Zorro und Corneja von Mir_Rage (Sister, where are you?) ================================================================================ Kapitel 16: Durst nach Rache ---------------------------- „Alle Achtung! Ganz schön ausgefuchst. Das muss man ihm lassen!“ kommentierte Raymond das Spektakel im Hof. Er wandte sich zu Seniora Barbara um, die gefesselt auf einem Stuhl vor ihm saß. „Na, immer noch keine Idee, wer da draußen ist!“ „Zum letzten Mal, ich weiß es nicht!“ „Aber wo die Urkunde ist, das wissen sie, stimmt’ s? Raus mit der Sprache, wo ist sie! Das ist ihre letzte Gelegenheit.“ Das Geräusch des einrastenden Hahn’ s der Pistole in Raymond’ s Hand schien den ganzen Raum zu erfüllen. Seniora Barbara starrte teilnahmslos in den Lauf der Waffe. „Nein, es ist ihre. Denn ich werde das Geheimnis mit ins Grab nehmen.“ „Wie sie wollen!“ meinte Raymond bedauernd, legte an und... ...die Tür flog krachend auf. Mit einem Aufschrei ließ Raymond die Waffe fallen und hielt sich die schmerzende Hand. Die Pistole fiel zu Boden und der Schuss traf die Wand. „Was für ein schreckliches Benehmen sie doch haben, Kommandant. Einer Dame steht nun wirklich eine bessere Behandlung zu.“ Raymond sah verwirrt auf. „Zorro!?“ Der stand mit gezogenem Degen im Türrahmen. „Hatten sie jemand anderes erwartet?“ „Ehrlich gesagt, ja! Aber das ist jetzt gleichgültig. Dann werde ich eben euch beide auf einmal los!“ Blitzschnell hatte der Kommandant die Waffe wieder erhoben. Er zerrte Seniora Barbara hoch und hielt sie vor sich als Deckung. „Den Degen weg, Zorro. Oder du trägst die Verantwortung für den Tod dieser edlen, spanischen Bürgerin.“ Langsam schritt Raymond mit seiner Geisel hinter den Schreibtisch, im Rücken das große Fenster zum Hof. „Wird’s bald! Die Waffe weg!“ „Sie glauben doch nicht wirklich, das ich so dumm wäre.“ meinte Zorro und versuchte verbal die Situation in den Griff zu bekommen. Raymonds Waffe richtete sich auf ihn. „Dumm würde ich es nicht nennen. Sie haben einfach ein zu großes Ehrgefühl, ganz im Gegensatz zu mir! Den Degen weg und was sie noch bei sich haben. Ich will alles sehen! Und Zorro, keiner ihrer Tricks oder diese nette Dame hier tritt ihrer letzte Reise an.“ „Fahr zur Hölle, elendes Ekel!“ zischte Seniora Barbara. „Vorsicht Gnädigste, ich habe einen recht nervösen Finger. Nicht das ich sie noch aus Versehen erschieße.“ Klirrend zersprang die Scheibe. In unglaublicher Geschwindigkeit legte sich eine Drahtschlinge um Raymond’ s Hals und wurde so heftig zugezogen, dass er einen Schritt nach hinten machen musste. Der Kommandant ließ schlagartig seine Geisel und die Waffe fallen und griff nach der Schlinge, die ihm die Luft anschnürte. „Eine schönen Guten Abend! Ich denke, auf eine Vorstellung können wir ver-zichten, mein Bester. Da bin ich! Wie gesagt, ich finde sie, egal wo sie sich verkriechen werden.“ raunte Corneja ihrem Opfer ins Ohr. Der Wind bauschte ihrem langen Umhang in die Höhe. Sie verharrte auf dem Fensterbrett, ihr Opfer fest in der Hand. „Verfluchte Ausgeburt der Hölle!“ würgte Raymond hervor, im nächsten Augenblick zog sich die Schlinge weiter zu. „Auch noch frech werden? Sie haben sich wahrlich nicht geändert. Schade, ich hatte gehofft die kalifornische Luft bläst ihnen ein für allemal ihre bösen Gedanken aus dem Kopf. Dann muss ich wohl dafür sorgen.“ zischte Corneja. „Lass’ das! Das ist Wahnsinn!“ rief Zorro ihr zu, der gerade Seniora Barbara beim Ausstehen half. „Was du Wahnsinn nennst, ist für mich Gerechtigkeit!“ zischte Corneja düster und zog die Schlinge noch ein Stück enger. Raymond japste nach Luft und krallte die Finger in den Hals. Zorro machte einen Schritt auf sie zu, doch sofort funkelte Corneja ihn zornig an. „Einen Schritt und ich ziehe die Schlinge vollends zu!“ drohte sie. „Wach auf! Merkst du denn nicht, dass du dich auf sein Niveau herabgelassen hast. Hör’ auf bevor es zu spät ist!“ Corneja hielt einen kurzen Moment inne. Diesen nutzte Zorro, sprang vor, packte sie am Arm und schleuderte sie unsanft in den Raum. Im selben Moment ging Raymond zu Boden. Corneja rollte sich gekonnt ab. Als sie wieder auf die Füße kam, hatte sie ihren Säbel gezogen. „Ich hatte dich ausdrücklich gewarnt, du selbstgerechter Besserwisser! Komm’ mir nicht in die Quere!“ Zorro stellte sich vor sie, die Spitze der Klinge hing dicht über seiner Wange. „Lass’ das!“ sagte er mit Nachdruck. „Ich werde mich nicht mit dir schlagen. Begreif’ doch das dein Weg falsch ist. Gewalt hat immer neue Gewalt zur Folge!“ „Das sagt der Richtige!“ knurrte Corneja wütend und ließ ihre Klinge vor Zorro’ s Gesicht hin und her tanzen. „Wer von uns beiden ist denn hier der Rebell. Du oder ich?“ „Was bist du lieber? Rebell oder Mörder?“ konterte Zorro. Die Klinge zog sich zurück. Unsicherheit spiegelte sich in Corneja’ s Augen. „Ich weiß nicht welchen Schwur du geleistet hast, aber ganz sicher keinen, der dich zur Mörderin macht.“ „Halt den Mund!“ Der Säbel zuckte und senkte sich ein Stück. Corneja’ s Rechte begann zu zittern. „Du bist keine Mörderin! Du willst Gerechtigkeit, und Gerechtigkeit kann es nur geben wenn das Gesetz eingehalten wird, das weißt du. Hast du nicht gesagt, du hasst Ungerechtigkeit. Dann sei es nicht!“ Zorro ging einen Schritt auf sie zu, als sie ihre Waffe vollends gesenkt hatte. „Es gibt immer einem besseren Weg als Mord. Man muss ihn nur finden!“ „Würdest du auch so klug daherreden, wenn es dein Vater gewesen wäre, den der Kerl eiskalt erschissen ließ?“ knurrte sie und die Wut flammte erneut auf. „Ich habe keine Ahnung wie viel dir dein Stiefvater bedeutet haben muss, aber eines weiß ich. Er wollte sicher nicht, dass du seinetwegen zur Mörderin wirst. Corneja zuckte zusammen. « Mein Mädchen, ganz gleich was das Schicksal mit dir vorhat, versprich’ mir eines: Such’ keine Vergeltung für meinen Tod, so schwer es dir auch fallen mag! Sei die Gerechtigkeit, die diese Welt so dringend braucht. Gerecht zu sein heißt auch, sich selbst zu überwinden. Vergiss dies nie meine kleine Corneja!» Die letzten Worte von Falco hallten in ihr wieder wie ein düsterer Choral. Glitzernd wie ein Kristall, so rein und klar, liefen sie ihr über die roten Wangen. Der ewige Damm war gebrochen! Die zurückgedrängte Tränen von sieben Jahren fanden ihren Weg ans Tageslicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)