ViRUS von abgemeldet (wenn Träume töten) ================================================================================ Kapitel 1: eins - zwei ---------------------- .oO° Freitag °Oo. . .. „S~ e~ t~ o~...“ .. . „Ahhhh! ...Scheiße!“ Schon wieder... Scheiße, aber auch! Fuck! Wütend werfe ich meine Kissen gegen die Wand. Draußen ist es schon hell, kein Wunder, ich habe verschlafen. Insofern man das von eben schlafen nennen kann. Ich schaue an mir herab. Klasse, schon wieder ein Pyjama, der klitschnass geschwitzt ist, dass ist jetzt schon das dritte Mal in dieser Woche... und wir haben erst Freitag... Frustriert fahre ich mir durch meine ebenso verschwitzten Haare und seufze Lautstark, ehe es an meiner Tür klopft. „Ja, herein!“ „Seto...?“ „Mokuba?“ Mein kleiner Bruder kommt ein wenig unsicher auf mich zu, so, als wüsste er nicht, ob er zu mir kommen darf oder nicht. Außerdem spiegeln seine sonst so fröhlichen Augen eine erschreckende Form von Angst wieder. „Was ist los? Warum bist du nicht in der Schule?“ „Ich... Ich habe keine Lust... Bitte Seto, nur heute, ja? Ist das in Ordnung? Ich möchte heute nicht zur Schule, ich möchte heute zu Hause bleiben... bitte...“ Ich weiß nicht, was ich davon halten soll und ziehe dementsprechend eine meiner Augenbraue nach oben. Ich kann nichts dafür, es passiert schon automatisch. „Hast du Ärger in der Schule?“ Er schüttelt den Kopf. Aber was ist es dann? Ich hebe meine Arme und will dir damit eigentlich nur signalisieren, dass du zu mir kommen sollst, doch erschrecke ich und zucke aufs Heftigste zusammen. Meine Arme, sie sind rot, von der Handwurzel bis hin zum Ellenbogen, alles rot, voll mit... Blut... Aber, woher? Ich habe nirgendwo eine Wunde, nichts, keinen einzigen Kratzer! Aber, es muss doch wenn dann schon mein Blut sein... oder? Aber, was wenn nicht? Wenn es nicht meins ist? Ich fahre mir mit den Händen über meine Arme. Das Blut ist trocken. „Hast du... Seto, du schreist im Schlaf...“ „Spinn nicht rum! Und nun geh raus! Wenn du schon zu Hause bleiben 'musst', dann störe mich bitte nicht!“ Es kam mal wieder härter rüber als es eigentlich sollte, aber was soll ich machen, ich will ihn nicht verletzen oder gar enttäuschen, ich will nicht, dass er Angst vor mir hat. Aber im Moment ist es besser, wenn er von mir weg bleibt, zumindest solange, wie ich selber erst mal mit mir klarkomme, solange, bis ich selber weiß, was mit mir los ist... Mich aus meinen Schlafanzug pellend, gehe ich Richtung Badezimmer und drehe die Dusche auf lauwarm. Schockduschen wäre jetzt zwar um einiges besser, aber da ich schon wach bin und diese Träume dadurch auch nicht verschwinden, kann ich das Duschen auch so weit es geht genießen. Ich fange an, mit äußerster Vorsicht, das Blut von meinen Armen zu waschen. Für den Fall, dass ich doch irgendwo verletzt sein sollte, so will ich die Wunde wenigstens nicht noch einmal aufreisen. Aber es bleibt dabei, das Blut kann nicht von mir sein, oder mein Körper hat eine beängstigende Art der Selbstheilung entwickelt. Mich trocken gerubbelt ziehe ich mir meine leicht zerknitterte Schuluniform über. Man möge es vielleicht nicht glaube, aber ich bin wirklich einer der letzte Menschen, die auf Ordnung achten. Mal abgesehen von meinen Berufsleben, da muss das ja leider sein. „Roland! Lassen sie bitte die Limousine vorfahren.“ „Sir, sind sie sicher, dass es zur so später Stunde noch Sinn machen würde, das Schulgebäude aufzusuchen?“ „Roland...“, knirsche ich aus zusammengepressten Zähnen hervor. So sehr dieser Mann auch mein Vertrauen besitzt und die Offenheit, seine Meinung mir gegenüber zu äußern, so sollte er sich heute doch lieber zurück halten. Scheinbar versteht er, denn ohne ein weiteres Wort dreht er mir den Rücken zu und geht den langen Flur entlang und kurz darauf höre ich auch schon seine und die Stimme meines Chauffeurs, wie sie über irgendetwas diskutieren. Aber es ist mir egal, sollten sie über mich reden, negativ reden, daran bin ich eh schon gewöhnt. .. . „Das war’s dann auch schon! Macht bitte zu Hause die Seiten 53-55 bis nächsten Freitag fertig. Tja, dann dürft ihr eure Sachen zusammenpacken und den Chemieraum aufsuchen. Schönes Wochenende wünsche ich euch schon einmal.“ „Man war das wieder einmal langweilig! Wie können Lehrer nur so viel Scheiße von sich geben und das dann auch noch jahrelang wiederholen? Echt unbegreiflich!“ „Joey! Du kannst dir noch mehr Ärger nicht erlauben! Wenn du schon lästern musst, dann bitte dann, wenn du vom Schulgelände runter bist!“ „Ach was, sollen sie es doch mitbekommen! Aber ist ja eh typisch, dass Leute wie ich immer gleich die Todesstrafe bekommen, während andere Leute dafür sogar noch nen Orden bekommen. Und nein, ich rede hierbei nicht so zufälligerweise von einem gewissen Eisblock, der es mal wieder nicht nötig hatte seinen Eisarsch hier herzuschwingen!“ „Tea hat Recht, Joey. Lass das lieber, noch mehr... Ärger...“ Ich wusste ja schon immer, dass dieser Kindergartenhaufen einfach nur dämlich ist, du Joseph Wheeler sowieso. Aber dass Joseph so saudämlich ist, hätte selbst ich nicht für möglich gehalten! Sonst hört dieser Loser doch auch auf seinen 'Wir-Glauben-an-das-Herz-der-Karten'-Haufen. Was soll’s, mein Tag ist doch eh schon im Eimer. Selbstsicher überwinde ich die letzten Meter Abstand zwischen mir und diesem Köter, beuge mich belustigt zu ihm hinunter, so das meine Lippe kurz sein Ohrläppchen streifen. „Ich wusste gar nicht, dass du dich so für meinen Hintern interessierst...“, hauche ich ihm entgegen, so leise, dass auch nur er es gerade so versteht. Ich spüre, wie ihm die Röte ins Gesicht schießt, da sich seine Wangen auf einen Schlag aufheizen. Erbärmlich! Arrogant wie immer und auch leicht angepisst, nicht doch auf Roland gehört zu haben, mache ich kehrt und begebe mich Richtung Chemieraum. Auch wenn wir jetzt erst Pause haben, das Allerletzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist das herumgequitsche und rumgetolle von diesen Wahnsinnigen, auch bekannt unter dem Namen: Mitschüler! Und, wie sollte es auch anders sein, so werden mir diese 20 Minuten Ruhe auch nicht gewährleistet. „Wheeler, was willst du?“ „Was ich will? Ich will wissen was der Scheiß eben sollte!“ Ich schiele kurz von meinem Laptop zu ihm hinauf, zucken mit den Schultern und wende meine Aufmerksamkeit wieder meinen Daten zu. Ein kleines, aber ziemlich sauer klingendes Knurren dringt an mein Ohr, was mich aber nicht weiter stört. Erst als zwei Hände neben meinem Kopf gegen die Wand knallen, fahre ich erschrocken auf und blicke dem Streuner direkt in die Augen. Auch er scheint ziemlich überrascht zu sein mit meiner Reaktion, denn seine Augen sind vor Schreck leicht geweitet. Wir brauchen beide ein paar Minuten bis wir realisieren, dass wir uns gerade ziemlich dicht auf die Pelle gerückt sind. Ziemlich dicht, um das mal festzuhalten! „Verpiss dich!“, zische ich ihm entgegen und er macht tatsächlich ein paar Schritte zurück. Er öffnet den Mund, will scheinbar etwas erwidern, doch schließt er ihn wieder und deutet stattdessen auf meine linke Wange. Irritiert fasse ich mir dort hin und spüre etwas warmes und feuchtes. Zuerst dachte ich, ich wäre doch tatsächlich ins Schwitzen gekommen, doch als ich meine Fingerkuppeln ansehe, finde ich mal wieder eine rotfarbige Flüssigkeit vor. „Wheeler!“, fauche ich ihn an und bin kurz davor, ihm an die Gurgel zu gehen, als ich auch an ihm etwas entdecke, was da eigentlich nicht sein sollte. „Du blutest auch...“, füge ich stattdessen hinzu und deute ebenfalls auf seine Wange. Auch bei ihm ist es die linke Seite. Was soll der Scheiß hier? Verarscht mich diese Flohschleuder? Wohl kaum, dazu reicht sein bisschen menschliche Intelligenz nicht aus! Ehe ich dazu komme, ihm wirklich die Hölle unterm Hintern heiß zu machen, dreht er sich auch schon um und rennt weg. Und was sollte das jetzt bitteschön bringen? Seufzend setzte ich mich wieder auf die Bank und versuche mich krampfhaft auf meine Analysen zu konzentrieren, was mir aber einfach nicht gelingen will! Das Blut an meiner Wange ist weg, und eine Schramme oder der gleichen ist nicht zu spüren, was eigentlich nur darauf schließen lässt, dass das Blut von Wheeler kommen muss. Aber, hatten wir uns überhaupt berührt? Dieser Gedanke jagt mir komischerweise das Blut in den Kopf! Ich und Wheeler, die irgendeine Art von Berührungen austauschen? Nein! Das ist absurd und vollkommen inakzeptabel! .. . „Ich danke Ihnen mal wieder für Ihre Aufmerksamkeit und Wünsche Ihnen allen ein erholsames Wochenende!“, höre ich den Lehrer noch sagen, ehe ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen lasse. Sowas mache ich ja sonst nie, aber ich bin einfach zu ausgepowert, völlig fertig, und das nur, weil ich schon die ganze Woche nicht zum schlafen gekommen bin! Zumindest zu keinen ordentlichem Schlaf! Und dann auch noch ein so langweiliger Unterricht, mit so einem langweiligem Thema, das ich doch sowieso schon längst kann! Normalerweise habe ich ja in solchen Fällen immer Wheeler zur Ablenkung, aber der schien anderweitig beschäftigt zu sein oder einfach keine Lust zu haben, sich mit mir zu zoffen. OK, wenn ich ganz ehrlich bin, ich auch nicht! Immerhin hatte ich genügend Zeit diesen Deppen zu mustern, und mir ist dabei aufgefallen, dass er, dort wo das Blut war, keinen einzigen Kratzer hat. Also muss es doch von mir kommen. Am besten, ich gehe gleich mal einen gewissen Ort aufsuchen. Frustriert meinen Kopf wieder hebend und mich dabei mehr als nur beobachtend fühlend, was auch daran liegen könnte, dass ich aus allen Ecken beobachtet werde, begebe ich mich zum ersten mal, seit meiner schulischen Laufbahn, zum Jungenklo. Und kaum, das ich diesen Raum betreten habe, bereue ich es auch schon wieder! Wie kann man eine Toilette nur so... verkommen lassen? Das ist ja einfach nur noch widerlich! Aber ich bin ja nicht zum Pinkeln hier, sondern um mich im Spiegel zu 'betrachten'. Und, als hätte ich es mir nicht eh schon denken können, habe ich ebenfalls nicht mal den Hauch eines Kratzers. Weder auf meiner Wange, noch an meinen Händen oder an einem anderen Körperteil von mir. „Ach was! Ich hab heute doch eh keine Zeit, also könnt ihr auch schon gehen! Bis nächste Woche!“ Nein, bitte lass das jetzt nicht wahr sein! Die Tür geht auf, quietscht gemütlich vor sich hin, quietscht ein weiteres mal und geht wieder zu. Und wer kam rein? Genau: Wheeler! „K... Kaiba?!“ Dieses 'Etwas' da vor mir deutet mit dem Finger auf mich, als wäre ich ein im Fernseher angekündigter Alien, der, leider Gottes, als erstes auf diesen Köter gestoßen ist! „Nein, Gorge W. Bush... Natürlich 'Kaiba', oder brauchst du jetzt auch schon ne Brille?!“, fauche ich mal wieder zurück und bin überrascht, wie sehr es mich doch mal wieder anpisst, von Wheeler so saudämlich von der Seite angemacht zu werden, auch wenn es diesmal ehr aus Überraschung seiner Seite her war, die zu seiner intelligenten Feststellung führte, als seine abnorme Doofheit. Obwohl sich da bei ihm nicht mehr all zu viel nehmen müsste. „Äh, Sorry, aber dich hier anzutreffen war das Allerletzte, was ich mir hätte vorstellen können. Und glaube mir, ich habe eine sehr ausgefallene Fantasie!“ „Warum nur glaube ich dir das sogar...“, erwidere ich leicht amüsant und mustere ihm dabei, was dazu führt, dass er wieder unbeabsichtigt anfängt zu Knurren. Wir verweilen eine ganze Zeit so, und es kommen mir die Bilder von vor zwei Stunden wieder in den Sinn. Wie hypnotisiert fahre ich mit meinen Fingern über meine linke Wange und werde dabei genaustens beobachtet. „Von wem kam das vorhin eigentlich?“ Ich zucke mit den Schultern. Wie es scheint hat die Flohschleuder mal sein Gehirn benutzt und ist von alleine darauf gekommen, dass werde er noch ich irgendwo eine Schramme oder der gleichen haben, von der das Blut hätte stammen können. Er seufzt. Tja, was man nicht ändern kann sollte man auch nicht verfolgen, oder so in etwa. Ein wenig enttäuscht gehe ich auf Wheeler zu, Richtung Ausgang. Aber ich kann es mir nicht nehmen, noch einmal neben ihm stehen zu bleiben und ihm ein weiteres Mal etwas ins Ohr zu flüstern. „Ich habe am Montag eine Konferenz. Heißt dann wohl, dass du ganze drei Tage auf meinen Hintern verzichten musst...“ Ich verlasse das WC und höre wie Wheeler hinter der Tür anfängt zu fluchen wie ein Weltmeister, ehe ich das Gebäude verlasse... Draußen steht auch schon meine Limousine bereit, was heute das bislang einzig Erfreuliche ist. Wochenende... Pah! Als ob ich was davon hätte! Arbeit ohne Ende, billige Hausaufgaben noch dazu, und das null plus ultra: Keinen ordentlichen Schlaf! Mein Leben ist doch einfach nur perfekt... Ich wusste ja gar nicht, dass ich so sarkastisch sein kann... Ich steige in die Limousine und weise Roland darauf hin, dass ich bitte dort und da hin gebracht werden möchte, was Roland auch sofort meinem Chauffeur weiterleitet. Klar, ich könnte selber mit ihm reden, aber wozu? Das muss man sich bei mir erst mal verdienen! Gedankenverloren schaue ich aus den verdunkelten Fenstern, sehe mir die Leute an, die wie angestochen durch die Straßen rennen, Kinder, die schreien, Mütter und Väter, die nur am meckern sind, Hunde und Katzen, die am Straßenrand nach was zum Essen suchen oder gar persönlich bei den Mensche betteln, und Autos, die wegen Überfüllung der Straßen wie wild hupen. Als ob es dadurch schneller voran ginge. Die Hitze hier drinnen ist unerträglich, gerade zu bestialisch! Obwohl die Klimaanlage an ist, fühle ich mich wie vor einem Vulkan, der gerade am Ausbrechen ist! Genervt ziehe ich mir die Krawatte aus, öffne die obersten Knöpfe meines Hemdes und auch das Fenster. Nur einen Spalt, aber es ist dennoch wahnsinnig erfrischend! „Wuff! Grrrr~! Wuff-Wuff!“ Wheeler... Wheeler? Wie komme ich denn jetzt bitteschön auf Wheeler? Verachtend schnaubend fahre ich mir durch die Haare, die an mir kleben, als hätte man mich mit irgendso nem süßen Zeugs beschmiert. Wheeler... Pah! An so jemanden meine Gedanken verschwenden, das würde mir echt noch fehlen! „Alles in Ordnung mit Ihnen, Sir?“ „Ja- Ja...“, antworte ich beiläufig und winke Roland ab. Ich schaue weiterhin aus dem Fenster und erblicke einen dieser Straßenköter. Ein Goldenretriever, um genau zu sein. Und... um ehrlich zu sein; sogar der erinnert mich an... Wheeler... .. . „Das ist mein letztes Wort! Entweder sie geben sich mit diesem Angebot meiner Großzügigkeit zufrieden, oder sie suchen sich in Zukunft einen anderen Sponsor für ihre... ausgefallenen ’Ideen’!“ Ich packe meinen Koffer, lasse die Schnallen einrasten und begebe mich zum Ausgang. Gefolgt von Roland, wie immer. Und wie immer war dieses Treffen reine Zeitverschwendung! Immer wieder dasselbe Spiel, immer wieder dieselben Leute, dieselben Betrüger, die versuchen mich übern Tisch zu ziehen, versuchen mich unter sie zu bekommen! Aber ohne mich! „Lassen sie bitte schon den Wagen vorfahren, ich muss kurz noch etwas erledigen...“, weise ich Roland an, ehe ich in dem nächsten Gang abbiege. Ein Fehler, wie sich nur wenige Sekunden später herausstellen sollte! Denn kaum das ich abgebogen war, wurde ich auch schon von hinten gepackt und gegen die nächstliegende Wand gestoßen und von einem riesen Panzerschrank fast zerquetscht! „Verpiss dich!“, presse ich gequält hervor, ehe ich ein Schnauben vernehmen und das leise Lachen einer mir, leider Gottes, bekannten Person. „Verzeihen Sie das Benehmen meines Angestellten, aber er neigt leider dazu, die Sachen direkt zu lösen, auch wenn es manchmal, sagen wir: etwas schmerzhaft ist.“ Ich könnt diesen Kerl... Argh! Der Typ lässt von mir ab und ich bekomme endlich wieder ordentlich Luft in die Lungen. Normalerweise bin ich ja nicht so empfindlich, aber irgendwann ist auch bei mir die körperliche Leistung einfach nur futsch! „Hören Sie mir gut zu, Herr Kaiba...“, flüstert mir Herr Ikatasawa zu und kommt mir dabei verdammt nahe. Und wieder bin ich gegen die Wand gedrückt, „Wir wollen doch beide keine Schwierigkeiten haben, sehe ich das richtig?“ Ich funkeln ihn nur an. „Na, na, wer wird denn... Hören Sie zu! Ich an Ihrer Stelle würde mir das mit Ihrem Angebot noch einmal gut überlegen...“, er fährt mit seinem Handrücken meine Wange auf und ab, „Immerhin wollen wir beide ja nicht riskieren, dass etwas schlimmes passiert...“ „Wa... Pfoten weg!“ Er hat mir doch tatsächlich in den Schritt gefasst! Dieser... dieser...Dieser perverse alte Sack! „Sir, ist alles in Ordnung?“ Gott sei dank, Roland! Ich winke ihn ab und gehe auf ihn zu, doch zuvor werfe ich Herr Ikatasawa einen vernichtenden Blick zu! Das wird noch schwerwiegende Konsequenzen mit sich ziehen, darauf kann er Gift nehmen! Am Auto angekommen fange ausnahmsweise ich mal an zu fluchen und trete dabei gegen meinen eigentlich heißgeliebten Wagen! Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein? Ohne mich würden er und vor allem seine knapp 2.000 Angestellten schon längst auf der Straße! Und was bekommt man als dank? Man wird fast zerquetscht und sexuell belästigt! Nach einer ca. 10 minütigen Aggressionsbewältigung steige ich schließlich in meine Limousine und weise den Fahrer darauf an, endlich aufs Gaspedal zu latschen! Und wie schon auf der Fahrt hier her schaue ich gedankenverloren aus dem Fenster. Komischerweise kommt mir auf einmal wieder dieser Köter in Erinnerung, und noch schlimmer, Joseph Wheeler noch dazu! .. . „Roland... bitte sagen Sie mir, das wir für heute fertig sind! Noch ein Termin und ich gehe dem Klienten an die Gurgel!“ „Das wird nicht nötig sein, der Herr eben war für heute der Letzte. Sie können sich nun also ausruhen.“ Ich hätte nie gedacht, dass ich Roland für diese Worte am liebsten umarmen könnte, was ich mir aber wie üblich gekonnt verkneife! Es ist inzwischen schon Nacht geworden, ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon an die 23 Uhr ist. Wird wirklich langsam Zeit, dass ich nach Hause komme. Mokuba wird sich bestimmt auch schon fragen, wo ich bleibe, zumal heute eigentlich unser TV-Abend ist. .. . .oO° Samstag °Oo. . .. Aus dem TV-Abend wurde wirklich nichts mehr. Zwar hatte Mokuba sich mit mehr Cola und Popcorn abgefüllt, als ein normaler Mensch eigentlich vertragen kann, dennoch fühlte ich mich mies, ihn mal wieder alleine gelassen zu haben. Und als ob das nicht schon ein scheiß Gefühl wären, nein, so musste ich auch wieder diesen scheiß Traum haben, der mich schon seit 4:11 Uhr wach hielt... Aber irgendwie... war der Traum diesmal anders... klarer... Diesmal sagte auch nicht der Tote meinen Namen, sondern der Mörder. Und obwohl ich ihn nicht ganz erkannt habe, so bin ich mir dennoch sicher, das ich ihn kenne! Jedenfalls sitze ich nun hier, trinke meinen 8-Uhr-Kaffee und habe Augenringe, die sich echt sehen lassen. Und so soll ich gleich noch mal zu Herrn Ikatasawa, der hoffentlich seine Meinung seit gestern geändert hat. „Sir, Ihr Wagen steht bereit.“ Wortlos stehe ich auf, gehe den Gang entlang, gehe hinaus, nur um dann wieder in die Limousine zu steigen. Und genau wie gestern, schaue ich aus dem Fenster, bin in Gedanken vertief, überlege, wer er sein könnte, der Mörder, in meinen Träumen, der mich einfach nicht mehr schlafen lässt. Seine Stimme, kommt mir irgendwie so... bekannt, gerade zu vertraut vor! Oder bilde ich mir das alles nur ein? „Wuff! Grrrr~! Wuff-Wuff!“ War das Letzte, was ich hörte, ehe der Wagen eine Vollbremsung hinlegte und ich die Trennwand knutschte! „Was soll der Scheiß?!“, mache ich meinen Chauffeur an, „Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?!“ „Aber Sir, ich...“ Weiter kommt er nicht, da auch schon jemand an die Fensterscheibe klopft, welche ich darauf ganz hinunterfahren lasse. Zwei Polizisten stehen davor, ihre Mützen vornehm abgenommen und irgendetwas vor sich hinstammelnd, was so klingt wie ’Köter’, ’überfahren’, ’ihr Wagen’ und ’n Toter’... oder so in etwa. Dennoch hat es mich neugierig gemacht, was ich aber nicht verkünde, sondern einfach nur schlicht und einfach angebe, dass wenn schon mein Wagen demoliert wird, ich wenigstens die genaue Ursache dafür wissen und sehen will! Der Polizist nickt und führt mich in eine der Gassen, wo mehrere Männer stehen, Polizisten als auch Ärzte und Leute, die ich nicht zuordnen kann. In Mitten dieses Getummels liegt eine weitere Person... mehr oder weniger, sagen wir mal lieber das, was von Ihr übriggeblieben ist. Ich schrecke auf, als mich ein roter, scheinbar blutgetränkter, Goldenretriever anspringt. Er scheint sich zu freuen, mich zu sehen, da er wie ein Irrer mit dem Schwanz wedelt... Welcher Mensch hat eigentlich diese Zweideutigkeit erfunden? „Haben wir dich!“ Ein Trupp von sieben Mann schnappt sich den Hund und legt ihn in mehreren Ketten, Leinen und was weiß ich nicht noch was. „Was machen sie denn da mit dem Hund?“, frage ich den Polizisten neben mir und deute auf das besagte ’Objekt’. „Durch den Hund sind wir erst hier her gekommen. Er stand auf einmal am Polizeipräsidium mit einem Stück Arm im Maul. Ist doch klar, dass wir ihm gefolgt sind. Tja, und hier her hatte er uns dann auch tatsächlich geführt. Wo wir schon mal beim Thema sind, ich muss sie darauf hinweisen, dass sie absolute Schweigepflicht haben, was diese Sache hier angeht!“ „Chef! Ich habe eine Brieftasche gefunden. Sie gehört einem gewissen Tohito Ikatasawa!“ W...Was... Aber... Aber das kann nicht sein! Geschockt und auch angewidert halte ich mir die Hand vorm Mund und gehe aus der Gasse raus. Das kann doch gar nicht sein, gestern, da war er doch noch... wie kann... Das ist... Mir ist schlecht! „Wuff!“ Erschrocken drehe ich mich um. Der Goldenretriever von eben steht neben mir, was mich schon verwundert, war er doch eben noch wie ein Schwerverbrecher angekettet worden. Ich gehe in die Hocke und kraule das Viech hinterm Ohr. Wieder wedelt er mit seinem Schwanz und schaut mir tief in die Augen. Komisch, jetzt wo ich diese treudoofen, schokobraunen Augen sehe, muss ich schon wieder an... „Joey...“ ~ Flashback Traum ~ „Nicht! Bitte, ich... ich tue alles was du willst! Wirklich alles! Bitte, ich... ich habe Familie!“ „...“ Ich habe aufgegeben, zu protestieren, schaue einfach nur noch zu, beidem, was mein Traum mir bietet. Was anderes bleibt mir doch eh nicht übrig. Heute befinde ich mich mal wieder in einer ziemlich engen und verdreckten Gasse. Der Kerl, der heute dran glauben darf ist an die Wand genagelt worden, und hat schon überall schrammen und ziemlich zerfetzte Wunden. Es ist wirklich abartig, zuzusehen, wie diese Person dem Kerl sämtliche Gliedmaßen Stück für Stück abtrennt, den Körper zerfetzt, zerreist, auseinander nimmt... Aber was noch perverser ist, ist die Tatsache, dass ich sowas träume! Ich meine, Träume entstehen aus dem Unterbewusstsein heraus, Träume sind Daten, die wir am Tag erlebt haben und in der Nacht in einem Ruhezustand, oder eben im Schlaf, verarbeiten. Ich könnte mich aber nicht daran erinnern, Mordgelüste zu haben, und wenn, dann schon gar nicht in diesem Ausmaß. Wieder ist mein Mund wie ausgetrocknet und ich spüre, wie mein Körper nach Luft ringt. Der Typ bewegt sich nicht mehr, so das der Mörder die Metallstäbe aus der Wand zieht und die restlichen Körperstücke zu Boden fallen lässt. Jetzt müsste ich eigentlich jede Minute aufwachen, so wie immer. Nur, ist es irgendwie nicht so, wie immer, sonst rollen Köpfe zu mir, sagen meinen Namen... Ein Kopf ist da nicht mehr wirklich vorhanden. Was jetzt wohl passieren wird? Der Mörder kommt auf mich zu, und ich versuche automatisch ein paar Schritte zurück zu weichen, was, seltsamerweise wie immer, nicht klappen will. Schließlich steht der Typ direkt vor mir, die Haare tief ins Gesicht gefallen, doch kann ich ein Grinsen noch immer gut erkennen. Diese Person kommt mir... so bekannt vor! Er hebt seinen Kopf leicht und leckt sich genüsslich die Hand sauber, ehe er seinen Kopf ganz hebt und ich ihn endlich erkenne... „Na, Kaiba...“ .. . ~ Flashback Traum ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)