Bitter ist das Los der Sterblichen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Das Ende der Unschuld -------------------------------- Eine junge Frau mit langem dunklem Haar tauchte ihre Hände in die hölzerner Schale mit Wasser und wrang den Lappen aus. Neben ihr, in einem Bett gebettet, schrie ihre Mutter auf. Ihr rotes Haar war gelöst und der Schweiz tränkte sie feucht, so das sie nass glänzten. Das weiße schöne Gesicht war nun vor Anstrengung und Schmerz verzerrt, denn die Geburt ihres fünften Kindes verlangte ihren Tribut. Die junge Frau wischte ihr zärtlich den Schweiz vom Gesicht und erntete einen dankbaren Blick. "Guter Gott!", flüsterte die Frau ihres Bruders Ronan ängstlich. Schnell bekreuzigte sie sich. Ich schaute sie ärgerlich an. Sie war klein und zierlich mit großen Rehaugen und langen blonden Haaren. Doch mit dem Verstand einer Kuh gesegnet!, dachte ich verächtlich. "Nein, nicht Gott, Orla", sagte ich entschieden und hielt meiner Mutter die Hand, als eine weitere Wehe kam. "Bete zu Dagda." Orla und die Hebamme sahen mich erschrocken an und bekreuzigten sich schnell gegen diese Gotteslästerung. "Selbst der Große Dagda kann Aideen bei der Geburt nicht helfen. Sie ist achtunddreißig, kein Alter um Kinder zu gebären", sagte die Hebamme, eine mütterlich wirkende Frau mit schwarzem Haar. Ich dachte schmerzlich an mein erstes Kind. Ich war so glücklich endlich Mutter zu werden, denn dieses Kind war wie ein Lichtschimmer in meiner unglücklichen Ehe. Doch das Kind, ein Junge, wurde nur ein Monat alt. Eine lange, qualvolle Woche lag ich abwesend im Kindbett. Es war wohl der große Schmerz, etwas verloren zu haben, was man schon so liebte, vom ersten Atemzug an bis zum Letzten. Dann, als sich das Kind bei meiner Mutter ankündigte, wurde ich zu ihr gerufen, da sie mich verlangte. Ich erwachte wie aus Trance und nahm zum ersten Mal wieder mein Umfeld war. In dieser Nacht sollte meine Mutter immer und immer wieder schreien, bis sie dann, in der Abenddämmerung ein Mädchen gebar. Ich ging erst, als meine Mutter mit dem Kind im Arm erschöpft, doch überglücklich einschlief. Orla wollte bei ihr bleiben, und sie versorgen, wenn sie aufwachte. Erschöpft und müde wie ich war, wollte ich am liebsten schlafen, doch ich wusste, mein Mann erwartete ein warmes Essen. Als ich an unseren Haus ankam, blieb ich stehen. Es war mir zuwider, dieses Haus zu betreten, die enttäuschten und zugleich angewiderten Blick meines Ehemannes auf mich zu spüren.. Mit diesem Haus verband ich den Tod meines Sohnes und meine unglückliche Ehe und damit auch Schmerz , Trauer und eine Art Hilflosigkeit. Ich wandte mich ab und ging langsam in Richtung Wald. Die Abendsonne glühte ein letztes Mal rot auf, um dann hinter den Bäumen zu verschwinden, die dunkel ihren Schatten auf mich warfen. Ich wusste nicht wohin ich ging. Es war töricht von mir, alleine und ohne Fackel durch den Wald zu gehen, doch ich setzte dennoch Fuß vor Fuß. Der kleine scharfe Dolch in meinem Stiefel, gab mir das Gefühl von Sicherheit. Plötzlich kam ich auf einer breiten Lichtung. Man sah, dass sie früher einmal größer gewesen sein müsste, denn junge Bäume standen am Rand. Müde ließ ich mich an einem Stamm hinab gleiten und wickelte mich fester in meinen Umhang ein. Eine kalte Briese weckte mich und erschrocken stand ich auf. Ich musste stöhnen, als ich Schmerzen im Rücken und Nacken verspürte. Nun ja, was hatte ich erwartet? Es war Morgen und die Sonne verbarg sich hinter dichtem Nebel. Ich erschauerte. Wie sollte ich den Weg zurück zum Dorf finden? Verzweifelt drehte ich mich im Kreis und versuchte mich für eine Richtung zu entscheiden, doch alles war im Nebel versunken..., alles sah gleich aus! Ich schloss die Augen und versuchte mich zu erinnern. Als ich auf der Lichtung trat, war eine Tanne mit braunen Nadeln neben mir gewesen. Langsam öffnete ich sie wieder und blickte die brauen Tanne an. Ich musste schnell nach Hause, sie machten sich bestimmt schon Sorgen um mich. Es war reine Torheit, die mich gestern ritt, im Wald zu gehen, wurde mir klar, als ich durch den nebeligen Wald ging. Nach einiger Zeit roch ich Rauch, er stank fürchterlich. Ich wurde immer schneller, bis ich rannte. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich. Und als ich den Waldrand erreichte, wusste ich auch, warum: Dunkler Rauch, der Holz, Fleisch und alles was ihm Nahrung bot, verbrannt hatte, vermischte sich mit weißlichem Nebel. Manche der niedergebrannten Hütten qualmten noch, doch von vielen war nur noch Schutt und Asche übrig. Es gab auch welche, die verschont wurden. Wie von Sinnen ging ich durch das zerstörte und niedergebrannte Dorf. Ich stolperte über einen verkohlten Lumpenhaufen, doch als ich genauer hinsah, erkannte ich die Leiche des Bäckers. Entsetz sah ich mich um und erkannte noch andere Tote. Ich wusste nicht, wie ich das viele Blut vorher übersehen konnte. Viele der Frauen hatten zerfetzte Kleider und ich erkannte entsetzt das sie geschändet worden waren, nachdem man ihnen die Kehle durchgeschnitten hatte. Ich fiel auf die Knie und übergab mich hustend. Ich wischte mir den Mund ab und taumelte weiter. Auf der Türschwelle meiner Mutter lag die Leiche meines kleinen Bruders. Ich bückte mich und schloss ihm die Augen. Man hatte ihm einen Dolch ins Herz gestoßen und er konnte nicht lange gelitten haben. Plötzlich vernahm ich aus der Hütte, die nicht gänzlich zerstört wurde, ein schwaches Wimmern. Ich stürmte hastig hinein und entdeckte meine Mutter zusammengesunken in einer Ecke der Hütte. Es war eine kleine Hütte, mit wenig Platz, doch es reichte für meine Mutter, die nach dem Tot unseres Vaters, aus dem Haus am Strand wegzog um hier im Schutz des Dorfes zu leben. Nun waren die wenigen Wertsachen die meine Mutter besaß, geraubt und die übrigen Möbel waren entweder dem Feuer zum Fraß vorgefallen oder lagen in einem vollkommenden Chaos um meine Mutter herum. Sie jedoch, lag in einer Lache aus Blut. Ihr schlichtes Arbeitskleid war zerfetzt und ihr Bein war in einem merkwürdigen Winkel verdreht. Sie war tot. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich beugte mich über meiner Mutter, schloss auch ihre Augen und küsste sie auf der Stirn, während Tränen über meinem Gesicht liefen. Wieder hörte ich das Wimmern, es kam aus einem Berg blutiger Laken hinter meiner Mutter hervor. Etwas bewegte sich darin. Ich stürzte darauf zu und riss den Säugling aus den Laken. Glücklich drückte ich ihn an meiner Brust und dankte Dagda, dass er ihn beschützt hatte, doch dann übermahnte mich die Situation; Soviel Tot, soviel Gewalt und Leid. Vor Trauer, Wut und Schmerz schrie ich, stützte mich an dem umgekippten Tisch ab. Wer waren diese schrecklichen Räuber die mein Dorf überfielen, geplündert und zerstört hatten? Wer würde ein armes und wertloses Dorf überfallen? Ich sackte einfach zusammen und saß lange Zeit weinend da. Plötzlich vernahm ich ein Geräusch. Schlurfende Schritte. Ich schlich zum Fenster, um zu sehen, ob es ein Überlebender oder einer der Räuber war. Ich erhaschte einen Blick auf einem Mann, der sich über meinem toten Bruder gebeugt hatte. Er hatte einen dunklen Umhang an und eine Kapuze verdeckte sein Gesicht. In seiner linken Hand hielt er ein blutiges Schwert. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Es musste einer der Räuber sein! Der Säugling fing an zu Wimmern und erschrocken warf ich ein Blick auf den Mann. Der hatte den Blick fest auf die Hütte gerichtet und stand langsam auf, dass Schwert Griffbereit in der Hand. Hastig kletterte ich durchs Fenster und landete weich auf die Füße. Ich hörte hinter mir, wie jemand die Hütte betrat. Ich rannte los. Durch das zerstörte Dorf, im Wald hinein. Den Säugling schützend an meiner Brust gedrückt. Hinter mir hörte ich die Schritte meines Verfolgers, doch ich achtete nicht darauf und konzentrierte mich nur auf den Weg, der voller tückischen Wurzeln und Gehölz war. Einmal stolperte ich, doch sogleich rappelte ich mich auf. Das Kind fing leise an zu weinen. Meine Füße trugen mich bis zu der Ruine aus meiner Kindheit. Im Innenhof blieb ich stehen und blickte mich panisch nach einem Versteck um. Doch ein Knacken hinter mir, sagte mir, das es zu spät war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)