Runaway von Maki (Du bist mein letzter Ausweg) ================================================================================ Kapitel 1: I.Hilf mir! ---------------------- II.Hilf mir! Yumi starrte schon seid Stunden an die weiße Decke ihres Zimmers. Sie lag auf ihrem Bett, eine Hand neben ihr, die andere hielt das Telefon fest umschlungen. Das Mädchen seufzte leise und schloß die Augen. "Was sie wohl hat...?" Ihre Gedanken galten wieder einmal Sachiko, die schon seid 3 Tagen nicht mehr in der Schule war, und die sie das letzte Mal an dem Tag nach der Hochzeitszeremonie gesehen hatte. Dabei war sie doch überhaupt nicht krank gewesen, oder hatte auch nur Anzeichen einer solchen gezeigt. Was also war los mit ihr? Yumi öffnete wieder ihre Augen, hob die Hand mit dem Telefon und überlegte erneut, ob sie nun bei dem Ogasawaraanwesen anrufen sollte. Immerhin war sie besorgt um Sachiko, andererseits wollte sie nicht aufdringlich wirken. Denn das konnte Sachiko im Moment am wenigsten brauchen. Sie hatte genug Stress und Ärger die letzten Tage gehabt. Das braunhaarige Mädchen verzog das Gesicht, drehte sich auf die Seite, sodass sie nun gegen die Wand neben ihrem Bett schaute. Ein Foto hang an dieser. Es war jenes Foto, dass Tsutako-san an ihrem ersten Tag an der Lillian- Oberschule gemacht hatte. Es zeigte sie und Sachiko vor der heiligen Mariastatue. Sachiko richtete den falschen Knoten an Yumis Schuluniform. "Onee-sama...." Yumis freie Hand wanderte zu dem Foto, und ihre Finger glitten über Sachiko. Ihr graziöser Körper.. Ihre elegante Art.. Ihre gazilen Bewegungen.. Alles an ihr fazinierte Yumi seid jenem schicksalhaften Tag, an dem dieses Foto geschossen wurde, und seid dem sehnte sie sich nach der Nähe und Geborgenheit ihrer "großen Schwester", die so viel anders, so viel stärker war als sie. Was würde sie nicht alles dafür geben, so wie vor ein paar Tagen mit Sachiko zusammen, Arm in Arm, in ihrem großen Bett zu liegen. " Nur ich und Onee-sama..." murmelte Yumi verträumt. Plötzlich klingelte das Telefon in ihrer Hand, und wie ertappt in ihren Gedankengängen, zuckte sie erschrocken zusammen. Schnell ging sie dran. " Fukuzawa am Apparat. Wer ist da? " sprach sie, wie aus Reflex in den Hörer rein. "Yumi?" Yumis Mine hellte sich mit einem Mal wieder auf. Ihre Augen strahlten. "Onee-sama?!" Sie hatte Sachiko sofort an ihrer Stimme erkannt. " Ah, wie gut, dass ich dich sofort erreiche, Yumi." Das jüngere Mädchen musste lächeln bei diesen Worten und fast hätte sie über diese Freude vergessen, dass sie es eigentlich war, die anrufen wollte. " Onee-sama..ich..ich wollte dich auch anrufen...weil...weil du..." Yumi biss sich auf die Lippe. Sie wußte, dass Sachiko es nicht gern hatte, wenn man ihr hinterher schaute, als wäre sie ein kleines Kind. " .. weil ich seid Anfang der Woche nicht mehr in der Schule war, hab ich Recht?" beendete Sachiko am anderen Ende der Leitung den Satz mit einer unerwartet ruhigen Stimme. " Uhm..ja.." Yumis Gesichtsausdruck erschlaffte. Jetzt war Sachiko sicher wütend auf sie. " Shimako-san, Rei-san und auch die anderen sorgen sich um dich.." fügte die Jüngere schnell hinzu. Ein paar Sekunden konnte Yumi keine Reaktion von Sachiko vernehmen, und das Mädchen war nahe einer Panikattacke. " Tut mir Leid, dass ich euch Sorgen mache." kam es dann endlich als Antwort und Yumi seufzte erleichtert. " Dafür musst du dich nicht entschuldigen", der Tonfall der Braunhaarige war wieder wesentlich entspannter," .. aber..wieso konntest du denn die letzten Tagen nicht zur Schule kommen?" Diese Frage war Yumi schneller über die Lippen gerutscht, als sie es eigentlich wollte, doch sie war einfach zu neugierig und zu besorgt. " Das ist der Grund, warum ich dich angerufen habe, Yumi. Ich ... muss mit dir reden. Hast du jetzt noch Zeit? Ich weiß, es ist spät, aber du bist die Einzige, mit der darüber reden kann..und möchte." Auf eine gewisse Art und Weise machten Yumi diese Worte glücklich, auch wenn sie wußte, dass sie dazu eigentlich gar keinen Grund hatte. Immerhin schien es Sachiko wirklich nicht gut zu gehen. " Natürlich hab ich noch Zeit! " Dabei linste Yumi zu ihrer Wanduhr. Es war bereits 9:20 Uhr. " Danke. " Sachikos Stimme zitterte etwas, und Yumis Sorge wuchs. Das letzte Mal, als sie Sachiko so reden gehört hatte, war bei dem Tod ihrer Großmutter. " Warte einfach vor eurem Haus. Ich hole dich dann ab. " Noch bevor Yumi etwas erwidern konnte, hatte Sachiko aufgelegt. " Onee-sama..." Das Mädchen ließ die Hand mit dem Telefon sinken, schaute ins Leere und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, was ihre "große Schwester" denn so quälte. Es musste etwas gravierendes sein, sonst würde sie nicht so spät mitten in der Woche anrufen. " Egal was es ist, ich werde ihr helfen!" Entschlossen sprang sie auf, schnappte sich ihren roten Mantel, der über ihrem Schreibtischstuhl hing und rannte aus dem Zimmer. Ihren Eltern erzählte sie rasch, dass sie sich noch mit Sachiko traf, um etwas wichtiges wegen der kommenden Entlassungszeremonie zu besprechen, und damit verließ sie das Haus. Es war wärmer als sie dachte, den Mantel brauchte sie eigentlich gar nicht. Trotzdem behielt sie ihn an. Mit gemischten Gefühlen stellte sich Yumi an den Straßenrand vor dem Haus, wartete angespannt und hoffte bei jedem Auto, das vorbei fuhr inständig, dass es halten, und Sachiko aussteigen würde. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie die Anwesenheit ihrer "Onee-sama" vermisste hatte in den letzten Tagen. Dazu kamen ihrer Sorgen und Zweifel, warum Sachiko solange ohne Naricht abwesend war. Yumi wurde mit jeder Minute die verging ungeduldiger und schaute ständig auf ihre Armbanduhr. "Nicht, dass ihr was passiert ist..um diese Uhrzeit sind viele unvorsichtige Fahrer auf den Straßen..." murmelte das Mädchen, doch just in diesem Moment fuhr ein Auto um die Ecke. " Na endlich! " Yumis Augen leuchteten. Sie kannte das vorfahrende Auto nur zu gut. Oft hatte es sie abgeholt. Yumis Herz begann schneller zu schlagen, und als die Tür des schwarzen, edlen Wagens sich öffnete, und Sachiko ausstieg, konnte die Braunhaarige sich nicht mehr halten. Mit ein paar schnellen Schritten warf sie sich ihrer "großen Schwester" um den Hals, als hätte sie Sachiko monatelang nicht gesehen. " Ich hab mir Sorgen gemacht..." Fast schon den Tränen nahe sah die Jüngere zu ihrer Gegenüber hoch, die zuerst etwas perplex schien, dann aber leicht lächelte. " Tut mir leid...Yumi." Sachiko schloß mit einer Hand die Tür des Wagens hinter sich, legte den anderen Arm um das Mädchen vor sich. Auch Sachiko hatte Yumi vermisst. Sie wollte natürlich nicht, dass Yumi und auch die Anderen sich um sie sorgten. Aber in den letzten Tagen war einiges vorgefallen.. "Laß uns ein bisschen spazieren gehen,ja? " Die Ältere senkte ihren Kopf und schaute auffordernd in die braunen Augen ihrer "petite soeur", die sofort nickte, und ihre gute Laune wieder hatte. "Gerne" Sie hakte sich bei Sachiko ein, so, als würden sie zusammen den gepflasterten Weg zwischen den Laubbäumen zur heilige Maria entlang laufen. Als wäre es der normale Gang zur Schule. Doch eine Stimme in ihrem Hinterkopf erinnerte Yumi mit Wehmut daran, dass dieses Spaziergang alles andere als normal war. Sachiko bedrückte etwas. So sehr, dass sie wen zum reden brauchte. - und das kam definitiv nicht oft vor. Die zwei Mädchen gingen die verlassene Straße entlang, und der grelle Schein der Straßenlaternen war das einzige, was den Weg erhellte. Der blauschwarze Nachthimmel über ihnen war klar, kein Wölkchen trübte die Sicht auf die Sterne und den runden, milchigen Mond. Es hatte schon etwas romantisches an sich, was von der quälenden Stille zwischen Yumi und Sachiko jedoch jäh zerissen wurde. Yumi seufzte leise in sich hinein und traute sich kaum, ihren Blick zu heben, um zu Sachiko zu sehen, die mit einem mindenstens ebenso bedrückten Gesichtsausdruck neben ihr her lief und mit ihren meerblauen Augen den Boden fixierte. Sie schien tief in ihre Gedanken versunken zu sein. "Onee-sama?" Das Mädchen mit den roten Schleifen im Haar blieb jetzt stehen, worauf Sachiko aufgrund ihrer verschlungen Arme gewzungermaßen ebenfalls anhalten musste. Etwas irritiert sah diese nun zu der Jüngeren hinüber. " Du wollst doch mit mir reden..." Es klang drängend, das wußte Yumi und es fiel ihr schwer, in diesem Tonfall zu reden, doch schließlich wollte sie endlich wissen, was passiert war. Sachiko schien leicht perplex zu sein, da Yumi nicht oft solch ein Ethusiamus am dem Tag legte, und erst recht nicht so direkt war. Aber wahrscheinlich war das gerade genau das, was sie brauchte, um endlich erzählen zu können, was ihr so schwer auf der Seele lastete. Die Ältere entdeckte eine Bushaltestelle mit einer Bank, direkt auf der anderen Straßenseite der engen Wohngasse. " Setzen wir uns auf die Bank dort." Sie deutete kurz auf ihr Ziel, und ihre Gegenüber setzte sich wortlos in Bewegung, zog sie regelrecht mit, so dass die wenigen Meter, die Sachiko eigentlich noch zum zurecht legen ihrer Wörter gebraucht hätte, ihr vorkamen wie ein Katzensprung. Schneller als ihr lieb war, erreichten sie die kleine Holzbank. Yumi setzte sich sofort, ungeduldig, besorgt und neugierig zugleich. Mit einer auffordernden Geste, deutete sie Sachiko an, dass sie sich ebenfalls setzen sollte, die dieser Geste Folge leistete, und sich neben ihrer "petite souer" auf die Bank fallen ließ. Bevor wieder ein großes Schweigen ausbrach,ergriff Yumi, wenn auch zögernd und unsicher das Wort, während sie nervös mit ihren Händen an dem rechten Ärmel ihres Mantels herumnestelte. " Erzählst du mir jetzt, was los ist?" fragte sie und die Stimme des braunhaarigen Mädchens schwankte. Sie wollte Sachiko nicht drängen, aber sie selbst hielt ihre Unkentniss kaum noch aus. Schon im nächsten Moment hätte sie sich für ihre aufdringliches Verhalten ohrfeigen können, denn Sachiko musste leise seufzen. Jedoch war es mehr ein erleichtertes Seufzen. Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen und einem Blick ins Leere fing die Blauhaarige endlich an, zu erzählen. " Ich weiß nicht genau warum...aber es macht mich irgendwie glücklich, dass du so besorgt um mich bist, Yumi." kam es leise von ihr, doch Yumi hatte es genau verstanden und ihre Wangen nahmen einen leichten Rotschimmer an. " Aber das ist doch auch selbstverständlich. " warf die Jüngere etwas aufgebracht zu ihrer Verteidigung ein. "Schließlich bist du meine Onee-sama." fügte sie noch hinzu, immer noch verlegen, aber nicht weniger ethusiastisch wie vor wenigen Minuten. " Ja..ich weiß..." Sachikos Augen glänzten kurz auf, und sie schenkte ihrer Sitznachbarin ein sanftes Lächeln, was jedoch genauso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. " Und du scheinst die einzige zu sein, die sich um mich sorgt..." Es war kaum mehr ein schwaches Murmeln, und Yumi wollte sie schon bitten, es nochmal zu widerholen, doch Sachiko fuhr fort, mit einem Hauch Melancholie in der Stimme und einem Ausdruck in ihren Augen, als würde sich in ihrem Inneren ein Film abspielen...eine Erinnerung vielleicht an vergangene Tage... An Tage, wo die Welt noch in Ordunung war, und kein so schweres Gewicht auf ihren Schultern lastete. " Onee-sama..." Die Jüngere konnte ihrer Freundin ansehen, dass sie geistig abwesend war, und anscheinend die Realität um sich herum verdrängen wollte. Langsam hob Yumi ihre Hand, führte sie zu Sachikos, die in deren Schoß ruhte, und legte fast schon zaghaft ihr Hand auf die ihrer "großen Schwester". " Bitte erzähl mir, was dich so bedrückt..:" Durch die leichte, aber doch intensive Berührung erwachte die Ältere aus ihrem tranceartigen Zustand. Noch etwas benommen, jedoch wieder bei Sinnen, drehte sie ihren Kopf zu Yumi, die in dem tiefen, unergründlichen Spahirblau von Sachikos Augen zu versinken drohte. Die Braunhaarige schluckte leicht, erwiderte diesen Blick standhaft und auffordernd, und drückte die Hand ihrer Gegenüber mit sanften Druck. " Bitte..." hauchte Yumi noch einmal, wobei ihre Stimme schwankte. " Yumi..ich..." Sachikos Worte brachen ab. Sie senkte den Kopf, ihr Körper begann zu zittern. Yumi erschrack angesichts dieser Reaktion. " Onee-sama,was ist mit dir??" fragte sie, nahe der Verzweiflung, da sie befürchtete, ihre Neugierde sei der Grund dieses Ausbruchs. Doch anstatt einer Antwort erhielt sie nur ein Schluchzen, und die Jüngere konnte sehen, wie Tränen auf den Rock ihrer Gegenüber fielen. " Sie..sie weint...?? " Das Mädchen war nun noch erschrockener und fühlte sie mitunter schuldig. Sie wollte Sachiko trösten, sie in den Arm nehmen. Aber ihr Körper schien wie gelähmt. Das letzte Mal, als sie Sachiko hat weinen sehen war an dem Bett ihrer toten Großmutter. Davor an dem Abend vor 1 ½ Jahren, als ihre Schule Cinderella aufführte, und sie Beide nach einer wichtigen Probe im großen Gewächshaus gesessen hatten. Daran konnte sich Yumi noch sehr gut erinnern. Denn es war das erste Mal gewesen, dass Sachiko ihr Gegenüber Gefühle gezeigt hatte. Doch genau wie bei den beiden Malen davor kam sich Yumi so hilflos vor, wie sonst nie in ihrem Leben. " Was soll ich jetzt nur machen? Ich will ihr doch so gern helfen..ich.." Mitten in ihren wirren Gedankengängen spürte Yumi plötzlich ein Gewicht an ihrer Schulter und sie stellte fest, dass Sachiko an ihr lehnte, den Kopf immer noch gesenkt, und immer noch liefen Tränen aus ihren sonst so klaren Augen. Yumi nahm all ihren Mut beisammen, legte einen Arm um ihre "große Schwester", und zog sie noch ein Stück weiter an sich. Ihre eine Hand behielt sie aber weiterhin mit leichten Druck um die von Sachiko, die nun anscheinend jegliche Hemmungen und Scheu verlor, und seid langem ihrer Gefühlen mal wieder freien Lauf lief. In den Armen ihrer "petite souer" fing sie bitterlich an zu weinen.... ____ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)