Zorro und Corneja von Mir_Rage (Sister, where are you?) ================================================================================ Kapitel 7: Die Söhne der roten Krähe ------------------------------------ Nico hatte Loena nach einigen Metern außerhalb der Stadt eingeholt. Sie saß auf Brìos Rücken und zitterte am ganzen Leib. „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte er. „Nichts ist in Ordnung! Ich hasse sie!“ antwortete da Leona, als wäre es für sie das natürlichste der Welt. „Ich hasse es, wie sie mich immer wieder in ihr verdammtes Spinnennetz einbindet! Ich bin das alles hier so leid!“ Sie ballte die Fäuste vor Wut so dass die Knöchel weiß hervortraten. „Sollen wir weggehen? Willst du das?“ fragte Nico sie. „Weg?“ Loena lachte kurz auf „Wohin denn, Dummkopf. Und selbst wenn wir ein Ort fänden, wir können nicht weg! Nie! Wir haben...“ Leona unterbrach sich. Sie zwang die Tränen, die unter der Oberfläche warteten hervorzutreten, zurück. Sie würde nicht weinen. Sie weinte nicht, nie! „Ich weiß, was du sagen wolltest. Die Söhne der Krähe dürfen die Gruppe nie verlassen. Das haben wir vor fünf Jahren geschworen. Damals als Falco noch lebte.“ Leona nickte und ihre Gedanken drifteten zurück. Mit sechs Jahren hatte sie bemerkt, dass ihr vermeintlicher Vater immer wieder mit Nico verschwand und war ihnen kurzerhand gefolgt. So hatte sie deren großes Geheimnis erfahren. Immer wieder wenn ihre Gruppe in Gefahr geriet, tauchte ein maskierte Mann auf. “El Azor“ - der Habicht. Und dieser war niemand anderes als ihr Vater Falco, der begonnen hatte Nico auszubilden. Leona war von jenem Augenblick nicht mehr zu beirren und schaffte es schließlich auch aufge-nommen zu werden. Von Falco erfuhren sie, das die rote Maske auf eine junge Zigeunerin namens Kadara zurückging, die man „El Bucho rojo“ – die rote Krähe nannte. Sie hatte den Mythos erschaffen und an ihre Söhne und Enkel weitergegeben. Deshalb wurden die Maskierten Reiter auch als Söhne der roten Krähe bezeichnet, deren Nachfolger Leona und Nico nun waren. Denn Falco hatte man vor drei Jahren als „El Azor“ entlarvt und er war als Rebell hingerichtet worden. Seit jenem Tag war Leona angeblich stumm geworden. Noch zeigte ihr Gesicht je eine Regung; sie weinte nicht genauso wie sie nicht lachte. Nun hing die Verpflichtung an ihnen, ihre Familie zu schützen. Und beide hatte vor ihren Schwur zu erfüllen. Aber wenn nun Seniora Barbara vorhatte hier zubleiben, dann waren sie in einer großen Zwickmühle, denn die Frau hatte keine Ahnung was die beiden des Nachts trieben. „Ich kann bei der Gruppe bleiben und sie weiterhin beschützen.“ bot sich Nico an, aber Leona’ s Kopf wirbelte zornig herum. „Ach, und damit ist wieder alles in Ordnung?“ fragte sie drohend. „Nein, das ist es nicht. Aber es ist ein Weg, Corneja!“ So nannte er sie, sobald Leona begonnen hatte zu sprechen und sie unter sich waren. Dann war sie „Corneja“- die Dohle, die so gar nichts mit der scheue und unterwürfigen Leona gemein hatte. Corneja war mutig, scheute kein Risiko und nahm auch nie ein Blatt vor den Mund. Eine Jeanne d’ Arc der Zigeuner, die bereit war ihr Leben auf’ s Spiel zu setzen. „Und? Was willst du jetzt tun?“ „Ich weiß nicht! Angeblich will mich mein Vater kennen lernen. Was denkst du? Soll ich hingehen?“ „Es ist sicher kein Fehler. Aber lass dich nicht einwickeln! Bei dem Rachefeldzug, den deine Mutter plant, gerät’ s du nur unter die Räder!“ „Stimmt! Dennoch. Irgendwie bin ich auch neugierig auf meinen Vater.“ Langsam fuhr der Wagen die Straße entlang. Diego hatte die Zügel in der Hand und saß vorn neben seinem Vater. Lolita und Bernard saßen hinten. Es herrschte ein drückendes Schweigen. << Ich verstehe dass alles nicht!>> dachte Bernard bei sich << Da kommt ein fremdes Mädchen hier-her und alles scheint aus den Fugen zugeraten! Eigentlich wollten wir doch heute nacht in die Kaserne einsteigen.>> Aber wenn er Diego so ansah, glaubte der Junge nicht mehr, dass heute noch irgendetwas geschehen würde. Er lies kurz den Kopf hängen und als er sich wieder aufrichtete rief er: „He, seht mal da vorn!“ Die anderen folgten seinem ausgestreckten Finger. Unweit vor ihnen stand Brìos mit Leona auf dem Rücken an der Weggabelung. Sie schien auf sie zu warten. Ihr Gesicht wirkte traurig, aber nicht verweint. Diego hielt die Kutsche an als sie auf gleicher Höhe waren. Leona hatte wieder einmal scheu den Kopf gesenkt. „Du willst mit uns kommen, auch gegen den Willen deiner Mutter, hab ich recht?“ fragte Don Vega nach einem kurzen Augenblick. Das Mädchen nickte und hob vorsichtig den Kopf. <> hämmerte es in Don Vega’ s Unterbewusstsein. Leona drückte ihrem Pferd sacht die Schenkel gegen die Flanke und Brìos schritt langsam hinter der losfahrenden Kutsche her. Nachdem sie Lolita, die durch die seltsame Stimmung ebenfalls nachdenklich geworden war, zuhause bei ihren Eltern abgeliefert hatten, erreichten die Gruppe endlich die Hacienda. Maria stand an der Tür und wollte ihre Herrschaft gerade freundlich, als sie Leona bemerkte. Da wusste die gutmütige Frau, das der heutige Abend nicht wie jeder andere werden würde. „Möchtest du dein Pferd in den Stall stellen?“ fragte Diego Leona, als er das Kutschpferd nach hinten zum Ausschirren bringen wollte. Bernard stand neben ihm und beobachte alles mit Spannung. Leona wandte den Blick zu Don Vega, der auf der Veranda stand und mit Maria sprach. Dann nickte sie, stieg ab und folgte den beiden. Fröhliches Gewieher begrüßte die drei. Der Anblick solch schöner Tiere hob Leona’ s Laune sofort. Nachdem sie Brìos in eine Box gebracht und ihn mit etwas Heu und Wasser versorgt hatte, ging sie neugierig zwischen den anderen Pferden umher. Diego verfolgte sie aus dem Augenwinkel heraus, während er zusammen mit Bernard noch das Pferd abstriegelte und es dann zu seiner Box führte. „Was genau ist jetzt hier los!“ zischte der kleine Junge ihm zu. „Ich weiß es noch nicht, aber ich glaube Vater wird es uns bald sagen!“ Zunächst aber saßen sie zusammen im Esszimmer und aßen zu Abend. Leona schien sich etwas unwohl zu fühlen, konfrontiert mit den Unmengen von Geschirr und Besteck. Aber sie hielt sich tapfer. Dann, nach dem Dessert, räumte Maria schweigend den Tisch ab. „Es war wie immer köstlich.“ lobte Don Vega seine Haushälterin wie üblich. „Sie können sich auch bei der Kleinen bedanken. Wenn sie heute Mittag nicht eingegriffen hätte, wäre mir das Gulasch in der Pfanne verbrannt!“ gab sie zu und nickte zu Leona hinüber. Die erwiderte es mit einem scheuen Lächeln. „Wenn du mit aufräumen fertig bist, komm’ doch bitte auch zu uns, Maria. Ich will das du auch Bescheid weißt.“ „Das mit dem Aufräumen kann warten.“ sagte die Haushälterin. Der alte Mann seufzte. Wie sehr wünschte er, er könne diesen Moment noch hinauszögern, aber er wusste dass es keine andere Wahl mehr gab außer der Wahrheit. Er blickte über den Tisch, an dessen Ende Leona saß. Sie erwiderte seine Blick voll Verständnis und gab mit einem kurzen Nicken ihre Einwilligung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)