Finstere Düsternis von Dystopia (Darkest Darkness) ================================================================================ Kapitel 8: Angst ---------------- Er hatte Angst. Nagende Angst. Ehrliche Angst. Schreckliche Angst… Mariku saß auf seinem Krankenbett und blickte zu Boden. In seinem Kopf stürzten tausende von Gedanken in die Tiefe, nur um alle das gleiche zu predigen. Angst… Mariku schüttelte den Kopf und horchte in die Stille des Krankenhauses hinein. Wie lange hatte er nun gesessen und nachgedacht? Das Krankenhaus um ihn war stumm. Nichts außer seinem Herzschlag und seinem Atem durchbrach die Stille und er fasste einen Entschluss. Er musste Marik sehen. Jetzt. Auf der Stelle. Es war wie ein Befehl, ein Zwang, welcher Marikus Herz befiel und ihn aufstehen ließ. Leise und geschickt, wie eine Raubkatze, öffnete er seine Tür und schlich über die endlosen Flure des schlafenden Krankenhauses, vorbei an mehreren Schwesterzimmern, vorbei an Fahrstühlen, Aufenthaltsräumen und Ausgängen, hin in eine bestimmte Richtung, die er selbst nicht kannte. Er hatte den Weg zur Konferenz durch Ishizus Parfum gefunden und orientierte sich nun ebenfalls an Gerüchen, welche leicht und unscheinbar an Gegenständen, an Wänden und in der Luft hingen. Er folgte Marik. Er war ein Jäger, welcher mit Gespür für seine Beute durch einen künstlichen Wald schlich, zwischen den Höfen der Aufseher vorbei, zielstrebig bis ans Ziel. Mariks Geruch ähnelte dem des Sandes, in welchem er nach seiner Geburt, Elternlos aufgefunden wurde, trocken und süß zugleich, ein herrlich betörender Geruch, welcher nicht leicht verflog. Bakura sprach Mariku oft auf diese Tatsache an und beide lachten darauf über Mariks „unsichtbaren Verführungszauber“. Nun aber folgte er dieser Fährte. Niemand sah oder hörte Mariku dabei, eine Gabe, die ihn als Dieb, Verführer und Mörder unschlagbar machte. Sie war ihm angeboren und die Dunkelheit gab ihm Schutz, umhüllte ihn wie einen Schleier, ließ ihn wie einen Schatten erscheinen. Er konnte die Dunkelheit schließlich seit Neustem sehen. Begreifen. So bloßgestellt, gehorchte ihm die Finsternis aufs Wort, nahm von ihm Besitz und führte ihn letztendlich unentdeckt vor Mariks Tür, während die Nachtschwestern nichts ahnten, außer einem beklemmenden Gefühl. Er streckte eine Hand aus um die Tür zu öffnen. Er zögerte. Was tat er hier eigentlich? Er würde Marik morgen noch lang genug sehen. Er biss sich auf die Unterlippe. Warum hatte er nur solche Angst, ihm zu begegnen? Was war so schlimm daran, einfach hinein zu gehen? Er zog seine Hand wieder zurück und begriff. Es könnte das letzte Mal sein. Mariku schluchzte und war wieder ein Kind, weinend und allein im Keller des Waisenhauses. Alleingelassen von allem, selbst von seiner Vernunft, ängstlich und hilflos, während ihn Dunkelheit umgab, gefüllt mit grässlichen Spinnen und Monstern. Er rieb sich zum tausendsten Mal die Augen, da ihm Tränen ebenso peinlich waren wie Schwäche zu zeigen und ignorierte die Kälte, welche sich über seinen halb nackten Körper hermachte und ihn langsam verschlang. Ein Kratzen. Mariku keuchte erschrocken und drückte sich weiter mit dem Rücken zu Tür, starr in die Finsternis schauend und zitterte am ganzen Leib. „Mariku…“ Er spitzte die Ohren. „Mariku. Ich bin´s…ich werde hier bleiben.“ Mariku weinte erleichtert und drehte sich schräg zur Tür, lehnte seinen Kopf an das vermoderte Holz und presste seinen Leib an eine bestimmte Stelle. Auf der anderen Seite tat Marik dasselbe und strich behutsam über die raue Fläche, während er leise für Mariku ein gute Nacht Lied sang und die Strophe so lange wiederholte, bis sein Yami aufhörte zu weinen. „Marik…“ Mariku berührte sein Gesicht und spürte Tränen über seine Wangen laufen. Marik war für ihn da gewesen. Immer. Selbst als Mariku anfing ihn zu hassen, war Marik keinen Schritt gewichen und hatte versucht Marikus Seele zu heilen, von allem Schmerz, der sich im Laufe seiner Kindheit angesammelt hatte. Er wusste nun, wovor er Angst hatte. Er hatte Angst, Marik zu verlieren. Er hat Angst ihn das letzte Mal zu sehen, wenn er das Zimmer betrat, er hatte Angst, ihm das zu gestehen. Er hatte Angst, Marik zu zeigen, wie wichtig er führ ihn war. Mariku öffnete die Tür und schritt durch das Zimmer auf Marik zu, welcher unverändert auf seinem Bett lag. „Ich werde dich suchen, Marik, ich werde für dich da sein.“ Er wischte seine Tränen ab und schaute lange Zeit auf seinen Hikari herab, stellte sich vor, ihn sehen zu können und lauschte dem Puls seines Herzens. „Ich werde dich heilen…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)