A Highschool Story von Leiser_Tod ================================================================================ Kapitel 35: Ein etwas anderer Auftritt -------------------------------------- A Highschool Story Kapitel #35 Der Morgen des Schulfestes traf einen panischen Langhaarigen bei der superben Darstellung eines aufgescheuchten Huhns auf Extasy. „Verdammte Mistscheiße! Wo sind die Noten?! Mama! MAMA! Hast du meine Notenblätter gesehen?! Ich kann sie nicht mehr finden! Mama!“ Ein kleiner braunhaariger Wirbelsturm der Windstärke acht wütete unbarmherzig durch den Takarai-Haushalt. „Verdammt, ich werde zu spät kommen! MAMA, Herrgott nochmal! Hast du sie gesehen oder nicht?“ Ein Zusammenkrachen mit der elterlichen Schlafzimmertür hinterließ einen bemitleidenswerten Haufen Kleinholz. „Könntest du dich BITTE für einen Augenblick von deinem umwerfenden Spiegelbild losreißen und mir endlich sagen, ob du diese beschissenen Noten gesehen hast oder nicht!“ Langsam drehte Nadeshiko Takarai ihren Kopf von ihrem Schminktisch weg. Ihren etwas aufgeregten Sohn (in diesem Fall bitte einen wütenden Stier vorstellen, der Anstoß an der Farbe Rot genommen hat und mehr als nur bereit ist, alles auf seinem Wege zu zermalmen) vollkommen ignorierend, schaute der Matriarch nachdenklich auf die Überreste der Tür. „Graaah! MAAAMAAA!“ Der Stier- äh, Sohn versuchte sanft, ihre viel umkämpfte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Die Noten, Mama, DIE NOTEN!!!“ Hydes Versuche wurden prompt belohnt. Mit einer (Neid erregend) gut gezielten Puderdose mitten auf dem Gesicht. (Der Langhaarige fand noch einen Moment Gott zu danken, dass seine Mutter keine Parfümflasche zur Hand gehabt hatte...) „Aua! Behandelt man etwa so seine Kinder?!“ Verdrossen wurde die schmerzende Stelle gerieben. „Reg dich ab. Du wirst schon nicht zu spät kommen. Und wenn doch, dann wäre es sowieso nichts Neues. In deinem Zimmer, linke Schreibtischschublade.“ „Hättest du mir das nicht früher sagen können?“ Unmutiges Murmeln in den nicht vorhandenen Bart. „Hyde!“ Der Langhaarige zuckte zusammen, hob instinktiv die Hände, um sein Gesicht vor weiteren kosmetischen Wurfgeschossen zu schützen. Doch seine Mutter lächelte lediglich wohlwollend. (Man hätte es beinahe als unschuldig bezeichnen können, wäre da nicht dieses sadistische Glitzern in ihren Augen.) „Die Puderdose, bitte.“ Begleitet von einer fordernd ausgestreckten Hand, keine Widersprüche duldend. „Ach ja, die Tür wird dir selbstverständlich von deinem Taschengeld abgezogen.“ Immer noch das wohlwollende Lächeln. Der Langhaarige weinte still in sich hinein. (Klarer Fall von adding insult to injury.) Mit eingekniffenem Schwanz und gebrochen-verbittertem Herzen beschloss er felsenfest, seine grausame Mutter nie wieder nach etwas zu fragen. Fünf Minuten später. „MAAAMAAAA! Hast du mein Kleid gesehen?! Gott, so ein Dreck!“ Am Ende verließ ein um einige Millionen Yen Taschengeld erleichterter Langhaariger mit schief sitzenden Kleidern, verwuschelter Frisur und zerknickten Notenblättern im Laufschritt das Haus. (Einige Kilometer Abstand hinter sich gebracht, drehte er sich um und flüsterte ein verärgertes „irgendwann werde ich dich beim Jugendamt anzeigen!“ Der Lippenstift verfehlte ihn nur knapp...) Die anderen erwarteten ihn bereits beim Haupteingang. Seine Verspätung war wirklich nichts Neues mehr. (Verdammt, musste seine Mutter IMMER Recht haben?!) Schwer atmend stützte der Langhaarige seine Hände an den Knien ab, ließ ein paar Erholungssekunden verstreichen, bevor er zu einer Entschuldigung ansetzte. „Schon gut“, winkte Tetsu ab. „Los, lasst uns lieber reingehen und schauen, wie wir unseren unplanmäßigen Auftritt reibungslos über die Bühne bringen.“ Damit drehte sich der Braunhaarige um und bahnte sich seinen Weg ins Gebäude. Etwas kleiner und somit leicht zu übersehen, hatte Hyde seine gute Mühe, dem Bandleader zu folgen. Überall wuselten Schüler, Lehrer, Eltern von einem Raum in den nächsten, staunend, lachend, gackernd. Insgeheim klopfte der Langhaarige dem zuständigen Schülerkomitee auf die Schulter. Professionelle Aufmachung, alles Vertretbare an Spiel und Unterhaltung. Wieso konnte es nicht jeden Tag so sein? Ein besonders nachdrücklicher Rempler veranlasste Hyde zu der Annahme, dass mitten-im-Gang-Herumstehen-und-Deko-Anglotzen in keinerlei Hinsicht eine berauschende Idee war. Er beeilte sich, seine Bandmitglieder einzuholen. Endstation: Turnhalle. Der Langhaarige wusste nicht so genau, wie viele Gottheiten nötig waren, um ihn durch diesen Teufelskessel zu bugsieren, auf jeden Fall nahm er sich vor, ein paar Münzen einem Schrein zu spenden und ein aufrichtiges Dankesgebet an seine Gönner zu richten. Mit der zitternden Hand des knapp-dem-Erstickungstode-Entronnenen versuchte Hyde seine Haare dazu zu überreden, sich wieder so hinzulegen, wie es sich für normale Haare gehört – nämlich brav um seinen Kopf herum und nicht in alle Himmelsrichtungen. (Unnötig zu erwähnen, dass Hydes Haare sich genauso stur zeigten wie ihr Besitzer.) Doch binnen Sekundenschnelle verschwand Hydes Interesse an seinen Haaren, seinen Kleidern, seiner Umwelt als er der kristallklaren blauen Augen gewahr wurde, die ihn durchdringend anstarrten, jede seiner Bewegungen verfolgend. Alles verlor an Bedeutung, als Hyde von diesem Blick angezogen wurde, durch die eisige Oberfläche, in den Wirbelsturm der Emotionen, der sich darunter verbarg. Herausforderung. Aber auch...Sorge? Unsicherheit? Er konnte es nicht genau sagen, denn alles wurde von einem Feuer überdeckt, so intensiv, er konnte es nicht deuten...Doch, er wusste es ganz genau...Nein! Er irrte sich ganz bestimmt...Nein. Er DURFTE es nicht hoffen, nicht...Gott, warum schaute der Blonde ihn so an?! Er soll damit aufhören, das...war doch nicht fair! Der Langhaarige wollte zu ihm gehen, er wollte ihn umarmen, ihn küssen, er war doch auch...Diese Augen würden ihn noch bis an sein Lebensende verfolgen...! „Hyde!“ Der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen, wandte sich dem Lebensmüden zu, um seine (noch gut versteckte, aber wer weiß wie lange noch) Mordlust an dem Beknackten auszulassen, der es gewagt hatte, diesen Moment zu stören! „Wo treibst du dich denn herum? Denkst du etwa, die Arbeit erledigt sich von allein?“ Den aufgebrachten Tetsu ignorierend, drehte der Langhaarige seinen Kopf, um erneut in diesen süchtig-machenden Augen zu versinken, doch der Blonde war nirgendwo zu sehen. Resigniert schüttelte Hyde den Kopf. Was war das gerade gewesen? Er war nicht wirklich im Begriff gewesen, Gackt um den Hals zu fallen und für den Rest des Lebens sein williger Sklave zu sein, nur damit dieser ja nicht aufhörte, ihn mit Blicken zu erdolchen?! Hatte er es etwa SO nötig? Hyde sah auf sich herunter. Yep. Er hatte es tatsächlich so nötig. So ‘ne verfluchte Kacke aber auch. Er seufzte erneut. Irgendwas roch hier prächtig verdächtig. Aber fuck hoch drei noch mal! Der Blonde hatte ihn endlich eines verfickten Blickes gewürdigt! Eine Frechheit war es trotzdem. Wie sollte er sich jetzt in Dreiteufelsnamen auf das Singen konzentrieren, wenn ein gewisser Gackt in einer gewissen Turnhalle ihn SO angesehen hatte, hä?! (Bis ein gewisser Tetsu dazu gekommen war und alles vermasselt hatte, aber um den würde sich Hyde später kümmern.) „Hyde? Hallo, Erde an Hyde! Ist noch in diesem Jahrhundert mit Ihrer geistigen Anwesenheit zu rechnen?“ Ein etwas irritierter Braunhaariger, wie Hyde feststellte. Was letzteren überhaupt nicht daran hinderte, verträumt Löcher in die Stelle zu starren, wo gerade noch diese verzaubernden, wunderschönen, blauen- Hallo, Hiiirn!!! Es war doch nur ein gottverfluchter Blick! Wer würde schon wegen eines unbedeutenden Blickes so ausflippen? (Ob es klug war, diese Frage zu stellen?) Es war beinah schon gruselig, wie viel Macht der Blonde über Hyde mittlerweile hatte. Der Streit und die folgende (jahrelange, zumindest kam es dem Langhaarigen so vor) Gackt-Abstinenz stampften Hydes rationales Denken erfolgreich zu Brei. Oh, Mann. Jetzt benahm er sich schon wie eins von diesen Fangirlies! Peinlich. Blöd nur, dass es ihm überhaupt nichts ausmachte. „Argh, Hyde! Hast du Gackt in der Menge entdeckt, oder was?!“ Eindeutig aufgebrachter Tetsu. „W-was?“ Die verquere, aber dennoch in morbider Weise wohlklingende Silbenzusammensetzung ‚Gackt‘ hatte immer einen unfreiwilligen Effekt auf die Wahrnehmung bestimmter Hydes. Der Braunhaarige schüttelte in mutloser Der-wird-es-nie-lernen-Manier den Kopf. „Oh, Mann. Auch wieder da?“ Nur nicht zu sarkastisch werden, mein Lieber. „Na, jetzt komm endlich. Wir haben noch einen Überfall auf die Bühne zu planen!“ Damit wurde der Langhaarige energisch weggeschleppt. Es war nicht ganz so einfach, wie Hyde es sich vorgestellt hatte, aber auch nicht unmöglich. „Okay, die Sache sieht folgendermaßen aus. Wir haben keine Instrumente. Wir haben keinerlei Tapes mit Aufzeichnungen, background music müssen wir wohl vergessen. Ach ja und der Sound ist auch nicht gerade der beste. Haido, du musst aufpassen, dass deine Stimme bei den Rocksongs nicht untergeht.“ Mit diesem nüchternen (okay, vergesst das ‚nicht unmöglich‘) Beitrag eröffnete der Bandleader den Kriegsrat von L’Arc-en-Ciel. „Ist schon in Ordnung“, winkte der Umsorgte lässig ab. „Brüllen kann ich mit Abstand sehr gut. Nur Musik zu der berauschenden Darbietung meiner Stimmbänder wäre auch nicht schlecht, oder?“ „Hmm...und die Band vor uns einfach von der Bühne schubsen und dann als Überraschungsact einfach deren Platz einzunehmen ist wohl auch keine gute Idee, oder?“, steuerte nach langem Überlegen Ken bei. „Och, wieso nicht? Wenn die Band grottig ist, hat sie es nicht anders verdient.“ Drei erstaunt-geweitete Augenpaare richteten sich auf den Langhaarigen. „Was? Ich kann schlechte Mucke nun einmal schlecht vertragen, das wisst ihr doch. Und unsere Songs sind doch bisher immer gut angekommen, oder?“ Kollektives Nicken. „Und wer sind wir denn, dass wir unsere Fans einer tollen Vorstellung berauben wollen?“ Der Langhaarige zeigte ein raubtierhaftes Grinsen. „So, jetzt erklär mal den ganz hinteren Reihen“, meldete sich Yukihiro zu Wort, „was genau hast du nun vor?“ „Oh, ganz einfach! Auf die Bühne gehen und singen!“ KABONK! (Man stelle sich eine leichte Staubwolke und drei Paar zuckende Füße vor.) „Wunderbare Idee, Haido, warum sind wir bloß nicht früher darauf gekommen...!“, gab Tetsu deutlich zu verstehen, was er davon hielt. Doch der Langhaarige ließ sich nicht beirren. „Hast du eine bessere? Sollen die anderen doch einen erfrischendes Bad in der Menge nehmen, ist doch auch was Schönes.“ „Super, sie werden uns für den Rest ihres Lebens dankbar sein.“ „Tet-chan, was zur Hölle ist eigentlich mit dir los?“ Hyde hatte absolut keine Lust, sich seine (mehr oder weniger) gute Laune von einem stinkigen Bandleader vermiesen zu lassen. „Wenn du nicht auftreten willst, dann lass es. Ich werde mich hüten, dich zu irgendwas zu zwingen.“ „Aaach...“, ließ der Braunhaarige die Schultern hängen. „Wenn ich mir vorstelle, für wen du das alles machst...Ich wünschte nur-“ „Fang nicht damit an, bitte. Willst du es mir zum Vorwurf machen, dass ich nicht-“ Der Langhaarige unterbrach sich. Schüttelte den Kopf, als er die fragenden Blicke Kens und Yukis auf sich spürte. Hyde fühlte sich auf einmal schlecht. Er hatte schon längst vergessen (oder verdrängt?), dass der Braunhaarige scheinbar Gefühle für ihn hegte, die über Freundschaft hinausgingen. Das konnte doch nicht wahr sein, warum musste Tetsu denn ausgerechnet jetzt damit anfangen?! „Und außerdem, du hast mir doch ständig die Ohren vollgenölt, wie wichtig es für uns ist, hier aufzutreten! Und jetzt sieht es so aus, als wäre ich ein kleines egoistisches Schwein, das seine Band in den Ruin treibt, nur um irgendwelche unlauteren Ziele zu verwirklichen! So viel Vertrauen haut mich echt aus den Latschen, Tetsu!“ Der Langhaarige wurde immer wütender. Vielen Dank, bester Freund, was soll der Scheiß?! Auch der Bandleader musste wohl bemerkt haben, dass er etwas zu weit gegangen war. „Nein! Es tut mir Leid. Du bist kein ‚kleines egoistisches Schwein‘, du bist nur ‚klein‘.“ Falls Tetsu es endgültig mit dem Langhaarigen verscherzen wollte, so trug er einen berauschenden Sieg davon. Hyde sah mörderisch aus. (Haidozilla, ein sehr seltenes Hydiemon, nur in Momenten extremer Rage anzutreffen. Typus: Virus. Attacke: Isch-mach-disch-fäddisch-Blick.) Ken und Yuki entfernten sich sachte aus der Gefahrenzone. (Es wäre lebensverkürzend, sollte der Langhaarige ihr Lachen mitbekommen.) „Ich hab’s nicht so gemeint, wirklich! Bitte verzeih mir!“ Personifizierte Verzweiflung mit Kicherfältchen. „Auf die Knie.“ Theatralisch fiel Tetsu auf ein Knie, streckte beide Hände nach Hyde aus, der ganz und gar nicht gnädig den Braunhaarigen mit dem oben beschriebenen Blick traktierte. „Meine Königin! Ewig soll das Feuer der Hölle mich für dieses Vergehen in seinen Klauen halten! Ich, Nichtswürdiger habe die höchste Strafe verdient!“, wurde mit voller Inbrunst (und mit entsprechender Lautstärke) rezitiert. „Ach ja?!“ Hydie hatte seine liebe Mühe, seine Mundwinkel unter Kontrolle zu halten. „Wer ist hier die Königin?! Und warum grinst du so bescheuert?“ „Oh. Äh...ähm...Grinsen oder nicht Grinsen – das ist hier die Frage!“ Der Braunhaarige gab sich wirklich Mühe. „Hmpf. Steh schon auf.“ Ein strahlender Tetsu hüpfte auf die Beine. „Wir haben ohnehin nicht mehr viel Zeit. Wo sind eigentlich Ken und Yuki?“ Ratlos ließ der (mittlerweile etwas besänftigte) Langhaarige seinen Blick über die Menge schweifen. „Die beiden kringeln sich vor Lachen auf dem Boden.“ „Ach so.“ „Haido? Es tut mir wirklich sehr Leid. Ich wollte dir keineswegs einen Vorwurf machen, ich hätte wahrscheinlich an deiner Stelle das gleiche für meine Liebe getan...“ Das und noch viel mehr, nur leider... „Schon gut, vergiss es einfach.“ Wenn es doch nur so einfach wäre. Was war das eben? Zum wie vielten Male stellte sich Hyde diese Frage? Hatte er etwas verpasst? Ohne es zu merken 45 Jahre in ein Koma gefallen und ohne es zu merken wieder aufgewacht? Spielte denn hier ein jeder verrückt?! Nahm Tetsu es ihm übel, dass der Langhaarige für Gackt singen wollte? Aber was konnte Hyde für seine Gefühle? Arh, nein, schon die kleinste Verbiegung der Hirnwindungen in diese Richtung verursachte Kopfschmerzen. Es war viel zu kompliziert, zu einem hartnäckigen Knäuel verworren, der schwer in Hydes Magen lag. „Warum tust du dir das an, Tet-chan?“, entschlüpfte es unwillkürlich dem Langhaarigen. „Warum tust du dir mich an?“ Er erntete einen seltsamen Blick von dem Braunhaarigen. „Na, ganz einfach!“ Tetsu zwickte ihn in die Wange (ganz so, wie es Omas mit ihren Enkeln tun, kurz bevor sie auf mysteriöse Weise abnippeln). „Weil du so süüüüß bist!“ Der Langhaarige brauchte ein paar Schrecksekunden, um zu realisieren, welch einen Frevel sein angeblich bester Freund da an seinem Gesicht begangen hatte. Etwas verspätet brachte Hyde ein paar Lichtjahre Abstand zu dem Verbrecher, rieb sich die malträtierte Stelle, blutige Rache schwörend. „Bei dir hackt’s wohl? Was soll der Kack?!“ Ein Schwarm von Todesblicken Richtung des feiernden Braunhaarigen. (Haidozilla back in full motion.) „Tet-chan?“ „Ja?“ „Wo sind eigentlich Ken und Yuki?“ „Ähm, sie liegen auf dem Boden, ohnmächtig nach einem heftigen Lachanfall?“ „Das tun sie nicht.“ „Nicht?“ „Nein.“ „Oh.“ Bevor der Suchtrupp nach den Verschollenen losgeschickt werden konnte, dröhnte impressives Geschrammel und Gefiepe von der (nicht gerade mit Stabilität protzenden) Bühne. Ein kleines Mädchen stand nervös zitternd im Lichtkegel, einen Zettel in der verschwitzten Hand knetend. Nach einem tiefen Luftholen stammelte sie mit fiepsiger Stimme eine Dankesrede nach alle Teilnehmer, Zuschauer, Zuhörer, Schüler, Lehrer, Eltern, Hyde schaltete ab. Die Realität klopfte an sein Hintertürchen (und erhaschte sogar eine Unze seine Aufmerksamkeit), als die Liste der partizipierenden Bands und Solisten vorgelesen wurde. Wie erwartet wurden sie herausgestrichen, doch weit weniger erwartet war die Reaktion des Publikums auf diese Tatsache. „Hey!“, hörte der Langhaarige ein Gebrüll von hinten. „Was ist mit P’Unk-en-Ciel?“ „Warum treten sie nicht auf?!“ Aufgebrachte Stimmen ganz in der Nähe der Bühne. „Da muss ein Fehler vorliegen, los, schau noch mal nach!“, erklang es ganz in Hydes Nähe. Die Ansagerin fing noch heftiger an zu zittern (falls es denn überhaupt möglich war), fand jedoch nach einigen Minuten die Geistesgegenwart den Kopf zu schütteln und zu fiepsen, dass die Band aus dem Contest ausgeschlossen wurde. „Na, so ein Dreck! Wenn sie nicht spielen, dann verplempere ich hier doch nur meine Zeit!“ „Genau, los, gehen wir!“ Der Langhaarige traute seinen Augen und Ohren nicht. Was pass- Nein, er würde diese Frage nicht schon wieder stellen! (Es gab ja doch niemanden, der sie ihm beantworten könnte.) Aber nie und nimmer hätte er gedacht, dass sie so bekannt waren. (Hyde hätte es auch vollkommen gereicht, wenn sich ein paar Schüler an den Bandnamen erinnern konnten...) Auch Tetsu schien weit davon entfernt zu begreifen, was sich in diesem Moment abspielte (was ihn jedoch nicht davon abhielt, ein Himmelhochjauchzend-Grinsen aus seinem vielseitigen Repertoire herauszukramen). „Unglaublich...Nun gut. Planänderung, Tet-chan! Verschieben wir unseren Überfall aufs nächste Mal, lass uns lieber die frohe Neuigkeit kundtun, dass P’Unk-, nein L’Arc-en-Ciel noch nicht ganz in der Versenkung verschwunden sind! Bevor die Hälfte des Publikums sich einfach aus dem Staub macht...“ Damit wandte sich der Langhaarige zum Gehen. „Oh Mann, hättest du auch im Ansatz-?“ Der Bandleader war immer noch starr-verblüfft. „Nein“, wurde er kopfschüttelnd unterbrochen. „Im Leben nicht.“ Bevor sie jedoch ihre wir-müssen-unsere-Zuschauer-retten-(weil-wir-keinen-Bock-haben-den-Turngeräten-was-vorzusingen)-Mission wieder aufnehmen konnten, tauchte Ken auf der Bühne auf. Mit einem charmanten Lächeln erstickte er jeden Protest der Ansagerin im Keim und nahm ihr (mit dem gleichen charmanten Lächeln) das Mikro ab. „Hey, Leute! Ich bin Ken von P’Unk-en-Ciel!“, wurde fröhlich in die Menge gewunken. Die Halle füllte sich zusehends. „Ich habe zwei Nachrichten für euch. Eine gute und eine schlechte. Welche wollt ihr zuerst hören?“ Undefinierbares Grölen aus dem Publikum. „Die schlechte?“ Ken verstand sich anscheinend superb aufs Lippenlesen. „Also gut. Die hübsche junge Dame hier (Wann hatte er es geschafft, einen Arm um sie zu legen?!) hatte vollkommen Recht. P’Unk-en-Ciel werden heute nicht auftreten!“ Protestgeheul und Beschwerderufe. (Ken, du hast deine Berufung verfehlt – du hättest Toast-Ansager werden sollen...Was ein Dummschwätzer.) „He, nicht gleich abhauen! Zumal es sehr unfair den anderen Teilnehmern gegenüber ist. (Bitte? Okay, jetzt reicht’s. Wer bist du und was hast du mit Ken gemacht?) Außerdem gibt es noch die gute Nachricht.“ Die tobende Menge beruhigte sich langsam. „Haido-san, Tetsu-san? Darf ich bitten?“ Begleitet von einem höflichen Knicks. Die Angesprochenen sahen sich etwas ratlos an, setzten sich jedoch brav in Bewegung. Zusammen mit Yuki (der sich schon bei der Bühne befand) traten sie zu ihrem Gitarristen. „JAAAAAAAAHHHHHHHH!“ Geschrei, Gejohle und Getrampel. Der Langhaarige starrte ungläubig auf die wildgewordenen Schüler. Hatte sich diesmal jemand erdreistet und Drogen hereingeschmuggelt? „Anstelle von P’Unk wird eine neue Band auftreten!“ Ken steigerte sich immer weiter in seine Rolle hinein. „Darf ich vorstellen? Tetsu-san, unser Bandleader und Bassist, Yukihiro-san, unser Drummer, Haido-san, der neue Vocalist und ich, seit neuestem Gitarrist. Wir nennen uns L’Arc-en-Ciel.“ Bildete es sich der Langhaarige nur ein oder war es tatsächlich viel lauter geworden? „Mann, sag doch gleich, dass ihr euch umbenannt habt!“ Gespielte Empörung aus den hinteren Reihen. Begleitet von Gelächter und sinnfreien Satzfetzen. Ganz leise, doch immer schneller immer lauter werdend, konnte Hyde ein „Singen, Singen, Singen!“ ausmachen. Ein unschlüssiger Blick zu Tetsu. Dieser nickte lächelnd und sogleich wurden die bereitgestellten Instrumente unverschämt in Beschlag genommen. „Hey, Hyde!“, war des Langhaarigen einziger Warnruf, als plötzlich ein Mikro auf ihn zugesaust kam. Kaum das Sängerutensil in den Händen, breitete sich ein Grinsen auf Hydes Gesicht aus. Endlich! Aufregung und Vorfreude ließen sein Blut rauschen, er fühlte pure Euphorie in sich aufsteigen, er war unbesiegbar! (...Und wie es aussieht auch größenwahnsinnig...) Das Dröhnen der Zuschauer drang durch ihn hindurch, was für ein Gefühl! Hyde ließ seinen Blick über die Menge schweifen, er wollte noch lauter hören, noch lauter! Und dann entdeckte er ihn. Sie krallten sich regelrecht mit Blicken aneinander. Ein Machtkampf der besonderen Art, niemand wollte nachstehen, es galt den Gegner in den Boden zu stampfen. Scheiße verdammte, er wollte zu dem Blonden! Doch es war nicht die Sehnsucht des Wärme und Zärtlichkeit Vermissenden, sondern der Hunger des Jägers, der zu lange auf der Lauer gelegen hatte. „Du gehörst mir.“ Lautloses Flüstern, kaum merkbare Bewegung der Lippen. „Mir.“ Der Blonde verzog spöttisch-herausfordernd seinen Mund. TBC A/N: Huwah. Bin wieder da. Und wage ganz frech drauf hinzuweisen, dass dieses Kapitel wohl das längste ist, das ich bis jetzt geschrieben habe. Eigentlich wollte ich das nicht so in die Länge ziehen (ich machs nie wieder! Hat mich 5 Stunden gekostet, diese dumme Schose wieder abzutippen!). Aber ich fand einfach keine geeignete Stelle, um ein fröhliches TBC darunterzusetzen. Sonst wäre es schon wieder ein Lückenfüller geworden, in dem gar nichts passiert. (Okay, es passiert auch so gar nichts, aber hey! Es ist wenigstens länger. Yay.) Es wird etwas aufregender in den nächsten Kapiteln. Hoffentlich. Ah, nun. Ich schreib euch was und ihr schreibt mir was, ein zufriedenstellendes Geben und Nehmen, ja? ;D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)