Snowdrops and Chocolate von Petey (Die Fortsetzung des gleichnamigen Doujinshi) ================================================================================ Kapitel 27: Frühlingserwachen ----------------------------- Kapitel 30 - Frühlingserwachen Der Gasthof „Zum alten Ahorn“ war eine kleine Gaststätte in einem ebenso kleinen Dorf, dessen Name vermutlich niemandem etwas sagte, der nicht selbst zu seinen etwa 400 Einwohnern gehörte. Jeder dieser Einwohner schien jeden anderen zu kennen. Neuigkeiten brauchten nur wenige Stunden, um sich vom einen Ende des Dorfes bis zum anderen herum zu sprechen. Böse Zungen mochten wohl behaupten, das Dorf war so ruhig, dass seine Einwohner nichts Besseres zu tun hatten, als den ganzen Tag zu tratschen und zu klatschen. In gewisser Weise war das wohl gar nicht so weit von der Realität entfernt, denn das Dorf zeichnete sich in erster Linie durch die Besonderheit aus, dass es sich durch keine Besonderheiten auszeichnete. Es war einfach ein sehr, sehr ruhiges, kleines Dorf, in dem selten etwas Spektakuläres passierte. Fremde verirrten sich so gut wie nie dorthin. Dennoch hielt der Gasthof „Zum alten Ahorn“ optimistisch fünf Fremdenzimmer zur Vermietung bereit. Der Gasthof befand sich an der sogenannten Hauptstraße, die in größeren Städten wohl bestenfalls als Einfahrt hätte dienen können, etwa 100 Meter vom Marktplatz im Zentrum des Dorfes entfernt. Während im ersten Stock besagte Fremdenzimmer, sowie im zweiten Stock eine kleine Wohnung der Eigentümerfamilie zu finden waren, lag im Erdgeschoss eine gemütliche Gaststätte, in der sich die Dorfbewohner abends gerne zusammenfanden. Der Gasthof befand sich schon seit etwa vier oder fünf Generationen in der Hand der Familie Hisui, wobei Wirt und Köchin guter Hoffnung waren, den Betrieb eines Tages an ihre Töchter weitergeben zu können. Die kleine Taki war mit ihren 6 Jahren natürlich noch zu jung, aber die 12-jährige Ryami half bereits gelegentlich als Kellnerin aus, wenn sie nicht auf ihre kleine Schwester aufpasste. Sie war eine zuverlässige und fleißige Helferin, die beim Balancieren der Tabletts großes Geschick bewies. So unterhielt sie gleichzeitig die Gäste auch noch mit Balance- und Jonglagekunststücken, gelegentlich tanzte sie sogar zur Musik. Die größte Erheiterung schaffte Ryami, wenn sie in einer Mischung aus Pantomime und Clownerei die hauseigenen Katzen – die Familie hielt drei – parodierte. Bis dato hatten die Eltern das Talent ihrer Tochter noch mit Amüsement und Stolz beobachtet, jedoch ihren Wunsch, später Artistin werden zu wollen, eher belächelt. Applaudiert hatte dafür die kleine Taki umso mehr. Ryami war sowohl ihre geliebte große Schwester, als auch ihr großes Vorbild. Taki eiferte ihr bald nicht nur bei den Schularbeiten nach, sondern auch bei den Tanzeinlagen. Man konnte sagen, die beiden Mädchen wuchsen glücklich bei liebenden Eltern in einer intakten Familie auf, die in einem idyllischen und ruhigen Dorf lebte. Das änderte sich jedoch schlagartig am selben Abend, an dem Ryami schmerzlich herausfand, was ein „Zalei“ war. Ryami spielte wie schon so oft mit den Katzen, ihr Liebling war die schwarze Aurora, die ihr vor einigen Monaten zugelaufen war. Später konnte Ryami selbst nicht mehr sagen, was genau geschehen war oder wie. Sie hatte, wie sie es oft tat, Katze gespielt und war plötzlich selbst eine gewesen. Die nackte Panik hatte das Mädchen ergriffen. Inzwischen war sein Körper durch die Gaststätte getobt wie vom Leibhaftigen besessen. Und genau so erklärten sich die Eltern und die anwesenden Gäste das Geschehen, als Ryami wenig später entkräftet, orientierungslos, verletzt und verwirrt wieder zur Besinnung kam. Sie waren überzeugt, ein Dämon hätte vom Körper des Mädchens Besitz ergriffen. Es dauerte nicht lang, bis sich das Gerücht im ganzen Dorf verbreitete, und mit ihm Angst und Sorge. Um Ryami ebenso wie den Rest des Dorfes vor dem Dämon zu schützen, wurde das Mädchen völlig isoliert. Aus Schutz, aber vor allem auch zur Vertuschung. Die Eltern fürchteten um ihren Ruf und den ihres Gasthofs, sollte der Wahnsinn ihrer Tochter bekannt werden. Sie zogen es vor zu erzählen, ihre Tochter wäre an jenem Abend gestorben. Ryami durfte ihr Zimmer nicht mehr verlassen, durfte niemanden mehr sehen und am besten auch nicht ans Fenster gehen. Nur ihre Mutter besuchte sie dreimal täglich, um ihr zu essen und zu trinken zu bringen. In regelmäßigen Abständen kam außerdem ein Exorzist zu ihr, der das Mädchen mit allerlei merkwürdigen Ritualen quälte, an die Ryami später mit Ekel, Hass und Abscheu zurückdachte. Was die Eltern nicht wussten war, dass Taki immer wieder heimlich den Schlüssel zu Ryamis Zimmer stahl, um ihre große Schwester zu besuchen. Taki liebte ihre Schwester und konnte trotz aller Mahnungen ihrer Eltern nichts „Böses“ in ihr sehen. Gleichzeitig war Taki wohl die einzige, die Ryami Halt gab und sie daran hinderte, in ihrem engen Zimmer tatsächlich den Verstand zu verlieren. Entkommen konnte Ryami ihrem Gefängnis nur von Zeit zu Zeit durch ihre Katze Aurora. Es dauerte lange, bis Ryami sich die Trance und den Körpertausch halbwegs beigebracht hatte. Aber sie hatte Zeit, sehr viel Zeit in ihrer Einsamkeit, und ohnehin keine andere Beschäftigung. Dennoch ging viel schief. Ein paarmal schaffte sie die Rückkehr in ihren eigenen Körper nicht wie geplant, wobei die Katze inzwischen in diesem tobte. Das waren die Tage, an denen die Eltern die Rückkehr des Dämons als bewiesen sahen und den Exorzisten riefen. Ryamis Martyrium dauerte weit über ein Jahr. Sie stand kurz vor ihrem 14. Geburtstag, als es zum ersten Mal nach Ewigkeiten einen Fremden in das Dorf verschlug. Ursprünglich nur auf der Durchreise, verbrachte er spontan mehrere Nächte in einem der Gästezimmer im Gasthof „Zum alten Ahorn“. Im Stall hinter dem Haus stellte er einen hochgewachsenen Rothirsch mit einem beeindruckenden Geweih unter. Der Fremde hatte seinen Aufenthalt verlängert, nachdem ihm an seinem ersten Tag im Dorf merkwürdige Gerüchte zu Ohren gekommen waren. Die Tochter der Wirtsleute sollte von einem Dämon besessen sein, der sie im Wahn schreien, kratzen, beißen und knurren ließ wie ein wildes Tier. Natürlich leugneten die Wirtsleute auf seine Nachfrage hin alles. Selbst als er ihnen erklärt hatte, was ein Zalei war und dass er vermutete, ihre Tochter könnte wie er über dieses Talent verfügen, blieben sie stur. Dafür weckten seine Erzählungen das Interesse der kleinen Taki, die ihn mit Fragen bestürmte, sobald er im Gasthof Platz genommen hatte. Es dauerte jedoch noch zwei weitere Tage, bis Taki genug Vertrauen zu dem Fremden gefasst hatte, um ihn zu Ryamis Zimmer zu führen. Ryami kam der Fremde mit dem exotisch hellen Haar vor wie ein strahlender Engel, den der Himmel geschickt hatte, um sie aus ihrem Gefängnis zu befreien. Eine weiche Aura aus warmem Sonnenlicht umgab seine Figur, als er die Tür zu Ryamis düsterem Zimmer aufschloss. Schüchtern, aber erleichtert strahlend stand Taki an der Seite des Fremden. Ryami wurde seine Zaleischülerin und verließ das Dorf zusammen mit ihrer Katze Aurora am Tag nach ihrer Befreiung an seiner Seite. Ryami, die ihre Eltern trotz allem immer noch geliebt hatte, war sichtlich entsetzt, wie leicht diesen die Trennung fiel. Mit nur einem einzigen Wort entließen sie ihre Tochter für immer aus ihrem Leben. Ryamis Herz zerbrach förmlich, als ihre Mutter sich sogar weigerte, ihre Tochter zum Abschied noch einmal in den Arm zu nehmen. Ryami konnte das nicht verstehen. War sie böse? War sie gefährlich? War sie eklig? War sie beängstigend? Waren Zalei so? War sie anders als normale Menschen? War sie... kein Mensch mehr? Wahre Sturzbäche weinte dagegen Taki. Sie wollte ihre geliebte Schwester nicht gehen lassen. An keinem Menschen auf der Welt hing sie mehr. Aber die Eltern hielten die kleine Schwester sogar zurück, als sie Ryami zum Abschied drücken wollte. In diesem Moment verachtete Taki ihre Eltern vielleicht genauso sehr wie diese Ryami verachteten. So mussten die Eltern am nächsten Morgen feststellen, dass sie nicht nur eine Tochter verloren hatten, sondern beide. Taki hatte sich in der Nacht aus dem Haus geschlichen, um Ryami und dem Fremden zu folgen. Beide Schwestern hatten sich seitdem nie wieder getrennt. Der Fremde nahm beide Mädchen bei sich auf und zog sie groß. Ryami bestand mit 17 die Zaleiprüfung und schloss nur wenige Monate später die Schule ab. Sie besuchte eine Artistenschule, wurde Akrobatin und Model. Außerdem wurde sie eine der besten Zalei des Landes und seit ihrem 20. Lebensjahr sogar Mitglied im Rat der Zalei. Ryami gründete in dieser Funktion den Fairy Tales-Vergnügungspark, um den Zalei einen Arbeitsplatz und eine Heimat zu geben, die keiner gewöhnlichen Arbeit nachgehen und die mit ihren Carn nicht in einer normalen Wohnung in der Stadt leben konnten. Kein Zalei sollte wegen seiner Gabe ausgestoßen, schikaniert oder verachtet werden. Jeder Zalei sollte einen Arbeitsplatz, Freunde, eine Familie und vor allem ein Zuhause haben. Jeder Zalei sollte ein glückliches Leben führen können. Das Motto des Parks symbolisierte Ryamis Schicksal, in dem ein edler Ritter sie auf märchenhafte Weise aus ihrer Not gerettet hatte und sie ihren Kindheitstraum verwirklichen konnte. Taki blieb dabei stets an ihrer Seite. Bereits neben der Schule verdiente sich die jüngere Schwester ein Taschengeld durch einen Nebenjob als Artistin, und beabsichtigte, dieses Hobby nach ihrem Schulabschluss wie ihre Schwester zum Beruf zu machen. Die beiden Mädchen hatten ein neues Leben in der Stadt begonnen. Keine von beiden war jemals wieder in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Fast zehn Jahre waren seither ins Land gegangen. Heute befand sich Ryami wieder in einem unpersönlichen Zimmer. Welcher Pfeil Ryami getroffen hatte, konnte leider auch nach mehreren Monaten niemand mit letzter Gewissheit sagen. Sie lebte noch, aber lag seit dem Zwischenfall im Ratsgebäude im Krankenhaus. Sie war ins Koma gefallen und die Ärzte machten Ryamis kleiner Schwester Taki kaum Hoffnungen, dass sich ihr Zustand je wieder bessern würde. Letztendlich wusste niemand im Krankenhaus, was ihr fehlte und entsprechend auch nicht, welche Therapie sie versuchen konnten. Dennoch besuchte Taki ihre Schwester regelmäßig, saß an ihrem Krankenbett und sprach mit ihr als ob sie sie hören konnte. Auch nach Wochen gab Taki die Hoffnung nicht auf, dass Ryami irgendwann doch die Augen aufschlagen würde. Zu Hause kümmerte sich Taki vorbildlich um Ryamis Katze Aurora. Diese erfreute sich wieder bester Gesundheit, seit sie sich von ihren Verletzungen erholt hatte. Und das wiederum stärkte Takis Glauben daran, dass ihre Schwester überleben würde. Ryamis Organisation K.R.O.S.S. war aufgelöst und Ermittlungsverfahren gegen die führenden Mitglieder eingeleitet worden. Leider wurden jedoch bei der Durchsuchung des Geländes und der Auswertung aller Rechner keine Informationen gefunden, die bei Ryamis Behandlung hätten hilfreich sein können. Auch nachträglich bewiesen K.R.O.S.S. ihr Talent im Vertuschen und Verschlüsseln von Informationen. Alle Forschungsergebnisse waren mit verschiedenen Codes gesichert, von denen selbst die verhafteten Suzumaru und Obscura nur einen Bruchteil entschlüsseln konnten. Nach ihren Aussagen kannte niemand außer Ryami selbst alle Codes und damit alle Ziele, Mittel und Forschungsergebnisse von K.R.O.S.S.. Die einzige neue Erkenntnis der Ermittlungen war, wofür die Abkürzung „K.R.O.S.S.“ eigentlich stand. Es waren ganz simpel die Initialen der fünf Gründungsmitglieder. Auch Taki und Kiku waren wegen ihrer Zusammenarbeit mit K.R.O.S.S. vernommen, jedoch bald gegen geringe Geldstrafen wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die beiden Mädchen blieben beste Freundinnen und unterstützten sich gegenseitig im Umgang mit ihrem schlechten Gewissen. Als nach einigen Monaten der Frühling seine sonnigsten Tage, höchsten Temperaturen und größte Blumenpracht erreicht hatte, hatte sich fast wieder Alltag ins Leben aller Betroffenen eingestellt. Ihre Gedanken wurden kaum noch von den Geschehnissen im Rat beherrscht und die meisten Wunden waren verheilt. Man konnte wohl guten Gewissens sagen ‚alles neu macht der Mai‘. Der Haushaltsplan meinte es jedoch heute schlecht mit der Wohngemeinschaft. Nicht nur, dass Kiku die Wohnung aufräumen und putzen musste, Kei war auch noch mit Kochen dran. Kei lebte immer noch in der WG mit Yuki, Ryu und Kiku. Er war auch immer noch Zaleischüler. Auch wenn er, ebenso wie sein Fuchs Robin, inzwischen große Fortschritte gemacht hatte, hielten es alle Beteiligten für die beste Lösung, Kei noch nicht die Prüfung ablegen zu lassen. So war Kei weiterhin Yukis Schüler geblieben. Leider sah es auch nach einigen Monaten ganz danach aus, dass Yuki seine Fähigkeit zum Körpertausch endgültig verloren hatte. Die Wirkung des Mittels von K.R.O.S.S. ließ nicht nach. Von Zeit zu Zeit ertappte Kei Yuki noch in nachdenklicher bis trauriger Stimmung, meistens kam Yuki jedoch mittlerweile ganz gut mit dieser Entwicklung zurecht. Trotz des Verlusts von Yukis Kraft hatte der Rat angesichts der Tatsache, dass Keis Ausbildung schon relativ weit fortgeschritten war, zugestimmt, dass Yuki ihn weiter ausbilden durfte. So hatte sich am Leben in der WG im Prinzip rein gar nichts verändert. Der Alltag hatte alle wieder fest im Griff. Beim Aufräumen wurde Kiku, die ohnehin schon eine rechte Chaotin war, üblicherweise begleitet von ihrem Äffchen Jack. Das wiederum führte nun zwangsläufig zu heillosem Chaos. Deshalb wurden nach Kiku beim Aufräumen in der Regel immer Ryu oder Yuki im Haushaltsplan eingeteilt, um die schlimmsten Schäden wieder zu beseitigen. Heute hielt sich das Chaos ausnahmsweise einigermaßen in Grenzen. Denn Kiku wurde ihrer besten Freundin Taki unterstützt, die zu Besuch gekommen war. Während die beiden Mädchen im ersten Stock zu Gange waren, hatte sich Kei an den Herd zurückgezogen. Wenn der Haushaltsplan ein Gericht von Kei ankündigte, konnte sich die WG gewöhnlich auf Kalte Platte, Gemüsepfanne oder Pasta einstellen. Nicht, dass Kei sich beim Kochen keine Mühe geben würde oder so, er konnte es nur einfach nicht. Zu seinem Repertoire gehörten inzwischen aber immerhin etwa fünf Gerichte, mit denen er weder die Küche abfackelte, noch seine Mitbewohner vergiftete. Kei stand also vor dem Herd und beobachtete wie das Nudelwasser und die Tomatensoße um die Wette kochten. Um den Soßentopf hatte sich schon ein schöner roter Ring von Soßenspritzern gebildet, was Kei zur Überlegung veranlasste, ob er die Temperatur nicht doch etwas herunter drehen sollte. Im selben Moment, in dem Kei den Knopf zurückdrehte und nach dem Kochlöffel griff, legte sich ein Paar Hände auf seine Hüften. Noch vor ein paar Monaten hätte Kei wahrscheinlich der Versuchung widerstehen müssen, sofort mit dem Kochlöffel nach diesen zu schlagen wie nach lästigen Schmeißfliegen. Aber heute nicht mehr. Heute rührte Kei unbeeindruckt in der Soße herum und möglicherweise, vielleicht lehnte er sich sogar unter Umständen ein klitzekleines Stückchen zurück. Neben seinem Ohr hörte er mit einem amüsierten Unterton Yukis Stimme. „Nudeln mit Tomatensoße?“ „Wenn du lachst, kannst du gleich Minuit fragen, ob sie dir ein paar von ihren Mehlwürmern abgibt.“ schmollte Kei. „Igitt.“ lachte Yuki. „Deine Nudeln sind bestimmt lecker wie immer.“ Yukis Hände wanderten um Keis Taille herum und verschränkten sich vor Keis Unterbauch. Mit sanftem Druck zogen sie Kei nach hinten, bis dessen Schultern gegen Yukis Brust trafen. Gleichzeitig drückte Yuki immer noch lächelnd einen Kuss auf Keis Hinterkopf. Keis linke Hand legte sich über Yukis, wo sich ihre Finger mit einander verhakten, während seine rechte Hand weiter in der Soße herumrührte. Nur fürs Protokoll: jawohl, für Kei war es inzwischen ebenso selbstverständlich geworden, sich von Yuki umarmen und küssen zu lassen, wie es für Yuki selbstverständlich geworden war, Kei umarmen und küssen zu dürfen. Manchmal duldete Kei so etwas sogar auch vor Zeugen. Diese Entscheidung war ihm irgendwie abgenommen worden, beziehungsweise er hatte sie sich wohl selbst abgenommen. Als Kei am nächsten Morgen – ja, wenn er so lange geschlafen hatte, zählte auch 16:30 Uhr noch als Morgen – nach ihrem Showdown-Besuch im Rat aufgewacht war, hatte anscheinend irgendwie plötzlich jeder gewusst, dass er und Yuki ein Paar waren. Dunkel erinnerte sich Kei an seine Worte und Gesten, die wohl zu diesem Verdacht geführt hatten. Na ja, er hatte eben unheimliche Angst um Yuki gehabt, da hatte er doch nicht auf jedes seiner Worte achten können… oder auf jede seiner Gesten. Wer es jedenfalls im Ratsgebäude selbst noch nicht mitbekommen hatte, dem hatte Kiku es in den folgenden Tagen noch unter die Nase gerieben. Sogar bis zu seinem Freund Atari hatte es sich herumgesprochen, was Kei nun wirklich ein absolutes Rätsel war. So war die Katze jedenfalls aus dem Sack, so dass Kei und Yuki ihre Beziehung nicht mehr leugnen oder verstecken brauchten… oder in Keis Fall: konnten. Es war sogar irgendwie normal für Kei geworden, diese drei berüchtigten Wörter zu Yuki zu sagen… mehr oder weniger. Ein bisschen schwer fiel es ihm wohl schon noch, aber aussprechen konnte er sie zumindest. Meistens nur ganz leise, wenn sie allein waren, aber immerhin. Kei konnte sich aber auch noch sehr gut daran erinnern, wie er es zum ersten Mal draußen in der Öffentlichkeit gesagt hatte. Das war einige Wochen nach dieser Sache im Rat gewesen. Keis Verletzungen waren schon zu Narben verheilt, Yuki hatte aber seinen Arm noch in einer Schlinge getragen. Der Frühling hatte sich langsam eingestellt und die ersten warmen Sonnenstrahlen hatten die letzten Schneereste weggeschmolzen. Yuki hatte Kei begleitet, als dieser mit Robin Gassi gegangen war. Über ein paar der ersten Schneeglöckchen des Jahres hatte Kei dann ganz geradeheraus, mit erstaunlich sicherer Stimme und nur minimalem Rotton auf den Wangen gesagt „Ich liebe dich.“. Und bevor jetzt noch irgendjemand weiterfragte… Ja, auch DEN Schritt war Kei inzwischen mit Yuki gegangen. Gut, es hatte auch nach ihrem wenn-man-so-will-Coming-out noch eine ganze Weile gedauert, bis Kei bereit gewesen war, auch mehr als Umarmungen und Küsse in Erwägung zu ziehen. Yuki hatte eine große Menge Geduld mit Kei beweisen müssen. Aber er hatte anscheinend nicht das geringste Problem damit gehabt, Kei alle Zeit der Welt zu lassen. Allein die Tatsache, dass Kei sich für ihn entschieden hatte, machte Yuki schon zum glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt. Jeder weitere Schritt, den Kei zuließ, war nur noch das Sahnehäubchen, die Schokoladenglasur, der Puderzucker oder die Zuckerstreusel oben drauf. Und letztendlich hatte Yuki irgendwann ohnehin das ganze Törtchen mit Sahnehäubchen, Schokoladenglasur, Puderzucker und Zuckerstreuseln serviert bekommen… Im übertragenen Sinne natürlich, wir sprechen hier nicht von irgendwelchen Ticks, ja?! „Die Soße ist heute ein bisschen anderes. Ich hab noch einen Schuss Balsamico reingetan.“ überlegte Kei selbst zweifelnd. Er hatte im Internet irgendwo ein Rezept mit Balsamico in der Nudelsoße gelesen und sich vorgenommen, das einmal auszuprobieren. Leider hatte er sich weder die Internetadresse, noch das Rezept oder wenigstens die Mengenangaben gemerkt. Es war also letztendlich doch ein Experiment. Yukis Blick schweifte über die Flaschen, Dosen und Gewürze auf dem Tresen. Kei hatte zumindest nur Essbares verwendet. Dann konnte das Ergebnis eigentlich nicht giftig sein, oder? „Hast du die Soße probiert?“ „Ja, schon. Aber Kiku behauptet, ich hätte keine Geschmacksnerven.“ grummelte Kei. Er zog den Kochlöffel aus der Soße, klopfte ein paarmal gegen den Rand des Topfs, um die überschüssigen Tropfen zurückfallen zu lassen. Dann streifte Kei mit dem Finger eine gute Menge Soße vom Kochlöffel, bevor er diesen neben das Kochfeld auf den Tresen legte. In Yukis Umarmung drehte er sich um und hielt seinen Finger direkt vor Yukis Lippen. Erwartungsvoll sah er mit großen Augen zu Yuki auf. Nach einem kurzen, fragenden Blick grinste Yuki kurz und nahm Keis Finger dann in den Mund, um die Soße von ihm zu lecken. Kei fühlte wie Yukis raue Zunge um seinen Finger tanzte. Und außerdem hatte Kei den dringenden Verdacht, dass Yuki sich absichtlich viel Zeit ließ und dass eigentlich schon lange gar kein Tröpfchen Soße mehr an seinem Finger kleben konnte… Na ja… „Und?“ erkundigte Kei sich erwartungsvoll, als er seinen Finger endlich wieder zurückbekam. „Schmeckt gut.“ nickte Yuki lächelnd. „Willst du auch probieren?“ Kei grinste erleichtert. Er wandte den Kopf zur Seite und wollte nach dem Kochlöffel greifen. Doch da legte sich Yukis rechte Hand an sein Kinn und zwang Kei sanft, sich wieder zu Yuki umzudrehen. Im nächsten Augenblick spürte Kei weich und warm Yukis Lippen auf den seinen. Er ließ den Kochlöffel Kochlöffel sein und legte beide Arme um Yukis Schultern, um seinen Freund noch näher an sich heranzuziehen. Auch Yukis linke Hand, die auf Keis Rücken ruhte, zog Kei noch fester in ihre Umarmung. Mit einem kaum hörbaren „Mmh“ signalisierte Kei, dass er eben mit dem Rücken gegen den Tresen gestoßen war. Gleichzeitig wanderten die Fingerspitzen von Yukis rechter Hand so vorsichtig von Keis Kinn über seine Wange, dass sie deren Haut kaum zu berühren schienen. Diese hauchzarte Berührung, die kaum eine war, weckte in Kei den Wunsch nach mehr. Genauso hoffe Kei, dass ihr beinahe unschuldiger Kuss noch viel mehr Temperament entwickeln würde. Nicht dass Kei nicht genossen hätte, wie Yukis weiche Lippen fast behutsam die seinen trafen. Selbstverständlich genoss er jeden einzelnen Moment ihrer Berührung. Aber Kei war bewusst, dass sie ihn absichtlich nur ahnen ließen. Yuki sollte inzwischen wissen, dass Kei nicht übervorsichtig behandelt werden wollte wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe. Aber Yuki wusste anscheinend ganz genau wie er Kei verführen konnte. Keis Hand wanderte von Yukis Schulter über seinen Hals bis zu seinem Nacken. Während seine Finger gedankenverloren mit den weichen Haarsträhnen spielten, zog er ihn fast ohne Kraftaufwand noch näher zu sich herunter. Auch Yukis Hand hatte sich wieder auf Wanderschaft begeben. Von Keis Kinn strich sie federleicht über seinen Hals. Bei dieser verführerischen Geste konnte Kei ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, das er in ihren Kuss hauchte. Er fühlte wie sich eine Gänsehaut erst über seine Arme, dann über seinen ganzen Körper ausbreitete. Gleichzeitig bemerkte Kei, dass sich Yukis Lippen langsam von einander lösten. Ihm folgend gewährte er nur einen Augenblick später seiner Zunge Einlass. Kaum dass sie der seinen begegnet war, begannen sie ihren ungestümen Tanz. Ihr Kuss wurde feuriger. Durch und durch atemlos unterbrachen sie ihren Kuss nach einer gefühlten Ewigkeit endlich. Kei atmete ein paarmal hörbar aus und ein, und auch Yuki bekam erst nach einem Moment wieder genug Luft. „Und, schmeckt dir die Soße auch?“ lächelte Yuki. „Soße…? Hab nicht drauf geachtet. Lass mich nochmal probieren.“ grinste Kei frech zurück. Kei seinen Atem noch nicht ganz wiedergefunden, als Yukis Lippen die seinen erneut suchten. Diesmal allerdings trafen sie sich nur kurz. Herausfordernd kurz. Und Yukis Plan ging auf. Immer noch atemlos kam Kei ihm entgegen, bat um einen weiteren Kuss. Und einen weiteren. Auch im Folgenden blieb es bei zärtlichen, aber kurzen Berührungen ihrer Lippen. Bevor Kei sich fragen konnte, was Yuki jetzt wieder im Schilde führte, übernahm dieser wieder die Führung. Er setzte einen weiteren, hauchzarten Kuss nicht auf Keis Mund, sondern daneben. Dann einen darunter. Dann einen auf Keis Kinn. Dann folgte er wie in Zeitlupe mit einer Reihe derselben kleinen Küssen Keis Kiefer entlang bis unter sein Ohr. Von dort wanderte Yukis Mund ein wenig tiefer an Keis Hals. Schon als Yukis Lippen seine Haut dort nur minimal in ihrem Kuss berührten, spürte Kei dasselbe Kribbeln in seinem Körper wie schon vorhin. Von dem plötzlichen Gefühl überwältigt, stieß er einen scharfen Atemzug aus. Noch einmal küsste Yuki ihn an derselben Stelle, länger diesmal. Keis Finger gruben sich indes in den Stoff von Yukis Hemd. Kei spürte, dass Yuki an seiner Haut knabberte und saugte. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Kei, ob Yuki nicht vielleicht ein Vampir war. Immerhin hatte er sogar eine Fledermaus… Der Gedanke starb in einem erneuten Stöhnen. Yuki schien eine besonders empfindliche Stelle an Keis Körper entdeckt zu haben. Kei atmete laut ein. Seine Hände suchten nach Halt und fanden ihn im Stoff über Yukis Schultern. Allmählich fühlte Kei, wie das Kribbeln in seinem Bauch immer stärker wurde. Schließlich trennte sich Keis Hand von Yukis Schulter und wanderte hinauf bis hinter dessen Nacken. Mit einer sanften Geste bedeutete sie Yuki, sich von seinem Nacken zu lösen. Im nächsten Augenblick konnte Kei wieder direkt in Yukis Augen sehen. Ihr Blickkontakt währte allerdings nicht lang, bevor Kei Yuki zu sich zog und seine Lippen mit seinen eigenen empfing. Diesmal war es auch Kei, der ihren Kuss vertiefte und Yukis Zunge mit der seinen zum nächsten Tanz aufforderte. Ihr Kuss schien gar nicht mehr enden zu wollen und doch war er hinterher zu schnell verflogen. Die beiden Küssenden trennten sich ohnehin erst im allerletzten Moment vor ihrem möglichen Erstickungstod. Und auch dabei brachten sie gerade genug Abstand zwischen ihre Gesichter, um atmen zu können. Yuki war ihm dabei immer noch so nah, dass Kei sich fast einbildete, die Wärme seiner Lippen immer noch auf den seinen spüren zu können. Es war gerade so, als hätten sie ihren Kuss gar nicht unterbrochen. „Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass ich dich liebe?“ lächelte Yuki atemlos. „Und ich dir?“ grinste Kei genauso atemlos zurück. „Ich liebe dich, Kei.“ „Ich liebe dich auch, Yuki.“ Beide schienen sich einen Wettkampf zu liefern, wer glücklicher strahlen konnte. Sie sahen einander tief in die Augen und konnten nur an diesen das strahlende Lächeln des anderen ablesen. Kei sah ein Funkeln in Yukis Augen, das jedem Stern vor Neid erblassen lassen konnte, und auch die niedlichen, kleinen Lachfalten unter ihnen. „Hmh-Hmh.“ ein lautes Räuspern aus Richtung der Tür tötete die romantische Stimmung mit einem Schlag. Sofort hielten Kei und Yuki wie zu Salzsäulen erstarrt inne. An Yukis Schulter vorbei wanderte nur Keis Blick zur Tür hinüber, ohne dass er seinen Kopf aus seiner Starre lösen konnte. Kiku stand mit trotzigem Ausdruck vor der Tür, die ins Esszimmer führte. Sie hatte die Hände in die Hüften gestützt und tippte mit einem Fuß ungeduldig auf den Boden. „Ist ja mal wieder typisch! Ihr lasst uns auf das Abendessen warten, während ihr hier in aller Seelenruhe esst.“ „Wir essen doch gar nicht.“ verteidigte sich Kei sofort. „Quatsch! Ich hab genau gesehen, dass Yuki dich grad vernaschen wollte.“ Kiku hob eine Hand und winkte mit drohend erhobenem Zeigefinger. Während Keis Wangen ein gesundes Rot annahmen, hörte er neben sich Yuki leise lachen. Einerseits wollte er dafür sauer auf Yuki sein, aber andererseits liebte er Yukis Lachen und… Pfeif drauf! Kei lachte einfach mit. An diesem Abend kehrte Ryu vom Ratsgebäude aus nicht direkt nach Hause zurück, sondern machte noch einen Umweg. Ihm waren ein paar Beschwerden zu Ohren gekommen, denen er nachgehen wollte. Nachdem dem Rat der Zalei die Wahrheit über Meister Adoys Machenschaften bekannt geworden waren, hatte sich vieles verändert. Der ersten großen Enthüllungs-Sitzung war bald eine zweite gefolgt, in der Ryu und Lan nicht nur ihre Vorwürfe wiederholt und erweitert hatten, sondern auch Pierre noch weitere Punkte angeführt und alles mit Beweisen unterlegt hatte. Seitdem wurde in fast jeder neuen Sitzung des Rates weiteres, neues Material zu Tage gefördert. Als erste Handlung nach der Enthüllung hatte der Rat Meister Adoy unter Arrest gestellt. Der alte Meister fristete sein Dasein nun in einem Terrarium innerhalb der Anlagen des Rates. Schnappi war in ein Altersheim eingeliefert worden, wo sie Gerüchten zufolge mit ihrer Langsamkeit und ihrem ewigen Schweigen die Pfleger langsam in den Wahnsinn trieb. Mit seinem zweiten Beschluss hatte der Rat den Ausschluss von Ryu und Lan zurückgenommen. Ryu war seitdem fester denn je mit dem Rat verbunden, denn er war in derselben Sitzung als Meister Adoys Nachfolger an die Spitze des Rates der Zalei gewählt worden. Dieser Aufgabe kam er sehr gewissenhaft nach. Lan dagegen hatte auf seine Reaktivierung mit einem Entlassungsgesuch reagiert. Nicht nur innerhalb des Rates war er damit auf völliges Unverständnis bis hin zu großem Entsetzen gestoßen. Immerhin hatte der Rat mehrfach betont, dass Lans verlorenes Talent seiner Ratsmitgliedschaft nicht im Wege stand. Anders als bei Yuki hatte Ryami nicht einfach nur Lans telepathische Pforte versiegelt, sondern komplett seine Zalei-Fähigkeiten gestohlen. So hatte es auch wesentlich länger als bei Yuki gedauert, bis Lan wieder auf die Beine gekommen war. Tage und Wochen, die Pierre an seiner Seite verbracht hatte. Danach hatte Lan nicht nur die Fähigkeit zum Körpertausch verloren, sondern jede Verbindung zu seinem Pferd Onyx, das damit nicht viel mehr war als ein überdurchschnittlich wichtiges Haustier. Ob Lans Leben dennoch noch mit Onyx verbunden war, wusste zwar niemand, allerdings wollte es so bald auch niemand herausfinden. Warum er den Rat verlassen wollte, hatte Lan ganz einfach begründet: weil er seine Aufgabe als erfüllt ansah. Er war vor drei Jahren nur deshalb Ratsmitglied geworden, weil er Adoys Machenschaften aufdecken wollte. Nachdem das nun erledigt war, hatte Lan einfach keine Lust mehr auf dieses pseudoparlamentarische Theater. Er hatte sich ohnehin nie besonders für Regeln und „Politik“ interessiert. Allerdings hatte Ryu ihn nach tagelangen Vorträgen doch noch überreden können, sein Wissen und seine Fähigkeiten zumindest auf eine andere Weise in den Dienst der Zalei-Gemeinschaft zu stellen. Das wiederum hatte nun genau mit den Beschwerden zu tun, denen Ryu an diesem Abend nachgehen wollte. Ryu drückte den Klingelknopf und musste nicht lange warten, bis ihm die Tür geöffnet wurde. „Ryu, mon amour!“ strahlte ihn Pierre an. „Hallo. Ist Lan bei dir?“ fragte Ryu pro forma und wusste dabei genau, dass es so sein musste. „Nein!“ rief eine Stimme aus dem Wohnzimmer, die nur Lan gehören konnte. Pierre grinste und hob unschuldig die Schultern. Mit einer Geste bedeutete er Ryu einzutreten und schloss die Tür hinter ihm. Ryu konnte nur immer wieder über Pierres Wohnung staunen. Nicht nur auf sein eigenes Äußeres legte der Franzose großen Wert, sondern auch in seiner Wohnung musste jedes noch so kleine Tischtuch perfekt auf das gesamte Interieur abgestimmt sein. Alles war unheimlich stilvoll. Pierre vereinte dabei sein Faible für antike Möbel nahezu perfekt mit einer Sammelleidenschaft für glitzernde Glasobjekte und große schwarz/weiß-Fotografien. Am erstaunlichsten fand Ryu dabei allerdings, dass jedes Zimmer trotzdem sehr wohnlich war und nicht im Geringsten wie ein Museum wirkte. Pierre warf seinen kunstvoll geflochtenen Zopf hinter seine Schultern und führte Ryu durch den Gang ins Wohnzimmer, indem er mit seinen Leofellpantoffeln über den Teppich schlurfte. Im Gang lag Pierres Kobra Antoinette. Vermutlich schaffte es auch nur Pierre, mit einer giftigen Riesenschlange im achten Stock eines Hochhauses mitten in der Innenstadt zu wohnen und niemals Ärger mit den Nachbarn zu bekommen. Der Teufel wusste wie er das anstellte. Ein wenig hatte Pierre immer noch unter dem Mittel von K.R.O.S.S. zu leiden. Das Mittel hätte ihn eigentlich im Körper seines Carn einsperren sollen. Da er den Pfeil jedoch sofort herausgezogen hatte, war die Dosis zum Glück so gering geblieben, dass das Mittel schon bald nachgelassen hatte. Allerdings fiel Pierre seitdem der Körpertausch sehr schwer, und vor allem plagten ihn nach der Rückkehr in seinen eigenen Körper jedes Mal höllische Schmerzen im ganzen Leib. Dieser Effekt des Mittels hatte in den letzten Monaten leider kein bisschen nachgelassen. Aber angesichts des Schicksals, das ihn hätte erwarten können, musste Pierre wohl dennoch heilfroh sein. Im Wohnzimmer saß Lan im Schneidersitz auf der Couch. Als Ryu eintrat, konnte er gerade noch sehen wie Lan den Fernseher ausschaltete und die Fernbedienung zurück auf den Beistelltisch legte. Dann drehte sich Lan zu ihm um und grinste ihn frech an, als er ihn mit „Hi“ knapp begrüßte. Ryu setzte sich auf Pierres Geheiß in den Sessel links neben der Couch, während Pierre selbst sich neben Lan auf die Rückenlehne der Couch niederließ. „Du solltest deine Klappe ‘alten, wenn isch disch verleugnen soll.“ lachte Pierre. „Und du solltest Ryu nicht immer ‚amour‘ nennen. Ich kann zwar kein Französisch, aber ich weiß, was das heißt.“ „Oooooh, du bist eifersüschtig! Wie süß!“ freute sich Pierre sichtlich und zerzauste Lans Haar noch mehr - falls man Lans unzähmbaren Struwwelkopf überhaupt noch mehr zerzausen konnte. „Ich bin nicht eifersüchtig. Aber du musst dich nicht aufführen wie eine Schlampe.“ knurrte Lan, ohne es ernst zu meinen. Er wusste ganz genau, dass Pierre nicht ernsthaft an Ryu interessiert war, ganz zu schweigen von irgendwelchen anderen Typen. Trotz aller Sprücheklopfereien würde Pierre nie fremdgehen. Und außerdem fand Lan Pierres Akzent und die gelegentlichen französischen Wörter viel zu edel, um auch nur ansatzweise den Verdacht zu erregen, Pierre wäre eine Schlampe. Lan fand seinen Akzent sexy, das wusste Pierre ebenso gut wie Lan selbst. „Was soll isch maschen? Isch komme aus Frankreisch, dem Land de l’amour.“ In einer divenhaften Pose legte Pierre eine Hand auf seine Brust und setzte einen leidenden Gesichtsausdruck aus. Doch Lan verschränkte nur unbeeindruckt die Arme vor der Brust. „Und ich bin Rockmusiker. Was würdest du machen, wenn ich nach jedem Konzert mit drei Groupies in der Umkleide verschwinde? Hmh?“ „Das würdest du nischt tun.“ „Woher willst du das wissen?“ „Du ‘ättest es die letzten drei Jahre tun können, ohne dass isch etwas dagegen ‘ätte sagen können. Aber du ‘ast nischt.“ „Vielleicht hab ich ja.“ „Non. Isch ‘ätte es dir an der Nasenspitze angese‘en.“ zwinkerte Pierre und tippte mit einem Finger federleicht auf besagte Nasenspitze. Ryu beobachtete die Szene, die die Bezeichnung Beziehungs„streit“ eigentlich gar nicht verdient hatte, mit einem amüsierten Lächeln. Drei Jahre lang hatten Lan und Pierre ihm eine letztendlich sogar beinahe tödliche Feindschaft vorgespielt. Dabei waren sie in Wirklichkeit seit Jahren ein Paar gewesen. Obwohl Ryu die beiden in den letzten Monaten oft zusammen gesehen hatte, konnte er dennoch auch jetzt nur ungläubig den Kopf schütteln. Er konnte einfach nicht fassen, dass ihm drei Jahre lang niemals auch nur der geringste Zweifel an der Schauspielerei seiner Freunde gekommen war. Ganz unwillkürlich streifte Ryus Blick die unscheinbaren Schmuckstücke an den Händen seiner Freunde, die ihm die ganze Zeit über entgangen waren. „Wie auch immer.“ beendete Lan die Debatte schließlich. „Ryu, warum hast du mich denn gesucht?“ „Deine Mitarbeiter haben sich bei mir beschwert. Sie sagen, du tauchst nur jeden zweiten Tag im Büro auf, wenn überhaupt. Und dann bist du der Letzte, der kommt, und der Erste, der geht. Sie haben mich gebeten, mit dir zu reden.“ „Oh Mann! Ich hab einfach keine Lust auf diesen Mist. Ich wollte mit Adoy aufräumen, das ist erledigt. Für den Rest brauchen sie mich doch gar nicht.“ Lan ließ sich missmutig gegen die Rückenlehne fallen und schloss dabei die Augen. Pierre lächelte mild, als er kommentarlos auf Lan heruntersah. Ryu atmete laut aus. Wie Ryu und Lan es in ihrem ersten Vortrag im Rat gefordert hatten, war eine unabhängige Untersuchungskommission eingerichtet worden. Diese war allerdings nicht nur vorübergehend geschaffen worden, um die Machenschaften von Meister Adoy und K.R.O.S.S. aufzudecken. Es war vielmehr geplant, die Kommission dauerhaft als unabhängiges Gremium beizubehalten, um die Tätigkeiten des Rates und der gesamten Verwaltung in der Zalei-Gemeinschaft zu kontrollieren. Außerdem prüfte die Kommission die bestehenden Vorschriften und wie die Macht des Rates beschränkt werden musste. Auf diese Weise, hoffte man, konnte sich das Drama nicht wiederholen. Nachdem Lan deutlich gemacht hatte, dass er den Rat auf jeden Fall verlassen wollte, konnte Ryu ihn überreden, den Vorsitz dieser Kommission zu übernehmen. Lan sollte den weiteren Mitarbeitern nicht nur das erzählen, was er bisher über Meister Adoy und K.R.O.S.S. in Erfahrung gebracht hatte, sondern ihnen auch Tipps geben, wie sie sich am besten durch Meister Adoys Unterlagen wühlen konnten. Nachdem er seine Mitarbeiter einige Wochen lang zuverlässig angeleitet hatte, hatte sich aber Lans Papierkram-Phobie wieder zurückgemeldet und er befand sich seitdem auf der Flucht. „Das Kapitel ist erst dann abgeschlossen, wenn alles aufgeklärt ist, was Adoy und K.R.O.S.S. angerichtet haben. Wir wissen nicht, wie viele Leichen die noch im Keller haben. Und du bist von Anfang an derjenige gewesen, der in vorderster Front gegen beide gekämpft hat. Man könnte sagen, du bist der Held der Zalei-Revolution. Ein lebender Märtyrer sogar.“ „Machst du dich über mich lustig?“ skeptisch hob Lan eine Augenbraue und sah Ryu aus den Augenwinkeln an. „Nein, ich versuche, dich zu motivieren. Ich mein das total ernst. Du bist ein Vorbild und allein deine Anwesenheit hilft den Mitarbeitern der Kommission.“ „Aber ich bin ein Held in Rente.“ Lan gähnte gelangweilt und streckte beide Arme müde nach oben. Wie zufällig schlang er sie danach um Pierres Taille, der immer noch auf der Rückenlehne der Couch saß. Gleichzeitig legte Lan den Kopf zurück und sah zu Pierre hinauf. Zunächst etwas überrumpelt lächelte Pierre schließlich und erwiderte Lans Berührung, indem er mit einer Hand über Lans Kopf, durch sein struwweliges Haar und über seine Wange strich. „Versteh mich nicht falsch. Ich weiß selbst, dass wir noch nicht fertig sind, bis alles restlos aufgedeckt und aufgearbeitet ist. Aber dazu brauchen die Leute mich nicht. Das können sie ohne mich sogar viel besser. Ich bin mehr für Fronteinsatz als für Schreibtischermittlungen zu gebrauchen, wie du weißt.“ Natürlich wusste Ryu das. Bei ihrer Rebellion hatte Lan sich mit Freuden in die Gefahrenzone begeben, um Informationen zu beschaffen. Aber das Auswerten derselben hatte er immer Ryu und seinem Vater überlassen. Richtig, Ryus Vater, Taro. Pierre hatte ihn natürlich aufgrund von Meister Adoys Auftrag nicht wirklich umgebracht. Taro war stattdessen mit Freuden Pierres Vorschlag gefolgt, sich zwischenzeitlich im Ausland versteckt zu halten. Er hatte sich also tatsächlich wieder einmal aus dem Staub gemacht und sich seitdem auch nur einmal kurz gemeldet, nachdem er von Adoys Sturz erfahren hatte. Ryus Groll gegen seinen Vater hatte dadurch nun nicht gerade abgenommen. „Und was willst du stattdessen machen? Den ganzen Tag bei Pierre auf der Couch hocken? Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass du das aushältst.“ lachte Ryu. „Warum nicht? Ich hab auch noch die Band, die ich leider in den letzten Monaten total vernachlässigt hab. Vielleicht schaffen wir ja doch noch den Durchbruch, wer weiß.“ Lans Blick wandte sich von Ryu ab und wanderte zurück zu Pierre. Ein kaum hörbares Seufzen kam über Lans Lippen, bevor er weitersprach. „Vor allem… hab ich, nein, haben wir dieser ganzen Sache drei Jahre gewidmet. Drei Jahre! Wir haben drei Jahre unser persönliches Glück hinten angestellt. Drei Jahre lang hab ich den Mann nicht gesehen, den ich liebe. Und am Ende wären wir sogar beide fast gestorben, ohne uns überhaupt je wiederzusehen.“ „Lan…“ flüsterte Pierre nun hörbar und sichtlich gerührt. „Also, wenn ich jeden Tag bei Pierre auf der Couch hocken kann, dann mach ich das. Wir haben einiges nachzuholen.“ Pierre lehnte sicher herunter, wobei seine Hand, die zuvor auf Lans Wange geruht hatte, nun über dessen Hals und über seine Brust gleichermaßen tiefer wanderte. Lans Arme schlossen sich gleichzeitig fester um Pierres Taille. Einen Moment später fühlte Lan schon Pierres lange Haarsträhnen, die seine Wangen, seinen Hals und sogar seine Brust kitzelten, wo diese nicht vom Stoff seines T-Shirts bedeckt war. Kurz darauf trafen sich ihre Lippen in einem kurzen, aber sichtlich liebevollen Kuss. Ein bisschen amüsant sah die Szene für Ryu allerdings aus, da sich die beiden verkehrt herum trafen. „Auf der Couch also…?“ wiederholte Pierre Lans Worte mit einem zweideutigen Lächeln, nachdem sich ihre Lippen wieder getrennt hatten. „Von mir aus auch auf der Couch.“ erwiderte Lan Pierres Lächeln. „Ist aber wenig spektakulär, oder?“ „Was ‘ältst du dann davon? Isch ‘elfe dir mit deiner Kommission, wenn isch nischt in der Praxis bin. Immer’in war isch Adoys reschte ‘and und ‘ab ihn ausspioniert. Dann ist dir vielleischt auch nischt so langweilig mit dem Papierkram, n’est-ce pas?“ „Hmh… Ich weiß nicht…“ grummelte Lan und wunderte sich, wie Pierre nun auf dieses Thema gekommen war. „Das wär doch ein Deal.“ warf Ryu ein. „Wenn du es mit einer Arbeit als Tierarzt vereinbaren kannst, wär deine Hilfe echt klasse, Pierre.“ „Ganz einfach. Du bist in deinem Studium langsam so weit, dass du bei mir ordentlisch mitarbeiten kannst. Also entlastest du misch in der Praxis und isch ‘elfe Lan. Oui?“ „Stimmt, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Das klingt machbar.“ nickte Ryu. „Ich hab aber trotzdem keine Lust…“ protestierte Lan schwach. „Ah, vas-y. Das wird bestimmt lustig. Wir werden Kollegen und können noch viel mehr Zeit mit einander verbringen als jetzt.“ Pierres Hand strich nun über Lans Brust und Bauch, wie um ihn wachzurütteln. Nach einem Moment des Überlegens signalisierte Lans Gesichtsausdruck Pierres Erfolg. Immer noch etwas schmollend nickte er schließlich einverstanden. „Et après könnten wir es machen auf Adoys Schreibtisch.“ zwinkerte Pierre und ließ seine Gegenüber im Unklaren, ob dieser Vorschlag wirklich nur ein Scherz war. „Uh! Den letzten Satz hab ich nicht gehört.“ winkte Ryu ab. „Aber für den Rest, vielen Dank.“ Damit verabschiedete sich Ryu auch schon. Er wusste, dass er zu Hause beim Abendessen erwartet wurde. Außerdem beschlich ihn das Gefühl, dass Lan und Pierre noch etwas vorhatten an diesem Abend. Das Abendessen verlief gewohnt spannend. Während Kei, Yuki, Kiku, Taki und Ryu am Esstisch ihre Pasta genossen, beobachtete Minuit das Geschehen mit großen Augen kopfüber von der Vorhangstange aus. Robin lauerte entweder unter dem Tisch auf eventuell herunterfallende Nudeln oder ließ sich gleich dreist bettelnd neben Kei auf der Eckbank nieder, nur um sofort von seinem Zalei des Platzes verwiesen zu werden. Nicht dass Robin sich sonderlich für Keis Maßregelungen interessiert hätte, in diesem Fall war er seinem Herren wohl nicht ganz unähnlich. Jack ging sogar noch einen Schritt weiter. Wenn Kiku ihn aus den Augen ließ, sprang er über die Schränke, turnte an der Vorhangstange herum, wobei er sich gelegentlich ein paar Flügelhiebe von Minuit einfing, oder er wagte sogar den Sprung an die Hängelampe, die fast direkt über dem Esstisch baumelte. Auch nur zwei Minuten stillzusitzen, schien von Jack wie immer viel zu viel verlangt. Da halfen auch Kikus Beteuerungen nicht viel, dass sich ihr Äffchen in den letzten Jahren ohnehin schon sehr gebessert habe. Entsprechend lebendig war auch dieses Abendessen wieder einmal verlaufen. Nachdem alle Teller geleert waren, und Kei das Geschirr in die Küche getragen hatte, saß die WG plus Gast noch eine Weile zusammen und unterhielt sich. „Du perfektionierst deine Pasta immer weiter.“ grinste Ryu in Keis Richtung, so dass sich dieser fragte, ob er hinter dem Kompliment möglicherweise eine kleine Stichelei vermuten sollte. „Kei hat sie heute auch mit gaaaanz besonders viel Liebe gekocht.“ betonte Kiku mit breitem Grinsen. „Lass das!“ fauchte Kei kleinlaut zu Kiku hinüber, als er seine Wangen aufglühen spürte. „Wieso? Es stimmt doch. Mit der heißen Umarmung hättet ihr euch glatt den Strom für den Herd sparen können.“ „Yuki hat mir nur geholfen, die Tomatensoße abzuschmecken!“ „Also, irgendwas Rotes hat er abgeschmeckt. Aber ich glaub nicht, dass das die Tomatensoße war.“ Während Keis Wangen sich farblich langsam der streitgegenständlichen Tomatensoße anglichen und Kiku mit zunehmender Begeisterung in dieser Wunde bohrte, fühlte Taki anscheinend mit Kei, denn sie blickte verlegen im Raum umher, als sie nach einer Idee rang, das Thema zu wechseln. Yuki, der vorsichtig schwieg und sich Mühe gab, sein amüsiertes Lächeln vor Kei zu verbergen, um diesen nicht noch weiter zu reizen, tauschte über den Tisch hinweg einen kurzen Blick mit Ryu aus. Beide Brüder schienen sich einig zu sein, dass spätestens die Rückkehr ihrer beiden Schüler zu alltäglichen, kindischen Neckereien wie diesen, ein untrügliches Zeigen war, dass alles wieder wie früher sein musste. Alle vertrugen sich wieder, jeder Groll, jede Angst und jeder Zweifel waren vergessen. Allerdings kam es Ryu so vor, als wären Kikus Sprüche noch einen kleinen Tick beißender geworden. Schließlich konnte sogar der sonst so stoisch ernste Ryu ein leises Lachen über Kikus letzten Kommentar nicht mehr zurückhalten. „Wie geht es deiner Schwester? Gibt es irgendwas Neues?“ Mit seiner besorgten Frage an Taki erlöste Yuki endlich seinen Freund, denn nur einen Augenblick später fand Kiku die Antwort ihrer Freundin interessanter als Kei zu ärgern. Kei signalisierte Yuki seine Dankbarkeit, indem er wortlos unter dem Tisch seine Hand nahm und ihre Finger verhakte. „Leider nicht. Sie lebt, aber liegt noch im Koma. Wir wissen immer noch nicht, welches Mittel sie getroffen hat.“ seufzte Taki mit gesenktem Blick. „Das tut mir leid…“ „Nein, Yuki! Es ist wirklich nicht deine Schuld!“ wehrte Taki mit entschlossener Geste ab. „Meine Schwester hatte ursprünglich nur Gutes vor, aber irgendwann ist sie zu weit gegangen. Wahrscheinlich hätte sie schon viel früher jemand aufhalten müssen. Aber… wann sie vom rechten Weg abgekommen ist… ich weiß es nicht… Ich hab es nicht bemerkt, bis es zu spät war.“ Nachdenklich hatte Taki den Blick gesenkt. Mehrere der Anwesenden taten es ihr gleich. Taki hatte ihnen vor einigen Wochen unter bitteren Tränen von ihrer Kindheit erzählt und warum Ryami so geworden war wie sie geworden war. Ein begabtes, aber verstoßenes Kind, das sich nach nichts mehr gesehnt hatte als nach einem Platz in der Gesellschaft, einer Familie und einem sicheren Zuhause. Ryami wollte allen Zalei eine solche Sicherheit und ein solches Zuhause bieten. Sie wollte sie vor der Unterdrückung und Ausgrenzung durch die „gewöhnlichen“ Menschen schützen. Alle sollten gleich sein: Menschen wie Zalei. Doch irgendwann, unbemerkt von ihrer Umgebung, war ihr Ziel umgeschlagen. Zalei sollten nicht mehr nur sicher vor der Unterdrückung und Ausbeutung durch gewöhnliche Menschen sein. Sie sollten sich nicht verstecken oder anpassen müssen, um unbemerkt in der Gesellschaft zu leben. Ryami hielt die Zalei nicht mehr nur für gleichwertig, sondern den gewöhnlichen Menschen überlegen. Eine Überlegenheit, die sie durch ihre Organisation K.R.O.S.S. demonstrierte und ihre Beachtung einforderte. Die Forschungen ihrer Organisation sollten den Zalei helfen, den ihnen bestimmten Platz über den gewöhnlichen Menschen einzunehmen. Dabei hatte Ryami während all der Zeit den unschuldigen Traum aus den Augen verloren, den sie geträumt hatte, als ihr strahlender Ritter sie aus der Einsamkeit ihres Gefängnisses befreit hatte. Ebenso wie sie die Frage vergessen hatte, die sie ihm mit tränenerstickter Stimme gestellt hatte „Bin ich denn kein Mensch mehr?“. **** Liebe Leserinnen und Leser, es ist vollbracht. Die Geschichte von "Snowdrops and Chocolate" ist endlich abgeschlossen. Nach acht Jahren habe ich es endlich geschafft, die Geschichte zu beenden. Es ist das allererste Mal, dass ich so eine lange Geschichte tatsächlich abgeschlossen habe. Es ist kein 100%iges Friede-Freude-Eierkuchen-Ende, aber es scheint mir angemessen, und es rundet die Geschichte hoffentlich gut ab. Ehrlich gesagt, ist das Ende aber sogar etwas positiver geworden als eigentlich geplant. Laut meinem (verworfenen) Plan hätten nämlich Ryu und Lan gar nicht überleben sollen, und Yuki und Pierre wären auch nicht so glimpflich davon gekommen. ^^° Die Antworten auf jede einzelne noch offene Frage hab ich euch absichtlich nicht ausdrücklich vorgekaut. Ich traue euch zu, dass ihr sie zwischen den Zeilen selbst herauslesen könnt. Und falls nicht, steh ich natürlich für Rückfragen zur Verfügung. ;D (Ich muss allerdings gestehen, dass ich trotz aller Mühen wahrscheinlich auch nicht restlos alle Fragen plausibel beantworten können werde, da ich vor acht Jahren ziemlich planlos mit der Geschichte begonnen hab und seitdem nicht alles "retten" konnte. ^^°) An dieser Stelle möchte ich mich ganz, ganz herzlich bei euch allen bedanken. Vielen Dank an alle, die „Snowdrops and Chocolate“ in der Zeit von der ersten Doujinshi-Seite im Jahr 2003 bis zum letzten Fanfic-Kapitel 2011 verfolgt haben! Vielen Dank für alle Favorisierungen, Abonnements und vor allem euer Feedback! Ohne eure Unterstützung hätte ich sicher schon vor sehr langer Zeit meine Motivation, die Geschichte abzuschließen, verloren. Vielen Dank auch an meine „Schwarzleser“. Ich hab kein Fanfic-Tofu und kann deshalb die Klicks nicht sehen. Aber nachdem die Zahl der Favoriten steigt, und das Doujinshi immer noch sehr oft angeklickt wird, schließe ich, dass es euch gibt. ;D Abschließend ein ganz besonders großes DANKE an die liebe Micha, die seit einer Weile die Kapitel für mich korrekturgelesen, sie mit Kommas geschmückt und dem Text seine Grammatik gerettet hat (Micha, die Heldin des Genitivs! XD). Keiner hat die Geschichte in all der Zeit so regelmäßig und engagiert verfolgt wie du. Vielen Dank dafür! (Extra für dich hab ich sogar den verkeksten Fanservice in diesem Kapitel unzensiert beibehalten. ^///^) In diesem Sinne noch ein abschließendes: VIELEN DANK! Vielleicht lesen wir uns irgendwann in einer anderen Fanfic wieder! ^__^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)