Diary von abgemeldet (the biography of yuu shiroyama || reita x aoi [gazette] || uploaded the seventh chapter on decembre, 18th 2006) ================================================================================ Kapitel 7: chapter seven: reconciliation ---------------------------------------- So, hier kommt das nächste Kapitel. Ich hab mir überlegt, dass ich es noch rechtzeitig hochlade, bevor ich die Woche vom 30. nicht in Hamburg und somit weder Internet haben werde, noch meinen eigenen PC. Ich hoffe (egal, wie egoistisch das klingt), dass ein paar mehr Leute sich nun dazu durchringen können, Kommentare zu hinterlassen. Mit jedem Kapitel nimmt das Leben von Yuu und Ryo normalere Formen an, ich hoffe das merkt ihr auch. Wenn ihr anfangs Probleme mit den Extremen hattet, die ich angewandt habe, dann hoffe ich, dass diese sich jetzt auflösen. Viel Spaß beim Lesen, Eure Chaira Keliyah === C.H.A.P.T.E.R S.E.V.E.N: R.E.C.O.N.C.I.L.I.A.T.I.O.N === „Verdammt.. wo bleibt er?! Ich habe ihn eben nur zum Einkaufen geschickt.. und das war vor drei Stunden!“ Er wollte nicht sauer sein, er hatte in letzter Zeit angefangen Yuu zu vertrauen. Er hatte sich geändert, zumindest hoffte Ryo das. Er würde nicht mehr zurückgehen und er würde auch nicht wieder anfangen, Drogen zu nehmen. Aber so langsam begann er wirklich sich Sorgen zu machen. Ryo hatte plötzliche Panik, dass ihm einer seiner alten „Freunde“ wieder begegnet sein könnte oder jemand anders. Aber von Zeit zu Zeit machte sich immer wieder der Gedanke in ihm breit, dass er vielleicht auch seinen Bruder getroffen hat, sie zu ihm gegangen sind und gerade dabei sind, alles zu klären. Doch dann wurde die Hoffnung wieder zerstört, weil Ryo wusste, dass Yuu sich melden würde. Er hatte sich letztens sogar gemeldet, als er nur die Metro verpasst hatte und 10 Minuten später kommen würde. Der Blonde war schon fast krank vor Sorge, er war dem Schwarzhaarigen in letzter Zeit ziemlich nahe gekommen – auf freundschaftlicher Ebene. Das Fernsehprogramm bot ihm schon seit knapp einer und einer halben Stunde keine Ablenkungen mehr. Seine Gedanken verflüchtigten sich immer wieder zum Vermissten. Als plötzlich das schrille Klingeln ertönte, das verriet, dass jemand vor der Tür stehen musste, sprang Ryo von dem Sofa auf, sprintete fast nervös zur Tür und drückte auf den Summer. Er wartete einige Sekunden und öffnete dann die hölzerne Tür, blickte dann in das freudige Gesicht von Takanori. „Uh.. du bist es..“, sagte Ryo, verdrehte leicht enttäuscht die Augen. „Was soll das denn heißen?“, fragte der Besuch empört, verschaffte sich Eintritt zur Wohnung. „Ich warte auf jemanden.“ „Und auf wen?“ „Auf meinen neuen Mitbewohner.“, erklärte Ryo, setzte sich mit Takanori in das Wohnzimmer und stellte ihm ein Glas mit einer Flasche Saft vor die Nase. „Dein neuer Mitbewohner? Und du erzählst mir nichts davon?“ Erneut klang Takanoris empört. Sie waren seit Jahren befreundet und Ryo hatte es nicht mal für nötig gehalten, ihm davon zu erzählen. „Yuu. Er hatte ziemlich viele Probleme.. und ich hab ihm da raus geholfen. Die ganze Palette, weißt du. Drogen, Prostitution und so was. Und jetzt ist er seit drei Stunden weg und kommt einfach nicht wieder.“ Der Kleine von beiden zog die Augenbrauen zusammen, schaute zu seinem besten Freund und wartete darauf, dass er weitersprach. „Ich hab die Vermutung, dass er auf seinen Zuhälter getroffen ist. Er will ihn unbedingt wieder auf den Strich zurückschicken.. aber er könnte auch seinen Bruder getroffen haben, sodass sie sich wieder versöhnen. Die beiden hatten sich gestritten.. deswegen. Ach scheiße.. ich hab einfach Angst um ihn und mache mir Sorgen.“ „Bist du.. an ihm interessiert?“, fragte Takanori plötzlich, schaute mit viel Einfühlungsvermögen zu dem Blonden. „Vielleicht..“, antwortete dieser. Gerade wollte Takanori zu einem neuen Satz ansetzen, ehe ihm ein weiteres Klingeln davon abbrachte. Ryo stand wie von der Tarantel gestochen auf, ging wieder rasch zur Tür, drückte erneut den Summer und öffnete sie dann voller Hoffnung. Ihm entgegen schauten dunkelbraune Augen voller Tränen, die Wange, von den Augen hinabgehend, zierte eine unnatürliche Rötung. Die Lippen, die sich von den Wangen deutlich durch ihr Volumen abhoben, wurde überzogen von getrocknetem Blut, das wohl aus einer Wunde am Mundwinkel gequollen war. „Y-Yuu..?“, war Ryos ungläubige Frage. Es war nicht seine Stimme, die gesprochen hatte. Zumindest hörte sie sich nicht so an. „R-R-Ryo.. ich… ich..”, begann der Schwarzhaarige, wischte sich über die beiden Augen. In ihnen waren Tränen aufgekommen, die er versuchte, mehr schlecht als recht, zu verbergen. Doch Ryo waren sie schon aufgefallen. „Was.. ist denn passiert?“ Mit einem prüfenden Blick musterte der Blonde den Älteren. Immer wieder trafen seine Augen auf zerrissene Stellen seiner Kleidung und Wunden, die daraus hervorlugten. „Ich.. wollte das nicht... wirklich.. wirklich nicht.“ Die Stimme des Schwarzhaarigen wurde immer wieder von seinem Schluchzen unterbrochen. Wenn auch er nicht vorhatte, seine Tränen zu zeigen, so blieb ihm nichts mehr anderes übrig. Die Tränen flossen einfach aus seinen Augen heraus, er hatte nicht mal mehr Kraft sie aufzuhalten, selbst, wenn er wollte. „Komm.. erst mal rein.“ Ohne Yuu ein Wort der Widersprache zu lassen, zog der Blonde ihn in die Wohnung, schloss die Tür hinter ihm. Sofort ertönte wieder das herzzerreißende Schluchzen, das der Schönling nicht mehr in seinem Inneren verschließen konnte. Zuerst fühlte Ryo sich ein wenig hilflos. Er wusste nicht, was passiert war und wenn, dann sollte Yuu von sich aus erzählen. Schließlich entschied er sich dazu, den Schwarzhaarigen in seine Arme zu schließen und fest an sich zu drücken. Die beiden verharrten in der Position, bis das Schluchzen verklungen war. „Ehhm.. Ryo.. Ich glaube, ich sollte gehen.“, erklang plötzlich die Stimme von Takanori, der sich in den Türrahmen gestellt hatte. Ryo schaute entschuldigend zu seinem Freund. „Tut mir leid.. wir reden ein anderes Mal, ja? Ich.. tut mir wirklich leid.“ Yuu schaute verschüchtert zu Takanori, versteckte sich dennoch in den Armen des Stärkeren. „Macht nichts.. ruf einfach mal an, das könnte auch schon reichen. Ja ne, Ryo. Und Yuu.“ Mit einem Lächeln und einer kurzen Verbeugung verabschiedete Takanori sich schließlich, öffnete die Tür, trat ins Treppenhaus heraus und schloss sie wieder von außen. Ryo drückte Yuu wieder sanft an sich, bemerkte aber dann wie sein Shirt ein wenig nass wurde. Als er den Verdacht hegte, dass der Schwarzhaarige weinen würde, drückte er ihn vorsichtig von sich und schaute in seine tränengefüllten Augen. Yuu biss sich auch wieder auf der Lippe herum, sodass die Wunde an seinem Mundwinkel wieder aufriss. „Hey.. mach das nicht. Sonst hinterlässt das eine Narbe.“ Ryo strich zart über seine Unterlippe und wischte das Blut davon weg. „Magst.. du mir nicht erzählen, was passiert ist?“ Yuu war einen Moment still, ehe er den Mund aufmachte. Doch noch verließen keine Worte seine Lippen. Man sah, wie er innerlich mit sich rang. Er war sich nicht sicher, was er erzählen konnte und wenn, wie er es sagen sollte. „Ich.. Tatsurou..“, hauchte er schließlich nur. „Tatsurou? Was.. bist du ihm begegnet? Hat er dir das angetan?!“ Zuerst nickte Yuu, schüttelte dann aber energisch den Kopf. Ryo schaute ihn mit einer Mischung aus Irritation und Verwirrung in die Augen. „Zwei... Männer.“, hauchte Yuu leise, senkte seinen Blick. Er konnte dem Blonden nicht in die Augen gucken. „Zwei Männer? Aber.. wieso? Ich dachte, du wolltest das nicht?“ Schlagartig schaute Yuu wieder auf, schüttelte heftig seinen Kopf. „Ich wollte das nicht! Du musst mir glauben.. bitte.. Ich.. Tatsurou.. er..“, brachte Yuu nur heraus, ehe Ryo ihn zum Schweigen brachte, indem er seinen Zeigefinger auf die Lippen des Schwarzhaarigen legte. „Ich glaube dir.. Keine Sorge. Aber.. meinst du.. Tatsurou hat dir zwei Freier besorgt und dich.. dazu gezwungen?“ Yuu konnte kein Wort sagen, aus seinem Mund kam sofort ein herzzerreißendes Schluchzen und kurz darauf flossen auch schon wieder Schwalle von Tränen an seinen Wangen herunter. „Er.. er hat gesagt.. er würde dich.. sonst töten.“, brachte Yuu zwischen zwei Schluchzern heraus. „Du Dummerchen.“, sagte Ryo mit einem Lächeln auf den Lippen, „Du sollst dir doch keine Sorgen um mich machen.. Komm, ich reinige deine Verletzungen und am besten nimmst du ein Bad, auch wenn es ein wenig brennen wird.“ Gerade löste sich der Blonde von Yuu, drehte sich weg und wollte sich auf den Weg machen, um im Badezimmer eine Wanne mit warmem Wasser einzulassen, ehe er die schlanken Finger des schwarzhaarigen Schönlings um sein Handgelenk spürte. „Ich.. Ryo.. die.. beiden Männer, sie.. sie haben.. kein Kondom.. benutzt.“ Das leise Geständnis stand einige Zeit im Raum, ehe Ryo sich wieder traute sich herumzudrehen. „Was.. soll das heißen?“ „Ich.. weiß nicht. Ich habe Angst..“ Ohne auch nur irgendetwas darauf zu sagen, entzog sich Ryo aus dem Griff von Yuu, eilte zum Telefon und wählte hastig eine Telefonnummer. Mehrere Male musste er es probieren, ehe er es endlich schaffte die Nummer richtig zu wählen. Seine Hände zitterten unnatürlich stark. Er sprach etwas mit jemandem am Telefon ab, erklärte nur schemenhaft die Lage und legte schließlich nach ein paar Kopfnicken auf. „Wo.. hast du angerufen?“, fragte Yuu ängstlich, näherte sich vorsichtig dem Blonden. „Bei einem Arzt.. Wir können den Test erst in 3 Monaten machen, bis sich die Viren in deinem Körper festgesetzt haben und du das nachweisen kannst.“ „3 Monate.. Ungewissheit?“ Ein bloßes Nicken seitens des Blonden. Ohne irgendetwas anderes zu erwidern, ging er ins Badezimmer und ließ dort Wasser einlaufen. Yuu folgte ihm schon kurz darauf und tat alles das, was Ryo ihm sagte. Wenigstens glaubte er ihm und er wollte ihm weiter helfen.. das war das Wichtigste. === Ein frischer Wind umspielte des Bahnhofsgelände, aus Yuu aus dem Zug stieg. Er hätte fast das Gleichgewicht von dem plötzlich Windstoß verloren, wären da nicht zwei schützende Arme, die sich rechtzeitig um den schlanken Körper wandten, damit er nicht fiel. Ein leichtes Lächeln wurde ausgetauscht, ehe Yuus Füße wieder den festen Boden unter den Füßen spürten. „Wir müssen noch mit einem anderen Zug fahren, der hält dann direkt in meinem Ort..“, erklärte Yuu seinen Begleiter, ehe sie sich mit zwei Rucksäcken beladen auf dem Weg zu besagtem Zug machten. „Warum.. bist du eigentlich mitgekommen, Ryo? Es sind doch meine Eltern?“ „Ich wollte dich halt nicht alleine gehen lassen, weil ich weiß, dass es mit deinen Eltern nicht so rosig aussieht. Außerdem.. das hier ist nur die erste Etappe, die zweite ist dein Bruder. Ich werde deinen Eltern auch nichts von dir erzählen, das ist deine eigene Entscheidung, okay? Ich bin bloß einer deiner Freunde..“, erklärte Ryo mit einem Lächeln, stiefelte die Treppen herunter, die zum nächsten Bahnsteig führten. Auf Yuus Lippen ruhte ein dankbares Lächeln. Er konnte sich einfach nicht erklären, womit er jemanden wie Ryo verdient hatte. Manchmal kam ihm seine Welt so schwarz und trist vor, aber Ryo erhellte alles um ihn herum mit seiner bloßen Anwesenheit, er wollte den Blonden nie mehr von seiner Seite weichen lassen, aber wenn er länger darüber nachdachte, klang sein Gedanke wohl sehr naiv. Dadurch, dass Ryo ihm geholfen hatte, hatte er sich keinesfalls zu seinem Leibeigenen verschrieben. Ebenso wäre der Wunsch, dass der Blonde weiterhin bei ihm bleiben würde, wohl ein wenig zu viel der Freundschaft. Ryo bemerkte seinen stummen Beobachter nicht, als er auf den Zeitplan schaute, um herauszufinden, wann der nächste Zug Richtung Shiroyama Residenz fahren würde. Und als er sich zu Yuu drehte, wandte dieser seinen Blick in eine andere Richtung, sodass es auch weiterhin unbemerkt blieb. „In 12 Minuten kommt ein Zug. Möchtest du etwas trinken? Dann hole ich uns eben etwas von dem Laden dort hinten?“ Yuu schüttelte bloß den Kopf, lächelte dennoch dankbar. „Okay.. ich hole mir trotzdem einen Kaffee.“ Nachdem Ryo zurückgekehrt war, dauerte es nicht mehr lange, bis der Zug in den Bahnhof einfuhr. Beide stiegen schnell ein, sie wussten dass der Halt nur wenige Minuten betrug, und setzten sich auf zwei der freien Sitzplätze. „Weißt du, wie lange wir fahren?“ „Ungefähr eine Viertelstunde.“, antwortete Ryo auf die Frage, versuchte Yuus Blick zu erhaschen, doch der ging starr aus dem Fenster. Er wollte nur ein kleines Indiz auf seine derzeitige Gedankenwelt sehen, wollte wissen, ob er dem Haus seiner Eltern mit Angst, Respekt oder mit Freude entgegenblickt. Aber dieser kleine Hinweis blieb ihm verwehrt. „Ich bin nie oft mit der Bahn hier gefahren.. Hatte ja mein Motorrad.“, erklärte Yuu mit einem leichten Lächeln. „Du kannst Motorrad fahren? Cool.“ Die 16 Minuten Fahrzeit gingen ebenso schnell herum, wie die Wartezeit und so standen die beiden an einem Bahnhof, der weitaus kleiner war, als der, wo sie noch vor wenigen Minuten waren. Nur zwei Gleise waren vorhanden, ein Bahnsteig teilte sich beide. „Wir müssen jetzt die Straße dort entlang.“, erklärte Yuu und zeigte mit dem Finger in die Richtung. „Okay, dann mal los.“ Ihr Gepäck war nicht sonderlich schwer. Die Beiden hatten sich nicht vorher angekündigt, das heißt, dass sie entweder bleiben dürfen oder sofort wieder nach Hause geschickt werden. Doch die Reise war es Ryo wert, wenigstens hatten sie dann für diesen Tag etwas zu tun und würden nicht nur in der Wohnung rumhängen, Yuu in seinen Gedanken versunken und er selbst keine Ahnung, was er machen könnte. Die Straße wurde an beiden Seiten von großen Villen gesäumt. Die Familien, die in dieser Straße lebten, waren allesamt wohl sehr reich und wohlhabend oder haben zumindest sehr reich geerbt. Egal, welche der Optionen es war, Ryo wollte so wenig wie möglich damit zu tun haben. Je mehr sie sich der Residenz der Shiroyama Familie näherten, desto nervöser wurde Yuu. Er knetete seine Finger, die er vor dem Bauch verschränkt hielt, und kaute sich auf der Lippe herum. Er schaute immer wieder von der linken zur rechten Straßenseite, versuchte einen Blick in eines der Fenster zu erhaschen. Schließlich kannte er den größten Teil der Nachbarschaft. Sie hatten oft Essen veranstaltet in ihrem Haus, fast jedes Wochenende war eine andere Familie da. „Da sind wir..“, sagte Yuu gedankenabwesend. Er war fast wie von selbst gestoppt, er kannte die Länge von dem Bahnhof zum Haus, obgleich er sie sehr selten gegangen war. „Und? Bist du bereit oder wollen wir die Straße noch ein paar Mal auf und ab gehen, bevor wir das Grundstück deiner Eltern betreten?“, fragte Ryo vorsichtig, er wollte den Schwarzhaarigen weder bedrängen noch verärgern. „Nein.. ist schon okay. Dann fahren wir wenigstens nicht allzu spät zurück, wenn wir hier nicht willkommen sind.“ Ein gequältes Lächeln blitzte kurz auf seinen Lippen auf, ehe er sich dann dem Grundstück zudrehte. Ryo folgte ihm, als er die Steinstufen hinaufstieg und schließlich an der Tür klingelte. Es dauerte nur wenige Sekunden, ehe die Tür aufgerissen wurde und eine alte Dame den Beiden entgegenlinste. „Yuu..-san?!“, fragte die alte Dame. Sie blinzelte mehrere Male, schaute als wenn sie nicht glauben wollte, dass die Person, die vor ihm stand, nicht nur eine Erscheinung war, sondern aus Fleisch und Blut. „Watanabe-san.“, begrüßte der Schwarzhaarige die Haushälterin und umarmte sie vorsichtig. Sie war alt und gebrechlich, das wusste Yuu sehr genau. „Was.. m-machen Sie.. denn hier, Yuu-san?“, ertönte ihre gebrechliche Stimme, ehe sie einen abschätzenden Blick hinter den Schwarzhaarigen warf und Ryo musterte. „Oh.. entschuldige, Nabe-san. Das ist Suzuki Ryo-san. Ein guter Freund von mir.. aus Tokio.“, erklärte Yuu, nickte lächelnd zur Bestätigung und ging dann mit dem Blonden herein, nachdem die Haushälterin einen Schritt zur Seite gegangen war. „Eure Eltern.. sind aus zu einem Geschäftsessen, sie sind gegen Abend.. wieder zurück. Aber ihre Schwester.. Kumiko-san ist oben auf ihrem Zimmer.“ Yuu nickte dankbar, deutete auf den Weg die Treppe hoch und er bemerkte nach kurzem, dass Ryo ihm folgte. Er kannte den Weg noch ganz genau. Das Zimmer seiner kleinen Schwester lag am Ende des Ganges, sein ehemaliges Zimmer genau daneben. Vorsichtig klopfte er an die hölzerne Tür an, wartete einen Moment ehe ein liebliches „Herein?“ ertönte. Yuu steckte seinen Kopf in das Zimmer. Er erblickte nur den Rücken seiner braunhaarigen Schwester, da sie am Schreibtisch saß und über etwas gebeugt saß. „Magst.. du dich gar nicht umdrehen?“, fragte er schließlich, nachdem sie nicht die Anstalten machte sich umzudrehen. Ihr überraschtes Gesicht schaute auf die lächelnden Züge ihres älteren Bruders. Er öffnete die Tür ganz und trat in das Zimmer ein, kurz darauf Ryo. Auch wenn der Blonde sich gerade wie das kleine Hündchen vorkam, das Yuu hinterher ran, redete er sich selbst ein, dass er nur ein stummer Beobachter und eine stumme Unterstützung sei. Es machte ihm nichts aus, dass er gerade aus derselben Materie wie Luft bestand, er wollte Yuu helfen. „Yuu-chan!! Was machst du denn hier?“, rief Kumiko aus, sprang von ihrem Stuhl und lief direkt in ihre Arme. „Dich besuchen.. was denn sonst?“ „Ahh!! Ich freue mich tierisch. Du hast dich lange nicht gemeldet! Schäme dich! Geht es dir gut? Und wie geht es Daisuke-chan? Und.. wer ist.. das?“, fragte sie irritiert, deutete mit einer nickenden Geste in die Richtung von Ryo. „Oh.. entschuldige, dass ich euch nicht vorgestellt habe. Das ist Ryo.. er ist.. mein bester Freund. Hab ihn in Tokio kennen gelernt.“ Mit einem Lächeln schaute er zu dem Blonden, erhielt ein Lächeln zurück und streichelte durch das braune lange Haare seine Schwester... Einige Stunden waren vergangen, seitdem Yuu zusammen mit Ryo sein Elternhaus erneut betreten hatte, nach fast einem ganzen Jahr seiner Abwesenheit. Er hatte seiner Schwester schemenhaft erzählt, was ihm widerfahren war, nachdem er nach Tokio gegangen war, erläuternde Details ließ er einfach mal aus. Aber scheinbar kaufte sie ihm jedes seiner Worte ab, warum sollte sie auch daran zweifeln. Vielleicht würde er es ihr irgendwann erzählen, wenn sie älter war. Aber jetzt war sie garantiert noch zu jung. Yuu erzählt lang und breit davon, wie er Ryo kennen gelernt hatte, dass eine Party von einem Freund von Daisuke zu dieser glücklichen Begebenheit geführt hatte. Ryo erzählte auch einige fiktive Sachen, welche die beiden erlebt hatten. Er war auf das kleine Lügenspiel von seinem neuen Freund eingestiegen, er wollte ihm nicht unnötig Probleme bereiten. Und ihm Grunde genommen kam er sich so vor, als würde er einem kleinen Mädchen Geschichten erzählen und keine Lügen. Doch plötzlich ging die Zimmertür auf und Yuu schaute sofort auf, blickte in das überraschte Gesicht seiner Mutter und in das fragende Gesicht seines Vaters. „Was tust du hier, Yuu?!“, fragte er mit einem harschen Unterton, „Habe ich dich hier nicht rausgeschmissen?“ „Liebling.. bitte sei nicht so aufbrausend, bitte.“, versuchte die Dame mittleren Alters ihren Mann vorsichtig zu beruhigen. Dabei fiel ihr Blick auf Ryo, doch sie sagte nichts. „Was hat dich dazu veranlasst hier wieder aufzutauchen?“ „Ich wollte euch, Kumiko-chan und Nabe-san besuchen. Es tut mir leid, wenn ich Euren Zorn auf mich gezogen habe, Otoo-san, aber ich bitte Euch nur für ein paar Tage hier bleiben zu können.“ Ryo schaute irritiert zu dem Schwarzhaarigen. Hatte er sich gerade verhört oder siezte Yuu seinen Vater? Ein unverständliches Murmeln verließ die rauen Lippen des älteren Mannes, ehe er kurz zu seiner Frau und zu der Haushälterin, die nur einen halben Meter hinter ihnen stand, schaute. „Watanabe-san.. veranlassen Sie eines der Mädchen dazu, dass sie eines der Gästezimmer herrichtet. Wir haben für die nächsten Tage Besuch.“, verkündete der griesgrämige Mann und verließ das Zimmer durch die noch offenstehende Tür, während seine Frau an ihm vorbeilief und Yuu in ihre Arme zog. „Yuu, mein Sohn.. ich freue mich sehr, dass du wieder bei uns bist...“ „Verstehe mich nicht falsch, Mutter.. ich.. bleibe nur für ein paar Tage, wie Vater gesagt hat. Ich werde auf jeden Fall zurück nach Tokio und zurück zu Daisuke kehren.“, entgegnete Yuu, ganz entgegen den Hoffnungen, die seine Mutter gehegt hatte, wie er an ihrem Blick erkannte, „Entschuldige dennoch meine Unhöflichkeit.“ Mit einer Handbewegung deutete Yuu auf seinen Begleiter. „Das ist Suzuki Ryo-san, mein neuer bester Freund. Ich wollte ihn euch vorstellen.“ Yuus Mutter sandte ein Lächeln in die Richtung des Blonden, deutete eine Verbeugung mit einem kurzen Nicken an. Schließlich löste sie die Umarmung um ihren Sohn, blickte auf ihre Uhr und schaute dann wieder auf. „Das Essen ist gleich angerichtet, wollen wir uns nicht langsam runter begeben?“, fragte sie höflich und ging bereits auf die Tür zu, ohne eine Antwort abzuwarten, und durchquerte diese dann auch, verließ somit das Zimmer. „Lasst uns auch runtergehen..“, sagte Yuu etwas leiser, fast schon schüchtern. Das Essen verlief relativ still. Man merkte deutlich, dass der Mann des Hauses das Gespräch dominierte, die Teilnehmer des Essens sprachen nur dann, wenn sie von ihm gefragt, ja regelrecht aufgerufen wurden. Ebenso deutlich wurde, dass der größte Teil seiner Aufmerksamkeit auf der ältesten Schwester Sara und ihrem Mann lag. Yuu verhielt sich komplett still, er wurde nur einmal kurz von seinem Vater angesprochen, als dieser nach dem Wohlbefinden des ältesten Sohnes Daisuke fragte. Ebenso ruhig wie Yuu verhielt sich sein Freund Ryo. Ihn langweilten die Gespräche der sogenannten Familie ziemlich schnell, sodass er – selbst wenn er angesprochen worden wäre – nicht wirklich Lust gehabt hätte, darauf zu antworten. Schließlich saßen die beiden auf den vorbereiteten Betten, die einander gegenüber standen. Yuu war gerade dabei seine Haare zu bürsten, während Ryo dabei war, sich bis auf die Boxershorts auszuziehen und schließlich mit Zahnbürste und dazugehöriger Zahnpasta in dem angrenzenden Gästebad zu verschwinden. Als er zurückkehrte war der Ältere bereits mit seinem Unterkörper unter der Decke verschwunden, lehnte an dem Kopfende und schaute nachdenklich an die von Stuck verzierte Decke. Ryo verstaute seine Sachen wieder in seiner Tasche, setzte sich auf sein Bett und schaute hinüber zu dem Denkenden. „Darf ich dich was fragen?“, begann er leise fragend, um sich Aufmerksamkeit und Gehör zu verschaffen. „Was gibt’s denn?“ „Ist es normal, dass du deinen Vater siezt?“ „Ja.. das ist normal. Ich bin der Einzige, der das muss.. er meinte, ich habe nicht genug Respekt vor ihm, also musste ich damit anfangen. Außerdem wäre das „normal“, dass die Söhne eines so erfolgreichen.. Mannes ihn siezen müssen. Frag mich nicht, was in seinem Kopf vorgeht..“ „Hatte ich nicht vor.“, entgegnete Ryo mit einem Grinsen, legte sich nicht unter die Decke, sondern blieb ganz normal darauf liegen. „Meine Vater ist ein richtiger Arsch, hm?“ Es war eine rhetorische Frage. Natürlich war er einer, aber es war nicht Ryos Aufgabe ihn einzuschätzen oder gar zu ändern. „Darüber lässt sich streiten..“ „Wer braucht schon Väter..“, hauchte die plötzlich brüchige Stimme des Schwarzhaarigen. Es klang, als würden gleiche Wellen von Tränen seine Wangen überfluten. „Na ja, nicht jeder Vater ist ein Arsch. Ich hab viel von meinem Vater gelernt..“ „Echt? Du hattest wohl einen richten Supervater, oder?“ „..er war auch kein Supervater. Und erst recht kein Superehemann. Er hat meine Mum sogar zweimal betrogen, aber das war eine Sache zwischen denen. Ich hab heute noch Kontakt zu ihm, allerdings ein bisschen wenig, aber das ist gut so. Manchmal tut es gut, wenn Eltern nicht so sehr an einem klammern, verstehst du?“ „Ich verstehe schon.. aber manchmal wünsche ich mir schon ein bisschen Aufmerksamkeit. Ich will weder so rumlaufen wie meine Schwester und jedem in den Arsch kriechen, noch den Konzern meines Vaters übernehmen, darauf habe ich gar keine Lust.“ „Kann ich verstehen.. du – im Anzug..?“, fragte Ryo sich selbst leise, ein breites Grinsen ruhte auf seinen Lippen. „Spinner.. der Anblick bleibt dir auf ewig verwehrt.“ Mit spielerisch verengten Augen schaute er rüber zu seinem Freund, grinste ihn kurz darauf frech an. „Wir werden sehen, oder?“, antwortete dieser nur, erwartete nun keine Antwort. === Der Zug war schon wieder eine ganze Stunde lang unterwegs. Die letzten vier Tage, die beide in Yuus Elternhaus in Mie verbracht hatten, waren nicht die besten ihres Lebens, aber notwendig. Yuu konnte endlich seine Schwester wiedertreffen, der einzige Grund – neben der liebenswürdigen Haushälterin natürlich – der ihn immer mal wieder in das Haus holte. Er konnte daraus Kraft schöpfen, Kraft weiter zu machen und nicht aufzugeben, so kurz vor dem Ziel. Für diese vier Tage konnte Yuu zumindest tagsüber den Gedanken an den bevorstehenden AIDS-Test vergessen, aber sobald er am Abend im Bett lag, holten ihn seine Gedanken ein und überrollten ihn, wollten ihn nicht los und auch nicht einschlafen lassen. Gerade in diesem Moment konnten ihn seine Gedanken nicht heimsuchen. Er war mit dem Kopf in dem Schoß von Ryo eingeschlafen, konnte sich nicht mehr wach halten. Die Zugfahrt wirkte auf längerer Sicht auch wirklich einschläfernd. Der Gesprächsstoff war ihnen schon relativ schnell ausgegangen, sodass sie sich nicht mal mehr gegenseitig wach halten konnten – oder zumindest nicht wussten, womit. === to be continued.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)