Underworld von abgemeldet (Blutfeind 2) ================================================================================ Kapitel 1 Es war eine kalte, sternenklare Nacht, in der Lucian durch die Wälder streifte. Der Wald schien tief schwarz zu sein und rief bei normalen Sterblichen ein tiefes Angstgefühl hervor. In den dichten Laubbäumen saßen Eulen, die ihr unheimliches Lied pfiffen. Sogar ein paar Fledermäuse flogen im Jagdfieber durch die Nacht. Er war immer noch auf der Flucht vor Viktor, der ihn unbedingt tot sehen wollte. Lucian bewegte sich lautlos durch das Unterholz des tiefen Waldes, um potentielle Jäger nicht wissen zulassen wo er sich aufhielt. Seine Gedanken schweiften immer noch um die verhängnisvolle Nacht in der er seine geliebte Sonja verloren hatte. In seinen Gedanken sah er immer die unheilvolle Szene, in der das blonde Haar von Sonja schwarz und ihre makellose, schneeweiße Haut dunkel und brüchig wurde. Und dies alles nur weil sie, die junge Vampirprinzessin und er, der lycanische Diener, ein Liebespaar waren, was streng verboten war und mit dem Tod von beiden bestraft wurde. Sie wurde durch die wunderschöne aufgehende Sonne verbrannt, und er sollte gerichtet werden, konnte aber fliehen. So achtete er wenig auf seine Umgebung und merkte nicht wie der Wald allmählich lichter wurde. Ich muss Viktor dafür bestrafen, dass er meine Sonja, seine eigene Tochter getötet hat. Dachte Lucian vor sich hin. Ich habe mich in einen Werwolf verwandeln können ohne den Vollmond dazu zu brauchen, dies könnte sehr nützlich für meinen geplanten Angriff auf das Schloss Corvinus sein. Ich muss nur noch eine neue Armee aufstellen und ihr das Gleiche beibringen, was ich vor kurzem gelernt habe. Ein plötzlich knackender Ast lies ihn aufhorchen und verdrängte seine Gedanken. Er verschmolz mit den Schatten, obwohl er wusste, dass die gute Nachtsicht der Vampire normalerweise durch die Schatten blicken konnte. Doch zu seiner großen Überraschung kam ein kleiner Junge, den er sofort als Lycaner erkannte, aus dem Schatten gekrochen. Der Junge hatte schulterlanges, braunes, verfilztes Haar und tief braune Augen. Der Welpe hatte für sein junges Alter eine beachtlich kräftige Statur. Er schien schwer verletzt zu sein. Lucian ging aus dem Schatten auf den kleinen Jungen zu um mit ihm zu reden. „Fehlt dir etwas Kleiner?“ Fragte Lucian vorsichtig. Der Junge zuckte merklich zusammen und schrie aus Leibes Kräften, als er Lucian wahrnahm: „Bitte, ich flehe dich an bring mich nicht um, Mensch“. Lucian fühlte sich etwas beleidigt, da er mit dem Pöbel verwechselt wurde, der die Mutter seiner Sonja auf dem Gewissen hatte, auch wenn er mit seinem sauber gestutzten, kurzen Bart und seinem wallenden, schwarzen Haar nicht wie ein Lycaner aussehen mochte. Doch er blieb ruhig und sagte zu dem Jungen: „Hab keine Angst ich bin einer von deiner Art, ich bin auch ein Lycaner. Was tust du denn allein hier draußen?“ Der Junge entspannte sich sichtlich und verriet dem wartenden Werwolf: „Ich wurde von meiner Familie getrennt und dann von einem Menschen angegriffen, der mich so zurichtete. Ich stellte mich einfach tot und glücklicherweise flüchtete der Mensch gleich danach, vielleicht hatte er angst davor meine Eltern könnten auftauchen.“ Lucian antwortete: „Sind deine Verletzungen sehr schwer?“ Darauf hin fing der Junge leise zu lachen an und sagte stolz:“ Ich bin ein Lycaner, die Verletzung ist nicht von Dauer, schon bald bin ich wieder völlig genesen.“ Beeindruckt von dem Mut des kleinen Wolfes fragte Lucian: „kannst du mich in dein Dorf bringen? Ich gehöre zu keinem Clan und suche einen Unterschlupf.“ Der Junge wollte gerade Antworten als Lucian ein Geräusch zu Ohren kam. Es klang wie die Hufe eines Pferdes, nein, die silbernen Hufe eines Pferdes, die auf kleine Äste niedertrampelten, doch das Geräusch ertönte nur einmal, so fing Lucian schon an zu glauben, er hätte es sich eingebildet. Doch auf einmal witterte er einen seltsamen Geruch und gleich danach flog ein silberner Armbrustbolzen aus der schwarzen Nacht, der sich in das Bein des kleinen Jungen bohrte, der einen erstickten Schrei von sich gab. Lucian wusste sofort, das die Menschen in dieser Gegend nicht genug Geld besaßen um sich silberne Armbrustbolzen zu leisten, also mussten seine Gegner Vampire sein. Sofort packte Lucian den kleinen Werwolf um gleich danach im Wald zu verschwinden. Er hörte laute Pferdehufe hinter sich, die sich schon darauf zu freuen schienen auf die zwei Lycaner nieder zu trampeln. Doch das Adrenalin, das durch die Adern von Lucian gepumpt wurde, machte ihn unglaublich schnell. Er gewann immer mehr Abstand zwischen sich und dem Pferd. Lucian rannte eine halbe Ewigkeit durch die Nacht und bemerkte erst sehr spät, dass schon länger kein Pferd mehr hinter ihnen war. Er blieb vor einer kleinen Höhle stehen und streckte seine Nase in die Luft. Er witterte nichts und so entspannte er sich wieder. Von dem kleinen Jungen kam nur noch ein leises Wimmern. Lucian ging in die Höhle und legte den kleinen Werwolf auf den harten Stein. Er wusste, er müsse den Bolzen so schnell wie möglich entfernen, sonst würde sich der Junge eine lebensgefährliche Silbervergiftung zuziehen, also bückte er sich zu dem kleinen Jungen und sagte: „Du musst jetzt ruhig bleiben. Versuche dich zu entspannen.“ Lucian legte seine Hände um den Bolzen und vernahm noch ein Wimmern des Jungen. Mit einem kräftigen Ruck zog er den Bolzen aus dem Bein des Jungen, der einen leisen Seufzer von sich gab. Die Verletzungen des kleinen waren nicht lebensgefährlich, also ging Lucian aus der Höhle um Feuerholz zu suchen. Durch seine ausgezeichnete Nachtsicht fand er relativ einfach ein paar trockene Holzscheite. Als er wieder in der Höhle ankam lag der Junge immer noch regungslos am Boden. Lucian entzündete die sauber aufgestapelten Holzscheite mit seinem Feuerstein, der wie durch ein Wunder immer noch an seinem Gürtel befestigt war. Nach ein paar Stunden sah Lucian aus der Höhle und bemerkte mit gemischten Gefühlen, dass der Tag angebrochen war. Zum einen konnten die Vampire sie jetzt nichtmehr jagen aber zum anderen war der trostbringende Mond nun nichtmehr zu sehen. Lucian ging zurück in die Höhle und lies sich mit einem Seufzer auf den Boden nieder. Nun musste er nichtmehr auf den Jungen aufpassen, weil ihnen am Tage niemand nachstellen würde, so schlief Lucian bald tief und fest. Er träumte von seiner geliebten Sonja und von der verbotenen Beziehung, die die beiden geführt hatten. Kapitel 2 Viktor saß auf seinem Thron und bereitete in Gedanken die Bestattung des Sohnes seines besten Freundes Marcus vor, als Soren auftauchte. Der muskulöse irische Vampir sollte eigentlich den Kopf dieses elenden Lucians mitbringen, doch im Hinterkopf wusste der mächtige Älteste, das Soren seine Aufgabe einmal mehr nicht ausgeführt hatte. „Lord Viktor ich habe Lucian aufgespürt.“ Sagte Soren. Viktor wurde hellhörig. Vielleicht habe ich Soren unterschätzt. Begann Viktor zu denken, doch Soren unterbrach seine Gedanken sofort wieder, indem er sagte: „Verzeiht mir ehrenwerter Ältester ich habe Lucian nicht töten können, er ist geflohen wie ein räudiger Köter. Bitte verzeiht mir ich werde umgehend ein neuen Suchtrupp...!“ „Schweig“, unterbrach Viktor ihn, „Deine Unfähigkeit wird von Mal zu Mal größer! Geh mir aus den Augen und komm erst wieder, wenn du diesen lästigen Lycaner aus dem Weg geräumt hast.“ Sorens Miene verfinsterte sich zusehend. Er verbeugte sich kurz und verließ schnellen Schrittes den Raum. *** Lucian wurde von dem kleinen Jungen geweckt und nahm sofort eine Verteidigungsposition ein, bis er sich an die gestrige Nacht erinnerte und den Jungen wiedererkannte. „Du hast mich erschreckt!“ Meinte Lucian mit sanfter Stimme. Der Junge antwortete: „Dank´ dir, dass du mich vor diesen Vampiren gerettet hast mein Vater wird dir sehr dankbar sein, er ist der Alpha-Wolf in unserem Clan und ich werde ihn dir vorstellen, sobald wir in unserem Lager ankommen.“ Mit diesen Worten rannte der Junge aus der Höhle, doch Lucian schrie ihm nach: „Warte auf mich Junge ich kenne noch nicht einmal deinen Namen.“ „Das stimmt ich habe mich dir noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Raze, ich bin 13 Jahre alt und ich bin der Sohn des Alpha-Wolfes Haldir. So da das jetzt geklärt ist, wer bist du eigentlich?“ „Ich heiße Lucian ich war kurze Zeit Herrscher über den Clan der Neumondwölfe, doch sie wurden alle getötet, von ´Lord` Viktor höchst persönlich, aber das ist nun nicht so wichtig. Lass uns zu eurem Lager gehen.“ Nachdem Lucian dies geantwortet hatte gingen beide Seite an Seite durch die in der Abendsonne dunkelgrünen Wälder. Dieser kleine Wolf hier scheint ziemlich gut erzogen worden zu sein, nicht so wie die hirnlosen, geifernden Bestien, die sonst in der Wildnis ohne Herren leben. Und da seine Wunden von Gestern schon verheilt sind kann ich auch mit Sicherheit sagen, dass Raze reinblütig ist. Er könnte ein wertvoller Verbündeter sein und Disziplin scheint der Kleine auch zu besitzen. Mit diesen Gedanken trat Lucian in grelles Licht, das von einem großen Lagerfeuer stammte. Er hatte den ganzen Marsch in Gedanken verbracht und noch gar nicht richtig realisiert, dass er im Lager angekommen ist. Sofort wurde er von vier gefährlich aussehenden Lycanern umringt. Sie haben sogar Wachen..., wirklich beeindruckend. Ich muss unbedingt diesen Haldir kennen lernen. Lucian sprach die Wächter an: „Ich grüße euch meine Brüder im Blute. Mein Name ist Lucian und ich möchte mit eurem Clanführer reden, wenn dies möglich ist.“ Der erste Wächter stieß ein lautes Knurren aus. Die anderen senkten darauf hin sofort ihre Waffen, was darauf schließen ließ, das der knurrende Wächter der Leutnant dieses Clans war. „Mein Name ist Trix und ich bin der Leutnant dieses Lagers“, bestätigte Trix die Vermutung von Lucian, „Ich werde dich zu Haldir begleiten!“ Von neugierigen Blicken begleitet wurde Lucian in die Mitte des Lagers geführt, wo ein Zelt ähnlich der der Indianer aufgestellt war. Der Mond war inzwischen aufgegangen und verriet, dass es morgen Vollmond sein würde. Er verbreitete ein unheimliches Licht in dem Lager und rief tanzende Schatten hervor. Gleich hinter dem Zelt des Häuptlings ragte eine große Steinmauer in die Höhe, die Angreifern kein Durchdringen ermöglichte. Ganz oben auf der Mauer war eine Plattform auf der eine Silhouette zu sehen war. Die Silhouette drehte sich in die Richtung von Lucian und sprang mit einem Satz von der sieben Meter hohen Mauer. Von einem harten Aufschlag konnte man aber nicht ausgehen, da die Person leichtfüßig auf dem Boden landete, also ob sie gerade von einem Pferd gesprungen wäre und nicht von einer so hohen Mauer. Diesen Sprung hätten nur wenige Menschen überlebt und dies nur mit sehr schweren Knochenbrüchen, aber der Mann, wie Lucian erkannte, hatte nicht einmal ein kleines Anzeichen einer Verletzung davongetragen. Der Lycaner hatte breite Schultern, einen muskulösen Körper, weiße Haare und ein edel aussehendes Gesicht. „Man nennt mich Haldir und ich bin der Alpha-Wolf in diesem Lager. Wer bist du und was willst du hier?“ sagte die Silhouette in ernstem Ton. In diesem Moment trat Raze aus dem Schatten und begrüßte seinen Vater herzlich. Raze wollte gerade von der Rettung durch Lucian erzählen, doch der letztgenannte Werwolf kam dem Jungen zuvor und sprach Haldir an. „Haldir! Ich grüße dich! Mein Name ist Lucian und ich war Clanführer der Neumondwölfe. Ich komme aus einem Grund hierher, der dir vermutlich nicht zusagen wird, aber ich will die Befehlsgewalt über dieses Lager um in den Krieg gegen die Blutsauger zu ziehen.“ Der Clanführer begann zu lachen und sagte: „Nur über meine Leiche!“ Haldir fletschte die Zähne und fiel über Lucian her, doch der stieß Haldir einfach weg und begann sich ohne Vollmond in eine reißende Bestie zu verwandeln. Lucians Glieder streckten sich in die Länge, seine Zähne wuchsen zu mächtigen Hauern, das Gesicht zog sich in die Länge und wuchs zu einer wölfischen Schnauze. Geifer quoll aus dem Mund der entstandenen Bestie, die vor kurzem noch einen gutaussehenden Menschen dargestellt hatte. Lucian sprang mit einem Satz auf Haldir und Biss und kratzte bis seine Zähne und Pranken vom Blut seines Gegners besudelt waren. Lucian versuchte dem Anführer des Lagers die Kehle zu durchbeißen, doch die Tatsache, dass sich Lucian ohne Vollmond verwandelt hatte entsetzte Haldir und er gab einfach auf, obwohl es in der Natur der Wölfe nur leben oder sterben gab. Kapitel 3 Viktor stand in der kalten Gruft, in der Marcus und Amelia begraben waren und zumindest solange dort blieben bis Viktor nach einem Jahrhundert wieder in sein eigenes Grab stieg und sich einer der anderen Ältesten auf den Thron setzen würde. Viktor war in tiefen Gedanken als Kraven in die Gruft trat und sich für den nächtlichen Ausflug des Ältesten meldete. Kraven sah man sofort an, dass er kein Krieger war, sondern sich auf die demokratischen Dinge beschränkte. Er hatte schulterlanges, schwarzes uns glattgekämmtes Haar und ein ausdrucksvolles Gesicht. Er machte einen Eindruck, als sei er nicht über vierzig Jahre alt, wobei er schon ein paar Jahrhunderte lang lebte. Viktor handelte nicht nach seinen eigenen Gesetzen und ritt jede Nacht aus um sich an menschlichem Blut zu laben, was für andere Unsterbliche vollkommen verboten wurde. Kraven war derjenige, der hinter Viktor aufräumte und alles geheim hielt. Da in dieser Nacht der Mond voll war wollte Kraven den Ältesten dazu überreden hier zu bleiben, da Lucian sehr wahrscheinlich in dieser Nacht angreifen würde. Viktor jedoch dürstete schon nach dem Blut, welches er bald trinken würde. Als die zwei Reittiere gesattelt worden waren trat Viktor, dicht gefolgt von Kraven aus dem Schatten des mächtigen Schlosses Ordoghaz. Da das Schloss Corvinus viel größer und komfortabler war würde Lucian sicherlich denken Viktor würde dort wohnen aber der Vampir zog es vor in seinem persönlichen Anwesen zu hausen. Als die beiden Untoten die Schlossmauern hinter sich ließen versank Kraven in tiefes Schweigen und dachte gründlich über seine jetzige Situation nach. Wenn ich Viktor nur ausschalten könnte wäre ich endlich Herrscher über diesen Orden, sobald ich natürlich Marcus und Amelia in ihrer Gruft ausgelöscht habe. Sollte ich Viktor heute Nacht erstechen? Die Zeit wäre günstig, aber.... „Was zum unsterblichen Orden der Vampire ist den dass?“ Fragte Kraven als ein kleiner Haufen aus blutigen Überresten eines Sterblichen vor ihnen auftauchte. „Es scheint so, als ob wir nicht allein sind!“ flüsterte der Älteste, der sich über die blutigen Stücke beugte. Zur Bestätigung seiner Worte leuchtete ein azurblaues Augenpaar vor ihnen auf und man konnte ein lautes, wütendes Knurren hören. Sofort danach sprang ein riesiger, vollständig verwandelter Werwolf auf sie zu. Der Sprung der geifernden Bestie wurde abrupt von dem Ältesten gestoppt, indem er dem Werwolf eine seiner starken Hände um den Hals legte. Der Werwolf riss erstaunt die Augen auf, als Viktor zu einer ruckartigen Bewegung ausholte und dem Werwolf scheinbar mühelos das Genick brach. Viktor zog mit seiner freien Hand sein silbernes Schwert aus der Scheide und köpfte den Wolf um sich sicher zu sein, dass er auch wirklich tot war. Kraven erholte sich langsam von dem Schock und folgte dem Ältesten, der einfach Weiterritt, als ob nichts geschehen sei. Viktor hat diese Bestie einfach so umgebracht, ohne die geringste Mühe. Ich glaube ich benötige erst einmal einen starken Verbündeten, der mir hilft diesen Abschaum in die Hölle zu verbannen. *** Lucian hielt inne als Haldir ihm seine Kehle darbot, als Zeichen seiner Aufgabe. Der Tag war noch nicht angebrochen als der makabere Kampf zwischen den beiden Lycanern endete, Haldir hatte nicht die geringste Chance, da er sich nicht verwandeln konnte. Lucian begann sich zurück zu verwandeln. Seine Haare vielen aus, seine Pranken verkleinerten sich zu Händen, seine Krallen wurden einfache Fingernägel. Allmählich sah er wieder eher wie ein Mensch aus und nach nur wenigen Minuten war von der reißenden Bestie in ihm nichts mehr zu sehen. Lucian zog sich wieder an um dann gleich danach einen Beutel von seinem Gürtel zu lösen, indem er Heilkräuter aufbewahrte. Er versorgte die Wunden von Haldir so gut es ging. Der Blutrausch hatte von ihm Besitz ergriffen, denn Lucian wollte eigentlich nicht gegen seines gleichen kämpfen und sie schon gar nicht töten. Plötzlich sprang Haldir auf und zog sich ein paar Schritte von Lucian zurück. „Was bist du!“ Fragte Haldir Lucian verwundert. „Niemals habe ich einen Lycaner gesehen, der sich ohne den Vollmond verwandeln konnte. Ich habe verloren und werde mein Dorf verlassen. Du hast nun die Befehlsgewalt über sie. Schick sie doch alle in den tot, sowie du mich beinahe umgebracht hast. Mit deinen Fähigkeiten wirst du sie besser Anführen, doch warte ab bis ich mich auch in eine Bestie verwandle, dann kehre ich zurück und werde dich umbringen.“ „Aber verehrter Haldir, ihr wart doch der der plötzlich auf mich gesprungen ist. Ich wollte eigentlich nicht kämpfen und die Bestie in mir freilassen. Doch hätte ich mich nicht verteidigt würde ich jetzt nichtmehr leben. Ihr hättet nicht soviel Gnade gezeigt, wie ich, aber lassen wir das nun beiseite. Ich bin beeindruckt, wie ihr diesen Clan führt, er besitzt Disziplin und ist gut ausgebildet. Ich wäre hoch erfreut, wenn ihr sie weiterhin ausbildet.“ Haldir spuckte Lucian ins Gesicht, als Zeichen seiner Missachtung und rannte in den Wald. Verwundert über den schnellen Abgang des Blutsbruders wandte sich Lucian zu Raze, der mit weit aufgerissenen Augen seinem Vater nachblickte. „Hab keine Angst Raze, dein Vater wird zurückkehren und wieder über den Clan herrschen, sobald ich Viktor vernichtet habe.“ Flüsterte Lucian dem Kleinen ins Ohr. *** Haldir wetzte durch den verlassenen Wald und war tief in Gedanken versunken. Wie kann es nur sein, das der Vollmond keine macht mehr über Lucian hat? Ich muss diese Fähigkeit auch besitzen, damit ich meinen Clan wiederbekomme, noch bevor er von dieser Missgeburt von einem Werwolf in den Tot geschickt wird. Und mein Sohn..... . Haldir zuckte beim Gedanken an seinen Sohn zusammen und hielt an. Der Wald um ihn herum war verschwunden und er stand auf einer Ebene, in der man ihn leicht entdecken konnte. Haldir verspürte ein kribbeln am ganzen Körper und sah nach oben. Der Vollmond stand am Himmel und glänzte in seiner vollen Pracht. Haldir spürte wie seine Haut über seinen Körper gespannt wurde, als ob sie zu klein für ihn wäre. An einigen Stellen brach die Haut auf und schälte sich von seinem Körper, wurde aber sofort von neuer Haut, die mit Fell überzogen war, ersetzt. Sein Kiefer zog sich in die Länge, Seine Augen wurden von einem dunklen Braun langsam zu einem stechenden Azurblau. Blut und Geifer tropften auf den Boden und machten ihn matschig und glitschig. Haldir wollte schon zurückrennen um seinen Sohn an sich zu nehmen, als er eine Gestalt bemerkte, es handelte sich um eine Menschen, der mit einer Sichel in der Hand in Richtung der nächsten Siedlung ging. Voller Wut und Vorfreude auf den leckeren Happen sprang er auf den Menschen, der nicht einmal mitbekam, dass er angegriffen wurde, als er schon tot auf dem Boden lag. Haldir riss dem armen Wesen seine Gedärme heraus und fing an sie zu verspeisen, als er ein Geräusch von Hufen wahrnahm. Er zog sich zurück und wartete. Zwei Personen auf Pferden hielten vor der Leiche und untersuchten sie. Voller Sehnsucht nach dem Fleisch sprang er aus dem Schatten und wurde sogleich von einer Hand an seinem Hals aufgehalten. Er riss seine Augen auf, als er merkte, dass kein anderer als Viktor vor ihm stand, dies war das einzige was er noch sah, bis seine Augen schwarz wurden und er in die Hölle verbannt wurde. Kapitel 4 Raze war voller Trauer um seinen Vater als er in Werwolfsgestalt auf der Mauer hinter dem Zelt, das nun Lucian gehörte, stand und den Mond anheulte. Jeder in dem Lager war nun zu einem ausgewachsenen Werwolf geworden und manche stimmten in das monotone heulen ein. Vielen lag Haldir am Herzen und die, die ihm ganz nahe standen wussten, dass er nichtmehr unter ihnen weilte. Lucian kam aus dem Zelt und lenkte alle Blicke auf sich. Viele davon waren von Hass erfüllt. Er stellte sich in die Mitte des Lagers und erhob seine, durch die Verwandlung raue, Stimme über das ganze Lager: „Liebe Brüder, liebe Schwestern. Ich trauere mit euch um den armen Haldir, doch nun gilt es einen Krieg zu gewinnen. Wenn wir gewinnen wollen, brauchen wir einen Stützpunkt, indem wir sicher sind und in den wir uns zurückziehen können. Ich hätte da auch schon eine Idee welche Festung wir benutzen könnten. Das Schloss Corvinus! Und genau dieses wird unser erstes Ziel sein. Viktor lebt in seinem Wohnsitz Ordoghaz, das heißt, dieses Schloss wird stärker bewacht als das Corvinus-Anwesen. Wir müssen uns nur gut darauf vorbereiten, dann werden wir es schaffen. Zu erst muss ich euch beibringen wie man sich ohne Vollmond in einen Werwolf verwandelt, aber das bekommen wir schon hin.“ Es ging eine Welle der Unruhe durch die Menge, welche darauf schließen lies, dass die Lycaner nicht davon überzeugt waren, dass sie lernen würden sich zu verwandeln, ohne den tröstenden Mond am Himmel zu sehen. Lucian teilte die Wachen für den Abend ein, der Rest vertrieb sich die Zeit mit einer kleinen Jagd, bei der es ausdrücklich verboten war Menschen zu verletzen. Der neue Anführer des Rudels aber wollte nicht daran teilnehmen und sprintete durch den tiefschwarzen Wald, bis hin zu einer kleinen Lichtung weit entfernt von dem Lager. Er wollte alleine sein und über vergangene Zeiten nachdenken. Lucian heulte den Mond an und nur ein Werwolf konnte das traurige Lied als solches erkennen. Im selben Moment als er ein Rascheln im Unterholz hörte verstummte Lucian. Er drehte sich um, knurrte und war zum Kampf bereit. Er musste sich abreagieren und ihm troff schon der Geifer aus dem Maul, aufgrund der Vorfreude. Doch da sprang Raze aus dem Gestrüpp und stoppte Lucians Angriffslust. „Ich bin dir hierher gefolgt um mit dir alleine zu reden“, meinte Raze. „Dein Herz ist voller Trauer, genau wie meines. Der Unterschied ist, dass du weißt warum ich trauere, doch ich weiß nichts über dich. Sag mir Lucian: Weswegen trauerst du und weswegen versuchst du es geheim zu halten?“ „Schweig kleiner Wolf! Lass die Trauer meine Sorge sein, du solltest lieber an der Jagd teilnehmen, sonst kommst du noch aus der Übung, “ entgegnete Lucian. „Ich habe das töten nicht so nötig wie die Anderen. Ich werde auch so noch meinen Spaß bekommen. Aber du musst noch viel lernen.“ „Sag mir Lucian“, begann Raze, „Was ist geschehen als du dich zum ersten Mal ohne den Vollmond verwandelt hast?“ Lucian begann nach einem Zögern mit seiner langen Geschichte. Dies hätte er nicht jedem erzählt, aber der kleine Raze wuchs ihm so langsam ans Herz. *** Der einsame Landweg, der zu dem Dorf Kalis führte, wurde von Hufabdrücken übersät, als Viktor und Kraven dort entlang ritten. Die Nacht war wunderschön. Der Vollmond schien so hell, dass Viktor nicht einmal seine Nachtsicht gebraucht hätte um dem Weg zu folgen. Der erste Bauernhof kam in Sicht und sollte ein Einwohner auf den Landweg schauen, würde er ohne große Mühe Alarm schlagen können, aufgrund der schillernden, silbernen Rüstung, welche Viktor trug, in der sich der Mond spiegelte. Zwei Minuten später hielt Viktor, dicht gefolgt von Kraven, vor dem Bauernhof an. Kapitel 5 Es war Mitternacht und der Mond schien direkt über dem Haus von Torben zu schweben, als der Bauer zum letzten Mal für heute nach seinen Tieren sah. Zufrieden damit, dass sie alles hatten was sie brauchten, von frischem Wasser, bis hin zu neuem Stroh, ging er durch die Tür seines Bauernhofes und wollte zu seiner geliebten Frau in das Schlafzimmer, als ihn ein kleines Hungergefühl packte. Er schlenderte in das große Esszimmer und schnitt sich eine Scheibe Brot vom Laib. Er biss genüsslich davon ab und ließ es sich schmecken. Von dem Schlafzimmer schallte die Stimme seine Frau Kira herab und mahnte ihn endlich zu ihr zu kommen. Er wollte gerade die Tür des Schlafzimmers hinter sich schließen, als er einen erstickten Laut vernahm, der sich anhörte als wimmere eines seiner geliebten Pferde vor Schmerz. Er entschuldigte sich bei seiner Frau, die ihm zärtliche Beleidigungen nachrief und sprintete in Richtung Stall. Die Tür stand offen und am Türgriff klebte eine glitschige Flüssigkeit, die Torben zunächst ignorierte. Der Bauer erstarrte im Angesicht des Blutbades, welches ihn in seinem Stall erwartete. Sämtliche seiner Nutztiere lagen mit herausgerissenen Kehlen auf dem nun blutverschmierten Stroh. In mitten seiner Tiere standen zwei Menschen, der eine von glänzenden Rüstungsteilen umgeben, der andere in edle Samtkleidung gehüllt. Torben entwich ein Laut des Entsetzens, welcher auf ihn aufmerksam machte. Die hochgewachsene Person in der Rüstung sprang ihn mit einem gewaltigen Satz an und stieß ihn auf den Boden. Seine Gedanken schweiften zu seiner Frau im Schlafzimmer ab und ein friedliches Lächeln brannte sich in sein totes Antlitz ein. *** Viktor hatte sich dazu durchgerungen, so großzügig wie er war, dass er sich heute nur an dem Vieh eines Menschen laben würde. Somit musste Kraven nicht einmal seines Amtes waltend die Überreste wegräumen, die Viktor liegen ließ. Der mächtige Älteste riss ohne Mühe das Schloss von der Scheunentür und tötete mit ein paar gezielten Schwerthieben alle Tiere in dem Stall, um sicherzugehen, dass sie keine alarmierenden Geräusche von sich gaben. Trotz seiner Mühe lautlos vorzugehen entwich einem Pferd ein letztes lautes Wimmern. Viktor ignorierte den Laut und tat sich an dem Blut gütlich. Kraven wollte nicht einsehen, dass er leer ausgehen sollte und gönnte sich auch ein paar tiefe Züge des wundervollen, warmen Getränks. Nach diesem rauschverursachenden Trank ging Kraven auf die Tür zu und lehnte sie an, damit niemand dieses Massaker sehen konnte. Seine blutverschmierten Hände umschlossen den Türgriff und hinterließen eine Blutspur darauf. Der Stellvertreter des Ältesten schlenderte wieder zu seinem Herrn und bemerkte nicht, dass sich die Tür von alleine wieder öffnete. Kurz darauf ertönte hinter den zwei Untoten ein Laut, welcher sich nach einem zu tiefst erschrockenen Menschen anhörte und verleitete die Vampire dazu sich umzusehen. Ein Bauer stand an der Tür und betrachtete das Blutbad fassungslos. Viktor handelte schnell und sprang den Menschen an. Er tötete ihn mit einem gezielten Stich seiner ausgestreckten Finger ins Herz. Nun kam Viktor doch noch zu seinem menschlichen Blut. Mit dem töten dieses Bauern musste Viktor zwangsläufig das gesamte Haus auslöschen. Er befahl Kraven, das Haus zu untersuchen und alles zu töten was noch lebte. Viktor würde folgen, nachdem er sich an dem Menschen gütlich getan hatte. Kraven ging langsam die Treppe des Wohnhauses hinauf und war in Gedanken als er die Frau und die zwei kleinen Kinder ermordete. Warum sollte ich nicht einfach das gesamte Gebäude niederbrennen während Viktor noch darin seine Opfer austrinkt? Dachte Kraven vor sich hin. Ach, wahrscheinlich würde Viktor auch das überleben. Wenn ich doch nur eine Möglichkeit fände einen Mordanschlag auszuüben, welcher nicht auf mich zurückzuführen wäre. Aber das grenzt an Irrsinn. Ich bräuchte ein Opfer welches ich für die Tat verantwortlich machen könnte. Aber woher so ein leichtgläubiges Wesen nehmen? Ich muss erst einmal mehr Vertrauen zu Viktor aufbauen. Ein Laut ließ ihn aufhorchen. Es war Viktor der mit blutverschmiertem Gesicht hinter ihm stand. „Ah, Kraven! Du hast wie immer deine Aufgabe unzureichend erfüllt. Ich habe eine Gestalt unten im Erdgeschoss gesehen.“ Sagte Viktor schmunzelnd. Kraven antwortete verärgert und mit Mühe ruhiggehaltener Stimme: „Mein Gebieter ich dachte mir ihr wolltet doch sicherlich auch ein bisschen von diesem Vergnügen mitbekommen.“ „Gut gesprochen mein Handlanger! Du sprichst recht und es wird mir sicher gefallen.“ Viktor ging in Richtung Stall, da er keine Person mehr in Haus gefunden hatte. Ein Mädchen, keine achtzehn Jahre alt, stand vor dem Mann, der zweifelsohne ihr Vater war und weinte. In Viktor kamen schmerzhafte Erinnerungen auf, bei denen es sich um die schönen Tage mit seiner Tochter Sonja handelte. Dieses Mädchen sah seiner Tochter unheimlich ähnlich und Viktor brachte es nicht über das Herz sie zu töten. Er wischte sich schnell das Blut von den Lippen und ging auf das Mädchen zu. Es erschrak und wollte wegrennen doch Viktor redete beschwörend auf sie ein. Er erzählte ihr ein wildes Rudel von Bestien hätte dieses grauenvolle Werk angerichtet. Ohne dass sie es so schnell mitbekam biss er sie in den Hals, mit dem festen Wunsch sie zu einem Vampir zu machen. Es brauchte sehr viel Glück, durch den Biss eines Vampirs oder Werwolfes nicht zu sterben, aber manchmal gelang das Wunder und die Opfer verwandelten sich zu einem Unsterblichen. Aufgrund der Verzweiflung und der Anstrengungen wurde das Mädchen Ohnmächtig, ohne dass sie bemerkte was Viktor mit ihr machte. Kraven allerdings hielt sich im Schatten und sagte nichts. Viktor trug seinem Handlanger auf, die gesamte Anlage zu verbrennen und dann nach Hause zu reiten. Als das Haus lichterloh brannte stiegen Viktor, auf dessen Armen das Mädchen lag, und Kraven auf die Pferde und wollten gerade losreiten als eine Meute von Dorfbewohnern mit Fackeln und Heugabeln in der Hand auf sie zueilten und unheilvoll schrien. Viktor und Kraven könnten zwar diese Meute ohne größere Probleme vernichten, aber dies würde sich wohl schnell herumsprechen und den Zorn der mächtigen Könige auf sich ziehen. Somit zog Viktor den einzigen, auf lange Sicht gesehenen, sinnvollen Schluss, zu fliehen. Der Mönch, der diese Bauern anführte, stachelte die Meute weiter an und verlangte von ihnen Viktor und Kraven zu jagen und zu versuchen sie in die Hölle zu verbannen. Doch durch die Schnelligkeit der mit Silber beschlagenen Pferde konnten die Bauern nicht mithalten. Und so begannen die Schemen von den zwei Untoten zu schrumpfen und schon bald wurden sie von dem schwarz scheinenden Wald verschlungen. Kapitel 6 In dem rot-goldenen Schein der Morgensonne endete die Erzählung der langen Geschichte, die Lucian seit der Ermordung seiner geliebten Sonja verdrängt hatte. Schon lange waren sie äußerlich wieder normale Menschen. Raze schwieg, da er lange über die Geschichte nachdachte. Seine Bewunderung gegenüber Lucian stieg immer weiter, aufgrund der Tatsache, dass der neue Clanführer immer noch bereit war zu kämpfen, trotz der vielen Gräuel Taten die gegen ihn und Sonja verrichtet wurden. Lucian ergriff nach einer Periode der Stille das Wort und teilte Raze mit: „Wir müssen zu den anderen Clan-Mitgliedern zurückkehren. Ich hatte ihnen Versprochen sie zu unterrichten.“ „Ja, “ entgegnete Raze, „ wir sollten sie nicht solange warten lassen. Noch dazu bin ich selber erpicht darauf deinen Lehren zu folgen.“ Zusammen liefen sie zurück in das Lager und waren nicht verwundert zu sehen, dass die Meute in einem Halbkreis um die abgebrannte Feuerstelle herum versammelt war. Sie hatten mit ihrer Ankunft gerechnet. Lucian erhob seine Stimme über das Lager: „Meine Brüder und Schwestern im Blute! Heute ist für manche von euch ein besonderer Tag. Der Vollmond ist vergangen und wird erst in einem Monat wieder in unsere gequälten Herzen scheinen. Nicht alle von euch werden von Anfang an die Gabe die ich nun besitze beherrschen. Aber ich werde mein Möglichstes tun, um euch beizubringen es so schnell wie möglich zu schaffen. Wenn ihr nichts dagegen habt würde ich vorziehen die Umstände zu erläutern bei denen ich mich zum ersten Mal verwandelte.“ Lucian wartete ein paar Augenblicke und als kein Wiederspruch aufkam, begann er mit seiner Erzählung. „Es war eine dunkle Nacht. Genau vierundzwanzig Stunden nach dem Aufgang des Vollmondes. Ich wurde gejagt, als ich aus meinem Gefängnis floh, in welches mich Viktor höchst persönlich eingeschlossen hatte. Ich hetzte durch einen dunklen Tunnel, verfolgt von Soren, einem Peitsche schwingenden Handlanger Viktors. Kurz vor dem Ausgang des Tunnels stand plötzlich Nikolai, Sohn des Marcus, vor mir, an dessen Blick leicht abzulesen war, dass sein heutiges Ziel darin bestand meinen Kopf auf einem möglichst silbernen Tablett vor Viktors Füße zu legen. Ich hörte aus dem Weg, den ich zurückgelegt hatte kein Laut mehr, so hoffte ich, dass ich den Weg zurück gehen konnte um Nikolai aus dem Weg zu gehen. Als ich mich umdrehte stand Soren hinter mir und schwang seine beiden silbernen Peitschen, die meine Brüder in dem Schloss und ich schon oft zu spüren bekommen haben. In meinen Gedanken war der Hass, den ich gegen die Vampire verspürte, überwältigend und meine Trauer über den Verlust meiner Geliebten so stechend, dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als einen der beiden tot zu sehen um einen Ausweg aus diesem Gefängnis zu finden, damit ich mich später an Viktor rächen könnte. Diese Begebenheiten führten dazu, dass ich mich in die reißende Bestie verwandelte, die wirklich dazu in der Lage war. Mich vereinnahmte der Blutrausch und als ich wieder bei Sinnen war lag der Körper von Nikolai blutüberströmt vor mir im Staub des Tunnelbodens und Soren stand versteinert vor Angst hinter mir. Ich ergriff die Flucht und war bald außer Reichweite der Bogenschützen.“ Ein Raunen ging um und viele sahen voll Trauer und Mitgefühl zu Lucian auf. Raze ergriff als erstes das Wort und sprach: „Ich weiß nicht wie es mit euch anderen steht, aber ich werde mich Lucian verpflichten und ihm bis in den Tod dienen, denn er spricht Recht! Die Vampire wollen uns schon lange Winseln sehen und halten immer noch viele von unseren Anhängern als Haustiere und Wachen. Lucian ich folge dir wohin du auch gehen willst. Lehre mich wie ich mich verwandel.“ Die anderen Werwölfe des Clans erhoben nacheinander die Stimmen und schwuren das gleiche was Raze geschworen hatte. Lucian sprach zu seinem neuen Clan: „Wir wollen erst einmal sehen wie es mit eurer Ausdauer steht wir veranstalten bei der Abenddämmerung eine Hetzjagd! Wer denkt er sei der schnellste Läufer in diesem Clan?“ Trix antwortete: „Ich werde mich gerne als Köder zur Verfügung stellen.“ Lucian erklärte ihnen, dass das Ziel sei, Trix zu fangen. Die Hetzjagd begann mit viel Geschrei und wölfischem Knurren, als die Sonne nur noch einen kleinen Schimmer über die weit entfernten Berge warf. Lucian indes entspannte sich im Lager und Plante wie er es dem Clan am besten beibringen sollte an ihre schlimmsten Erinnerungen zurückzudenken, um sich in eine Bestie zu verwandeln. Nach ungefähr einer halben Stunde stürzte Raze in das Lager und war zu Lucians großer Überraschung von Blut überströmt. Er japste nach Luft und brachte gequält einen Satz heraus, bevor er ohnmächtig zusammenbrach. Dieser Satz lautete wie folgt: „Er ist hier… wurde von den anderen getrennt… er fand mich… Soren…!“ Kapitel 7 Soren ritt auf seinem Pferd, welches er Mephisto getauft hatte durch den Wald. Hinter ihm ritten die besten Todeshändler, die er im Schloss auftreiben konnte. Es waren fünfzehn an der Zahl. Soren hielt in seiner einen Hand die Zügel des stolzen Hengstes und in der anderen die Leinen von einem halben dutzend Doggen, die er nur durch seine immense untote Kraft halten konnte. Diese Doggen waren darauf dressiert den Spuren von Werwölfen zu folgen und diese zu zerfetzen, wenn sie ihnen nahe genug kamen. Bevor die Hunde in den Sichtkegel der Wölfe gerieten, gaben sie kein Laut von sich, was von einem sehr guten Dresseur zeugte. Diese Killer maßen vom Boden bis zum Kopf fünf Fuß und hatten keine Probleme mit Werwölfen in ihrer menschlichen Form, solange die Hunde zwei zu eins in der Überzahl waren. Viktor würde Soren solange schikanieren, bis Lucian endlich tot wäre. Darum ritt der irische Handlanger jede Nacht aus um Lucian aufzuspüren. Er ritt schon seit Sonnenuntergang im Wald umher und versuchte die Fährte von Lucian wider zu finden. Kaum war er auf einer kleinen Lichtung angekommen bremsten die Hunde drastisch ab. Soren passte sein Tempo dem der Hunde an und behielt sie scharf im Auge. Sie mussten etwas gewittert haben, sonst würden sie nicht so seltsam reagieren. In Soren keimte Hoffnung auf einen erfolgreichen Abschluss der Jagd auf. Die Hunde berochen die Luft und zerrten Soren gen Osten. Sie hatten etwas aufgespürt! Auch wenn es nicht Lucian war würde Soren doch nicht mit leeren Händen ins Schloss zurückkehren. Soren horchte nach seltsamen Lauten und wenn er sich genug konzentrierte vernahm er leises Knurren und Fauchen. „Gebt Acht Todeshändler! Wir werden vermutlich auf eine Meute Werwölfe treffen. Wir müssen koordiniert vorgehen. Die Hunde, die Lanzenträger und ich werden die Meute aufschrecken und in die Arme der Schwertkämpfer und der Netzträger locken. Dies sollte für uns kein Problem darstellen.“ Die Todeshändler in ihren polierten Stahlrüstungen nickten stumm um zu signalisieren, dass sie Soren verstanden hatten. Nach fünf Minuten im höchsten Galopp trafen sie auf einen kompletten Clan Lycaner, der auf einer Hetzjagd zu sein schien. Was das Ziel war konnte Soren nicht erkennen und er wollte auch nicht auf sich aufmerksam machen, nur um herauszufinden was es war. Das Schlusslicht bildete ein kleiner Welpe, den Soren auf nicht älter als 15 Jahre schätzte. Er rannte etwas abseits der Meute und würde leicht von ihr zu trennen sein. Da der Clan auf einem Landweg entlang sprintete wusste Soren, dass sie zwangsläufig durch einen großen Höhlenkomplex rennen mussten. Soren gab den Todeshändlern lautlos zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten. Außer Sichtweite des Weges ritten die Vampire auf den Höhlenkomplex zu. Sie würden vor den Lycanern dort ankommen und sich in der Höhle positionieren. Das Ziel war der Welpe am Ende der Kolonne. Nicht lange und die Todeshändler vernahmen die ersten Anzeichen der herannahenden Meute. Die Vampire warteten geduldig und ruhig ab, bis der Welpe auf gleicher Höhe mit ihnen war. Soren sagte den Todeshändlern sie sollen den Werwölfen folgen und ihr Lager ausfindig machen. Er würde schon alleine mit dem jungen Lycaner fertig werden. Der Welpe nahm von ihnen Notiz und blieb wie angewurzelt stehen. Soren ließ die Hunde los und entrollte seine Silberpeitschen, die er immer um seine Schultern gewunden trug. Der räudige Köter von einem Lycaner versuchte zu fliehen und rannte den Weg zurück, von dem er gekommen war. Die Hunde nagelten ihn fest und kratzten ihn mit ihren langen, spitzgefeilten Krallen. Soren schrie den Hunden zu sie sollen beiseite gehen und ohne zu zögern ließen sie von dem Lycaner ab. Der Junge richtete sich auf und sprang Soren an, welcher ihn in der Luft packte und auf den Boden warf. Die Peitschen schnellten auf den Jungen zu, der nichtmehr in der Lage war auszuweichen. Sie bestanden aus zusammengesetzten Wirbeln, die aus Silber hergestellt wurden und rissen mit jedem Hieb die Haut von dem Körper des Jungen. Dieser schrie seinen Schmerz ungehemmt in die Nacht. Urplötzlich stolperte ein Mensch in die Szenerie und hielt mit weit aufgerissenen Augen an. Die Hunde stürzten sich sofort auf den Mensch und zerfetzten ihn. Auch Soren konzentrierte sich auf den Menschen und achtete für einen kurzen Moment nicht auf den Werwolf. Dieser nahm reiß aus und flüchtete in den Wald. Soren verfluchte seinen Leichtsinn und rannte dem Wolf nach ohne an sein Pferd zu denken, welches noch in der Höhle stand. *** Raze rannte hinter den Anderen her, aber durch seine kürzeren Beine und sein junges Alter konnte er nicht mit ihnen mit halten. Sie achteten nicht auf ihn und waren ihm so immer weiter voraus. Raze ließ sich nicht hängen und gab alles um aufzuholen, doch er schaffte es nicht. Es war für ihn schon eine immense Anstrengung den Abstand konstant zu halten. Als der Mob sich dem Höhlenkomplex näherte, durch den der Pfad führte witterte Raze etwas seltsamen, aber er ignorierte es und rannte weiter. Als er in der Höhle ankam sah er dunkle Schemen an der Wand und begann sich zu fürchten und malte sich schreckliche Dinge aus, die dort wohl auf ihn lauerten. Beschämt, solche Gedanken zu haben schüttelte Raze den Kopf und sprintete weiter. Doch was er da sah entsprach nicht nur seiner Fantasie und dies musste Raze nun selbst herausfinden, als Vampire die Verfolgung seiner Kameraden aufnahmen. Und er blieb nicht verschont, denn niemand anderes als Soren, von dem Lucian nur schlechtes erzählt hatte, stand vor ihm. Raze versuchte zu fliehen, aber es gelang ihm nicht. Er wurde von Sorens Jagdhunden kurz nach dem Erreichen des Höhleneingangs niedergerissen und dachte schon es sei um ihn geschehen, als Soren die Hunde zurückpfiff. Er dankte dem Mond für diese Begebenheit und richtete sich auf. Soren entrollte gerade seine Peitschen und Raze ahnte schon, dass er sie nun gleich zu spüren bekommen würde. Raze sprang Soren voller Verzweiflung an, aber Soren riss ihn aus der Luft und peitschte den kleinen Werwolf aus. Raze dachte es wäre um ihn geschehen, als er sah wie ein nichtsahnender Mensch auf die Lichtung schritt. Die Hunde und Soren waren abgelenkt und Raze hetzte in Richtung Lager davon. In Gedanken bedankte er sich bei dem armen Menschen und trauerte sogar ein kleines bisschen um ihn. Raze rannte getrieben von Soren auf das Lager und somit auf Lucian zu. Er erlangte ungeahnte Schnelligkeit durch das Adrenalin und den verzweifelten Wunsch Schutz zu suchen. Schließlich stoppte er vor Lucian im Lager und brachte nur einen unzusammenhängenden Satz zu Stande: „Er ist hier… wurde von den anderen getrennt… er fand mich… Soren…!“ Raze sah das verblüffte Gesicht von Lucian, dass langsam zu einer Grimasse des Hasses wurde, vor seinen Augen, bis er ohnmächtig zusammenbrach. Kapitel 8 Lucian war zu erst sehr geschockt von dem Gedanken, dass Soren hier sei, doch dann erinnerte sich der Lycaner an all die schrecklichen Dinge, die er mit Soren in Verbindung brachte, wie zum Beispiel die entscheidende Rolle, die Soren bei der Verhaftung von Lucian und vor allem Sonja gespielt hatte. Dann wich das entsetzte Gesicht von Lucian einer Hasserfüllten Fratze, die sogar einem Lycaner angst eingejagt hätte. Nur wenige Sekunden später trat Soren auf die Lichtung, gefolgt von sechs monströsen Hunden, die Lucian schon des Öfteren bei Jagden als Treiber gesehen hatte. Soren stand zunächst zögernd am Waldrand und überwand die Überraschung, plötzlich den lange gesuchten Lycaner gefunden zu haben und dies nur durch einen glücklichen Zufall. Doch dann fasste sich Soren wieder und schwang seine silbernen Peitschen in Richtung Lucian, der aber schon damit gerechnet hatte und einen gewissen Sicherheitsabstand zu Soren einhielt, um erst einmal mit den Hunden abzurechnen. Lucian wollte sich gerade verwandeln als ihn der Anblick, der sich ihm bot, den Atem raubte und ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Nein! Das darf nicht sein! Nicht schonwieder! Dachte Lucian. Der Lycaner begann zu verzweifeln, als er die Todeshändler entlang der Lichtung aufgereiht sah. Soren sprach zu Lucian: „Du lycanischer Abschaum! Dieses Mal wirst du mir nicht entkommen! Dies wird mich wieder schlagartig zu Viktors Liebling machen. Sobald er deinen Kopf bekommt. Haha! Und er wird seine verwahrloste Tochter endlich rächen können.“ „ Es ist keine gute Idee so über Sonja zu reden, während ich dabei bin!“ Sprach Lucian gereizt. Der Lycaner vergaß alle Angst und alle Sorgen und machte in seinem Kopf Platz für den alles verzehrenden Hass, der sich in ihm ausbreitete. Lucians Gliedmaßen erstreckten sich wie so oft schon in die Länge und bildeten anstatt Finger- und Fußnägel scharfe Krallen, die Soren mit Leichtigkeit zerfetzen konnten. Seine Augen stachen in wildem azurblau durch die Nacht und seine Wirbelsäule streckte sich unter Krämpfen und Schmerzen. Sein Gesicht wich einer von Hass verzerrten wölfischen Schnauze. Die Verwandlung dauerte nur wenige Sekunden und schon sprang der ausgewachsene, riesige Werwolf auf den ersten Hund und vernichtete ihn mit Leichtigkeit. Die anderen Hunde entfernten sich von dem wild wütenden Tier. Dies war Lucians Gelegenheit gegen Soren vorzugehen. Lucian sprang den irischen, Peitsche schwingenden, ehemaligen Sklaven an und stürzte mit ihm in das Unterholz. Da die anderen Todeshändler noch nie einen Werwolf sahen, der sich ohne Vollmond verwandelte waren sie wie erstarrt und unternahmen zunächst nichts. Als Lucian von einer silbernen Peitsche getroffen wurde heulte er laut auf und weit entfernt antworteten andere Lycaner mit einem ähnlichen heulen, wobei dieses aus menschlichen Kehlen stammte. Meine Freunde! Meine Familie! Mein Clan! Er kommt um mir beizustehen. Nun ihr elenden aderlutschenden Bestien werdet ihr alle sterben. Möget ihr auf ewig in der Hölle schmoren. Dachte Lucian als er gerade eine seiner riesigen Pranken auf die Brust von Soren niederkrachen ließ. Soren gab einen erstickten Laut von sich. Endlich begannen die Todeshändler zu agieren und spannten Armbrüste, die mit silbernen Bolzen schossen, und zogen Schwerter, die den abnehmenden Mond spiegelten. Doch es war zu spät. Die Vampire hatten nicht früh genug gehandelt und nun sprangen Lycaner aus dem Wald auf die Todeshändler zu und kratzen und bissen wie die wilden Tiere, die sie zu ihrem Nachteil nur bei Vollmond wecken konnten. Viele Todeshändler wurden von den primitiven Waffen der Lycaner getötet und diese brüllten und suchten sich neue Opfer. Zur selben Zeit rangen Soren und Lucian miteinander, wobei der Werwolf die Oberhand behielt. Soren blutete aus vielen Wunden, was den Wolf noch mehr anheizte und ihn vergessen ließ was sich gerade zutrug. Lucian gab sich dem Blutrausch hin und sah nur noch blutrot, während er Soren quälte, für all die Schrecken, die Lucian durch ihn und seinesgleichen erfahren musste. Nun blute für dass, was du Sonja antatest. Sie wird gerächt werden, aber nicht durch den Wahnsinn der von Viktor Besitz ergriffen hat, sondern von mir! Ihrem wahrhaftigen Mann und ihrer einzigen Liebe! Blute, Vampir! Mit diesen Gedanken zerschnitt Lucian Sorens Gesicht und ließ ihn leiden. Ein verirrter silberner Armbrustbolzen traf Lucian in den Rücken, und verfehlte nur knapp seine Wirbelsäule. Der Werwolf heulte auf und ließ von Soren ab. Der Aufseher floh so schnell, wie seine blutenden Beine ihn trugen. Er rannte zu seinem Pferd in die Höhle und verschwand in Richtung des Schlosses Corvinus. Dies alles bekam Lucian nichtmehr mit, da er mit seinem Clan gegen die übrigen Vampire kämpfte. Der Bolzen ragte immer noch aus dem Rücken des Werwolfes, aber das störte Lucian im Moment nicht. Trotz der menschlichen Gestalt der Werwölfe waren sie den Vampiren weit überlegen und dies nicht nur dank ihrer Überzahl, sondern wegen der monströsen Brutalität und dem Rachedurst den die Wölfe empfanden. Viele Vampirkörper lagen schon in einer Lache ihres eigenen kalten Lebenssaftes auf dem Boden und regten sich nichtmehr. Der Rest der Blutsauger folgte ihnen rasch. Dieser Sieg gebührte allein der wilden Horde Lycaner. Dies wird den Vampiren lehren sich nie mit einem Lycaner anzulegen, der auf Rache aus ist. Und natürlich seinem treu ergebenen Clan. Dachte Lucian freudig. Der Anführer der Lycaner verwandelte sich wieder in einen Menschen zurück und zog sich seine alten verschmutzten Kleider über die nackte Haut. „ Nun meine Freunde, meint ihr nicht, dies sei eines Festes würdig?“ Wandte sich Lucian an die Lycaner. „Lasst uns feiern und unseren Sieg genießen.“ Die Lycaner brüllten vor Freude. Sie trugen gemeinsam die Toten von dem Schlachtfeld und begruben die siegreichen Toten der Lycaner. Es waren nur wenige Werwölfe gestorben. Sechs waren den Vampiren zum Opfer gefallen und zwei waren von den Hunden zerrissen worden, die zusammen mit Soren geflohen waren. Die Feier der Lycaner tobte bis zum Morgengrauen, erst dann legten sie sich schlafen, da sie vor weiteren Angriffen der Vampire völlig geschützt waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)