Spiel mit mir von Umi (Brüderlein, komm und sei so nett...) ================================================================================ Kapitel 1: Hello, Teacher ------------------------- "Nii-san?" Leises Rascheln. "Nii-san, was-" Ein erstickter Aufschrei. Schreckgeweitete Kinderaugen im Halbdunkel. Rasches Atmen. "Shh..." Sanft legte der Ältere den Zeigefinger auf die zitternden Lippen seines Bruders. "Willst du, dass die Tante wieder böse wird? Sie mag es doch nicht, wenn du um diese Zeit noch wach bist." "Was... was machst du da? Nii-san? Nii-san, lass das, ich mag das nicht. Das ist nicht lustig." Die Kinderstimme begann zu beben. "Nii... Nii-san, hörst du nicht? Lass mich los. Du machst mir Angst!" Plötzlich ein leises Keuchen. "Nii-san... nein... ich... Nii-san!" "Nii-sama!" Erschrocken fuhr der Braunhaarige hoch und blickte sich um. Sein Schreibtisch. Davor die schwarze Ledercouch. Und in der Tür ein quietschfideler Mokuba. Kurzum: Er war in seinem heimischen Büro. Himmel, war er etwa über der Arbeit eingeschlafen? "Ohaaaaaaayo gozaimasu, Nii-sama! Sag bloß du warst die ganze Nacht hier." "Ohayo, Mokuba." Ein Gähnen unterdrückend streifte Kaiba sich ein paar störende Strähnen aus dem Gesicht und warf einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr. Schon fast halb 8! "Verdammt!" "Isono hat mir gesagt, dass du noch nicht aufgetaucht bist und da hab ich dich gesucht." Besorgt tapste der Kleinere auf seinen Bruder zu. "Du arbeitest viel zu viel, Nii-sama. Das ist nicht gut!" "Musst du nicht auch langsam los, Mokuba?" "Doch, aber..." "Kein Aber. Mach dich fertig. In fünf Minuten fahren wir los." Und schon war der junge Firmenchef verschwunden. Zeitgleich mit dem Stundenklingeln ließ Kaiba sich betont gelassen auf seinen Platz sinken und richtete den Blick gelangweilt nach vorn. Wie um diese Zeit üblich fehlte von einem gewissen Köter jede Spur und dieses Mal auch - sehr zum Bedauern des Braunhaarigen - vom zuständigen Lehrkörper. Somit hatte Bonkotsu tatsächlich noch eine kleine Chance, straffrei davon zu kommen und der junge Firmenchef Gelegenheit, noch einen raschen Blick in seinen Terminkalender zu werfen. 15.00 - Meeting. Das Marketing der neuen DuelDisk musste besprochen werden. 17.00 - Testlauf des neuen BattleShips. Ehrensache, dass der Chef persönlich dabei war, vor allem in Anbetracht der Panne vom letzten Turnier. 19.30 - Abendessen mit Takeshi Nao und seinem rund um die Uhr plappernden Gör, das es jedes Mal wieder schaffte, ihm Kopfschmerzen zu bereiten. 21.00 - Firmenfeier. Moment. Feier? Und weshalb? Stand nirgends. Murrend kramte Kaiba einen Bleistift hervor und blätterte dabei suchend durch sein schwarzes Lederbuch, während ein paar Meter weiter vorn Jounouchi in die Klasse hechtete - dicht gefolgt von Kunstlehrer Hanaba und einem hochgewachsenen jungen Mann, der wahrscheinlich der bereits angekündigte neue Referendar war. Den Braunhaarigen interessierte das allerdings erst einmal reichlich wenig, er war noch immer eingehend damit beschäftigt, sich innerlich darüber aufzuregen, dass seine Notizen unvollständig waren. Ah, da war es ja, ganz hinten im (nahezu leeren) "Geburtstagskalender" - der ultimativsten Papierverschwendung überhaupt. Isono wurde heute 40! Gut, dann erübrigte sich natürlich die geplante Schimpftriade über das rausgeworfene Geld für alberne Feiern. Soweit Kaiba wusste, hatte dieser Mann ihm und der Firma sein ganzes Leben geopfert - seine Familie hatte ihn verlassen, sonderlich viele Freunde konnte er bei der raren Freizeit, die er sein eigen nannte, auch nicht haben... und nicht zu vergessen die bedingungslose Treue, Gewissenhaftigkeit und Verschwiegenheit, die der Personal Assistant mit dem zeitlosen Yakuza-Kleidungsstil seinem Boss seit jeher entgegenbrachte. Schon dumm, dass man die wenigen wirklich guten Leute, die man hatte, nicht einfach klonen konnte... Nachdenklich setzte der junge Firmenchef den Bleistift auf um den Eintrag "Firmenfeier" durch die eben gewonnenen Informationen zu erweitern, als plötzlich die tiefe, weiche Stimme des Referendars an sein Ohr drang, der soeben seinen Namen an die Tafel geschrieben hatte und sich nun knapp vor der Klasse verbeugte. "Mein Name ist Taro Takashima. Ich habe vor kurzem mein Studium an der Universität von Tokyo beendet und werde Hanaba-sensei für den Rest dieses Schuljahres im Unterricht assistieren." Das Geräusch einer abbrechenden Stiftmine zerschnitt das mäßig interessierte Raunen der Jungs und die schwärmerischen Seufzer der Mädchen wie ein scharfes Messer - wurde abgesehen von dem Neuzugang aber von niemandem bemerkt. "Ähm, Sie da ganz hinten..." Schon wandten sich alle Köpfe neugierig zu dem betreffenden Schüler um, der wie in Zeitlupe den Kopf hob, von seinem Terminplaner aufsah und schließlich den Blick Takashimas kühl erwiderte. Die ungesunde Blässe seiner Wangen fiel erst bei genauerem Hinsehen auf, ebenso das fast unmerkliche Zittern der rechten Hand, mit der er noch immer den abgebrochenen Bleistift festhielt. Auf dem Gesicht des Referendars breitete sich ein sanftes Lächeln aus. "Sie sind Seto Kaiba, nicht wahr?" Knappes Nicken. "Ich hab schon viel von Ihnen gehört. Die Förderung des Studentenwerks durch Ihre Firma hat mir mein Studium überhaupt erst ermöglicht." Wieder eine Verbeugung. "Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit." Dann richtete Takashima sich wieder auf und richtete sein Wort auch an die restlichen Schüler. "Natürlich gilt das ebenso für den Rest von Ihnen. Sehen Sie mir meine kleinen Fehler bitte nach, ich bin schließlich genau wie Sie hier, um zu lernen." Nun schmolzen auch die hartgesottensten Mädchen wie Butter in der Sonne dahin - und dann begann auch schon das große Getuschel. "Ist er nicht süß?" "Was findet ihr Frauen nur immer an diesen Referendaren?" "Sie sind noch so unverbraucht und haben Freude an ihrer Arbeit, das haben die Alten fast nie." "Ach komm, Hanaba ist doch okay." "Na, der, aber ich denk da nur mal an die Kuroba... die hat ihren Job noch nie gemocht, wetten?" "Sagt mal, findet ihr nicht auch, dass der Takashima irgendwie Ähnlichkeit mit Kaiba hat?" "Na ja... findest du? Hm, gut, wenn man darauf achtet... wahrscheinlich würde Kaiba-kun so ähnlich wie er aussehen, wenn er mal lächeln würde." "Ich fand das abartig, wie der sich bei dem Geldsack eingeschleimt hat." "Er hat vielleicht nicht viel Geld und ist wirklich nur durch diese Förderungen da über die Runden gekommen." "Also, ich find ihn ganz sympathisch..." "Yugi, du findest jeden sympathisch." "Das ist überhaupt nicht wahr!" "Nenn mir eine Person, die du beim ersten Treffen nicht sympathisch fandest." Der Kleinste der Gruppe grinste plötzlich ungewohnt gemein. "Dich, Jounouchi-kun." "Was???" "Na hör mal, du hast mir jeden Tag mein Essensgeld geklaut, denkst du, das hat mir gefallen?" "Soll ich's dir zurückzahlen, oder was soll das jetzt?" "Hey, auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen." "Ruhe da vorne!" Die Clique zuckte synchron zusammen und setzte sich wieder ordnungsgemäß hin. Hanaba nickte zufrieden. "Sehr schön. Also, wo waren wir das letzte Mal stehen geblieben? Ah, genau, der Expressionismus. Wenn Sie bitte alle Ihre Bücher auf Seite 87 aufschlagen und sich dort die wichtigsten Informationen raus schreiben würden... Takashima-san wird ein Auge darauf haben, dass niemand irgendwelchen Unsinn macht, während ich kurz weg bin." Geschäftiges Auspacken setzte ein, während der alte Kunstlehrer wie angekündigt den Raum verließ. Schulalltag - an dem einer jedoch nicht wirklich teil zu nehmen schien: Kaiba. Nach wie vor haftete sein Blick an dem neuen Referendar, der beinahe wie ein erwachsenes Spiegelbild des jungen Firmenchefs wirkte - wenn man einmal von seinen glatten schwarzen Haaren absah, die im Nacken durch einen einfachen Zopfgummi zusammengehalten wurden, aber deren Frisur sich sonst nur in kleinen Details von der des Braunhaarigen unterschied. In Sachen Körpergröße war er ihm ebenfalls mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen... und an die stechend blauen Augen, die seinen eigenen nicht einfach nur ähnelten, sondern nahezu identisch mit ihnen waren wollte Kaiba erst gar nicht anfangen zu denken. Wäre dieser Mann irgendein Fremder, der nur zufällig all diese Merkmale aufwies, gäbe es nichts daran auszusetzen. Dummerweise war er genau das eben nicht. Der junge Firmenchef konnte es sich einreden, so oft er wollte... doch auch die beinahe mantrahaften Wiederholungen des Satzes "Das kann er nicht sein" änderten nichts an der Tatsache, dass er den Neuen kannte. Taro Hajime Takashima, 26 Jahre alt, ältester Sohn der inzwischen fast vollständig vom Erdboden verschwundenen Takashima-Familie. Und... Der große Bruder von Kenji Seto Takashima und Saburo Mokuba Takashima. ________________________________________________________________ Ich konnt' einfach nicht mehr warten ^^' *sich selbst n bisschen Druck machen will* *dropz* Sodale, das wäre dann also das erste Kapitel des Wettbewerbsbeitrag zu xBlueEyesx' SetoUke-WB - nehmt alle teil, los! Konkurrenz belebt das Geschäft ^.~ However, der Anfang mag ein wenig weird sein und Setos Innenleben ein wenig(?) widersprüchlich, aber das wird sich alles noch aufklären ^.^~ *versprech* Und ich denke, der erste Absatz war aussagekräftig genug, so dass ich mir das entsprechende Warning sparen kann, oder? ^^' Hach, ich mag die FF ^____^ Endlich mal wieder was, wo ich mich ein bisschen austoben kann *hehehe~* Die weiteren Chaps folgen je nach Lust und Laune - spätestens nach dem Einsendeschluss des WBs wird auf jeden Fall Chap nummero 2 kommen! Also, füttert mich mit Feedback :) Umi Kapitel 2: Family Portrait -------------------------- Der Zweig der Takashima-Familie, zu dem Taro, Seto und Mokuba gehört hatten, war schon von jeher ein Teil der "besseren Gesellschaft“ gewesen: Ihr Vater Hideyoshi führte bereits in der dritten Generation den Beruf des Anwalts aus, während seine Frau Michiko eine eigene kleine Arztpraxis hatte. Beide hatten sich an der Universität kennen gelernt und noch vor Abschluss ihres Studiums erwartete die zierliche Medizinerin bereits ihr erstes Kind, dem sie die Namen Taro (was so viel wie "Erstgeborener" hieß) und Hajime gab - wobei letzterer ein seliges Lächeln auf die Lippen ihres gleichnamigen Vaters zauberte. Fast acht Jahre dauerte es, bis Hideyoshi und Michiko ein zweites Mal Eltern wurden. Mit einer gehörigen Prise schwarzen Humors wurde auch dieses Kind "durchnummeriert" und erhielt den ersten Vornamen Kenji. Der zweite Name - Seto - wurde diesmal von dem zu der Zeit bereits verstorbenen Vater Hideyoshis beigesteuert. Vier Jahre darauf scheiterte der Versuch, eine Tochter zu bekommen, erneut und Saburo Mokuba kam als dritter und letzter Spross der Takashimas auf die Welt. Trotz der scheinbar gnadenlosen Nummerierung und der raren Freizeit liebten Michiko und ihr Mann ihre gemeinsamen Söhne über alles und verbrachten so viel Zeit wie nur möglich mit ihnen. Es war... perfekt. Umso brutaler schlug dann die Nachricht vom Tod der beiden ein. Die Kinder kamen für einige Zeit bei entfernten Verwandten unter, denen es finanziell jedoch nicht möglich war, sie auf Dauer bei sich zu behalten - auch dann nicht, als Taro eines morgens spurlos verschwunden war. Seto und Mokuba landeten im Waisenhaus. Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass Gozaburo nicht viel für zweifache Benennungen übrig hatte und deshalb die jeweils ersten Namen aus den Papieren seiner Zöglinge streichen ließ. Die ganz normale, tragische Geschichte einer glücklichen Familie, die von einem Tag auf den anderen zerbrach. Oder? Nicht wirklich. Wäre das alles gewesen, dann hätte Taros Auftauchen bei Kaiba eher so etwas Ähnliches wie Wiedersehensfreude auslösen müssen und nicht blankes Entsetzen. Dann wäre ihm nicht plötzlich so schlecht geworden, dass er mit der fadenscheinigen Lüge, nun ein wichtiges Meeting zu haben, den Unterricht verließ - etwas, das er sonst nur tat, wenn er wirklich einmal krank war und typischerweise erst in die Schule gehen musste um das festzustellen. Aber er konnte und wollte es einfach keine Sekunde länger in einem Raum mit seinem Bruder aushalten. Verdammt, als 'das' passiert war, war der Ältere 18 gewesen... genauso alt, wie er selbst jetzt. Er hatte diese... Dinge... mit ihm gemacht... "Weil ich dich so lieb hab, Ototo." "Weil du so hübsch bist." "Sag es nicht der Tante. Die wird nur traurig, weil sie es nicht versteht." Am nächsten Morgen war Taro fort und sein kleiner Bruder schwieg tatsächlich. Erst Jahre später - durch Zeitungsartikel, Bücher, Nachrichten, Berichte - begriff er, was genau ihm da widerfahren war. Eine recht... "unangenehme" Erkenntnis, die der junge Firmenchef allerdings mit der Zeit erfolgreich zu verdrängen gelernt hatte. Und wenn er doch einmal mitten in der Nacht schweißgebadet hochschreckte, dann genügte der Gedanke daran, dass sein Nii-san für immer und ewig verschwunden war und er konnte sich mehr oder minder beruhigt in die Kissen zurück sinken lassen. "Weil ich dich so lieb hab..." Er hatte ihn ja auch "lieb gehabt" - immerhin war er sein Bruder. Ein Teil seiner Familie. Gewissermaßen genauso sein Vorbild, wie er selbst das von Mokuba war. Noch immer spukte hin und wieder das alte Bild Taros durch seinen Kopf. Taro, der große Bruder, der alles wusste und erklären konnte. Taro, der ihm hinter dem Rücken ihrer Eltern das Lesen beibrachte und dann in schallendes Gelächter ausbrach, als sein Ototo ihrem Vater die Zeitung unter der Nase wegschnappte und ihm mit stolzer Miene einen Artikel über Pandas vorstotterte. Taro, der immer da war, wenn er ihn brauchte. Taro, der mit traurigem Blick am Spielplatz stand und plötzlich so unglaublich weit weg schien, nachdem Mokuba da war. Taro. Der ihn etwas zu sehr geliebt hatte. Dem es egal war, dass sie Brüder waren. Der sich einfach das nahm, was er wollte. Und Taro, der wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht war und den er von nun an mindestens zweimal in der Woche sehen musste. Natürlich hatte er ihn ebenfalls erkannt. Diese Ekel erregende Dankesrede war von vorn bis hinten gefaked, so viel stand fest... oder? Gut, die KC unterstützte tatsächlich die Studentenwerke bestimmter Universitäten, und natürlich auch das der Tokyo University, aber... verdammt, jetzt war es zu einem gewissen Teil sogar seine eigene Schuld, dass dieser Kerl bei ihm unterrichtete! Warum hatte er sich auch wieder einmal weich quatschen lassen? Er war wirklich zu freigiebig. Welcher bescheuerte Pädagoge war eigentlich auf die dumme Idee gekommen, dass man sich am Ende der Mittelstufe entscheiden musste, ob man lieber Kunst- oder Musikunterricht weitermachen wollte? Wieso konnte man nicht beides abwählen? Um die Schule zu wechseln, war es ebenfalls zu spät - in drei Monaten standen die Abschlussprüfungen an. Ob Taro das alles von Anfang an geplant hatte? Ob er ihn beobachtet hatte und sich dann entschieden hatte, genau an dieser Schule, in diesem Kurs und in dieser Zeit den praktischen Teil seiner Ausbildung zu absolvieren? Das konnte doch kein Zufall sein. Wo wohnte er eigentlich? Bei seinen Brüdern konnte er schon mal nicht einziehen. Auf gar keinen Fall. Am Ende vergriff er sich noch an Mokuba und... Nein. Mokuba würde er niemals anrühren, dazu liebte er ihn nicht genug. Und Liebe war es doch, die ihn zu dieser merkwürdigen Tat gebracht hatte, oder etwa nicht? Kaiba blieb stehen und legte nachdenklich die Fingerspitzen an seine blassen Lippen, die seit jener surrealen Nacht vor 8 Jahren nicht mehr geküsst worden waren. Liebe... Ob Taro ihn immer noch liebte? Auf dieselbe Art? Ob er ihn wieder so anfassen würde? Ihm diese Worte ins Ohr hauchen... und... ihn küssen würde? Selbst wenn er sich anstrengte - der junge Firmenchef konnte sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlen sollte, von jemand anderem so berührt zu werden. Küsse - das war Taro. Intime Berührungen - das war Taro. Diese Art von Liebe. Diese Blicke. Dieses Vertrauen. Der Atem des Braunhaarigen beschleunigte sich. Unwirsch schüttelte er den Kopf und setzte seinen Weg fort. So zu denken war falsch. Kinderschänder liebten ihre Opfer nicht, sie sahen in ihnen Objekte. Solche Leute waren krank und wiesen eindeutig eine gestörte Sexualität auf. Er war damals erst 10 Jahre alt gewesen und dachte, sein großer Bruder wüsste, was er da tat. War sich völlig sicher, dass es nicht falsch sein konnte - immerhin war es sein Nii-san, der ihn so anfasste und ihm erklärte, dass er das nur tat, weil er ihn so lieb hatte. Es war natürlich, diese Beteuerungen als Kind einfach hinzunehmen. Aber jetzt war er erwachsen und musste der Wahrheit ins Auge sehen: sein ach so bewundernswerter Bruder war nichts weiter als ein ganz normaler Päderast, der sich gerne an kleinen Jungen verging. Nein! Nein, nein, NEIN! Das konnte nicht sein. An dieser Stelle stimmten die vielen Fernsehberichte und Zeitschriftenartikel nicht. Er war nicht bloß einer von vielen. Er war etwas Besonderes und er wurde geliebt. Er war noch nie normal gewesen und sein Fall war es genauso wenig. Aber wenn das Liebe war... Warum widerte es ihn dann so an? Er hatte Feiern schon immer gehasst. Viele laute Menschen, nach ein paar Stunden fast nur noch Betrunkene und erdrückend gute Laune. Allerdings war es nicht sein Geburtstag, sondern der seines treusten Mitarbeiters - da hatte dann sogar ein Seto Kaiba nichts mehr zu melden, wenn man einmal von der obligatorischen Anfangsrede absah, bei der er komplett den Faden verloren und wie der letzte Trottel Isono angestarrt hatte, als diesem vor lauter Rührung wirklich und wahrhaftig Tränen in die Augen stiegen (die im Übrigen niemand bemerkt hätte, wenn er sich nicht plötzlich weggedreht und mit einem akkurat gefalteten Stofftaschentuch hinter seiner Sonnenbrille herumgetupft hätte). Es überraschte den jungen Firmenchef immer wieder, dass es außer ihm noch andere Leute gab, die wirklich mit Leib und Seele an der KC und ihrer Arbeit dort hingen. Noch unerwarteter kam schließlich die Feststellung, dass sein Personal Assistant nicht einmal an seinem Champagner genippt hatte, um ihn später persönlich heimfahren zu können. Diese vollkommen selbstverständlich wirkende Treue war mehr, als Kaiba ertragen konnte und er zog sich für den Rest der Veranstaltung in sein Büro zurück. "Nii-san?" "Hm?" "Was machen diese Männer da?" Stirnrunzelnd zeigte der Jüngere auf zwei ältere Herrn, die nachdenklich den steinernen Tisch vor sich fixierten und dadurch so abgelenkt waren, dass sie die lauthals gurrenden, hungrigen Tauben um sich herum gar nicht zu bemerken schienen. "Sie spielen ein ziemlich kompliziertes Spiel." Sofort weiteten die Augen des Braunhaarigen begeistert. "Ein kompliziertes Spiel? Was für eins? Nii-san, sag schon!" Das aufgeregte Drängeln wurde mit einem verschmitzten Lächeln seitens Taros quittiert. "Es heißt Schach. Soll ich es dir erklären?" Eifriges Nicken. "Also... genau genommen ist Schach so etwas Ähnliches wie ein Kriegsspiel. Du musst den gegnerischen König bewegungsunfähig machen und dazu musst du seine Untergebenen schlagen. Das sind dann die Königin, die Springer, die Türme, die Läufer und die Bauern. Und gleichzeitig musst du aufpassen, dass dein König frei bleibt." "Und wie mach ich das?" "Willst du das wirklich wissen? Das Spiel ist eigentlich eher was für Große. Man sitzt die ganze Zeit herum, starrt das Brett an und versucht herauszufinden, was der Gegner als nächstes vorhat." "Kannst du das Spiel?" Verlegenes Lachen. "Nur ein bisschen, um ehrlich zu sein. Einer meiner Klassenkameraden hat mir mal die Grundzüge erklärt. Bisher hab ich ihn noch nicht schlagen können, aber er ist auch wirklich sehr gut." Der Kleinere klammerte sich an den Ärmel seines Bruders und sah ihn flehend aus riesengroßen himmelblauen Augen an. "Bring mir Schach bei. Bitte, Nii-san! Bitte bitte bitte bitte!" "Warum interessiert dich das Spiel so?" Setos Blick wanderte zu Boden. Auf seinen Wangen war ein leichter Rotschimmer auszumachen. Murrend ließ er die Hände in den Hosentaschen verschwinden und scharrte mit den Füßen im Kies. "Ich mag doch Spiele... und ich will alle Spiele können, die du auch kannst." "So?" Schmunzelnd ging der Schwarzhaarige vor seinem Ototo auf die Knie und zwang ihn so, ihm ins Gesicht zu blicken. "Und was machst du, wenn du irgendwann alle Spiele kannst, die ich auch kann?" Die beschämte Miene des Jüngeren wich einem selbstsicheren Grinsen. "Dann besieg ich dich überall und werd zum großen Spielekönig." Entgegen seinem Willen brach Taro bei diesen Worten in schallendes Gelächter aus. "Großer Spielekönig also, hm?" "Was gibt’s da zu lachen? Du wirst schon sehen!" "Den Spielekönig glaub ich dir ja noch, aber groß?" Herausforderndes Funkeln. "Du Zwerg und groß?" Der Kleinere reckte angriffslustig das Kinn in die Höhe. "Lach nur. Irgendwann bin ich so groß wie Oto-san und dann kannst du was erleben! Jawohl!" "Na, da bin ich ja mal gespannt..." "Mach dich nicht über mich lustig!" "Ich doch nicht..." Amüsiertes Kopfschütteln. "Wir sollten langsam heim. Oto-san und Oka-san warten sicher schon mit dem Essen auf uns..." "Nii-san, du lenkst vom Thema ab!" "Was es wohl Leckeres gibt..." "Ich werde auf jeden Fall viel größer als du. Das weiß ich ganz genau!" "Wenn ich mich nicht irre, hab ich heute Morgen Vanilleeis im Tiefkühlfach entdeckt. Das wird sicher der Nachtisch." "Nii-san?" "Ja?" "Du - Bist - Doof!" ________________________________________________________________ Das ist kein Shota, nur damit das klar ist o.O' Es gibt keine einzige Szene, in der irgendwie eindeutig geschrieben steht, dass jemand sich an einem Unter-14jährigen vergeht, weder jetzt noch später. Und zu erwähnen, dass es in Setos Leben mal passiert ist, ist ja nicht illegal, so lange ich das Thema ernst behandle und es nicht schreibe, damit sich jemand daran aufgeilen kann, oder? Besser als diese 1000 Seto+Jou-Fanfics a là "Hey, Hündchen, hab dich nicht so! Mein Adoptivvater hat mich damals regelmäßig vergewaltigt, deshalb bin ich ein so 'n Arsch. Kann nix dafür. Und nun komm her, ich will Sex" ist es hier allemal aufgearbeitet ^^' Sollte nur mal gesagt werden :) Und adult-Kapitel wird es auch nicht geben, ich schreib doch nie was Unzensiertes XD Also, bis zum nächsten Mal! die Umi PS: Hat außer mir bisher sonst noch wer was für Taro übrig? Er's doch fast sowas wie eine MarySue: attraktiv, klug, freundlich, liebevoll, aufgeschlossen... immer am Lächeln... mit einem vernichtend unterdurchschnittlichen EQ... XDD~ *ihn bürsten will* *hrr~* PPS: Aber Roland/Isono ist sexy, das müsst ihr zugeben ;o; *schmacht* Da kann mir keiner was anderes sagen *.*' Ihr werdets schon noch sehen XD PPPS: Die FF liest sich irgendwie wie ein Hollywood-Drama, nur das nirgends was explodiert (Doch! Das Auto von Setos Eltern, als sie den Unfall haben XDD) und sich keine Pärchen bilden o.O Kapitel 3: Game Start --------------------- Montag. In der ersten Stunde - wie Freitag auch - Kunstunterricht. Abgesehen von Sport das einzige Fach, in dem Kaibas Notenspiegel sich nicht in der Sparte "Einskommaund" bewegte. Die Begründung Hanabas: perfekte Technik, immer detailgetreu, kreative Ideen, aber ohne Ausdruck - wie das Werk eines Roboters und nicht wie das eines 18jährigen. "Ihren Bildern und Skulpturen fehlt einfach die Seele, Kaiba." Der junge Firmenchef verstand das Problem seines Lehrers nicht. Für ihn waren die Aufgaben, die er in der Schule gestellt bekam, Arbeit - und als solche verrichtete er sie auch. Hin und wieder, meist nachdem er irgendeines seiner Werke mit der Note 2 zurück bekommen hatte, beneidete er den anderen Kurs sogar ein wenig um seinen strengen Lehrer - immerhin versauten ihm Hanabas künstlerische Ideale den Notendurchschnitt. Kitano dagegen bewertete ausschließlich Technik und Aufgabenerfüllung, hielt keine verklärten Reden über Herz und Seele (Themen, die Kaiba unwillkürlich an den nervigen anderen Yugi erinnerten)... Und er betreute keinen Referendar namens Taro Takashima. An diesem Montag war es vor allem letzteres, das den Braunhaarigen dazu brachte, sich mehr denn je in den anderen Kunstkurs zu wünschen. Das ganze Wochenende über hatte er sich Strategien zurechtgelegt, wie er dem Älteren begegnen sollte. Flüchten, so wie das letzte Mal, konnte er jedenfalls nicht. Erst recht nicht für den Rest des Schuljahrs. Er brauchte eine gute Note in Kunst - zwar nicht um seine Zukunft zu sichern, aber um dafür zu sorgen, dass seine Abschlussnote wenigstens annähernd seine Fähigkeiten widerspiegelte. Er war schließlich nicht Jounouchi, der es mit Müh und Not vielleicht gerade so auf einen guten 3er-Durchschnitt schaffen könnte, sich aber lieber nachmittags in irgendwelchen Spielhallen herumtrieb, anstatt irgendetwas für die Schule zu tun. Murrend packte Kaiba Buch, Block und Organizer aus. Wahrscheinlich war es am klügsten, wenn er sich ganz normal gab: einfach die auferlegten Aufgaben löste, bevorstehende Termine checkte und möglichst wenig nach vorn sah. Trotz dieser vermeintlich perfekten Strategie nervös, schlug der junge Firmenchef die Beine übereinander; verhakte sie regelrecht. Schalt sich innerlich dafür. Wovor hatte er eigentlich Angst? Er war erwachsen. Taro konnte ihm nichts mehr anhaben. Und wer sagte, dass er das überhaupt noch wollte? Vielleicht würde auch alles wieder so werden, wie vor dieser einen Nacht. Normal. Sie könnten eine Familie werden; er, Taro und Mokuba. Angenehme Vorstellung. Eine Familie bedeutete Wärme. Geborgenheit. Nähe. Berüh- Nein! Am liebsten hätte Kaiba mit der Faust auf den Tisch geschlagen, verkniff sich diesen Reflex aber erfolgreich. Nur keine Aufmerksamkeit erregen... Warum konnte er an Taro nicht mehr als Bruder denken? Warum fielen ihm immer nur seine großen Hände ein? Seine warmen Lippen? 'Weil ich dich so lieb hab...' War es, weil diese verhängnisvolle Nacht die einzige sexuelle Erfahrung war, die er je gemacht hatte? Nicht, dass er sich noch nie selbst angefasst hätte... aber immer wenn er das tat, hatte er das Gefühl, als würde er fremden Besitz berühren. Sein Körper gehörte ihm nicht mehr, trotz der Kontrolle, die er im Alltag über ihn hatte. Er war nicht mehr als eine relativ ansehnliche Hülle, die er durch entsprechende Kleidung und betont kühles Auftreten als sein Eigentum tarnte. Erfolgreich. Somit konnte man sein bisheriges Liebesleben nicht einmal als autoerotisch bezeichnen - denn wenn er sich anfasste, geschah nichts. Genauso gut könnte er auch Hand an eine Leiche anlegen. Die unterschwellige Übelkeit wäre wohl dieselbe. Stundenklingeln. Und wie am Freitag auch, betrat im nächsten Augenblick Hanaba die Klasse, gefolgt von seinem Referendar. "Nii-sama!" Aufgeregt rannte Mokuba auf seinen großen Bruder zu und wuselte um ihn herum. "Die Achtklässler haben einen neuen Sportreferendar und der heißt Takashima und Jounouchi hat gesagt, dass ihr den in Kunst habt und dass die ganzen Mädchen total verrückt nach dem sind. Stimmt das?" Abwesendes Nicken. "Warum hast du mir das nicht gesagt? Vielleicht ist er ja mit uns irgendwie verwandt! Das wär doch toll, oder?" "Unsinn." "Aber-" "Mokuba!" Der Kleinere zuckte unwillkürlich zusammen. "Der Name Takashima ist nicht halb so selten, wie du vielleicht denkst. Und wenn er mit uns verwandt wäre, dann wüsste ich das wohl als Erster. Und jetzt mach dich ab, Isono wartet schon auf dich." Enttäuschtes Seufzen. "Kannst du nicht schwänzen? Dann fahren wir zusammen und können noch Mittag essen, bevor du in die Firma musst." "Mokuba..." "Biiiitte, Nii-sama! Für die Firma schwänzt du auch andauernd und wir haben schon so lange nicht mehr zusammen gegessen und außerdem-" "Und außerdem arbeite ich sowieso viel zu viel. Stimmt's?" Kopfschüttelnd verschränkte der Braunhaarige die Arme. "Diese Diskussion hatten wir bereits und wenn ich mich recht erinnere, hatten wir uns darauf geeinigt, dass es allein meine Entscheidung ist, wie lange ich im Büro bin." "Falsch, DU hast dich darauf geeinigt." "Das kommt letzten Endes aufs Gleiche hinaus." "Och manno, Nii-sama..." "Da hilft auch kein 'Nii-sama' mehr. Und jetzt beeil dich. Wahrscheinlich steht Isono wieder im Parkverbot." "Okay... Wann kommst du heute nach Hause?" "Kann ich dir noch nicht sagen. Heute kommt endlich das Silizium aus Deutschland. Und das muss noch überprüft und mit den anderen beiden Lieferungen verglichen werden, damit wir nicht wieder so eine Panne wie beim letzten Mal erleben. Damit will ich wenn möglich noch heute fertig werden. Wir haben immerhin fast eine Woche aufzuholen." Mokuba zog ein langes Gesicht. "Also anders gesagt: Du wirst in der Firma übernachten." "Wahrscheinlich." "Na schön... dann bis morgen oder so." "Bis morgen." Der Schwarzhaarige seufzte noch einmal theatralisch und rannte dann davon. Sein Bruder streifte sich nur zufrieden eine der braunen Strähnen aus dem Gesicht und wollte sich gerade auf dem Weg zu seinem Computerkurs machen - einem der zwar freiwilligen aber dennoch nicht unwichtigen Nachmittagskurse, um die auch ein Multimilliardär nicht herum kam, wenn er seinen überdurchschnittlichen Notendurchschnitt halten wollte - als ihm plötzlich jemand auf die Schulter bzw. den Rücken klopfte. Da die Limousine gerade am Eingang vorbeifuhr und Mokuba somit ausschied, wusste Kaiba auch ohne sich umzudrehen, wer ihn da störte. "Yugi... was willst du?" Es kam nicht oft vor, dass der Blondgesträhnte den Rivalen seines anderen Ichs ansprach, seit dieses in seine wohlverdienten ewigen Jagdgründe eingegangen war. "Yamada-sensei schickt mich. Euer Kurs fällt aus." "Wieso schickt er dich? Du bist doch in der" - ein amüsiertes Schmunzeln schlich sich auf die Lippen des Größeren - "Schulgarten-AG." "Das stimmt, aber ich hab dich im Computerraum gesucht und da Yamada-sensei getroffen, der mir diese Nachricht für dich gegeben hat. Er muss wohl zu einer Fortbildung oder so." "So so... Und warum hast du mich eigentlich gesucht?" "Takashima-sensei hat mich gebeten, dich zu holen. Er will mit dir reden." "Was hast du mit Takashima zu schaffen?" Der Kleinere grinste. "Er leitet unsere AG. Hanaba hat ihm alles erklärt und ist dann nach Hause gefahren. Kommst du?" "Hm." Nachdenklich folgte Kaiba seinem Klassenkameraden zu dem kleinen Biotop, das vor wenigen Jahren hinter der Schule angelegt worden war und dieser bereits einen Umweltpreis eingebracht hatte. "Na so was, weit und breit kein Bonkotsu. Sag bloß, ihr habt nicht denselben Kurs belegt." Yugi schüttelte den Kopf. "Haben wir tatsächlich nicht. Jounouchi-kun ist im Kochkurs. Die anderen nehmen auch woanders teil: Anzu ist im Tanzkurs und Honda-kun im Flurdienst. Was Miho-chan macht wissen wir nicht. Seit die Klassen letztes Jahr neu gemischt wurden, haben wir kaum noch Kontakt zueinander." "Ah, da sind Sie ja!" Das Lächeln auf Taros Gesicht wurde größer und er winkte den beiden Schülern zu. "Muto-kun, hier liegen Schaufel und Schürze für Sie bereit. Wir pflanzen heute Zucchini." Der Angesprochene nickte eifrig und ließ den jungen Firmenchef stehen, um sich motiviert in seine Arbeit zu stürzen. Währenddessen wischte der Leiter des Kurses sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und stieg aus dem Beet. "Machen Sie bitte einen kurzen Moment alleine weiter. Wenn es Fragen gibt: Ich bin hier irgendwo im hohen Gras versteckt." Eines der Mädchen kicherte, während ein anderes sich etwas aufrichtete und den Schwarzhaarigen angrinste. "Ich denke, wir werden Sie schon finden, wenn wir Hilfe brauchen, Sensei. Sie und Kaiba-kun sind immer noch etwas größer als das Gras." Ihre Freundin lachte leise. "Aber nur etwas." Taro wedelte tadelnd mit dem Zeigefinger. "Halten Sie sich etwas zurück, meine Damen, sonst dürfen Sie nach Schulschluss noch ein bisschen länger bleiben und mir beim Rasenmähen Gesellschaft leisten." Diesmal kicherten beide. Kopfschüttelnd wandte der junge Referendar sich ab und gesellte sich zu dem Braunhaarigen, der nach wie vor mit versteinerter Miene und verschränkten Armen im Schatten der Kastanien stand und die ganze Szenerie beobachtete. "Kommen Sie, Kaiba-kun, wir gehen ein Stück." Der Jüngere nickte und beide entfernten sich von der Gruppe. "Warum haben Sie mich rufen lassen? Mein Kurs fällt aus und ich würde die gewonnene Zeit lieber in der Firma verbringen als hier in der schulischen Wildnis." "Früher warst du immer gern in der Natur, Kenji." Augenblicklich erstarrte der junge Firmenchef. Hatte er sich nach der zurückliegenden Kunststunde noch einreden können, dass sein älterer Bruder ihn vielleicht doch nicht erkannt hatte, so wurde er jetzt eines Besseren belehrt. "Du hast dich wirklich verändert. Ich hab dich ein bisschen beobachtet." Der Größere lächelte. "Dass du in der Schule ein Einzelgänger bist ist mir nichts Neues, aber immer dieser ernste Blick... Damals hattest du beim Lernen immer richtig Spaß und das konnte man auch sehen." Kaiba knirschte leise mit den Zähnen. "Das ist schon Ewigkeiten her. In den meisten Fächern gibt es hier nichts mehr für mich zu lernen." "So? Du musst einiges erlebt haben. Ich hab gelesen, dass Saburo und du adoptiert worden seid." Stummes Nicken. "Und jetzt leitest du die KaibaCorporation. Oto-san und Oka-san wären sicher stolz auf dich, immerhin hat die Firma nichts mehr mit Waffen zu tun. Wusstest du, dass unsere Eltern als Jugendliche gegen deine KC protestiert haben?" Der Jüngere zuckte mit den Schultern. "Zeichnest du eigentlich noch gerne?" "Es gehört zu meinem Beruf. Ich entwerfe unsere Produkte zum größten Teil selbst." "Deine Noten im Kunstunterricht unterscheiden sich von den restlichen. Weißt du, warum?" "Du wirst es mir sicher gleich sagen..." Der Ältere ließ die Hände in den Taschen der sonnenblumengelben Gummischürze verschwinden und richtete den Blick gen Himmel. "Hanaba-sensei meinte zu mir, dass du in der Theorie konsequent die volle Punktzahl erreichst und deine praktischen Arbeiten wären auch perfekt, aber irgendwie... tot." "Ich erinnere mich, dass er so etwas Ähnliches einmal erwähnt hat." "Woran liegt das?" Kaiba verdrehte die Augen und schaute betont ungeduldig auf seine Uhr. "Ich muss langsam los." Taro runzelte enttäuscht die Stirn. "Schade. Ich hatte gehofft, wir hätten etwas mehr Zeit miteinander. Unter vier Augen meine ich." "Sieht nicht so aus." "Wenn du noch eine halbe Stunde wartest, dann können wir zu mir gehen und in Ruhe re-" "Nein!" Für einen kurzen Moment herrschte Stille, dann hatte der junge Referendar diese unwirsche Anfuhr verdaut und rang sich wieder einmal eines seiner sauberen, verständnisvollen Lächeln ab. "Wir können auch andermal-" "Ich sagte: Nein." Bedacht darauf, möglichst kühl zu wirken - eine seiner Spezialitäten - erlaubte der Kleinere sich ein schmales, schwer beschäftigtes Schmunzeln. "Ich... finde es interessant, dass wir uns nach so langer Zeit wieder sehen. Aber es hat sich einiges getan in den letzten Jahren. Mach dir keine falschen Hoffnungen, dass alles wieder so werden könnte wie damals." Ein erneuter Blick auf die Uhr. "Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich hab wirklich viel zu tun. Und du solltest auch zurück an deine Arbeit, sonst gräbt Yugi sich noch nach Ägypten durch." Ohne auf eine Antwort zu warten wandte der Braunhaarige sich ab, zückte dabei sein Handy, um Isono anzurufen und ließ seinen Bruder inmitten des nahezu hüfthohen Grases zurück - natürlich nicht ohne sich dabei innerlich für seine Coolness zu loben. Genervt massierte der 14jährige sich die Schläfen und drückte dann auf das Sprechgerät. "Lucy, schick den nächsten rein. Nach dem machen wir Schluss, du kannst die anderen also heimschicken." - Wie sie wünschen, Kaiba-sama. - Das Klicken hoher Absätze war zu hören, im nächsten Moment wurde die große Tür geöffnet und eine junge Frau mit blonden, hoch toupierten Haaren erschien, die sich mit schmachtendem Seitenblick auf ihren Chef verbeugte und einen Mann unbestimmten Alters hereinwinkte. Kaum dass dieser eingetreten war, zog die hübsche Sekretärin sich wieder brav zurück. Es dauerte eine Weile, ehe der junge Firmenchef sich dazu bequemte, die Bewerbungsunterlagen seines "Gastes" beiseite zu legen und dem geduldig wartenden Mann selbst seine Aufmerksamkeit zu schenken. "Sie wollen also die Stelle meines Persönlichen Assistenten haben... Haben Sie irgendwelche Erfahrungen in dem Bereich?" Eine knappe Verbeugung. "In diesem Bereich nicht, Kaiba-sama. Allerdings habe ich in den vergangenen Jahren durch verschiedenste nebenberufliche Tätigkeiten Einblick in Buchhaltung, Organisation, Sicherheitsdienst, Pädago-" "Pädagogik? Wie lehrreich für Sie. Allerdings suche ich keinen Vormund, sondern einen Assistenten." Ein warmes Schmunzeln schlich sich auf die Lippen des Bewerbers, der durch diese Unterbrechung eher angetan als abgeschreckt zu sein schien. "Das ist mir sehr wohl bewusst, Kaiba-sama. Allerdings bedeutet die Tatsache, dass ich Erfahrung in der Pädagogik habe nicht zwingend, dass ich Ihr Lehrer werden will - genauso wenig wie der Fakt, dass ich des weiteren für zwei Jahre in einem Labor tätig war, bedeutet, dass ich mich bei Ihnen um die Stelle eines Technikers bewerbe. Oder?" Für einen Sekundenbruchteil verengten sich die Augen des Jüngeren zu schmalen Schlitzen, dann zogen sich seine Mundwinkel etwas nach oben. "Sie sind nicht auf den Mund gefallen. Das gefällt mir. Ihre Akte ist blitzsauber und in sämtlichen Zeugnissen werden Ihre Loyalität und Lernfähigkeit in den Himmel gelobt. Allerdings..." "Allerdings?" "Allerdings interessiert mich, ob Sie nicht der Meinung sind, dass es mit 36 Jahren etwas zu spät für einen Berufswechsel ist. Ihre Konkurrenz ist im Durchschnitt ca. 10 Jahre jünger." "Ich weiß. Es war sehr amüsant diesen Jungs draußen im Warteraum zuzuhören." Kaiba legte neugierig den Kopf schief und verschränkte die Finger. "Was hat Sie denn nun dazu bewogen, sich für die Stelle zu bewerben?" Der Ältere strich sich über den Schnurrbart und wies auf einen der beiden Stühle. "Oh, so einiges. Dürfte ich mich vorher setzen? Die Aufzählung dürfte etwas dauern." Stille kehrte ein. Dann ein zufriedenes Grinsen. "Nicht mehr nötig. Du fängst morgen an. Ich erwarte dich um 8 bei mir zuhause." Kurzer Blick in die Unterlagen. "Isono." Der Angesprochene verbeugte sich lächelnd. "Wie Sie wünschen... Seto-sama." Sein Vorgesetzter überhörte diese dreiste Änderung der Anrede großzügig und betätigte wieder seine Sprechanlage. "Lucy, sorg dafür, dass ich bis morgen den fertigen Dienstausweis von Isono auf dem Tisch habe und gib ihm die Mappen über die Brown-Angelegenheit und die Verhandlungen mit Industrial Illusions mit." - Sehr wohl, Kaiba-sama. - "Seto-sama, erlauben Sie mir eine kleine Frage?" "Welche?" "Was hat Sie so plötzlich dazu bewogen, mich zu engagieren?" "Nur eine Kleinigkeit: Du warst der erste, der sich getraut hat nach einem Sitzplatz zu fragen." ________________________________________________________________ Roland hat ne große Klappe o.O *sich das bei nem Bewerbungsgespräch nit trauen würd - jedenfalls nicht in dem Tonfall* Die wird später noch größer ^__^ *Rolo anhimmel, den unnachahmlichen Superheld der Story, der immer mit schimmernder Rüstung auf einem weißen Hottehüh antrabt, um sein Chefchen zu retten* *hrr~* Btw: Ich hab überall in der FF kleine Hints zu dem einen oder anderen Geschichtchen oder Genre versteckt, das ich mal gelesen/geschrieben habe XD~ *nur auf die Brown-Angelegenheit deut* *lolz* Wer weiß, woher dieser Name stammt, der kriegt 5 KT von mir - bzw. der, der es mir zuerst sagen kann :) *winkz* Die Umi ^^V Kapitel 4: Rain, rain, go away... --------------------------------- "Verdammt!" Genervt lehnte Isono seine Stirn an das Lenkrad und seufzte. Da hatte er extra die Limousine genommen, um nach seinem Anwaltstermin sofort zur Schule fahren und seinen Chef abzuholen zu können und nun streikte der Wagen. Es war zum Verrücktwerden! Missmutig stieg der PA aus und knallte die Tür zu. Er hasste es zu spät zu kommen, aber das würde sich wohl in diesem Fall nicht vermeiden lassen. Die Idee seinen Vorgesetzten anzurufen und ihm Bescheid zu geben verwarf er gleich wieder, als er bemerkte, dass sich sein Handy aufgrund eines leeren Akkus abgeschaltet hatte. Der junge Firmenchef würde also wohl oder übel ein bisschen länger als üblich warten müssen. Na ja, immerhin spielte das Wetter mit: Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Isono seufzte erneut. Irgendwie schien das nicht sein Tag zu sein... Erst recht nicht, als er einen kurzen Blick in den Himmel warf und am Horizont schwarze Wolken aufziehen sah. Kaiba murrte leise und sah auf seine Armbanduhr. Normalerweise saß er um diese Zeit bereits in seiner Limousine und war auf dem Weg in die Firma, aber von dem teuren Wagen und dessen Fahrer war weit und breit nichts zu sehen. Und wenn der Braunhaarige versuchte seinen Personal Assistant anzurufen, bekam er nur die wohl nervigste Frauenstimme des Universums zu hören: "The person you try to call is temporarily not available. Please call again later. Der von Ihnen gewünschte Gesprächspartner ist momentan nicht zu erreichen. Bitte versuchen Sie es später wieder." usw... Ungeduldig streifte der junge Firmenchef sich eine der dunklen Strähnen aus dem Gesicht, lehnte sich an die hohe Mauer, die das Schulgelände umgab und beobachtete unauffällig die anderen Schüler, die einzeln oder in kleinen Grüppchen nach Hause strömten. Abgesehen von Isonos Verspätung war alles wie immer. Taro hatte ihn seit 3 Tagen nicht mehr angesprochen und vor dem freitäglichen Kunstunterricht würde er das wohl auch nicht mehr tun. Und an das knappe Lächeln, das sein großer Bruder ihm trotz allem hin und wieder aus der Ferne schenkte, würde er sich sicher auch noch gewöhnen. "Eh, Kaiba, hat man dich etwa vergessen?" Der Angesprochene erlaubte sich ein schmales Schmunzeln. "Zieh Leine, Bonkotsu. Du störst das angenehme Landschaftsbild." Kurzes Nicken in Richtung der die Schule umgebenden Betonbauten. "Du..." "Jounouchi, lass ihn." Honda grinste. "Oder bist du neidisch, weil er den Asphalt attraktiver als dich findet?" "Idiot!" "Dann können wir ja endlich gehen. Je eher wir in der Spielhalle sind, desto besser." Widerwillig ließ der Blonde sich von seinem Kumpel zu dem Rest der Clique zurückschieben. Warum er immer wieder die Konfrontation mit dem Leiter der KC suchte, war diesem nach wie vor ein unerklärliches Phänomen. Vielleicht sollte er bei Gelegenheit mal den Psychologen danach fragen, der seit einiger Zeit die Mitarbeiter seiner Firma betreute - eine der seiner Meinung nach sinnlosesten Stellen überhaupt, aber wenn es der Produktivität zugute kam und diese mysteriösen Selbstmorde weniger werden ließ... Langsam ebbte der Strom an Schülern ab und Kaiba nutzte die zunehmende Ruhe, um sich auf dem Schulhof ein wenig die Beine zu vertreten und dabei immer wieder auf die Uhr zu schauen. Jede verstreichende Minute setzte er auf eine imaginäre Liste unbezahlter Überstunden, die Isono später abarbeiten durfte. Ungeduldig ließ er den Blick über das Schulgelände schweifen und verweilte schließlich an einem der Fenster der oberen Etage. Das warme Lächeln seines Bruders würde er selbst noch aus 1000 Metern Entfernung erkennen können, da war der Braunhaarige sich sicher. Nach einem kurzen Blick auf die nach wie vor leere Straße entschied der junge Firmenchef sich, dem diskreten Winken Taros zu folgen und machte sich auf den Weg zu ihm. "Was willst du?" Der Ältere schwenkte eine Thermoskanne. "Ich hab dich so verlassen herumlaufen sehen und dachte mir, dass du vielleicht einen Tee mit mir trinken magst." Stille. "Deswegen hast du mich hierher gewunken? Ich verzichte. Mein Assistent wird mich gleich abholen; ich hab keine Zeit für so was." "Ach Kenji, komm schon. Wir machen es uns ein bisschen im Klassenraum bequem und plaudern. Das haben wir früher oft gemacht." "Du sagst es: früher. Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass du mich mit 'damals' und 'früher' in Ruhe lässt? Und mich nicht mehr ansprichst?" Auf Taros Gesicht machte sich ehrliche Enttäuschung breit und er verstaute die Thermoskanne wieder in seiner Tasche. Schon tat es seinem Bruder irgendwie leid, dass er so abweisend war. Aber er musste einen gewissen Abstand halten, sonst würde er wieder an diese eine Nacht denken müssen und... Unwillkürlich lief ihm ein kühler Schauer über den Rücken und ließ ihn den Kopf schütteln. Vielleicht konnte er es dem anderen irgendwie erklären... "Nii-..." Kurzes Räuspern. "Taro. Ich würde es wirklich vorziehen, wenn wir möglichst wenig Kontakt zueinander hätten. Das wäre einfach das Beste, denke ich." Das klang ja gar nicht mal so übel. Vielleicht war er ja doch nicht völlig unfähig über Gefühlskram zu reden? "Ich glaube ich verstehe, worauf du hinaus willst, Kenji." "Sehr gut. Dann werde ich jetzt wieder gehen. Mein Wagen dürfte jeden Moment da sein." Gerade wollte der Braunhaarige sich abwenden, als eine warme Hand ihn am Arm packte und aufhielt. Sein Herz schlug für einen kurzen Moment schneller. "Bitte bleib noch ein bisschen." Der Größere wies auf den anliegenden Klassenraum. "Ich möchte nur kurz mit dir reden. Mehr nicht." Kaiba löste sich aus dem Griff des Älteren und überlegte kurz. Wenn er jetzt mitging und sich ein bisschen mit Taro beschäftigte, dann würde der ihn vielleicht in Zukunft in Ruhe lassen. Und wenn Isono in der Zwischenzeit kam? Egal, wenn er draußen hatte warten müssen, dann konnte er das seinem PA schon lange zumuten. Mehr oder minder beruhigt folgte er seinem Bruder nach nebenan und lehnte sich neben die Tafel an die Wand, während der andere am Eingang stehen blieb. Dem Kleineren gefiel dieser physische Abstand und er entspannte sich etwas. "Worüber möchtest du reden?" "Über dich... mich..." Ein liebevoller Ausdruck schlich sich in den Blick des jungen Referendars. "Uns." "Da gibt es nichts zu reden." "Oh doch, gibt es." Das kurze Klicken, das plötzlich zu hören war, ließ Kaibas Atem unwillkürlich stocken. Eingesperrt. Taro hatte sich und ihn eingesperrt. Der Braunhaarige rührte sich nicht, aus Angst, dass sein Nii-san irgendeine seiner Bewegungen als Einladung zu was auch immer missverstehen könnte. "Ich habe in den letzten Jahren viele neue Menschen kennen gelernt und interessante Orte besucht. Es war nicht schlecht da draußen." Langsam kam der Größere näher. "Aber einsam. Sehr sogar." Mit nachdenklichem Blick legte Taro seine Hände auf die Schultern des Jüngeren und seufzte. "Wenn du nicht bei mir bist, fehlt etwas Wichtiges in meinem Leben, das habe ich inzwischen begriffen. Erst dachte ich, es wäre falsch so zu denken. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass es einfach nicht falsch sein kann." Bei jedem dieser Worte flachte Kaibas Atem noch mehr ab und sogar sein Blinzeln wurde weniger - als könnte er für sein Gegenüber unsichtbar werden, wenn er sich nur nicht bewegte. "Was ich damit sagen will ist folgendes..." Lächelnd streifte der Schwarzhaarige seinem Bruder die braunen Strähnen aus dem Gesicht und gab ihm einen weichen Kuss auf die Stirn. "Ich habe dich vermisst, Kenji." Dann auf die Wange. "So unglaublich vermisst..." Zärtlich, aber bestimmt legten seine Lippen sich schließlich auf die des Jüngeren, während er den Griff an dessen Schulter leicht verstärkte. Ihn sanft gegen die Wand drückte. In Kaibas Kopf begann sich alles zu drehen. Die sengende Hitze, die der Kuss in ihm entfachte und die wie eine Stichflamme durch seinen Körper raste, stieß von innen schmerzhaft gegen die kühle Haut. Brachte sie zum Kribbeln. Zusammen mit dem unangenehmen Schauer, der zeitgleich über ihn kam, entstand so das Gefühl tausender winzig kleiner Nadeln; Taros Fingerspitzen, die seinen Körper beim Öffnen der Schuluniform streiften, drückten sie noch tiefer hinein. Der junge Firmenchef wagte immer noch nicht, sich zu bewegen. Es würde bald vorbei sein. Damals hatte er ihn auch nur angefasst. Es erleichterte den Braunhaarigen auf subtile Art und Weise, dass sein Körper überhaupt auf die Berührungen des Älteren reagierte. Eigentlich hatte er sich schon damit abgefunden, so nichts empfinden zu können und sich mit der positiven Seite dieser Tatsache begnügt: mehr Kontrolle. Doch auch die ließ ihn im Stich, als seine blaue Jacke zu Boden fiel und die Hände seines Bruders sich nun den Knöpfen des weißen Hemds zuwandten. Dabei immer öfter seine Haut berührten. Der Mund des Schwarzhaarigen hatte die zitternden Lippen seines Bruders längst wieder frei gegeben und wanderte nun an dessen Hals herunter. Warmer Atem brachte die nach wie vor spürbaren Nadeln zum Glühen. Leises Keuchen. "Verdammt, du bist so schön..." "Taro, hör auf..." Der schwache Klang seiner eigenen Stimme verunsicherte Kaiba irgendwie. Was eigentlich ein Befehl sein sollte, hörte sich eher nach einer Feststellung, wenn nicht sogar nach einer Frage an. Etwas lief falsch, das wurde dem jungen Firmenchef spätestens in dem Moment bewusst, als sein Gegenüber sich erst an der eigenen Hose zu schaffen machte, ehe er sich wieder ihm zuwandte. Ihn erneut in einen warmen, feuchten und Atem raubenden Kuss verwickelte, während dem seine Hand plötzlich über den Rücken des Braunhaarigen wanderte. Die andere indessen den unteren Teil der Schuluniform öffnete und ungeduldig herunter schob. Der zuvor leichte Schwindel im Kopf des Kleineren wich nun Panik. Seine Augen weiteten sich verwirrt, als er auf einmal drängende, leicht unkoordinierte Finger über sein Gesäß fahren spürte. Hatte er sich eben noch in die Vergangenheit zurückversetzt gefühlt, war wieder der hilflose kleine Bruder gewesen, so wurde ihm nun schlagartig klar, dass es diesmal anders sein würde als damals. Er war kein Kind mehr. Und dementsprechend schien Taro auch nicht die Absicht zu haben, sich dieses Mal in irgendeiner Weise zurückzuhalten... Es kostete Kaiba einige Kraft, den besitzergreifenden Kuss seines Bruders wieder zu lösen. "Lass mich los! Ich will das nicht!" Einen Moment lang blickte der Ältere ihn verständnislos an. Dann breitete sich ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen aus. "Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird wahrscheinlich etwas wehtun, aber das geht schon vorbei." "Darum geht es nicht! Lass mich los!" Stirnrunzelnd gehorchte der Schwarzhaarige. Erleichtert wandte der Jüngere ihm den Rücken zu, bemühte sich aber weiterhin um einen möglichst klaren und neutralen Tonfall. "Ich mag es nicht, so angefasst zu werden. Und erst recht nicht, wenn man mich dabei an irgendeine Wand presst. Haben wir uns verstanden?" Stille. Dann ein leises Lachen. "Tut mir leid, wenn ich etwas zu grob war. Aber ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Du bist so hübsch geworden, dass es nicht zum Aushalten ist." Kaibas Wangen, die gerade dabei gewesen waren, wieder ihre ursprüngliche, blasse Farbe anzunehmen, bekamen nun einen erneuten Rotstich. "Hör auf, so zu reden. Wir sind Brüder, vergiss das nicht." "Ach, daher weht der Wind!" Mit einem verschmitzten Grinsen legte der Größere seine Hand auf den Rücken des anderen und drückte diesen bäuchlings auf den Lehrertisch. Noch bevor der junge Firmenchef sich darüber auslassen konnte, hielt sein Bruder ihm auch schon den Mund zu und leckte leise schnurrend über die Rückseite seines Ohrs. "Wenn du schön leise bist, erwischt uns schon niemand. Ich weiß selbst, dass die normalen Leute da draußen uns nicht verstehen. Aber du kannst beruhigt sein: Niemand weiß, dass wir verwandt sind. Da macht es uns eher Probleme, dass ich dein Lehrer bin. Ich könnte meinen Job verlieren und du deinen Ruf, wenn es rauskommt. Verstehst du, was ich meine?" Die Augen des Jüngeren weiteten sich bei der Vorstellung, welche Konsequenzen das für ihn haben würde, erschrocken. Sein Ruf. Seine Firma. Mokuba! "Weiß Saburo, dass ich wieder da bin?" Kopfschütteln. "Willst du, dass er es erfährt? Dass er von uns erfährt? Meinst du, er würde es verstehen? Er ist immerhin unser Bruder..." Wieder Kopfschütteln, diesmal heftiger. Nun löste sich die Hand von Kaibas Mund, nachdem Zeige- und Mittelfinger sich noch einmal kurz zwischen seine Lippen geschoben hatten, streichelte trügerisch zärtlich erst seine Wange, dann das Genick und legte sich schließlich erneut auf seinen Hintern. Entlockte dem Braunhaarigen ein nervöses Beben, als einer ihrer Finger sich langsam in ihn hineinzuzwängen begann. Er würde stumm bleiben. Um nichts in der Welt durfte irgendjemand jemals erfahren, was hier passierte. Und außerdem... "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab, Ototo?" Als Isono endlich an der Schule seines Chefs ankam, erwartete dieser ihn bereits draußen. Der PA stoppte den Wagen und stieg mit einem Regenschirm bewaffnet aus, um den Jüngeren wie verabredet einzuladen. Holte bereits Luft, um seine Verspätung zu erklären... Aber irgendetwas stimmte nicht. Zwar lehnte Kaiba wie immer mit verschränkten Armen an der Mauer, doch von dem erwarteten Ärger fehlte jede Spur. Es schien fast so, als bemerke er gar nicht, wie spät es inzwischen geworden war. Dass es zu regnen begonnen hatte. "Seto-sama? Ist alles... in Ordnung?" Wie in Zeitlupe hob der junge Firmenchef den Kopf, sah jedoch eher durch seinen Assistenten hindurch als in sein Gesicht. "Warum warst du nicht da?" Isono wandte den Blick ab und zeigte auf das Auto. "Die Limousine ist nicht angesprungen. Ich musste erst in die Firma um meinen Wagen aus der Tiefgarage zu holen und bin dabei direkt in den Berufsverkehr geraten." "Aha..." Kraftlos stieß Kaiba sich von seiner Mauer ab und ging, den dargebotenen Schirm ignorierend, mit steifen Schritten an dem irritierten PA vorbei. "Spielt jetzt auch keine Rolle mehr... Fahren wir." "Sie sind völlig durchnässt. Warum haben Sie sich nicht untergestellt?" "Halt den Mund und konzentrier dich auf die Straße." "Wie Sie wünschen." Stille kehrte ein, die Kaiba dazu nutzte, seine Gedanken zu ordnen. Taro hatte ihn wieder angefasst. Anders als damals. Rein objektiv betrachtet hatte er ihn ver-... Nein. Anderes Thema. Nur nicht daran denken. Wenn man nicht daran dachte, dann konnte man es vielleicht wieder vergessen. Wie war das noch mal, was sie in Biologie gelernt hatten und worauf überhaupt das ganze Schulsystem basierte? Erst durch stetiges Wiederholen wurden Erinnerungen ins Langzeitgedächtnis verschoben. Oder so. Seltsam, dass er ausgerechnet jetzt daran denken musste und dann nicht einmal die genaue Lehrbuchformulierung aufrufen konnte. Sonst gelang ihm das wie von selbst. Hatten sie in Biologie eigentlich Hausaufgaben aufgekriegt? ... Nein, nicht direkt, nur noch einmal einen Text über Erbkrankheiten durchgehen, das war alles, was sie machen mussten. Aber zu wann? Und seit wann? "Welcher Tag ist heute?" "Donnerstag... Seto-sama, ist alles in Ordnung?" "Was soll die Frage?" Hatte er etwas bemerkt? "Sie scheinen mir etwas... durcheinander. Und blass sind Sie außerdem." "Ich wiederhole mich ungern: Du sollst nicht mich anstarren, sondern auf die Straße sehen. Und ja, es ist alles in Ordnung." Wieder herrschte angespanntes Schweigen. Wo war er noch mal stehen geblieben? Ach ja, Biologie. Wenn heute Donnerstag war, dann hatten sie die Hausaufgaben erst vor ein paar Stunden aufbekommen. Blieb also ausreichend Zeit bis... Mittwoch? Ob sie dann eine Arbeit über Sichelzellenanämie, Farbenblindheit und Kurzfingrigkeit schreiben würden? Gene waren schon etwas Seltsames. Mokuba sah genauso aus wie Oto-san als Kind, während Kaiba selbst die Augen- und Haarfarbe seiner Mutter geerbt hatte. Ihre langen Beine. Die hohen Wangenknochen. Dieses... Zarte, das er trotz seiner breiten Schultern einfach nicht kaschieren konnte, egal wie weit seine Mäntel ausgestellt waren. Und Taro? Er vereinte Vaters Kraft und Haarfarbe, sowie Oka-sans Augen und ihr Lächeln in sich. An Körpergröße war er beiden überlegen. Angeblich wurde ja jede Generation etwas größer als die vorherige. Aber genauso angeblich verliebten Geschwister sich auch nicht ineinander, weil ihre Gene sich dazu einfach zu ähnlich waren, was sich wohl irgendwie durch den Geruch äußerte... und unterbewusst diverse Schalter umlegte... Vielleicht hatte er ja Mutters Duft und Taro den ihres Mannes geerbt...? Verwirrt durch die eigenen Gedankengänge erlaubte der Braunhaarige sich einen lautlosen Seufzer, ließ den Blick nach draußen wandern... Und schnappte unwillkürlich nach Luft. Das war nicht sein Viertel. Unbehagen kroch in dem jungen Firmenchef hoch und er versteifte sich unwillkürlich. "Isono, wohin fahren wir?" Im Gesicht des Älteren war keinerlei Gefühlsregung zu erkennen, als er antwortete, ohne dabei den Blick von der Straße zu wenden. "Wir fahren zu mir. Ich halte es für unvernünftig, wenn Sie in diesem Zustand Ihrem Bruder gegenüber treten. Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Entscheidungsfreiheit." "Halt an. Ich steige aus." "Wir sind gleich da." "Halt an! JETZT!" Reifenquietschen. Ein kräftiger Ruck. Dann das Hupen der anderen Autos. Und trotzdem war es plötzlich totenstill. Selbst das Geräusch der Scheibenwischer wirkte, als käme es aus weiter Ferne. Mit zittrigen Fingern griff Kaiba nach dem Gurt, schaffte es aus lauter Nervosität jedoch nicht, ihn zu öffnen. "Soll ich Ihnen behilflich sein, Seto-sama?" "Nein! Ich meine... lass mich... ich..." Der Braunhaarige verstummte. Wandte den Blick ab und legte die noch immer bebenden Hände in den Schoß. Zuckte bei seiner eigenen Berührung leicht zusammen. "Darf ich weiterfahren? Wir halten den Verkehr auf." Abwesendes Nicken. Innerlich ohrfeigte der Jüngere sich für sein kindisches Benehmen... für diese irrationale Panikattacke... Hatte er doch tatsächlich für einen Sekundenbruchteil gedacht, Isono nehme ihn mit zu sich, um ihn... Oh Gott! War es Arroganz, die ihm einredete, dass alles und jeder sich an ihm vergehen wollte? Dass er nicht unattraktiv war, das wusste er ja - die schmachtenden Blicke seiner "Fans" (von denen die meisten nicht einmal ansatzweise etwas von DuelMonsters verstanden) waren schließlich Beweis genug. Und auch rein rechnerisch entsprach er wohl gewissen Schönheitsidealen... Aber das taten viele Menschen. Er war nichts Besonderes, was das anging und ganz sicher versuchte nicht die halbe Welt ihn zu ver... Isono würde ihm nichts tun. Schluss. Aus. Ende. "Ich hoffe, meine Wohnung ist Ihnen nicht zu unordentlich. Ich bin nicht auf Besuch eingerichtet." Kopfschüttelnd blickte Kaiba sich in dem großen Wohnzimmer um. Die Behausung eines frisch Geschiedenen, kein Zweifel: jede Reihe des Bücherregals war nur halbvoll - dasselbe beim CD-Ständer. Es gab keine Pflanzen, kein Nippes... Auch ohne in die angrenzende Küche zu schauen wusste er, dass sie nahezu unbenutzt war. "Seto-sama, Sie sind klitschnass. Ich empfehle Ihnen, eine heiße Dusche zu nehmen, wenn Sie sich nicht erkälten wollen. In dem kleinen Schrank neben der Waschmaschine finden Sie frische Handtücher. Oh, und das Bad ist dort hinten, die mittlere Tür." Der Braunhaarige zögerte. "Ich werde Ihnen in der Zwischenzeit ein paar Sachen zum Anziehen raussuchen und uns einen Kaffee machen." Der Anflug eines verlegenen Lächelns. "Etwas anderes habe ich leider nicht anzubieten, da Sie meines Erachtens noch etwas zu jung für Dosenbier sind - auch wenn die meisten in Ihrem Alter das anders sehen." Schließlich löste Kaiba sich aus seiner Starre und nickte. Er würde ihm nichts tun... Das heiße Wasser tat unerwartet gut, genauso wie das Gefühl warmer, trockener Kleidung auf der Haut: eine lockere schwarze Stoffhose und ein weiter Pullover aus grauer Baumwolle. Ungewohnt bequem, vor allem, da der Ältere nur wenige Zentimeter kleiner war und somit fast dieselbe Größe hatte. In der Küche wurde er von vertrautem Kaffeegeruch empfangen. Auf dem Tisch stand eine angebrochene Packung Sandkekse. "Ich hatte Sie ja gewarnt, dass ich nicht auf Besuch eingerichtet bin. Ah, wie ich sehe, passen Ihnen meine Sachen. Das ist gut. Wollen Sie sich nicht setzen?" Mit abgewandtem Blick ließ der Jüngere sich auf den Stuhl sinken. "Warum tust du das?" Das Misstrauen in der Stimme seines Chefs schmerzte den PA sichtlich. "Ich trage die Verantwortung für Sie, Seto-sama." Kaiba legte die Hände an seine Kaffeetasse und schüttelte unmerklich den Kopf. "Du arbeitest für mich. Das ist alles. Wenn es eine Sache gibt, für die du nicht bezahlt wirst, dann dafür, meinen Aufpasser zu spielen. Also: Warum tust du das alles?" Für einen kurzen Augenblick war es still. "Weil ich Sie mag, Seto-sama, und weil Sie mir leid tun. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, ich fühle mich in gewisser Weise einfach verantwortlich für Ihr Wohlergehen." Lautloses Seufzen. "Und jetzt geht es Ihnen alles andere als gut. Ich mache mir Sorgen." Isonos Stimme wurde leiser. "Große Sorgen..." "Ich komme ganz gut allein klar. Ich brauche niemanden, der sich Sorgen um mich macht." "Unsinn." Jetzt war es an dem Älteren, den Kopf zu schütteln. "Sie sollten sich mal reden hören! Was Sie da von sich geben hört sich an, wie das Gebrumme eines trotzigen Teenagers. Jeder braucht jemanden, der sich um ihn sorgt." "Mokuba wird sich wundern, wo ich bleibe. Ich sollte jetzt gehen." "Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihren Bruder anzurufen und ihm zu sagen, dass Sie heute nicht nach Hause kommen." "Du hast WAS?" Isono hob abwehrend die Hände. "Bitte beruhigen Sie sich, Seto-sama. Gerade eben haben Sie mir gesagt, dass Sie nicht wollen, dass man sich um Sie sorgt. Bei allem Respekt, aber haben Sie mal in den Spiegel gesehen? Sie sind aschfahl und sehen aus, als würden Sie jeden Augenblick ohnmächtig werden. Wollen Sie wirklich, dass Mokuba-sama Sie so sieht?" Wortlos wandte der Jüngere den Blick ab und nahm einen Schluck Kaffee - derselbe, den er auch im Büro trank. Ein kleiner Schnipsel Normalität. Beruhigend. "Wahrscheinlich wollen Sie das nicht hören und womöglich interessiert es Sie auch nicht... aber Sie wirken mir ein wenig fiebrig. Ich glaube, Sie sollten sich hinlegen. Mein Bett ist frisch bezogen. Ich werde auf der Couch schlafen." "Du lügst." "Was meinen Sie?" Bemüht, gelassen zu wirken, sah Kaiba wieder seinen PA an. "Du willst doch irgendwas. Warum solltest du mich einfach so mögen? Wir sind nicht verwandt." Auf Isonos Lippen schlich sich ein schwaches Lächeln, als er die Sonnenbrille abnahm, sie auf den Tisch legte und anschließend den forschenden Blick seines Chefs ruhig aus tiefbraunen, fast schon schwarzen Augen erwiderte. "Wie Sie vielleicht wissen, hat mich vor kurzem meine Frau verlassen. Es war meine zweite Ehe. Meine erste Frau und unser gemeinsamer Sohn starben vor 10 Jahren bei einem Unfall. Er wäre jetzt in etwa so alt wie Sie. Wollten Sie das hören? Dass ich in Wahrheit nicht Sie mag, sondern einen anderen?" "Ich weiß nicht." "Seto-sama..." Der trotz allem fürsorgliche Klang in der Stimme des Älteren versetzte Kaiba einen leichten Stich. "Ob Sie mir glauben, bleibt Ihnen überlassen. Es ist mir egal. Aber Sie sollten jetzt wirklich zu Bett gehen. Sie sehen aus, als würden Sie gleich vom Stuhl kippen, und das beunruhigt mich." Der Braunhaarige nickte abwesend und stand dann langsam auf. Tatsächlich hatte er ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Isono erhob sich ebenfalls, um ihm das Schlafzimmer zu zeigen und - für den Fall der Fälle - da zu sein, falls die Beine seines Chefs wirklich nachgeben sollten, was jedoch nicht geschah. Müde ließ der junge Firmenchef sich auf den Futon sinken und schloss sofort die schmerzenden Augen. "Schlafen Sie gut, Seto-sama... und erholen Sie sich." "Isono." Der Personal Assistant blieb in der Tür stehen und drehte sich noch einmal um. "Ja?" "Warum fragst du nicht, was passiert ist?" "Ich weiß nicht, ob ich es wissen will... und ich bezweifle, dass Sie es mir sagen würden, sollte ich fragen." Wieder ein stummer Seufzer. "Kann ich Sie wirklich allein lassen?" Der Jüngere nickte. "Ich verlasse mich auf Ihr Wort. Gute Nacht." Leise fiel die Tür ins Schloss und gedämpfte Schritte entfernten sich. Das leere Flüstern des Braunhaarigen verklang irgendwo im Raum. "Danke." ________________________________________________________________ *hrrr~* Spielen wir ein Spiel: jeder kriegt einen Seto und wer es schafft, ihn zuerst kaputt zu machen, der darf ihn behalten oder bei Bedarf gegen einen neuen eintauschen XD Jetzt wird der Gutste erstmal fast so wie der RPG-Seto, mit dem ich meine Ibuuto einst vor vielen(?) Jahren fast in den gar schröcklichen Wahnsinn getrieben habe *irre lach* Okay... nicht ganz so extrem ^^' Auf jeden Fall nicht so ne Memme XD Wie mans nimmt... Jetzt kommen jedenfalls erstmal die Kapitel, in denen ich mich beim Schreiben regelrecht gesuhlt habe *hrrrhrrr~* Übersetzt: Die mir den meisten Spaß gemacht haben und deshalb auch die derbsten Klischees enthalten XD~ Aber man darf Klischees nicht so ernst nehmen und sie alle verteufeln - das ist klischeehaft o.O However, hoffe man liest sich wieder, die Umi ^^V Kapitel 5: In Sanity -------------------- "Seto!" Der Braunhaarige zuckte erschrocken zusammen, wagte jedoch nicht von seinen Schulbüchern aufzublicken. Die Respekt einflößenden, festen Schritte Gozaburos kamen näher. Noch näher. Verstummten plötzlich. In der nächsten Sekunde legte sich der Schaft einer Reitgerte an das Kinn des Jungen und zwang ihn, nach oben zu sehen. Der Gestank kalten Zigarrenrauchs wehte ihm entgegen. Jagte ihm einen unangenehmen Schauer über den Rücken. "Wie mir berichtet wurde, hast du in einer Pause deinen Bruder besucht..." Eines der Dienstmädchen hatte also gepetzt. Na toll... Trotzig erwiderte der 11jährige den Blick seines Adoptivvaters. "Die fünf Minuten zwischen den Unterrichtsstunden dienen einzig und allein zur Vorbereitung auf das nächste Fach. Wir können sie ja in Zukunft ausfallen lassen... aber ich bezweifle, dass das positive Auswirkungen auf deine Leistung hat. Daher habe ich mir etwas anderes einfallen lassen..." Die Gerte wurde weggezogen und auf den Lippen des Alten breitete sich ein abwertendes Grinsen aus. Langsam beugte er sich nach unten... Die himmelblauen Augen des Braunhaarigen weiteten sich fassungslos, als sich auf einmal ein breiter Ledergurt um seine Kehle schloss, aus dem eine mehrere Meter lange Kette herauswuchs, die mit einem Schloss an einem Heizungsrohr befestigt war... Noch ahnte er nicht, dass er dieses Halsband in den nächsten Monaten nicht einmal zum Duschen ablegen durfte. Dass er an der metallenen Leine wie ein ungehorsamer Köter durch die Villa gezerrt werden und in all der Zeit nicht einen einzigen Blick auf seinen kleinen Bruder erhaschen würde... "Sie sind unvernünftig, Seto-sama." "Das erwähntest du bereits." Scheinbar ungerührt blätterte Kaiba einige Unterlagen durch und tippte dann etwas in seinen Organizer. "Es ist immer dasselbe mit Ihnen. Jedes Mal müssen Sie erst umkippen, bevor Sie sich ausruhen." "Isono!" In der Stimme des jungen Firmenchefs schwang ein drohender Unterton mit. "Bild dir nicht ein, dass du wegen dieser 'Sache' gestern auf einmal das Recht hast, so mit mir zu reden. Du scheinst zu vergessen, wen du vor dir hast." Leise brummend nahm der Ältere die Sonnenbrille ab um sie abzuwischen und seinen Vorgesetzten dabei herausfordernd anzufunkeln. "Das einzige, was ich hier vor mir sehe, ist ein störrischer Teenager, der nicht einsehen will, dass er in seinem Zustand nicht hinter den Schreibtisch sondern in ein Bett - oder zumindest nach Hause - gehört." "Legst du es neuerdings darauf an, gefeuert zu werden? Oder was erhoffst du dir von deinem losen Mundwerk?" "Ich erhoffe mir davon, dass Sie endlich Vernunft annehmen und nach Hause gehen. Falls Sie überhaupt noch dazu in der Lage sind..." Kaiba spürte, wie sein Gesicht bei diesen Worten vor Wut noch stärker zu glühen begann, als es ohnehin schon tat. Doch sein PA fuhr einfach mit der Standpauke fort. "Sie haben die Wahl: Entweder lassen Sie sich von mir jetzt heimfahren oder ich trage sie nach Hause. In letzterem Fall werde ich allerdings nicht umhin kommen, einen Arzt hinzuzuziehen." Bei der bloßen Vorstellung, von einem neugierigen Weißkittel abgetastet und beäugt zu werden, sträubten sich dem Jüngeren sämtliche Nackenhaare. Und wenn dieser Arzt nun etwas bemerkte? Wenn er die inzwischen bläulich verfärbten Abdrücke an seinen Handgelenken entdeckte? Oder... noch mehr? Ein leises Ächzen kroch über Kaibas spröde Lippen. "Du... drohst mir?" "Wenn Sie es so nennen wollen..." Isono schob sich die Brille wieder auf die Nase und verschränkte die Arme. Ein dumpfer Aufprall erklang, als der Drehstuhl seines Chefs gegen das Panoramafenster stieß... letzterer sich an der Kante des Schreibtischs abstützte und seinen Assistenten wutentbrannt anblitzte. "Wie kommst du überhaupt dazu, mir drohen zu wollen? Du setzt gerade deinen Job aufs Spiel, falls du es noch nicht bemerkt hast!" "Und Sie Ihre Gesundheit!" Unwillkürlich zuckte Kaiba zusammen. Es war das erste Mal, dass er Isono schreien hörte... An die schlechte Laune, die sein PA seit dem Verlassen seiner Wohnung an den Tag legte - nachdem er den Befehl erhalten hatte, statt zur Kaibavilla zur KC zu fahren - hatte der Braunhaarige sich inzwischen gewöhnt, aber mit einem solchen Ausbruch hatte er nicht gerechnet. Irgendwie fühlte er sich wie geohrfeigt. Hatte der Ältere denn plötzlich keinen Respekt mehr vor ihm? Warum widersprach er ihm seit gestern andauernd? Er wollte doch einfach vergessen, was vorgefallen war, und so weitermachen wie bisher. Beim ersten Mal vor acht Jahren hatte es doch auch funktioniert... Diese unbeholfene Schwäche, die er aus dem Fernsehen von anderen "Opfern" kannte, widerte ihn schon seit jeher an und er hatte sich geschworen, sich niemals so gehen zu lassen. Wenn er jetzt aber aufgab und sich einfach in seinem Bett verkroch, dann tat er doch genau das! Was, wenn er dann nicht mehr die Kraft aufbrachte, wieder aufzustehen? Es war dasselbe, wie mit den Tränen: wenn man einmal anfing, ihnen freie Bahn zu geben, dann konnte man sie danach nicht mehr so einfach wegsperren wie zuvor. Zwar hatte er mit dieser speziellen Theorie bisher keinerlei eigene Erfahrungen gemacht, aber Vorsicht war bekanntlich besser als Nachsicht... Ein lautes Rauschen holte den jungen Firmenchef aus seinen Gedanken. Er bemerkte gerade noch, wie sich alles um ihn herum zu drehen begann, dann versagten seine Beine ihm auch schon den Dienst und ließen ihn unsanft Bekanntschaft mit dem Fußboden schließen. Als Kaiba wieder zu sich kam, befand er sich nicht, wie zuerst befürchtet, in irgendeinem Krankenhaus, sondern auf der schwarzen Ledercouch in seinem Büro. Auf seiner Stirn lag ein feuchter Waschlappen. Noch immer bewegte seine Umgebung sich leicht... Mühsam richtete sich der Braunhaarige auf und blickte sich um. Isono saß mit ernster Miene an seinem Schreibtisch und arbeitete sich so selbstverständlich durch die Aktenstapel hindurch, als würde er den lieben langen Tag nie etwas anderes tun. Tatsächlich hatte er schon des Öfteren für ein paar Tage die Leitung der KC übernommen, wenn es seinem Chef aus irgendeinem Grund nicht möglich war und war dementsprechend immer auf dem neuesten Stand der Dinge, um notfalls sofort einspringen zu können. Ohne ein Wort zu verlieren stand Kaiba auf und verschwand im angrenzenden Badezimmer - Luxus, der sich in dieser Situation, in der er einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte, wirklich auszahlte. Nachdem er kurz den Kopf unter das kalte Wasser gehalten und sich abgetrocknet hatte, öffnete er die Knöpfe seines verschwitzten Hemdes. Zum Glück hatte er eine kleine Auswahl Klamotten im Büro gelagert... für den inzwischen immer häufiger auftretenden Fall, dass er hier übernachtete... Plötzlich wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht des Braunhaarigen. Mit zitternden Fingern strich er über den Körper des seltsamen Jungen, der ihm aus dem Spiegel entgegenblickte. Schneeweiße, fast schon violett schimmernde Haut... dunkle Augenringe, die ihm zusammen mit einem - an zerkratztes blaues Plastik erinnernden - stumpfen Blick ein regelrecht lebloses Aussehen verliehen... Und überall auf seiner Brust blaue Flecke. Er hatte ihn... gebrandmarkt... als sein Eigentum... Übelkeit stieg in dem jungen Firmenchef hoch, als er sich gegen seinen Willen an das Geschehene erinnerte. An Taros gierige Hände, die überall gleichzeitig zu sein schienen. An seine heißen Lippen. An das Gefühl, als er schließlich in ihn... Mit vorgehaltener Hand taumelte der Braunhaarige vom Waschbecken weg und stürzte zur Toilette, um sich dort zu übergeben. Hilflos hing er über die Kloschüssel und würgte eine kuriose Kaffeesuppe hervor, in der der einzelne Keks, zu dem Isono ihn beim Frühstück gedrängt hatte, längst nicht mehr zu sehen war. Irgendwann ließ die Übelkeit nach. Kraftlos betätigte Kaiba die Spülung und lehnte sich erschöpft an die Wand. Die grellen Halogenleuchten, die das fensterlose Bad erhellten, brannten rücksichtslos in seinen Augen, während die Eiseskälte der Fliesen sich in ihn hineinzufressen schien. Bei jeder noch so kleinen Bewegung wurde ihm schwindelig. Also kauerte er sich einfach zusammen, legte die heiße Stirn auf die Knie und wartete. Aber auf was? Darauf, dass er aufwachte, und alles bloß ein langer Alptraum war, den er im Laufe des wirklichen Tages wieder vergaß? Darauf, dass Taro sich wieder in Luft auflöste? Dass diese Ekel erregenden Flecken auf seinem Körper verschwanden? Ein leises Knirschen ließ den jungen Firmenchef aufschrecken. Trotz der Sonnenbrille konnte er Isonos schreckgeweitete Augen erkennen und für einen Sekundenbruchteil kam ihm der Gedanke, einfach alles zu erzählen... aber das war, dem Entsetzen des Älteren nach zu urteilen, wahrscheinlich ohnehin überflüssig. Stattdessen wandte Kaiba den Blick einfach wieder ab und wünschte sich so sehnlich wie noch nie, einfach vom Erdboden verschluckt zu werden. Die Stimme des Personal Assistants war brüchig, als er endlich wieder Kontrolle über sich erlangte. "Ich werde Sie jetzt heimfahren, ob Sie wollen oder nicht." Bemüht ruhig zu wirken, streckte er die Hand aus, deren Zittern ihn allerdings sofort verriet. "Ich helfe Ihnen auf. Kommen Sie." Keine Reaktion. "Seto-sama, bitte... ich glaube nicht, dass Sie möchten, dass ich Sie an-... dass ich Sie tragen muss." Er wusste es. Er hatte seinen Körper gesehen und wusste es. Reflexartig versuchte der Jüngere, sein Hemd wieder zu verschließen - als würde sein PA daraufhin vergessen, was er gesehen hatte. Aber die Knöpfe glitten ihm ungeschickt aus den feuchten Fingern, sobald er auch nur versuchte, sie zu greifen. Isonos Ton wurde eindringlicher. "Bitte hören Sie auf mich, ich-" "Du willst nur mein Bestes und machst dir Sorgen. Ich weiß!" Die abweisende Kälte seiner eigenen Worte erschreckte den Braunhaarigen, ließ ihn die noch immer bebenden Lippen fest aufeinander pressen. "Sie irren sich. Ich mache mir keine Sorgen." Der Ältere schluckte schwer. "Ich habe einfach nur noch Angst." "Schaut mal, da ist Kaiba!" "Habt ihr schon gehört? Er hat mit dem Kunstreferendar geschlafen." "WAS?!" "Und jetzt haltet euch fest! Der Typ ist sein älterer Bruder." "Ist das dein Ernst? Das ist ja widerwärtig." "Ich wusste gar nicht, dass Kaiba einer von 'der' Sorte ist... ist das nicht strafbar?" "Angeblich hat er ihn wegen Vergewaltigung angezeigt. Wetten, dass er das nur macht, um selber nicht in den Knast zu müssen?" "Wer weiß, mit wem er noch alles geschlafen hat." Leises Kichern. "Oder mit was..." "Komm ihm besser nicht zu nah, am Ende macht er dasselbe noch mit dir." "Sagt bloß, dass Mokuba noch immer bei ihm lebt!" "Jetzt wo du es sagst... der arme Junge. Mit 'so einem' zusammen zu leben..." "Vielleicht hat er sich ja auch schon an ihm vergriffen..." "Das ist so widerlich. Hör auf, Jounouchi, mir wird sonst schlecht." Ein leiser Seufzer seitens Yugi. "Und ich dachte immer, man könnte ihm vertrauen..." "Auf mich wollte ja keiner hören. Ich wusste von Anfang an, dass er ein bloß ein erbärmliches Stück Dreck mit 'ner weit aufgerissenen Klappe ist." "RAUS!" Ein ängstlicher Schrei entfuhr der jungen Dienstmagd, der es mit Müh und Not gelang, der teuren Nachttischlampe auszuweichen. Panisch rannte sie aus dem abgedunkelten Zimmer ihres Herrn, vorbei an Isono, der gerade aus der Apotheke kam und ihr nur zähneknirschend nachblickte. Hatte er nicht ausdrücklich klar gemacht, dass niemand außer ihm diesen Raum betreten durfte? Vermutlich war diesem Gör nicht klar, dass im Hause Kaiba ein anderer Wind wehte als anderswo - und dass es sich nun eine neue Stelle suchen durfte. "Seto-sama, ich bin es. Ich komme jetzt rein." Auch wenn es den PA schmerzte, dass sein Chef nicht einmal seinen kleinen Bruder in seiner Nähe duldete - der bereits geschlagene zwei Stunden neben der Zimmertür seines Nii-samas ausharrte und sich mit Tritten und Schlägen wehrte, wenn man ihn von dort entfernen wollte - so erfüllte es ihn doch mit einem gewissen Anflug von Stolz (und natürlich Erleichterung), dass zumindest ihm erlaubt war, sich dem Braunhaarigen zu nähern. Sich um ihn zu kümmern. Allerdings war mit diesem Privileg noch etwas anderes verbunden; etwas, das er Mokuba beim besten Willen nicht zumuten konnte und wollte: das Gefühl eines schmerzhaften Knotens in der Brust, der sich krampfhaft zusammenzog, sobald er seinem Vorgesetzten gegenüber trat. So auch jetzt. Wie eigentlich nicht anders zu erwarten vergrub der junge Firmenchef sich in seine Arbeit. Der Laptop auf seinem Schoß tauchte den abgedunkelten Raum in kaltes Licht, das das fiebrige Glänzen seiner Augen noch zusätzlich verstärkte. Er tippte langsam, verharrte alle paar Sekunden um seine Gedanken wieder zu sammeln, wobei er sich mit zittrigen Fingern durch die nass geschwitzten Haare fuhr. Selbst aus mehreren Metern Entfernung glaubte Isono, an den aufgebissenen Lippen seines Chefs Reste getrockneten Bluts zu erkennen. Der Knoten in seiner Brust machte sich wieder bemerkbar. Entgegen jeder Vernunft hatte er darauf verzichtet, einen Arzt zu rufen - zu groß war die Angst, dass Kaiba dann völlig zusammenbrach. Sich am Ende etwas... antat... Beim puren Gedanken an letzteres krampfte sich in dem PA alles zusammen - zumal das Ganze nicht einmal abwegig schien, wenn man bedachte, dass sein Vorgesetzter seit über 24 Stunden nichts mehr gegessen hatte und jede Art von Nahrungsaufnahme strikt verweigerte. "Was willst du?" "Ich habe Ihnen Medikamente gegen das Fieber mitgebracht." Bemüht gelassen öffnete Isono eines der Päckchen und gab dessen Inhalt in ein Glas mit Wasser. "Spar dir das. Ich trinke dieses Zeug nicht." "Seto-sama, Ihnen ist hoffentlich klar, dass Sie nicht gesund werden können, wenn Sie nichts zu sich nehmen." Murrend nahm der Jüngere das dargebotene Glas und trank es in einem Zug leer um es anschließend an die gegenüber liegende Wand zu werfen, wo es mit einem lauten Klirren in unzählige Scherben zersprang. Seine Stimme war nicht mehr als ein giftiges Zischen. "Zufrieden?" Der Personal Assistant wollte gerade antworten, als von draußen plötzlich das herrische Zetern Mokubas erklang. "Wer hat dich rein gelassen? Nein! Gib mir das Zeug, ich gebs-... Verdammt, Jounouchiiii!!!" Schon öffnete sich die Tür und ein grinsender Blondschopf quetschte sich in das dunkle Zimmer seines Klassen"kameraden"; bei sich trug er eine große Plastiktüte aus der ein paar Pinsel und ein dicker Block herausragten. "Heeeee, Kaiba! Mann, siehst du scheiße aus, Alter. Takashima schickt mich, soll dir die Hausaufgaben bringen." Die Tüte wurde hochgehalten. "Voll der Psychokram, den wir da machen sollen. Eigentlich hab ich ja Besseres vor, als meine Zeit mit dir zu verplempern, aber bin diese Woche mit Klassendienst dran. Ah, n'Abend Isono, altes Haus." "Jounouchi-kun, du hast dir einen denkbar schlechten Moment für deinen Besuch ausgesucht, Seto-sama-" Eine kurze Geste des Hausherrn. Stille. Dann ein genervter Seufzer. "Bonkotsu... wer hat dich in mein Haus gelassen?" "Irgend so 'ne Kleine mit so 'nem puffärmeligen berüschten Kleid und 'nem niedlichen Häubchen. Sag mal, stehst du auf kitschige Dienstuniformen oder so? Macht dich so was an?" "Sag einfach, was du von mir willst und dann verschwinde." "Wollen tu ich nichts - sollen schon. Wie gehabt, Hausaufgaben-Lieferservice." Sich sichtlich an dem Leid seines Lieblingsfeindes ergötzend, tänzelte Jounouchi um die zahlreichen Scherbenhaufen herum und breitete den Inhalt seiner Plastiktüte auf dem großen Bett aus. "Also... ey, ich freu mich schon so auf deine Fresse, wenn ich dir die Aufgabe erkläre." Gehässiges Lachen. "Wir sollen unsere Stimmung festhalten. Papier, Pinsel und Farbe sind sponsored by Klassenkasse. Ist völlig schnuppe, was wir malen, soll halt unser allerinnerstes Inneres widerspiegeln oder so. Na, das ist doch mal was Feines für unsren reichen Eisklotz, oder?" Mit ausdruckslosem Gesicht griff Kaiba nach einer der Farbtuben und betrachtete sie eingehend. "Unser Innerstes, hm?" Noch immer grinsend und mit einem nicht zu leugnenden, triumphalen Funkeln in den Augen verschränkte der Blonde die Arme und nickte. "Wann darf man denn mit deinem Kunstwerk rechnen? Drücken kannst du dich nicht, die Note ist wichtig." Die Lippen des Größeren verzogen sich zu einer schiefen Grimasse. "Eine Minute. Länger brauche ich nicht." Unter den verwirrten Blicken von Isono und Bonkotsu verfrachtete der Braunhaarige seinen Laptop auf den Nachttisch, platzierte den aufgeschlagenen Block auf seinem Schoß und öffnete die schwarze Farbtube, die er zuvor schon begutachtet hatte. Rollte sie systematisch von hinten auf, bis der komplette Inhalt sich auf dem dicken Papier befand und begann dann, diesen mit bloßer Hand zu verteilen. Noch immer wurde er dabei von dem perplexen Jounouchi beobachtet, der sich erst aus seiner Starre zu lösen vermochte, als der voll gesogene Block klatschend vor seinen Füßen landete. "Da. Und hör auf mich so anzustarren. Hast du etwa mit einer bunten Blumenwiese gerechnet?" "I-ich... bist du dir sicher, dass ich 'das'..." "Gab es sonst noch Hausaufgaben?" "Im Physikbuch irgendwas über die Relativitätstheorie oder so lesen... Soll ich das Bild wirklich am Montag mitnehmen?" "Nein. Ich bringe es selbst mit. Und jetzt hau endlich ab. Dein Anblick verursacht mir Kopfschmerzen." Mit stockendem Nicken wandte der Kleinere sich zum Gehen, hielt aber kurz vor der Tür noch einmal inne. "Soll dir gute Besserung von Yugi ausrichten. Ach, und Kaiba?" Eine kurze Geste in Richtung des düsteren Gemäldes. "Du brauchst echt 'ne Therapie, Alter." Schon war der Blonde verschwunden und hinterließ zumindest bei Isono den dringenden Wunsch, ihm bezüglich des letzten Satzes rückhaltlos zustimmen zu können. Kaum waren sie wieder allein, schlug der junge Firmenchef die Decke beiseite und stand auf. "Seto-sama?" "Ich geh mir die Hände waschen. Von dem Farbgestank wird mir schlecht. Sorg inzwischen dafür, dass das Bettzeug gewechselt wird. Der Köter hat es angefasst und womöglich Flöhe und anderes Ungeziefer hinterlassen. Von mir aus verbrenn es oder so, nur beschaff mir neues, verstanden?" Eine knappe Verbeugung. "Sehr wohl." "Gut... und räum den Mist weg, der auf dem Teppich verstreut ist." "Wie Sie wünschen." Mit zufriedenem Nicken verschwand der Braunhaarige im angrenzenden Bad und bemerkte so das schwere Seufzen seines PAs nicht mehr. ________________________________________________________________ Wo Bonkotsu Recht hat, da hat er Recht o.O Ich liebe die Sache mit dem Bild, schade dass wir sowas damals nicht machen durften XD Gozaburo war doch wirklich ein kleines Schätzchen, oder? Er hat noch viel lustigere Sachen gemacht, aber dazu später (nein, er hat ihn nicht vergewaltigt in dem Sinne >.>) Cya later die Umi ^^V PS: Die Überschrift ist mit Absicht so geschrieben, wie sie eben geschrieben ist. ^^' Kapitel 6: Normal ----------------- "Nii-san, warum haben die beiden Jungs eben über dich gelacht?" Der Ältere rang sich zu einem Lächeln durch. "Ach, die sind einfach nur dumm. Das ist alles." "Was hat Dummheit mit Lachen zu tun?" "Das ist so..." Nachdenklich fuhr Taro sich durch das rabenschwarze Haar und schnalzte mit der Zunge. "Wenn jemand nicht allzu hell ist, dann lacht er oft und gerne über die Dinge, die er nicht versteht. Damit niemand merkt, wie dumm er eigentlich ist." Mit kraus gezogener Stirn kickte der Kleinere einen Kieselstein weg. "Das ist wirklich blöd. Kann man solchen Leuten denn nicht einfach die Sachen beibringen, die sie nicht verstehen?" Kopfschütteln. "Meistens nicht. Weißt du, es ist nicht immer ganz klar, ob die Menschen mehr Angst vor den Dingen haben, die sie nicht begreifen können oder vor dem Begreifen selbst. Traurig, aber wahr." Auch wenn Seto nicht ganz verstand, was sein Bruder damit meinte, nickte er mit möglichst tiefgründiger Miene und seufzte. "Was genau fanden die beiden Jungs denn so schwer zu begreifen?" "Ich denke, das erzähl ich dir andermal. Ich weiß nicht, ob du das schon versteh-" "Ich bin doch nicht doof!" Schmollend verschränkte der Jüngere die Arme und beschleunigte sein Schritttempo. "So war das nicht gemeint. Es tut mir leid. Komm schon, bleib stehen!" "Nö. Kann dir doch egal sein, wie schnell dein dummer kleiner Bruder läuft." "Kenji! Ich-... Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?" Schon machte der Braunhaarige eine Kehrtwendung und heftete sich mit neugierigem Glänzen in den Augen an den Ärmel seines Nii-sans. "Ich schweige wie ein Grab!" Seufzend verdrehte Taro die Augen und ging in die Hocke. "Also... die Jungs vorhin... die haben gelacht, weil sie erfahren haben, dass ich... dass ich jemanden sehr sehr gern hab. Jemanden aus unserer Klasse." "Also bist du verliebt? So wie die Leute in den Filmen, die Oka-san so gerne schaut?" Ein leichter Rotschimmer breitete sich auf den Wangen des Älteren aus und er nickte. Die Augen seines Bruders weiteten sich bis auf die Größe von Untertassen. "Echt jetzt? Und deshalb lachen die? Ist das denn was Schlimmes? Oder haben die noch nie Fernsehen geschaut und kennen das deshalb nicht?" "Doch die kennen das. Die haben gelacht, weil sie nicht verstehen, warum... vielleicht sollte Oka-san dir das besser erklären, ich-" "Nii-san!" "Ich mag einen Jungen." Kurze Stille, dann ein verwirrtes Blinzeln. "Geht so was denn?" "Natürlich geht das. Das ist genauso normal, wie Gefühle zwischen Junge und Mädchen." "Glaub ich dir nicht. In meiner Klasse gehen keine Jungs miteinander. Toshi geht mit Mimi und die dumme Keiko will unbedingt mit Motoki gehen. In den anderen Klassen bei uns sind auch nur solche Pärchen." "Na, in deinem Alter... das ist was anderes. Aber es ist trotzdem ganz normal, wenn sich Jungs ineinander verlieben. Es kommt eben nur nicht ganz so oft vor." "Wenn du meinst... und deshalb haben die gelacht? Weil das nicht so oft vorkommt? Warum hast du ihnen das denn erzählt, wenn du weißt, dass sie dumm sind?" Taro erlaubte sich ein erneutes Seufzen. "Ich hab ihnen das nicht erzählt. Der Junge, den ich mag... der hat es ihnen erzählt. Wir sind eigentlich gute Freunde, aber seit er weiß, dass ich... dass ich Jungs lieber mag als Mädchen, redet er nicht mehr mit mir, sondern hängt lieber mit diesen dummen Kerlen rum." Nachdenkliches Nicken. "Und deshalb ist das ein Geheimnis, damit nicht noch andere aufhören, mit dir zu reden. Oder?" "Ja, so in etwa..." Für einen kurzen Augenblick herrschte Schweigen, dann breitete sich ein breites Grinsen auf Setos Lippen aus. "Okay! Von mir erfährt keiner was." Mit einem leichten Lächeln erhob der Ältere sich wieder und fuhr seinem Ototo durch das braune Haar. "Danke." "Weißt du, Nii-san, der Junge, den du magst... der ist doof, wenn der dich wegen so was nicht mehr leiden kann." "Meinst du?" "Meine ich." In dem Glauben, das Thema damit mehr oder minder erfolgreich hinter sich gebracht zu haben, setzte Taro sich wieder in Bewegung. Sein kleiner Bruder folgte ihm bedächtig. "Du, Niisan?" "Hm?" "Babies kannst du mit dem Jungen aber nicht machen, oder? Oka-san hat mir nämlich erzählt, dass zwei Menschen, wenn sie sich ganz doll lieb haben... Hey! Nii-san! Renn doch nicht so!" "Bitte, Mokuba-sama, Sie sollten jetzt wirklich gehen. Ihr Bruder hat Ihnen doch verboten, hereinzukommen." "Das hat er nicht so gemeint. Außerdem kümmer ich mich doch immer um ihn, wenn er mal krank ist und er ist so selten zuhause..." "Mokuba-sama, ich-" "Hey, er wacht auf!" Mit einem tapferen Strahlen krabbelte der junge Kaiba auf das Bett. "Guten Morgen, Nii-sama. Hab ich dich geweckt? Wie geht's dir heute?" Leise murrend setzte der Braunhaarige sich auf. "Warte, ich geb dir deine Medizin." Kurzes Räuspern. "Isono, die Medizin!" "Einen Moment mal." Leicht glasige, aber dadurch nicht minder finster dreinschauende blaue Augen richteten sich auf den Personal Assistant, der bereits ahnte, was nun folgte und deshalb schon einmal seinen Kragen lüftete. "Hatte ich nicht angeordnet, dass mein Bruder draußen bleibt?" "Verzeihen Sie, Seto-sama, ich war nur kurz weg und als ich wiederkam-" "Sei still! Keine Ausreden!" Der junge Firmenchef wandte sich Mokuba zu. "Geh raus." "Nein. Ich bleibe hier und geb dir jetzt deine Medizin. Wie sonst auch." "Ich sagte: Geh raus. Ich meine es ernst." "Ach, Nii-sama, komm schon. Hab dich nicht-" "RAUS!" "Aber... Nii-sama..." "Halt den Mund!" Der Kleinere zuckte erschrocken zusammen. "Ich kann dieses dämliche Nii-sama nicht mehr hören. Nii-sama hier, Nii-sama da, ich hab genug davon! Und glotz mich gefälligst nicht so dämlich an! Ich will einfach bloß meine Ruhe, ist das denn so schwer zu verstehen?" Stille. Nach wie vor unfähig, sich zu rühren, starrte Mokuba seinen großen Bruder an und versuchte herauszufinden, was er falsch gemacht hatte. Schließlich erbarmte Isono sich seiner, legte ihm die Hand auf die Schulter und führte ihn mit einem sanften "Mokuba-sama, Ihr Bruder ist krank und braucht viel Ruhe. Sie sollten ihn jetzt besser allein lassen" nach draußen, wo er ihm anschließend klar zu machen versuchte, dass der Braunhaarige seine Worte nicht so gemeint hatte und sie ihm sicher schon wieder leid täten. Das eingeschüchterte "Sicher?" des Jungen bohrte sich wie eine Glasscherbe in das Herz seines großen Bruders - zumal er sich selbst nicht einmal so sicher war, ob er seine Worte wirklich bereute. Er war sich in gar nichts mehr sicher. Lautlos seufzend fuhr er sich über die heiße Stirn und betrachtete anschließend mit leerem Blick den Schweiß, der an seiner Hand klebte. Machte ihn das Fieber so schwach? Fiel das Denken allein deshalb so schwer? Von plötzlicher Übelkeit gepackt schnellte der junge Firmenchef auf die Beine und schaffte es gerade noch so ins angrenzende Bad. Nachdem er die Hühnerbrühe, zu der Isono ihn vor nicht einmal einer halben Stunde genötigt hatte, wieder losgeworden war, wollte er nur noch zurück ins Bett, kam aber nicht weiter als bis zum Türrahmen, an dem er sich mit aller Kraft festklammerte, als seine Beine ihm wieder einmal den Dienst versagen wollten. Alles schien plötzlich furchtbar weit weg. Seine eigenen rauen Hände, die sich verzweifelt am teuren Mahagoniholz festkrallten. Seine Füße, die irgendwo in endloser Ferne unter ihm auf sich scheinbar bewegendem Untergrund standen. Von dem Bett, das in einer völlig anderen Welt zu stehen schien, ganz zu schweigen. Am meisten jedoch verunsicherte Kaiba seine eigene Hilflosigkeit. Halb blind von einer langsam nahenden Ohnmacht, tastete er sich zum Waschbecken zurück und wusch sich das Gesicht, trank ein paar Schlucke aus dem Hahn und legte sich dann widerwillig auf den Boden, die Beine auf den Rand der Dusche gelagert. Wäre doch gelacht, wenn er es nicht mal in sein eigenes Bett zurück schaffen sollte... Woher kam dieses Fieber überhaupt? Von dem bisschen Frühlingsregen, den er abgekriegt hatte? Angeblich konnte auch ein Schock solche Zustände hervorrufen, aber er hatte doch keinen erlitten... Oder? Über die Möglichkeit einer psychosomatischen Ursache wollte er erst gar nicht groß nachdenken. Kaum, dass der Schwindel nachgelassen hatte, erhob der Braunhaarige sich wieder und wagte einen zweiten Anlauf. Diesmal schaffte er es. Na also. Er kam auch ganz gut alleine zurecht. Immerhin etwas. Mehr oder minder zufrieden kroch der junge Firmenchef unter seine Decke zurück und wollte seelenruhig nach seinem Laptop greifen... als er feststellen musste, dass dieser nicht mehr an seinem Platz war, sondern nun auf dem Schreibtisch lag. Und der war verdammt weit weg. Ebenso Isono, der ruhig und mit verschränkten Armen an ihm lehnte und, wusste der Teufel wohin, schaute - viel konnte man durch die dunklen Brillengläser jedenfalls nicht erkennen, auch wenn Kaiba sich ziemlich sicher war, dass sein PA zumindest die erbärmliche Aktion mit der "selbstständigen Fortbewegung" beobachtet hatte. Er spürte, wie sein Gesicht vor Scham noch stärker zu glühen begann als ohnehin schon. Was, wenn Isono jetzt wieder mit dieser absolut indiskutablen Idee ankam, einen Arzt hinzu zu ziehen? "Stört es Sie, wenn ich rauche?" Überrumpelt von dieser unerwarteten Frage schüttelte der junge Firmenchef den Kopf und beobachtete seinen Persönlichen Assistenten, der plötzlich aus der Innentasche seines Sakkos eine Packung Zigaretten hervorzog, deren Inhalt um eine erleichterte und sich diese zwischen die Lippen klemmte, bevor er das Päckchen wieder verschwinden ließ und statt dessen auf einmal ein billiges Einweg-Feuerzeug in der Hand hielt. "Seit wann rauchst du?" "Seit gestern." Eigentlich hasste Kaiba den Gestank von Zigarettenrauch - zum einen wegen des Geruchs selbst, zum anderen weil Nikotin abhängig machte und Abhängigkeit Kontrollverlust bedeutete - aber als er daran dachte, dass sicher niemand jemanden küssen wollte, der nach Tabak roch, legte er unwillkürlich den Kopf schief und deutete mit einem schwachen Nicken auf die nun glühende Zigarette. "Krieg ich auch einen Zug?" Sofort hielt Isono in seiner letzten Bewegung inne, verharrte einen kurzen Moment und drückte dann entschlossen seinen Glimmstängel aus - auf dem zugeklappten Laptop seines Chefs. "Was soll das?" "Was soll was?" "Sie essen nichts mehr, schreien ihren Bruder grundlos an und wollen jetzt auch noch eine rauchen... Was zum Henker soll das? Soll ich Ihnen vielleicht noch eine Flasche Scotch bringen?" "Du vergisst schon wieder, wen du vor dir hast!" Die Lippen des Älteren verzogen sich zu einer schiefen Grimasse. Ein abschätziges Aufkeuchen war zu hören. "Soll ich ehrlich sein? Ich weiß schon längst nicht mehr, wen ich da eigentlich vor mir habe. Mit dem Seto Kaiba, für den ich eigentlich arbeite, hat diese Person jedenfalls nicht viel zu tun. Ich komme mir langsam vor wie im Kindergarten." Ein kurzes Beben durchfuhr die zu Fäusten geballten Hände, ehe eine von ihnen mit einem dumpfen Geräusch auf die Bettdecke schlug. "Sei still! Was verstehst du schon?" "Nichts. Ich gebe es ganz offen zu, Seto-sama, ich verstehe gar nichts mehr. Was Ihnen da passiert ist, ist schlimm, keine Frage. Aber es ist kein Grund, in irgendeine selbstzerstörerische Phase abzudriften. Aber genau das tun Sie. Was erhoffen Sie sich davon?" "Ruhe. Mehr nicht. Ich will verdammt noch mal einfach bloß meine RUHE!" "Hören Sie gefälligst auf, mich anzuschreien!" Der Jüngere zuckte unmerklich zusammen, während sein PA sich leise seufzend die Schläfen massierte und um seine Fassung rang. Schließlich hatte er sich wieder etwas beruhigt und näherte sich dem großen Bett; beugte sich zu seinem Chef herunter und stützte sich dabei auf der Matratze ab. "Sie mögen Recht haben. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was Sie durchmachen mussten oder wie es gerade in Ihnen aussieht. Und ich bin auch kein Psychologe, aber indem sie sich selbst bemitleiden und zugrunde richten, werden Sie die Sache nicht besser machen. Der Täter-" Der Jüngere schnellte nach vorn, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von dem seines Persönlichen Assistenten entfernt war, und funkelte diesen wütend an. "Er ist kein Täter!" Nun war es an Isono, erschrocken zurückzuweichen. "Wärst du pünktlich gewesen, wäre es doch gar nicht erst passiert!" Es dauerte einige Sekunden, bevor der PA sich wieder soweit gefangen hatte, um etwas erwidern zu können. "Sie... Sie geben mir die Schuld?!" Stille. Dann: "Raus..." "Sie geben tatsächlich-" "RAUS, HAB ICH GESAGT!" Zähneknirschend richtete der Ältere sich auf und wandte sich zum Gehen. Seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus "Wie Sie wünschen... Seto-sama." "Und komm mir ja nicht wieder unter die Augen! Du bist gefeuert!" Ohne auf diese Kündigung einzugehen, ließ Isono die Tür ins Schloss fallen und verschwand. Kaum, dass seine Schritte im Flur verklungen waren, ließ Kaiba sich leise stöhnend in die Kissen zurück sinken und starrte mit leerem Blick die Zimmerdecke an. Hatte er einen Fehler gemacht? Nein. Er hatte es nicht nötig, sich von irgendjemandem Vorwürfe machen zu lassen, auch nicht von ihm. Letzten Endes war es sowieso seine eigene Schuld, dass es zu dieser... zu diesem Vorfall vor zwei Tagen gekommen war. Warum musste er auch so schön sein, dass Taro sich nicht mehr beherrschen konnte? Wieso wehrte er sich nicht, wurde unter den Berührungen seines Bruders regelrecht bewegungsunfähig? Und das, wo er sich eigentlich ziemlich sicher war, dass er diese Dinge nicht wollte... Aber wenn Taro wirklich von ihm abgelassen hätte, bevor es vorbei war... würde es ihm dann besser gehen? Müde schob der Braunhaarige diese schwierigen Fragen beiseite und schloss die Augen. Hauptsache, er war endlich allein... Diese Kündigung war notwendig gewesen, definitiv. Genauso wie das Verhalten seinem kleinen Bruder gegenüber. Er konnte Isonos traurigen Blick einfach nicht mehr ertragen. Wollte Mokubas Fragen nicht mehr hören. Wollte nur noch seine Ruhe. Und die hatte er ja nun. Seinem unruhig hämmernden Herzen, dessen Schlagen jeden Tag mehr an das Wimmern eines kleinen Kindes erinnerte, schenkte Kaiba schon längst keine Beachtung mehr. Es hatte ihn bereits zu oft verraten. Hatte ihm vorgegaukelt, es wüsste etwas über Liebe. Es wäre stark. Unzerbrechlich. Und doch bebte es jedes Mal ängstlich, wenn besagte Liebe ihm zu nahe kam. Verschanzte sich hinter einer eisigen Wand. Nur zerbrechen, das konnte es wirklich nicht. Dazu lag es bereits zu lang in Scherben... Nichts, woran der junge Firmenchef sich nicht schon längst gewöhnt hatte. Und erst recht kein Grund, sich weiter so gehen zu lassen. Schließlich hatte er Isono nicht rausgeschmissen, um sich anschließend doch an seine Bitte, sich auszuruhen, zu halten. Nein, er würde am Montag ganz normal zur Schule gehen. Als wäre nichts passiert. Er brauchte nur viel Wasser zu trinken und ein paar Kopfschmerztabletten zu nehmen, dann konnte ihm auch sein Kreislauf keinen Strich durch die Rechnung mehr machen. Niemand konnte das. ________________________________________________________________ Denn Seto Kaiba war der größte, schönste, stärkste, tollste Saiyajinprinz-... ach Mist, falscher Anime XD Er hat Roland gefeuert! T_T' Das Schwein! *hmpf* Wir alle ahnen, welches Superklischee als nächstes kommt, ne? »Nein, er würde am Montag ganz normal zur Schule gehen.« --> Der Klassiker! XDD Bis denne, die Umi ^^V Kapitel 7: Darkness ------------------- "Lass mich los!" "Hör auf zu zappeln, Seto! Du hast versucht mich reinzulegen und musst dafür bestraft werden. Trag es wie ein Mann und lass dieses kindische Gequieke." Augenblicklich verstummte der Jüngere und hörte auf, sich in dem unnachgiebigen Griff seines Adoptivvaters zu winden. Der Alte war ein Dreckskerl und seine so genannte "Erziehung" mehr als nur fragwürdig... aber er hatte Recht. Sein Ziehsohn hatte nicht nur gegen die Regeln verstoßen, sondern sich dabei auch noch erwischen lassen. Dummheit hoch zwei, aber im Nachhinein war man ja bekanntlich immer klüger. In dem Irrglauben, Gozaburo wäre außer Haus, hatte der Junge sich aus seinem Zimmer gestohlen und war zu seinem Bruder geschlichen - ohne sein Halsband! Kein Wunder also, dass der KC-Präsident wütend auf ihn war. Und nun... Nun bekam der Braunhaarige seine verdiente Ohrfeige und die Leine wieder umgelegt. Doch das war noch nicht alles. "Es wird dich freuen zu hören, dass du für heute keinen Unterricht mehr hast, Seto. Ich denke nämlich es ist ratsamer, wenn ich dir die Gelegenheit gebe in aller Ruhe über deine Aktion nachzudenken. Komm mit!" Wortlos folgte der Kleinere seinem Adoptivvater - stets darauf bedacht, mit ihm Schritt zu halten. Sobald er auch nur einen Meter zurückfiel machte der Alte von der Leine Gebrauch und darauf konnte er wirklich gut verzichten. Überhaupt war es eine sehr widersprüchliche Art von Freiheit, die er durch besagte Leine kennen gelernt hatte: Hielt er sich nah an diesem Ekelpaket Gozaburo und gehorchte, blieben ihm Atemnot und Halsschmerzen erspart. Versuchte er jedoch seinen eigenen Kopf durchzusetzen, dann machte er Bekanntschaft mit dem Gefühl, das wohl auch Papierdrachen hatten, wenn ihre kleinen Besitzer sie bei Windstille über den Boden schleiften und einfach nicht begreifen konnten, warum das bunte Ding nicht fliegen wollte. Trotzdem konnte der Junge nicht anders, hin und wieder musste er es einfach versuchen - auch auf die Gefahr hin, sich Ärger einzuhandeln. "Wir sind da." "Das ist... der Keller." Höhnisches Grinsen und ein gelassener Kringel Zigarrenrauch, der irgendwo in der Dunkelheit verpuffte, waren die Antwort. "Exzellent beobachtet." Scheinbar väterlich legte der Ältere seine Hand auf den Rücken des 11jährigen und schob ihn zu einem alten Heizungsrohr, tat dabei so, als bemerkte er dessen neugierige Blicke nicht. Als sehe er die verstaubten Spielzeuge seines toten Sohnes nicht, die hier unten lagerten. "Weißt du, Seto, du bist wirklich das undankbarste Gör, das mir je begegnet ist. Dir scheint nicht einmal ansatzweise klar zu sein, welche Möglichkeiten ich dir und deinem Bruder bieten kann, wenn du dich nur etwas erkenntlich zeigen würdest." Der Glimmstängel gab ein leises Knistern von sich und glühte etwas auf, als Gozaburo an ihm zog. "Zieh deine Sachen aus." Sofort erstarrte der Braunhaarige. "Was?" Der Größere hakte die Leine aus. "Du sollst deine Sachen ausziehen. Alles, bis auf das Halsband." "Warum?" "Frag nicht, sondern tu es. Oder muss ich das für dich übernehmen?" Kopfschüttelnd gehorchte der Junge. Die Erinnerung an eine gar nicht allzu weit zurück liegende Nacht drängte sich ihm unwillkürlich auf... Sein großer Bruder hatte ihn damals nicht vorgewarnt, sondern... "Schneller, ich hab nicht ewig Zeit. Oder genierst du dich wie ein kleines Mädchen?" Wenige Augenblicke später war der Kleinere fertig. "Leg deine Sachen zusammen und gib sie mir." Wieder kam er der Aufforderung nach. Gozaburo legte den Kleiderstapel auf eine der vielen verstaubten Kisten und befestigte dann das eine Ende der Leine am Halsband seines Ziehsohns, das andere an dem nächsten Heizungsrohr. Es folgten noch zwei kleine Schlösser, dann richtete der Leiter der KaibaCorporation sich mit einem zufriedenen Nicken auf. "Du wirst die heutige Nacht im Keller verbringen. Vielleicht lernst du dann meine Bemühungen um dich zu schätzen. In deinem Alter ging es mir nicht halb so gut wie dir." Seelenruhig griff der Alte nach den abgelegten Sachen und begab sich zur Kellertür. "Morgen früh hol ich dich wieder ab." Ein leises Knarren, schon war der Braunhaarige allein. In völliger Finsternis. Mit leerem Blick starrte Kaiba seine Kunst-Hausaufgabe an. Hatte wirklich er diesen depressiven Mist verzapft? Ausgerechnet schwarz... Dabei hatte er jahrelang Angst vor der Dunkelheit gehabt und konnte sogar heute noch nicht einschlafen, wenn der Raum, in dem er war, keine Fenster hatte. Träumte nach wie vor manchmal von dieser Nacht, die er allein im Keller verbringen musste. Wenn er es recht bedachte, dann hatte er damals das letzte Mal in seinem Leben geweint... Und sich vorgenommen, dass er seine Wachhunde, sollte er sich je welche anschaffen, nie an die Leine legen würde - ein Vorsatz, an den er sich auch gehalten hatte. Immerhin etwas. "Kaiba-kun, wie schön, dass Sie uns heute wieder mit Ihrer Anwesenheit beehren! Waren Sie krank oder ist Ihnen am Freitag etwas Geschäftliches dazwischen gekommen?" Der junge Firmenchef rang sich seinem Lehrer gegenüber ein kühles Lächeln ab. "Letzteres." Hanaba nickte, wirkte aber alles andere als überzeugt. "Nun gut, dann beeilen Sie sich besser, sonst verpassen Sie noch das Stundenklingeln. Der Kunstunterricht findet heute in der D6 statt, da eine andere Klasse unseren Raum braucht. Wir sehen uns dann in der zweiten Stunde; die erste übernimmt Takashima-san." Ohne noch etwas zu erwidern machte Kaiba sich auf den Weg. Zu spät zu kommen war das Letzte, was er wollte. Normalerweise störte es ihn kaum, wenn alle ihn anstarrten - das unwiderrufliche Schicksal eines jeden Verspäteten - aber heute... Wenn er so aussah, wie er sich fühlte... Abwesend betrat der Braunhaarige die D6 und setzte sich ganz hinten an den einzigen noch freien Platz. Er würde sich ganz normal am Unterricht beteiligen, als wäre nichts passiert. Taro würde schon merken, dass es ihm nicht gerade blendend ging und ihn in Ruhe lassen, spätestens, nachdem er das Bild gesehen hatte. Eigentlich fand Kaiba es albern, mit versteckten Botschaften herumzuwerkeln, anstatt einfach zu sagen, was Sache war, aber er konnte und wollte nicht mit seinem Bruder reden... Herrgott, sogar der Köter, der ihn seit seinem Auftauchen schräg von der Seite anglotzte, hatte verstanden, dass irgendwas nicht stimmte, und verkniff sich brav seine dummen Bemerkungen. Da konnte er wohl auch von Taro erwarten, dass er sich von ihm fernhielt. Nach wie vor redete der junge Firmenchef sich ein, dass sein großer Bruder nicht absichtlich so gehandelt hatte, wie er es eben getan hatte. Vermutlich hatte er sich einfach hinreißen lassen - so was kam angeblich vor, wenn man jemanden liebte und ihn nicht anfassen durfte. Daran, dass Taro ihn wirklich liebte, zweifelte Kaiba nicht im Geringsten. Zwar war die Art und Weise, wie er es tat, in gewisser Hinsicht demütigend und irgendwie abstoßend, aber das waren Gozaburos Erziehungsmethoden auch gewesen und die hatten ihn schließlich zu dem Menschen gemacht, der er heute war. Und das Ergebnis konnte sich doch sehen lassen: Erfolgreich, zukunftsorientiert, reich, berühmt... Frei. Vielleicht wuchs man ja an Demütigung? Unwillkürlich musste der Braunhaarige an den anderen Yugi denken, der nun schon seit über einem halben Jahr fort war. Seit seiner Niederlage gegen seinen Aibou hatten sich keine verrückten Ägypten-Fans mehr blicken lassen... niemand lief irre lachend umher, leckte Jahrtausende alte Artefakte ab und faselte davon, dass er nur geboren wurde um zu hassen und zu quälen... DuelMonsters konnte endlich wieder gespielt werden, ohne dass man Angst haben musste, von einem ominösen dunkelvioletten Nebel verschlungen zu werden... und vor allem stocherte niemand mehr ungefragt in der Psyche Seto Kaibas herum. Wie war das noch mal? "So lange dein Herz von Hass regiert wird, kannst du mich nicht besiegen"? Na ja, oder so ähnlich... Auf jeden Fall waren die Duelle mit dem von aller Welt so wahnsinnig heiß begehrten, namenlosen Pharao das einzige gewesen, was das Herz des jungen Firmenchefs je hatte höher schlagen lassen. Sein Blut zum Kochen brachte. Fast so etwas Ähnliches wie Leidenschaft in ihm weckte, trotz der ständigen Bedrohung, jeden Moment Opfer einer öffentlichen Psychoanalyse zu werden. Inzwischen wusste Kaiba kaum noch, wie sich diese Leidenschaft überhaupt anfühlte. Eine warme Hand legte sich plötzlich auf seine Schulter und ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Leise drang Taros Stimme an sein Ohr. "Wie schön, dass du wieder da bist, Kenji. Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Hast du deine Hausaufgaben dabei?" Der Jüngere nickte schwach und zog das Bild hervor, das er vor drei Tagen dem Köter vor die Füße geworfen hatte. "Ihr solltet eure Gefühle festhalten." "Ich weiß." "Oh..." Der Griff wurde schwächer, ein unschlüssiges Schlucken war zu hören. Niemand aus der Klasse bemerkte es oder die Wortwahl des jungen Referendars. "Ich nehm dir das Bild ab, wenn du darauf bestehst, Kenji. Ob es bewertet wird entscheidet allerdings Hanaba-sensei." Nachdenklich nahm der Schwarzhaarige das vermeintliche Kunstwerk an sich und beugte sich noch ein Stück weiter vor, bis sein Atem sanft die Wange seines Bruders streifte. "Bitte warte nach dem Unterricht draußen auf mich, ich würde gern mit dir reden." Wieder nickte Kaiba, auch wenn er genau das eigentlich hatte vermeiden wollen. Sanft lächelnd richtete Taro sich wieder auf und ging zurück an den Lehrertisch, in dessen oberer Schublade er unauffällig die Hausaufgabe seines Ototo verschwinden ließ um sich anschließend wieder den anderen Schülern zuzuwenden. Deren Aufmerksamkeit hielt sich allerdings in Grenzen. "Hey, Yugi, kommst du nach der Schule mit zur Pizza Sock? Da gibt's jeden Montag so ein Sonderangebot: Familienpizza zum Normalpreis, wenn man noch ein Getränk dazu nimmt." "Ich weiß nicht, ich wollte Jii-chan heute im Laden helfen..." "Ey, Mann... Komm mit und teil dir so ne Pizza mit mir!" "Hast du wieder nicht genug Geld, um sie dir alleine zu leisten?" Unverständliches Murren. "Hä?" "Ich sagte: Ich muss sparen. Ich zieh nämlich nächsten Monat aus und hab die Kaution noch nicht ganz zusammen. Na, und meinen Alten kann ich ja kaum anhauen." "Du schaffst das schon, Jounouchi-kun. Wohin ziehst du denn?" "In die Nähe vom Campus. Ist ne WG, aber ganz okay, auch wenn die anderen alle Studenten sind." "Und was wirst du machen? Hast du dich inzwischen entschieden?" "Ich weiß nicht genau. Honda geht ja zu den Bullen. Das könnte ich nicht mal dann, wenn ich das wollte." "Wieso nicht?" "Meine Akte ist nicht ganz sauber. Hab mal was geklaut, als ich 14 war." Yugis Augen wurden größer. "Ey, das ist Ewigkeiten her, ich mach so was nicht mehr. Und das weißt du auch." "Ich glaub dir doch." "Was ist nun?" "Wie?" "Na, kommst du jetzt mit Pizza essen? Alter, mein Magen hängt mir jetzt schon in den Kniekehlen, wenn ich nur an den geilen Käse denke, den die da auf die Pizzen tun. Und diese Soße... Wie lange noch?" "15 Minuten... und dann noch 6 weitere Stunden." "Oh ne... Sag mal, hast du mitgekriegt, was der Takashima von uns will?" "Dank dir nicht." "Ist plötzlich so still hier." Gähnend drehte Jounouchi sich in die andere Richtung. "Hey, Honda! Was sollen wir machen?" "Die Klappe halten, Seite 124 lesen und das Wichtigste raus schreiben." "Danke." Wieder eine 180°-Drehung. "Seite 124 lesen und was raus schreiben. Kann ich in dein Buch reinschauen, wenn du fertig bist?" "Hm." Der Blonde seufzte leise und tippte unruhig auf seinem Tisch herum. Und wartete. Und wartete. Schließlich trieb ihn seine Langeweile sogar so weit, dass er sich zu Kaiba umwandte - allerdings nicht weiter als bis zum Luftholen kam. "Jounouchi, würden Sie sich bitte auf Ihre Aufgabe konzentrieren und aufhören, die ganze Zeit Ihre Mitschüler abzulenken? Vielen Dank." Der Angesprochene grinste und legte steif die Hand an seine Stirn. "Aye aye, Sir. Kommt nicht wieder vor." Ein freundliches Lachen war die Antwort. "Wollen wir es hoffen. Ich werde Ihnen allen noch etwa 10 Minuten geben, dann wird einer seine Notizen vortragen." Leichte Unruhe breitete sich in der Klasse aus, als die, die bis jetzt noch gar nichts gemacht hatten, sich endlich auch ihrer Aufgabe zuzuwenden begannen. Kaiba war indes schon längst fertig und schaute mit leicht getrübtem Blick aus dem Fenster. Nur noch ein paar Stunden... Lächelnd deutete Taro auf die Hausbar seines Wohnzimmers. "Magst du auch etwas trinken?" Der Jüngere nickte nur knapp. Er hielt nichts von Alkohol - für ihn die Verkörperung des Begriffs 'Kontrollverlust' - aber seit wann konnte man etwas verlieren, das man nicht einmal besaß? Das Glas, das sein Bruder ihm in die Hand drückte, war angenehm kalt und der bloße Geruch seines Inhalts wirkte berauschend. Kaiba trank es in einem Zug aus. Das höllische Brennen seiner Kehle verursachte einen widerlichen Hustenreiz, den er nur mit Müh und Not unterdrücken konnte. Trotzdem ließ er sich nachschenken. Beim zweiten Mal war es nicht mehr ganz so schlimm. Der Alkohol stieg ihm schnell zu Kopf - kein Wunder, hatte er doch seit drei Tagen nicht mehr richtig gegessen und erst am Morgen eine Hand voll Medikamente eingeworfen, um in der Schule nicht umzukippen. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf die Lippen des Braunhaarigen, als er bemerkte, dass das Bild, das er sich von seiner eigenen Person gemacht hatte, langsam aber sicher zu verblassen drohte. Wo war der selbstsichere Firmenleiter geblieben, der ihm vor nicht einmal zwei Wochen noch jeden Morgen aus dem Spiegel entgegenblickte? Dieser kalte Erwachsene, der bei dem bloßen Versuch seinen kleinen Bruder anzulächeln schon einen Krampf in den Mundwinkeln bekam... der alles und jeden verhöhnte... den trotzdem so viele wegen seiner Stärke bewunderten... war das wirklich er gewesen? Inzwischen schien dieser seltsame Mensch ihm genauso fremd wie der "junge Herr Kaiba", der sich mit starrem Blick an einer langen Kette von seinem Adoptivvater durch das Haus zerren ließ. Der noch Jahre danach mitten in der Nacht durch seinen eigenen Schrei aufwachte und nach einem ledernen Band an seinem Hals tastete. Blieb nur noch einer übrig: Ein kleiner Junge, der außer seinen Brüdern niemanden zum Spielen hatte, weil er sich davor scheute, auf andere Kinder zuzugehen und nur ein verschüchtertes Kopfschütteln zustande brachte, wenn diese ihn einmal zu sich einluden. Kenji. Der Zweitgeborene. Das mittlere Kind. Doch auch dieses Bild passte nicht mehr. Der Braunhaarige ertränkte es mit den anderen in einem dritten Glas. "Kenji..." Taros Stimme war sanft und sein Atem kitzelte den Jüngeren. Wann hatte er sich neben ihn gesetzt? "Ich mache mir Sorgen um dich. Du hast am Freitag so plötzlich gefehlt. Und dann gibst du mir heute dieses Bild ab... Ist es wegen mir? Habe ich etwas falsch gemacht?" Kaiba hielt dem schmerzerfüllten Blick seines Gegenübers nicht lange stand und senkte schuldbewusst den Kopf. Das ausdruckslose "Nein" klang, als käme es von einem anderen. Leises Seufzen. "Gut..." Warme Hände legten sich an die Wangen des jungen Firmenchefs und zwangen ihn so, wieder aufzusehen. Ein aufrichtiges Lächeln lag auf den Lippen des Schwarzhaarigen. "Ich würde dir nie wehtun. Das weißt du doch, oder?" Zaghaftes Nicken. "Ich hab dich wirklich sehr lieb, Ototo. Hast du mich auch lieb?" Wieder ein Nicken. Diesmal zögernder. "Das ist schön." Der Ältere erhob sich elegant und streckte seinem Bruder die Hand hin. "Komm. Wir sollten besser nach nebenan gehen. Ich glaube, du hast etwas zu viel getrunken" Den eisigen Schauer - der trotz der Wärme des Alkohols über seinen Rücken huschte - ignorierend, nahm Kaiba die dargebotene Hand und stand ebenfalls auf. Schwankte unsicher, als der andere ihn zum Schlafzimmer führte und fragte sich dabei, ob seine Beine schon immer so furchtbar lang waren und warum er dann nicht viel öfter über sie stolperte. Plötzlich fand er sich in den Armen des Größeren wieder, hörte das Rascheln von Bettdecken, spürte eine heiße Zunge über seinen Mund fahren. Der Schwindel nahm zu. Ihm wurde schlecht. "Du bist wirklich wunderschön, Kenji..." Ein paar der braunen Strähnen wurden beiseite gestrichen, die freigelegte Haut mit hungrigen Küssen überschüttet, die sich wie Säure in den zitternden Körper des jungen Firmenchefs fraßen. Warum konnte er es nicht einfach genießen? Taro würde ihm nicht wehtun. Er fand ihn schön. Liebte ihn. Das hatte er doch gesagt. Was er da mit ihm machte war völlig normal. Das taten alle Paare. Wenn er jetzt abblockte, dann glaubte Taro, er würde ihn nicht mehr 'lieb haben'. Er durfte ihn nicht enttäuschen. Nicht ihn. Raues Stöhnen drang an das Ohr des Jüngeren. Ließ ihn die Augen schließen und darauf hoffen, dass es möglichst schnell vorbei war... Es klopfte. Zuerst versuchte sein Bruder, es zu ignorieren. Umsonst. Seufzend richtete er sich auf und zog eine entschuldigende Grimasse. "Sorry. Wer auch immer das ist, ich wimmel ihn ab, ok? Bin gleich wieder da." Ein sanfter Kuss auf die Wange. "Nicht weglaufen." Schon war Kaiba allein. Mühsam setzte er sich und versuchte, den regen Wortwechsel von draußen zu verfolgen. Taro stritt mit jemandem. Laut. Heftig. Ein empörter Aufschrei, das Wort "Hausfriedensbruch" fiel und auf einmal flog die Schlafzimmertür auf. Nach einem kurzen Moment der Stille packte ihn jemand am Arm und zerrte ihn nach draußen. "Dazu haben Sie kein Recht!" "Aber Sie?" "Er ist freiwillig hier!" Um wen ging es? Zahllose Treppenstufen, die ganze Zeit im Kreis. Plötzlich warmes Licht und frische Luft. Der Griff um Kaibas Arm lockerte sich. Ein saurer Geschmack in seinem Mund ließ den jungen Firmenchef zwei Schritte nach vorn stolpern und schließlich auf die Knie sinken. Es dauerte nicht lange, bis der ohnehin rare Inhalt seines Magens komplett in der Abwasserrinne des Gehwegs gelandet war. Ein Taschentuch wurde ihm gereicht. Ohne aufzusehen nahm der Braunhaarige es an und wischte sich den Mund ab. Seine Stimme war nicht mehr als ein schleppendes Krächzen. "Wie hast du...?" "Ich bin Ihnen mit dem Wagen gefolgt." Vorsichtig half Isono seinem ehemaligen Vorgesetzten auf. "Kenji!" Der Angesprochene zuckte unwillkürlich zusammen, wagte jedoch nicht sich umzudrehen. "Kenji, wer ist dieser Mann? Warum lässt du dich einfach so von ihm wegzerren?" Doch bevor Taros ausgestreckte Hand die Schulter seines Bruders berühren konnte, wurde sie unsanft von dessen Assistenten beiseite geschlagen. Unter dem verständnislosen Blick des jungen Referendars schob Isono Kaiba sanft aber bestimmt zu seinem Wagen und öffnete ihm die Tür. Kaum, dass der Braunhaarige auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, machte sein Ex-PA eine rasche Kehrtwendung und ehe Taro - der den beiden gefolgt war - sich versah, spürte er auch schon den Lauf einer 9mm Compact auf seiner Brust. Die Stimme ihres Besitzers war nicht mehr als ein bedrohliches Raunen. "Wenn Sie Seto-sama noch einmal anfassen sind Sie tot." Eine knappe Verbeugung; die Waffe verschwand wieder in der Innentasche des Jacketts. "Einen guten Tag." Kurz darauf verschwand der alte Toyota aus dem Blickfeld des angehenden Lehrers. Die Ampel schaltete auf Rot. Isono stoppte und wandte sich zur Seite. Er hielt dieses - nun schon fast eine halbe Stunde herrschende - krampfhafte Schweigen einfach nicht länger aus. Irgendetwas musste er sagen... Gerade wollte der PA zu einem behutsamen "Seto-sama" ansetzen, als ein seltsames Geräusch ihn unterbrach, das sich auf direktem Weg durch sein Herz zu bohren schien. Nach wie vor die Arme fest um den Oberkörper geschlungen kauerte Kaiba auf dem Beifahrersitz. Zwar konnte der Ältere durch das lange, braune Pony seine Augen nicht sehen, doch die bebenden Lippen und die immer häufigeren, ungeschickten Schluchzer verrieten auch so, dass in diesem Augenblick etwas zerbrochen war. War es sein Stolz? Oder nur die kalte Maske? Dass es die Illusion war, Taro hätte diese "Dinge" jemals aus echter Liebe mit seinem kleinen Bruder getan, konnte Isono nicht wissen. Mehr denn je verspürte der PA in jenem Moment den Wunsch, seinen ehemaligen Vorgesetzten in die Arme nehmen zu dürfen, um ihm wenigstens ein bisschen Halt zu geben. Gerade streckte er die Hand aus, um diesem Drang nachzugeben, als die verfluchte Ampel vor ihnen auch schon wieder auf Grün sprang und das ungeduldige Hupen der anderen Autofahrer ihn zwang, sich wieder auf die Straße zu konzentrieren und Gas zu geben. Als Isono kurz darauf einen flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln wagte, hatte Kaiba ihm mehr oder minder erfolgreich den Rücken zugewandt und lag fast auf dem Sitz. Seine Schluchzer wurden wieder leiser, verstummten aber erst endgültig, als der Ältere bereits in seine Straße einbog. Wortlos schaltete er den Motor ab, stieg aus und musste unwillkürlich seufzen, als er seinem ehemaligen Chef anschließend die Tür öffnete. Ein Häufchen Elend - anders konnte man das, was er da vor sich hatte, wirklich nicht bezeichnen. Leise entfernte der PA den Sicherheitsgurt und hob den schlafenden Jungen dann auf seine Arme; musste sich ein erschrockenes Aufkeuchen verkneifen, als er dessen federleichtes Gewicht registrierte. Der Braunhaarige war zwar schon immer recht schlank gewesen, aber das war nicht mehr normal. Auf dem Weg in seine Wohnung kämpfte Isono wirklich mit den Tränen und kaum, dass er Kaiba ins Bett verfrachtet hatte, griff er nach dem Telefon, um die einzige Person anzurufen, die ihm in diesem Augenblick in den Sinn kam... ________________________________________________________________ ... nämlich den Tierschutzverein! Drei Dinge: 1. Keiner sagt was zu meinem nicht vorhandenen Wissen über die Anzahl der Gläser unbestimmten alkoholischen Inhalts, die man braucht um Seto wegzuhauen ohne ihm ne lebensgefährliche Alkoholvergiftung zu bescheren o.O (auf das ich im Übrigen sehr stolz bin) Wenn jemand meint, er hat zuwenig getrunken: Japaner vertragen nicht viel, ist genetisch bedingt. Und dann auch noch auf nüchternen Magen... Wenn jemand gegenteiliger Meinung ist: Er hat das meiste ja wieder ausgekotzt XD 2. Ich will Pizza!!! 3. Gozaburo ist doch ein kleines zuckeriges Goldkind, wa? ^.^~ Ich arbeite momentan an nem kleinen Schmuckstück namens "Cocaine", in dem ich noch viiiiiel mehr mit ihm spielen kann! *_* Und mit Roland und vor allem mit dem angeleinten Seto *hrr~* Sollte ich das Interesse daran beibehalten, dann lad ich sie hoch sobald sie fertig ist. Soweit so gut, man liest sich! die Umi ^^V Kapitel 8: Love --------------- "Ta-chan, passt du bitte auf deine Brüder auf?" Leicht genervtes Seufzen. "Jetzt?" Die hübsche Braunhaarige schmunzelte. "Natürlich jetzt. Oder hast du etwa schon etwas anderes vor?" Ihr Sohn schüttelte den Kopf und schaltete den Fernseher ab. "Nein, ich hab Zeit. Du und Oto-san, ihr könnt ruhig ausgehen." "Gut, dann sind wir jetzt weg. Bis dann!" "Hm..." Die Haustür fiel ins Schloss, das Knirschen von Kies und stetig leiser werdende Stimmen waren zu hören und einen kurzen Moment später startete auch schon der elterliche Wagen. Taro atmete tief durch und genoss die anschließende Stille. ... Moment, Stille? Er befand sich zusammen mit zwei kleinen Jungs im Haus und obwohl es bereits nach 21Uhr war, war Stille das krasse Gegenteil von dem, was eigentlich herrschen sollte. In Erwartung des schlimmstmöglichen Chaos' schlich der älteste der Takashima-Brüder nach oben und warf einen vorsichtigen Blick in das erste Zimmer. Es war leer. Alarmiert machte er sich auf den Weg zu Kinderzimmer nummero zwei und linste auch hier misstrauisch durch den Türspalt, trat dann aber mit einem sanften Lächeln auf den Lippen ein. Mokuba lag zusammengerollt im Bett seines heiß geliebten Nii-samas - seinen Plüschhund wie immer fest umklammert an sich gedrückt - während sein älterer Bruder scheinbar beim Gute-Nacht-Geschichten-Vorlesen eingeschlafen war und nur Kopf und Arme Platz auf der himmelblauen Decke gefunden hatten. Normalerweise war trotz aller elterlichen Anweisungen um diese Zeit noch nicht einmal ans Schlafengehen zu denken. Wahrscheinlich war der nachmittägliche Schwimmausflug der Grund für diese frühe Müdigkeit, bei dem Taro seine Geschwister wie eigentlich immer begleitet hatte. Es tat ihm fast schon leid, dass er auf die Frage seiner Eltern, ob er denn nichts anderes vorhabe, so gut wie nie mit einem "Doch" antworten konnte. Es war nicht so, dass er keine Freunde hatte... nur wahrten auch die seit seinem unfreiwilligen Outing immer einen gewissen Abstand zu ihm, egal wie sehr sie sich bemühten, diesen zu verbergen. Alles war etwas kühler geworden seitdem, was womöglich auch nur mit seiner eigenen eher introvertierten Art zusammenhängen mochte. Wer wusste das schon so genau... Der einzige, der sich abgesehen von seinen vielen Fragen nicht anders als vorher benahm, war Seto. Niemand sonst akzeptierte ihn so rückhaltlos. Sah ihm weiterhin offen in die Augen. Redete, ohne sich vor irgendwelchen Themen zu scheuen. Und niemand sonst nahm ihn in den Arm, wenn es ihm schlecht ging. Niemand... Nicht einmal seine Eltern. Dass er diese nie wieder sehen würde, konnte er in jenem Moment nicht einmal ahnen. "Koichi..." Mit besorgtem Blick fuhr Kimiko ihrem Exmann durch das dunkle Haar und beugte sich dann vor, um ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn zu drücken. Auch wenn die erst wenige Wochen zurückliegende Scheidung ihre Idee gewesen war, liebte sie Isono nach wie vor. Und obwohl ihr das, was er ihr gerade anvertraut hatte, in der Seele wehtat, war sie irgendwie froh von ihm angerufen worden zu sein. Ihm helfen zu können. "Tut mir leid, dass du wegen mir deinen Job riskierst." "Schon okay..." Seelenruhig nahm die zierliche Frau dem Älteren die gerade angezündete Zigarette aus der Hand und drückte sie aus. "Fang besser gar nicht erst richtig an damit. Das ist Geldverschwendung und ungesund." "Ich weiß..." Murrend nahm Isono seine Sonnenbrille ab und massierte sich die Nasenwurzel. "Sonst brauchst du dich nicht zu wundern, wenn der Junge plötzlich auch damit anfangen will." Gegen seinen Willen musste der PA plötzlich lächeln. Der Junge... Kimiko war wohl die einzige Person auf dieser Welt, die Seto Kaiba einfach so als Jungen bezeichnete - und dann auch noch in einem so tadelnden Tonfall, als handelte es sich dabei um einen 12jährigen. "Ruh dich ein bisschen aus, mit diesen Augenringen kannst du ja auf der Straße kleine Kinder erschrecken gehen. Und komm mir jetzt nicht mit deiner dummen Brille! Es geht um das Prinzip." "Jawohl, Ma'am." "Na!" Ein liebevoller Klaps auf den Hinterkopf. "Was soll ich jetzt mit ihm machen?" "Mit Kaiba-kun? Viele Möglichkeiten bleiben dir nicht, wenn du tatsächlich auf ihn hören willst und auf die Polizei verzichtest. Am wichtigsten ist, dass du ihn wieder auf die Beine kriegst. Die Infusion wird nicht ewig halten und ein zweiter Beutel dürfte schwer zu besorgen sein, ohne dass es jemand bemerkt." "Danke, dass du so schnell kommen konntest und..." Ein knappes Lächeln schlich sich auf Kimikos Lippen. "Ich sagte doch: schon okay..." Kurze Stille, in der das Gesicht der Jüngeren wieder ernst wurde. "Du wärst ein guter Vater gewesen. Es tut mir leid, dass ich dir nie ein Kind schenken konnte... so wie Minami damals." "Unsinn. Mir tut es leid, dass ich fast nie zuhause war. Vielleicht hätte es gar nicht so weit kommen müssen mit uns." "Oh, es wäre so oder so soweit mit uns gekommen, wenn ich an den Jungen da drüben denke. Glaubst du, er wäre dir egal, wenn wir mehr Zeit miteinander verbracht hätten?" Schweigen. Dann ein stummes Kopfschütteln. "Na also..." Kimiko warf einen flüchtigen Blick auf die Küchenuhr. Die Tatsache, dass diese vor unbestimmter Zeit stehen geblieben war, quittierte sie nur mit einem Seufzer und zog dann ihre Armbanduhr zurate. "Ich muss langsam wieder los. Haruka hat schon zum zweiten Mal meine Schicht übernommen, da sollte ich sie wenigstens pünktlich wieder ablösen..." Ohne auf Antwort zu warten erhob die zierliche Frau sich. "Ich-... Es tut irgendwie gut, dass du mich um Hilfe gebeten hast und niemand anderen. Wenn wieder was ist, dann meld dich einfach." "Danke." "Nichts zu danken. Wir sind doch Freunde." Schon fiel die Wohnungstür ins Schloss. Ein kurzer Seufzer, gefolgt von einem bitteren Lächeln. "Ja... Freunde..." Als Kaiba irgendwann gegen Mitternacht aufwachte, war das erste das er hörte, Isonos beschwichtigende Stimme, die aus dem Wohnzimmer zu kommen schien. Mehr als ein paar flüchtige Gesprächsfetzen drangen nicht zu ihm hervor aber die reichten schon, um ihm zu verraten mit wem sein ehemaliger PA da redete. Immer wieder war ein sanftes "Nein, Mokuba-sama, das ist wirklich nicht nötig" zu hören, dem ein tiefer Seufzer folgte, ehe das Ganze von vorne anfing. Der junge Firmenchef wollte sich aufsetzen, wurde aber durch ein seltsames Drücken an seinem Unterarm davon abgehalten. Verwirrt schaltete er mit der anderen Hand das Nachttischlämpchen ein und zog die Stirn kraus. Eine Infusion? Isono hatte doch nicht etwa einen Arzt kommen lassen!? Obwohl, dann wäre er wahrscheinlich in einer Klinik aufgewacht und nicht in dem Schlafzimmer seines Ex-Angestellten... Müde ließ der Braunhaarige seinen Blick zur Zimmerdecke schweifen. Abgesehen von einer leichten Übelkeit und den obligatorischen Kopfschmerzen, an die er sich aber fast schon gewöhnt hatte, fühlte er sich körperlich gesehen bedeutend besser als am Vortag - sofern sein gewagter Ausflug in die Schule wirklich erst gestern gewesen war. Die Stimme im Nebenraum verstummte. Ruhig löschte Kaiba wieder das Licht und schloss die Augen. Morgen würde er weitersehen... Wieder war es Isonos Stimme, die den jungen Firmenchef aufweckte, doch diesmal antwortete ihr ein zweite - also kein Telefonat. "Danke noch mal." "Hör auf, dich andauernd bei mir zu bedanken. Sorg lieber dafür, dass der Junge was isst, okay? Gut. Also... wir sehen uns." "Ja, wir sehen uns." Kurze Stille, dann fiel die Tür ins Schloss und ein schwerer Seufzer war zu hören. Ein Geräusch, das Kaiba inzwischen vertrauter schien als ihm lieb war. Aus den Augenwinkeln registrierte der Braunhaarige, dass die Infusion verschwunden war und nur noch ein weißes Pflaster an ihre Existenz erinnerte. Außerdem war es draußen hell. Wie lange hatte er geschlafen? Laut einem kleinen Radiowecker auf dem Nachttisch war es gegen 5, fragte sich nur an welchem Tag. Langsam setzte der Leiter der KC sich auf und als das keinen nennenswerten Schwindel mehr auslöste, erhob er sich ganz und schritt leise auf die Tür zu. Die Tatsache, dass er noch immer die Hose seiner Schuluniform und das dazugehörige Hemd trug, beruhigte ihn irgendwie. Inzwischen war aus Richtung der Küche leise Musik zu hören, die sich nur schwerlich gegen das laute Rascheln der Einkaufstüten durchzusetzen vermochte, die Isono wahrscheinlich gerade auspackte. Vorsichtig schlich Kaiba näher und lehnte sich schließlich mit schief gelegtem Kopf an den Rahmen der offenen Küchentür. Sein ehemaliger PA zuckte erschrocken zusammen, als er seine Anwesenheit bemerkte. "Du bist schreckhaft." Die Miene des Älteren blieb kühl, als er sein Gegenüber kurz musterte und sich dann wieder abwandte um die nun leeren Tüten in den Müll zu werfen. "Sie sehen aus wie ein Gespenst." "Danke für das Kompliment." "Das war mein voller Ernst, Seto-sama." Bemüht, gelassen zu wirken, füllte Isono seinen Wasserkocher und schaltete ihn an; hatte dem anderen dabei nach wie vor den Rücken zugekehrt. "Ich habe Ihnen ein paar Sachen von zuhause geholt. Sie liegen auf dem Stuhl im Schlafzimmer. Duschen Sie erst einmal und ziehen Sie sich um, dann essen wir und sehen weiter." Leises Zähneknirschen war zu hören. "Ich mag es nicht, wenn man mir Befehle gibt." "Spielen Sie sich nicht so künstlich auf. Ich arbeite nicht mehr für Sie und das hier ist meine Wohnung. Ich möchte einfach nicht mit jemandem am Esstisch sitzen, der seit mindestens 2 Tagen die Sachen nicht mehr gewechselt hat, das ist alles." Ein feiner Rotschimmer schlich sich auf die blassen Wangen des Jüngeren, der sich mit einem unverständlichen Zischen abwandte und dann im angrenzenden Bad verschwand. Das erleichterte Lächeln seines ehemaligen PAs bekam er nicht mehr mit und als er knapp eine halbe Stunde später die Küche betrat, war es längst wieder verschwunden. Ohne den Älteren anzusehen setzte Kaiba sich an einen der beiden Plätze und verschränkte abweisend die Arme. "Wollen Sie Tee oder Wasser?" "Kaffee." "Gibt es nicht. Tee oder Wasser?" Kurzes Schweigen. "Dann Tee." Isono schenkte sich und seinem Gast ein. "Ich habe Nudelsuppe mitgebracht." "Ich habe keinen Hunger." "So geht das nicht." "Was meinst du?" Ein kühles Schmunzeln schlich sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen. "Das Ich-tu-so-als-wäre-nichts-gewesen-Spiel funktioniert so nicht. Um glaubhaft zu wirken müssen Sie schon etwas essen. Am Ende kommt sonst noch jemand auf die Idee, dass vielleicht doch etwas gewesen sein könnte und das wäre doch unvorteilhaft, oder?" "Du machst dich über mich lustig." "Das würde ich nie wagen, Seto-sama." "Du tust es aber." "Das tut mir ehrlich leid. Ich hoffe Sie verzeihen mir, dass ich Sie seit einer Weile einfach nicht mehr ernst nehmen kann, so sehr ich mich auch bemühe. Möchten Sie etwas Zucker?" Der Jüngere presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schnaubte leise. "Fahr mich nach Hause." "Keine Sorge, das werde ich nachher schon tun. Möchten Sie mir vorher noch ein bisschen von dem Täter erzählen?" Wieder knirschte Kaiba mit den Zähnen. "Das sollten Sie lieber lassen, so was verursacht auf die Dauer Kopfschmerzen. Der junge Mann, bei dem ich Sie aufgegabelt habe, ist einer Ihrer Lehrer. Nicht wahr? Wie auch immer. Wer er ist, interessiert mich nicht. Sie werden schon Ihre Gründe haben, warum Sie ihn nicht anzeigen wollen. Was ich allerdings überhaupt nicht verstehen kann, ist, wieso Sie mit ihm mitgegangen sind. Bei allem fehlenden Respekt, aber wenn mir jemand so etwas antun würde, dann wäre das letzte, was ich täte, zu ihm nach Hause zu gehen." "Das verstehst du nicht." "Schön, dass wir uns in der Beziehung einig sind. Verstehen Sie es denn wenigstens?" Stille. Dann ein zögerndes Kopfschütteln. "Wollten Sie diese Dinge, die er gemacht hat?" Die Antwort bestand aus weit aufgerissenen blauen Augen. Abwehrend hob Isono die Hände. "So war das nicht gemeint, tut mir leid." Kurzes Seufzen. "Wie gedenken Sie, weiter vorzugehen?" Der Braunhaarige nahm einen Schluck Tee und strich sich eine störrische Strähne aus dem Gesicht. "Ich werde mich morgen um die liegen gebliebenen Sachen in der Firma kümmern und anschließend die versäumten Hausaufgaben nachholen." "Sonst nichts? Sie wollen ihn einfach seiner Wege gehen lassen?" "Er wird nirgendwo hingehen, glaub mir." Ohne groß darüber nachzudenken legte Isono seine Hand auf die seines ehemaligen Vorgesetzten, die dieser allerdings sofort panisch zurückzog und dabei die Teetasse vom Tisch fegte. Der Ältere verkniff sich jede Bemerkung und erhob sich nur stumm, um die Scherben beiseite zu räumen. Schweigend sah der junge Firmenchef ihm dabei zu. "Seto-sama, wenn ich Sie wäre, dann würde ich für die nächste Zeit alle anstehenden Meetings absagen. Ich glaube kaum, dass Sie im Umgang mit unser-... ich meine mit Ihren internationalen Partnern um solche Dinge wie das Händeschütteln herumkommen werden." "Ist das alles, was du mir rätst?" "Abgesehen davon zur Polizei zu gehen und sich in ärztliche Behandlung zu begeben? Ja." "Wer hat mir diese Infusion gelegt?" "Meine Frau... Ex-Frau. Sie ist Krankenschwester." "Isono, fahr mich jetzt heim. Ich will noch ein paar Sachen im Büro erledigen." "Ab wann planen Sie, wieder zur Schule zu gehen?" "Ich weiß noch nicht. Es wird sich zeigen. Können wir jetzt los?" "Wie Sie wünschen..." Living just isn't hard enough Burn me alive inside Living my life's not hard enough Take everything away Zögernd tastete Kaibas Hand sich zu dem Türgriff vor und betätigte ihn so leise wie möglich, um Mokuba nicht zu wecken. Er wollte nur einen raschen Blick auf seinen Bruder werfen, sich bei ihm entschuldigen und dann wieder gehen. Das Flimmern des Fernsehers, das dem jungen Firmenchef entgegenkam, machte diesen ausgeklügelten und bereits hinreichend erprobten Plan jedoch unversehens zunichte. Unschlüssig beobachtete Kaiba den schwarzen Haarschopf, der bewegungslos vor dem Bildschirm schwebte und gebannt auf ein Monster zu warten schien, das die junge Frau, die gerade panisch über einen Friedhof rannte, endlich in kleine Stück zerfetzte. Sollte er wieder gehen und einfach später noch mal wiederkommen, wenn Mokuba endlich schlief? Doch auch diese Idee wurde wieder verworfen, als die Tür ein leises Knarren von sich gab, daraufhin ein erschrockenes Quieken erklang, das schließlich von einem ungläubigen (und atemlosen) "Nii-sama?" gefolgt wurde. Abgesehen von dem hektischen Keuchen der schwarz-weißen Frau im Fernsehen, die sich anscheinend einen mehrere Quadratkilometer umfassenden Friedhof für ihren Nachtspaziergang ausgesucht hatte, war für einen Moment alles still in dem dunklen Zimmer. "Nii-sama, bist du das?" Der Ältere nickte. Sofort rappelte sein Bruder sich auf, stürmte auf ihn zu und schlang die Arme um seine Taille. "Bist du wieder gesund? Bleibst du jetzt zuhause? Darf ich wieder mit dir reden?" Diese Worte - und vor allem der Tonfall, der verriet, dass Mokuba sich angestrengt die Tränen verkniff - versetzten dem Größeren automatisch einen kleinen Stich ins Herz. Hatte er seinem Ototo tatsächlich verboten, ihn anzusprechen? Obwohl Kaiba stärker denn je das Gefühl hatte, sich nicht in seinem Körper zu befinden, sondern die ganze Szenerie von außen zu beobachten, tat die Umarmung seines kleinen Bruders irgendwo gut. Anders als alle anderen Berührungen. Genauso wie das vertraute Ziehen in den Mundwinkeln, als er sich zu einem knappen Lächeln durchrang und seine Hand beruhigend auf den Kopf des Jüngeren legte. "Mir geht's wieder gut. Und natürlich darfst du mit mir reden, Mokuba." Der Schwarzhaarige setzte gerade zu einer Antwort an, als ihm plötzlich ein erschrockenes Aufkeuchen entfuhr und er sich von seinem Bruder löste. Dieser versteifte sich augenblicklich. Was war los? Hatte Mokuba irgendeine Wunde bemerkt? Oder hatte er ihn unbewusst irgendwie... "falsch" angefasst? "Ich kann deine Rippen fühlen!" Besorgt tastete der 13jährige den Oberkörper seines Nii-samas ab, wobei seine Augen immer mehr auf die Größe von Untertassen wuchsen. Kaiba ließ die ganze Prozedur einfach schweigend über sich ergehen. Er war auf so ziemlich alles gefasst - nur darauf nicht, dass Mokuba ihn plötzlich an der Hand packte und zur Tür zog. "Was-" "Im Kühlschrank sind noch Reste vom Abendessen. Ich wollte mir sowieso noch was davon warm machen und du kommst jetzt mit und isst auch was. Es ist sogar noch Schoko-Pudding da. Ich weiß, dass du den nicht so magst, aber der ist wirklich ganz ganz toll!" "Mokuba, ich-" "Ah!" Sofort verstummte der Ältere und folgte mit hochgezogener Augenbraue dem tadelnden Zeigefinger seines Bruders. "Wenn du jetzt nicht mit mir nach unten gehst und was isst, dann mach ich das, was ich immer gemacht habe, wenn Mama mir beim Einkaufen keinen Pudding kaufen wollte." "Du... wirfst dich schreiend auf den Boden?" Ein überzeugendes Nicken war die Antwort. "Und wenn ich dann einfach das mache, was Oka-san damals immer gemacht hat?" Kurze Stille. Dann breitete sich ein triumphales Grinsen auf Mokubas Gesicht aus. "Dann hab ich gewonnen." "Wieso das? Sie hat dich doch dann immer einfach liegen lassen und ist weiter gegangen, bis du dich beruhigt hast." Völlig unbeeindruckt von diesem Tatsachenbericht führte der Schwarzhaarige seinen Bruder weiter die Treppe hinab und auf die Küche zu. "Stimmt schon, aber in der Einkaufstüte war danach trotzdem immer ein Schokopudding." Erst wollte Kaiba etwas erwidern, überlegte es sich dann aber doch anders und ergab sich einfach. In Wahrheit war er es nämlich immer gewesen, der den Pudding heimlich in den Einkaufswagen geschmuggelt hatte. Der seinem Ototo jeden Wunsch erfüllte. "Wo ist eigentlich Isono? Ich hab ihn gar nicht mehr gesehen die letzten Tage." Kurzes Zögern. "Urlaub." Mit einem ehrlichen "Wow" hievte Mokuba einen Topf mit Spagetti aus dem Kühlschrank und verteilte dessen Inhalt auf zwei Teller, während sein großer Bruder sich am Tresen niederließ. "Das ist das erste Mal überhaupt, oder?" Der Ältere nickte. Obwohl er kein Fieber mehr hatte, war ihm etwas schwummerig und er legte den Kopf auf die verschränkten Arme - ließ dabei jedoch nicht den Blick von seinem Ototo, der nun hochkonzentriert die richtige Zeit an der Mikrowelle einstellte und dann von irgendwoher eine riesige Packung Orangensaft hervorzog. Wie groß Mokuba geworden war... vor ein paar Monaten noch hatte er Schwierigkeiten gehabt, an das oberste Fach des Kühlschranks zu kommen und jetzt... Erst ein lautes >Pling< weckte den jungen Firmenchef wieder auf. Anscheinend war er kurz weggedöst... Sein Bruder holte gerade den zweiten Teller aus der Mikrowelle und schob ihn zu dem anderen. Der Saft war längst eingeschenkt und sogar eine Küchenrolle bereitgestellt, falls es zu diversem Rumgeklecker kommen sollte. Fürsorglich lächelnd beugte Mokuba sich über den Tresen und strich seinem Nii-sama durch das leicht wirre, braune Haar. "Ich hoffe, du bist bald wieder ganz gesund. Es stört mich auch nicht, wenn du dann wieder keine Zeit hast und wir fast nie zusammen essen. So lange es dir dann wieder gut geht und du nicht mehr so dünn bist, macht das nichts." Dann ein kurzes Nicken. "So, und nun wird gegessen. Los, Nii-sama, sonst fütter ich dich!" Eine schiefe Grimasse, die wohl mal so etwas wie ein Grinsen werden sollte, schlich sich auf die Lippen des Älteren, als er sich aufrichtete und nach dem Besteck griff. "Darauf kann ich verzichten. Also... guten Appetit?" "Guten Appetit! Und wehe du isst nicht auf!" ________________________________________________________________ Das Songfragment ist aus "Prayer" von Disturbed - sicher kennt der eine oder andere das fesche Seto-Musikvideo dazu, das tatsächlich Tempo hat, obwohl es von nem Mädchen ist o.O (Ich hab ja keine Vorurteile, aber die Mehrheit der AMVs, die von weiblichen Fans gemacht werden, sind bloß zusammengeschnippelte Szenen, in denen fast ausschließlich der Schwarm des Görs zu sehen ist; wo die Lip-Synch nur in Ausnahmefällen hinhaut, von der Bildquali mal ganz zu schweigen... und so was wird dann immer von allen in den Himmel gelobt, weil die Viewer das Lied und/oder den Chara so mögen *brr~* Am besten noch mit Untertitel! >_< Ich kenn natürlich auch Mädelz, die für AMV n Händchen haben, aber... tja...) Hach, was haben sich alle in der FF liiiiieb XD Taro mag Seto, Seto mag Taro, Roland mag Seto, Seto mag Roland, Kimiko mag Roland, Roland mag Kimiko, Mokuba mag Seto, Seto mag Mokuba, Mokuba mag Roland, Roland mag Mokuba usw usw usw *löl* Tubbieschmuuuuusen! *g* die Umi ^^V Epilog: Looking back -------------------- Nervös kritzelte Kaiba auf seinem Block herum. Verfremdung... zu was sollte er diese dämliche Paprika bloß verfremden? Da Hanaba auch an diesem Tag ohne seinen Referendar aufgekreuzt war, war diese Frage vorläufig das einzige, was den jungen Firmenchef beschäftigte - wenn man einmal von dem Rätsel absah, dass sein Lehrer ihm aufgegeben hatte, als er die zweite Version seines "Gefühls-Bildes" mit einem stolzen Strahlen und einer 1 bewertet hatte. Dabei unterschied es sich nur geringfügig von der ersten. Statt Schwarz hatte er dieses Mal einfach sämtliche Blau- und Grüntöne unkoordiniert auf dem Papier vermengt und - eher aus Langeweile, denn aus tiefgründiger Planung - ein bisschen Salz darauf verstreut. Da Mokuba das wüste, von Sprenkeln durchzogene Ergebnis anschließend mit der imaginären Überschrift "Meer" versehen hatte, hatte er es auch unter diesem Titel in der Schule abgegeben. Und was hatte er dafür bekommen? Die Bestnote, einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und einen erleichterten Seufzer Hanabas. "Sie leben also doch. Wie schön." Der Köter hatte ihn wie erwartet bloß neiderfüllt angeknurrt und irgendetwas Unverständliches vor sich hingemurmelt. Im günstigsten Fall hatte er die pechschwarze, erste Version des Bildes längst wieder vergessen. Diese verdammte Paprika. Warum hatte sie keine glatten Kanten? Wieso musste sie so verdammt... asymmetrisch sein? Anstatt sich mit der Frage verrückt zu machen, wo Taro abgeblieben war, lenkte Kaiba sämtliche Emotionen auf das arme, rote Stück Gemüse, das unschuldig auf seinem Tisch lag und ihn fast schon vorwurfsvoll anstarrte. Am liebsten hätte er sie angefahren, warum sie ihm die Schuld dafür gab, dass sie so unperfekt war und sich partout nicht in irgendeinen geometrischen Körper umwandeln ließ. Schließlich hatte der Braunhaarige die Nase voll und wollte gerade die Paprikaskizze auf seinem Papier mit einen heulenden Gesicht und einem Küchenmesser im "Kopf" ausstatten, um ihr so ihre penetrante Asymmetrie heimzuzahlen, als sich auf einmal die Tür des Klassenraums öffnete. Für einen kurzen Moment setzte das Herz des jungen Firmenchefs aus. Aber es war nicht der seit mehreren Tagen fehlende Kunstreferendar, sondern der Schuldirektor, der Hanaba kurz etwas zuflüsterte, woraufhin sämtliche Farbe aus dessen Gesicht wich, und sich dann an die Klasse wandte. "Es tut mir leid, wenn ich Ihren Unterricht unterbrechen muss, aber..." Nervöses Hüsteln. "Wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, ist Takashima-san dem Unterricht bereits seit längerem fern geblieben. Und..." Zeit schindendes Räuspern. "Es gab einen recht bedauerlichen Zwischenfall. Herr Takashima wird nicht wiederkommen." Der Zwischenfall bestand aus einem in mehrere Streifen zerrissenen Bettlaken, dessen Einzelteile der Schwarzhaarige miteinander verknotet und anschließend an einem der (eigentlich aus einer Laune des Architekten heraus angebrachten) Deckenbalken seines Wohnzimmers befestigt hatte, um sich daran aufzuhängen. Unter ihm fand die Polizei später das verblichene Foto eines kleinen, braunhaarigen Jungen und den Ausdruck einer anonymen Anzeige wegen Vergewaltigung. Später wurden noch weitere Unterlagen entdeckt, laut denen Taro Takashima sich mehrere Jahre lang in therapeutischer Behandlung befunden, diese aber mit seinem Umzug nach Domino abgebrochen hatte. Kaiba erfuhr am nächsten Morgen durch die Zeitung, dass sein Bruder tot war. Ohne die geringste Regung zu zeigen starrte er den entsprechenden Artikel einfach nur mehrere Minuten lang an. Doch an seinem Inhalt änderte sich nichts. Gestern wurde im Stadtteil Hanjuku die Leiche eines 26jährigen Selbstmörders gefunden. Der junge Lehrer muss bereits mehrere Tage unentdeckt in seiner Wohnung gehangen haben, bevor der Hausbesitzer in schließlich fand, als er sich nach der ausbleibenden Miete erkundigen wollte. Nachdem die durchschnittliche Selbstmordrate bei Mittel- und Oberstufenschülern im vergangenen Jahr bereits um mehr als 5% anstieg, scheinen nun die Lehrer zu folgen. Zu den Gerüchten über ein angebliches, strafrechtliches Verfahren gegen Taro T. äußerte sich die Polizei bislang jedoch nicht. Kaiba wusste nichts über die Anzeige, die Isono anonym hinter seinem Rücken erstattet hatte, sonst hätte er wohl anders reagiert. Doch so legte er einfach nur den Kopf schief, betrachtete den Artikel, als ginge es darin um einen Fremden, und blätterte dann einfach weiter zu den Aktienkursen - das leichte Zittern seiner Hände geflissentlich ignorierend. Noch war er sich nicht sicher, ob ihm die Nachricht von Taros Tod wirklich nahe gehen sollte... Gerade entschloss er sich dazu, bei Gelegenheit näher darüber nachzudenken, als die Limousine auch schon vor der KC hielt und sein wieder eingestellter Personal Assistant ihm, wie immer, mit einer knappen Verbeugung die Tür öffnete. Der junge Firmenchef faltete die Zeitung zusammen und erhob sich elegant. Eine plötzliche Windböe zerrte unsanft an seinem Mantel und schien ihn dazu bewegen zu wollen, sich noch einmal umzudrehen. Aber Seto Kaiba drehte sich nie um. Vergangenheit war Vergangenheit. War vorbei. Er würde weiterleben, als wäre nichts geschehen. Wieder vergessen. Es hatte einmal geklappt... Und es würde wieder klappen. Irgendwie. - ENDE - ________________________________________________________________ Sich mit Bettlaken erhängen, das geht! >.> *einzige ist, die Taros Grab besucht* *um ihn trauer* Vielleicht sollte ich euch in den Wahnsinn treiben und ne Taro+Ai-Lin probieren... Hm... dammit, ich bin genial! O.O *Idee notier, allerdings nicht zu YGO (bzw nicht nur)* Hoffe, ihr hattet alle euren Spaß und seid noch nicht totgemüllt! Denn falls ich alles angefangene noch beende, dann war das definitiv nicht der letzte Teil der "Wie-man-Seto-in-Stücke-haut"-Saga XD~~~ *Cocaine-Fähnchen schwenk* So, und nun is Schluss hiermit, ich kann die FF nicht mehr sehen (merkt man ihr glaube ich auch in den letzten 2 Chappies an *hust* ^^') und muss es nun auch nicht mehr - hab sie vor nem halben Jahr zum WB eingereicht und nun auch endlich vollständig hochgeladen. However. Thanx an alle, die die FF von Anfang bis Ende verfolgt haben und mir ihre ehrliche Meinung gegeigt haben ^^ Bis denne irgendwann und bleibt mir treu! die Umi ^^V Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)