volle Aufmerksamkeit. Dieser Schrank hatte schon was von einem schwarzen Loch. „Jetzt hast du die Chance dich als Freund zu beweisen...“ Die Schokolade lag achtlos auf dem Küchentisch, während Kaoru sein Gesicht in seinen Händen vergrub und ein leichtes Zittern seinen Körper überkam. Kyo hockte auf dem Boden vor dem Küchenschrank mit dem unwahrscheinlichen Fassungsvermögen und sah zu seinem sonst so beherrschten Freund auf, ahnungslos, wie er ihm nun helfen konnte. „Er hat Schluss gemacht.“ Wenigstens wusste er nun, wie der Hase lief, wobei er sich das beinahe schon gedacht hatte bei Kaorus Anblick. „Gerade...vor knapp drei Stunden und..“ Kaoru blickte auf und sah auf seine Uhr. „...und 16 ½ Minuten.“ „....endgültig? Das ist vielleicht nur so eine Laune von ihm....“ Kyo schreckte zurück und hätte sich fast im Küchenschrank versteckt, als Kaoru aufsprang und dabei fast gewalttätig den Stuhl zurück schob. „Das ist keine Laune! Er würde so etwas niemals tun!“ Kaoru erstarrte in seiner Bewegung und hob dann hilflos die Schultern. „Dachte ich jedenfalls....dass er so etwas niemals tun würde. Ich dachte, ich würde ihn kennen. Und dann...als er vor mir stand, ich wusste nicht wer das ist. Seine Augen waren so kalt. Er hat mir fest in die Augen gesehen und gesagt ‚Es ist aus. Ich mach Schluss.’. Kein Zweifel, keine Trauer, rein gar nichts. Als wäre ich ihm egal.“ Endlich von dem beschützenden Schrank losgekommen, stand Kyo auf und trat an den Tisch, ließ seinen verzweifelten Freund nicht aus den Augen. „Hast du ihn gefragt, wieso?“ Ein Nicken. „Und?“ „Daisuke.“ Ein Wort und Kyos Gesicht verfinsterte sich. Natürlich. Daisuke war schlecht gelaunt, seitdem Kaoru und Toshiya ein Paar waren. Ein schlecht gelaunter Daisuke war zwar kein besonders ungewöhnlicher Anblick, aber Kyo hatte gleich gespürt, dass Daisuke über die Beziehung zwischen Toshiya und Kaoru nicht glücklich war. Inwiefern hatte es ihn gestört? Was hatte er getan, um sie also auseinander zu bringen? „Anscheinend hat Daisuke Toshiya gesagt, dass er ihn liebt. Ich wusste, dass er ihn liebt. Ich habe seine feindseeligen Blicke gespürt und die liebevollen für Toshiya gesehen. Aber ich habe niemals bemerkt, dass Toshiya auch Daisuke liebt. Wie dumm ich war...“ „Als Toshiya wusste, dass Daisuke ihn liebt, hat er ihn dir vorgezogen?“ Kaoru wandte seinen Blick zur Seite, presste die Lippen aufeinander und nickte abermals. „Ich war wohl nur.....ein Zeitvertreib.“ „Iss die Schokolade.“ Ein gut gemeinter Rat, denn mehr zu kitten lag nicht in Kyos Macht. Kaorus Lage war aussichtslos und verdeutlichte nur mal wieder, wie man sich in den Menschen irren konnte. Ausgerechnet Toshiya, der immer so fröhlich und unschuldig wirkte. Aber wenn er dies tatsächlich war, wie war er dann in der Gruppe der Bösen gelandet, abgesehen davon, dass Daisuke ja offensichtlich in ihn verliebt war? Außerdem verteidigte er Yuuichi mit ausgefahrenen Krallen und spitzen Zähnen. Als unschuldiges Naivchen konnte man solch eine Bissigkeit wohl kaum von ihm erwarten. Und trotzdem. Kyo hätte sowas nicht von Toshiya erwartet. Nicht von diesem dauerfröhlichen Menschen, den kaum was aus der Ruhe brachte. Wenn man diesen hibbeligen Gemütszustand Ruhe nennen konnte. So verbrachten Kyo und Kaoru einige beschauliche Stunden auf dem Sofa, stopften sich mit allem voll, was sie in Kyos Wohnung fanden, dass irgendwie Schokolade enthielt oder wenigstens so aussah, und starrten den Fernseher an, ohne überhaupt richtig zu realisieren, was gerade lief und wie hirnverbrannt es war. „Ich hatte damit nicht mehr gerechnet, weißt du?“ Nuschelte Kaoru in seinen nicht vorhandenen Bart und riss erfolgslos an einer Kekspackung rum. „Hm-hm...“ „Gestern noch...“ Er riss und riss. Langsam schien er in Rage zu geraten. „...das ist so eine Ironie, Kyokyo...du glaubst es nicht.“ Konnte man Schokoladenbesoffen werden? Kyo überhörte diese nervige Verniedlichung seines Namens. Kaoru sprach undeutlich und wenn Kyo es nicht besser wüsste, würde er sagen, er lallte ein wenig. „Wie viele MonChèri hast du gegessen?“ Kaoru ging nicht auf die Frage ein, sondern lallte weiter über seine Ironie. „rischtisch ironisch, weiße? Gestern noch, kaum zu glauben...hat er mit mir geschlafen.“ „Na...vielleicht hat Dai es ihm erst heute Morgen erzählt und gestern war er noch normal...“ „Naaaaaain~ ...es war das erste Mal. Bisher wollte er nicht.“ Kaoru schüttelte energisch den Kopf. „Und dann...gestern...kam er vorbei und wollte irgendwie doch. Ich dachte noch so...toll! Also das wars dann auch...so toll halt, ne? Aber ich hatte gedacht, jetzt wird es ernst. Er liebt mich wirklich, wir bleiben zusammen. Wir waren ja auch schon über 2 Monate zusammen....“ „So lange schon?“ Diese Kekspackung hatte anscheinend eine Kaoru-Sicherung oder war wenigstens sehr widerstandsfähig. „Jaja...wir waren ein paar Wochen zusammen, als dus mitbekommen hast. Seitdem ist schon ein bissl Zeit vergangen. Aber no sex. Ich hatte nicht erwartet, dass er so Keusch is. Wirkt nicht so, aber er wollte nicht. Ich hab mir schon voll die Sorgen gemacht und seit gestern dacht ich, dass jetzt alles in Ordnung sei. Voll daneben... hab noch am Telefon geprahlt...Hizumi weiße? Hab ihm noch gesagt, dass wir endlich Sex hatten. Heut morgen...war so glücklich. Doch kaum hatte ich aufgelegt, -son paar Stunden später- kam Toshiya vorbei und machte Schluss...“ „Du hast mit Hizumi über Toshiya geredet?“ „Ja...so n bissl...ham ein wenig verglichen. Mit Ruiza und so...weil er hatte da Probleme. Er glaubt aber Toshiya wärn ein Mädchen...hat nicht gerafft, dass ich nen Freund und keine Freundin hab....“ Kaoru stockte. „Ich mein, hatte...“ Auf dem Bildschirm des Fernsehers landete gerade eine viel zu stark geschminkte Soapdarstellerin in den starken Armen ihres blondierten, unwahrscheinlich jungen Arztes. Sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss und Kyo stellte angewidert den Fernseher aus. Litt er falsch? Kyo nahm Kaoru die Kekspackung aus den erschlafften Händen und machte sie für ihn auf. Liebte er falsch? Er drückte Kao die Packung in die Hände, nicht aber ohne sich selber einen schokoladenüberzogenen Keks hinaus zunehmen. Was war falsch mit ihm? Er saß hier, knabberte ein wenig Schokolade und fühlte sich eigentlich ganz passabel, dabei hatte Ruiza ihm gerade gesagt, dass er ihn nicht liebte. All seine Hoffnungen waren nun endgültig, für alle Mal wie eine Seifenblase zerplatzt. Es war kein erneuter Anfall von Egoismus, der Kyo wieder an sich selbst denken und Kaoru gerade mit seinem Leid alleine ließ. Aber so wie er neben Kaoru saß, so bemerkte er doch, dass Kaorus und sein Leiden nicht vergleichbar war. Und zwar weil Kyos Leiden nicht mal vorhanden war. Er müsste hier sitzen und mit Kaoru leiden. Sie könnten gemeinsam weinen und jammern, sich mies fühlen. Doch er...er tröstete Kaoru, leistete ihm Beistand und hatte Mitleid. Doch sein eigenes Leid war einfach nicht da!? War es, weil er es schon lange geahnt hatte? Weil er darauf vorbereitet gewesen war? Hatte er Ruiza also schon lange zuvor aufgeben und seine Schwärmerei beendet? Oder weil er schon gelitten hatte? Weil er Ruiza schon mal aufgegeben hatte? Was war falsch? Oder war es etwa richtig? Kyo blinzelte und warf Kaoru einen Blick zu. War das Liebe? Musste man unter der Liebe leiden, damit man wirklich liebte? „Ich kann dich nicht mehr in den Pausen zu den Bösen begleiten...“ krächzte Kaoru, der inzwischen wohl ein weniger klarer denken konnte. „Wir gehen nicht mehr hin....wir haben uns. Die brauchen wir nicht.“ Was ist Liebe? Leiden? Glück? Illusion? War seine Liebe unecht, weil er nicht litt? Liebte er falsch oder nur anders? Oder war vielleicht gar Kaoru falsch? Eventuell war die Liebe auch einfach nur verloren. Irgendwo tief in ihm. Doch wenn er sich so Kaoru ansah, dann war er sich nicht sicher, ob er sie suchen gehen wollte. ~~~tbc~~~ Ah~ I hope you like it ^^V Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)