Tandonia von Lisandre (Vertraue auf die Zukunft in deinem Herzen!) ================================================================================ Kapitel 8: Endlich vereint -------------------------- Akt 08: Endlich vereint! Kurz nachdem Mardas Abgesandte davongeflogen waren, betrat der dunkle König den Saal. „Joana? Ich frage dich, wo sind meine Diener?“ Das weiß ich nicht, mein König. Ich kann sie nicht erreichen. Und das ist schon merkwürdig genug.“ „Jemand ist aber offenbar hier drin gewesen“, sagte der dunkle König, der bemerkt hatte, dass der Spiegel der Zukunft nicht mehr bedeckt war. „Glaubt ihr, dass sie es wissen?“, fragte Joana. „Und selbst wenn. Ändern können sie sowieso nichts mehr“, antwortete der König. Die Zukunft stand schon fest. Und nichts und niemand konnte sie mehr ändern. Ein grausames Lachen hallte durch den Saal. In Helia hatte sich währenddessen eine kleine Tragödie ereignet. Stellas Mutter war an der gefürchteten blauen Pest gestorben und auch ihre lebhafte kleine Schwester war an der todbringenden Krankheit erkrankt. Der Vater und ihr Großvater waren die einzigen, die den Glauben an Tandonia und ihre Wächter noch aufrecht hielten. Und auch als die letzten in dem unterirdischen Schutzkeller den Glauben aufgegeben hatten, sangen sie der todkranken Karla die Hymne Tandonias vor. Doch auch Karla war kein Kind von Traurigkeit. Sobald sie sich wieder etwas erholt hatte, und die Krankheit es zuließ, stimmte sie Lobeshymnen über jeden einzelnen der Wächter an. Die Hoffnung, dass ihre Schwester bald zurückkehrte, hielt sie am Leben. Helia war dem Untergang nah. Inzwischen suchten Tandonias Wächter fieberhaft nach Mardas Abgesandten. Sie kämpften sich der weil durch ein Gebiet, dass sich „Der tote Wald“ nannte. „Das gibt’s doch nicht“, schimpfte Solaris, der mit seinem Schwert voranging und den Weg freimachte. Das Unterholz war ziemlich undurchdringlich. „Diese blöden Büsche sind immer da, wo man sie am wenigsten braucht!“ „Wenn du jetzt meckerst, Solaris, hilft uns das auch nicht weiter“ Rubina versuchte, die Ruhe zu bewahren. Santos, der das Schlusslicht bildete, hielt sich aus der Diskussion raus und Stella war in Gedanken bei ihrer Familie. Sie hatte keine Ahnung, dass ihre Mutter gestorben und ihre kleine Schwester todkrank war. Melinda musste sich natürlich wieder als Anführerin aufspielen. Sie waren jetzt eine Ewigkeit durch diesen Wald gewandert, der nur aus dichtem Unterholz, Dornen und Dunkelheit bestand. „Dieses ganze Theater nur, um Mardas Abgesandte zu finden. Ich wette, die scheren sich nicht die Bohne um diese Sache. Stella schimpfte so vor sich hin. Doch Mardas Abgesandte scherten sich sehr wohl um diese Sache. Sie flogen auf dem Mageti über Mardas. Auf der Suche nach den Wächtern Tandonias. „Und wenn wir sie nicht finden? Was tun wir dann?“, fragte Marla unsicher in die Runde. „Wir werden sie schon finden“, beruhigte sie Somika und Decka setzte hinzu: „Vielleicht sollten wir mal zum Toten Wald fliegen. Es kann sein, dass sie nach der Brücke des Schicksals dort hinein geraten sind“. „Wer einmal dort hineingerät, findet nicht mehr so einfach hinaus“, setzte Tamada nachdenklich hinzu. Decka zog ein missmutiges Gesicht. Als zehnjährige hatte sie sich einmal in diesem Wald verlaufen. Sie hatte einen Sandepo getroffen und in der Hoffnung, er würde ihr heraushelfen, war sie ihm gefolgt und ehe sie sich versah, war sie beim dunklen König gelandet. Sie kannte die Gefahren des Waldes und wünschte niemanden dort hineinzugeraten. „Beschlossene Sache. Fliegen wir einmal dort hin“! Tamada ließ die Peitsche knallen. Das Mageti bäumte sich auf, wendete und flog in Richtung des Toten Waldes. Dort waren Tandonias Wächter inzwischen sehr weit vorgedrungen. „Irgendwie kommt es mir so vor, als ob wir hier schon einmal gewesen sind“, bemerkte Stella nach geraumer Zeit. „Da muss ich dir leider zustimmen“, meinte Santos. „Wie kommt ihr denn da drauf? Hier sieht doch alles gleich aus!“ Melinda konnte es nicht fassen. Sollten sie etwa im Kreis gelaufen sein? „Kommt mal bitte alle her“, rief Santos. „Was ist denn los?“, fragte Solaris. „Seht ihr hier diese Kerbe?“, fragte Santos seine Kameraden. „Was ist damit?“, fragte Rubina verwirrt. Sie konnte sich nicht vorstellen, was eine Kerbe in einem Baum mit ihrer Orientierung zu tun hatte. „Diese Kerbe habe ich geschnitzt, als wir vorhin hier vorbeigekommen sind“, gab Santos als Erklärung an. Erschrocken sahen sich alle an. Würden sie jemals wieder herauskommen? Plötzlich wurden sie von Gesang abgelenkt. Schöne helle klare Stimmen sangen von Freude und Glück. Doch niemand war zu sehen. Stella und ihre Freunde verloren auf einmal allen freien Willen. Sie wanderten wie hypnotisiert den Stimmen hinterher. Keiner der fünf konnte sich zur Wehr setzen. Inzwischen waren auch Harbo und seine Freunde über dem toten Wald angekommen. Decka vernahm auch sofort die unheimlichen Stimmen. Sie reagierte sofort:“ Ich weiß jetzt, wo wir hin müssen. Marla, zaubere uns heißes Bienenwachs!“ „Wieso ausgerechnet heißes Bienenwachs?“, fragte Marla verwundert. „Himmel, tu einfach was ich dir sage. Und beeil dich!“. Marla zuckte kurz mit den Schultern, tat aber dann was ihr gesagt wurde und zauberte einen kleinen Kessel voll mit dem gewünschten Inhalt. „Was soll das?“, fragte jetzt auch Harbo. Decka antwortete: „ Hier im toten Wald leben grausame Wesen, nämlich die Polaru. Sie saugen dir alle Gedanken aus und machen dich willenlos. Sobald du keinen eigenen Willen mehr hast, bist du ihnen ausgeliefert. Dann locken sie dich zu ihrem See und ertränken dich. Das Bienenwachs verschließt die Ohren. Dann hören wir ihren Gesang nicht und sind somit sicher“. „Können wir sonst noch etwas tun?“, fragte Marla ängstlich. „ Ja. Denkt wenn möglichst nur an positive Dinge. Negative Gedanken locken sie nur an und machen ihren Gesang intensiver. Ich schlage vor, von jetzt anschweigen wir und wenn etwas wichtig ist, teilen wir es uns in Zeichensprache mit“. Deckas Vorschlag wurde angenommen und jeder versuchte, nur glückliche Gedanken in seinem Kopf zu haben. Doch das war haben. Doch das war dar nicht so einfach, denn im Leben der fünf hatte es noch nicht viele glückliche Augenblicke gegeben. Die Ohren waren fest mit Bienenwachs verschlossen, als sie schließlich in der Nähe des Geschehens von dem Mageti abgesetzt wurden. Die Polaru waren allesamt weiblich und lebten zusammen in einem See, wie ein Wolfsrudel in seiner Höhle. Sie hatten sich formatiert und sangen wie ein Chor von Engeln. Doch der Gesang war böse und drang tief in die Herzen aller ein. Marla dachte an eine schöne Blumenwiese mit vielen Blumen und Tieren. Doch diese Vorstellung war Nicht stark genug. Und das Bienenwachs half zuerst auch nicht. Langsam aber sicher verlor sich das junge Mädchen in dem Gesang der Polaru. Somika bemerkte es gerade noch rechtzeitig und gab ihr eine Ohrfeige. Das wirkte. Marla war wieder sie selbst. Lange warteten die fünf, bis endlich nach geraumer Zeit Tandonias Wächter, von dem Gesang der Polaru angelockt, wie in Trance daherkamen. Sie wanderten langsam, Solaris vorne, Santos hinten in einer Reihe. Es sah aus, wie der Zug zum Friedhof bei einer Beerdigung. Sie schienen nicht zu wissen was los war und spürten offenbar auch keinen Schmerz, denn als Rubina einmal über eine Wurzel fiel, richtete sie sich willenlos wieder auf und ging weiter zu dem See. Santos war der einzige, den mardas Abgesandte noch erreichen konnten, ohne von einer der Polaru gesehen zu werden. Tamada deutete auf sich, wies seine Gefährten an, dort zu bleiben, wo sie waren, und schlich sich an Santos heran. Er hatte heißes Bienenwachs mitgenommen. Santos registrierte ihn erst einmal überhaupt nicht. Erst, als Tamada ihn festhielt und ihm eine Ohrfeige verpasste, schien er wieder er selbst zu sein. Santos blinzelte kurz und sah Tamada verwirrt an. Der hielt sich einen Finger auf den Mund und deutete ihm still zu sein. Dann zeigte Tamada Santos den Kessel mit Bienenwachs und deutete auf die Ohren. Santos begriff schnell und stopfte sich das Wachs in die Ohren. Tamada nickte und zog den verdutzen Santos zu seinen Kameraden. Santos war nicht dumm. Er verstand sofort, dass sein Gegenspieler Tamada und dessen Gefährten ihnen jetzt und sofort helfen wollten. Seine Gedanken schienen sich wieder zu verlieren. Da bekam er eine erneute Ohrfeige von Tamada. Dieser hatte derweil mit einem Stock in di Erde die Wörter „Glückliche Gedanken“ geschrieben. Jetzt hob Harbo die Hand. Das war das ausgemachte Zeichen für „Jetzt passen alle mal auf“. Kaum hatten sich die Blicke ihm zugewandt, zeigte er auf Somika und machte eine Bewegung, als wolle er einen Pfeil abschießen. Somika verstand. Jetzt war es an ihr, Stella zu retten. Die war bereits am Wasser angelangt und eine der Polaru hatte schon den Arm um sie geschlungen. Somika stand auf, und schoss einen Feuerpfeil direkt an die Handaußenflächen des Wasserwesens. Die heulte vor Schmerz und lies Stella los. Nachdem auch die anderen drei befreit waren, stießen die Polaru demonstrativ Kampfschreie aus. Als sich Mardas Abgesandte vergewissert hatten, dass alle Ohren zu waren, stellten sie sich den Polaru in direktem Kampf gegenüber. Stella und ihre Freunde zogen es vor, an diesem Kampf lieber nicht teilzunehmen, sondern das Geschehen lieber aus sicherer Entfernung zu beobachten. Decka hatte gelernt, ihre Gedanken vor den Angriffen der Polaru so zu verschließen, so, dass sie mit ihrem Gesang nicht eindringen konnten. Jetzt sammelte sie ihre gesamte geistige Energie und richtete sie gegen ihre Gegner. Auch die anderen kämpften hart. Doch nach einer geraumen Zeit waren die fünf so geschwächt, dass sie in Gefahr gerieten, von den Polaru in den See gezogen zu werden. Rubina begriff die Situation als erste. Ohne auf die warnenden Blicke ihrer Kameraden zu achten, kletterte sie aus ihrem Versteck, ergriff die Hand ihrer Gegenspielerin Decka und vereinte so ihre geistigen Kräfte. Die erste Reihe Polaru wurde von der geistigen Energie der beiden zerfetzt. Schließlich kamen auch die anderen darauf, was dieser Leitsatz „Gemeinsam seid ihr stark“, bedeutete. Sie bildeten eine Angriffskette und schafften es schließlich zu zehnt, die singenden Polaru für immer zurück in den See zu bannen. Marla zauberte das Wachs aus den Ohren. Erschöpft sahen sie sich an. Ohne es zu merken, waren sie ein Team geworden. Ein Team, das noch so manchen erreichen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)